STUTTGART 17 STUTTGARTER ZEITUNG Montag, 7. September 2015 | Nr. 206 Kampagne Paradies der Popkultur Gesundheitsamt rät zu Schutzimpfungen Die Spielstätte Wizemann geht mit zwei Bühnen an den Start. Am Samstag beginnt der Betrieb im Ex-Zapata. Von Ingmar Volkmann Live Die renovierte Halle wirkt schlanker . . . . . . und ist technisch hochgerüstet. Die Wizemann-Macher Goranco Tomeski, Matthias Mettmann, Steffen Posner, Dennis Fotos: Lichtgut/Achim Zweygarth Machleidt, Julien Manheim und Golo Hauptmann (von links) KULTUR RUND UM DEN ROSENSTEINPARK Siem ensst r. 295 Str . 27 H e i l b r o n n er ann str . P ra gst ße rstra nto e w Lö ra ß Staatstheater, Spielstätte Nord we Im Sch e N o r d b a h n h o f s t r. Theaterhaus sem E Manager von Cro mit dem Rapper unterwegs zwischen Hamburg und Graz – , übernimmt den konzeptionellen Part. „Wir sind schon ein bisschen nervös, ob wir irgendetwas Relevantes vergessen haben. Die Gastronomie zu betreiben ist für uns Neuland, außerdem ist das ein sehr großes, personalintensives Projekt“, erklärt Posner. Gleichzeitig sei er sehr froh, dass Stuttgart als Popkonzertstadt nun wieder wettbewerbsfähig sei. „Wir wurden so oft in ganz Deutschland auf unseren Touren ausgelacht. Immer hieß es, die Stuttgarter echauffieren sich, dass keine guten Bands bei ihnen spielen, bieten aber nichts, um die Lücke zu schließen, die seit dem Wegfall der Röhre in Stuttgart existiert“, so Posner. Wenn es um die kleinen, feinen Konzerte in Stuttgart geht, glich diese Stadt in den vergangenen Jahren einem Jammertal. Nach dem vielfach beweinten Wegfall der Röhre klaffte seit Jahren eine Lücke in der Kapazität von rund 500 Besuchern. In einer Größe also, in der Bands spielen, von denen oft die größten Impulse ausgehen. Im Wizemann gibt es mit zwei Sälen nun alle Möglichkeiten, Bands für bis zu 1600 Zuschauer und eben Künstler für 500 Gäste zu buchen. Während des Interviewtermins purzeln die Anfragen quasi im StundenTakt ein. Zu Beginn des Gesprächs stehen 51 Konzerte bis Anfang 2016 im Wizemann fest, am Ende des Gesprächs sind es bereits 53. Die Bandbreite reicht von Boy über Gentleman bis Frittenbude. Im herrlichen Voreröffnungs-Chaos werden To-Do-Listen abgearbeitet, die Küche für das neue Restaurant Happen im Wizemann wird angeliefert. Für das ambitionierte Großprojekt haben sich Mettmann und Posner eine Art Allstar-Mannschaft zusammengestellt. Der gastronomische Königstransfer heißt Goranco Tomeski. Tomeski war 13 Jahre lang in der Suite 212 der Fixpunkt neben Lutz Metzger, seit 2008 war er der Betriebsleiter des Lokals an der Theodor-Heuss-Straße, im Wizemann firmiert er jetzt als Betriebsleiter Gastronomie. Als Chefkoch verköstigt künftig Golo Baumann die Besucher des neuen Lokals Happen, Konzertgänger und Messebesucher – auch Messen sollen im Wizemann stattfinden. Baumann hatte zuvor in der Schankstelle gekocht und unter anderem in der Traube Tonbach gelernt. Das ehemalige Pförtnerhäuschen des Areals wurde in ein kleines Café umgebaut, für das künftig Janusch Munkwitz (Bergamo, Condesa, Paul & George) verantwortlich zeichnet. Für Munkwitz wird hier künftig Züleyha Özülker Kaffee, Selbstgebackenes und mehr in der Nahversorgungswüste rund um das Wizemann servieren. Sowohl Tomeski als auch Munkwitz glauben an das Potenzial der Ecke: „Mit Mahle und den anderen Firmen haben wir hier jede Menge Nachbarn mit einem großen Hunger“, ist sich Tomeski sicher. Das Pförtnerhäuschen soll künftig unter der Woche ab 7.30 Uhr für Kaffee und Co. sorgen, das Happen wird mit einem Mittagstisch an den Start gehen, die Konzertgänger sollen mit Fingerfood und der gastronomischen Neuerfindung „Wizza“, einer getunten Pizza, satt gemacht werden. Zurück zum Wesentlichen, zur großen Konzerthalle. Matthias Mettmann beschreibt die Maße der Bühne und den angestrebten Klang in der Halle mit ansteckend guter Laune in der Stimme wie ein Kind, dass sich auf die Weihnachtsbescherung S t re s ist erstaunlich, wie sehr sich ein Raum in so kurzer Zeit so stark verändern kann. Wo vor einem halben Jahr noch die Atmosphäre eines riesigen Steinbruchs dem Beobachter viel Fantasie abverlangte, sich angesichts von herausgerissenen Wänden eine neue Konzertlocation vorzustellen, ist eine Woche vor Spielbeginn im Wizemann-Areal klar, dass am Rande des Rosensteinparks ein Paradies der Popkultur entstanden ist. Wo einst vom Zapata eine selbst gebastelte Bar, auf der Toilette Waschbeckensteinkunst in der Sagrada-Familia-Gedächtnis-Optik und eine Bühne in Erinnerung geblieben sind, nach deren Begehung jeder Brandschutzbeauftragte eine vierwöchige Kur zur Nervenberuhigung antreten musste, ist die neue Spielstätte im Wizemann nicht wiederzuerkennen. In einer Mischung aus Vorfreude und Nervosität führen Matthias Mettmann und Steffen Posner, die beiden Geschäftsführer der neuen Konzerthalle, die am 12. September mit einem Tag der Offenen Tür eingeweiht wird, durch die Räumlichkeiten. Matthias Mettmann erklärt die technischen Details, die Macht der Subwoofer, die architektonischen Bezüge zum Industriecharme aus der Vor-Zapata-Zeit. Steffen Posner, der zum Termin quasi im Nightliner angereist gekommen ist – er war das ganze Wochenende in seiner Funktion als Im Wizemann n k ra 10 in Wilhelma Rosensteinpark Wagenhallen Bad Cannstatt Rosensteinviertel StZ-Grafik: jev freut. „Die ganze Halle geht jetzt mehr in die Breite und ist nicht mehr so schlauchartig, der Sound soll sich gleichmäßig über den ganzen Raum verteilen.“ Steffen Posner steht daneben und nickt selig lächelnd. Eigentlich könnten die beiden noch betonen, dass sie das Großprojekt ganz ohne Förderung von offizieller Stelle gestemmt haben, dass hier eine hochwertige Spielstätte geschaffen wurde, weil ein großer Teil des finanziellen Erfolges von Cro in das Areal und nicht in private Annehmlichkei- ten gesteckt wurde. Für solch große Töne sind die beiden aber zu smart. Sie lassen ab jetzt lieber das Areal für sich sprechen. Termin Am Samstag, den 12. September kann das gesamte Wizemann-Areal, Quellenstraße 7, bei einem Tag der offenen Tür besichtigt werden. Von 15 bis 22 Uhr können Besucher Bühne, Backstage und mehr inspizieren. Gleichzeitig findet das 0711 Sommerfest im Wizemann statt, unter anderem mit dem Burgerbattle verschiedener Burger-Anbieter aus Stuttgart. Proben für die große Show Beim größten deutschen Inklusionsmusical stehen Darsteller mit und ohne Behinderung auf der Bühne. Liederhalle as größte deutsche Inklusionsmu- studio Let’s Dance! und die Rollstuhltanzsical gastiert am 22. September abteilung des 1. Tanzclub Ludwigsburg. 2015 mit dem Musical Grand Hotel Gemeinsam erzählen sie die Geschichte Vegas in der Liederhalle. Neben dem der eleganten Hotelbesitzerin Lesley-Ann Stammensemble der Patsy & Michael Hull Baker, des smarten Hotelmanagers James Foundation aus dem niederDonovan und der Rezeptiosächsischen Osnabrück wer- 27 Schüler sorgen nistin Linda Roby, die der exden Darsteller aus sechs Tanz- für das passende zentrische Modezar Giacomo schulen und Vereinen aus Aussehen der rund Marone kurzerhand zu seiner Stuttgart und Ludwigsburg Muse erklärt. Gleichzeitig erauf der Bühne stehen. Hinter 200 Darsteller. zählt das Musical die Geden Kulissen sorgen unterschichte der alternden Popdessen 27 Schüler der Friseurabteilung der ikone Char, die in der Glitzerwelt von Las Gewerblichen Schule in Waiblingen für das Vegas ihr Comeback starten will. passende Aussehen der rund 200 DarstelFür die Schüler der Gewerblichen Schuler. Die Initiatorin des Projektes ist die ehe- le bietet das Musical die Möglichkeit, ihr malige Tanzweltmeisterin Patsy Hull-Kro- fachliches Können hinter den Kulissen gull. unter Beweis zu stellen und neue ErfahrunZusätzlich zum Stammensemble der gen zu sammeln. „Unsere Schüler haben Patsy & Michael Hull Foundation trainie- ganz spontan zugesagt, als die Anfrage kam, ren an jedem der zehn Aufführungsorte in dieses großartige Inklusionsprojekt zu Deutschland Darsteller mit und ohne Be- unterstützen“, berichtet die Lehrerin und hinderung für ihren großen Auftritt. Insge- Abteilungsleiterin Christine Burkard. Die samt sind mehr als 30 Tanzschulen und Anfrage hatte die Handwerkskammer ReVereine dabei – in Stuttgart etwa das Tanz- gion Stuttgart gestellt. pbu Mit einer Postkartenaktion möchte das Stuttgarter Gesundheitsamt auf die Gefahren von Infektionskrankheiten und die Bedeutung von Schutzimpfungen zur Vorbeugung aufmerksam machen. Je seltener bestimmte Krankheiten durch erfolgreiche Impfung würden, desto weniger seien ihre Folgen in der Bevölkerung bekannt, teilt das Amt mit. Die oft schwerwiegenden Symptome einer Infektionskrankheit gerieten im Lauf der Zeit in Vergessenheit, während die Nebenwirkungen von Impfungen in den Vordergrund der öffentlichen Wahrnehmung treten würden. Die Impfung von weiten Teilen der Bevölkerung verhindere Erkrankungen wie Kinderlähmung und Diphtherie, die früher zu hoher Kindersterblichkeit geführt haben. Die Weltgesundheitsorganisation hat sich zum Ziel gesetzt, Kinderlähmung, Masern und Röteln zum Verschwinden zu bringen. Masern sind auch in Deutschland noch allgegenwärtig, da der Anteil der Geimpften in der Bevölkerung zu gering ist. Ein Erfolgsbeispiel für die Ausrottung eines Erregers sind dagegen die Pocken. Mit kostenlosen Citycards macht das Gesundheitsamt deshalb auf die Wichtigkeit von Impfungen aufmerksam. Um die Botschaft plakativ zu transportieren, liegen ab sofort Postkarten mit Grafiken zu den schwerwiegenden Folgen in Bars, Kneipen und anderen Lokalitäten aus. pbu D DER DEPARTMENT STORE FÜR STUTTGART Gleisbauarbeiten hinter Cannstatt Auf den Gleisstreckenabschnitten zwischen Bad Cannstatt und Untertürkheim beziehungsweise Fellbach kommt es in der nächsten Woche zu nächtlichen Bauarbeiten. Zwischen Bad Cannstatt und Untertürkheim sowie am Bahnhof Esslingen wird am Dienstag und Mittwoch, 8. und 9. September, gearbeitet, zwischen Bad Cannstatt und Fellbach am Donnerstag und Freitag, 10. und 11. September. Die Bauarbeiter der Bahn sind jeweils zwischen 22 Uhr und 6 Uhr tätig. pbu
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