kompakt 01/16 Bundesanstalt für Straßenwesen Falsches Linksabbiegen an Anschlussstellen wird als häufige Ursache für Falschfahrten auf Autobahnen angesehen. Eine optimierte Markierung und Beschilderung kann dazu beitragen, das intuitiv richtige Abbiegen vom nachgeordneten Straßennetz auf die Autobahnrampe zu unterstützen. Mithilfe empirischer Untersuchungen und Tests im Fahrsimulator erforschte die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) verschiedene Varianten auf ihre Praxistauglichkeit. Die resultierenden Empfehlungen sollen dazu beitragen, Falschfahrten zu vermeiden. Forschung Verkehrstechnisch optimiertes Linksabbiegen vom nachgeordneten Straßennetz auf die Autobahn zur Vermeidung von Falschfahrten 2016 zuletzt erschienen: Empfohlene Markierungsvarianten für signalisierte und nicht-signalisierte Knotenpunkte (Bild: TU Dresden und Frauenhofer Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme) 01/16 Verkehrstechnisch optimiertes Linksabbiegen vom nachgeordneten Straßennetz auf die Autobahn Aufgabenstellung Unfälle aufgrund von Falschfahrten auf Autobahnen sind selten, weisen aber in der Regel eine besonders hohe Unfallschwere auf. Als häufige Ursache für Falschfahrten wird falsches Linksabbiegen an Anschlussstellen angesehen. Im Auftrag der BASt untersuchten deshalb die TU Dresden (Lehrstuhl für Straßenverkehrstechnik) und das Fraunhofer Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme unterschiedliche verkehrstechnisch optimierte Markierungsvarianten an Anschlussstellen. Die daraus abgeleiteten Empfehlungen sollen dazu beitragen, das intuitiv richtige Verhalten beim Abbiegen vom nachgeordneten Straßennetz auf die Autobahnrampe zu unterstützen und helfen, dadurch Falschfahrten zu vermeiden. Untersuchungsmethode Zugrunde gelegt wurden Markierungsvarianten, die vom aktuellen Regelwerk (Richtlinien für die Markierung von Straßen (RMS)) abwichen, sich aber bereits in einem vorab durchgeführten Pilotversuch als erfolgversprechend erwiesen hatten. Zur empirischen Erhebung des Fahrverhaltens wurden diese mit Anschlussstellen verglichen, die eine RMS-konforme Markierung aufwiesen (Kontrollgruppe). Videogestützte Verkehrserhebungen sowie Radarmessungen und Beobachtungen des Fahrverhaltens bei Tag und bei Nacht dienten dazu, das Orientierungs- und das Abbiegeverhalten der Linksabbieger an den Autobahnanschlussstellen zu analysieren. Darüber hinaus fand im Fahrsimulator eine Untersuchung an acht Anschlussstellen mit verschiedenen Markierungs- und Beschilderungsvarianten für Linksabbieger statt. Überprüft wurden fünf Untersuchungsvarianten ohne Lichtsignalanlage (LSA) und drei Varianten mit LSA. Als Fahrparameter wurden neben den Fahrlinien auch Geschwindigkeitsverläu- Verkehrstechnik 01/16 fe sowie die Einscher- und Abbiegepositionen erhoben. Darüber hinaus wurde das Blickverhalten der Versuchspersonen mithilfe eines optischen Blickregistrierungssystems erfasst. Von besonderem Interesse waren gruppenbezogene Ausprägungen respektive Unterschiede des objektiven Fahrverhaltens. In Nachbefragungen konnten zudem subjektive Einschätzungen zum Simulatortest und zu den verschiedenen Untersuchungsvarianten ermittelt werden. Ergebnisse Bibliographische Angaben Bericht: Verkehrstechnische Optimierung des Linksabbiegens vom nachgeordneten Straßennetz auf die Autobahn zur Vermeidung von Falschfahrten, Bergisch Gladbach, Bundesanstalt für Straßenwesen, 2015 (Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen, Unterreihe „Verkehrstechnik“, Heft V 262) Autoren des Berichts: Reinhold Maier Maria Pohle Martin Schmotz TU Dresden Lehrstuhl für Straßenverkehrstechnik und Theorie der Verkehrsplanung Thoralf Knote Günther Nirschl Christian Erbsmehl Fraunhofer Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme IVI Preis: 16,00 Euro Zu beziehen über: Carl Schünemann Verlag GmbH Zweite Schlachtpforte 7 28195 Bremen Fachbetreuung in der Bundesanstalt für Straßenwesen: Thomas Jährig Impressum: Bundesanstalt für Straßenwesen Stabsstelle Presse und Öffentlichkeitsarbeit Postfach 10 01 50 51401 Bergisch Gladbach Telefon 02204 43-0 oder 43-182 Telefax 02204 43-674 E-Mail [email protected] Internet www.bast.de Nachdruck honorarfrei. Belegexemplar erbeten. Verkehrstechnik Fast alle Anschlussstellen mit modifizierter Markierung wurden von den Probanden als vergleichsweise leichter zu befahren eingeschätzt. Im Ergebnis der empirischen Untersuchungen und der Probandenversuche im Fahrsimulator wurde für nicht signalisierte Anschlussstellen eine Markierungsvariante favorisiert, bei der die Wartelinie weiter innen im Knotenpunkt liegt als bisher. An signalisierten Anschlussstellen gilt dies entsprechend für den Versatz der Haltelinie in Richtung Knotenpunktmitte. Dadurch wird erreicht, dass sich der Abbiegepunkt weiter in Richtung Knotenpunktmitte verschiebt, was die Gefahr des falschen Abbiegens in die Ausfahrtöffnung der Rampe erheblich reduziert. Als sinnvoll werden sowohl an signalisierten als auch an nicht signalisierten Anschlussstellen zusätzliche Richtungspfeile nach der Warte- oder Haltlinie angesehen. Als weitere Maßnahme wird eine innere Abbiegeleitlinie in Verbindung mit einer einseitigen Fahrstreifenbegrenzung (Sonderform des Zeichens 296 StVO mit Breitstrich) genannt. Das Zeichen 222 StVO, vorgeschriebene Vorbeifahrt, sollte eingedreht sein und durch eine Leitplatte (Zeichen 626 StVO) ergänzt werden. Im Hinblick auf die Bestimmungen der Richtlinien für Signalanlagen (RiLSA 2010) muss in jedem Fall eine Abstimmung der Standorte der Signalgeber mit der zuständigen Straßenverkehrsbehörde erfolgen. Folgerungen Durch die Forschungsergebnisse liegen nun Erkenntnisse darüber vor, welche Maßnahmen für eine eindeutigere Markierung und Beschilderung ein intuitiv richtiges Verhalten beim Abbiegen vom nachgeordneten Straßennetz auf die Autobahnrampe unterstützen. Die am besten geeigneten Varianten wurden bei der Überarbeitung der Richtlinien für die Markierung von Straßen bereits berücksichtigt. Eine schnelle Umsetzung der Empfehlungen an Knotenpunkten, die in der Vergangenheit als Beginn von Falschfahrten identifiziert wurden, ist wünschenswert. Die Wahrscheinlichkeit jener Falschfahrten, die ihren Ursprung durch falsches Abbiegen an den Anschlussstellen haben, kann damit verringert werden. Abstract Technological optimization of left turns from the subsidiary road network on highways to avoid wrong-way driving Incorrect left turns at intersections are frequently cited as a common cause of wrong-way driving on highways. Improved road markings and signposting could help to reinforce people’s intuitive ability to correctly turn onto a highway slip road from the secondary road system. Using empirical studies and tests in a driving simulator, the Federal Highway Research Institute (BASt) has investigated the practicability of a number of options. The resulting recommendations are intended to help in the prevention of wrong-way driving. The research findings have helped to identify which measures assist drivers’ intuitive ability to effect turning manoeuvres correctly. It is desirable that the most appropriate options be included as additional standards in the Guidelines for Road Markings. These recommendations should be implemented quickly at major intersections which have already been identified as the starting point of wrong-way driving in the past. This will reduce the likelihood of wrong-way driving which has been caused by incorrect turning manoeuvres at road junctions.
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