Die Bedeutung lässt sich nicht allein an ihrem ökonomischen

Jahresbericht 2014 / 2015
Bundestheater-Holding GmbH
Die Bedeutung
von KULTUR
lässt sich
nicht allein
an ihrem
ökonomischen
WERT
bemessen.
Partner der Österreichischen Bundestheater
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Vorwort
02 Bundesminister Dr. Josef Ostermayer
Interview
04 DI Günter Rhomberg
im Gespräch
Bundestheater-Holding
08Prognosebericht
10 Die Bundestheater-Holding
12 Das Kasino am Schwarzenbergplatz
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36
Burgtheater
14 Vorwort Karin Bergmann
15 Kommentar zum Geschäftsjahr 2014 / 2015
18 Die Saison 2014 / 2015
Art for Art –
Theaterservicegesellschaft
42 Vorwort Dr. Josef Kirchberger
45 Kunst, Handwerk und Technik
47 16 Jahre Ausgliederung
Wiener Staatsoper
22 Vorwort Dominique Meyer
24 Die Saison 2014 / 2015
Wiener Staatsballett
30 Vorwort Manuel Legris und
Mag. Simone Wohinz
32 Das Wiener Staatsballett –
Eine Erfolgsgeschichte
33 Die Saison 2014 / 2015
Volksoper Wien
Vorwort Robert Meyer
und Mag. Christoph Ladstätter
Die Saison 2014 / 2015
Bundestheater-Holding
49 Kommentar zum Geschäftsjahr 2014 / 2015
50 Investitionen und Instandhaltungsmaßnahmen
51 Auszug aus dem Bundestheater­
organisations­gesetz
52 Ein Ausblick von Mag. Christian Kircher
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Vorwort
Jahresbericht 2014 / 2015
Bundestheater-Holding GmbH
Dr. Josef
Ostermayer
Bundesminister für Kunst
und Kultur, Verfassung
und Medien
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Die Österreichischen Bundestheater sind ein unverzichtbarer Teil unserer vielfältigen Kulturlandschaft
und künstlerische Aushängeschilder unseres Landes.
Das hohe internationale Ansehen von Burgtheater,
Staatsoper und Volksoper trägt maßgeblich zum
Ansehen Österreichs in der Welt bei. Ihr künstlerisches
Wirken, ihre effiziente Organisation und ihre Akzeptanz
beim Publikum sind mir ein großes Anliegen, auch weil
rund 2.400 Menschen jährlich an den Produktionen
des größten Theaterkonzerns der Welt beteiligt sind.
Wir blicken auf eine Saison 2014 / 2015 zurück, die für die
Bundestheater sehr erfolgreich war. Es erfüllt mich mit
großer Freude, dass das Angebot der Bundestheater
von den Besucherinnen und Besuchern auch im
vergangenen Jahr gut angenommen wurde. Der
konstant hohe Publikumszuspruch ist eine schöne
Bestätigung für die Relevanz der künstlerischen
Angebote von Burgtheater, Staatsoper und Volksoper
und zugleich – mit Blick auf die Karteneinnahmen –
ein maßgeblicher Teil ihrer wirtschaftlichen Grundlage.
Die Neugestaltung des Jahresberichts steht auch
symbolhaft für eine Reihe wesentlicher Neuerungen
und Weichenstellungen, die in der Saison 2014 / 2015
„hinter den Kulissen“ veranlasst wurden und die dazu
dienen, die Bundestheater in ihrer Organisation zu
verbessern und zukunftsfit zu machen. So wurde mit
dem neuen Bundestheaterorganisationsgesetz die
Bundestheater-Holding im Sinne einer strategischen
Management-Holding gestärkt.
Im Herbst 2015 wurde erstmals ein neu geschaffenes
Planungsinstrument, die Ziel- und Leistungsvereinbarung zwischen dem Bundeskanzleramt und der
Bundestheater-Holding, abgeschlossen. Strategische
Vorgaben aus Sicht des Kulturressorts und der
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Bundestheater-Holding mit einer Geltung für drei
Jahre, die auch Basis für entsprechende Vereinbarungen der Holding mit ihren Töchtern sind, bilden die
Grundlage für eine verlässliche, mehrjährige Planung.
Als wesentlicher Baustein zur Absicherung der
Bundestheater ist auch die Erhöhung der jährlichen
Basisabgeltung der Bundestheater auf 162,936 Mio.
Euro anzusehen.
Personell wurde nach einer öffentlichen Ausschreibung
ein neuer Geschäftsführer der Bundestheater-Holding
bestellt. Mag. Christian Kircher wird diese verantwortungsvolle Aufgabe am 1. April 2016 übernehmen.
Er löst damit DI Günter Rhomberg ab, der die Bundestheater interimistisch geleitet hat – ihm sei an dieser
Stelle großer Dank ausgesprochen. Er hat das Unternehmen in einem Zeitraum geführt, in dem große
Herausforderungen zu bewältigen und umfangreiche
organisatorische Umstellungen in Angriff zu nehmen
und umzusetzen waren. Die neue Geschäftsführung
wird auf diesen Weichenstellungen aufbauen können.
Auch neu bestellt wurden die Aufsichtsräte aller
Bundestheatergesellschaften, der Frauenanteil in den
Aufsichtsratssitzungen beträgt seither konzernweit 40 %.
Der künstlerische Erfolg der Bühnen und die organisatorischen, personellen und budgetären Maßnahmen,
die im letzten Jahr gesetzt werden konnten, bilden
die Basis dafür, dass die Bundestheater heute solide
dastehen. Ich bedanke mich bei allen Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern, den Ensembles, der Direktorin und
den Direktoren sowie den Geschäftsführern und
Aufsichtsgremien und wünsche den Österreichischen
Bundestheatern weiterhin viel Erfolg – und dem
Publikum viele unvergessliche Theatererlebnisse im
Burgtheater, in der Staatsoper und in der Volksoper!
Dr. Josef Ostermayer
Foto © Georg Stefanik
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Jahresbericht 2014 / 2015
Holding
Bundestheater-Holding GmbH
KULTUR ist
in Österreich
ein GUT ,
auf das wir
zu Recht stolz
sein können.
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Bundestheater-Holding GmbH
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DI Günter Rhomberg
Von 1. September 2014
bis Ende März 2016
interimistischer
Geschäftsführer der
Bundestheater-Holding.
Präsident der Bregenzer
Festspiele von 1981 bis
2012, seit 2005 Vorstand
der Theater in der
W. : Sie wurden mit 1. September 2014 zum interimistischen Geschäftsführer der Bundestheater-Holding
bestellt. Wie ist es dazu gekommen?
Spätestens im Frühjahr 2014 ist rundum klar geworden,
dass sich – ausgelöst durch die sogenannte „Burgtheaterkrise“ – die gesamten Bundestheater in einer der
schwierigsten Phasen ihrer Geschichte befanden. Der
neue Bundesminister für Kunst und Kultur, Verfassung
und Medien Dr. Ostermayer hatte alle Hände voll zu tun,
um das Schiff wieder auf Kurs zu bringen.
Anfang Juli 2014 erhielt ich einen Anruf von Minister Ostermayer, bei dem er mich um meine Mitarbeit und
Hilfe bei der Bewältigung dieser Krise bat.
Ich war überrascht, wir kannten uns nur aus kurzen Gesprächen und zunächst dachte ich an eine Funktion im
Aufsichtsrat, nicht an die Geschäftsführung.
Als Erstes habe ich mir dann die Frage nach den
konkreten Aufgaben und Kompetenzen der Bundes­
theater-Holding gestellt. Aus meiner Praxis kannte ich
die Führungsstrukturen der Bregenzer Festspiele und
des Theaters in der Josefstadt (beide ebenso kontrolliert durch die Subventionsgeber und den Rechnungshof), die genaue interne Organisation der Bundes­
theater Gruppe war mir aber unbekannt – und so nahm
ich daher zuallererst einmal das Bundestheaterorganisationsgesetz zur Hand.
W. : Aus welchem Grund haben Sie 2014 Ja gesagt?
Das war eine emotionale Entscheidung – und es war Eile
geboten. Darüber hinaus wurde mir bedeutet: „Sie können machen, was Sie für notwendig und richtig halten.“
Reizvoll schien mir eine solche neue Aufgabe vor allem
deshalb, weil sie einen unternehmerischen Impetus verlangte und ganz in der Richtung meiner langjährigen
beruflichen Tätigkeit und der Erfahrung in der Führung
von großen Organisationen lag.
Mitte 2014 war die Situation sehr angespannt, weil
die wahre Dimension der Probleme des Burgtheaters
erst nach und nach ans Tageslicht kamen und mit ihnen
die Höhe des effektiven Verlustes. Es war schon zu diesem Zeitpunkt klar, dass die Finanzierung der Bundestheater in den Geschäftsjahren 2014 / 2015 sowie
2015 / 2016 nur durch den Verkauf von „nicht-betriebsnotwendigem“ Vermögen gesichert werden konnte.
Eine meiner ersten Aufgaben im Herbst 2014 war aber
dann die Überarbeitung und Harmonisierung des Finanz- und Rechnungswesens innerhalb der Gruppe. Es
durfte einfach nicht noch einmal plötzlich zu so einer
kritischen Situation kommen.
W. : Braucht man zum Kontrollieren nicht mehr Leute?
Dr. Georg Springer hat gesagt, er habe nicht genau kontrollieren können, weil er zu wenig Personal gehabt habe.
Fotos © Matthias Aschauer
Josefstadt-Privatstiftung
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Jahresbericht 2014 / 2015
Holding
Bundestheater-Holding GmbH
„Erfreulicherweise stellt das neue Gesetz
die umfassende Verantwortung der HoldingGeschäftsführung in den Mittelpunkt der
gewünschten organisatorischen Neuordnung.“
Ich bin durch die Privatwirtschaft geprägt worden, bin
Betriebswirt und habe eine andere Vorstellung von der
Verantwortung eines „Eigentümers“ wie ihn die Holding
darstellt. Der Eigentümer ist für alles verantwortlich,
was in den Tochterunternehmen passiert. Die gegenwärtigen personellen Ressourcen der Holding reichen
für die Kontrolle aus. Ein eigenes Thema ist die „künstlerische Freiheit“ der einzelnen Häuser. Diese gilt selbstverständlich weiterhin. Allerdings nur insoweit, als diese
finanzierbar bleibt und daher benötigen Verträge auch
immer die zweite Unterschrift des kaufmännischen Geschäftsführers und im Zweifelsfall die Zustimmung des
Aufsichtsrates, sprich des Holding-Geschäftsführers.
Erfreulicherweise stellt das neue Gesetz die umfassende Verantwortung der Holding-Geschäftsführung in
den Mittelpunkt der gewünschten organisatorischen
Neuordnung.
W. : Im Hintergrund stand das Problem, dass durch
die „Nicht-Valorisierung“ der Subventionen in jedem
Jahr ein immer größer werdendes Defizit entstanden
ist?
Das ist richtig. Wenn es, wie in der Vergangenheit, durch
viele Jahre hindurch zu keiner Valorisierung der Personalkosten kommt (was in der Praxis eine laufende reale
Kürzung der Subventionen bedeutet) ist es längerfristig
einfach unmöglich, das gewohnte (und durch das Gesetz
vorgeschriebene) Qualitäts- und Leistungsniveau aufrecht zu halten.
Durch die gesetzliche Anpassung der Basisabgeltung von 148,9 Mio. Euro auf 162,9 Mio. Euro ab 1.1.2016
sowie die laufenden Kostensenkungsprogramme in
sämtlichen Betriebsbereichen steht die Finanzierung
der Bundestheater für die kommenden Jahre jetzt aber
auf festem Grund.
Erstmals in der Geschichte der Bundestheater verfügen sämtliche Gesellschaften unserer Gruppe über
fixe 3-Jahres Budget- und Finanzierungspläne, welche
keine Einschränkung der künstlerischen Budgets vorsehen. Eine gewaltige Vorleistung des Bundes als Eigentümer.
W. : Im neuen Gesetz heißt es, dass der Minister über
die Aufteilung der Mittel entscheidet?
Das war auch im alten Gesetz von 1999 immer so geregelt, also nichts Neues. Grundsätzlich verstehe ich das
auch, weil der zuständige Minister ja dem Parlament
gegenüber verantwortlich ist.
In der Praxis läuft dies aber so ab, dass die Holding
mit den Geschäftsführungen der Töchter die jeweiligen
Jahresbudgets verhandelt und dem Minister zur Genehmigung vorlegt.
Neu im Gesetz steht allerdings, dass die Holding-Geschäftsführung die Argumente der Geschäftsführer der Tochtergesellschaften nur mehr „anhören“
muss (für mich eine Selbstverständlichkeit bei den laufenden Kontakten und Budgetverhandlungen), und
nicht wie früher, als „das Einvernehmen“ hergestellt
werden musste. Das bedeutet eindeutig eine Stärkung
der Holding.
W. : Sind in den kommenden Jahren auch Eingriffe
in den künstlerisch-programmatischen Bereich notwendig?
In Einzelheiten der Programmgestaltung und die Auswahl der Künstler wird und soll sich der Holdingchef
nicht einmischen. Sein Metier ist das Kaufmännisch-Organisatorische.
W. : Der Holding-Geschäftsführer soll sich also nicht
zum Generalintendanten aufschwingen?
Daran war nie gedacht. Er soll den Theatern nicht vorschreiben, was sie künstlerisch zu tun haben. Das
Grundlegende dazu steht im Gesetz; detaillierte künstlerische Zielsetzungen sollten in Zukunft bei den jeweiligen Vertragsverhandlungen mit neuen Geschäftsführern besprochen werden. Es gibt aber ein sozusagen
„natürliches“ Spannungsverhältnis zwischen der Holding
und den Bühnengesellschaften, das seine Ursache im
Bestreben nach einem gruppenübergreifenden sparsamen Einsatz der finanziellen Ressourcen hat. Ein professionell arbeitender Holdingchef wird immer versuchen,
die künstlerischen Pläne der einzelnen Häuser in jeder
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Jahresbericht 2014 / 2015
Holding
Bundestheater-Holding GmbH
DI Günter Rhomberg
im Gespräch mit Derek Weber
W. : Welche Rolle spielt der Tourismus für ein Theater
wie die Staatsoper? Ist da noch mehr drin?
Die Staatsoper verfügt über eine unglaubliche Attraktivität. Sie hat pro Spielsaison nicht nur über 600.000
Besucher, sondern zusätzlich mehr als 200.000 zahlende Gäste pro Jahr, die die Staatsoper nur besichtigen
wollen. Das ist eine unglaublich hohe Zahl und gleichzeiW. : Aber wenn man vor allem die Einnahmen- und tig ein Potential für die Gewinnung zusätzlicher „FreunAusgabenseite im Blick hat, besteht da nicht die Ge- de“, Sponsoren und Donatoren. Dabei müssen wir uns
fahr, dass man sogenannte „riskante“ Projekte lieber an erfolgreichen Kulturinstitutionen, vor allem aus dem
bleiben lässt?
angelsächsischen Raum, orientieren und unsere Arbeit
Nein. Das Gesetz und die neuen Leistungsvereinbarun- weiter professionalisieren. Dies bedeutet auch eine Ingen formulieren den kulturpolitischen Auftrag eindeutig vestition in bestqualifizierte Mitarbeiter.
in die Richtung, dass nicht nur neue Werke gesucht und
aufgeführt werden sollen, sondern dass z.B. auch beim W. : Bringt das neue Bundestheaterorganisations­
Repertoire „auf zeitgenössische künstlerische Aus- gesetz Veränderungen?
drucksformen Rücksicht zu nehmen ist“.
In den jetzt erarbeiteten, ergänzenden Leistungsverein
Außerdem agieren die künstlerischen DirektorIn- barungen ist festgehalten, dass die Geschäftsführungen
nen nicht im luftleeren Raum, sondern müssen sehr sich in Zukunft noch stärker um die Akquisition von
wohl auf die Reaktionen einer kritischen Öffentlichkeit Drittmitteln bemühen müssen. Seitens des Bundes ist
Rücksicht nehmen.
klar ausgesprochen, dass es in den kommenden Jahren
nicht mehr Geld geben wird. Daher ist es umso wichtiger,
W. : Sind Einsparungsmöglichkeiten durch zusätzliche alle bisher nicht genützten Einsparungspotentiale zu
Schließtage gegeben?
heben. Die Geschäftsführungen der Häuser sind – wie
Das ist von Theater zu Theater unterschiedlich zu beur- auch in allen großen, privat geführten Unternehmungen –
teilen. Persönlich halte ich solche Maßnahmen aber für dafür verantwortlich, dass ständige organisatorische
kontraproduktiv, da damit kein Problem auf Dauer zu Verbesserungen erfolgen, um Kosten zu sparen. Die
lösen ist. Die Gefahr beim Kürzen ist, dass man in ein staatlichen Bühnen haben diesbezüglich keine Sonderpaar Jahren noch mehr kürzen muss.
stellung mehr.
nur möglichen Art und Weise zu unterstützen. Die Voraussetzung für eine in Zukunft bessere Zusammenarbeit ist aber das gegenseitige Vertrauen. Die stärkere
Position und Verantwortung des Eigentümers, wie es
das Gesetz jetzt für die Holding vorsieht, muss von den
Tochtergesellschaften aber auch akzeptiert werden.
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Jahresbericht 2014 / 2015
Holding
Bundestheater-Holding GmbH
„Ein professionell arbeitender Holdingchef wird
immer versuchen, die künstlerischen Pläne
der einzelnen Häuser in jeder nur möglichen
Art und Weise zu unterstützen.“
W. : Hat die Krise des Burgtheaters nicht auch etwas
Positives bewirkt, z.B. dass man die grundsätzlichen
Probleme deutlicher sieht als vorher?
Ich denke Ja. Es ist nämlich stärker ins Bewusstsein getreten, was die verantwortlichen Organe zu tun haben
und welche Qualifikationen es in Führungspositionen
braucht. Zum Beispiel, dass der jeweilige künstlerisch
Direktor als zweiter gesellschaftsrechtlich verantwort­
licher Geschäftsführer sehr wohl auch eine umfassende
Verantwortung für die wirtschaftliche Gebarung seines
Hauses wahrzunehmen hat.
Der im Frühjahr 2014 durch die Burgtheaterkrise ausgelöste Schock ging durch das gesamte Unternehmen und
hatte auch seine heilsamen Auswirkungen, da dadurch
die eigenen unternehmerischen Kräfte wieder geweckt
wurden. Sehr wichtig war auch die rasche und konsequent gesetzten personellen Maßnahmen des Eigentümers – sprich des zuständigen Ministers Dr. Ostermayer.
Endgültig auf einen guten Weg gebracht wurden die
Bundestheater durch die im Juli 2015 im Parlament
beschlossene Gesetzesnovelle, die eine Stärkung der
Kompetenzen und Verantwortungen der Holding mit
sich brachte sowie eine Erhöhung / Anpassung der Basisabgeltung auf 162,936 Mio. Euro pro Jahr.
Die stark verbesserten Ergebnisse des GJ 2014 /
2015 zeigen, dass die Bundestheater inzwischen auf
gutem Wege sind und das Vertrauen der Öffentlichkeit
verdienen. Es wird an der konsequenten Arbeit der
Geschäftsführungen aller unserer Gesellschaften liegen,
dieses Vertrauen auch in Zukunft zu rechtfertigen und
jeden Abend zu beweisen, wie wichtig unsere staatlichen Bühnen für die Kultur aber auch für die Wirtschaft
unseres Landes sind.
Derek Weber
Historiker, Opern­
dramaturg, Verfasser
von Aufsätzen zur
Kulturgeschichte,
Programmheft-Texten
und Mitarbeiter von
Zeitungen, Kultur­
magazinen und Websites.
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„Die schwarze Null“
Montage von Themis Ioannou
(Architekt und Künstler) anlässlich
der Präsentation des Bundes­
theater-Holding-Jahresberichts,
März 2015
Voraussichtliche Entwicklung des
Konzerns im laufenden und in den
kommenden Wirtschafts­­jahren
Vergleicht man die aktuelle wirtschaftliche Lage des
Bundestheaterkonzerns mit der Situation vor einem
Jahr, so haben sich nahezu alle Parameter entscheidend
verbessert. Ausgelöst durch die festgestellten Mängel
bei der Gebarung im Burgtheater mussten der neu
bestellte Geschäftsführer der Bundestheater-Holding,
wie auch die Geschäftsführer der Tochtergesellschaften,
die gegebene Organisation des Gesamtkonzerns, vor
allem des Berichtswesens, hinterfragen und Ansätze
sowohl für ein effizienteres Berichts- und Kontrollwesen, als auch Einsparungspotenziale ausfindig machen.
Auch große Unternehmen aus dem Kunstbereich,
umso mehr, wenn sie wie die Bundestheater-Holding
der Öffentlichkeit verpflichtet sind, müssen primär
anhand von Zahlen geführt werden. Alles andere stellt
ein unverantwortbares und nicht mehr akzeptables
Risiko dar. Im Laufe des Geschäftsjahrs 2014 / 2015
haben sich in verschiedenen Teilen unserer Gruppe
Potenziale für Verbesserungen in den organisatorischen
Abläufen ergeben, die in der Folge zu erheblichen und
nachhaltig wirksamen Einsparungen geführt haben.
Mehrere an anderer Stelle dokumentierte Einzel- und
Gruppen-Projekte sind noch auf Schiene und müssen in
allernächster Zeit abgearbeitet werden. Zuletzt wurde
zwischen dem Ministerium (BKA) und der BundestheaterHolding im Dezember 2015 eine „Ziel- und Leistungsvereinbarung“ abgeschlossen, welche rollierend für drei
Jahre gilt und Meilensteine für klar definierte Verbesserungsprojekte enthält. Diese Vereinbarung der Holding
mit dem BKA ist die Basis für die jetzt abzuschließenden
Ziel- und Leistungsvereinbarungen der Holding mit
den Geschäftsführern der Tochtergesellschaften.
Alle bisherigen, internen Bemühungen zur
Ergebnisverbesserung hätten aber nicht ausgereicht
die Finanzierung der Saisonen 2014 / 2015 und
2015 / 2016 sicher zu stellen. Die bereits eingetretenen
Verluste, wie auch die weiter wirksame Nicht-Valorisierung
der Personalkosten für unsere ca. 2.400 MitarbeiterInnen verlangten nach einem kurzfristig zu leistenden
Finanzbeitrag des Eigentümers Bund. Für die Zukunft
bestand allerdings die Hoffnung auf eine generelle
Anhebung der so genannten „Basisabgeltung“. Ohne
Lösung dieser Problematik hätte es spätestens ab der
Saison 2016 / 2017 jedenfalls Einschränkungen beim
Betrieb der Bundestheater geben müssen. Durch die
persönlichen Bemühungen des im Frühjahr 2014
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Jahresbericht 2014 / 2015
Holding
bestellten Bundesministers für Kunst und Kultur,
Verfassung und Medien Dr. Josef Ostermayer konnte
dieses „Crash Szenario“ verhindert werden. Als erste
finanzielle Überbrückungsmaßnahme erhielt die
Bundestheater-Holding die Erlaubnis des Bundes,
„nicht betriebsnotwendiges“ Vermögen (u.a. Teile
des Hanusch-Hofes) im Wert von ca. 40 Mio. Euro
zu verkaufen. Damit konnten die Budgets für die
Geschäftsjahre 2014 / 2015 und 2015 / 2016 ausgeglichen gestaltet werden.
Offen war damals noch die Frage, inwieweit es
überhaupt einer Holding-Konstruktion bedarf um die
Bundestheater eigenverantwortlich zu führen. Als
Alternative war u.a. eine Rückführung der Gesamt­ver­
antwortung in das Ministerium im Gespräch. Zur
Klärung dieser Frage beauftragte Bundesminister
Dr. Ostermayer die ICG Unternehmensberatung, die
im Dezember 2014 eine Stärkung der Holding empfahl.
Die Ausweitung der Befugnisse und Verantwortung
in Form einer „Strategischen Management Holding“*.
Der Minister folgte diesem Vorschlag und nach
parlamentarischer Behandlung wurde im Juli 2015 eine
entsprechende Gesetzesnovelle beschlossen, die am
1. September 2015 in Kraft trat.
Ein besonders wichtiger Teil dieser Gesetzesnovelle betrifft die vom Bund in Zukunft zu leistende
Basisabgeltung. Es ist als „historische“ Leistung zu
bezeichnen, dass es Minister Dr. Ostermayer dabei
gelang, einen Regierungsbeschluss zustande zu
bringen, nach welchem die Bundestheater ab dem Jahr
2016 insgesamt 162,936 Mio. Euro pro Jahr als neue,
gesetzlich abgesicherte Basisabgeltung erhalten
werden. Damit war es möglich, für sämtliche Gesellschaften der Gruppe verbindliche Dreijahresbudgets und
-finanzpläne zu erstellen. Diese wurden im Oktober 2015
den entsprechenden Aufsichtsräten zur Beschlussfassung vorgelegt und der Aufsichtsrat der Holding
hat im Oktober 2015 diese Pläne genehmigt und damit
die Finanzierung mindestens bis über die Spielsaison
2017 / 2018 hinaus gesichert.
Bundestheater-Holding GmbH
Es ist allerdings heute schon vorsorglich festzuhalten,
dass die jetzt gesetzlich festgeschriebene, ab 2016
erhöhte Basisabgeltung nicht ausreichen wird
den Spielbetrieb sämtlicher Häuser uneingeschränkt
auch über das Jahr 2019 / 2020 hinaus fort zu führen.
Seit langem gibt es mindestens geringfügige, jährliche
Lohn- und Gehaltssteigerungen, dieser bei ca. 2 Mio.
Euro pro Jahr anzusiedelnde Betrag lässt sich – nach
den jetzt angegangenen und in absehbarer Zeit auch
abschließbaren Einsparungsprojekten – durch eine
Erhöhung der Kartenpreise nicht vollständig abdecken.
Vor allem nicht dann, wenn diese staatlichen Kultureinrichtungen weiterhin für alle Bevölkerungskreise offen
zugänglich bleiben sollen. Aus Sicht des am 31. März
2016 ausscheidenden interimistischen Geschäftsführers
lässt sich aber, bei weiteren entsprechenden Bemühungen der einzelnen Geschäftsführungen, auch das GJ
2018 / 2019 bewältigen. Dies setzt aber die Bereitschaft
aller Verantwortlichen voraus, noch weiter in die
gewachsenen Strukturen einzugreifen und notwendigen
Veränderungen gegenüber offen zu sein.
Sämtliche Geschäftsführer der Bundestheater-Gruppe werden zur Kenntnis nehmen müssen, dass
es bis mindestens 2019 keine weitere Anpassung,
sprich Erhöhung der Basisabgeltung geben wird und es
daher weiterhin vieler Eigeninitiativen und Leistungen
bedarf, um unsere wunderbaren Häuser in eine gute
Zukunft zu führen. Eine unveränderte Fortschreibung
der heutigen Budgets würde dieses Ziel ernsthaft
gefährden.
DI Günter Rhomberg, Februar 2016
* Definition Strategische
Management-Holding
— Gestaltung der Konzernstrategie
— Koordination der Teilstrategien
— Mitwirkung bei der
Strategieentwicklung der Töchter
— Operative Fühung und
Verantwortungliegt bei den Töchtern
— Koordination der Synergien
zwischen den Töchtern
— Wahrnehmung zentraler
Serviceleistungsfunktionen
Quelle: Österreichisches Controller-Institut
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Jahresbericht 2014 / 2015
Holding
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Bundestheater-Holding GmbH
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Eine kurze Geschichte
Die Aufgaben
Verwaltung, Generaldirektion, Generalintendanz,
Verband: Die Liste der Namen, Änderungen und nicht
zuletzt der Kompetenzen der heutigen BundestheaterHolding ist lang. Den historischen Grundstock dieses
Verbundes bildeten die ehemaligen k.k. Hoftheater, also
das Hofburgtheater und die Hofoper; als Teil des
hofärarischen Vermögens dienten sie bis zum Ende der
Monarchie der Hebung des Ansehens des regierenden
Hauses und unterstanden einem vom Kaiser ernannten
Generalintendanten. Nach dem Zerfall der Monarchie
übernahm die junge Republik Österreich die Verwaltung
dieser einstigen Hoftheater und definierte sie als
Nationaltheater. Unverändert blieb hingegen die
grundsätzliche finanzielle Verantwortlichkeit des Souveräns, nunmehr der Republik, für die Erhaltung der Häuser.
Mit dem Eintritt ins 21. Jahrhundert wurde der
Österreichische Bundestheater-Verband, der im Jahre
1971 die Bundestheaterverwaltung abgelöst hatte, den
Anforderungen der verschärften Wettbewerbssituation
und Öffnung der Märkte nicht mehr in der gewünschten Form gerecht. So entschloss man sich, eine erneute
Anpassung des Organisationssystems vorzunehmen
um eine langfristige Absicherung des Kunstbetriebes
auf höchstem Niveau zu sichern. 1996 wurde eine
Strukturreform initiiert, die in ein Bundesgesetz über
die Neuorganisation der Bundestheater, das Bundestheaterorganisationsgesetz, mündete. Seit der darauf
folgenden „Ausgliederung“ im Jahr 1999 sind die
Bundestheater nunmehr in einem Verband von fünf
eigenständigen GmbHs unter Führung der Bundes­
theater Holding GmbH – Burgtheater GmbH, Wiener
Staatsoper GmbH, Volksoper Wien GmbH und ART
for ART Theaterservice GmbH – organisiert.
Die Grundsätze der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und
Zweckmäßigkeit sind das Grundprinzip des Handelns
der Bundestheater-Holding. Das gilt in erster Linie für
die Verwendung der Subventionen, die der Bundes­
theater-Holding und den Bühnengesellschaften von der
Republik Österreich bereitgestellt werden. Diese
sogenannte Basisabgeltung ist die finanzielle Grundlage für die Erfüllung des im Bundestheaterorganisationsgesetz (BThOG) gesetzlich festgeschriebenen –
kulturpolitischen Auftrages.
Die Hauptaufgaben der Bundestheater-Holding:
— die strategische Führung der
Tochtergesellschaften
— das konzernweite Controlling
— die konzernweite interne Revision
— die finanzielle Absicherung der
Bühnengesellschaften als Voraussetzung für
die Erfüllung ihres kulturpolitischen Auftrages
— die einheitliche Regelung von Grundsatzfragen
des Konzerns und deren Durchsetzung
— die Verhandlung und der Abschluss von
Kollektivverträgen für die Konzernbetriebe
— Instandhaltungs- und Herstellungsmaßnahmen
an den in den Fruchtgenuss übertragenen
Liegenschaften und Gebäuden (Spielstätten)
Die Erfüllung dieser Aufgaben setzt einen hohen Grad
an Flexibilität voraus. Eine schlanke und effiziente
Organisationsstruktur ist daher oberstes Gebot, um
allen vom Bundestheaterorganisationsgesetz übertragenen Aufgaben und dem Selbstverständnis aller
Konzerngesellschaften als Dienstleistungsunternehmen
am besten gerecht werden zu können.
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Holding
Jahresbericht 2014 / 2015
Die Struktur
Bundestheater-Holding GmbH
Der Bundestheater-Holding obliegt die Steuerung und
operative Führung des Bundestheater-Konzerns, sie
ist für die Sicherstellung der Finanzierung der Häuser
verantwortlich und bietet ihren Tochtergesellschaften
zentrale Serviceleistungen, etwa in Rechts- und Steuersowie Budget- und Finanzfragen, an. Die wichtigste
rechtliche Grundlage für das Handeln der Konzern­
gesellschaften bildet das Bundestheaterorganisationsgesetz, darin ist der kulturpolitische Auftrag der
Bühnengesellschaften enthalten
Die Bundestheater-Holding steht im Eigentum der
Republik Österreich und ist Alleineigentümerin von drei
Tochtergesellschaften – der Burgtheater GmbH, der
Wiener Staatsoper GmbH, der Volksoper Wien GmbH –
und Mehrheitseigentümerin (51,1 %) der ART for ART
Theaterservice GmbH. Die übrigen 48,9 % der ART for
ART Theaterservice GmbH sind zu gleichen Teilen
(jeweils 16,3 %) auf die drei Theatergesellschaften
Burgtheater GmbH, Wiener Staatsoper GmbH und
Volksoper Wien GmbH verteilt. Die ART for ART
Theaterservice GmbH ihrerseits ist Eigentümerin der
ART FOR ART Kreativ-Werkstätten GmbH. Das
künstlerisch und finanziell autonome Wiener Staats­
ballett ist eine den beiden Musiktheatern nachgeordnete
ARGE, zu der die bisherigen Ballett-Kompanien der
Wiener Staatsoper und Volksoper Wien 2005 vereinigt
wurden.
Die Bundestheater-Holding GmbH
ist wie folgt aufgebaut:
Geschäftsführung
Zentrale Angelegenheiten
Bau- und
Gebäude­angelegenheiten
Personal, Pensionen, Amt der
Bundestheater
Rechnungswesen
Finanzen und Controlling
Öffentlichkeitsarbeit und
Kommunikation
Organisation – Koordinierung
der Tochtergesellschaften
Recht und Allgemeine
Verwaltung
Interne Revision
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Bundestheater-Holding GmbH
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Das „Kasino am
Schwarzenbergplatz“,
fertiggestellt 1869 als
Palais für Erzherzog
Ludwig Viktor, seit 1981
der „Dritte Raum“ des
Burgtheaters.
Von Seite der Volksoper gibt es bereits den konkreten
Plan der Aufführung einer zeitgenössischen Oper
in der Saison 2016 / 2017, die Staatsoper überlegt ab
2017 / 2018 die Verlegung der „Kinderoper“ von der
Walfischgasse ins Kasino. Damit könnte die attraktive
Spielstätte den Bundestheatern neben Staatsoper
und Burgtheater als drittes repräsentatives Haus am
Ring auch in Zukunft erhalten bleiben.
Der Innenraum mit einem
Fassungsvermögen von
ca. 200 Plätzen
Fotos © Georg Soulek
Das Kasino am Schwarzenbergplatz war seit der
Direktion Achim Benning (1976–1986) die dritte
wichtige Spielstätte des Burgtheaters. Der stark
ausgeweitete Spielplan der Burg unter der Direktion
Matthias Hartmann führte zu einer übergroßen
Budgetbelastung und daher wurde vom Aufsichtsrat
im Frühjahr 2014 eine komplette Schließung des
Kasino ins Auge gefasst. Dadurch erhoffte man sich
neben Budgeteinsparungen zusätzliche Einnahmen
durch eine Mietrechtsablöse, was sich aber nicht
realisieren ließ.
Die neu bestellte Direktorin des Burgtheaters
Karin Bergmann kämpfte für die Erhaltung dieser
Spielstätte und erhielt in dieser Frage auch Unter­
stützung durch den Geschäftsführer der Holding.
In einer Aufsichtsratssitzung sprach sie von der Idee,
das Kasino in Zukunft auch für Produktionen der
Staats- und der Volksoper zur Verfügung zu stellen.
Priorität bei der Bespielung hätte dabei weiterhin
das Burgtheater.
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TOchtergesellschaften
Bundestheater-Holding GmbH
Auf KULTUR
kann man nicht
verzichten,
will man ein
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für die Zukunft
entwerfen.
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Karin Bergmann,
Auch die Junge Burg leistete mit ihrem Theater­projekt
Krise als Chance, eine vielstrapazierte Redewendung,
und doch eine gute Überschrift zur Spielzeit 2014 / 2015, „Gimme Shelter“, bei dem jugendliche Flüchtlinge und
Menschen mit Migrationshintergrund auf der Bühne
die mit einem Direktionswechsel drei Monate vor
standen, einen wichtigen gesellschafts­politischen
Spielplanpräsentation begann und mit der Wahl zum
„Theater des Jahres“ der Fachzeitschrift „Theater heute“ Beitrag, der in der Spielzeit 2015 / 2016 fort­gesetzt
wird.
endete: Stolz blicken wir auf ein Programm zurück,
Die Spielzeit 2014 / 2015 erwies sich als Triumph
das sich mit viel Kraft und Energie des ganzen Hauses
der Gegenwartsdramatik: Alle Uraufführungen, von
und seiner Mitarbeiter – dazu unter strengsten
Elfriede Jelinek im großen Haus bis zu Ferdinand
Spar­auflagen – aus vielen losen Enden zu einem
Schmalz
im Vestibül, wurden ein überwältigender
Gesamtentwurf verknüpfte.
Erfolg bei Presse und Publikum. „die unverheiratete“
Große Themen der Weltliteratur standen im
von Ewald Palmets­hofer erhielt den Mülheimer
Burgtheater auf dem Programm: Karl Kraus‘ MenschDramatikerpreis und wurde wie Wolfram Lotz‘ „Die
heitsepos „Die letzten Tage der Menschheit“ als
Koproduktion mit den Salzburger Festspielen eröffnete lächerliche Finsternis“ nach Mülheim auch zum
Berliner Theatertreffen eingeladen. „Die lächerliche
die Spielzeit, Georg Büchners Revolutionsdrama
Finsternis“ wurde von „Theater heute“ zum „Stück“ und
„Dantons Tod“ beschäftigte sich mit politischen
Systemen und der Eigenverantwortung des Menschen, zur „Inszenierung
des Jahres“ gewählt und erhielt bei der Preisverleihung
Sophokles’ „Antigone“ mit der Frage nach Gerechtigim November 2015 den NESTROY „Beste deutschsprakeit oder Barmherzigkeit.
Die Uraufführung von Elfriede Jelineks Flüchtlings- chige Aufführung“ sowie „Bestes Stück-Autorenpreis“.
Auszeichnungen erhielt auch Simon Stones Version
drama „Die Schutzbefohlenen“ in der Regie von
von Ibsens „John Gabriel Borkman“, mit dem NESTMichael Thalheimer war nicht nur künstlerisch ein
ROY „Beste Regie“ sowie „Bester Schauspieler“ für
großer Erfolg (eingeladen zu den Autorentheatertagen
Martin Wuttke und „Beste Nebenrolle“ für Roland Koch.
Berlin), sondern als „Stück der Stunde“ Auftakt
Die Erfolge eines Theaters sind die Erfolge seines
zahlreicher Initiativen für die Flüchtlingshilfe: Seit der
Ensembles, hier seien exemplarisch genannt Elisabeth
Premiere wurden 16.490 Euro für den Flüchtlingsfonds
Orth, seit 31. Oktober 2014 Ehrenmitglied des Burgtheader Caritas gesammelt. Die Benefizmatinee im Oktober
ters, mit dem NESTROY „Beste Schauspielerin“ ausge­
2015 anlässlich der 60-Jahr-Feier der Wiedereröffnung
zeichnet und am 15. Februar 2015 zur Doyenne des
des Burgtheaters nach dem 2. Weltkrieg stand im
Burg­theaters ernannt, und Regina Fritsch, seit
Zeichen der Solidarität und erbrachte weitere 10.004
16. Jänner 2015 Trägerin des Alma Seidler-Rings.
Euro. Dazu kamen Initiativen aus dem Ensemble, wie
Leider stand die vergangene Spielzeit auch
der Benefizabend „Artists for Syria“ im Juni.
im Zeichen des Abschieds, Abschied von dem großen
Schauspieler Gert Voss und seiner Frau Uschi, von
unserer Doyenne Annemarie Düringer und den
Schauspielern Florian Liewehr und Rudolf Buczolich.
Foto © Reinhard Werner
Burgtheaterdirektorin
15
BURGTHEATER
Jahresbericht 2014 / 2015
Kommentar zum GeschäftsJahr 2014 / 2015
Dr. Thomas Königstorfer
Kaufmännischer Geschäftsführer Burgtheater
Bundestheater-Holding GmbH
Im operativen Spieljahr 2014 / 2015 waren es im
Wesentlichen drei Bündel an Maßnahmen, aufgrund
derer das Burgtheater das Spieljahr 2014 / 2015
erfolgreich abschließen konnte:
Erstens: Mit 8,5 Mio. Euro wurden die höchsten
jemals im Burgtheater erzielten Kartenerlöse erreicht,
im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Zuwachs von 1,1
Mio. Euro oder 15 %. Der Nettoerlös pro Ticket konnte
von 17,44 Euro auf 21,04 Euro gesteigert werden, ein
Zuwachs von 21 %. Diese Entwicklung beruht etwa zur
Hälfte auf dem neuen Kartenpreis-System, das mit
September 2014 etabliert wurde, zur anderen Hälfte auf
intensiveren 1-to-1-Marketing-Aktivitäten und auf einer
nachfrageorientierten, differenzierten Preispolitik. Diese
Werte wurden trotz – sparprogrammbedingt – reduzierter
Zahl von Neuproduktionen (kleineres Repertoire) und
geringerer Vorstellungsanzahl und daraus resultierendem
leichtem Besucherrückgang (- 4,7 %) erzielt.
Die nachstehende Abbildung verdeutlicht, dass
die Karteneinnahmen seit dem Jahr 2000 etwa doppelt
so stark angewachsen sind wie der Verbraucherpreis­
index (VPI) – eine Entwicklung, die zu einem großen
Teil auf die Einnahmenssteigerung 2014 / 2015
zurückzuführen ist.
Vor zwei Jahren hatte der Jahresabschluss des Burg­
theaters für viel Diskussionsstoff gesorgt – seitdem
befindet sich das Haus auf konsequentem Weg zur
wirtschaftlichen Rehabilitierung. Das sogenannte
„100-Punkte-Programm“, mit dem die neue Geschäftsführung im Spieljahr 2014 / 2015 das Jahresergebnis
gegenüber den Vorjahren um rund 4 Mio. Euro zu
optimieren versprochen hatte, hat sein Ziel erreicht:
der vorliegende Jahresabschluss weist sowohl ein
positives Ergebnis als auch positiven Cash Flow aus.
Die Schulden konnten so verringert werden, im
laufenden Jahr sollen weitere Schritte folgen, den
Bilanzverlust der Vergangenheit weiter abzubauen.
Das Burgtheater stand 2014 / 2015 vor mehreren
Herausforderungen: Zum einen galt es, den jährlichen
Betrieb zu redimensionieren, um ein ausgeglichenes
Jahresergebnis bei positivem Cash Flow zu erwirtschaften. Zweitens machte die Aufarbeitung der Vergangenheit wesentliche Fortschritte, Unsicherheiten konnten
somit reduziert werden. Und zum Dritten waren
Schritte einzuleiten, die Kapitalisierung zu verbessern
bzw. die Verschuldung des Hauses abzubauen.
Kartenerlöse Burgtheater (gesamt),
Veränderung zum Jahr 2000 in %
Alle Spielstätten + 62 %
70 %
60 %
Alle Spielstätten
VPI
50 %
40 %
30 %
VPI + 33 %
20 %
10 %
00 / 01 01 / 02 02 / 03 03 / 04 04 / 05 05 / 06 06 / 07 07 / 08 08 / 09 09 / 10
10 / 11
11 / 12
12 / 13
13 / 14
14 / 15
Saison
16
Jahresbericht 2014 / 2015
BURGTHEATER
Zum Zweiten hatte das Burgtheater Maßnahmen im
Personalbereich zu setzen – 2014 / 2015 liegt der
Personalaufwand um rund 9 % unter dem Vorjahr
(operativ, also ohne Mitrechnung von Effekten im
Zusammenhang mit abgabenrechtlichen Verfahren aus
der Vergangenheit; indexbereinigt). Um dies zu erreichen,
waren Nichtverlängerungen und Pensionierungen
umzusetzen, es galt bei Leading Teams zu reduzieren,
und schließlich wurden freiwerdende Positionen zu
einem großen Teil nicht nachbesetzt.
Bundestheater-Holding GmbH
Im Bereich der Technik und der Administration wurden
mehrere Abteilungen zusammengeführt, etwa Akustik
und Multimedia oder Kostüm und Garderobe. Gegenüber
der Ausgliederung im Jahr 1999 hat das Burgtheater
gegenüber der Indexentwicklung 18 % seines Personalaufwands „eingespart“, rund die Hälfte davon allein
im letzten Jahr (in der nachfolgenden Abbildung ist
die „Null-Linie“ die Entwicklung des VPI).
00 / 01 01 / 02 02 / 03 03 / 04 04 / 05 05 / 06 06 / 07 07 / 08 08 / 09 09 / 10
10 / 11
11 / 12
12 / 13
13 / 14
14 / 15
Saison
0,0 %
- 2,0 %
- 4,0 %
- 6,0 %
- 8,0 %
- 10,0 %
- 12,0 %
- 14,0 %
- 16,0 %
- 18,0 %
- 20,0 %
- 18,0 %
Personalaufwand Burgtheater
Veränderung zur Indexentwicklung
(VPI) seit dem Jahr 2000 in %
Drittes Maßnahmenbündel des Vorjahres war ein striktes Schließlich waren, wie eingangs erwähnt, Schritte
einzuleiten, die Kapitalisierung bzw. Verschuldung des
Sparprogramm bei den Neuproduktionen, begleitet
von der Einführung eines Produktions-Controllings mit Hauses schrittweise wieder zu gesunden. Durch den
Verkauf der Probebühne 2014 und das erfolgreiche
wöchentlich aktualisierten Hochrechnungen. Es sei
Spieljahr 2014 / 2015 konnte der Bilanzverlust binnen
gerade in dieser Publikation nicht verhehlt, dass
zweier Geschäftsjahre zwar bereits von - 19,6 Mio.
Sparmaßnahmen bei Produktionen innerhalb des
Euro auf - 12,2 Mio. Euro reduziert werden, dennoch
Bundestheater-Konzerns unweigerlich Auswirkungen
auf die Auslastung der Werkstätten hatten, wenn auch weist die Bilanz des Burgtheaters aus der Zeit vor
dem 31.8.2013 weiterhin ein negatives buchmäßiges
das Burgtheater im Vergleich zu den beiden MusikEigenkapital in Höhe von - 2,7 Mio. Euro aus. Für 2016
theatern der mit Abstand kleinste Abnehmer ist.
Das ambitionierte Ziel des „100-Punkte-Programms“, gilt es daher, in weiteren Schritten mit Unterstützung
der Bundestheater-Holding sowie der ART for ART
die Ertragslage um 4 Mio. Euro zu optimieren, konnte
Theaterservice GesmbH Reserven des Burgtheaters zu
letztlich nur dank des Einsatzes des ganzen Hauses
erreicht werden. Am Ende steht ein Jahresüberschuss heben, um wieder zu einer positiven Eigenkapitalquote
zu kommen und den Bilanzverlust weiter zu reduzieren.
in Höhe von 1,2 Mio. Euro zu Buche, mit dem das
Haus seinen Bilanzverlust aus der Vergangenheit
erstmals reduzieren konnte.
Nach den Besonderheiten der vorhergehenden
zwei Jahresabschlüsse zeigt die Bilanz 2015 somit
eine Beruhigung der wirtschaftlichen Situation.
Unklare Geschäftsfälle aus Vorjahren konnten
rekonstruiert werden. Die Steuernachzahlungen
und die Nachzahlungen an Krankenkassenbeiträgen
konnten so gemindert werden.
17
Fotos © Georg Soulek
Foto © Reinhard Werner
Jahresbericht 2014 / 2015
BURGTHEATER
Bundestheater-Holding GmbH
Akademietheater
Bühne und Zuschauerraum des Burgtheaters
18
Burgtheater
Jahresbericht 2014 / 2015
Stefanie Reinsperger,
Eingeladen zum Berliner
Dorothee Hartinger,
Theatertreffen, aus­
Catrin Striebeck und
gezeichnet von „Theater
Frida-Lovisa Hamann in
heute“ als deutschspra-
„Die lächerliche
chiges Stück des Jahres,
Finsternis“ von Wolfram
Inszenierung und
Lotz, Uraufführung am
Bühnenbild des Jahres,
6. September 2014 im
Nachwuchsschauspiele-
Akademietheater
rin und Schauspielerin
Bundestheater-Holding GmbH
des Jahres (Stefanie
Ausgezeichnet mit
Reinsperger).
3 Nestroys in den
Bereichen „Bestes
Stück“, „Beste deutschsprachige Aufführung“
und „Bester Nachwuchs
„Die Schutzbefohlenen“
von Elfriede Jelinek,
Österreichische
Erstaufführung
am 28. März 2015 im
Burgtheater
Fotos © Reinhard Werner
weiblich“
19
Jahresbericht 2014 / 2015
Burgtheater
Bundestheater-Holding GmbH
„Die letzten Tage der
Menschheit“ von Karl Kraus,
eine Koproduktion mit den
Salzburger Festspielen,
Premiere am 5. September 2014
im Burgtheater.
Aenne Schwarz und
Joachim Meyerhoff
in „Antigone“ von
Sophokles, Premiere am
31. Mai im Burgtheater
Stefanie Reinsperger, Elisabeth
Orth und Christiane von Poelnitz in
„die unverheiratete“ von Ewald
Palmetshofer, Uraufführung am
Fotos © Georg Soulek
14. Dezember 2014 im Akademietheater
Ausgezeichnet mit dem Mülheimer
Dramatikerpreis 2015 für Ewald
Palmetshofer. Nestroy für Elisabeth
Orth als „Beste Schauspielerin“
20
Jahresbericht 2014 / 2015
BURGTHEATER
Bundestheater-Holding GmbH
Caroline Peters, Birgit
Minichmayr und Martin
Wuttke in Henrik Ibsens
„John Gabriel Borkman“,
Premiere am 28. Mai
2015 im Akademietheater
Ausgezeichnet mit
3 Nestroys in den
Kategorien „Beste Regie“
(Simon Stone),
„Bester Schauspieler“
(Martin Wuttke) und
„Beste Nebenrolle“
Foto © Reinhard Werner
(Roland Koch)
21
BURGTHEATER
Jahresbericht 2014 / 2015
Vorstellungen und
BesucherInnen
Ins Burgtheater kamen 258.619
BesucherInnen zu 298 Vorstellungen, ins Akademietheater
127.810 BesucherInnen zu 308
Vorstellungen, ins Kasino
11.080 BesucherInnen zu 66
Vorstellung, ins Vestibül 6.397
BesucherInnen zu 114 Vorstellungen.
Kartenerlöse
Werke
Mit 8.556.197,82 Euro wurden
die höchsten jemals im
Burgtheater erzielten Kartenerlöse erreicht, im Vergleich zum
Vorjahr ist dies ein Zuwachs
von 1,1 Mio. Euro oder 15%.
Im Burgtheater waren 23 Werke
an 277 Vorstellungstagen zu
sehen, an 21 weiteren Vorstellungsterminen 13 Sonderver­
anstaltungen.
Gesamt über alle Bühnen
konnten bei 786 Vorstellungen
403.906 BesucherInnen begrüßt
werden.
Bundestheater-Holding GmbH
Im Akademietheater wurden
22 Werke aufgeführt, zusätzlich
fanden 17 Sonderveranstaltungen statt.
In Kasino bzw. Vestibül wurden
2 bzw. 5 Werke aufgeführt
und es gab 16 bzw. 6 Sonderveranstaltungen.
Kammerschauspielerin Elisabeth
Orth, Ehrenmitglied des Burg­
Bei den 32 Gastspiel-Vorstellungen in Bad Ischl, Berlin, Bozen,
Bratislava, Budapest, Feldkirch,
Frankfurt, Hamburg, Heidelberg, Łódź, Ludwigshafen,
Meran, Mülheim, Neumarkt
und Sibiu kamen 16.058
BesucherInnen.
theaters, wird von Direktorin Karin
Bergmann als Nachfolgerin der im
November 2014 verstorbenen
Annemarie Düringer zur neuen
Doyenne ernannt und repräsentiert
damit als würdigste Vertreterin das
Haus und sein Ensemble.
Die Premieren
der Spielzeit 2014 / 15
Fotos © Georg Soulek
Burgtheater
Die Verleihung des Alma
Seidler-Ringes an Regina
Fritsch sowie die
Ernennung zur Kammerschauspielerin durch
Minister Josef Ostermayer
am 16. Jänner 2015.
—Die letzten Tage der
Menschheit (Karl Kraus).
Koproduktion mit den Salzburger Festspielen, Wiener
Premiere 5. September 2014
—Dantons Tod (Georg
Büchner). Premiere 24. Oktober
2014
—Bei Einbruch der Dunkelheit
(Peter Turrini). Premiere
13. November 2014
—Das Käthchen von Heilbronn
oder Die Feuerprobe
(Heinrich von Kleist). Premiere
24. Jänner 2015
—Die Schutzbefohlenen
(Elfriede Jelinek). Premiere
28. März 2015, ÖEA
—Die Affäre Rue de Lourcine
(Eugène Labiche). Übersetzung
und erweiterte Neufassung
von Elfriede Jelinek, Premiere
18. April 2015
—Antigone (Sophokles).
Fassung des Burgtheaters nach
einer Übertragung von
Frank-Patrick Steckel, Premiere
31. Mai 2015
—John Gabriel Borkman
(nach Henrik Ibsen von Simon
Stone). Koproduktion mit den
Wiener Festwochen und dem
Theater Basel, Premiere 28. Mai
2015
Akademietheater
—Die lächerliche Finsternis
(Wolfram Lotz). Premiere
6. September 2014, UA
—Die Schneekönigin (frei nach
Hans Christian Andersen).
Premiere 15. November 2014
—die unverheiratete (Ewald
Palmetshofer). Premiere
14. Dezember 2014, UA
—Das Konzert (Hermann
Bahr). Premiere 7. Februar 2015
—Das Reich der Tiere (Roland
Schimmelpfennig), Premiere
28. Februar 2015, ÖEA
—Die Macht der Finsternis
(Leo Tolstoi). Premiere
2. April 2015
Kasino
—False Colored Eyes / Imploding
Portraits Inevitable II
(Liquid Loft/Chris Haring).
Kooperation des ImPulsTanz
Festivals und des Burgtheaters
mit der Performancegruppe
Liquid Loft, Premiere 29. April
2015, UA
Vestibül
—am beispiel der butter
(Ferdinand Schmalz).
Premiere 18. Dezember 2014
22
Wi
e
n
S t a
e
r
a t s o p e
Die Zielvorgaben unserer Spielplangestaltung folgten
auch 2014 / 2015 dem Weg, den wir 2010 eingeschlagen
hatten, also – neben dem breiten Angebot an Publikumslieblingen – der Pflege, Erneuerung und Erweiterung des Repertoires, wobei sich die Erweiterung auf
mehreren Ebenen vollzieht. Zum einen soll das
Publikum die Möglichkeit bekommen, Werke an der
Wiener Staatsoper zu erleben, die noch nie respektive
schon lange nicht mehr an diesem Haus gezeigt
worden sind, die aber unbestritten zu den Marksteinen
des internationalen Werkekanons zählen – in diesem
Zusammenhang sei „Chowanschtschina“ erwähnt, aber
auch „Don Pasquale“, ein Stück, das hinsichtlich seiner
Herausforderungen gerne unterschätzt wird. Zum
anderen soll die Moderne respektive das zeitgenössische Musiktheater einen stetig steigenden Stellenwert
erhalten: Die österreichische Erstaufführung von
Thomas Adès „The Tempest“ unter der Leitung des
Komponisten (2015 / 2016 folgt die Staatsopernerstaufführung von Péter Eötvös‘ „Tri Sestri“, ebenfalls unter
der Leitung des Komponisten) war ebenso ein Schritt
in diese Richtung, wie die Vergabe von Auftragswerken
für die kommenden Saisonen (u.a. an Olga Neuwirth).
Dass Opern des Kernrepertoires regelmäßig einer
neuen Sicht unterzogen werden müssen, versteht sich
von selbst – 2014 / 2015 betraf dies „Elektra“ und
„Rigoletto“, die Neuproduktion von „Idomeneo“ zähle
ich darüber hinaus zur, gerade in Wien, lebensnotwendigen Mozart-Pflege.
Mit den Premieren „Verklungene Feste / Josephs
Legende“, „Van Manen / Ekman / Kylián“, der „Nurejew
Gala 2015“ und zahlreichen Vorstellungen von
„Schwanensee“, „Meistersignaturen“, „Romeo und Julia“,
„Mayerling“, „Ballett-Hommage“, „Der Nussknacker“,
„Tanzperspektiven“ sowie „La Sylphide“ zeigte das
Wiener Staatsballett ein ebenso vielfältiges wie
umfangreiches Repertoire an der Wiener Staatsoper.
Mit Tourneen nach Russland, Finnland und Spanien
konnte das Ensemble darüber hinaus seine internationale Präsenz weiter ausbauen.
r
Dominique Meyer,
Staatsoperndirektor
Neben unserem Angebot für das junge Publikum – wir
brachten neben diversen Vermittlungsprojekten u.a.
eine kindgerechte Fassung von Lortzings „Undine“
zur Premiere – liegen mir Produktionen am Herzen,
die generationenübergreifend die ganze Familie
ansprechen. Janáčeks „Schlaues Füchslein“ in der
Regie von Otto Schenk beispielsweise entwickelte sich,
obwohl musikalisch anspruchsvoll, seit der Premiere
zu einem regelrechten Publikumsmagneten und damit
zu einem neuen fixen Bestandteil unseres Spielplanes.
All dies muss in dem großen Repertoire-Betrieb
der Wiener Staatsoper vor dem Hintergrund des
täglich funktionierenden Spielbetriebs und dem
ver­antwortungsvollen Umgang mit den finanziellen
Gegebenheiten verstanden werden.
Von all jenen, die das künstlerische Antlitz der
Wiener Staatsoper 2014 / 2015 mitgeprägt haben, seien
neben dem Staatsopernorchester, dem SängerInnenensemble, dem Chor und dem Wiener Staatsballett,
namentlich und stellvertretend Dirigenten unterschiedlicher Generationen wie Semyon Bychkov, Christoph
Eschenbach, Peter Schneider, Christian Thielemann,
Ingo Metzmacher, Simon Rattle, Myung-Whun Chung,
Alain Altinoglu, Yannick Nézet-Séguin, Kirill Petrenko
sowie Gastsängerinnen und Gastsänger wie Roberto
Alagna, Carlos Álvarez, Ildebrando D’Arcangelo, Piotr
Beczala, Johan Botha, José Cura, Angela Denoke,
Plácido Domingo, Juan Diego Flórez, Ferruccio
Furlanetto, Elīna Garanča, Christian Gerhaher, Angela
Gheorghiu, Stephen Gould, Edita Gruberova, Dmitri
Hvorostovsky, Soile Isokoski, Sophie Koch, Genia
Kühmeier, Elisabeth Kulman, Lise Lindstrom, Anna
Netrebko, Leo Nucci, Camilla Nylund, Olga Peretyatko,
Patricia Petibon, Michael Schade, Neil Shicoff, Nina
Stemme, Krassimira Stoyanova, Bryn Terfel, Michael
Volle oder Regisseure wie Kasper Holten, Lev Dodin,
Pierre Audi, Irina Brook, Robert Lepage genannt.
23
Jahresbericht 2014 / 2015
Wiener Staatsoper
Bundestheater-Holding GmbH
Der Zuschauerraum der
Fotos © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
Wiener Staatsoper
Die Wiener Staatsoper,
das „Erste Haus am
Ring“, eröffnet 1869.
24
Jahresbericht 2014 / 2015
KS Ferruccio Furlanetto
in Modest Mussorgskis
„Chowanschtschina“,
Premiere am
15. November 2014.
Wiener Staatsoper
Bundestheater-Holding GmbH
Wiener Staatsoper
Jahresbericht 2014 / 2015
Bundestheater-Holding GmbH
Fotos © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
25
KS Nina Stemme in
Richard Strauss´
„Elektra“, Premiere
am 29. März 2015.
Jahresbericht 2014 / 2015
Wiener Staatsoper
Bundestheater-Holding GmbH
KS Michael Schade
in W. A. Mozarts
„Idomeneo“, Premiere
am 5. Oktober 2014
Fotos © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
26
27
Jahresbericht 2014 / 2015
Wiener Staatsoper
Albert Lortzings
„Undine“ im A1 Kinder­
opernzelt auf der
Dachterrasse der Wiener
Staatsoper, Premiere am
18. April 2015
Thomas Adès´ „The Tempest“, in
der Produktion von Robert Lepage,
Premiere am 14. Juni 2015
Giuseppe Verdis
„Rigoletto“, Premiere am
20. Dezember 2014
Bundestheater-Holding GmbH
28
Jahresbericht 2014 / 2015
Wiener Staatsoper
Bundestheater-Holding GmbH
Die Premieren
der Spielzeit 2014 / 15
Adrian Eröd und
Stephanie Houtzeel in
Thomas Adès´
„The Tempest“, Premiere
am 14. Juni 2015
Valentina Naforniţă und
KS Juan Diego Flórez
in Gaetano Donizettis
„Don Pasquale“, Premiere
am 26. April 2015
Fotos © Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
—Idomeneo (Wolfgang
Amadeus Mozart), Premiere
am 5. Oktober 2014
—Chowanschtschina (Modest
Mussorgski), Premiere am
15. November 2014
—Rigoletto (Giuseppe Verdi),
Premiere am 20. Dezember
2014
—Verklungene Feste/Josephs
Legende, (Choreographie: John
Neumeier, Musik: Richard
Strauss), Premiere am 4. Februar
2015
— Elektra (Richard Strauss),
Premiere am 29. März 2015
—Undine (Albert Lortzing),
Premiere am 18. April 2015
im Kinder­opernzelt
—Don Pasquale (Gaetano
Donizetti), Premiere am
26. April 2015
—Van Manen | Ekman | Kylián
(Adagio Hammerklavier –
Choreographie: Hans van
Manen, Cacti – Choreographie
– Alexander Ekman, Bella
Figura – Choreographie:
Jiří Kylián), Premiere am
9. Mai 2015
—The Tempest (Thomas Adès),
Premiere am 14. Juni 2015, ÖEA
—Nurejew Gala 2015,
28. Juni 2015
29
Wiener Staatsoper
Jahresbericht 2014 / 2015
Vorstellungen und
BesucherInnen
In der Saison 2014 / 2015
wurden insgesamt 361 Vorstellungen gespielt, die von 598.951
BesucherInnen gesehen wurden.
Bei den 284 Opern- und
Ballettvorstellungen auf der
Hauptbühne der Wiener
Staatsoper wurde mit 582.532
BesucherInnen eine Sitzplatzauslastung von 99,02 % erreicht.
6.115 BesucherInnen kamen zu
den 7 Matineen, 3.831 zu
21 Veranstaltungen im Gustav
Mahler-Saal, 6.473 zu 49
Vorstellungen ins A1 Kinder­
opernzelt.
Werke
11 Premieren, 49 Opernwerke
(inkl. Operette), 11 abendfüllende
Ballettprogramme, 2 Konzerte
und 5 Solistenkonzerte waren
in der Staatsoper zu erleben,
im Gustav Mahler-Saal gab es
3 Veranstaltungsserien, im A1
Kinderopernzelt kamen
4 Werke zur Aufführung.
Anlässlich des 200-jährigen
Bestehens des Musikvereins für
Steiermark gastierte die Wiener
Staatsoper am Sonntag, 19.
April 2015 mit einer konzertanten Vorstellung von Fidelio im
Grazer Stefaniensaal.
Die Kartenerlöse betrugen
34.271.520,35 Mio. Euro und
lagen damit um annähernd
0,7 Mio. Euro über denen der
vorigen Saison.
Im Zuge des Schwerpunktes zu
zeitgenössischer Musik, der in
den nächsten Spielzeiten den
Spielplan der Wiener Staatsoper
prägen wird, hat Staatsoperndirektor Dominique Meyer für
die nächsten fünf Spielzeiten
fünf Kompositionsaufträge
fixiert. Das chronologisch letzte
Uraufführungsprojekt wurde
am 10. März 2015 mit Olga
Neuwirths Oper Orlando
basierend auf Virginia Woolfs
gleichnamigem Roman
präsentiert.
Die aus New York City (USA)
stammende Künstlerin Joan
Jonas gestaltete in der Spielzeit
2014 / 2015 das seit 1998
mittlerweile 17. Großbild für
den Eisernen Vorhang der
Wiener Staatsoper.
Im September 2014 wurde die
Wiener Staatsoper in Amsterdam für ihr gemeinsam mit
Nous / pocketscience realisiertes
Projekt WIENER
STAATSOPER live at home mit
dem Special Award der IBC
(International Broadcasting
Convention) ausgezeichnet. Im
März 2015 wurde dem Projekt
vom Bundesministerium für
Wissenschaft, Forschung und
Wirtschaft der Staatspreis
Multimedia und e-Business
verliehen.
Dem italienischen Bassbariton
Ildebrando D’Arcangelo und
dem amerikanischen Heldentenor Stephen Gould wurde in
der Spielzeit 2014 / 2015 der Titel
Österreichischer Kammer­
sänger verliehen.
Kartenerlöse
Spezielle Initiativen
Ehrungen, Preise,
Auszeichnungen, Jubiläen
Die Wiener Staatsoper bietet
drei Ausbildungsstätten für
junge Menschen: die Opernschule für Kinder, die Ballett­
akademie und die Chorakademie.
entwickelt von Opera Europa,
dem Zusammenschluss
europäischer Opernhäuser und
Festspiele, dem Kultursender
ARTE und fünfzehn Opernhäusern.
Das speziell für Schulen und
Bildungseinrichtungen entwickelte Programm WIENER
STAATSOPER live at school
nutzt die neuen technischen
Möglichkeiten, um SchülerInnen virtuelle Probenbesuche zu
ermöglichen. In der Saison
2014 / 2015 waren etwa 3.500
SchülerInnen bei 8 Schulstreams dabei.
Innen- und Außenbereiche der
Wiener Staatsoper wurden im
August 2014 zu Drehschauplätzen für den fünften Teil der
Filmreihe Mission: Impossible.
Am 23. Juli 2015 fand die
Weltpremiere des Filmes in der
Wiener Staatsoper statt.
Die Wiener Staatsoper ist
maßgeblich am im Mai 2015
gestarteten neuen Angebot in
der digitalen Opernwelt
beteiligt: The Opera Platform
– www.theoperaplatform.eu,
Am 12. Februar 2015 fand der
59. Wiener Opernball seit der
Wiedereröffnung der Wiener
Staatsoper statt. Im Zentrum
des Abends standen erneut die
künstlerischen Darbietungen
von Orchester, Ballett und
SängerInnen der Wiener
Staatsoper.
Bundestheater-Holding GmbH
Jongmin Park gewann im Juni
2015 den Song Prize beim
Wettbewerb BBC Cardiff
Singer of the World.
KS Edita Gruberova und die
Wiener Staatsoper feierten die
45-jährige Zugehörigkeit der
Ausnahmekünstlerin zum Haus
am Ring mit einem Galakonzert am 7. Februar 2015.
Publikumsliebling Alfred
Šramek, Kammersänger und
Ehrenmitglied der Wiener
Staatsoper, feierte mit einer
Vorstellung von Rossinis Il
barbiere di Siviglia, am 16.
Februar 2015 seine 40-jährige
Zugehörigkeit zur Wiener
Staatsoper.
Sein 40-jähriges Bühnenjubiläum feierte KS Neil Shicoff,
Ehrenmitglied der Wiener
Staatsoper, am 3. Mai 2015 mit
einem Galakonzert.
Sonderveranstaltungen
Getreu dem Motto „Building
Bridges“ des in Wien stattfindenden 60. Eurovision Song
Contests lud die Wiener
Staatsoper gemeinsam mit dem
ORF am Sonntag, 17. Mai 2015
zu einer Matinee, bei der
KünstlerInnen der Staatsoper
und des ESC mit ihrer Musik
und in Gesprächen Brücken
zwischen Genres und Musikkulturen bauten: Pop meets Opera.
Am 12. April 2015 präsentierte
der Verein Freunde Juan Diego
Flórez’ ein Benefizkonzert in der
Wiener Staatsoper zugunsten
von Flórez’ Sozialprojekt, das
benachteiligte Kinder in Peru
unterstützt.
30
Wi e n e r
S
t a
a t
s
b
a
l
l
e
T
t
Manuel Legris,
Mag. Simone Wohinz,
Direktor des Wiener
Kaufmännische Leiterin
Staatsballetts
In der Spielzeit 2014 / 2015 kehrte mit der „Josephs
Legende“ von John Neumeier (erstmals in seiner
Fassung von 2008 und dabei in einer Kombination mit
„Verklungene Feste“ gezeigt) ein Werk auf den Spielplan
der Wiener Staatsoper zurück, das durch seine
Aufführungsgeschichte eng mit Wien und seinem
Ballett verbunden ist. Unsere zweite Premiere „Van
Manen | Ekman | Kylián“ erweiterte das Repertoire mit
„Cacti“ um ein Werk des Choreographen Alexander
Ekman. Mit „Romeo und Julia“ sowie „Mayerling“
trugen wir dem besonderen Stellenwert Rechnung,
dem das abendfüllende Handlungsballett in der Gunst
unseres Publikums zukommt – „Schwanensee“ und
„Der Nussknacker“ (beide sind seit 2014 als DVD/
Blu-ray erhältlich und auch mehrfach im TV ausgestrahlt worden) luden in eben diesem Zusammenhang
gemeinsam mit „La Sylphide“ dazu ein, sich dem
Zauber der Ballettromantik hinzugeben, während die
mehrteiligen Abende „Meistersignaturen“,
„Ballett-Hommage“ und „Tanzperspektiven“ neoklassische bzw. zeitgenössische Akzente setzten und unsere
„Nurejew Gala 2015“ Highlights aus der Welt des
internationalen Balletts präsentierte.
In der Volksoper Wien haben wir mit „Mozart à 2 |
Don Juan“ zum ersten Mal Werke von Thierry Malan­dain
gezeigt. „Giselle Rouge“ von Boris Eifman führte uns
nicht nur an geschichtsträchtige Orte, sondern auch
direkt in die Ballettwelt und ihre Geheimnisse. „Carmina
Burana | Nachmittag eines Fauns | Bolero“ blieb auf
Grund des großen Erfolges auf dem Spielplan. Dieser
wurde neben den Werken „Ein Reigen“ von Antony
McDonald und Ashley Page sowie „Märchenwelt
Ballett“ („Das hässliche Entlein“ von Andrey Kaydanovskiy und „Tausendundeine Nacht“ von Vesna Orlic)
um die Neuproduktion „Junge Talente des Wiener
Staatsballetts II“ erweitert, ein Abend, der den Karrieren
von Morgen gewidmet war.
Neben unseren beiden Spielstätten in Wien
konnten mit Tourneen nach St. Petersburg, Tampere
und Granada weitere internationale Bühnen für das
Wiener Staatsballett erschlossen werden, wobei in
der gesamten Saison 2014 / 2015 erstmals rund
155.000 Besucherinnen und Besucher im In- und
Ausland erreicht werden konnten.
31
Jahresbericht 2014 / 2015
Wiener STAATSBALLETT
Bundestheater-Holding GmbH
Rebecca Horner und
Denys Cherevychko in
Richard Strauss`
“Josephs Legende“ in
einer Choreographie von
John Neumeier, Premiere
Fotos © Wiener Staatsoper GmbH / Michael Pöhn
am 4. Februar 2015
Jahresbericht 2014 / 2015
Wiener STAATSBALLETT
Bundestheater-Holding GmbH
Foto © Wiener Staatsoper GmbH / Michael Pöhn
32
„Cacti“ choreographiert
von Alexander Ekman,
im Rahmen des
Foto © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor
Ballettabends „Van
Manen | Ekman | Kylián“,
Premiere am 9. Mai 2015
in der Wiener Staatsoper
Olga Esina und Ensemble
in „Giselle Rouge“
choreographiert von
Boris Eifman, Premiere
am 12. April 2015 in der
Volksoper Wien
WIENER STAATSBALLETT –
Eine Erfolgsgeschichte
Das Wiener Staatsballett ist seit seiner Zusammenlegung 2005 eine eigenständige Arbeitsgemeinschaft
der Wiener Staatsoper und Volksoper Wien mit eigener
künstlerischer und kaufmännischer Leitung. Neben
abendfüllenden Ballett- und Tanztheatervorstellungen
übernimmt das Staatsballett die Balletteinlagen in
Produktionen der Wiener Staatsoper und der Volksoper
Wien und bestreitet jährlich weltweite Gastspiele,
Visitenkarte einer jeden großen Kompanie.
Seit der Ära Manuel Legris (ab 2010 / 2011) konnte
das Wiener Staatsballett seinen hervorragenden Ruf
als international anerkannte Ballettkompanie festigen.
Mit mindestens vier Premieren pro Jahr wurde das
breitgefächerte Ballettrepertoire sukzessive erweitert
und mittlerweile nahezu vollkommen erneuert. Diesen
ehrgeizigen Weg gilt es mit einer behutsamen Auswahl
an neuen Balletten und bewährten Klassikern fortzu­
setzen, um einerseits das Renommee der Kompanie
weiter auszubauen und um andererseits das Ensemble
künstlerisch weiterzuentwickeln. Dem Wiener Publikum
sollen sowohl klassische Ballette von internationaler
Qualität geboten, aber auch die Begegnung mit in Wien
noch nie zuvor gezeigten Balletten und zeitgenössischen Choreographien ermöglicht werden. Der Fokus
liegt dabei auf Uraufführungen und der Förderung von
NachwuchschoreographInnen aus dem Ensemble. Die
2015 vollzogene Vertragsverlängerung von Ballett­
direktor Manuel Legris bis 2020 soll diesen erfolgreichen
Weg auch in Zukunft gewährleisten.
33
Jahresbericht 2014 / 2015
Wiener STAATSBALLETT
Vorstellungen und
Besucherinnen
Ehrungen, Preise,
Auszeichnungen
Zu den 56 Vorstellungen des
Wiener Staatsballett in der
Staatsoper, bei denen 11 Werke
zu sehen waren, kamen 112.215
BesucherInnen, zu den 35
Vorstellungen in der Volksoper,
hier waren 6 Werke zu sehen,
37.521 BesucherInnen. Insgesamt konnte das Wiener
Staatsballett in der Saison
2014 / 2015 somit fast 150.000
BesucherInnen begrüßen.
Natalia Horecna, die für das
Wiener Staatsballett Contra
Clockwise Witness kreierte,
wurde im September 2014 mit
dem Taglioni European Ballet
Award als Beste Nachwuchs­
choreographin ausgezeichnet.
Zusätzlich waren die Erste
Solotänzerin Olga Esina in der
Kategorie Beste Tänzerin und
der Solotänzer Davide Dato in
der Kategorie Bester Nachwuchstänzer nominiert.
Gastspiele
Zusätzlich zu den mehr als 90
Vorstellungen in Staatsoper und
Volksoper gastierte das Wiener
Staatsballett im Rahmen des
Dance Open Festivals am 25.
April 2015 mit einem mehrteiligen Abend im St. Petersburger
Bolshoi Drama Theater sowie
am 14. Juni 2015 in der Tampere Hall (Finnland) und am 20.
und 22. Juni 2015 in Granada
(Spanien) im Rahmen des 64.
Internationalen Musik- und
Tanzfestivals Granada.
Kartenerlöse
Foto © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor
Mit Einnahmen von knapp
6,14 Mio. Euro aus insgesamt
91 Vorstellungen konnte das
Ergebnis um fast 540.000 Euro
verbessert werden.
Halbsolist Andrey Kaydanovskiy wurde im Juni 2015
beim Internationalen Choreographischen Wettbewerb im
Rahmen des Internationalen
Tanzfestivals TANZOLYMP als
Best Dance Theatre Performer
and Choreographer ausgezeichnet.
Halbsolistin Rebecca Horner
wurde in der deutschen
Fachzeitschrift tanz für die
Darstellung von Potiphars Weib
in John Neumeiers Josephs
Legende in der Kategorie Beste
Tänzerin nominiert.
Höhepunkte
2014 erschienen die DVDs der
beiden Erfolgsproduktionen
von Der Nussknacker (mit
Liudmila Konovalova als Clara
und Vladimir Shishov als
Drosselmeyer/Prinz) sowie
Schwanensee (mit Olga Esina als
Odette/Odile und Vladimir
Shishov als Prinz Siegfried) von
Rudolf Nurejew.
Durch das seit Herbst 2014
neu initiierte Ballet Insight
Video-Magazin, das ebenfalls
Einblicke in die Welt des
Balletts gewähren soll und via
Facebook, APP und Homepage
verbreitet wird, ist es dem
Wiener Staatsballett gelungen,
zusätzliche tagesaktuelle
Aufmerksamkeit abseits der
üblichen premierenbezogenen
Berichterstattung zu erlangen.
Zwei der im Rahmen von
Junge Choreographen des Wiener
Staatsballetts entstandenen
Choreographien („The Fall“ und
„Double Date“) wurden ins
Repertoire übernommen und
ab Juni 2015 in der Volksoper
Wien gezeigt.
Kiyoka Hashimoto
und Masayu Kimoto
in „Mozart à 2 | Don
Juan“, Premiere
am 16. November 2014
Bundestheater-Holding GmbH
Im Rahmen einer Kultur-Kooperation unter dem Titel
Skandalkunst! Bild und Ballett
im Dialog mit dem Belvedere
fand im Februar 2015 ein
Kulturaustausch zwischen
bildender und darstellender
Kunst statt, bei dem das
Publikum die Gelegenheit
hatte, zunächst einer Führung
im Oberen Belvedere beizuwohnen und anschließend in der
Volksoper Wien die Produktion
Ein Reigen zu besuchen.
Darüber hinaus kam es auch
weltweit zu zahlreichen
Gastauftritten von SolistInnen des Wiener Staatsballetts
an renommierten Opernhäusern bzw. bei angesehenen
Ballettkompanien. Dieser
Umstand ist ein weiterer Beweis
dafür, dass sich Wien wieder zu
einer Weltstadt des Balletts
entwickelt hat.
Publikumspflege &
Kulturvermittlung
Durch regelmäßige Werkeinführungen und Trainingsbesuche wurde den Kooperationspartnern und Zyklen-Inhabern
auch in der Saison 2014 / 2015
ein Einblick in die Arbeitsweise
des Wiener Staatsballetts
ermöglicht und somit in
bewährter Weise eine intensive
Kundenbindung gewährleistet.
34
V
OLK
SOPER
Robert Meyer,
Wi
e
Mag. Christoph Ladstätter,
Direktion Volksoper Wien
Der im Bundestheaterorganisationgesetz festgelegte
Auftrag an die Volksoper Wien fordert einen Musik­
theaterbetrieb, der nahezu alles kann: „Oper,
Spieloper, Operette, Musical, Ballett und moderner
Tanz“, und das im Rahmen eines Repertoire-Spiel­
betriebes, der von Anfang September bis Ende Juni
läuft. Auf „eine zeitgemäße Weiterentwicklung des
Begriffes Volks­oper“ wird im Gesetz ebenso Wert
gelegt wie auf den „Aspekt der Kulturvermittlung
für ein breites Publikum“ und auf die Forderung nach
„Innovation“. Ein fürwahr gewaltiger Auftrag, der
zahlreiche Fragen aufwirft, von denen wir drei für die
programmatische Linie und das spezielle Profil der
Volksoper besonders bedeutsame im Hinblick auf
die Saison 2014 / 2015 beantworten möchten.
Welche Bedeutung hat die moderne Literatur an
der Volksoper?
Die Saison 2014 / 2015 erwies sich als beispielhaft: Drei
der Neuproduktionen und Wiederaufnahmen stammten aus dem 20., eine (die Österreichische Erstauf­
führung von Friedrich Cerhas Onkel Präsident) sogar
aus dem 21. Jahrhundert; und neun Repertoirestücke
warteten mit Musik des 20. und 21. Jahrhunderts (Mike
Svobodas Erwin, das Naturtalent im MuTh) auf.
Wie wird mit der jungen Generation umgegangen?
Die Jugend spielt an der Volksoper sowohl im Publikum
als auch auf der Bühne eine Hauptrolle. Mit der
75 %igen Ermäßigung für Kinder bis zum 15. Geburtstag,
diversen Familienzyklen, zahlreichen Kinder­workshops
und umfangreichen Schulkooperationen präsentiert
sich das Haus als besonders aufgeschlossen für
jüngere Besucherinnen und Besucher. Und der an
Umfang und Ansehen ständig wachsende Kinder- und
Jugendchor der Volksoper fördert Künstlerpersönlichkeiten von morgen auf vorbildliche Weise.
Wie erreicht man ein breites Publikum?
Die Volksoper hält daran fest, dass Publikumsnähe
nicht durch Verzicht auf Niveau erreicht und qualitätsvolle Unterhaltung nicht auf die leichte Schulter
genommen werden darf. Nicht nur Mozart, Verdi, Puccini
und Britten, auch die Operetten- und Musical​Literatur muss ernsthaft und liebevoll vorbereitet und
mit ersten Kräften dargebracht werden.
Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt: Vielfalt und
Abwechslungsreichtum gehören auf die Bühne; in der
Direktionsetage aber erweist sich Stabilität als segen­s­
reich. Dass auf die Saison 2014 / 2015, unsere achte als
Geschäftsführung, weitere sieben Saisonen folgen,
erfüllt uns nicht nur mit persönlicher Freude, sondern
soll auch der Volksoper Kontinuität und Erfolg
dauerhaft sichern.
n
Fotos © Barbara Pálffy / Volksoper Wien
35
Jahresbericht 2014 / 2015
volksoper Wien
Bundestheater-Holding GmbH
Volksoper Wien
36
Jahresbericht 2014 / 2015
Anja-Nina Bahrmann in
Gaetano Donizettis „Viva
la Mamma“, Premiere am
17. Jänner 2015
volksoper Wien
Bundestheater-Holding GmbH
37
volksoper Wien
Jahresbericht 2014 / 2015
Oliver Liebl, Johanna
Arrouas, Peter Lesiak,
Martin Bermoser und
Ensemble in Harold
Arlens „Der Zauberer
von Oz“, Premiere
Fotos © Barbara Pálffy / Volksoper Wien
am 6. Dezember 2014
Renatus Mészár und
Walter Fink in Friedrich
Cerhas „Onkel Präsident“,
Österreichische
Erstaufführung am
11. Oktober 2014
Bundestheater-Holding GmbH
38
volksoper Wien
Jahresbericht 2014 / 2015
Bundestheater-Holding GmbH
Kristiane Kaiser, Vincent
Schirrmacher in Giacomo
Puccinis „La Bohème“,
Wiederaufnahme am
23. April 2015
Caroline Melzer und
Ensemble in Jacques
Offenbachs „Pariser
Leben“, Premiere am
21. Februar 2015
Fotos © Barbara Pálffy / Volksoper Wien
Kurt Schreibmayer,
39
Jahresbericht 2014 / 2015
volksoper Wien
Bundestheater-Holding GmbH
Robert Meyer, Oliver
Liebl, Peter Lesiak und
Ensemble in Jerry
Hermans „Hello, Dolly!“,
Wiederaufnahme am
19. März 2015
Dshamilja Kaiser,
Rebecca Nelsen, Josef
Wagner, Günter Haumer,
Jörg Schneider, Caroline
Wenborne in Wolfgang
Amadeus Mozarts
„Così fan tutte“,
Premiere am 15. Mai 2015
40
Jahresbericht 2014 / 2015
volksoper Wien
Bundestheater-Holding GmbH
Wolfgang Gratschmaier
präsentiert Teilnehmern
und Teilnehmerinnen am
Schulprojekt „Dem
Zauberer von Oz auf der
Spur“ die Choreographie
KULTURVERMITTLUNG &
FAMILIENFREUNDLICHKEIT
Die Kinderworkshops der Volksoper, konzipiert für die
Altersgruppe von 8 bis 14 Jahren, erfreuen sich immer
größerer Nachfrage. Entweder einem Werk aus dem
aktuellen Spielplan oder einer bestimmten Berufs­
gruppe im Haus gewidmet, gewähren sie Kindern einen
tiefgreifenden Einblick in die Welt des Musiktheaters.
In der Saison 2014 / 2015 konnten 9 dieser Workshops –
u.a. zu den Produktionen „Der Zauberer von Oz“,
„Viva la Mamma“ und „Erwin, das Naturtalent“ bzw.
den Abteilungen Ballett, Orchester, Kostümbildner –
angeboten werden.
Das Schulprojekt „Dem Zauberer von Oz auf der
Spur“ ermöglichte ausgewählten Schuklassen, das
Entstehen dieser aufwändigen Musicalproduktion
hautnah mitzuerleben; von der Anfertigung des
Bühnenbildes in den Werkstätten von ART for ART,
szenischen Bühnenproben, Künstlergesprächen bis hin
zur Generalprobe.
Die jüngsten Besucher von Repertoirevorstellungen
werden in den regelmäßig stattfindenden Kinderrätselvorstellungen besonders ermutigt, dem Geschehen
auf der Bühne aufmerksam zu folgen und so auch
spielerisch ans Musiktheater herangeführt. In der Saison
2014 / 2015 gab es 8 Kinderrätselvorstellungen.
Durchschnittlich 150 Kinder pro Vorstellung nahmen
die Herausforderung an, das jeweilige Rätsel zu lösen.
Kinder und Jugendliche bis zum 15. Geburtstag
zahlen, mit freundlicher Unterstützung von Barbara
und Martin Schlaff, nur 25 % des regulären Preises für
ihre Karten. In der Saison 2014 / 2015 wurden insgesamt
11.966 Kinderkarten verkauft.
Bei der älteren Generation punktet die Volksoper
mit der Seniorenermäßigung, die bei ausgewählten
Vorstellungen 25 % Ermäßigung auf den regulären
Kaufpreis für Besucher ab 60 bietet. In der Saison
2014 / 2015 konnte die Generation 60plus bei insgesamt
47 Vorstellungen davon profitieren, insgesamt wurden
8.056 Seniorenkarten verkauft.
Den Vorstellungsbesuch für die ganze Familie
erleichtern Vorstellungen mit frühem Beginn, die auch
in der Saison 2014 / 2015 wieder in umfangreicher
Auswahl, insgesamt 66 Vorstellungen, aus allen Genres
ange­boten wurden.
Fotos © Barbara Pálffy / Volksoper Wien
des Finales des Musicals.
41
volksoper Wien
Jahresbericht 2014 / 2015
Vorstellungen und
Besucherinnen
Kartenerlöse &
Abonnements
Die Premieren der
Spielzeit 2014/15
Die Volksoper konnte bei
316 Vorstellungen 311.346
Besucherinnen begrüßen,
3.843 Besucherinnen kamen
zu 12 Vorstellungen ins MuTh.
Die Kartenerlöse betrugen
8,775.345 Euro.
—Onkel Präsident (Oper von
Friedrich Cerha), Premiere am
11. Oktober 2014, Österreichische Erstaufführung
—Mozart à 2/Don Juan
(Choreographie: Thierry
Malandain, Musik: Wolfgang
Amadeus Mozart, Christoph
Willibald Gluck), Premiere am
16. November 2014
—Der Zauberer von Oz
(Musical von Harold Arlen),
Premiere am 6. Dezember 2014
—Viva la Mamma (Oper von
Gaetano Donizetti), Premiere
am 17. Jänner 2015
—Pariser Leben (Operette von
Jacques Offenbach), Premiere
am 21. Februar 2015
—Giselle Rouge (Choreographie: Boris Eifman, Musik:
Peter Iljitsch Tschaikowski,
Alfred Schnittke, Georges
Bizet), Premiere am
12. April 2015
—Così fan tutte (Oper von
Wolfgang Amadeus Mozart),
Premiere am 15. Mai 2015
Gastspiele
Mit Franz Lehárs Die lustige
Witwe eröffnete die Volksoper
Wien im Juli 2015 das Opernfestivals Savonlinna in Finnland. Erstmals in der langen
Geschichte des Festivals war
eine Operette zu sehen und zu
hören. Die insgesamt sechs
Vorstellungen sorgten für
Begeisterungsstürme.
Werke & Aufführungen
In der Volksoper waren bei
275 Vorstellungen 31 Werke
zu sehen, im MuTh 2 Werke
mit 12 Vorstellungen, zusätzlich
fanden 41 Sonderver­an­
staltungen statt. In der Saison
2014 / 2015 konnte die Volksoper also insgesamt
328 Vorstellungen anbieten.
4.491 Fest- und 1.918 Wahlabonnements konnten verkauft
werden, zusätzlich 1.312 Zyklen
und 450 Mischzyklen, die den
Besucherinnen die Wahl eines
Spielplanschwerpunktes
(Operette, Oper, Musical oder
Ballett), den Besuch spezieller
Kindervorstellungen oder auch
der Premieren-Vorstellungen
ermöglichen.
Internationale Stars
KS Neil Shicoff stand im
Oktober und November 2014
wieder sechs Mal als Calaf in
Turandot auf der Bühne der
Volksoper. Neil Shicoff hatte die
Volksoper Wien für sein
Rollendebüt in der vorangegangen Saison ausgewählt.
Rolando Villazón wurde von
der Volksoper als Regisseur für
Gaetano Donizettis Viva la
Mamma gewonnen.
Ehrungen, Preise,
Auszeichnungen
Das Musical Sweeney Todd von
Stephen Sondheim (Premiere
am 14. September 2013) wurde
bei der Verleihung des Österreichischen Musiktheaterpreises im
Juni 2015 als Beste Gesamtproduktion ausgezeichnet. Hans
Graf erhielt den Österreichischen Musiktheaterpreis für die
Beste musikalische Leitung bei
Richard Strauss‘ Feuersnot
(Premiere am 14. Juni 2014).
Verleihung des Österreichischen
Musiktheaterpreises an die
Bundestheater-Holding GmbH
—Junge Talente des Wiener
Staatsballetts II, Premiere am
2. Juni 2015
Publikumsnähe
Unter dem Titel VOLKSfest
OPER lud die Volksoper Wien
am 6. September 2014 nicht nur
zu einem Blick hinter die
Kulissen im Rahmen von
Backstage Führungen, sondern
verbreitete auch Theaterzauber
auf der Bühne im Haus sowie
auf der Outdoor-Bühne in der
Lustkandlgasse.
Eyecatcher
Anlässlich der Premiere des
Musicals Der Zauberer von Oz
setzte die Volksoper auf eine
neue Dimension der Außen­
werbung: ermöglicht durch eine
Kooperation mit Wiener
Städtische Versicherungen AG
wurden vor dem Haupteingang
die roten Zauberschuhe in
überdimensionaler Größe
installiert. Ein Eyecatcher, der
für großen Wiedererkennungswert auch abseits des Volksopern-Publikums sorgte.
Benefizveranstaltungen
Mitglieder des Ensembles der
Volksoper, der Chor, Zusatzchor, Kinderchor, das Orchester,
das Bühnenorchester sowie die
Mitarbeiter der Technik, des
szenischen Dienstes und der
Administration stellten am 10.
Mai 2015 für die Benefizmatinee NEIN ZU KRANK UND
ARM gemeinsam mit den Stars
Ildikó Raimondi, Kurt Rydl
und Neil Shicoff ihre Leistungen unentgeltlich zur Verfügung, um jene zu unterstützen,
die vom Leben benachteiligt
wurden.
Volksoper Wien für das Musical
„Sweeney Todd“ als „Beste
Neil Shicoff und der Herrenchor
Gesamtproduktion“ am 8. Juni 2015;
der Volksoper Wien, Benefizmatinee
Regisseur Matthias Davids mit dem
NEIN ZU KRANK UND ARM am
Preis
10. Mai 2015
42
Art
for
Art
Dr. Josef Kirchberger,
Geschäftsführer
ART for ART
Die (in der Öffentlichkeit kaum bekannte) Erfolgs­
geschichte der ART for ART Theaterservice GmbH
konnte auch im vergangenen Jahr fortgesetzt werden.
Der Rechnungsabschluss weist, wie in den Jahren
zuvor, wieder einen Gewinn aus, welcher durch
Ausschüttungen an die Tochtergesellschaften auch
zum verbesserten Gruppenergebnis beiträgt. Wer nur
die reinen Zahlen betrachtet, sieht aber nicht, wie viel
Veränderung gerade im abgelaufenen Geschäftsjahr
notwendig war um dieses Ergebnis zu erreichen.
Wie schon an anderer Stelle zu lesen war, musste sich
ART for ART auf Grund rückläufiger Aufträge kurzfristig
von ca. 10 % ihrer Mitarbeiter trennen. Es musste dabei
auch darauf geachtet werden, dass es durch diesen
Aderlass nicht zu einem nicht wieder gut zu machenden Abgang von künstlerischem Know-how kommt.
Schlussendlich ist diese Krise aber als Chance begriffen
worden und es haben sich für unsere Betriebe neue
Potenziale aufgetan.
Als größte Herausforderung für den Geschäftsführer
ergab sich ab Sommer 2014 die Erstellung und
Umsetzung eines „Immobilienkonzepts“ betreffend den
kurzfristig notwendigen Verkauf von nicht betriebs­
notwendigen Realitäten im Eigentum der Bundes­
theater. Zur Aufrechterhaltung des uneingeschränkten
Spielbetriebes, d.h. zur Finanzierung der Spieljahre
2014 / 2015 und 2015 / 2016 mussten bis spätestens
Sommer 2016 a.o. Erlöse in der Höhe von ca. 40 Mio.
Euro erzielt werden.
Am Beginn des Kalenderjahres 2016 kann davon
ausgegangen werden, dass dieses Ziel auch erreicht
werden wird. Mein Dank geht an alle Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter welche die notwendigen Veränderungen
im abgelaufenen Jahr engagiert mitgetragen haben.
Fotos © Stefan Liewehr
th e ate r s e rvi c e G e s e llsc haft
43
ART FOR ART
Jahresbericht 2014 / 2015
Bundestheater-Holding GmbH
H
E
E
D
E
G
C
D
F
D
A
B
I
Die Werkstätten
der Art for Art
im Wiener Arsenal
Waffenschmiede
B Produktionshalle
A
C
Art for Art
Dekorationswerkstätten
Tapezierwerkstätte
Tischlerei
E Malersaal
D
F
Bildhauerei
G
H
I
Schlosserei / Bildhauerei
Fuhrpark + Büros
Dekorations- und Requisitenfundus
Art for Art
Jahresbericht 2014 / 2015
Bundestheater-Holding GmbH
Foto © Lois Lammerhuber
44
Art for Art
Der reiche Kostümfundus
der Art for Art
mit mehr als 250.000
Kostümen.
Engel für „Tosca“,
Oper im Steinbruch
in St. Margarethen 2015,
hergestellt von Art
for Art.
Foto © arenaria GmbH
Foto © ART for ART
Kostümwerkstätten
45
Art for Art
Foto © Stefan Liewehr
Jahresbericht 2014 / 2015
Bundestheater-Holding GmbH
Art for Art
Dekorationswerkstätten
Ein Unternehmen für Kunst,
Handwerk und Technik
ART for ART ist ein Unternehmen des Bundes­theaterKonzerns. Es gliedert sich in die Geschäftsleitung
und in vier wirtschaftliche Profit-Center, die den
Bundestheatern – das sind die Wiener Staatsoper,
die Volksoper Wien, das Burgtheater und das
Akademietheater – all das anbieten, was die Theater
brauchen und sinnvollerweise für alle Bundestheater
gemeinsam besorgt wird.
Die Kostümwerkstätten schneidern nicht nur
Kostüme für Damen und Herren, sondern betreiben
auch eine Modisterei, eine Schuhmacherei, eine
Färberei und eine Weißnäherei. Alte Techniken
verbinden sich mit modernen Produktionsmethoden.
Der Übergang von Kunst und Handwerk ist fließend.
Zudem betreuen die Kostümwerkstätten den größten
Kostümfundus Mitteleuropas – ein wahrer Schatz,
der genauso wie die Leistungen der Werkstätten auch
einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung steht.
Die Dekorationswerkstätten bauen Kulissen aus
Holz, Metall, Kunststoff und vielen anderen Materialien.
Theatermaler und Bildhauer arbeiten mit Tapezierern,
Schlossern und Tischlern zusammen. Künstler und
Techniker sorgen dafür, dass die teilweise hochkomplexen und sicherheitstechnisch ausgeklügelten Bühnenbilder das Publikum in fremde Welten entführen.
Die Dekorationswerkstätten betreiben auch ein
riesiges Kulissenlager und sorgen für den zeitgerechten
An- und Abtransport der Dekorationen.
Das Facility-Office ist zuständig für bauliche
Veränderungen in den Theatern, die Betreuung
bühnentechnischer Einrichtungen, die Informationsund Kommunikationstechnik und für den zentralen
Einkauf.
Der Kartenverkauf betreibt die Kassenhalle,
die zentrale Information sowie die Clearing-Stelle zur
Abrechnung der Vorstellungen.
ART for ART ist ein kommerzielles, nicht subven­
tioniertes Unternehmen, das in erster Linie als internes
Dienstleistungsunternehmen für die Bundestheater
fungiert, das seine Dienste aber auch anderen Theatern,
Museen, Festivals und Filmschaffenden anbietet. ART
for ART ist auch gerne für private Kunden tätig, die
etwas Besonderes suchen und einen Anbieter benötigen,
der Kunst, Handwerk und Technik verbindet.
Jahresbericht 2014 / 2015
ART FOR ART
Bundestheater-Holding GmbH
Art for Art
Kostümwerkstätten
Foto © Lois Lammerhuber
46
Jahresbericht 2014 / 2015
ART FOR ART
Bundestheater-Holding GmbH
Foto © Amra Bergman
47
Bühnenbild „Tosca“, der
Oper im Steinbruch in
St. Margarethen 2015.
16 Jahre Ausgliederung –
Eine Erfolgs­geschichte
Die Erfolgsgeschichte der ART for ART Theaterservice
GmbH konnte fortgesetzt werden! Auch das sechzehnte
Jahr in der Unternehmensgeschichte konnte mit einem
Gewinn abgeschlossen werden. Die Zahlen könnten
besser nicht sein. ART for ART trägt wesentlich zu einem
positiven Ergebnis des gesamten BundestheaterKonzerns bei.
Wer nur die Zahlen betrachtet, merkt nicht,
wieviel Veränderung notwendig war, um die wirtschaftlichen Ziele zu erreichen, wieviel Engagement der
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter notwendig war, um
in schwierigsten Zeiten den Betrieb auf dem hohen
Qualitätsniveau zu halten und mit welchen Opfern der
Abbau von Personal für die Betroffenen verbunden war.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr war es notwendig, den
ökonomisch erzwungenen Aderlass an Know-how zu
verkraften; eine Herausforderung, die viele auch als
Chance begriffen haben. Zudem wurden neue Projekte
entwickelt, die Perspektiven für die Zukunft eröffnen.
Die optimale Verwertung von Immobilien soll den
Konzern befähigen, die derzeit virulente Unter­
finanzierung der Theater vorläufig aus eigener Kraft
zu überwinden.
Wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt und
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben ihr Bestes.
All diese Anstrengungen sind getragen von der
Überzeugung, dass Kunst und Kultur für Österreich
wesentliche Faktoren sind – sowohl für die Lebens­
qualität als auch für die Ökonomie des Landes.
Es ist eine Freude, dass diese Anstrengungen
auch von Erfolg gekrönt sind!
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Jahresbericht 2014 / 2015
Holding
Es bedarf einer
KULTUR
des Vertrauens,
um ernsthaft
BILANZ
zu ziehen.
Bundestheater-Holding GmbH
49
K
HOLDING
Jahresbericht 2014 / 2015
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Kommentar zum wirtschaftlichen
Ergebnis im Geschäfts­jahr 2014 / 2015
Die Jahre 2014 und 2015 werden in die Geschichte der
Bundestheater sicher als Periode des Übergangs und
der Neuordnung eingehen. Ausgelöst zwar durch
die spätestens im Frühjahr 2014 öffentlich gewordene
existenzielle Krise des Burgtheaters, zeigte sich bald,
dass es darüber hinaus grundsätzliche strukturelle
Mängel innerhalb der Holding gab, welche bearbeitet
werden mussten. Das GJ 2014 / 2015 war also kein
„Normaljahr“.
Nochmals kurz zusammengefasst die Ausgangs­
lage. Durch die großen Verluste im Burgtheater
(Bilanzverlust in 2012 / 2013 19.643 Mio. Euro) sowie
Personalkostensteigerungen in nahezu allen Betriebsbereichen, fehlte dem Konzern das Geld für die Aufrechterhaltung eines uneingeschränkten Spielbetriebs.
Nur durch die vom Eigentümer ‚Bund‘ genehmigte
Veräußerung von nicht betriebsnotwendigem
Vermögen im Ausmaß von ca. 40 Mio. Euro sowie
Kreditaufnahmen konnte dieser Liquiditätsengpass
kurzfristig behoben und die Jahre 2014 bis 2016
finanziert werden.
Die von Minister Dr. Josef Ostermayer rasch
getroffenen personellen Entscheidungen beschleunigten
und erleichterten gleichzeitig die Bewältigung dieser
krisenhaften Situation. Es kam zum Abgang wie zur
Neubesetzung der Geschäftsführungen in der Holding
und im Burgtheater.
Am Ende eines
Bundestheater-Holding GmbH
r
Auch ohne ins Detail zu gehen zeigen diese, vom
Wirtschaftsprüfer bestätigten Zahlen, dass die
Bundestheater Gruppe, bestehend aus Burgtheater,
Staatsoper, Volksoper und ART for ART Theater
Service Gesellschaft wieder auf dem richtigen Wege
sind. Im operativen Bereich kam es zur Neuorganisation des Berichts­wesens und zum Start einiger strukturell wichtiger Projekte. Damit haben sich die Steuerungs- und Kontrollmöglichkeiten für die Holding
wesentlich verbessert. Gleichzeitig wurden von
Kulturminister Josef Ostermayer politische Initiativen
zur Änderung des bestehenden Bundestheater
Organisationsgesetzes (BThOG) aus dem Jahre 1999
ergriffen. Nach dem Willen des Gesetzgebers (Parlamentsbeschluss vom Juli 2015) wurde die Holding als
Eigentümer Gesellschaft („Strategische Management
Holding“) gestärkt. Außerdem wurde die gesetzlich
geregelte Basisabgeltung des Bundes an die Bundestheater ab dem Jahre 2016 von 148,936 Mio. auf 162,936
Mio. Euro angehoben, also um 14 Mio. Euro erhöht.
Am 31. März 2016 werde ich die Leitung der
Holding an den designierten neuen Geschäftsführer
Mag. Christian Kircher übergeben. Wir hatten bereits
einige sehr gut verlaufende, vertiefende Gespräche
über die aktuell wichtigsten Projekte und ich bin sicher,
dass er mit seiner professionellen Arbeit den Prozess
einer laufend notwendigen Verbesserung erfolgreich
fortsetzen wird.
DI Günter Rhomberg, Februar 2016
2014 / 2015
2013 / 2014
246,2 Mio. Euro
236,6 Mio. Euro
erfolgreichen und von
allen Prüfinstanzen
Gesamtertrag (Basisabgeltung,
positiv abgeschlossenen
Umsatz­erlöse, Immobilienveräußerungen)
Wirtschaftsjahres
Karteneinnahmen
51,6 Mio. Euro
49,9 Mio. Euro
2014 / 2015 können der
Vorstellungen
1.472
1.530
Öffentlichkeit nunmehr
Anzahl der BesucherInnen
1,318.067
1,339.314
folgende Zahlen des
MitarbeiterInnen
2.411
2.474
BTH Konzerns vorgelegt
Eigendeckungsgrad
40,4 %
36,1 %
werden (Stichtag
Jahresüberschuss / -fehlbetrag
5,4 Mio. Euro
- 6,5 Mio. Euro
31.8.2015) :
Bilanzgewinn / -verlust
0,07 Mio. Euro
- 28,4 Mio. Euro
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HOLDING
Jahresbericht 2014 / 2015
Bau- und Gebäudeangelegenheiten
der Bundestheater-Holding
Der Bundestheater-Holding wurde im Bundestheaterorganisationsgesetz für die Liegenschaften Akademietheater und Burgtheater, Volksoper Wien und
Wiener Staatoper der Fruchtgenuss übertragen.
Die Instandhaltung der Gebäudesubstanz obliegt
daher der Bundestheater-Holding. Zwei Bautechniker
und eine Assistentin stehen dafür zur Verfügung, die
für Vor-Ort-Aufnahmen, Abschätzung der Dringlichkeit
und des Aufwandes, Absprachen mit den Behörden
der Stadt Wien und dem Bundesdenkmalamt sowie
Erstellung eines 3-Jahres-Budgetplanes verantwortlich
sind.
Der Aufgabenbereich der Bundestheater-Holding
umfasst von der Instandhaltung der Außenfas­saden
samt Dachkonstruktionen bis zur Erneuerung der
Bestuhlung im Zuschauerraum die gesamte Bausubstanz dieser historischen Theatergebäude. Ausgenommen hiervon sind die bühnentechnischen Anlagen, die
in die Zuständigkeit der einzelnen Bühnengesellschaft
fallen.
Der Bundestheater-Holding obliegt aber auch
die Koordination der Investitionsprojekte, die von den
jeweiligen Theatern vorgesehen sind. Das betrifft
im speziellen die Bühnenanlagen wie Ton- und
Lichtregie, Aufzugs- und Beleuchtungsanlagen und
die Bühnentechnik.
Ausführung und Detailplanung inklusive Ausschreibung und Angebotsprüfung sowie die örtliche
Bauleitung werden von ART for ART wahrgenommen.
Umgesetzt werden ca. 70 % der Projekte in der
spielfreien Zeit in den Sommermonaten, besteht
„Gefahr in Verzug“ müssen die Arbeiten natürlich
umgehend erledigt werden.
Bundestheater-Holding GmbH
Im GJ 2014 / 2015 wurden von Seiten der Bundes­
theater-Holding in allen vier Theatern insgesamt 1,9 Mio.
Euro in die Instandhaltung der Gebäudesubstanz
investiert. Im GJ 2015 / 2016 sind seitens der Bundes­
theater-Holding insgesamt 4,1 Mio. Euro geplant, das
sind ca. 68 % des Gesamtbudgets der Holding.
Instandhaltungen und Investitionen in Gebäude
und Technik in den Spielstätten der Bundestheater
6,8 Mio. Euro kommen aus den Budgets der Bühnen­
gesellschaften, somit werden insgesamt im GJ
2015 / 2016 rund 10,9 Mio. Euro in Instandhaltung und
Investitionen in Gebäude und Technik in den Spiel­
stätten der Bundestheater realisiert.
Als Schwerpunktprojekte ab dem GJ 2015 / 2016
sind die Erneuerung der Notbeleuchtung im Burgtheater (Gesamtkosten rund 1,3 Mio. Euro) die Vervollständigung der Brandmeldeanlagen in allen Hauptspielstätten (0,8 Mio. Euro) sowie die durch den Verkauf des
Stöckelgebäudes notwendige Übersiedlung von
Verwaltungsabteilungen in das Hauptgebäude der
Staatsoper (Kosten ca. 1,1 Mio. Euro) vorgesehen.
Ist
Ist
Plan
Plan
Plan
TEUR
13 / 14
14 / 15
15 / 16
16 / 17
17 / 18
gesellschaften) für die
BURG / AKA
3.261
3.320
5.131
4.538
4.051
folgenden Geschäftsjahre
STOP
2.446
2.446
3.629
3.490
4.272
geplant (in TEUR)
VOP
1.156
1.156
2.100
2.065
2.220
7.517
6.922
10.860
10.093
10.543
Folgende Beträge wurden
gesamthaft (BundestheaterHolding sowie Bühnen­
Instandhaltungen und
Investitionen in Spielstätten /
Bühnengesellschaften*(gesamt)
* Die Werte sind dem Jahr der Projektrealisierung zugeordnet.
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Jahresbericht 2014 / 2015
Auszug aus dem Bundes­
theater­organisationsgesetz
Mit Nationalratsbeschlusses von 9. Juli 2015
wurde eine Novelle des Bundesgesetz über
die Neuorganisation der Bundestheater
(Bundestheaterorganisationsgesetz –
BThOG) beschlossen. Damit werden
wesentliche Punkte der von Minister
Dr. Josef Ostermayer in Auftrag gegebene
ICG-Studie umgesetzt, die für den Bundestheaterkonzern eine strategische Managementholding als beste Organisationsstruktur empfohlen hat. Mit der Novelle werden
strukturelle Verbesserungen umgesetzt
und Verantwortlichkeiten klar definiert.
Die wesentlichen Neuerungen im Wortlaut:
Aufgaben der Gesellschaften
§ 4. (1) Die Bundestheater-Holding GmbH
hat die Funktion einer strategischen
Management-Holding für die Tochter­
gesellschaften. Ihr obliegen insbesondere
folgende Aufgaben:
1. die Ausübung der Gesellschafterrechte
an den Tochtergesellschaften; in diesem
Zusammenhang obliegt ihr die Beschlussfassung über folgende Gegenstände:
a )Prüfung und Feststellung des Jahresabschlusses und der Einhaltung der Public
Corporate Governance Bestimmungen des
Bundes sowie die Entscheidung über die
Bedeckung der Abgänge und Verwendung
der Überschüsse; b ) Entlastung der Geschäftsführer und
Aufsichtsräte;
[…]
g ) Erstattung eines Vorschlages zur
Aufteilung der Mittel gemäß § 7 Abs. 2
und 3 an den Bundeskanzler;
[…]
i ) Abschluss von Leistungs- und Zielvereinbarungen für den Bundestheaterkonzern
für jeweils drei Jahre (Dreijahrespläne)
mit dem Bundeskanzler;
j ) Genehmigung der Unternehmens­
konzepte gemäß § 6 Abs. 1; k ) Genehmigung der Ein- und Mehrjahresplanungen der Tochtergesellschaften
(Unternehmensbudgets und Personalpläne)
bis 30. Juni jeden Jahres mit Geltung für
das folgende Geschäftsjahr;
HOLDING
l ) Regelungen zur Prüfung und Über­
wachung der Tochtergesellschaften.
[…]
2. Erlassung von Konzernrichtlinien für die
Bundestheater-Holding GmbH und deren
Tochtergesellschaften sowie Richtlinien
über das Zusammenwirken der Tochter­
gesellschaften und Festlegung von Prüfrechten und begleitender Kontrolle gegenüber
den Tochtergesellschaften;
3. Errichtung und Weiterentwicklung eines
konzerneinheitlichen Buchhaltungs- und
Rechnungswesens, Beteiligungs- und
Finanzcontrollings, Personalverrechnungswesen, internen Kontrollsystems (IKS),
Innenrevision und IT-Systems;
4. Abschluss von Leistungs- und Zielvereinbarungen für jeweils drei Jahre (Drei­
jahrespläne) mit den Tochtergesellschaften;
5. Festlegung der Leistungen, die aus
konzernstrategischen oder wirtschaftlichen
Gründen von der Theaterservice GmbH
für den Konzern zu erbringen sind;
6. Instandhaltungs- und Herstellungs­
maßnahmen an den im Fruchtgenuss der
Gesellschaften gemäß § 3 stehenden
Liegenschaften und Gebäuden;
7. entgeltliche Überlassung der im Fruchtgenuss der Bundestheater-Holding GmbH
stehenden Liegenschaften und Gebäude
gemäß Z 6 an die Bühnen­gesellschaften zur
Nutzung, soweit dies für die Wahrnehmung ihrer Aufgaben erforderlich ist.
Unternehmenskonzept
§ 6. (1) Die Geschäftsführung jeder Gesellschaft hat innerhalb von sechs Monaten ab
Bestellung, bei den Bühnengesellschaften
ab Beginn der Bestellung des künstlerischen
Geschäftsführers, ein Unternehmenskonzept auszuarbeiten und dem Aufsichtsrat
zur Genehmigung vorzulegen. Die Unternehmenskonzepte der Tochtergesellschaften
bedürfen außerdem der Genehmigung der
Bundestheater-Holding GmbH. Das
Konzept hat insbesondere die von der
Gesellschaft angestrebten Unternehmensziele und die von ihr verfolgten Strategien
sowie die der Gesellschaft zugrundeliegende Organisation einschließlich der Pläne
für den Personal- und Sachmitteleinsatz, für
die Investitionsvorhaben und für die
Finanzierung zu enthalten.
Bundestheater-Holding GmbH
(2) Die Geschäftsführung der jeweiligen
Gesellschaft hat weiters für die Einrichtung
eines Planungs- und Berichterstattungs­
systems zu sorgen, das die Erfüllung der
Berichterstattungspflichten durch die Unternehmensleitung nach den gesetzlichen
Vorschriften und den Vorgaben des
Bundesministers für Finanzen und der
Bundestheater-Holding GmbH gemäß
§ 4 Abs. 1 Z 3 hinsichtlich der Einrichtung
eines Beteiligungs- und Finanzcontrolling
gewährleistet.
Bundeshaftung und Abgeltung des
kulturpolitischen Auftrages
§ 7. (2) Der Bund hat für die Aufwendungen,
die den Bühnengesellschaften im Zusammenhang mit der Erfüllung des kultur­
politischen Auftrages und der Bundes­
theater-Holding GmbH im Zusammenhang
mit der Wahrnehmung ihrer Aufgaben
entstehen, ab dem 1. Jänner 2014 eine
jährliche Basisabgeltung in der Höhe von
insgesamt 148,936 Mio. Euro zu leisten;
ab dem 1. Jänner 2016 beträgt die jährliche
Basisabgeltung 162,936 Mio. Euro.
[…]
(3) Nach Maßgabe der im jährlichen
Bundesfinanzgesetz für diese Zwecke
vorgesehenen Mittel kann der Bund
außerordentliche Aufwendungen der
Bühnengesellschaften unter der Voraussetzung vergüten, dass dies trotz wirtschaftlicher, sparsamer und zweckmäßiger
Gebarung der Gesellschaften und unter
Bedachtnahme auf Rationalisierungsmaßnahmen unbedingt erforderlich ist. Die
Auszahlung dieser Vergütung bedarf des
Einvernehmens mit dem Bundesminister
für Finanzen.
(4) Für die Aufteilung der Mittel gemäß
Abs. 2 und 3 hat die Bundestheater-Holding
GmbH nach Anhörung der Bühnengesellschaften einen Vorschlag an den Bundeskanzler zu erstatten. Über die Aufteilung
der Mittel entscheidet der Bundeskanzler.
Die Überweisung der Mittel erfolgt nach
Maßgabe des Bedarfs monatlich im Voraus
an die Gesellschaften.
52
Holding
Jahresbericht 2014 / 2015
Bundestheater-Holding GmbH
DI Günter Rhomberg
im Gespräch mit
MAG. Christian
Kircher
Christian Kircher wird ab
April 2016 die Geschäftsführung der Bundestheater-Holding übernehmen.
Von 2005 bis 2016 war
er kaufmännischer Leiter
des Wien-Museums, er
sitzt im Aufsichtsrat des
V
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r
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t
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u
n
g
Jüdischen Museums, ist
ehrenamtlicher Berater
des Schönberg-Centers
und des Wiener
Theatervereins und
ist Mitglied im Arnold
Schoenberg-Chor.
Viele Menschen haben mich in den Wochen seit meiner
Bestellung auf die Zukunft der Bundestheater
angesprochen. Menschen aus dem Konzern, aber auch
Besucherinnen und Besucher unserer Häuser. Sehr oft
waren diese Gespräche geprägt von der Sorge um das
Wohlergehen der Bühnen, manches Mal begleitet mit
konkreten Wünschen, immer aber getragen von einer
Leidenschaft für die Bühnen, die darstellende Kunst
und die Musik.
Wohin soll nun die Reise gehen? Natürlich gilt es, die
Interessen des Eigentümers gegenüber den Bühnen zu
vertreten, wobei als Eigentümer im weitesten Sinn die
Öffentlichkeit zu verstehen ist, die durch Steuerleistung
den Betrieb unserer Gesellschaften ermöglicht. Auch
gegenüber Menschen, die unser kulturelles Angebot
nicht annehmen, besteht die Verpflichtung, die
Geschäfte im Sinne der Wirtschaftlichkeit gut zu
führen. Mit der öffentlichen Diskussion über Finanzmiseren, tatsächlichem oder vermeintlichem Missbrauch
von Geldern sind Kulturinstitutionen in eine Rolle
manövriert, die scheinbar eine Legitimation ihres
Daseins erfordert.
Während in anderen Ländern Bühnen ohne öffentlichen Aufschrei geschlossen werden, erfreuen sich die
Kultureinrichtungen in Österreich nicht nur großen
Zuspruchs, sie sind Teil der österreichischen Identität.
Das ist erfreulich, sollte uns allen aber als Verpflichtung erscheinen. Gutes Wirtschaften ist neben der
außergewöhnlichen künstlerischen Leistung eine der
Voraussetzungen, um die Akzeptanz und in weiterer
Folge die unabdingbare Förderung unserer Häuser
abzusichern. Dazu ist es immer wieder notwendig,
eigenes Handeln zu hinterfragen, Neues zuzulassen
und einer Weiterentwicklung offen gegenüber zu
stehen.
Die Leitung der Österreichischen Bundestheater ist
eine unglaublich verantwortungsvolle Aufgabe. Ich
nehme diese Herausforderung gerne an und bringe
den Willen mit, die Organisation zu gestalten und
weiterzuentwickeln. Dies geschieht in hohem Respekt
vor all den Menschen im Unternehmen, die in den
letzten Jahren Großes geleistet haben, nicht zuletzt
um die Bundestheater nach den bekannten Turbulenzen wieder zu stabilisieren. Es hat sich gezeigt, dass
alle Teile des Konzerns kommunizierende Gefäße sind
und die Schwächung einer Gesellschaft Auswirkungen
auf alle Unternehmensteile hat.
Änderungen und Entwicklungen in der Organisation
sind kein Selbstzweck. Das Ziel ist die Schaffung von
Rahmenbedingungen, damit unser Publikum jeden
Abend mit aufregenden, berührenden, schönen
Momenten beschenkt wird. Es sollte uns allen Herausforderung genug sein, an diesem wunderbaren Projekt
mit großer Freude zu arbeiten!
Mag. Christian Kircher
Foto © Matthias Aschauer
Die Bundestheater-Holding. Ein Ausblick.
3
Geschäftsbericht 2014 / 2015
Kapitel
Bundestheater-Holding GmbH
IMPRESSUM
Jahresbericht 2014 / 2015
Bundestheater-Holding GmbH
Goethegasse 1, 1010 Wien
Herausgeber: DI Günter Rhomberg
Konzept und Gestaltung: Rosebud
Herstellung: Druckerei Walla