RESTAURANT-TIPP 56 Der GENUSStresor am Bankplatz Drei Jahre suchte Lars Nußbaum nach einem passenden Objekt für sein erstes eigenes Restaurant. Mit dem vor ein paar Jahren stilvoll gestalteten Bankplatz im Herzen Braunschweigs, fand er in den Räumen der ehemaligen Volksbank seine Traumlocation. »Der Banklatz war einmal hässlich wie die Nacht. Aber jetzt ist er richtig schön. Er hat Leben, er hat Stil, er hat Sonne, er hat Grün.« Ohne Frage könnte er auch in einer Stadt in Frankreich oder Italien liegen. Der gebürtige Hannoveraner Nußbaum ist mittlerweile seit zwölf Jahren ein bekanntes Gesicht in der Braunschweiger Gastronomie. Bereits mit 24 Jahren übernahm er das heutige »Bolero« und etablierte sich über die Jahre hinweg in der Braunschweiger Szene-Gastronomie als bekannte Größe. Von Hannover nach Braunschweig, war das Zufall? »Nein, Braunschweig kannte ich und es hat mich immer mehr angezogen als Hannover. Das Nachtleben ist besser und die Kreise schließen sich hier sehr schnell.« »Das Nachtleben in Braunscheig ist besser als das in Hannover« Nach sechsmonatiger intensiver Umgestaltung erstrahlen die großen hellen ehemaligen Volksbank-Räume in neuem Glanz. Warme Farben. Holz, Stein, Rost und weiße Säulen. Dunkelbraune, gepolsterte Sessel im Stil der 70er wirtschaft 10/2012 Jahre, ein Kamin, goldene Leuchter und ein paar ganz individuelle Einsprengsel wie die originale bunt gemixte 70er Jahre Lampe und den echten ausgestopften Jägermeister-Hirschkopf an der Wand. Der alte Banktresor im Keller beherbergt nun andere Schätze als früher. Der Blick durch die Tresorstäbe lässt den Wert der hier aufbewahrten, hochprozentigen und teilweise raren Spirituosen nur ahnen. Die Toilletten gleich nebenan sind ausgestattet mit Pariser Metro-Fliesen. Das kann sich sehen lassen. Lars Nussbaum: »Ich war mein eigener Innenarchitekt.« Sechzehn Tonnen Bruchsandstein aus Schlesien wurden im Gastraum vermauert. Ein zweiter alter Tresor der Volksbank wurde in die Bar integriert und was auch sein musste waren neue Fenster: Glas bis zum Boden und zum Platz hin zu öffnen. »Das gibt dies ganz eigene mediterrane Flair, dieses Fließen zwischen Innen und Außen.« Das wirkt wohlig selbst im Winter, wenn draußen zwar die Sonne scheint, aber es nur drinnen kuschelig warm ist. Pure Restaurant & Lifestyle Bar im Retrolook. »Vintage« heißt das Zauberwort. Nach zwölf Jahren »Bolero« jetzt Chef von einem ganz eigenen Lokal. Ist das ein Traum? »Immer schon. Man betreibt Gastronomie mit Herzblut und entwickelt über die Jahre hinweg seine ganz eigene Philosophie. Nur so funktioniert es. Ich hatte auch eine klare Vorstellung 57 Lars Nussbaum betreibt Gastronomie mit Herzblut: »Nur so funktioniert es«, sagt er. Fotos: Jörg Scheibe lasauce mit marktfrischem Gemüsecassoulet und die gebutterte Kutterscholle mit RosmarinOfenkartoffeln oder für die gegrillte Dorade mit Tomatensalat und marinierten roten Zwiebeln. »Wir hatten im Sommer auch Langusten. Neben der saisonalen und regionalen Küche, versuchen wir immer wieder die bestehende Karte um kulinarische Highlights zu ergänzen.« »Im Banktresor lagern heute kostbare Spirituosen« von der Speisekarte.« »Deutsch musste sie sein, frisch und regional. Der Mummebraten gehört dazu.« Sind auch Lieblingsgerichte mit dabei? »Hühnerfrikassee, das kriegt man sonst nirgendwo mehr. Und Senfeier.« Geht das? »Und ob. Und es sorgt für Gesprächsstoff.« Die Einen erinnert es an ihre Jugend und für die Jugend ist es etwas Neues. »Und dann schmeckt es auch noch echt lecker.« In der achtköpfigen Küche des GENUSStresors hat Chefköchin Ulli Zweidorf das Sagen. Die Küche ist von 11 bis 15 Uhr Küche geöffnet und von 17 bis 23 Uhr. »Wir bereiten alles frisch zu. Die Pause brauchen wir für die Vorbereitungszeit.« Für das Schweinelendchen in Gorgonzo- Auch Liebhaber klassischer deutscher Küche werden nicht enttäuscht. »Dekadent mag Braunschweig nicht.« Es gibt Kalbsschnitzel mit Kartoffelsalat und Gurke. Lars Nussbaum: »Es ist schwierig, deutsch zu kochen. Man kriegt dann gleich so einen Stempel aufgedrückt.« Forelle Müllerin mit geschwenkten Petersilienkartoffeln und Salat. Klingt das etwa verstaubt? Und da die deutsche Küche in ihrem Kern ganz unverändert ist, an ihren Rändern aber international verfeinert, gibt es auch die Curry Kokossuppe mit einem Hähnchen-Ananas-Saté und Scheiben vom rosa Roastbeef mit hausgemachter Remoulade und Bratkartoffeln. »Mit (wahrscheinlich) den besten Bratkartoffeln der Stadt.« Doch eine erfolgreiche Gastronomie hängt nicht nur von der Speisekarte ab. Neben einer erstklassigen Küche, wartet auf die Gäste auch eine genauso umfangreiche wie ausgefallene Geträn- kekarte, die um exklusive Spirituosen ergänzt wird. Lars Nußbaum: »Wir sind der einzige gastronomische Betrieb in der Region der von Moët Hennessy beliefert wird. Das verschafft uns ein großes Getränkesortiment zu fairen Preisen.« Champagner zum Beispiel. Der GENUSStresor beherbergt zudem eine so seltene wie schöne Sammlung von Wodka, Wiskey und Rum, dekorativ an der Tresorwand im Gastbereich aufgereiht. Die Sammlung von kubanischem Rum ist vollständig, Havanna Club, die Flaschen zwischen einem und 100 Jahren alt. »Von der 100jährigen Flasche gibt es in ganz Deutschland nur zehn Stück.« Dazu zwei Testflaschen. »Die gibt es sonst gar nicht.« maru wirtschaft 10/2012
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