AZ Fricktal, vom: Freitag, 26. Juni 2015

FRICKTAL 29
AARGAUER ZEITUNG
FREITAG, 26. JUNI 2015
Krach um Kiesgrube
Rheinfelden Die Stadt will die ehemalige Kiesgrube Wäberhölzli rekultivieren – das weckt Widerstand
dungsbewilligung, weil angedacht war,
dort Aushub vom Kraftwerkbau abzulagern. Das Material wurde allerdings andernorts abgelagert oder aufbereitet. Die
Rodungsbewilligung lief aus. «Eine Deponie so nahe am Bau, das hätte Sinn gemacht», sagt Keller. Für das jetzige Projekt
hat er kein Verständnis, auch, weil der
Aushub nicht nur aus Rheinfelden stammt.
den nächsten Gebäuden eingehalten wird.
«Das ist vergleichbar mit dem Rauschen
eines ruhigen Bachs.»
Der Rekultivierungs-Plan sieht vor, dass
in fünf Etappen gearbeitet wird, beginnend am Westrand. Hier soll im ersten Jahr
ein durchgehender Damm aufgeschüttet
werden, der viel vom späteren Betriebslärm absorbiere. Innerhalb von fünf Jahren
soll die Grube aufgefüllt und nach 6 Jahren
vollständig aufgeforstet sein. «Ziel ist es,
die Beeinträchtigungen für Anwohner und
Natur so klein wie möglich zu halten.»
Jürg Keller zweifelt an diesem Plan. «Mit
der Aufforstung und der Nachpflege gäbe
es wohl zehn Jahre lang Immissionen.»
■ Streitpunkt Ökologie. Jürg Keller sieht
keinen Sinn dahinter, auf einer Fläche von
acht Hektaren Wald zu roden. «Das ist ein
grosser Eingriff in die Natur.» Auch würde
das Relief der ehemaligen Grube vielfältigeren Lebensraum bieten als eine «Landschaft wie in Holland».
Kurt Steck hält die Rodung, Rekultivierung und Aufforstung für «vertretbar.»
Das Projekt biete die Chance, das Gebiet
Wäberhölzli aufzuwerten – sowohl als
Naherholungsgebiet als auch als Lebensraum. Dieser soll in Zukunft eine grössere
Artenvielfalt beheimaten. So sind ein lichter Eichenwald, Unkengewässer, Weiher,
Stein- und Holzhaufen sowie ein Pionierwald mit Zitterpappeln und Salweiden geplant. «Wird das Projekt angenommen,
wird ein Mehrwert für die Natur geschaffen», sagt Steck.
■ Streitpunkt Aushub. Für das Gebiet
Wäberhölzli bestand bis 2008 eine Ro-
VON NADINE BÖNI
Die ehemalige Kiesgrube im Gebiet Wäberhölzli in Rheinfelden soll rekultiviert werden. Die Stadt plant, mit rund 700 000 Kubikmeter Aushubmaterial die bestehende
Grube mit einer Fläche von rund acht Hektaren aufzufüllen und anschliessend wieder aufzuforsten. Gegen das Projekt regt
sich Widerstand, vor allem aus dem Wohngebiet Alte Saline. Wortführer der Gegner
ist Jürg Keller, pensionierter Lehrer. Er hat
eine IG gegründet und sagt, dass er bislang
140 Mitstreiter habe, die an der Gemeindeversammlung im Dezember gegen das Projekt stimmen werden. In vier Punkten sind
sich Befürworter und Gegner nicht einig.
Eine Auslegeordnung.
■ Streitpunkt Lärm. Die Tür zum Balkon
der kleinen Wohnung in der Alten Saline
in Rheinfelden steht offen. Draussen zwitschern Vögel. Sonst ist es absolut still.
Und das soll, geht es nach Jürg Keller,
auch so bleiben. «Wir hatten bereits während Jahren den Lärm vom Kraftwerkbau
zu ertragen. Das reicht jetzt», sagt er.
Auch, weil endlich die laute Riburgerstrasse stillgelegt sei. «Die Deponie würde das
schöne Naherholungsgebiet zerstören.»
Lärmpegel wie ein Bach
Auf der Gegenseite steht Kurt Steck,
Stadtoberförster. Er sagt: «Die Sprengungen und Bohrungen vom Kraftwerkbau
lassen sich in keiner Weise mit dem hier
zu erwartenden Lärm vergleichen.» Der
Umweltverträglichkeitsbericht zeige, dass
der Grenzwert von 50 Dezibel selbst bei
«Wir hatten bereits
während Jahren den
Lärm vom Kraftwerkbau zu ertragen. Das
reicht jetzt.»
Raum für Aushub ist gesucht
«Das Wäberhölzli schafft dringend benötigten Raum für Aushub», sagt hingegen Kurt Steck. Bei der Suche nach möglichen Ablagerungsstellen hätten Kiesgruben absolute Priorität. Aktuell wird in der
Kiesgrube Chleigrüt nördlich des Wäberhölzlis noch Kies abgebaut und Aushub
abgelagert. Die Laufzeit der Grube ist aber
absehbar und auf wenige Jahre beschränkt. Derweil finden in der künftigen
Kiesgrube Untere Rütenen zwischen Möhlin und Rheinfelden diesen Sommer die
letzten Vorbereitungsarbeiten statt. Es
wird noch einige Jahre gehen, bis hier
Aushub abgelagert werden kann. «Das
Wäberhölzli kann die Jahre 2017 bis 2021
überbrücken», sagt Steck.
■ Streitpunkt Finanzen. Hinter der Rekultivierung vermutet Keller einen Kuhhandel zwischen den Rheinfelder Ortsbürgern und dem Kanton. Erstere hätten sich
lange geweigert, die vom Kanton verlangten
Eichenwaldreservate
anzulegen.
«Dann gab es ein Tauschgeschäft: Die Ortsbürger unterschrieben den Reservats-Vertrag, im Gegenzug dürfen sie die Deponie
im Wäberhölzli einrichten», sagt Keller.
Jürg Keller Gegner des Projekts
«Ziel ist es, die
Beeinträchtigungen
für Anwohner und
Natur so klein wie
möglich zu halten.»
Kurt Steck Revierförster
«Und dafür können sie wieder Geld einnehmen.» Er geht von den Zahlen aus, die
beim Deponie-Projekt in Herznach genannt würden (vier Franken pro Kubikmeter Aushub). Das ergibt bei 700 000 Kubikmetern knapp drei Millionen Franken.
Keller will über Rechtsweg gehen
Kurt Steck sieht das anders. Von einem
Kuhhandel will er nicht sprechen, die
zwei Projekte seien getrennt voneinander
zu betrachten. Deshalb lässt er auch das
Argument nicht gelten, die Ortsbürger
wollten mit dem Wäberhölzli Geld verdienen. «Die Deponiegebühren sollen die
kostspieligen Planungen, Rodungsarbeiten sowie die Wiederaufforstung und
langjährige Nachpflege des Gebiets finanzieren», sagt Steck. Zudem sei ein Mehrwehrtausgleich pro Quadratmeter Rodungsfläche an den Kanton zu entrichten.
■ Weiteres Vorgehen. Am kommenden
Dienstag, 30. Juni lädt die Stadt Rheinfelden zu einer Informationsveranstaltung
zum Thema Wäberhölzli. Anschliessend
liegen die Planungsunterlagen öffentlich
auf. Jürg Keller will gegen die Rodungsbewilligung und den Vorprüfungsbericht Beschwerde einreichen. Sollte das Projekt an
der Gemeindeversammlung angenommen
werden, ist er bereit, den Rechtsweg zu beschreiten. «Die gute Nachricht aus meiner
Sicht ist: Da es sich um eine Übergangslösung handelt, muss es nur einige Jahre hinausgezögert werden. Dann ist es gestorben.» Kurt Steck bestätigt dieses Szenario,
hofft aber, die Gegenstimmen mit den Argumenten überzeugen zu können.
Kultur im Fluss
Laufenburg Die «Fliessenden
Grenzen» versüssen die
Sommerferienzeit. Geboten
wird vom 1. bis 16. August ein
facettenreiches Programm.
VON MARKUS BAIER (SÜDKURIER)
Sommerferienzeit ist in Laufenburg
wieder grenzüberschreitende Kulturzeit – und das bereits zum 16. Mal. Und
erneut ist es dem Kulturausschuss beider Laufenburg um Präsidentin Renata
Vogt und Touristikerin Brigitte Chymo
gelungen, ein ebenso facettenreiches
wie ansprechendes Programm für
die «Fliessenden Grenzen» vom 1. bis
16. August auf die Beine zu stellen. Die
Besucher können sich auf zahlreiche
Premieren, aber genauso auf bewährte
Höhepunkte freuen.
Besonders die junge Musik steht in
diesem Jahr im Vordergrund, wie Bri-
gitte Chymo bei der Programmvorstellung sagte: So gibt es erstmals das Festival «Junge Klassik», auf die Beine gestellt von der jungen Cellistin Natalia
Dauer aus Bad Säckingen, bei der fünf
talentierte Musiker aus der Region an
zwei Tagen zu hören sein werden. «Ich
wollte schon immer eine solche Veranstaltung mit Gleichaltrigen initiieren,
bei der Musik auf hohem Niveau geboten wird», sagt Natalia Dauer.
Die gesamte Bandbreite
Musik in ihrer gesamten Bandbreite
spielt bei den Kulturtagen überhaupt
eine gewichtige Rolle – egal ob humoristisch wie mit dem Basler Duo I Pelati
Delicati, beschwingt wie mit dem internationalen Jazz-Trio Dreisam oder poetisch wie bei Pippo Polina und seinem
Gitarren-Quintett. Die Eröffnung steht
am 1. und 2. August ganz im Zeichen
des Tangos: Konzert und Milonga im
Rehmann-Museum und Tango-Frühstück mit Tanz auf der Laufenbrücke.
Der alljährliche Tango-Workshop fällt
hingegen aus. Grund dafür ist laut Renata Vogt der plötzliche Tod des Tangolehrers Manuel Sanchez Carabel vor
wenigen Tagen: «Kurzfristig einen Ersatz auf die Beine zu stellen, wäre pietätlos gewesen», so Vogt.
Insgesamt ist es den Veranstaltern
einmal mehr gelungen, alle Bereiche
der Kultur – Bildende Kunst ebenso wie
Kabarett oder Kindertheater in gebührender Form zu berücksichtigen. «Unser
Ziel ist es, ein Programm mit Anspruch
und zu bezahlbaren Preisen zusammenzustellen», so Renata Vogt. Das sei nur
mit viel Unterstützung aus verschiedenen Richtungen, insbesondere von den
beiden Stadtverwaltungen, möglich. Die
Anstrengungen zahlen sich aus, sagen
die Organisatorinnen: Das Interesse an
den «Fliessenden Grenzen» nehme jedes Jahr immer stärker zu.
Karten im Vorverkauf gibt es im Verkehrsbüro Laufenburg (062 874 44 55).
Der Kaister Velo-Klub organisiert die 43. Schwarzwald-Rundfahrt.
GABRIELA FAHNENSTIEL
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DUO I PELATI DELICATI
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1500 Sportler
werden erwartet
OBJEKTE VON ANDREAS BLECHINGER
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ZVG
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«Junge Musik» erklingt
im Schlössle
Für Jung und Alt:
Kabarett und Theater
«Blechart» zeigt
Tierskulpturen
Erstmals gibt es in diesem Jahr das Festival «Junge Klassik» am 1. und 2. August
im Schlössle. Mit dabei sind junge
Künstler aus der Region, etwa die Laufenburgerin Gabriela Fahnenstiel. Zum
Finale der «Fliessenden Grenzen» spielt
am Sonntag, 16. August, das JugendSinfonieorchester Aargau in der Martinskirche in Luttingen. Geboten werden
aber auch Tango, Jazz und poetische
Weisen aus Süditalien. (MSB)
Kinder können sich an den «Fliessenden
Grenzen» auf das Theaterstück «Ronja
Räubertochter» am 5. August in der
Schüüre freuen. Wortakrobat Peter
Spielbauer wird am 7. August sein neues
Kabarett-Programm «Alles Bürste» in
der Stadthalle vorstellen. Das Duo I Pelati
delicati widmet sich auf humorvolle Weise den alltäglichen Problemen beim Aufeinandertreffen von Schweizern und italienischen Einwanderern. (MSB)
«Blechart» lautet der Titel einer Ausstellung, die sich heimischen Tieren als Kunstobjekten widmet. Ab dem 24. Juli bis
Ende September zeigt Andreas Blechinger lebensgrosse Tierskulpturen im
Park am Schlössle. Im Rehmann-Museum
beginnt am 15. August die Ausstellung
«Bien Cuit», die sich der Keramik in der
modernen Kunst widmet. Kinder dürfen
in dem Museum schon am 3. August
Hand eigene Skulpturen schaffen. (MSB)
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Kaisten 43. Schwarzwald-Rundfahrt am Wochenende
Am kommenden Wochenende werden in Kaisten über 1500 Sportlerinnen und Sportler zur SchwarzwaldRundfahrt sowie zum Sporttag erwartet. Der Kaister Velo-Club
«Glückauf» organisiert die Rundfahrt zum 43. Mal. Neben der klassischen Tour über 150 Kilometer werden drei Bike-Strecken über 30, 60
und 90 Kilometer angeboten. Die
30-km-Strecke für Mountainbiker
wurde vor einem Jahr neu ins Pro-
gramm aufgenommen. Sie richtet
sich speziell an Einsteiger, weniger
trainierte Fahrer sowie Familien und
fand 2014 grossen Anklang. Gleichzeitig mit der Schwarzwald-Rundfahrt wird auch der traditionelle
Sporttag durchgeführt. Am Sonntag
finden der 9. Fricktaler Waffenlauf,
der 48. Waldlauf sowie die 15. Walking- und Nordic-Walking-Trophy
statt. Am Schülerlauf werden zudem
über 40 Jugendliche starten. (AZ)