Landkreis, Krumbach und Umgebung 26 Mittwoch, 19. November 2003 MN · Nummer 266 MN „Auch die Stadt war Opfer der Täuschung“ Buchautor Sven Keller stellt vor großem Publikum im Forum am Hofgarten sein Buch „Günzburg und der Fall Josef Mengele“ vor Von unserem Redaktionsmitglied Rebekka Jakob Günzburg Der dichte Nebel, der das Forum am Hofgarten umschloss, passte fast schon zu perfekt zu dem, worum es in den Mauern der Stadthalle gerade ging: Wie viel haben die Günzburger tatsächlich gewusst von Josef Mengele und seiner Flucht quer durch Südamerika? Haben die Bewohner der Stadt zu wenig in dem Nebel des Vergessens gestochert, den die Familie des KZ-Arztes um ihren Angehörigen produzierte? Autor Sven Keller hat in seinem Buch „Günzburg und der Fall Josef Mengele“ diese und weitere Fragen detailliert untersucht (MN berichtete). Mitten am „Ort des Geschehens“ stellte er nun sein Werk und seine Forschungsergebnisse vor. Große Anerkennung zollten Keller in ihren einführenden Worten Oberbürgermeister Gerhard Jauernig, Mengele-Biograf Ulrich Völklein und Professor Dr. Andreas Wirsching (Universität Augsburg), der die Arbeit betreut hatte. Was also ist dran am „Günzburg-Mythos“, den Keller in seinem Buch beschreibt? Gab es wirklich eine „Verschwörung alter Nazis, an der mehr oder weniger die ganze Stadt beteiligt sei“ (Keller) in der beschaulichen Klein- stadt? Fundiert – und bei aller historischen Genauigkeit spannend und kurzweilig – erklärte der Historiker, weshalb es so nicht gewesen sein könne. „Das Halbwissen der Günzburger erschöpfte sich in Gerüchten, sie wussten auch nicht mehr und nicht weniger als die Medien, die in der Sache recherchierten“, so Keller. Die Familie, damals noch der größte Arbeitgeber in der Region, habe auch den Mitbürgern gegenüber auf eine Politik der Desinformation und Blockade gesetzt. Zudem sei es den Günzburgern schwer gefallen, den „Beppo“, den sie nur als Kind und Jugendlichen kannten, als den mordenden KZ-Arzt zu sehen. Mengele sei „weder ein SS-Schläger noch ein verwirrter Psychopath“ gewesen, was es noch schwerer gemacht habe, dessen Gräueltaten zu verstehen. Journalisten und Opfer dagegen hätten den grausamen Mengele von Auschwitz vor Augen gehabt, „sie konnten die Geschichten der Günzburger vom Musterknaben Mengele nicht glauben.“ Diese aufeinander prallenden Sichtweisen hätten in den Medien zu der Annahme geführt, dass es eine Verschwörung in der Stadt gebe mit dem Ziel, Mengele zu decken. „Die Stadt und ihre Bürger waren nicht Teil der Verschwörung, sie gehörten zu den Getäuschten – auch wenn sich manche allzu gerne täuschen ließen.“ Einer aber blieb besonders hartnäckig: Alt- OB Dr. Rudolf Köppler. „Er fuhr eine Strategie der offensiven Verteidigung“, so Keller. Köppler war es auch, der das Thema im Jahr 2000 bei der Universität Augsburg anregte, wo es Keller 2001 für seine Magisterarbeit aufgriff. Mit dem Buch kommt ein Stück weit Licht in das Dickicht von Gerüchten über den KZ-Arzt Mengele und den „monströsen Schatten über der Stadt“, den OB Köppler 1983 in einer Rede ansprach. Abgeschlossen sei die Sache mit seinem Buch nicht, so Autor Sven Keller. Er wolle es eher verstanden haben als Beitrag, damit dieser Teil Günzburger Geschichte nicht vergessen werde. Historiker Sven Keller (links) und Günzburgs Alt-Oberbürgermeister Dr. Rudolf Köppler sind entsetzt über einen Beitrag, der am Freitagabend auf 3-Sat über Kellers Buch „Günzburg und der Fall Josef Mengele“ berichtete. Bild: Ulrich Wagner Werkausschuss tagt Günzburg (one). Im Sitzungssaal des Landratsamtes findet am Montag, 24. November, um 14 Uhr eine alleinige Sitzung des Werkausschusses statt. Anschließend beginnt gegen 14.30 Uhr eine gemeinsame Sitzung des Werks- und Kreisausschusses sowie im Anschluss daran eine alleinige Sitzung des Kreisausschusses. Polizei-Report Nach Zusammenstoß beide Fahrer verletzt Günzburg (one). 9 000 Euro Sachschaden sind das Ergebnis eines Zusammenstoßes zweier Autos auf der B16 bei Deffingen. Wie die Polizei mitteilt, war die Autofahrerin von Günzburg kommend unterwegs und wollte nach links Richtung Deffingen abbiegen. Ein weiterer Autofahrer fuhr ebenfalls auf der B16 von Ichenhausen kommend in Richtung Günzburg. Bauinnung berät Leipheim (zg). Die Bauinnung GünzburgKrumbach hält ihre Versammlung am Samstag, 22. November, um zehn Uhr im Leipheimer Zehentstadel ab. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem der Bericht von Obermeister Werner Nitzlader, ein Referat zum Thema „Das Handwerk heute“ und die Ehrung und Verabschiedung eines langjährigen Vorstandsmitglieds. Grün an der Ampel Beide Fahrzeuge hatten an der Ampel grün, wobei der Mann jedoch Vorfahrt hatte, da er geradeaus fahren wollte. Die Fahrerin bog trotzdem nach links ab und die Wagen stießen zusammen. Dabei verletzten sich beide Fahrer leicht. Sekten auf dem Vormarsch? Ichenhausen (pm). Der Religionspädagoge Willi Röder als Vorsitzender einer Elterninitiative in Kempten informiert am Mittwoch, 19. November, um 14.30 Uhr im Gasthof Hirsch in Ichenhausen zur Frage „Sekten auf dem Vormarsch?“. Die Veranstaltung der Hanns-Seidel-Stiftung ist öffentlich und kostenfrei. Bei Verkehrskontrolle Einbrüche aufgeklärt Landkreis (one). Diebesgut aus insgesamt vier Einbrüchen in Leipheim, Bubesheim und Bibertal haben Beamte der Rosenheimer Polizei bei einer Verkehrskontrolle im Kofferraum eines Autos gefunden. Wie die Polizei mitteilt, waren Ende Oktober in drei Firmen und eine Wohnung im Landkreis eingestiegen worden. Die beiden Insassen des in Nürnberg gemeldeten Wagens sind Brüder aus Rumänien. Weitere Einbrüche? Die beiden 21- und 28-Jährigen wurden festgenommen und die Polizei prüft nun überdies, ob sie an weiteren Einbrüchen beteiligt waren. Tagung in Günzburg: Notfallseelsorger helfen auch den Helfern Wie in den Landkreisen Günzburg, Neu-Ulm, Dillingen und Immenstadt steht die Notfallseelsorge vielerorts auf festen, ökumenischen Fundamenten. Ist bei Verkehrsunfällen ebenso zur Stelle wie nach plötzlichem Kindstod und Suizid, hilft Betroffenen und geschädigten Helfern – so die Beobachtung beim Jahrestreffen in der Firma Günzburger Steigtechnik. Die Günzburger Vertreter Hermann Gien- ger und Joachim Böhm (2. und 3. von links) berichteten über jährlich 15 Einsätze, meist bei Unfällen auf der Straße. Heute zu neunt in wöchentlich wechselnden Bereitschaftsdiensten arbeitend, freuten sie sich, dass der Rotaryclub Günzburg 1997 ihre Ausrüstung stiftete, und sie hoffen auch in der Zukunft auf private und gewerbliche Sponsoren für ihre schwere, psychisch belastende Tätigkeit. Auf Diözesan- ebene stehen dem Leiterteam Pater Ulrich C. Keller, Diakon Günther Mayer und Dr. Edgar Grumpen 120 Geistliche beider Konfessionen zur Seite. Die Karte der Diözese Augsburg (Bildmitte) mit 35 Dekanaten zeige allerdings leider noch zwölf weiße Flecken auf, wo bislang keine Notfallseelsorge eingerichtet wurde, bedauerten die Teilnehmer der Günzburger Tagung. Text/Bild: Paul r Frauen am Mittwoch, 10. Dezember, angeboten in Zusammenarbeit mit der Katholischen Landvolkbewegung im Dekanat Krumbach. Leiter des Einkehrtages ist Hochwürden Herr Pater Provinzial der Pallottiner Fritz Kretz aus Friedberg. Er wird zu dem Thema „Warum gerade ich? - Gerufen im Leid“ sprechen. Es geht um die Frage des Leids (Schicksalsschläge etc.) in unserem Leben, was es bedeutet und wie wir heilsam damit umgehen. Der Preis wird für die Busfahrt 8,50 Euro, für das Mittagessen, Kaffee und Kuchen 13,50 Euro betragen. Anmeldungen sind erbeten im Pfarramt Neuburg, Tel.: 08283/322.
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