38 Energie | Wärme | Strom | | HK-Gebäudetechnik 2/14 | Fernheizung Beringen SH: Kaskadenregelung für wirtschaftlichen Ganzjahresbetrieb Wärmeerzeugung für Fernwärmenetz mit Holzschnitzeln: eine nachhaltige Lösung Die Auswahl von Energiequellen bei der Wärmeerzeugung ist so gross wie umstritten. Nachhaltigkeit, ein wohl etwas überstrapazierter Begriff, kommt rasch in die Diskussionen und beeinflusst die Lösungsvorschläge in hohem Mass. Für Roman Lutz und Fritz Hübscher kam nur eine Wärmequelle für ihre Fernheizungsanlage infrage: Holz. Andreas Widmer ■ Die interessanten Vorteile von Holz sind dem Heizungstechniker und dem Zimmermeister bestens bekannt und wollen bei ihrem Projekt genutzt werden. Dieser nachwachsende Rohstoff bedeutet erneuerbare Energie, und erst noch CO2-neutral. Die Holzversorgung in der Schweiz ist gut und weisst nur geringe Preisschwankungen auf. Die geringe Abhängigkeit von Importen ist ein weiterer entscheidender Vorteil. Eine Holzschnitzelheizung ist derzeit eine der ökologischsten Varianten für die Wärmeerzeugung. Unser Schweizer Wald produziert pro Sekunde einen Kubikmeter Holz. Dazu entzieht er der Luft CO2 und speichert dieses in seiner Masse ein. Wird der Baum geern- tet und in ein Holzhaus weiterverarbeitet, speichert dieses somit CO2 ein und leistet damit einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz. Nur schon bei einem Einfamilienhaus aus Holz wird so viel CO2 zwischengespeichert, wie bei einem Mittelklasseauto über 4 Mio. Kilometer ausgestossen wird, erklärt Fritz Hübscher. Situationsplan Fernwärme Beringen SH mit 25 Wärmebezügern. (Holzenergie Beringen GmbH) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 13 Schleitheimerstr. 22 Q: 42 kW m: 1200 l/h Werkhof Gemeindehaus EFH Gemeinde Altersheim MFH Altersheim Leuch Bell Kaufmann Räss Winterflood Bechtel Chrischona Ixtegra AG Hübscher Werkhof Hübscher Wohnhaus Prevista Prevista Prevista Prevista Schwyn Krattiger Bürgin Eggli Partner Überbauung Früeling unbekannt 25 unbekannt Q: 5 kW m: 143 l/h TS 6 H-25+25 143 l/h 50 Pa/m 14 m 10 Klösterli 8 Q: 13 kW m: 380 l/h 9 Klösterli 4/6 Q: 20 kW m: 580 l/h TS 7 H-32+32 1'204 l/h 170 Pa/m 36 m 14 Bärenacker 4 Q: 36 kW m: 1030 l/h TS 5 H-32+32 1'347 l/h 200 Pa/m 33 m TS 45 H-25+25 580 l/h 150 Pa/m 5m TS 46 H-25+25 373 l/h 60 Pa/m 30 m TS 4 H-32+32 1'032 l/h 120 Pa/m 28 m TS 44 H-425+25 631 l/h 180 Pa/m 21 m TS 42 H-40+40 1'584 l/h 100 Pa/m 18 m TS 3 H-40+40 2'379 l/h 180 Pa/m 86 m TS 43 H-32+32 1'211 l/h 170 Pa/m 10 m TS 1 H-50+50 3'096 l/h 110 Pa/m 33 m TS 41 H-40+40 1'863 l/h 120 Pa/m 6m TS 2 H-32+32 717 l/h 70 Pa/m 37 m TS 9 H-75 10'607 l/h 140 Pa/m 2 x 38 m TS 11 H-75 8'457 l/h 100 Pa/m 2 x 40 m TS 19 H-40+40 2'351 l/h 170 Pa/m 47 m TS 17 H-50+50 3'383 l/h 130 Pa/m 52 m TS 20 H-40+40 2'064 l/h 140 Pa/m 21 m TS 23 H-25+25 287 l/h 50 Pa/m 76 m TS 22 H-32+32 1'032 l/h 120 Pa/m 12 m 17 Zelgstr. 35/37 Q: 72 kW m: 2060 l/h TS 13 H-40+40 1'863 l/h 120 Pa/m 12 m TS 26 H-90 16'662 l/h 130 Pa/m 2 x 28 m TS 36 H-40 1'433 l/h 80 Pa/m 2 x 26 m TS 27 H-32 860 l/h 100 Pa/m 2 x 32 m TS 25 H-50 3'583 l/h 130 Pa/m 2 x 16 m TS 14 H-32+32 1'147 l/h 150 Pa/m 70 m 5 Zelgstr. 13/15 Q: 30 kW m: 860 l/h TS 16 H-40+40 2'064 l/h 140 Pa/m 6m TS 15 H-63+63 5'447 l/h 100 Pa/m 32 m TS 21 H-32+32 1'032 l/h 120 Pa/m 4m TS 24 H-90 20'245 l/h 200 Pa/m 2 x 113 m TS 12 H-50+50 3'010 l/h 100 Pa/m 14 m 20 Bahnhofstr. 36 Q: 36 kW m: 1030 l/h 24 Übb. Früeling Q: 125 kW m: 3'583 l/h 22 Bahnhofstr. 24/26 Q: 40 kW m: 1000 l/h 23 Bahnhofstr. 32 Q: 70 kW m: 1290 l/h TS 35 H-63 7'167 l/h 170 Pa/m 2 x 51 m 4 Zelgstr. 2 Q: 250 kW m: 7170 l/h TS 29 H-25 430 l/h 90 Pa/m 2 x 25 m TS 28 H-90 15'802 l/h 120 Pa/m 2 x 27 m TS 10 H-40 2'150 l/h 170 Pa/m 2 x17 m 6 Unterdorf 17 Q: 18 kW m: 520 l/h TS 31 H-75 11'925 l/h 180 Pa/m 2 x 23 m TS 30 H-90 15'372 l/h 130 Pa/m 2 x 82 m TS 39 H-25 516 l/h 120 Pa/m 2x2m TS 37 H-32 917 l/h 110 Pa/m 2 x 45 m TS 33 H-75 9'517 l/h 120 Pa/m 2 x 37 m 1 Zelgstr. 10 Q: 84 kW m: 2410 l/h 3 Zelgstr. 12 Q: 15 kW m: 430 l/h TS 18 H-32+32 1'032l/h 100 Pa/m 5m 21 Guntmadingerstr. 31 Q: 10 kW m: 290 l/h TS 32 H-40 2'408 l/h 70 Pa/m 2 x 16 m TS 34 H-75 8'600 l/h 100 Pa/m 2 x 20 m 15 Guntmadingerstr. Q: 75 kW m: 2150 l/h 19 Bahnhofstr. 38 Q: 36 kW m: 1030 l/h TS 38 H-25 401 l/h 80 Pa/m 2x4m Heizzentrale TS 8 H-110 30'852 l/h 160 Pa/m 2 x 119 m 18 Zelgstr. 39 Q: 36 kW m: 1030 l/h 7 Unterdorf 15 Q: 14 kW m: 401 l/h TS 40 H-50+50 3'447 l/h 150 Pa/m 58 m 12 Klösterli 9/11 Q: 65 kW m: 1870 l/h 16 Guntmadingerstr.14 Q: 25 kW m: 720 l/h 8 Unterdorf 31 Q: 22 kW m: 630 l/h 2 Zelgstr. 8 Q: 50 kW m: 1'433 l/h Energie | Wärme | Strom | Die Heizzentrale der Fernheizung von Beringen mit fünf Heizkesseln. (Foto: Heitzmann AG) | HK-Gebäudetechnik 2/14 | Einblick in das Holzschnitzel-Silo: Die Federkernaustragungen mit je 5 m Durchmesser sorgen für den Nachschub an Brennmaterial, welches mittels Förderschnecken in die Heizkessel transportiert wird. (Foto: Heitzmann AG) Fernheizungsanlage für Beringen Die Idee für eine Fernheizung ist bereits ein paar Jahre alt und die Initiative kam von privater Seite aus einem der angrenzenden Quartiere. Die Gemeindebehörde hiess das Vorhaben gut, wollte aber noch, dass das naheliegende Altersheim damit beheizt wird. Die beiden Unternehmer gründeten in der Folge die Holzenergie Beringen GmbH. Ein grösserer Anteil der Holzschnitzel kommt aus der Holzbaufirma von Hübscher. Weiter liefern noch Schreinereien aus der Umgebung Restholz zur Energiegewinnung. Den Rest bilden trockene Waldschnitzel, welche dazugekauft werden. So wird aus dem wertvollen Restholz kein Abfall, sondern ein wichtiger Energieträger. Sämtliche Abschnitte aus sauberem unbehandeltem Holz werden verwendet, um das Gebiet Klösterli und Zelgstrasse mit Fernwärme zu versorgen. Die einzelnen Heizkessel mit je 200 kW werden durch eine Kaskadenregelung nach Leistungsbedarf zugeschaltet. (Foto: Andreas Widmer) Richtiges System Nachdem die Wahl des Brennstoffs entschieden war, kam das Wissen von Roman Lutz zum Einsatz. Der Betrieb der Heizungsanlage soll monovalent sein und keine weiteren Energiequellen wurden in das Anlagekonzept einbezogen: nur Feuerung mit Holzschnitzel. Zum Zeitpunkt der Planung war auch noch nicht entschieden, ob noch ein weiteres Quartier an die Fernheizung angeschlossen wird. Aber die Heizungsanlage musste bereits im Vorfeld so dimensioniert werden, dass weitere Wärmebezüger problemlos versorgt werden können. Die Asche wird automatisch in Container geführt und kann dadurch bequem entsorgt werden. Der hohe Automationsgrad der Anlage erlaubt einen zuverlässigen Betrieb. (Foto: Andreas Widmer) 39 40 | HK-Gebäudetechnik 2/14 | Energie | Wärme | Strom | Anlagebeschrieb Fernheizung Beringen 5 x 200-kW-Schnitzelheizung WTH 200 in Kaskade installiert, 5 Feinstaubfilter, 5 Rauchgaszyklone, 5 automatische Ascheaustragungen mit je 240 Liter Fassungsvermögen, Wärmespeicher 9700 Liter. Heizzentrale für 7 Einfamilienhäuser, 12 Mehrfamilienhäuser, 2 Gewerbebauten, das Altersheim, die Gemeindeverwaltung und den Gemeindewerkhof in Beringen. Betrieb ganzjährig. Die Wärmebezüger verwenden die Fernwärme für Raumheizung und Warmwasser. Heizraum: 10,7 m x 14,2 m / 152 m2 Lagerraum: der Austragung angepasster Lagerraum 5,0 m x 12,75 m, Raumhöhe 8 m, Schnitzellagervolumen ca. 500 m3. Die Kaminanlage der Fernheizung. Das Mehrkesselprinzip sorgt für einen optimalen Feuerungsbetrieb und kann dadurch den Ausstoss an Schadstoffen massiv reduzieren. (Foto: Andreas Widmer) Der Wärmebedarf betrug rund 1200 kW, inklusive Reserve für Anschlüsse zu einem späteren Zeitpunkt. Dieser Bedarf musste unterteilt werden, damit auch Teillastbetriebe gefahren werden konnten. Darauf gestützt wurde eine Kaskadenlösung gewählt und der Wärmebedarf auf sechs Kessel von je 200 kW aufgeteilt. Kaskadenregelungen werden in Heizungsanlagen eingesetzt, wo mehrere parallel geschaltete Heizkessel in Betrieb sind. Die einzelnen Geräte werden zu- oder abgeschaltet in Abhängigkeit von der Differenz zwischen dem Soll- und dem Ist-Wert der Vorlauftemperatur sowie der Ände- Brennstofftransport: Die Fünferkaskade wird über drei Raumaustragungen versorgt. Der Durchmesser der einzelnen Federkernaustragungen beträgt 5 m. Sie fördern die Schnitzel zu den 5 Austragungsschnecken. Die Förderschnecken bringen die Schnitzel zu den Heizkesseln. Besonderes: Die Steuerung der Anlage ist mit einem SMS-Modul sowie einer Visualisierung ausgestattet. Die Anlage kann noch um einen weiteren 200-kW-Heizkessel erweitert werden. rungsgeschwindigkeit der Heizwassertemperatur. Mittels Bussystem, durch welches alle Verbraucher vernetzt sind, können jederzeit in der Zentrale wichtige Anlagedaten abgerufen und mögliche Abweichungen von Soll-Werten korrigiert werden. te erreicht, die weit unter den Vorgaben der aktuellen Luftreinhalteverordnung liegen. Dank des neuen Fernwärmenetzes in Beringen konnten viele alte umwelt- und gesundheitsschädigende Gasund Ölheizungen im Gebiet Klösterli und Zelg ersetzt werden. Ganzjahresbetrieb Die Wahl der idealen Heizkessel Die Fernheizung in Beringen ist das ganze Jahr über in Betrieb, da auch das Warmwasser ausschliesslich mit Holzschnitzel erwärmt wird. Durch die Aufteilung in je 200 kW Leistung kann jederzeit der verlangte Wärmebedarf gedeckt werden. Hohe Stillstandsverluste können dadurch vermieden werden. Auch die Wartung der einzelnen Kessel ist einfacher und der Betrieb kann durchgehend aufrechterhalten werden. Fünf Heizkessel sind bereits in Betrieb. Für einen weiteren Wärmeerzeuger wurden sämtliche Vorkehrungen getroffen, damit dieser mit wenig Aufwand in das System integriert werden kann. Das Heizungssystem mit mehreren Kesseln bedeutet hohe Betriebssicherheit bei erhöhter Lebensdauer der einzelnen Komponenten. Aussergewöhnliche Anlagen brauchen aussergewöhnlich gute Systeme, Baugruppen und Komponenten. Die technischen Daten der Holzschnitzelanlagen von Hargassner, einem österreichischen Heizkesselbauer, entsprachen den hohen Anforderungen von Roman Lutz. Ein hoher Wirkungsgrad und dadurch optimale Emissionswerte bei einem sparsamen Brennstoffverbrauch sind Pflicht. Eine grosszügig dimensionierte Rostfläche sowie automatische Entaschung der Brennkammer und des Wärmetauschers sind weitere wichtige Punkte im Pflichtenheft. Der hochtemperaturbeständige Rost mit optimierter Luftführung und Selbstreinigungseffekt gewährleistet eine lange Lebensdauer. Die Firma Heitzmann aus Schachen LU lieferte nicht nur die optimalen Kessel mit Zubehör, sondern war auch ein wertvoller Partner bei der Lösungsfindung im anlagetechnischen Bereich. Das Projekt Fernheizung Beringen war für alle Parteien eine Herausforderung und wurde dank grossem Fachwissen, langjähriger Erfahrung und hoher Pro■ duktgüte zur Erfolgsgeschichte. Reduzierter Ausstoss Anordnung der Anlage im Grundriss. Oben ist das Schnitzelsilo mit drei Federkernaustragungen. In der Bildmitte sind die fünf Heizkessel mit bereits eingezeichnetem Kessel Nr. 6. Unten im Bild der Speicher mit rund 10 m3 Inhalt. (Foto: Heitzmann AG) Der Vorteil einer Heizzentrale für mehrere Gebäude liegt darin, dass durch die höhere Betriebstemperatur der Kessel der Ausstoss von Schadstoffen dank besserer Verbrennung minimiert werden kann. Durch das Mehrkesselprinzip werden die Wärmeerzeuger immer im Soll-Leistungsbereich gefahren, um eine optimale Verbrennung zu gewährleisten. Die Heizungsanlage ist zusätzlich mit einem modernen Feinstaubfiltersystem ausgestattet. Dadurch werden Wer- www.solarlutz.ch www.huebscher-holzbau.ch www.heitzmann.ch
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