pressemitteilung - Klinikverbund Hessen

PRESSEMITTEILUNG
Ausbildung für Pharmazeuten in der Psychiatrie
Praktische Auswirkungen des „Eichberger Modells“
Professur für Klinikdirektorin Sibylle C. Roll
Eltville, 4. November 2015 – Seit vier Jahren geht die Vitos Klinik Eichberg als bisher
einzige psychiatrische Klinik in Deutschland fortschrittliche Wege bei der
pharmakologischen Behandlung ihrer Patienten. Die klinische Pharmazeutin Professor Dr.
Martina Hahn berät Patienten und Ärzte zu allen Fragen rund um die Arzneimitteltherapie.
Das „Eichberger Modell“ mit einer klinischen Pharmazeutin im Klinikteam ist mittlerweile
national und international anerkannt: Inzwischen kooperiert die Klinik Eichberg mit den
Universitäten Frankfurt, Marburg,Tübingen, Greifswald und Florida, USA bei der
praktischen und theoretischen Ausbildung angehender Pharmazeuten. Der Klinikdirektorin
Sibylle C. Roll wurde kürzlich für ihre klinische und wissenschaftliche Arbeit sowie ihre
Lehrtätigkeit in Psychopharmakotherapie von der amerikanischen Universität eine
Professur mit Lehrauftrag für klinische Pharmazie verliehen.
„Das hat mich wirklich sehr gefreut“, sagt Sibylle Roll. „Diese Professur ist ja nicht nur
eine Anerkennung meiner persönlichen Expertise in der Psychopharmakotherapie,
sondern eine akademische Würdigung für die Etablierung der klinischen Pharmazie in der
Psychiatrie und für unsere Bemühungen, die Ausbildung angehender klinischer
Pharmazeuten zu optimieren.“ Die Festanstellung einer Apothekerin und Pharmazeutin
als Mitarbeiterin der Klinik, die an den Visiten teilnimmt und die bei allen neu
aufgenommenen Patienten deren Medikationen überprüft und Empfehlungen ausspricht,
sei in Deutschland absolut einmalig, so Professor Roll weiter. „Das macht außer uns
bislang noch keine Klinik. Dabei haben Pharmazeuten im Studium eine viel intensivere
Ausbildung hinsichtlich Arzneimittel und deren Darreichungsformen als Mediziner, ihr
Wissen erspart uns Ärzten viel Recherchearbeit, beispielsweise zu Wechselwirkungen
von Medikamenten. Dadurch haben wir wieder mehr Zeit für psychotherapeutische
Gespräche mit unseren Patienten.“
Die Kooperation mit Florida funktioniert trotz der großen Distanz erstaunlich gut. Martina
Hahn hat regelmäßig junge Amerikanerinnen und Amerikaner in der praktischen
Ausbildung. Im letzten Jahr waren das Nicole Cisler, Amy Lynn Safaty, David Raynaud
und Hiren Shah, in den letzten Monaten waren Gavin Meeks, Jabe Weaver und David
Cunningham in der Vitos Klinik Eichberg. Die Studierenden kommen nach Abschluss der
theoretischen universitären Ausbildung. An sie schließt sich in den USA – wie auch in
Deutschland- ein einjähriges Praktikum an, innerhalb dessen die angehenden Apotheker
jeden Monat in einer anderen Einrichtung sind. Mit dem Praktikumsstandort Eichberg
kommen gleich mehrere neue Erfahrungen zusammen: ein anderes Land, eine fremde
Sprache und das Neuland Psychiatrie.
In der Klinik lernen sie die Besonderheiten der psychopharmakologischen Behandlung
von psychisch kranken Menschen kennen, erleben Krankheitsbilder und beschäftigen sich
mit der Nutzen-Risiko-Abwägung, ob ein Arzneimittel überhaupt eingesetzt werden sollte.
Dazu kommt die auch in anderen Bereichen, insbesondere in Apotheken benötigte
Beratungserfahrung. „Es ist erstaunlich, wie viel die Praktikanten mitbekommen, wenn ich
Patienten berate, obwohl sie kaum oder gar kein Deutsch sprechen“, sagt Martina Hahn.
„Durch die fehlenden Sprachkenntnisse konzentrieren sie sich zwangsläufig auf das
Nonverbale, wie zum Beispiel Mimik und Körpersprache– und können dadurch erfahren,
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Kontakt: Ulrike Mai (Öffentlichkeitsarbeit)
Vitos Rheingau gemeinnützige GmbH, Kloster-Eberbach-Straße 4, 65346 Eltville,
[email protected], www.vitos-rheingau.de
Tel. 0 61 23 – 602 – 74 93, Fax 0 6131 602-510, Mobil 0175-1 88 87 80
PRESSEMITTEILUNG
worum es im Gespräch geht, aber zum Beispiel auch, wie sich die Patienten fühlen und
wie sie zu einem möglichen Medikament stehen.“
Die jungen Amerikaner nehmen außerhalb der Klinik große Unterschiede zwischen
deutschen und amerikanischen Apotheken wahr. In Amerika wären Apotheken
Supermärkten sehr viel ähnlicher, es gäbe wesentlich mehr frei zugängliche Medikamente
als hier. Blutspiegelkontrollen der Wirkstoffe, das sogenannte Drug Monitoring ist in den
USA bei Psychopharmaka gänzlich unüblich, während es in der Vitos Klinik Eichberg
schon lange Standard geworden ist. Es interessiert die amerikanischen Studenten daher
besonders, damit sie das hier erworbene Wissen mit in ihre Heimat transportieren
können. Insgesamt sind die bisherigen Gäste aus Amerika von der Klinik und der Region
sehr angetan. Sie würden ihren Kommilitonen den Aufenthalt auf jeden Fall empfehlen.
„Und für uns ist es neben der Freude an der Ausbildung junger Menschen natürlich auch
eine Chance, die Klinik und das „Eichberger Modell“ erlebbar zu machen“, so Sibylle Roll
abschließend. „Deshalb freuen wir uns natürlich genauso über die Zusammenarbeit mit
den vier deutschen Universitäten – und hoffen, dass der eine oder die andere unserer
Praktikanten in einer weiteren Klinik die Funktion von Martina Hahn übernehmen wird. Wir
wollen nämlich nicht allein bleiben, sondern hoffen auf viele Nachahmer.“
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Kontakt: Ulrike Mai (Öffentlichkeitsarbeit)
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