PDF - IndieKino Berlin

D EISENSTEIN IN GUANAJUATO Kaleidoskopfilm D VIRGIN MOUNTAIN Aufbruch aus der Transitzone D BODY Zwischen
Plattenbau und Geisterglauben D MIA MADRE Von der Schwierigkeit, sozialrealistische Filme zu drehen D ALKI ALKI
Freund Flasche wanzt sich an D HALLOHALLO Sympathisch schwedisch D MACBETH Shakespeare als Höllenritt
D HASRET – SEHNSUCHT Surreales Istanbul D CHUCK NORRIS UND DER KOMMUNISMUS VHS gegen Ceauşescu
D LOVE Fucked it all up D UNTER DER HAUT Ü40-Uferwechsel D RIVERBANKS Liebe am Grenzfluss D ­FAMILIENBANDE
Mitten in den Midlands D EL CLUB Vier Männer am Meer D REGINA JONAS – DIE ERSTE RABBINERIN DER WELT Porträt
MAGAZIN DER UNABHÄNGIGEN BERLINER LICHTSPIELHÄUSER D 20 D NOVEMBER 2015
indiekinoBERL
HALLOHALLO. START AM 19.11.2015
DIE INDIEKINOS D ACUD KINO D B-WARE!LADENKINO D BALI KINO D
­ BUNDES­PLATZ KINO
D CITY KINO WEDDING D EISZEIT KINO D EVA-LICHTSPIELE D FILMKUNST66 D FILMRAUSCHPALAST D FSK-KINO AM ORANIENPLATZ D HACKESCHE HÖFE KINO D IL KINO D SPUTNIK KINO
AM SÜDSTERN D TILSITER ­LICHTSPIELE D UNION FILMTHEATER D XENON KINO D Z-INEMA
D ZUKUNFT D FLK FRIEDRICHSHAGEN D FLK HASENHEIDE D FLK INSEL D FLK POMPEJI
D FLK „UMSONST & DRAUSSEN“ IM FILMRAUSCHPALAST D OPEN AIR KINO IM FMP1
EDITORIAL
Seit wir das INDIEKINO BERLIN Magazin machen, träumen wir von einem
Arthouse-Centrefold in der Heftmitte. Die schönsten, erotischsten Filmkunstbilder im Querformat, am liebsten zum Ausklappen und Rausnehmen. Statt Playboy-Modells könnte man dann in den Autowerkstätten und
Hobbykellern Berlins beispielsweise Maggie Cheung entdecken, wie sie
in IN THE MOOD FOR LOVE die Treppe herunter schreitet. Oder Alain
Delon, wie er in ROCCO UND SEINE BRÜDER den Boxring betritt. Den
Gefangenen in Jean Genets UN CHANT D’AMOUR, der sich eine löchrige
Socke auszieht. Delphine Seyrig, wie sie in Harry Kuemels LES LÈVRES
ROUGE aus einem Auto steigt. Die Fremdenlegionäre, die in Clairs Denis‘
BEAU TRAVAIL in der sengenden Wüstensonne und dem existentiellen
Nichts den Nahkampf üben, oder das Vampirpärchen, dass sich in ihrem
TROUBLE EVERY DAY so nach einem Blutbad sehnt … Natürlich sind uns
vor allem wieder französische Regisseurinnen und Regisseure eingefallen.
Also haben wir uns in der Heftmitte ein doppelseitiges Foto von LOVE
gegönnt, den Gaspar Noé, Regisseur von IRRÉVERSIBLE und INTO THE
VOID, in 3D und mit ‚realen‘ Sexszenen gedreht hat und der dennoch eher
eine Meditation über Erinnerung und Verlust ist als Porno.
Viel Spaß beim Lesen und viel Spaß im Kino,
Eure/Ihre INDIEKINO BERLIN Redaktion
NEU IM NOVEMBER
04MAGAZIN
08EISENSTEIN WÄRE HEUTE POST-POST POST-JAMES CAMERON:
INTERVIEW MIT PETER GREENAWAY
12AUSBRUCH AUS DER TRANSITZONE:
VIRGIN MOUNTAIN
14ZWISCHEN PLATTENBAU UND
GEISTERGLAUBEN: BODY
24FUCKED IT ALL UP: LOVE
36KINDERFILME
38KINOHIGHLIGHTS
44KINOADRESSEN, IMPRESSUM
ABONNEMENT
46NACHBILD
31
32
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22
16
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26
8
30
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20
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Alki Alki
Anime Nere
Body
Bridge of Spies –
Der Unterhändler
Chuck Norris und der
Kommunismus
Democracy – Im Rausch der
Daten
The Diary of a Teenage Girl
Dürrenmatt – Eine
Liebesgeschichte
Eisenstein in Guanajuato
El Club
Ephraim und das Lamm
Erich Mielke – Meister der
Angst
Ewige Jugend
Familienbande
Die Hälfte der Stadt
34WEITER IM KINO
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21
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21
HalloHallo
Hasret – Sehnsucht
Herr von Bohlen
Irrational Man
Love
Macbeth
Madame Marguerite oder
Die Kunst der schiefen Töne
A Man Can Make a
Difference
Mia Madre
Paco de Lucia – Auf Tour
Regina Jonas – Die erste
Rabbinerin der Welt
Riverbanks
Die Schüler der Madame
Anne
Stonewall
Umrika
Unter der Haut
Virgin Mountain
Voll Verzuckert – That Sugar
Film
Zwischen Himmel und Eis
¡No!
Der Staat gegen Fritz Bauer
Mediterranea
NOVEMBER 2015 D
3D
INDIEMAGAZIN
FILM & GESPRÄCH I: WILLKOMMEN AUF DEUTSCH
In Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Demokratie Treptow-Köpenick zeigt das Union Filmtheater am 4.11. um
17.30 Uhr im Rahmen eines Themenabends mit Gesprächsrunde den kontroversen, emotionalen, aber durchaus auch
amüsanten Dokumentarfilm WILLKOMMEN AUF DEUTSCH. Der Film beobachtet über den Zeitraum von fast einem
Jahr die Situation in der scheinbar heilen Welt eines 400-Einwohnerdorfes in der bürgerlichen Mitte Westdeutschlands, im Landkreis Harburg. Dort müssen plötzlich traumatisierte Flüchtlinge neben Dorfbewohnern leben, die sich
angesichts der neuen Nachbarn um ihre Töchter und den Verkaufswert ihrer Eigenheime sorgen. Was passiert, wenn
Menschen aufeinander prallen, die sich fremd sind? Flüchtlinge, Anwohner sowie der Bereichsleiter der überlasteten
Landkreisverwaltung kommen zu Wort. Der Eintritt ist frei. www.union-filmtheater.de
VERLOSUNG: IT FOLLOWS
Eben haben wir ihn noch hymnisch besprochen,
nun ist der originelle Teen-Horror IT FOLLOWS schon als DVD/Bluray zu haben. Der Film bringt, verspielt aber
ironiefrei und sehr originell, den Teenager-Horror zu seinen Wurzeln zurück. Reihenweise werden junge Leute
in bizarren Todesposen vorgefunden. Es sieht aus, als ob sie von etwas Grauenhaftem verfolgt worden wären.
Flucht hilft nicht. Sex – zumindest zeitweise – schon. Wir verlosen drei Exemplare. Bei Interesse schreibt uns
bis zum 15.11. eine Mail an [email protected], Stichwort: IT FOLLOWS. Wir verlosen die Scheiben dann unter
allen Einsendungen.
D4
D NOVEMBER 2015
INDIEMAGAZIN
FILM & GESPRÄCH II:
PRINCESAS ROJAS Die Friedrich-Ebert-Stiftung lädt am 3.11. um 20 Uhr zu einer Filmvorführung mit Diskussion
(Deutsch und Spanisch) ins Hackesche Höfe Kino ein. Gezeigt wird
PRINCESAS ROJAS (Costa Rica/Venezuela 2013, 100 min, OmeU) der
costa-ricanischen Regisseurin Laura Astorga: Die elfjährige Claudia und
ihre jüngere Schwester flüchten mit den Eltern, sandinistischen Aktivisten, vor den Unruhen in Nicaragua ins benachbarte Costa Rica. Der
Film folgt der Perspektive der beiden innig verbundenen Schwestern. Sie
erfahren mehr, als sie verarbeiten können, aber zu wenig, um wirklich zu
verstehen. Revolutionärer Kampf, durch die Augen von Kindern gesehen.
www.hoefekino.de
„VIDEOREBELLEN“ DOUBLE
FEATURE Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums, aber auch
aufgrund der diesjährigen Veröffentlichung von Martin Hentschels
Buch „Videorebellen“ zeigt das Z-inema am 10.11. um 20 Uhr zwei der
legendärsten Berliner Underground – Movies der 90er Jahre: MUTANTENTERROR /BERLIN SNUFF – STRASSEN DER GEWALT (Deutschland
1995, Regie: Thomas Wind, Thomas Sieper, OmeU). Eine Hommage an
die Exploitation- und Horrorfilme der 80er, eine Persiflage derselben
und nebenher noch Medienkritik der damals gerade erst aufkommenden Welle des Reality – TV im deutschen Fernsehen. Martin Hentschel
ist zur Vorführung anwesend, wird sein Buch vorstellen und außerdem
ein Publikumsgespräch mit den ebenfalls anwesenden Filmemachern
führen. www.z-bar.de
FILM & GESPRÄCH III: QUALIA
Nadja ging vor Gericht und klagte gegen den Mann, der sie in ihrer Kindheit jahrelang sexuell missbraucht hatte. Aber ihre Angst, die Bilder und
Schmerzen bleiben. Die Regisseurin Lena Scheidgen begleitet Nadja bei
ihrem alltäglichen Kampf zwischen Verdrängung und Strategie, Gefühl
und Kontrolle. Und mit der Frage, was denn die Mutter von alldem mitbekam, taucht der Film ein in eine Familienstruktur, in der über Generationen Missbrauch und Gewalt zur Tagesordnung gehörten. QUALIA ist vom
9.–11.11. im fsk–Kino am Oranienplatz zu sehen. Am 10.11. um 18 Uhr
findet die Vorführung in Anwesenheit der Regisseurin und Vertreterinnen
von Wildwasser e.V. statt. www.fsk-kino.de
INDIEMAGAZIN
TATORT PREMIERE
Selbst große Tatort-Fans, laden die Betreiberinnen des City Kino
Wedding am 9.11. um 20 Uhr zur Premierenfeier des neuen Berlin Tatorts „Ätzend“ (R: Dror Zahavi, Ausstrahlung: 15.11.) ein: Abrissarbeiten in einer Berliner Laubenkolonie fördern ein säuregefülltes Fass zutage. Als
Bauarbeiter darin menschliche Überreste erkennen, beginnen Rubin (Meret Becker) und Karow (Mark Waschke)
zu ermitteln. Wer ist der Tote? Die erste Spur führt zu Saed Merizadi (Husam Chadat), Inhaber eines kleinen
Dentallabors in Neukölln. In Anwesenheit der Darsteller und Teammitglieder. Mit Sektempfang.
www.citykinowedding.de
How I Didn‘t Become a Piano Player
SHORTS ATTACK: SOUND OF
MUSIC Am 4.11. um 21 Uhr attackieren die Kurzfilme wieder
im Acud und begeistern unter anderem mit einem Flohkonzert, der „surrealen Reise durch das Unterbewusstsein eines unterdrückten Musikers“
und rosafarbenen Fanfarenwesen namens Smortl Ybacks.
www.shortsattack.com
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D NOVEMBER 2015
TESTBILD: OPEN SCREENING
Jeden 3. Mittwoch im Monat zeigen mutige Filmemacher*innen ihre
aktuellen Kurzfilmproduktionen in der Kinobar im Sputnik Kino vor einem
ebenso mutigen Publikum. Alles ist möglich. Es gibt keine Anmeldung,
keine Vorauswahl, keine Jury. Hauptsache der Film ist nicht länger als 25
Minuten. Da die auch mal ganz schön lang werden können, hat das Publikum allerdings ein Vetorecht. Die November-Session findet am 18.11.
um 20.30 Uhr statt. Der Eintritt ist frei. www.openscreening.de
INDIEMAGAZIN
METROPOLIS + VON
CALIGARI ZU HITLER Ein
hübsches Doppel bietet das Bali Kino im November an:
Zunächst läuft vom 26.–28.11. um 18 Uhr Fritz Langs
dystopische Zukunftsvision METROPOLIS (Deutschland
1926), dann liefert vom 29.11. bis zum 2.12., ebenfalls
um 18 Uhr, Rüdiger Suchslands Dokumentarfilm VON
CALIGARI ZU HITLER über die Filme der Weimarer Republik die historische Einordnung nach. Am 2.12. ist Rüdiger
Suchsland zur Vorführung zu Gast und beantwortet sicher
auch alle Fragen zu METROPOLIS gerne.
www.balikino-berlin.de
FISCHNACHT In der KULTURFABRIK Moabit findet am Samstag, den
7.11. bereits zum 10. Mal die „Lange Nacht des Tauchens“, von den Betreibern auch liebevoll Fischnacht genannt, statt. Auf den drei Etagen der Fabrik präsentieren sich Tauchfirmen und – aktivisten (Sea Shepherd, Wirodive Tauchreisen, Hydronalin, Tauchcenter
Feldberg, Atlantis Qualidive, Tauchsport-Club Berlin e.V., Deutsche Unterwasser-Club
Berlin, PADI und der Verein für Unterwasserarchäologie Berlin-Brandenburg), es gibt Vorträge, Infostände, Taucherflohmarkt, Tombola & Party. Als filmische Untermalung läuft
im Filmrauschpalast OCEAN FILM TOUR VOLUME 2, eine Kompilation von Extremsportund Umweltkurzdokus, in heavy rotation. www.lange-nacht-des-tauchens.de
Irrational Man
INDIEFEATURE
EISENSTEIN WÄRE HEUTE
POSTPOSTPOSTJAMES CAMERON
Interview mit Peter Greenaway zu
EISENSTEIN IN GUANAJUATO
Seit über 50 Jahren dreht der 1942 geborene Waliser Peter Greenaway
Filme, die die Brücke zwischen bildender Kunst, Theater und Film schlagen. Nach einem Kunststudium begann er zunächst als Cutter im „Central Office of Information“, jener britischen Propagandainstitution, die in
den 50er Jahren mit für den Erfolg des British Documentary Movement
verantwortlich war, zu arbeiten. Ab 1962 inszenierte Greenaway dann
eigene Filme. Zu seinen bekanntesten Arbeiten gehören die Filme, die
in den 80er Jahren entstanden, wie DER KONTRAKT DES ZEICHNERS
(1982), DER BAUCH DES ARCHITEKTEN (1986), DER KOCH, DER DIEB,
SEINE FRAU UND IHR LIEBHABER (1989). In jüngster Zeit war Greenaway mit seinen formverliebten, zahlenmystischen, exaltierten und von
sehr unterhaltsam bis völlig obskur reichenden Filmen vor allem auf
Festivals zu Gast, inszenierte Ausstellungen und das gigantische Crossover-Film-Kunst-Projekt THE TULSE LUPER SUITCASES (2003/2004), das
aus drei Spielfilmen, einer Fernsehserie, 92 DVDs, CD-ROMs, Büchern
über das Leben von Tulse Luper und einer Ausstellung seiner 92 Koffer
bestand. Mit EISENSTEIN IN GUANAJUATO hat Peter Greenaway nun
einen seiner zugänglichsten Filme seit langem produziert. Thomas Abeltshauser hat sich für INDIEKINO BERLIN mit dem Regisseur über Kunst,
Kino und Sergej Eisenstein unterhalten.
D8
D NOVEMBER 2015
INDIEKINO BERLIN: Wie kamen Sie auf die Idee, einen Film über den russischen Stummfilmregisseur Sergej Eisenstein zu drehen?
Peter Greenaway: Meiner Meinung nach gibt es in der Filmgeschichte
nur sehr wenige Visionäre, man kann sie an einer Hand abzählen. Und
Eisenstein steht auf dieser Liste für mich ganz oben. Das hat mehrere
Gründe: er hat seine Hochphase Mitte der 1920er Jahre, als das Kino
gerade anfängt, als Kunstform in Erscheinung zu treten. 1895 ist das
Geburtsjahr des Films, es vergeht also gerade mal eine Generation, bevor
Eisenstein aus dem Theater kommend ein Vokabular der Filmsprache entwickelt. Und dieses Vokabular gilt für das Kino als Industrie ebenso wie
als Unterhaltungsmedium und als Propaganda. Schon Marx und Engels
dachten, dass Film das ideale Medium ist, um das Proletariat zu erziehen.
Und auch angesichts der Tatsache, wer Eisenstein war, ein polyglotter
Mann mit unermesslichem Wissen, war er in der idealen Position, um Kino
als Kunstform zu erfassen und ernst zu nehmen.
Können Sie sich daran erinnern, wie Sie selbst seine Filme zum ersten
Mal sahen?
INDIEFEATURE
Anfang der 1960er Jahre studierte ich Malerei an der Kunsthochschule in
London. Damals explodierte dort der Kunstbegriff geradezu, wir wandten
uns allen möglichen Ausdrucksformen zu: Film, Performance, alles war
interessant. Ich entdeckte Eisenstein damals eher durch Zufall. Ich sah
seinen Film STREIK von 1925, das erste Meisterwerk der Filmgeschichte.
Das war natürlich sozialistische Propaganda, aber meine damalige Freundin war Kommunistin und ich fand das überaus spannend. Eisensteins
Filme waren viel lebendiger, es gab weit mehr Schnitte als in den amerikanischen Filmen, etwa von Griffith. Und Eisensteins Filme waren erstaunlich brutal. Das verstörte viele, vor allem in Amerika.
Sein zweiter Film PANZERKREUZER POTEMKIN dagegen wurde dann ein
weltweiter Erfolg.
Er hatte selbst auf so banale Leute wie Douglas Fairbanks und Mary
Pickford unglaublichen Einfluss, die sofort erkannten, dass man diesen
Mann nach Hollywood holen muss. Bei Paramount setzte man alles daran,
dass er kommt, aber das erwies sich als totale Niederlage. Sie waren
viel zu antiintellektuell, um jemandem wie Eisenstein auf Augenhöhe zu
begegnen. Aber er begegnete dort Sozialisten wie Charlie Chaplin, der
ihm schließlich ermöglichte, in Mexiko zu drehen. Das sollte ¡QUE VIVA
MÉXICO! werden, für den er in kürzester Zeit unglaublich viel Material
aufgenommen hat, das er aber nie schneiden durfte.
Dabei gilt er als Erfinder der Montage, des Filmschnitts.
Das ist ja das Tragische! Im Laufe meiner eigenen Laufbahn als Regisseur
kam ich immer wieder auf seine Filme zurück, um zu sehen, wie er es
gemacht hat. Ich habe nicht nur seine sechs vollendeten Langfilme gesehen, sondern auch so ziemlich jedes andere verfügbare Material und auch
seine theoretischen Schriften gelesen und seine Opern- und Tanzinszenierungen studiert. Ich bin mehrfach nach Moskau gereist, habe viele Stunden
in seiner Bibliothek gesessen und habe viele Drehorte besucht. Ich war
schon immer fasziniert von ihm und habe ihn immer wieder als Bezugspunkt verstanden, zu dem ich zurückkomme. Da ich aus der Malerei kam,
hat mich weniger das Narrative interessiert als die Art der Inszenierung,
die Perspektive, das Visuelle. Das konventionelle Erzählkino beruht auf
Geschichten, die schon in der Literatur bestehen, es ist bloß illustrierter
Text. Und wenn es schon eine Vorlage gibt, die sich im Markt bewährt hat,
umso besser für die Filmförderung. All das interessiert mich nicht. Es ist
NOVEMBER 2015 D
9D
INDIEFEATURE
eine unglaublich faule Herangehensweise. Ich finde das Bildliche viel spannender. Und für mich begann das Kino nicht mit Lumière und Méliès, es wurde
von den vier großen Meistern erfunden: Caravaggio, Velasquez, Rubens und
Rembrandt. Um es kurz zu fassen: Die von Eisenstein entwickelte Montage ist
wahrscheinlich das einzig Originäre, was das Kino hervorgebracht hat.
Sie haben sich in Ihren Filmen immer wieder mit Künstlern auseinandergesetzt, vor allem mit Malern. Eisenstein ist ein Bildermacher mit anderen
Mitteln. Sehen Sie trotzdem Parallelen?
der menschlichen Natur, der Person hinter den Kunstwerken und wie das
eine mit dem anderen zusammenhängt. Eisenstein verbringt zehn Tage
in Mexiko, abseits von dialektischem Materialismus und stalinistischer
Paranoia, er spürt dort eine Freiheit wie nie zuvor. Ich hatte immer den
Eindruck, dass Eisensteins erste drei Filme ganz anders sind als seine
letzten drei. Warum? Nun, ich denke, weil ihn die Erfahrung in Mexiko verändert hat. Statt den Massen in PANZERKREUZER POTEMKIN, OKTOBER
und STREIK interessierte er sich in ALEXANDER NEVSKY und den beiden
Teilen von IVAN DER SCHRECKLICHE mehr für das Individuum.
Schon Rembrandt hat vor vier Jahrhunderten gesagt: Nur weil man Augen
hat, heißt das noch nicht, dass man sehen kann. Man muss den Blick lernen.
Eisenstein arbeitete sehr stark mit Licht und inszenierte seine Protagonisten
oft wie Statuen mit starken Profilen. Das reflektiert auch mein Film, aber
natürlich sind wir im Jahr 2015 und nicht 1925. Eisenstein wäre heute Post-
Wie sehen Sie das heutige Kino?
Post-Post-James Cameron, und das mit links. Er würde dreidimensionale
Hologramme inszenieren, cutting edge! Er war ein unermüdlicher Erfinder.
Und er war ein Polyglott, er hat die ganze Welt auf die Leinwand gebracht.
Heute ist das Kino so ein winziger Teil unserer Gesellschaft, fast schon
inzestuös. Der Horizont seiner Vision ist aus dem heutigen Kino verschwunden. Und das wollte ich in meinem Film widerspiegeln. Er handelt genauso
von Farbtheorie, von Literatur und Schrift. Eisensteins Spiel mit Text und Worten ist hochartikuliert. Und es geht um Architektur und Filmräume. Ich habe
große Freude an diesen architektonischen Spielereien. Meine Position ist da
sehr missionarisch. Ich komme aus einem Land, das im Kino den Realismus
feiert. Dabei kann man keinen Realismus herstellen, das ist absolut lächerlich
und eine Sackgasse. Warum sollte man das überhaupt versuchen? Gott hat
es schon getan. Die meiste Kunst handelt von Kunst, nicht vom Leben.
mehr, will es nicht mehr. Schon heute werden laut einer Studie nur noch
5 Prozent aller Filme im Kino gesehen. Ich prophezeie, in fünf Jahren
werden die einzigen Orte, an denen Filme auf einer Leinwand gesehen
werden können, Filmfestivals sein. Alle anderen schauen Filme allein auf
einem kleinen Display irgendwo. Kino als Gemeinschaftserlebnis ist bald
ganz ausgestorben, abgehen von Festivals, Museen, Kinematheken und
Vorführungen mit Eventcharakter. Oder es wird gleich zu einem sozialen
Medium auf Youtube. Man kann die Geschichte des Weltkinos auf einem
kleinen Gadget in der Hosentasche mit sich herumtragen. Deswegen ist
es genau der richtige Zeitpunkt, einen der größten Praktiker und Theoretiker der Filmgeschichte zu feiern.
Trotzdem ist EISENSTEIN IN GUANAJUATO eher ein Porträt des Menschen
als ein Film über sein Werk. Warum haben Sie sich auf Eisenstein als Person
konzentriert?
Ich folge da der Theorie, dass es viel interessanter ist, warum Van Gogh sich
das Ohr abgeschnitten hat als seine Sonnenblumen. Wir sind fasziniert von
D 10
D NOVEMBER 2015
Das Kino ist tot. Oder es liegt zumindest schon eine ganze Weile im Sterben. Es dominiert die Hollywoodvorstellung vom Kino als Geldmaschine,
das europäische Kunstkino ist verschwunden. Die Welt braucht es nicht
Im Gegensatz zu prüden Pseudosexfilmchen wie FIFTY SHADES OF GREY
haben Sie nicht das geringste Problem, die schwulen Ausschweifungen
Eisensteins bis ins Detail zu zeigen.
Warum auch nicht? Wir alle haben Körper und Genitalien! Dieses verklemmte Spiel in Hollywoodfilmen, in denen immer getan wird als seien
wir geschlechtslos. Das ist doch lächerlich! Dort gibt es keinen Geruch,
keine Körperflüssigkeiten, keinen Schmutz. Lasst uns über Sex reden, und
INDIEFEATURE
zwar so offen wie möglich. Eisenstein hatte sehr wenig Selbstbewusstsein, was seinen Körper anging. Er dachte nicht, dass ihn jemand attraktiv
finden könnte. Er hielt sich für einen Clown. Aber er hatte ein Verlangen,
das sich in seinen Filmen ausdrückte. Schauen Sie sich POTEMKIN an:
Voller Penisse, Ejakulation und Matrosen. Aus queer-theoretischer Sicht
ein großer Spaß!
D Mexiko/Frankreich/Belgien/Niederlande/Finnland 2015 D 105 min D R: Peter Greenaway
D B: Peter Greenaway D K: Reinier van Brummelen D D: Elmer Bäck, Stelio Savante, Maya
Zapata D V: Edition Salzgeber
In Russland dürfte das kaum jemandem gefallen.
Und ich feiere einen ihrer Nationalhelden. Sie wissen seit Jahrzehnten,
dass Tschaikowski, einer der größten Künstler Russlands, schwul war.
Nun werden sie sich auch mit Eisensteins Homosexualität auseinandersetzen müssen. Noch wurde mir kein Hundekot per Post geschickt wie
bei früheren Werken von mir, aber EISENSTEIN wird sicher nicht auf dem
Moskauer Filmfest laufen. Der Film hat zwar mittlerweile einen kleinen
EISENSTEIN IN GUANAJUATO
Blick ins Kaleidoskop
russischen Verleih, aber er muss noch durch die Zensur. Diese ganze
Homophobie dort halte ich für einen künstlich erzeugten Putinismus,
pure Staatspropaganda. Ich habe viele Freunde in Sankt Petersburg und
Moskau, die überhaupt nicht seiner Meinung sind. Das ist ein soziales und
politisches Phänomen, erfunden von einem Mann, der die Hosen voll und
Angst hat, die Kontrolle zu verlieren.
Worin sehen Sie in diesem Zusammenhang Ihre Aufgabe als Künstlers?
Im besten Fall betreten wir Wege in Gegenden, in die sich der Rest der
Gesellschaft nicht traut, aus welchen Gründen auch immer. Das kann
Sexualität oder Tod oder was auch immer sein. Künstler sind Botschafter, Vorkoster, Entdeckungsreisende. Und deshalb müssen wir provokativ
sein, gefährlich, wagemutig. Künstler sind notwendig, um denen, die ihre
Komfortzone nicht verlassen wollen, eine Alternative aufzuzeigen: Schaut
her und erweitert Euren Horizont, ein anderes Leben ist möglich! Auch
wenn es den Herrschenden nicht passt.
D Das Gespräch führte Thomas Abeltshauser
Mit EISENSTEIN IN GUANAJUATO widmet sich der manische Zahlenfanatiker und Bilderwahnsinnige Peter Greenaway einer Episode aus dem Leben
des berühmten russischen Filmregisseurs und Meisters der Montage Sergej Eisenstein, der unter anderem STREIK, PANZERKREUZER POTEMKIN
und ALEXANDER NEVSKY drehte. Anfang der 1930er Jahre bereiste Eisenstein Europa, um den neuen Tonfilm zu studieren, dann folgte er einem
Angebot der Paramount in die USA. Als man sich dort auf kein gemeinsames Projekt einigen konnte, brachte Charlie Chaplin ihn mit dem sozialistischen Schriftsteller Upton Sinclair zusammen, der sich bereit erklärte,
Eisensteins nächstes Projekt zu finanzieren: ¡QUE VIVA MÉXICO! sollte
ein episodisches Portrait von Mexiko werden und wurde Eisensteins größtes Fiasko. Von 1930 – 1931 bereiste Eisenstein das Land und drehte an
die 50 Stunden Material, fertig gestellt wurde der Film nie – zumindest
nicht von Eisenstein. Peter Greenaway erzählt von zehn Tagen aus diesem Zeitraum, vom 21. Oktober 1931, an dem Eisenstein in der Kleinstadt
Guanajuato ankommt, bis zum 31. Oktober 1931, dem Tag der Toten. In
diesen zehn Tagen verändert sich Eisensteins Welt: Er verliebt sich in seinen Reiseführer Palomino Cañedo, er hat schwulen Sex, er entdeckt den
Exzess und die mexikanische Totenkultur. Der hochbegabte Schnellsprecher und Kopfmensch mit der Clownsvisage entdeckt die Körperlichkeit.
Peter Greenaway packt seine ganze Liebe und Bewunderung für und sein
ganzes Wissen über den ersten Regisseur, den er je verehrt hat, in diese
zehn entscheidenden Tage. Und bei jemandem der so sammelwütig ist
wie Greenaway und so exaltierte filmische Bildwelten baut, will das etwas
heißen. EISENSTEIN IN GUANAJUATO ist wildes Kaleidoskop, Groteske,
Karneval, Liebesgeschichte und Anthologie, Zitat und Erfindung, und ein
Wunderkasten von Kameraeinstellungen und Montagetechniken. Bereits
die ersten zehn Minuten mit ihren Farbwechseln, Split-Screens, rasenden
Schnittfolgen, und Überlappungen von Doku und Fiktion enthalten mehr
filmische Finesse als vermutlich die kumulierten Arthouse-Produktionen
des Kinojahres 2015. Und in dem Tempo geht es weiter. D Toni Ohms
Start am 12.11.2015
¢ b-ware!ladenkino
¢ Bundesplatz Kino
¢ Filmrauschpalast
¢ filmkunst66 DF
¢ Xenon Kino OMU
DF OMU
DF OMU
OMU
TERMINE UNTER WWW.INDIEKINO.DE
Peter Greenaway recounts ten days in
the life of famous film director Sergej
Eisenstein. In the period from October
21st 1931, when he arrives in the Mexi­
can town of Guanajuato to October
31st, the day of the dead, Eisenstein
discovers love, sex and death.
NOVEMBER 2015 D
11 D
INDIEFEATURE
VIRGIN MOUNTAIN
Aufbruch aus der Transitzone
Es beginnt und endet am Flughafen, einem Ort des Dazwischen, einem
Ort, der eigentlich keiner ist, einer Zone der Übergänge. Wo andere
zu einem Ziel ihrer Wünsche durchgeschleust werden wie durch einen
Geburtskanal, eng, unbequem, aber mit vielversprechendem Ausgang, ist
Fúsi, über 40 und deutlich übergewichtig, im übertragenen Sinne steckengeblieben. Der „Berg von einer Jungfrau“ des hiesigen Verleihtitels (VIRGIN MOUNTAIN – im isländischen Original heißt der Film einfach FÚSI)
wohnt noch bei Mama, wird von den Arbeitskollegen gemobbt wie ein
Teenager auf dem Schulhof und kauft sich Spielzeug, für das ihn jüngere
Kinder schon mal beneiden.
Auf dem Flughafen, für Fúsi eine Einödnis der stumpfen Arbeit, kurvt der
passive Riese mit dem Gepäcktransporter wie mit einem Modellauto
umher. Die in der nächsten Einstellung gezeigten Risse im Lehmboden
einer Wüstenei wirken zunächst wie unüberwindliche Gräben, stellen sich
aber bald als Teil einer Miniaturlandschaft heraus. Fúsi spielt nämlich
gern mit Modellpanzern die Schlacht von El Alamein nach. Die Risse in
seiner Modellbauwüste lesen sich wie zarte Vorboten für die beginnende
Öffnung des Gefühlskokons unseres Helden – und auch der Ausgang der
historischen Kriegsszene gibt Anlass zur Hoffnung: erstmalig gelang den
Alliierten damals ein wesentlicher Sieg gegen Nazideutschland.
Zunächst werden jedoch am Fließband die Koffer der anderen auf die
Reise geschickt, dann wird am Fließband kollektiv der Müll der anderen
D 12
D NOVEMBER 2015
sortiert. Fúsi ist ein unüblicher Mann, der für die Bedürfnisse der anderen, besonders der Frauen in seiner Umgebung, zuständig ist. Der kleinen
Nachbarin Hera, einem einsamen Scheidungskind, dient er als stundenweiser Mutterersatz und deckt die Funktion „beste Freundin“ gleich noch
mit ab. Als eine Art Krankenpfleger ist Fúsi bald auch für die depressive
Sjöfn vom Tanzkurs da und nicht zuletzt funktioniert er als ewiger Kindpartner seiner Mutter. Schon das geringste Zeichen von Kritik, ein Hauch
von Protest, ein leicht vorwurfsvolles „Mama!“ wird von dieser Mutter
sehr hellhörig als Aufruhr wahrgenommen. Sie will partout nicht von
ihrem Sohn verlassen werden. Erst von ihrem Lebensabschnittsgefährten
wird das Mittvierziger-Riesenkind hinaus ins Leben gedrängt. Dort muss
Fúsi sich auf seine eigene Kraft besinnen, um aus dem Stillstand in der
Transitzone auszubrechen.
Was fühlst Du? Was denkst Du? Was wirst Du tun? scheint die Kamera
unterwegs zu fragen, wenn sie immer wieder einmal länger auf dem
Gesicht von Fúsi ruht, der keine großen Mienen zieht. Seine Leiblichkeit
ist so ungestalt wie sein Innenleben kindlich wirkt. Noch gibt es da kein
Ich zu verlieren, Fúsis Kern ist tief begraben, er ist ein buchstäblicher
„Milchbart“. Wie noch nicht ganz abgestillt, trinkt er lieber Milch als Tee
oder Kaffee und übersieht darüber fast die Gelegenheit zu einem Date.
Doch Nuance für Nuance schleicht sich erst Nachdenklichkeit, dann langsam aufkeimende Freude, auch mal Überraschung und Erleichterung bis
hin zu sanfter Entschiedenheit in Fúsis Ausdruck. Die Entwicklung vom
Die beste schwedische romantische Komödie des Jahres!
KOMMUNALARBETAREN
Ich lachte unglaublich viel! ROGER WILSON, KULTURNYTT
Eine treffsichere Komödie von hohem Wiedererkennungswert!
DALARNAS TIDNINGAR
MEMFIS FILM PRÄSENTIERT
Eine neue Komödie von
MARIA
BLOM
MARIA BLOM
Publikumspreis Filmfest Hamburg & Lübeck!
Originaltitel: Fúsi D Island/Dänemark 2015 D 94 min D R: Dagur Kári D B: Dagur Kári
D K: Rasmus Videbaek D S: Olivier Gugge Coutté D D: Gunnar Jónsson, Ilmur Kristjánsdóttir
D V: Alamode Filmverleih
VIRGIN MOUNTAIN zum Berg von einem Mann lässt sich schließlich, einmal angestoßen, nicht mehr aufhalten.
Es wird wenig gesprochen und viel geschaut in VIRGIN MOUNTAIN. Schön
ist, wie der Film von Dagur Kári (NOI ALBINOI) sich darauf verlässt, den
Hauptdarsteller Gunnar Jónsson zu beobachten anstatt ihn von Plotpoint
zu Plotpoint zu hetzen. Selbst in den dramatischeren Situationen entsteht keine Hektik. Bei aller ruhigen Gelassenheit der Handlung ist das
Erzähltempo dennoch flüssig und von einem trockenen, untertriebenen
Humor geprägt. Karí gelingt es, große Themen aufzurufen und dann dafür
so verblüffend schlichte wie überzeugende Bilder zu finden. Sein realistisches Erzählen mit lebensnahen Szenen und Gesten, durchzogen von
skandinavischer Lakonie und einer heimlichen Freundlichkeit, lässt Fúsi
am Ende dieser Charakterstudie souverän den Ausgang aus der Unmündigkeit erobern. D Anna Stemmler
11.
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WWW. HALLOHALLO-FILM .DE
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MARIA SID · JOHAN HOLMBERG · TINA RABORG · CARL JACOBSON · KARIN EKSTRÖM · ANN PETRÉN
Verleih gefördert durch das MEDIA-Programm
der Europäischen Union
Start am 12.11.2015
¢ Acud Kino DF
¢ b-ware!ladenkino DF OMU
¢ Bundesplatz Kino DF OMU
¢ Eva Lichtspiele DF
¢ filmkunst66 DF
¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU
¢ Hackesche Höfe Kino OMU
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Fúsi is around 40, obese and still living
with his mum. When her partner finally
kicks him out, Fúsi nilly-willy confronts
life as an adult. Dryly humorous
Icelandic comedy by Dagur Kári (NOI
ALBINOI).
Warmherzige Komödie über Liebe und
Neuanfang in der Mitte des Lebens, mit Mut
zum Slapstick und starken Gefühlen und voll
Vertrauen auf die Kraft der Güte – herrlich auf
den Punkt gebracht von Maria Blom.
INDIEFEATURE
BODY
Zwischen Plattenbau und
Geisterglauben
Untersuchungsrichter Janusz fährt zum Tatort. Der Scheibenwischer
quietscht. Es nieselt. Ein Mann hat sich erhängt, an einem Baum am Ufer
der Weichsel. Die Indizien sind bereits nummeriert, der Fotograf fotografiert. „Schneidet ihn ab“ weist Janusz müde seine Leute an. Ein Kollege
klettert auf die Leiter und schneidet das Seil durch. Niemand macht sich
die Mühe, die Leiche aufzufangen, die auf den Boden plumpst und dort
einfach so liegenbleibt. Noch mehr Fotos. Die Polizisten beraten, ob sie
den Toten ausziehen müssen, oder das der Gerichtsmedizin überlassen
können. Im Hintergrund erhebt sich der vermeintlich Tote und macht sich
davon. Niemand folgt ihm.
Alle Szenen in Małgorzata Szumowskas BODY, der im Wettbewerb der
diesjährigen Berlinale lief, sind so: lakonisch und auf den Punkt. Verregnet, amüsant und überragend getimt. Damit erinnert BODY ein wenig an
die lakonischen Komödien von Aki Kaurismäki, an die bizarren existentialistischen „set-pieces“ von Roy Andersson (EINE TAUBE SITZT AUF
EINEM ZWEIG UND DENKT ÜBER DAS LEBEN NACH) und irgendwie auch
an Jacques Tati oder sogar Wes Anderson mit ihren exakten Kadrierungen
und Bewegungen innerhalb der Bilder – ist dann aber auch wieder völlig
anders.
BODY sieht aus wie ein gutes naturalistisches Sozialdrama, von Mike
Leigh etwa oder Ken Loach, das einfach hier und da ein bisschen zugespitzt wurde, bis hinter der schnöden Realität die Absurdität des Ganzen
hervorschaut. Gedreht wurde überwiegend bei natürlichem Licht, es gibt
keine filmischen Gimmicks, keine rasanten Schnitte, schrägen Perspektiven, drastischen Farben oder Kontraste. Orte der Handlung sind eine
verwohnte Etagenwohnung, ein Hochhauskomplex und ein Krankenhaus
in Warschau. Alle schön grau in grau. Ebenso trübe sind die Lebensumstände der Hauptpersonen: Seit dem Tod der Mutter leben der ausgebrannte Untersuchungsrichter Janusz und seine Teenager-Tochter Olga
feindselig nebeneinander her. Janusz säuft, Olga hungert, das Zimmer
D 14
D NOVEMBER 2015
der Mutter bleibt verschlossen. Wie schlecht es seiner Tochter eigentlich
geht, bekommt Janusz erst mit, als Olga Tabletten schluckt und er sie wie
eine seiner Berufsleichen im Badezimmer vorfindet. Er schleppt Olga ins
Krankenhaus und bittet den Chefarzt, sie dazubehalten. Olga kommt in
die Therapiegruppe von Anna, einer äußerst eigenwilligen Therapeutin,
die im Outfit einer bibeltreuen Christin Schreitherapie macht, sich privat
eine riesige Dogge hält und im Nebenjob als Medium arbeitet. Spiritismus-Kunden findet sie, in dem sie die Angehörigen frisch Verstorbener
anspricht. Und sie ist auch hinter Olga und Janusz her.
Spätestens mit dem Auftreten von Anna nähert sich das Sozialdrama
endgültig der Groteske an, aber Szumowska schafft es durchweg, die
Balance zwischen Absurdität und Empathie zu halten. Die Regisseurin
mag sichtlich alle ihre Personen. Auch Anna – Dogge, Strickjäckchen und
die verstörende Unerschütterlichkeit der Spiritistin hin oder her – wird als
reale, dreidimensionale und verletzliche Person spürbar. Ebenso Janusz,
der sich müde und beduselt von der Aufarbeitung eines schäbigen Verbrechens zum nächsten schleppt und Olga, die ihren Vater mit Vehemenz
hasst und dabei doch vor allem traurig und alleine ist. Ihnen allen wünscht
man, während man noch über sie kichert, auch von Herzen Erlösung, ob
nun durch Therapie oder Kontakt mit der Totenwelt, spielt am Ende fast
keine Rolle mehr.
Ein Dokumentarfilm von David Bernet
IM RAUSCH DER DATEN
A B 12. N O V E M B E R I M K I N O
WWW.DEMOCRACY-FILM.DE
/DEMOCRACYFILM
Die polnische Regisseurin Małgorzata Szumowska liebt die Ambivalenz. Ihr
letzter Film IM NAMEN DES … erzählte in den betörend sonnendurchfluteten Bildern einer ländlichen Idylle von den Selbstzweifeln eines Priesters,
der seine Sexualität unterdrückt, von Missbrauch, Grausamkeit, Mobbing
und dem Terror einer engen Gemeinschaft. Unentwegt und etwas verstörend oszillierte IM NAMEN DES … zwischen Alptraum-Szenario und
erotischer Fantasie. In BODY sind die Pole des Szumowka‘schen Gefühlsuniversums nun Tragik und Heiterkeit, die Banalität des Alleinseins und
die Absurdität des Kampfes dagegen, Psychologie und Geisterglauben.
Virtuos schwebt BODY in der Mitte und hält sich bis zum Schluss, übrigens einem der schönsten Filmenden der Filmgeschichte, alle Optionen
offen. D Hendrike Bake
Originaltitel: Ciało D Polen 2015 D 90 min D R: Małgorzata Szumowska D B: Małgorzata
­ zumowska, Michał Englert D K: Michał Englert D S: Jacek Drosio D M: Design Kacper
S
Habisiak, Marcin Kasiński D D: Janusz Gajos, Maja Ostaszewska, Justyna Suwała, Adam
Woronowicz D V: Peripher Filmverleih
Start am 29.10.2015
¢ Bundesplatz Kino
¢ City Kino Wedding DF OMU
¢ Filmrauschpalast OMU ab 12.11.
¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU
¢ Hackesche Höfe Kino OMU
OMU
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Since the death of her mother Olga
stopped eating and her father Janusz
started drinking. When Janusz takes Olga
to the hospital for therapeutic treatment,
they meet Anna, a psychotherapist and
spiritualist who claims to be able to contact the dead. An existential comedy.
#DEMOCRACYFILM
/DEMOCRACYFILM
INDIEKRITIKEN
Deutschland 2015 D 100 min D R: David Bernet D B: David Bernet D K: Marcus Winterbauer, Dieter Stürmer, François Roland, Ines Thomsen, u.a. D S: Catrin Vogt
D M: Von Spar D D: Jan Philipp Albrecht, Viviane Reding, Ralf Bendrath, John Boswell
D V: farbfilm Verleih
DEMOCRACY –
IM RAUSCH DER DATEN
Italien/Frankreich 2015 D 106 min D R: Nanni Moretti D B: Nanni Moretti, Francesco Iccolo,
Valia Santella D K: Arnoldo Catinari D S: Clelio Benevento D D: Nanni Moretti, Margherita
Buy, John Turturro, Pietro Ragusa D V: Koch Media
MIA MADRE
Von der Schwierigkeit, sozialrealistische Filme zu drehen
Durch die Mühlen der Bürokratie
David Bernets Werk DEMOCRACY – IM RAUSCH DER DATEN wirkt 2015
aktueller denn je. Der Film dokumentiert die fast drei Jahre andauernde
Geschichte der Entstehung der Gesetzesreform zum Datenschutz in der
EU, die 2012 zum ersten Mal vorgestellt wird. Zu diesem Zeitpunkt sind
die Vorherrschaft von Big Data, die Milliardengeschäfte von Konzernen
und Lobbys mit unserer aller Massendaten sowie die Relevanz des Schutzes letzterer noch nicht allseits bekannt. Heute lässt sich sagen, dass der
Datenschutz und seine Tragweite in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind – ein jeder weiß, dass Facebook, Google, Yahoo und unzählige
weitere Plattformen Daten akkumulieren und speichern. Diese werden
ausgewertet, zu Werbezwecken verwendet oder an Dritte verkauft. Dank
einiger Aktivisten und Whistleblower ist das Ausmaß dieser Datenverwertung heute bekannt, beim Dreh von DEMOCRACY jedoch war vieles noch
Neuland und erst die Enthüllungen Edward Snowdens brachten frischen
Wind ins Parlament.
Auf beinahe intime Weise in vielen Nahaufnahmen und Details nähert sich
Bernet seinen Protagonisten, allen voran Jan Philipp Albrecht, Berichterstatter des Europäischen Parlaments und Jungpolitiker der Grünen. Der
Zuschauer geht mit Politikern, Anwälten, Lobbyisten und Aktivisten, die er
für gewöhnlich kühl-distanziert aus Medienberichten kennt, hier in Brüssel auf Tuchfühlung. Dem Film gelingt es, im schleppenden Mahlen der
Bürokratiemühlen spannende Situationen zu finden und dabei den Fokus
nie aus den Augen zu verlieren: Es handelt sich hierbei um das fundamentale Recht zur Selbstbestimmung, um die Entscheidung, was mit den
eigenen Daten geschieht und um die digitale Zukunft eines jeden europäischen Bürgers. „The personal data belongs to the person.“ D Lili Hering
Start am 12.11.2015
¢ b-ware!ladenkino
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D 16
OMU
D NOVEMBER 2015
DEMOCRACY follows several politicians and lobbyists in Brussels in the
long process of getting a data protection law pass the EU legislation.
In seinem jüngsten Film MIA MADRE spielt Nanni Moretti ausnahmsweise
einmal nicht die Hauptrolle. Die übernimmt die in Italien berühmte Schauspielerin Margherita Buy, die eine Regisseurin namens Margherita verkörpert. Diese steckt gerade mitten in den Dreharbeiten zu ihrem neuen
Film, einem engagierten Sozialdrama, so wie sie heute kaum noch gedreht
werden. Zusätzlich muss sich Margherita auch noch um ihre im Sterben
liegende Mutter (Giulia Lazzarini) kümmern, die wie Nanni Morettis eigene
Mutter – die während der Dreharbeiten zu seinem Film HABEMUS PAPAM
verstarb – ehemalige Lateinlehrerin ist. Damit unternimmt Moretti mit
MIA MADRE eine Art filmische Trauerarbeit, zum anderen bietet ihm die
Story Anlass, dem kulturellen Verfall in der Filmproduktion nachzuspüren:
Sozial engagierte Filme drehte der bekennende Kommunist Moretti früher
selber, heute sind sie kaum noch zu finanzieren, heute braucht man meist
internationale Partner, die allzu oft Einfluss nehmen. So ergeht es auch
Margherita, die den amerikanischen Star Barry (John Turturro) vorgesetzt
bekommt, der ihren Film international vermarktbar machen soll.
Moretti erzählt in MIA MADRE von der Schwierigkeit, Privates und Berufliches unter einen Hut zu bekommen, so wie er es schon manches Mal
getan hat. In diesem Fall laufen ihm jedoch immer wieder die beiden
Stränge auseinander, was vor allem am Kasperlhaften Spiel Turturros
liegt, der unpassenden Klamauk in einen Film bringt, der ansonsten meist
ein typischer zart-melancholischer Moretti-Film ist. So ist MIA MADRE
auch immer dann am überzeugendsten, wenn sich Moretti auf die Zeichnung der Familie konzentriert und das oft schwierige, aber stets liebevolle Verhältnisse zwischen Margherita, ihrer Mutter und ihrem Bruder
(gespielt von ihm selbst) zeigt. D Michael Meyns
Start am 19.11.2015
+
¢ Bundesplatz Kino
¢ filmkunst66 DF
¢ fsk-Kino am Oranienplatz
¢ Il Kino OMeU
DF
OMU
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Margherita has trouble reconciling
both her private and business life: no
one wants to finance her new film, an
old fashioned kitchen sink drama, and
her mom is dying.
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INDIEKRITIKEN
Originaltitel: Marguerite D Frankreich, Tschechische Republik, Belgien 2015 D 127 min
D R: Xavier Giannoli D B: Xavier Giannoli, Marcia Romano D K: Glynn Speeckaert
D S: Cyril Nakache D M: Ronan Maillard D D: Catherine Frot, André Marcon, Michel Fau
D V: Concorde Filmverleih
MADAME MARGUERITE
ODER DIE KUNST DER SCHIEFEN TÖNE
Originaltitel: Hallå hallå D Schweden/Norwegen 2014 D 98 min D R: Maria Blom
D B: Maria Blom D S: Kristin Grundström D M: Anders Nygards D D: Maria Sid, Johan Holmberg, Ann Petren D V: Kool Filmverleih
HALLOHALLO
Sympathisch schwedisch
Hybris und Moderne
Die Geschichte der unmusikalischen Operndiva Florence Foster Jenkins
wird uns in der nächsten Zeit noch einige Filmabende bescheren. Im
nächsten Jahr wird es eine US-Verfilmung ihres Lebens unter der Regie
von Stephen Frears und mit Meryl Streep in der Hauptrolle geben, außerdem ist für 2016 ein Dokumentarfilm über die amerikanische Königin der
talentbefreiten Amateure geplant. Die erste Dosis misslungener Arien
kommt aber aus Frankreich und macht aus der amerikanischen Erbin die
französische Baronin Marguerite Dumont. Die Geschichte beginnt kurz
nach dem zweiten Weltkrieg, als ein Journalist und ein moderner Dichter
sich auf eine Soirée bei Baronin Marguerite Dumas schmuggeln, wo sie
von der vollkommenen Hybris der Baronin und der Speichelleckerei ihrer
Günstlinge begeistert sind. Xavier Giannolis Film streut immer wieder
kleine Szenen ein, die die Sensibilität der Nachkriegsgeneration beleuchten. Der Dichter Kyril hat wie Guillaume Appollinaire, der Pate der Surrealisten, eine Stahlplatte im Schädel und verteilt kleine Gedichtbände,
deren Texte figurativ gesetzt sind wie in Appollinaires „Calligrammes“,
einem Schlüsselwerk der klassischen Moderne. Eine öffentliche Theateraufführung, bei der er MARGUERITE die Marseillaise singen lässt, ist von
Hugo Ball und dem Cabaret Voltaire inspiriert. Der Aufbruch der Moderne,
Nachkriegsverzweiflung und -zynismus stehen hier der Einsamkeit der
Hauptperson gegenüber, die aus einer überkommenen Gesellschaftsschicht stammt und sich, von ihrem Diener Madelbos unterstützt, ihre private Gegenmoderne erschafft, in der sie sich vor Madelbos Fotokamera in
immer neuen Rollen als romantische Opernheldin inszeniert. Aus diesem
Gegensatz zwischen dem Aufbruch einer neuen Subjektivität und Marguerites romantisch-solipsistischer Selbstverkennung schlägt der Film einige
unerwartet eindringliche Funken. D Tom Dorow
Start am 29.10.2015
+
¢ b-ware!ladenkino
¢ Eva Lichtspiele DF ab 19.11.
DF
OMU
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Inspired by the story of Florence
Foster Jenkins, MADAME MARGUERITE
tells the story of an opera-loving, tone
deaf baroness whose atrocious concerts were all the rage in post WW2
Parisian society.
Zunächst hat man Mitleid mit Disa. Es schmerzt, mit anzusehen, wie sie
sich selbst zum Affen macht und dabei kein Fettnäpfchen auslässt. Erst
recht, wenn sie ihrem Ex-Mann Laban begegnet. Er hat längst eine Neue,
ist glücklich und erfolgreich, die gemeinsamen Kinder leben bei ihm. Doch
Disa kann nicht loslassen und redet sich selbst ein, dass sie ihn zurück
gewinnen kann. Nachts arbeitet sie im Krankenhaus und kümmert sich
rührend um die Alten, ist mit ihrer gutmütigen Art aber oft der Fußabtreter der Kollegen. Irgendwie will sich in Disas Leben nichts bewegen,
und auch ein Selbstverteidigungskurs bringt nicht das nötige Selbstvertrauen. Dann lernt sie Kent kennen und mit ihm ein völlig anderes Leben:
Er ist Single und Vater von zahlreichen Kindern, aus einer Vielzahl früherer
Beziehungen. Obwohl er nicht wirklich scharf darauf ist, sich wieder zu
binden, löst die Begegnung in Disa den lang verkorksten Knoten.
Die Heldin von Maria Bloms charmanter Tragikomödie entwickelt sich
ganz allmählich. Der Prozess, in dem auch Disas Eltern eine nicht unwesentliche Rolle spielen, ist immer schlüssig und authentisch. Da ist zum
Beispiel die ständige Kritik der Mutter, die vom Vater gleichgültig hingenommen wird – und man ahnt, wie Disa wurde, wie sie ist. In seiner
realistischen Zeichnung der Familienbeziehungen erinnert HALLOHALLO
an Bloms letzten Erfolg hierzulande, das Erstlingswerk ZURÜCK NACH
DALARNA. Maria Sid, im Dezember auch in WIE AUF ERDEN zu sehen,
verleiht Disa Charakter und Konturen. Man schließt sie sofort ins Herz,
mit all ihren Makeln und mit ihrem inneren Strahlen. So geht es auch ihren
neuen Freunden: Obwohl Disa sich gleich nach dem ersten Kennenlernen
an Kents Hals wirft und erstmal einen Korb kassiert, entwickelt sich doch
ganz langsam so eine Art Liebesgeschichte. Denn nichts wird überhastet
in Maria Bloms sympathischer Komödie. D Lars Tunçay
Start am 19.11.2015
¢ Acud Kino
¢ b-ware!ladenkino DF +
¢ Eva Lichtspiele DF
¢ filmkunst66 DF
DF
OMU
Disa, a kind-hearted nurse, is still
obsessed with her ex-husband and
seems to always be getting the short
end of the stick at work. When she
meets easy-going single dad Kent her
life begins to change.
NOVEMBER 2015 D
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INDIEKRITIKEN
Deutschland 2015 D 90 min D R: André Schäfer D B: André Schäfer D K: Andy Lehmann
D M: Ritchie Staringer D D: Arnd Klawitter, Arne Gottschling, Christian Birko-Flemming,
Marcos Schlüter, Yannic Becker, Sebastian Müller, Markus Thiele D V: Edition Salzgeber
HERR VON BOHLEN
Homophobe Neidkomplexe
Sein Leben ist Teil der deutschen Boulevardmedien- wie Industriegeschichte: Arndt von Bohlen und Halbach, als Sohn von Alfried Krupp von
Bohlen und Halbach bis in die 1960er Jahre designierter Krupp-Chef,
wurde in Internaten und BWL-Studium zum deutschen Wirtschaftsführer
erzogen. 1966 verzichtete er auf Druck der Unternehmensführung auf
sein Erbe von 3,5 Milliarden DM sowie auf den Chefposten. Zu weich,
andere Interessen – sprich: zu schwul. Schminke und Schmuck schmeichelten seiner Eitelkeit, Fleiß und Verantwortung lagen ihm fern. Arbeiten
– „das hat mir gerade noch gefehlt!“ Die Presse skandalisierte immer wieder gerne die – mehr oder weniger wahren – Luxusexzesse des „reichsten
Frührentners Deutschlands“ mit seiner jährlichen 2-Millionen-Rente.
André Schäfer nähert sich diesem schillernden Typen über das ReEnactment an. In einer Making-of-Situation macht der Regisseur gleich
zu Anfang klar: Wir benutzen Archivmaterial, das gar keines ist. In einer
imaginierten filmischen Homestory öffnet Schauspieler Arnd Klawitter in
seiner Rolle des Arndt von Bohlen und Halbach sein Herz – mit Originalzitaten aus diversen Interviews. Eine erweitere Perspektive bieten echte
Interviews mit Weggefährten, von den Wirten seiner Münchner Stammwirtschaft bis zum Nachlassverwalter, der in heiligem Zorn gegen die intriganten Schachzüge des Kruppkonzerns wettert. Irgendwo zwischen Spielund Dokumentarfilm bietet HERR VON BOHLEN Einblicke in eine von
homophoben Neidkomplexen bestimmte Gesellschaft. D Harald Mühlbeyer
Originaltitel: Paco de Lucía: La Búsqueda D Spanien 2015 D 95 min D R: Curro Sánchez
D B: Curro Sánchez, Casilda Sánchez D K: Carlos Garcia de Dios, Álex García Flores
D S: Darío García, José M. G. Moyano D D: Paco de Lucía, Pepe de Lucía, Carlos Santana
D V: Cine Global
PACO DE LUCIA – AUF TOUR
Porträt des Flamenco-Revolutionärs
Der 2014 verstorbene andalusische Gitarren-Virtuose Paco de Lucia
wurde außerhalb Spaniens in den siebziger und achtziger Jahren vor
allem durch seine Zusammenarbeit mit Jazz-Musikern wie Aldi Meola.
John McLaughlin, Larry Coryell und Chick Corea bekannt. Während er
internationale Anerkennung fand, verließ die Flamenco-Legende Sabicas
eines seiner Konzerte und bezeichnete den „New Flamenco“ den de Lucia
spielte, als Unsinn. Der Dokumentarfilm PACO DE LUCIA – AUF TOUR ist
gerade kein Film über eine Konzertreise des Meisters, sondern ein Porträt, das wie in Pop-Dokus üblich die Stationen einer Karriere abklappert.
Nur war Paco de Lucia kein üblicher Popstar, nicht einmal eine typische
Jazz-Größe. Er stammt aus einer armen Roma-Familie und konnte lange
nicht glauben, dass die Musik einer Minderheit in Andalusien irgendjemanden außerhalb dieser Minderheit interessieren könnte. De Lucia ist
ein zurückhaltender, leise sprechender, mit Zweifeln kämpfender Typ, der
sagt, dass alle Gitarristen verrückt sind, weil sie zu viel Zeit allein verbringen. Sobald er Musik macht, verändert sich seine Körperspannung,
seine Sprache, seine Ausstrahlung. Er kommandiert seine Mitmusiker mit
absoluter Autorität, aber nach einem umjubelten Konzert ist er wieder
so ambivalent wie zuvor: „Einiges war ganz gut, anderes nicht.“ Aufnahmen machen ihn verkrampft, sagt er, man könne nur abheben, wenn man
vergesse, dass man aufgenommen wird, dann ginge es eine Weile, aber
dann fiele einem wieder die Aufnahme ein, und es sei vorbei. Dass es in
diesem Film auch großartige Musik gibt, versteht sich von selbst, aber der
komplexe Charakter und das unerbittliche Arbeitsethos von Paco de Lucia
faszinieren fast noch mehr.
PACO DE LUCIA ist der erste Film der Cinespañol Filmtournee die ab
November in Berlin Station macht. Mehr unter: www.cinespanol.de
D Hannes Stein
Start am 19.11.2015
¢ filmkunst66
¢ Sputnik Kino
D 18
D NOVEMBER 2015
Arndt von Bohlen und Halbach, gay
heir to the Krupp corporation, was
forced to waive his inheritance in
1966. HERR VON BOHLEN shows
postwar Germany as a society defined
by homophobia and envy.
Start am 19.11.2015
¢ Acud Kino
¢ filmkunst66 OMU
¢ Sputnik Kino OMU
OMU
PACO DE LUCIA, who passed away in
2014, was one of the great innovators
in Flamenco. He is best known for his
collaboration with jazz musicians like
Al di Meola, John McLaughlin, Larry
Coryell and Chick Corea.
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Großbritannien/Frankreich/USA 2015 D 113 min D R: Justin Kurzel D B: Todd Louiso, Jacob
Koskoff, Michael Lesslie basierend auf William Shakespeare D K: Adam Arkapaw D S: Chris
Dickens D M: Jed Kurzel D D: Michael Fassbender, Marion Cotillard, David Thewlis, Paddy
Considine D V: STUDIOCANAL
OFFIZIELLE AUSWAHL
AUSSER KONKURRENZ
FESTIVAL DE CANNES
DER NEUE FILM
VON OSCAR®- PREISTRÄGER
LUC JACQUET
ZWISCHEN
HIMMEL
UND EIS
MACBETH
ERZ ÄHLT VON
MAX MOOR
Shakespeare als Höllenritt
Kurz vor Tagesanbruch. Ein Trupp verdreckter Krieger in schweren Leinenhemden bereitet sich in den Hügeln Schottlands auf einen Kampf
vor. Rundherum nichts als matschige, grau-grüne Weite. Auf der anderen
Seite wartet ein ebenso verdreckter Trupp auf die Männer. Bei Tagesanbruch prallen die beiden aufeinander. Es folgt ein donnerndes und brutales Gemetzel, Dreck und Blut spritzen in Slow Motion, schwere Waffen
werden langsam in schwere Körper gebohrt. Als die Schlacht vorbei ist,
treten drei Frauen und ein kleines Mädchen aus dem Nebel und weissagen Macbeth, dem Anführer der Sieger, dass er einst der König sein
wird. Damit nimmt Shakespeares todesgesättigtes Drama, in dessen Verlauf Macbeth (Michael Fassbender), angespornt von seiner Frau (Marion
Cotillard) zunächst den König und dann alle potentiellen Gegner aus dem
Weg räumt, und dabei selbst immer wahnsinniger wird, seinen Anfang. In
Justin Kurzels Inszenierung von MACBETH prallen winddurchtoster Realismus und eine ultrafette, symbolträchtige Inszenierung, die an 300, Ridley
Scotts Sandalenfilme oder auch „Game of Thrones“ erinnert, aufeinander.
Vom düster-brachialen Anfang bis zum blutigen Ende treibt ein langsamer,
unerbittlicher, bewusst an den Nerven zerrender Folk-Industrial-Sound die
aufs Nötigste zusammengekürzte Handlung. Dramatisch einfallende Sonnenstrahlen zerschneiden blaugraue Nebelwelten, die auch in einem Horrorfilm gut aufgehoben wären, und am Ende geht blutrot und höllengleich
die Sonne über der äußerlichen und innerlichen Verwüstung auf. Das
Ergebnis ist ein wuchtiges Mord- und Wahnsinnspanorama, dem zugleich
etwas Absurdes anhaftet. All das Töten und Morden für diesen armseligen
Flecken Land, auf dem nichts wächst, der nur die Feuchtigkeit aufnimmt
wie ein nasser Schwamm? All das Leid, um das Zelt des Vasallen einzutauschen gegen das mindestens ebenso zugige, düstere Gemäuer des
Herrschers über diese karge Weite? D Hendrike Bake
Start am 29.10.2015
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¢ Hackesche Höfe Kino OMU
DF
OMU
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In his adaptation of “Macbeth“ Justin
Kurzel (SNOWTOWN) fuses the damp
grey realism of the Scottish highlands
with the bold symbolism of Ridley
Scott, 300, or GAME OF THRONES.
Empfohlen von:
www.wwf.de
AB
26.11. 2015
IM KINO
/ ZwischenHimmelUndEis
ZwischenHimmelUndEis.Weltkino.de
INDIEKRITIKEN
Hungary/United/Kingdom/Germany 2013 D 64 min D R: Diana Groó D M: Daniel Kardos
D D: Martina Gedeck/Rachel Weisz, Exzter Gantner, Judit Hoffmann Varga, Judit Nobel
REGINA JONAS – DIE ERSTE
RABBINERIN DER WELT
Originaltitel: La Giovinezza D Italien/Frankreich/Schweiz/Großbritannien 2015 D 118 min
D R: Paolo Sorrentino D B: Paolo Sorrentino D K: Luca Bigazzi D S: Cristiano Travaglioli
D M: David Lang D D: Michael Caine, Harvey Keitel, Rachel Weisz D V: Wild Bunch Germany
EWIGE JUGEND
Ästhetische Herren im Pool
Filmporträt im Erzählsog
Eine junge Frau im schwarzen Talar und schwarzer Kappe schaut ernst
und überzeugt in die Kamera: Nur ein einziges Foto seiner Protagonistin
liegt dem Dokumentarfilm-Portrait REGINA JONAS – DIE ERSTE RABBINERIN DER WELT zugrunde, darauf baut die Filmemacherin Diana Groó
ihre außergewöhnliche Rekonstruktion dieses Lebens auf. Die 1902
in ärmlichen Verhältnissen im Berliner Scheunenviertel geborene Jüdin
Regina Jonas erhielt die Möglichkeit, die höhere Schule zu besuchen
und anschließend an der liberalen „Hochschule für die Wissenschaft des
Judentums“ zu studieren. 1935 wurde sie als erste Rabbinerin der Welt
offiziell ordiniert. Nach ihrer Deportation ins Konzentrationslager Theresienstadt wurde sie 1944 in Auschwitz ermordet.
Die ungarische Regisseurin sammelte über fünf Jahre lang zeithistorisches
Archivmaterial, mit dem sie das Berliner Umfeld der ungewöhnlichen Frau
beschreiben konnte. Neben bekannten Bildern konnte sie dafür auch auf
privates Material verschiedener jüdischer Familien aus den dreißiger und
vierziger Jahren zurückgreifen. Die Aufnahmen hat Groó mit eingesprochenen Originaltexten aus theologischen Schriften, privaten Briefen und
historischen Zeitungsartikeln, mit sorgfältig eingesetztem Tonmaterial
und einer dezenten musikalischen Untermalung von Komponist Daniel
Kardos unterlegt. Damit erzeugt sie ein poetisches Hörspiel und erzählt
quasi nebenbei auch ausführlich vom jüdischen Leben der zwanziger und
dreißiger Jahre in Synagogen, Schulen und auf den Straßen Berlins. Diana
Groó hat aus einer filmisch eigentlich unmöglichen Ausgangslage einen
nachdrückliches Filmportrait geschaffen, ohne auf nachgedrehte Szenen
oder Experteninterviews zurückzugreifen. Ihre durchgängige Montage des
Archivmaterials erzeugt einen vollkommen emanzipierten Erzählsog.
D Jens Mayer
Start am 19.11.2015
¢ filmkunst66
¢ Sputnik Kino DF
16.11.–18.11. um 18 Uhr
DF
D 20
D NOVEMBER 2015
Regina Jonas was born in Berlin’s
Scheunenviertel district in 1902.
She received higher education and
was able to study at the liberal
“Hochschule für die Wissenschaft des
Judentums.” In 1935 she became the
first woman to be ordained as a Rabbi.
Paolo Sorrentino ist ein verhältnismäßig junger Regisseur, der seit einigen
Jahren Filme über sehr reiche ältere Leute dreht. In LA GRANDE BELLEZA
schickte er einen Kritiker durch die Glamourwelt Roms, die mit reichlich
Sex, Ironie und ernstgemeinten goldenen Lebensweisheiten garniert
wurde. In CHEYENNE – THIS MUST BE THE PLACE erhielt Sean Penn im
Look des gealterten The Cure-Sängers Robert Smith jede Menge gute
Tipps, wie man mit sich selbst und seiner Geschichte besser klar kommt.
In EWIGE JUGEND sitzen nun Harvey Keitel und Michael Kaine zusammen
im Pool eines extrem luxuriösen Kurhotels, starren auf die Brüste von Miss
World und sorgen sich um ihre Prostata und anderes: Keitel gibt einen
reichen Filmregisseur, der Probleme mit der Finanzierung seines aktuellen Projekts hat, Kaine einen reichen Komponisten, der immer auf seine
populäre Komposition „Five Simple Songs“ reduziert wird, die er für die
Queen spielen soll, aber nicht spielen will. Gelegentlich ergänzt Paul Dano
das Senioren-Duo als reicher Schauspieler in einer relativ milden Krise.
Um die Herren herum drapiert sind Bergpanoramen, einige alte Frauen,
die nichts zu sagen oder zu melden haben, und vor allem dazu da sind,
den Verfall der Körper vorzuführen, und eine Reihe junger Frauen, die dazu
da sind, hübsch zu sein, manchmal aber auch ihre Momente haben. Es ist
ein wenig wie in Heinrich Heines Gedicht „Sie saßen und tranken am Ecktisch: Die Herren, sie waren ästhetisch/Die Damen von zartem Gefühl.“
Die ästhetischen Herren machen den ein oder anderen derberen Witz,
dann gibt es wieder einen Hauch zarte Ironie, den ein oder anderen schön
geformten Busen, ein langes Bein hier, eine keck aufgeworfene Lippe dort
und natürlich goldene Lebensweisheiten. So plätschert der Film dahin wie
das Wasser in einem Kneipp-Becken, bis zur Aufführung der von David
Lang überzeugend komponierten „Simple Songs“. D Tom Dorow
Start am 26.11.2015
¢ b-ware!ladenkino DF + OMU
¢ Bundesplatzkino DF + OMU ab Dez.
¢ Hackesche Höfe Kino OMU
¢ Il Kino OMeU
¢ Sputnik Kino OMU
Sorrentino’s YOUTH shows two older
gentleman in states of crisis as they
worry about their health and artistic
integrity in a first rate spa. Hefty jokes,
glamorous women, subtle irony and
words of wisdom.
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INDIEKRITIKEN
Originaltitel: La Glace et le Ciel D Frankreich 2014 D 89 min D R: Luc Jacquet
D S: Stéphane Mazalaigue D M: Cyrille Aufort D D: Claude Lorius, Michel Papineschi
D V: Weltkino Filmverleih
ZWISCHEN HIMMEL UND EIS
Porträt eines Polarforschers und Mahners
Laut der amerikanischen Behörde für Ozeane und Atmosphäre (NOAA)
hat es seit Beginn der globalen Wetteraufzeichnungen im Jahr 1880
keinen heißeren Monat gegeben als den Juli 2015. Nach einem Rekordsommer wie dem zurückliegenden, folgt man einem Film wie ZWISCHEN
HIMMEL UND EIS mit geschärften Augen und gespitzten Ohren. Geht es
doch um einen Forscher, der bereits vor Jahrzehnten einen Zusammenhang zwischen Klimawandel und vom Menschen freigesetzten Treibhausgasen feststellen konnte. Luc Jacquet, Regisseur von Naturdokumentationen wie DIE REISE DER PINGUINE, rekapituliert das Forscherleben von
Claude Lorius, einem renommierten Glaziologen. Der heute 83-Jährige
streicht zu Beginn des Films mit seinen gebrechlichen Händen zärtlich
über Gletschereis: „Ich werde Ihnen meine Geschichte erzählen“. Die
beginnt Mitte der 50er Jahre, als Lorius zu einer ersten monatelangen
Expedition im Südpolarmeer aufbricht. Mittels Archivaufnahmen, die teils
anmuten, als stammten sie von einem fernen Planeten, zeigt uns Jacquet
Lorius’ entbehrungsreiche Arbeit in wechselnden internationalen Teams
inmitten der Eiswüste der Antarktis. Auf der Suche nach dem Wetter der
Vergangenheit gelingt es dem Franzosen schließlich, anhand von im Eis
eingeschlossenen Luftbläschen die Klimahistorie der Erde Hunderttausende von Jahren zurückzuverfolgen. ZWISCHEN HIMMEL UND EIS, der
mit imposanten Naturansichten aufwartet, ist eine würdevolle Hommage
an einen Wissenschaftler und Mahner. Erstaunlicherweise kommt der
Film dabei fast ohne die üblichen Bilder von Umweltzerstörungen und den
Folgen des Klimawandels aus. Gerade darin aber liegt ein Gutteil seiner
Stärke begründet. Mehr als eine politische Doku ist dies ein Film, der die
Besessenheit und Leidenschaft eines Forschers zeigt. Eines Forschers,
dem unser Planet sehr spürbar am Herzen liegt. D Matthias von Viereck
Start am 26.11.2015
¢ b-ware!ladenkino
DF
+
OMU
TERMINE UNTER WWW.INDIEKINO.DE
The documentary feature ICE AND
THE SKY focuses on the life of
scientist Claude Lorius whose work in
Antarctica since the 1950s has been
instrumental in the research of global
warming.
Deutschland/Türkei 2015 D 70 min D R: Ben Hopkins D B: Ben Hopkins, Ceylan Ünal
Hopkins D K: Jörg Gruber D M: Efe Akmen D V: Piffl Medien
HASRET – SEHNSUCHT
Surreales Istanbul
Seit DIE NEUN LEBEN DES TOMAS KATZ, dem Film, mit dem Ben Hopkins
im Jahr 2000 in Deutschland bekannt wurde, bewegt sich der britische
Regisseur im weiten Feld zwischen Dokumentation und Fiktion, die er
immer wieder zusammenfließen lässt. War sein letzter Film WELCOME TO
KARASTAN ein Spielfilm, der doch auch deutliche biografische Züge trug,
beginnt HASRET wie eine klassische Dokumentation. Mit einer kleinen
Filmcrew kommt Hopkins nach Istanbul, eine Stadt, in der er jahrelang
lebte und über die er nun im Auftrag eines deutschen TV-Senders einen
persönlichen Dokumentarfilm drehen soll. Doch schon die erste Szene
deutet an, dass man es hier nicht mit einem Film zu tun hat, der so etwas
wie die „Wahrheit“ zeigt: Da sieht man Hopkins und seine Crew aus einem
Container steigen, in dem sie angeblich aus Mangel an Geldmitteln nach
Istanbul gereist sind. Diese ironische Umkehr aktueller Flüchtlingsströme
etabliert einen spielerischen Tonfall, der doch immer wieder von aktuellen Themen und Problemen geerdet wird. Hopkins zeigt sein Istanbul,
eine vibrierende Metropole, ihre unbekannten Ecken, und versucht nicht
zuletzt mit seinem dezidiert subjektiven Voice Over-Kommentar, hinter die
Oberfläche zu blicken, dem Geheimnis der Metropole am Bosporus auf
die Spur zu kommen. Immer enigmatischer werden die Gedankensprünge
Hopkins’, der bald sogar in ein vorgebliches Geisterhaus zieht, wo er Kontakt mit den Toten sucht, und allein mit Worten, die er über die brillanten
schwarz-weiß Aufnahmen versteckter Winkel Istanbuls legt, eine zunehmend surreale Atmosphäre kreiert. Eine wie auch immer aussehende
„Wahrheit“ sollte man bei diesem Film über Istanbul also nicht erwarten,
statt dessen einen durch und durch subjektiven, sehr persönlichen Blick
auf eine vielfältige Stadt, der der inzwischen in Berlin lebende Hopkins
ganz offensichtlich für einige Jahre verfallen war. D Michael Meyns
Start am 26.11.2015
¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU
Premiere am 25.11. um 19.45 Uhr
in Anwesenheit des Regisseurs Ben
Hopkins
¢ Filmrauschpalast OMU
¢ Hackesche Höfe Kino OMU
Ben Hopkins’ intimate portrait of
Istanbul drifts between fiction and
documentary and between a realistic
and a surreal atmosphere.
NOVEMBER 2015 D
21 D
INDIEKRITIKEN
Indien 2015 D 98 min D R: Prashant Nair D B: Prashant Nair D K: Petra Korner D S: Patricia
Rommel, Xavier Box D M: Dustin O’Halloran D D: Suraj Sharma, Adil Hussain, Rajesh Tailang,
Tony Revolori, Prateik, Smita Tambe D V: Camino Filmverleih
UMRIKA
Auf der Suche nach dem Sehnsuchtsland
Originaltitel: Chuck Norris vs Communism D Deutschland/Großbritannien/Rumänien 2015
D 78 min D R: Ilinca Calugareanu D B: Ilinca Calugareanu D K: Jose Ruiz D M: Rob Manning,
Anne Nikitin D V: Rise and Shine Cinema
CHUCK NORRIS UND DER
KOMMUNISMUS
VHS gegen Ceauşescu
Als kleiner Junge erlebt Ramakant (Suraj Sharma), wie sein großer Bruder Udai (Ptateik Babbar) vom versammelten Dorf bewundert in das
weit entfernte UMRIKA verabschiedet wird. Dieses Sehnsuchtsland der
Träume und des Wohlstandes, das allen seinen Einwohnern ein besseres
Leben verspricht. In seinen Briefen berichtet Udai von seinen Erlebnissen
und den merkwürdigen Sitten in der neuen Welt und unterhält damit die
gesamte Dorfgemeinschaft. Als die Rückmeldungen nach dem plötzlichen
Tod seines Vaters ausbleiben, erfährt der mittlerweile zum Mann gereifte
Ramakant den wahren Hintergrund für die Briefe und die aus Magazinen
und Zeitungen ausgeschnittenen Bilder, die sie illustrierten, und macht
sich zusammen mit seinem besten Freund Lalu (Tony Revolori) auf nach
Mumbai, um dort die verlorene Spur seines Bruders wieder aufzunehmen. Doch die Stadt erweist sich als ungastlicher und düsterer Ort. Udais
Nachforschungen werden boykottiert, er hat genug Mühe sich selbst
durchzuschlagen, bis er schließlich mit der Wahrheit konfrontiert wird.
Der indische Regisseur Prashant Nair ist in Europa und den USA aufgewachsen und hat mit UMRIKA einen warmen und herzlichen Film über
Immigration, Stereotype, Familie, Heimat, Freundschaft und Lebensträume gemacht, der mit den Wunschprojektionen der Suche nach
einem besseren Leben spielt und sie lustvoll karikiert. Mit seinen aus
LIFE OF PI und THE GRAND BUDAPEST HOTEL bekannten Hauptdarstellern schlägt er auch auf der Schauspielerseite den Bogen zum US-amerikanischen Kino und zu zwei international erfolgreichen Filmen mit einer
ähnlichen Grundthematik. Dass die in den 1980er Jahren angesiedelte
Geschichte nicht nur mit historischen Querverweisen gespickt ist, sondern auch stilecht auf 16mm gedreht wurde, trägt zum Charme des Films
bei. D Jens Mayer
Start am 19.11.2015
¢ Zukunft
D 22
D NOVEMBER 2015
As a boy Ramakant witnessed his big
brother Udai departing to the fabulous
and far away UMRIKA. Years later his
brother’s letters have stopped coming
and he begins to search for him.
Auch wenn sich Rumänien in den 1960er Jahren vom sowjetischen Großreich distanzierte, setzte Dikator Nicolae Ceauşescu auf ähnliche Mittel
zum Machterhalt. Neben der Unterdrückung, Verfolgung und Ermordung
Andersdenkender und der totalen Überwachung war ihm vor allem die
Ideologisierung und Zensur des Kulturbetriebs ein zentrales Anliegen und
erreichte in den achtziger Jahren ihren Höhepunkt. Doch die Bevölkerung
gab sich mit dem drögen, staatlich verordneten Unterhaltungsprogramm
nicht zufrieden: Der idealisierte Westen lockte mit einem ungleich reicheren, bunteren und dazu noch verbotenem Kulturangebot, das mit der
Verbreitung der VHS-Videotechnik plötzlich verfügbar wurde.
CHUCK NORRIS UND DER KOMMUNISMUS, ein Dokumentarfilm von
Ilinca Carugareanu, schildert die Verbreitung von amerikanischen Actionfilmen im Rumänien der 80er Jahre. Dabei zeigt die Filmemacherin
nicht nur Interviews mit den damaligen Rezipienten, die fühlbar machen,
wie die Filme begeisterten und was sie ihnen bedeuteten. Auch Händler
und vor allem die Synchronsprecherin Irina Nistor kommen zu Wort, die
nahezu alle illegalen Filme synchronisierte und so zu einer akustischen
Ikone rumänischer Undergroundkultur wurde. Nur manchmal beschleicht
einen in den fiktionalen Szenen, die die Handlung illustrieren, das Gefühl,
die deutsche Synchronisierung wolle den trashigen Charme von Irina Nistors Filmen imitieren. Und auch der spannungsheischende Score fällt auf
– in einem Film, der durch die glaubhaften Protagonisten und reichlich
dazwischengestreuten Ausschnitte des Achtziger-Jahre-Hollywoodkinos
schon mehr als genug Atmosphäre besitzt. D Yorick Berta
Start am 12.11.2015
¢ b-ware!ladenkino
¢ Sputnik Kino OMU
OMU
When VHS technology reached the
Eastern Bloc in the mid-eighties, thousands of Western action movies found
their way into Romania. Did obtaining
Chuck Norris movies really lead to a
revolution?
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USA 2015 D 96 min D R: Woody Allen D B: Woody Allen D K: Darius Khondji
D S: Alisa Lepselter D D: Joaquin Phoenix, Emma Stone, Parker Posey D V: Warner Bros.
EIN FILM VON PABLO LARRAÍN
HHH
Ein explosiver, packender, hellwacher Film!
the upcoming
Eine einzigartige, intensive Erfahrung!
variety
Dieser Film trifft etwas, sehr tief innen und sehr stark.
el mundo
HHH
IRRATIONAL MAN
Kriselnder Philosophieprofessor
Woody Allens Filme leben, atmen und bewegen sich überhaupt nur durch
die Dialoge. In ihnen legen die Figuren ihr Innerstes auf den Tisch und
werden Allens Herzensthemen wieder und wieder verhandelt. Das Prinzip Allen funktioniert also vor allem dann, wenn die Dialoge scharfsinnig,
klug und witzig sind. Wenn das Fundament der Handlung darunter allerdings nicht trägt, dann kommt so etwas wie SCOOP oder MAGIC IN THE
MOONLIGHT dabei heraus, leichte Divertissements, die nicht lange im
EC_Az_indiekino_82x122.indd
Gedächtnis bleiben.
Wie in der viel gelobten bösen Satire MATCH POINT befasst Allen sich
in IRRATIONAL MAN wieder einmal mit den moralischen Grenzen der
menschlichen Natur. Allerdings auf zunächst ganz rationale Weise: Protagonist (und Alter Ego des Filmemachers) ist der Philosophieprofessor
Abe Lucas. Als neue Lehrkraft kommt der gefeierte Wissenschaftler an
das College in Newport. Dort wird der Junggeselle von den Kolleginnen
hofiert und auch die junge Studentin Jill Polard fühlt sich zu dem genialen
Kopf hingezogen. Doch Abe ist in einer tiefen existentiellen Krise und der
Whisky sein einziger Freund. Bis er sich auf eine Liaison mit Jill einlässt
und auf ziemlich irrationale Ideen kommt.
Im Prinzip macht Allen auch bei seinem neuen Werk, das im Wettbewerb
von Cannes seine Premiere feierte, wenig anders als bei seinen bisherigen. Die Dialoge zwischen dem Professor und seiner Muse sind pointiert,
die Darsteller handverlesen. Allerdings will der Funke bei IRRATIONAL
MAN nicht so recht überspringen. Wo MATCH POINT mit einer perfiden
Spannung punktet, wirkt die Story hier komplett behauptet. Löcher in der
Logik kaschiert Allen mit seinen stets quatschenden Charakteren. Wenn
diese allerdings schweigen und sich der Vorhang senkt, bleibt wenig
zurück. D Lars Tunçay
ab 5. november im kino
Start am 12.11.2015
+
¢ b-ware!ladenkino
ab Ende November
DF
¢ Eva Lichtspiele
¢ Hackesche Höfe Kino OMU
DF
OMU
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In Woody Allen’s new film, a professor
of philosophy going through an existential crisis meets the young student
Jill and starts doing very irrational
things.
1
05.10.15 12:27
INDIEKRITIKEN
D 24
D NOVEMBER 2015
INDIEKRITIKEN
Frankreich/Belgien 2015 D 134 min D R: Gaspar Noé D B: Gaspar Noé D K: Benoît Debie D
S: Gaspar Noé, Denis Bedlow D D: Karl Glusman, Aomi Muyock, Klara Kristin, Juan Saavedra,
Vincent Maraval D V: Alamode Filmverleih
LOVE
Fucked it all up
Gaspar Noés LOVE wurde in Cannes als der erste Arthouse-Porno gehandelt, und führte zu einiger Enttäuschung, vor allem bei Noé-Fans, die auf
eine weitere Steigerung der Gewaltexzesse hofften, für die Noé neben
seiner rauschhaften Kameratechnik auch berühmt ist, oder auf irgendeine
andere „Provokation“. LOVE ist dabei weniger Provokation als ein logischer Schritt in Noés Filmografie. LOVE beginnt mit der gleichen Frage,
die sich auch am Anfang von IRRÉVERSIBLE und INTO THE VOID stellte:
Wie konnte es soweit kommen? Ein zärtlicher Handjob, dann erwacht
Murphy, der nach Murphy’s Gesetz benannt ist, durch das dissonante
Vibrieren und Fiepen seines Mobiltelefons, neben einer anderen Frau. Der
Anruf ist von der Mutter von Murphys Ex-Freundin Electra. Ihre Tochter
ist seit zwei Monaten verschwunden. Während Noés typisch schwebende
Kamera die Enge der winzigen Wohnung ertastet, verflucht Murphy sein
Leben und die Frau, neben der es zu vergeuden meint. Murphy erinnert
sich an die entscheidenden Momente, die dazu führten, dass er Electras
Liebe verlor: „I’m a dick, and a dick has no brain, all a dick can do is
fuck, and I fucked it all up“. LOVE besteht aus Flashbacks, längeren und
kürzeren, die allmählich den Zusammenbruch beschwören. Neben den
Gründen, die auch in Noés früheren Filmen in die Katastrophe führten –
zu viel Drogen, zu viel männlicher Wahn – geht es hier natürlich auch um
zu viel Sex als Kick. Noé zeigt reichlich zärtlichen, übermütigen, verzweifelten und wütenden Sex in 3D zu den größten Sleaze-Hits der Pop- und
Klassikgeschichte – von Funkadelics „Maggot Brain“ bis zu Glen Goulds
„Goldbergvariationen“ – und welchen, der in komisch-grotesken Einstellungen kulminiert, etwa wenn ein Penis aus der Leinwand heraus zu
ejakulieren scheint, oder aus der Perspektive des Gebärmuttermunds in
eine Vagina pumpt. Erstaunlich ist, wie brav der Sex gerade im Vergleich
zum hemmungslosen Drogenverbrauch bleibt. Aber Noé geht es auch in
den Sexszenen um den emotionalen Gehalt, um Schmerz und Rausch der
Erinnerung, um räumliche und körperliche Intensitäten, die immer vom
Verlust aus betrachtet werden. D Tom Dorow
Start am 26.11.2015
¢ filmkunst66
DF
TERMINE UNTER WWW.INDIEKINO.DE
Gaspar Noé’s 3D film LOVE is a story
of loss, told in Murphy’s flashbacks
after he lerans that his ex-lover Electra
has disappeared. There is lots of sex,
tender, enthusiastic, desperate and
angry sex, but LOVE is above all a film
about memory.
INDIEKRITIKEN
Deutschland 2015 D 85 min D R: Sabine Gisiger D B: Sabine Gisiger, Original-Idee Philip
Delaquis D K: Matthias Günter D S: Andreas Winterstein D M: Züri West D D: Verena
Dürrenmatt, Peter Dürrenmatt, Ruth Dürrenmatt D V: DCM Filmdistribution
DÜRRENMATT –
EINE LIEBESGESCHICHTE
Schweiz 2015 D 91 min D R: Claudia Lorenz D B: Claudia Lorenz, Rolando Colla D K: Jutta
Tränkle D S: Daniel Gibel D M: Bernd Schurer D D: Ursina Lardi, Dominique Jann, Antonio
Buíl D V: Pro-Fun Media
UNTER DER HAUT
Ü40-Uferwechsel
Facetten eines Schriftstellers
Das dokumentarische Porträt, mit dem Sabine Gisiger den großen
Schweizer Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt würdigt, basiert zu großen
Teilen auf einem vierstündigen Filmprojekt, das seine zweite Frau Charlotte Kerr in den 1980ern mit ihm drehte: Dürrenmatt mit seiner Arbeit
und seinen Projekten und seinen Gedanken zuhause, Dürrenmatt, der
Rückschau hält, der versucht, aus sich selbst schlau zu werden. Es geht
dabei ebenso um Werk und Weltsicht, wie um die Krise nach dem Tod
seiner ersten, langjährigen Ehepartnerin. Wobei seine Arbeiten mit seinen
Erfahrungen ohnehin eng verbunden sind, vom Pfarrershaushalt, aus dem
er entstammt, über die Schulden nach der Entscheidung, Schriftsteller
zu werden, bis zu all den politischen Possen und Katastrophen des 20.
Jahrhunderts. Angereichert werden diese Selbstauskünfte durch Interviews mit seinen Kindern und mit seiner Schwester, die sich hier erstmals
öffentlich äußern, sowie mit Ausschnitten aus Verfilmungen und Bühnenaufführungen und mit Dürrenmatts Gemälden: Es sind düstere, pessimistische Werke sowohl der bildnerischen wie der Bühnen-Kunst; doch
angereichert mit einem grimmigen Humor. Und das gilt nicht nur für die
bekannten Werke wie „Der Besuch der alten Dame“ oder „Die Physiker“.
Sein Sohn erinnert sich an heitere Stunden, wenn Max Frisch zu Besuch
kam, oder wenn Papa gerade seine kreative Phase hatte – aber wehe,
wenn der Herr Schriftsteller im Korrekturmodus seiner Werke war; und
das war er die meiste Zeit … D Harald Mühlbeyer
Start am 5.11.2015
¢ filmkunst66
¢ Sputnik Kino
D 26
OMU
D NOVEMBER 2015
Portrait of the famous Swiss writer
Friedrich Dürrenmatt.
Zwischen den Eheleuten kriselt es. Alice, gespielt von der immer wieder an
der Schaubühne glänzenden Ursina Lardi, verkörpert eine durchschnittliche Bürgerin meisterhaft: Tramfahrerin der Zürcher Verkehrsbetriebe in
quasi DDR-Uniform, hat sie sich eine Ehe auf Lebzeiten gewünscht und
stellt ihre Familie über alles. Frank (Dominique Jann), der kreative Architektentyp mit Hang zu kleinen Exzessen und sensibler Seele hat das Pech
(oder das Glück) sich erneut zu verlieben. Trotz aller Liebe zu seinen Kindern, will er neu starten – und diesmal mit einem Mann.
Das Thema des Ü40-Uferwechsels ist sehr feinfühlig in die Dialoge eingewoben. Lardis Figur ist in der Hinsicht von erstaunlicher Pragmatik
geprägt: Ob er denn nicht mit ihr seine schwulen Fantasien ausleben
könne? Später: Ob er denn nicht Schluss machen wolle? Und dann die
große Frage: Ob er sie eigentlich von Anfang an verarscht habe? Daran
will sie nicht glauben und hält standhaft an der Wahrhaftigkeit ihrer Liebe
fest.
Rolando Colla, von dem die spannende Doku DAS BESSERE LEBEN IST
ANDERSWO stammt, und Claudia Lorenz signieren ein Drehbuch, das in
seiner Schlichtheit sehr schweizerisch wirkt: Eine Familie lebt in einem
bescheidenen Haushalt irgendwo in den Hügeln am Zürichsee. Doch auch
die absolute Normalität ist kein Garant für Liebe: Sie kommt und vergeht,
wie die rote Farbe des herbstlichen Waldes, den man aus den Fenstern
der Wohnung erblickt. Die Trennung wird tiefe Narben in das seelische
Leben der Protagonistin schürfen, ohne sie jedoch völlig zu zerstören.
Gegen Schluss, als die Wände neugestrichen und die Einrichtung ausgewechselt sind, fragt die jüngste Tochter Sophie ihre Mutter ganz unschuldig, ob sie wieder heiraten wolle. „Wen soll ich denn heiraten?“, antwortet
diese. „Na, einen lustigen!“ D Raphaël Rück
Start am 19.11.2015
¢ fsk-Kino am Oranienplatz
OMU
Alice, a tram driver in Zurich, lives for
her family. When her husband Fran, an
architect with excessive tendencies,
falls in love with a man, she has to
reassemble her life.
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AB 5.
NOVEMBER
Deutschland 2015 D 95 min D R: Jens Becker, Maarten van der Duin D K: Jürgen Rehberg,
Oliver Buschner D S: Markus Thüne D D: Kaspar Eichel D V: polyband Medien
IM KINO
ERICH MIELKE –
MEISTER DER ANGST
Der Mensch hinter der Stasi
Im November 1989, am Ende seiner 32-jährigen Amtszeit als Stasi-Chef,
stammelte Erich Mielke vor der DDR-Volkskammer die berühmt gewordene Beteuerung „Ich liebe doch alle – alle Menschen.“ Für seine politischen Gegner war das natürlich der blanke Hohn. Als langjähriger Chef
des Ministeriums für Staatssicherheit personifizierte Erich Mielke das in
der DDR begangene Unrecht und die totale Stasi-Überwachung wie kaum
ein anderer Amtsträger. In ihrem Dokudrama ERICH MIELKE – MEISTER
DER ANGST stellen die Regisseure Jens Becker und Maarten van der
Duin nun nicht die Geschichte und Organisation der Stasi, sondern Erich
Mielke selbst ins Zentrum.
Ein Teil des Films resümiert Mielkes politische Karriere mit erprobten
dokumentarischen Techniken wie Interviews und der Montage von Filmund Tondokumenten, die ein Off-Kommentar in den historischen Kontext
bettet. Die zweite Ebene porträtiert Erich Mielke in szenischen Einschüben
mit dem Schauspieler Kaspar Eichel als Mielke. Die Filmszenen beschränken sich auf die letzten Tage der DDR und ein Gespräch zwischen Mielke
und einer Psychologin, die ein Profil des inhaftierten Stasi-Chefs erstellen soll. Das frei auf Protokollen basierende Gespräch veranschaulicht,
dass Mielke bis zuletzt im Sinne der SED handelte. Erst verweigerte der
überzeugte Ordnungshüter die Aussage, dann täuschte er eine Demenz
vor – auf keinen Fall wollte der vormalige Stasi-Chef seinen Gegnern in
die Hände spielen. Die Spielfilmszenen wirken zunächst etwas ungelenk,
gehen letztlich aber eine fruchtbare Verbindung mit dem Quellenmaterial
ein. Ihren Anspruch, den Menschen hinter der Stasi zu porträtieren, lösen
die Filmemacher daher vor allem mit den fiktiven Einschüben und weniger
mit dem eher solide arrangierten Dokumentarfilmteil ein. D Christian Horn
Start am 5.11.2015
¢ b-ware!ladenkino OMEU
¢ Union Filmtheater DF ab 12.11.
¢ Sputnik Kino OMEU
TERMINE UNTER WWW.INDIEKINO.DE
Based on protocols of Stasi-Boss
Erich Mielke’s interrogation by a
psychologist after his arrest as well as
archive material, ERICH MIELKE paints
a portrait of the most feared man in
the GDR.
ab 19. november
im kino
ein film von
panos karkanevatos
INDIEKRITIKEN
Griechenland 2015 D 96 min D R: Panos Karkanevatos D B: Panos Karkanevatos, Isidoros
Zourgos D K: Dimitris Katsaitis D S: Kenan Akkawi D D: Diamantis Adamantidis, Andreas
Konstantinou, Elena Mavridou, Erik Schäffler D V: Real Fiction Filmverleih
RIVERBANKS
FAMILIENBANDE
Liebe am Grenzfluss
Mitten in den Midlands
Der Grenzfluss Evros trennt die Türkei von Griechenland. Auf ihrem
Marsch nach Europa stranden hier viele Flüchtlinge, die mitunter bei
der Flussüberquerung ertrinken oder in den Minenfeldern an den Ufern
umkommen, die noch aus dem Zypernkonflikt des Jahres 1974 stammen.
Der griechische Soldat Yannis (Andreas Konstantinou) gehört einem freiwilligen Minensuchtrupp an, der die vergrabenen Sprengfallen räumt.
Yannis glaubt, eine übersinnliche Gabe zu besitzen, die ihn zu den Minen
führt – für seine Kameraden wirken die Alleingänge ohne Metalldetektor
indes ziemlich wahnsinnig. Bei einer nächtlichen Patrouille beobachtet
Yannis die Schleuserin Chryssa (Elena Mavridou), die aus eigener Not heraus Kinder über die Grenze schmuggelt. Der schwermütige Soldat verliebt
sich in Chryssa, die ebenfalls von einem besseren Leben träumt.
Wie das Flüchtlingsdrama MEDITERRANEA, das im Oktober zu sehen war,
ist der Film des Griechen Panos Karkanevatos dieser Tage hochaktuell,
obgleich er bereits im Jahr 2014 gedreht wurde. Karkanevatos inszeniert
mit erzählerischen Auslassungen und wenigen Dialogen. Die zarte Liebesgeschichte zwischen Yannis und Chryssa entfaltet sich ebenso langsam
wie der Rest der Geschichte, die bisweilen auch undurchsichtige Nebenhandlungen aufmacht. Schicksale werden lediglich angerissen, offene
Stellen bleiben. So irrt ein Flüchtlingsjunge durch den Film, oder gibt es
kurze nebulöse Exkurse zu den Schleppern, die im Hintergrund agieren.
Die hellen, aufgeräumten Bilder stehen dabei im Kontrast zur Trostlosigkeit des Settings auf beiden Seiten des Evros. RIVERBANKS erreicht nicht
die unmittelbare Dringlichkeit von MEDITERRANEA, eher macht der Film
ein nüchternes Gesamtpanorama auf, das Griechen und Flüchtlinge gleichermaßen im Blick hat. D Christian Horn
Start am 19.11.2015
¢ Acud Kino
¢ b-ware!ladenkino OMU
¢ Sputnik Kino OMU
OMU
D 28
D NOVEMBER 2015
Originaltitel: You’re Ugly Too D Irland 2014 D 81 min D R: Mark Noonan D B: Mark Noonan
D K: Tom Comerford D S: Colin Campbell (IV) D M: David Geraghty D D: Aidan Gillen, Lauren
Kinsella, Erika Sainte, George Pistereanu D V: Pandora Filmverleih
RIVERBANKS tells a subtle love story
from the banks of the river Evros that
separates Greece and Turkey. Yannis,
a soldier who clears leftover mines
from the Cypriot War of 1974, falls for
Chryssa who smuggles children over
the Evros into Greece.
In diesem sympathischen und genau beobachteten Debutfilm aus Irland
spielt Aidan Gillen, besser bekannt als Petyr „Kleinfinger“ Baelish aus
GAME OF THRONES, den Mittdreißiger Will, der frühzeitig aus der Haft
entlassen wird, damit er sich um seine elfjährige Nichte Stacey (Lauren
Kinsella) kümmern kann. Die ist von der Idee nicht so begeistert. Sie
misstraut dem Onkel, den sie so lange nicht gesehen hat und von dem
sie immer noch nicht weiß, warum er eigentlich im Gefängnis war. Wills
klapprige Karre und der neue Wohnort, ein Trailerpark mitten in den Midlands, der kargsten und ärmsten Gegend der Insel, helfen auch nicht bei
der Vertrauensbildung. Während Will sich redlich bemüht, verbarrikadiert
sich Stacey hinter einer Mauer aus Dauerantagonismus und obercoolem
Geplänkel. Ständig liegen sich die beiden in den Haaren und liefern sich
bissige Wortwechsel. Trotzdem ist klar: eigentlich könnten diese beiden
sich mögen. Zumindest teilen sie einen Sinn für Humor. Regisseur Mark
Noonan lässt seinen Protagonisten – von denen die 13-jährige Lauren
Kinsella den manchmal etwas zu zufrieden wirkenden Aidan Gillen locker
an die Wand spielt – die Zeit, das in der Weite des platten Nirgendlands
selbst heraus zu finden. Probleme werden kaum geschönt, falsche Lösungen nicht unbedingt forciert. Staceys Trauer um die kürzlich erst verstorbene Mutter ist immer wieder präsent und Will gelingt es lange nicht,
einen Job an Land zu ziehen, worauf er abends dann frustriert Staceys
Narkolepsie-Tabletten plündert. Aber allzu traurig wird es auch wieder
nicht. Wie die sehr schön zwischen Ödnis und Idylle fotografierte Moorlandschaft, so ist auch die Stimmungslage von Will und Stacey: gedämpft,
aber mit sonnigen Momenten. D Hendrike Bake
Start am 19.11.2015
¢ b-ware!ladenkino
¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU
¢ Sputnik Kino OMU ab Ende
November
OMU
Will has been given an early release
from prison in orderto take care of his
11-year-old niece Stacey. Stacey isn’t
very keen on the idea – especially
when Will takes her to their new home:
a trailer park in the dreary midlands
of Ireland.
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INDIEKRITIKEN
Originaltitel: Les Héritiers D Frankreich 2014 D 105 min D R: Marie-Castille Mention-Schaar
D B: Ahmed Dramé, Marie-Castille Mention-Schaar D K: Myriam Vinocour D S: Benoît Quinon
D M: Ludovico Einaudi D D: Ariane Ascaride, Ahmed Dramé, Noémie Merlant, Geneviève
Mnich, Stéphane Bak D V: Neue Visionen Filmerleih
DIE SCHÜLER DER
MADAME ANNE
Engagierte Lehrerin der alten Schule
MADAME ANNE erzählt fast genau die gleiche Geschichte wie der US-Film
FREEDOM WRITERS, in dem eine nette weiße Lehrerin den Umstand,
dass an ihrer Schule neuerdings auch üble schwarze Schüler mit Messern und Pistolen herumlaufen, dadurch überwindet, dass sie sie Anne
Franks Tagebuch lesen lässt und schließlich eine Begegnung mit einem
Holocaust-Überlebenden herbeiführt. FREEDOM WRITERS war ein Film
über „Affirmative Action“, die gegen harte Widerstände durchgesetzte
Politik, Schüler aus ärmeren Stadtteilen auch auf Schulen in reicheren
Gegenden zu verteilen. Die Jugendlichen wurden befriedet, indem sie an
härtere Zeiten und das Heldentum anderer erinnert wurden und außerdem ihre persönliche Befreiung im Tagebuchschreiben fanden. Freiheit,
Heroismus, Individualität waren die vermittelten Werte. MADAME ANNE
kommt bodenständiger und europäischer daher. Madame selbst ist eine
ältere Lehrerin der alten Schule, die nicht gerade im Ghetto unterrichtet,
aber ihre ethnisch gemischte Klasse ist auch nicht besonders interessiert. Die Schüler sind auch zunächst nicht begeistert von der Idee, eine
Gemeinschaftsarbeit über Konzentrationslager anzufertigen, aber bei
ihrer Ehre gepackt, entschließt sich der größte Teil der Schüler dann doch
mitzumachen. MADAME ANNE hat einen anderen Fokus als der US-Film:
was die Lehrerin ihren Schülern beibringen will, ist vor allem der Wert der
Solidarität. Gruppenarbeit scheint an französischen Schulen eine völlig
neue Idee zu sein, und sie führt zu einer ganzen Reihe von Konflikten,
bevor die Schüler, durch den Besuch eines Holocaust-Überlebenden, lernen, dass man große Dinge nur gemeinsam schaffen kann. Wo FREEDOM
WRITERS individualistischer Kitsch für Republikaner war, greift MADAME
ANNE recht tief ins sozialistische Schmalztöpfchen. D Tom Dorow
Start am 5.11.2015
¢ City Kino Wedding DF + OMU
¢ b-ware!ladenkino DF + OMU
¢ Bundesplatz Kino DF + OMU
¢ Eva Lichtspiele DF
¢ Hackesche Höfe Kino OMU
¢ Union Filmtheater DF
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MADAME ANNE is another film
about a great teacher saving lower
and middleclass children. The main
focus here lies on teaching the kids
solidarity through group work and a
class project.
Originaltitel: Law Not War D Deutschland 2015 D 89 min D R: Ullabritt Horn D B: Ullabritt
Horn D K: Hans Batz, Günther Wittmann D S: Robert H. Schumann D M: Stefano Giannotti
D V: W-Film
A MAN CAN MAKE
A DIFFERENCE
Anwalt gegen Kriegsverbrecher
Der 95-jährige Benjamin Ferencz kämpft mit seinen Gefühlen, bekommt
feuchte Augen und seine Stimme wird brüchig. Er erinnert sich an seine
Familie, mit der er im Alter von zehn Monaten von Rumänen in die USA auswanderte, wo er in ärmlichen Verhältnissen in den Problemvierteln New
Yorks aufwuchs. Pragmatisch und gewitzt schildert er dann die damaligen
Lebensumstände zwischen Gangs und Entbehrung, bis er von der Lehrerin erzählt, die sein Talent erkannte und ihm half, aufs College zu gehen
und später Jura zu studieren. Beim Gedanken an diese entscheidende
Wendung in seiner Biografie kann er seine Rührung nicht zurückhalten.
Bis heute scheint es so, als wolle er das damals in ihn gesetzte Vertrauen
nicht enttäuschen – und er hat es niemals getan. Mit gerade einmal 27
Jahren wurde der lebensfrohe, mutige und kluge Junganwalt Ferencz zum
Chefankläger des „Einsatzgruppen“-Prozesses, der 1947 in Nürnberg 24
ehemalige SS-Führer für die von ihnen verantworteten Verbrechen in der
besetzten Sowjetunion anklagte und schließlich verurteilte.
Mit A MAN CAN MAKE A DIFFERENCE zeichnet Ullabritt Horn nicht nur
ein behutsames Portrait eines Mannes, der auch im hohen Alter nichts
von seiner Energie und seiner Willenstärke verloren hat und doch von
der Traumatisierung durch die Konfrontation mit den Kriegsverbrechen
der Nationalsozialisten sein Leben lang geprägt wurde. Als Vorkämpfer
gegen den Krieg und Anwalt des Völkerrechts, erlebte Ferencz 1998 den
Beschluss zur Gründung des Internationalen Strafgerichtshofes als einen
seiner größten persönlichen Triumphe. Ruhen tut er deswegen nicht.
2011 eröffnete er den ersten Fall, bei dem das internationale Strafgericht
in Den Haag ein Urteil fällte und den ehemaligen Milizenführer Thomas
Lubanga verurteilte. D Jens Mayer
Start am 12.11.2015
¢ b-ware!ladenkino
¢ Hackesche Höfe Kino
OMU
OMU
27 year old Benjamin Ferencz was the
prosecuter of the 1947 “Task Force“
process against Nazi war crimes in the
Soviet Union. A MAN CAN MAKE A DIFFERENCE is a portrait of the lawyer who
fought for the establishment of an international criminal court his whole life.
NOVEMBER 2015 D
29 D
INDIEKRITIKEN
Deutschland 2015 D 88 min D R: Pawel Siczek D B: Pawel Siczek D K: Daniel Samer
D S: Ulrike Tortora D M: Roman Bunka D V: Real Fiction Filmverleih
DIE HÄLFTE DER STADT
Fotograf und Erinnerung
Die Geschichte der polnischen Stadt Kozienice an der Weichsel, in der
Polen, Juden und Deutsche nebeneinander lebten, ist durch zwei Kriege
vernichtet worden. Alle Dokumente sind verschwunden. Wie durch ein
Wunder sind aber die Glasnegative des jüdischen Fotografen Chaim Berman erhalten geblieben, der seit dem ersten Weltkrieg die Bewohner der
Stadt porträtiert hat. Die Geschichte seiner Familie rekonstruiert der Film
DIE HÄLFTE DER STADT in Gesprächen mit Nachbarn und Verwandten des
Fotografen und Kindern von Freunden der Bermans, sowie in einfachen,
expressionistischen Animationen. Berman hat alle fotografiert, die deutschen Bauern, polnische Geschäftsleute, Mitglieder der großen jüdischen
Gemeinde – in Kozienice lebten zur letzten Jahrhundertwende 6000 Juden
neben 4000 Polen. Auch als die Deutschen die Stadt besetzten, fotografierte Berman weiter. In seinem Archiv finden sich zahlreiche Fotos von
Nazi-Besatzern in Uniform, aber auch von deutschen Nachbarn, die sich
NSDAP-Organisationen wie dem „Heimatschutz“ angeschlossen hatten.
Selbst als die Juden von Kozniece in ein winziges Ghetto gesperrt wurden, fotografierte Berman. Die Leute machten sich fein, hielten den Kopf
hoch, trotzten den Erniedrigungen. Während der größte Teil der Kozienicer
Juden in Güterwaggons gezwungen und in Treblinka ermordet wurde,
zwangen die Deutschen Chaim Berman und seine Söhne, Massengräber
auszuheben. Zwei junge Fotografen laufen durch Kozienice und fotografieren die Stadt aus den Perspektiven, die Chaim Berman auf seinen Bildern
eingenommen hatte. Am Computer legen sie die Bilder der Ermordeten,
Verjagten und Verschwundenen über die heutigen Fotos, geisterhaft
transparent. „Ich bin besessen von diesen Bildern“, sagt der Fotograf.
Wie anders sollte Erinnerung sich auch äußern in einer Stadt, in der die
Hälfte der Bevölkerung ermordet wurde. D Hannes Stein
Start am 5.11.2015
¢ Filmrauschpalast
¢ Hackesche Höfe Kino
¢ Sputnik Kino OMU
OMU
D 30
OMU
D NOVEMBER 2015
HALF THE TOWN reconstructs the life
of Chaim Berman, a Jewish photographer in the Polish town of Kozniece
where Poles, Germans and a large
Jewish community lived next door to
each other until the German invasion
in 1938.
Chile 2015 D 97 min D R: Pablo Larraín D B: Guillermo Calderón, Daniel Villalobos, Pablo
Larraín D K: Sergio Armstrong D D: Alfredo Castro, Roberto Farías, Antonia Zegers
D V: Piffl Medien
EL CLUB
Vier Männer am Meer
Kann man es sich leisten, EL CLUB als Groteske zu bezeichnen? Einen
Film, der so bleischwer grau ist, dass er es mühelos mit dem Berliner
Novemberwetter aufnehmen kann und der die Düsternis in jeder Szene
noch einen Zacken dunkler werden lässt, bis die Leinwand stimmungsmäßig eigentlich tiefschwarz sein müsste? Es ist nicht so, dass einem das
Lachen im Hals steckenbleibt – es schafft es nicht einmal bis dorthin. Und
dennoch, nachdem man sich erst einmal von den Abgründen erholt hat,
in die der Film so bereitwillig blickt, erinnert man sich tatsächlich auch
an Momente tiefschwarzen Humors im bizarren Horrorszenario, dass der
chilenische Regisseur Pablo Larraín in EL CLUB entwirft. Vier Männer
leben hier in einem Haus am Meer. Das Haus steht etwas abseits, ins
Dorf gehen die Männer nie und wenn sie ihren Windhund zum Hunderennen ausführen, ist es die etwas jüngere Frau, eine Art Betreuerin, die den
Kontakt zu den Einheimischen aufnimmt. Die Männer dagegen verfolgen
das Rennen aus der Ferne. Das Wesen dieser eigenartigen WG offenbart
sich erst nach und nach: Es sind ausschließlich Priester, die hier eine „Zeit
der Einkehr“ absitzen, pädophile Priester, kriminelle Priester, Priester, die
von der Kirche aus dem Verkehr gezogen wurden, und Padre Ramírez,
von dem keiner mehr so genau weiß, warum er eigentlich da ist. Larraín
beschreibt die Routinen, die sich dieser spezielle Club zugelegt hat, trinken, beten, den Windhund ausführen, die Straße beobachten, irgendwo
zwischen Gefängnis und Freizeitheim. Und er entwirft ein finsteres Szenario dessen, was passiert, als ein Vorfall die Routine ins Wanken bringt
und die einerseits gebrochenen, andererseits hochgefährlichen Männer
beginnen, sich nicht mehr sicher zu fühlen. Vom ständigen Nebel, der
über der Landzunge liegt, bis hin zum schockierenden Finale ist EL CLUB
als düstere Fiktion inszeniert. Häuser wie jenes in EL CLUB gibt es aber,
über die ganze Welt verstreut, wirklich. D Hendrike Bake
Start am 5.11.2015
ab 19.11.
¢ b-ware!ladenkino
¢ fsk-Kino am Oranienplatz OMU
OMU
¢ Hackesche Höfe Kino
OMU
At the edge of the sea stands a house.
Four men live there with a slightly
younger woman who seems to take
care of them. It’s an odd community
slowly revealing its dark secret: all
inhabitants are criminal priests.
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INDIEKRITIKEN
ALKI ALKI
Deutschland 2015 D 102 min D R: Axel Ranisch D B: Peter Trabner, Heiko Pinkowski, Axel
Ranisch D K: Dennis Pauls D S: Guernica Zimgabel, Milenka Nawka D D: Oliver Korittke, Iris
Berben, Thorsten Merten, Robert Gwisdek, Christina Große, Peter Trabner, Heiko Pinkowski,
Claudia Jacob D V: missingfilms
Freund Flasche wanzt sich an
Axel Ranisch dreht Filme, als wäre es sein Hobby. Das ist überhaupt nicht
abwertend: Wie penibel so mancher seine Briefmarken pflegt, wie leidenschaftlich ein anderer seinen Verein liebt – mit solcher tief verinnerlichten
Freude geht Ranisch ans Filmemachen heran. Ganz offen, mit ganzem
Herzen, mit voller Kraft dreht er seine ganz persönlichen Geschichten.
Axel Ranisch filmt mit Liebe. Und mit Freunden: Seit seinem Debüt DICKE
MÄDCHEN, der zärtlichen Liebesgeschichte zwischen zwei gestandenen
Männern, arbeitet er mit Peter Trabner und Heiko Pinkowski zusammen,
ohne deren Witz, Körperlichkeit und Improvisationstalent die „German
Mumblecore“-Bewegung undenkbar wäre. Ranisch, Trabner und Pinkowski sind auch Drehbuch-Co-Autoren, Pinkowski zudem ein besonders
enges Mitglied von Ranischs Filmfamilie, zusammen mit Produzentin
Anne Baeker und Kameramann Dennis Pauls Teil seiner „Sehr gute Filme“-Produktionsfirma. Aus dieser factory kommen Meisterwerke wie der
seltsam verdrehte, höchst liebenswürdige und dabei ad hoc improvisierte
Kinderfilm REUBER – oder eben ALKI ALKI.
Heiko Pinkowski ist Tobias, gemütlicher Familienvater, geachteter Architekt und in steter Begleitung seines dicksten Freundes: Flasche, den
Peter Trabner in der ihm eigenen Mischung aus Annäherungsversuch und
Gereiztheit gibt. Seit Jugendzeiten haben sie eine Menge Spaß, mehr, als
Start am 12.11.2015
¢ b-ware!ladenkino
¢ Bundesplatz Kino
¢ Hackesche Höfe Kino
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Axel Ranisch’s new film ALKI ALKI
centers on successful architect
Tobias and his best friend Flasche
(bottle). They have lots of fun together,
but Flasche also seeks to destroy
everything Tobias has ever cared for.
A German mumblecore comedy.
Ehefrau, Kinder, Beruf oder das Leben an sich ihm je bieten könnten. Aber
Flasche ist auch sein Feind, der mutwillig alles zerstört, was irgendwie
wichtig sein könnte. Flasche ist die Sucht, inszeniert als Mischung aus
Mephistopheles-Versuchung und Mein-Freund-Harvey-Glück.
Zu Anfang des Films erleben wir ein Liebesspiel zwischen Tobias und
seiner Frau Anika (Christina Grosse), es könnte sich aber auch um den
Kampf um eine Flasche Bier handeln; eine Art Theater-Performance im
Himmelbett, inklusive Retro-Kostümen, zugleich eine Art spielerische
Menage-à-trois, weil auch Flasche sich immer wieder dazugesellt; dann
tritt ein Bänkelsänger auf – Robert Gwisdek als Käpt’n Peng –, der als
gitarrebewaffneter Troubadour die Handlung begleitet: Schon die ersten
Minuten führen uns direkt hinein in dieses filmgewordene Happening,
in dem das Psychische und das Physische, das Innere und das Äußere
keine Unterscheidung mehr kennt. Es ist die Geschichte einer ganz alltäglichen Alkoholsucht, die sich Ranisch hier vornimmt – so, wie er in
seinem vorherigen Film ICH FÜHL MICH DISCO die Tragik des Todes einer
Mutter betrachtete; freilich, um daraus eine Komödie zu stricken, die das
Traurige in sich aufnimmt, ohne ihm seinen Wert zu nehmen. So erleben
wir in ALKI ALKI die Welt, wie sie Tobias gefällt: Zwischen Exzess und
Wunschdenken, zwischen Verdrängung und Verharmlosung lebt er seine
Sucht aus, seine Flaschen-Freundschaft. Und wie pointiert Ranisch da zu
Werke geht: Ehefrau Anika verdrängt die Probleme. Um sie zu lösen, führt
sie den Gatten aus ins noble Restaurant, wo dieser dem feinen Tropfen
„Vin d’alcohol“ nicht entkommen kann. Der Architektur-Geschäftspartner
greift sich bei einer Aussprache erstmal zur Beruhigung ein Bier; und Flasche, wenn er seine Felle bei Tobias davonschwimmen sieht, wanzt sich
ungeniert an dessen Sohn ran …
An einer Therapie kommt Tobias nicht vorbei; doch Ranisch schert nicht
in einen moralischen Läuterungsduktus ein, nein: Er zeigt deutlich die
Abhängigkeiten der Patienten, einen Spieler, eine Nymphomanin, einen
pillenverschreibenden Doktor. Sucht, sprich: Sehnsucht und Selbstsucht,
hat viele Gesichter, aber die immergleichen Auswirkungen, und dieselbe
verführerische Klebrigkeit, wegen der man so schlecht von ihr loskommt.
Ranisch beschönigt nicht. Weil er sich nicht verbiegt. Sondern weil er einfach das macht, was er liebt: Filme. Und zwar sehr gute. D Harald Mühlbeyer
NOVEMBER 2015 D
31 D
INDIEKRITIKEN
Originaltitel: That Sugar Film D Australien 2014 D 102 min D R: Damon Gameau
D B: Damon Gameau D K: Judd Overton D S: Jane Usher D M: Jojo Petrina D D: Damon
Gameau, Stephen Fry, Isabel Lucas, Brenton Thwaites D V: Universum Film
ANIME NERE – BLACK SOULS
VOLL VERZUCKERT –
THAT SUGAR FILM
Verspielter Erklärfilm
Eigentlich meidet Damon Gameau raffinierten Zucker und schwört auf
gesunde Fette und frisches Gemüse. Für einen Selbstversuch stellt der
Australier seine Ernährung aber radikal um und passt seine Zuckerzufuhr an den Durchschnittskonsum australischer Teenager an. De facto
bedeutet das, dass Gameau 60 Tage lang täglich 40 Teelöffel Zucker zu
sich nimmt. Der Clou daran ist, dass der Filmemacher auf offensichtliche
Zuckerbomben wie Schokolade verzichtet, sondern vermeintlich gesunde
Lebensmittel wie Smoothies oder fettarmen Joghurt verköstigt. Am Ende
der Zuckerkur bringt Gameau 8,5 Kilogramm mehr auf die Waage und
nennt eine Fettleber sein eigen. Und das, obwohl die reine Kalorienanzahl
gleich geblieben ist. Die Prämisse erinnert an SUPER SIZE ME von Morgan
Spurlock, der sich einen Monat lang exklusiv bei McDonald’s ernährte.
Im Gegensatz zur Fastfood-Doku gerät das Experiment selbst allerdings
bald ins Hintertreffen und weicht vielen Fakten, Prozentzahlen und Vergleichen. Der Erklärfilm ist dabei äußerst liebevoll inszeniert: So referiert
Hugh Jackman in einem amüsanten Cameo über die Kulturgeschichte des
Zuckers und die „Talking Heads“ der Interviewpartner sprechen verspielt
von Lebensmittelverpackungen zum Publikum. Bis auf eine krasse Szene,
in der ein 17-jähriger Softdrink-Fan aus Kentucky 26 (!) Zähne gezogen
bekommt, fällt die Bestandsaufnahme humorvoll aus. Die aus verschiedenen Blickwinkeln untermauerte These der Doku: Nicht Fett, sondern
Zucker ist der Gesundheitskiller unserer Zeit. Während Zucker früher ein
Luxusgut war, enthält die heutige Industrienahrung wahre Zuckermassen, die anstelle des verpönten Fetts für den Geschmack sorgen sollen.
Dabei ist es widersinnig, Zucker und Fett gegeneinander auszuspielen:
Den überschüssigen Fruchtzucker wandelt die Leber nämlich in nichts
anderes als Fett um. D Christian Horn
Start am 29.10.2015
¢ Union Filmtheater
D 32
DF
ab 19.11.
D NOVEMBER 2015
Damon Gameau explores what the
Australian teenager’s average sugar
intake does to his body and supports
his experiment with a wealth of facts
about sugar.
Drei Brüder in Kalabrien. Zwei haben eine kriminelle Karriere eingeschlagen. Luigi dealt mit Drogen, Rocco beaufsichtigt die Schwarzarbeit und
arrangiert die Buchhaltung. Der älteste, Luciano, möchte als Landwirt
arbeiten. Aber dem Schatten der Mafia entkommt er nicht. Cineman.ch
über den Film: „Das schmucklose, unnachgiebige Drama von Francesco
Munzi ist eine der besten Mafia-Tragödien, die je ins Kino kamen. Kein
,Pate‘-Glamour, kein Heldentum, sondern nur pure Verzweiflung um kriminelle Energie, falsche Clan-Gläubigkeit und dummen Ehrenkodex.“
Originaltitel: Anime Nere D Italien 2014
D 109 min D R: Francesco Munzi
D D: Marco Leonardi, Peppino Mazzotta,
Fabrizio Ferracane
Start am 19.11.2015
¢ Il Kino
OMEU
BRIDGE OF SPIES – DER UNTERHÄNDLER
Die „Bridge of Spies“ ist natürlich die Glienicker Brücke. Hier sollen Ende
der 1950er Jahre der russische Spion Rudolf Abel (Mark Rylance) und der
amerikanische Spion Gary Powers (Austin Stowell) ausgetauscht werden.
Den brisanten Deal verhandelt ein politischer Amateur: Abels Pflichtverteidiger James Donovan (Tom Hanks), der eigentlich Versicherungsanwalt
ist. Steven Spielberg inszeniert mit BRIDGE OF SPIES einen klassischen
Agententhriller à la John Le Carré. Am Drehbuch haben übrigens auch die
Coen-Brüder mitgeschrieben.
Start am 26.11.2015
¢ b-ware!ladenkino DF +
ab Anfang Dezember
¢ filmkunst66 DF + OMU
OMU
Originaltitel: Bridge of Spies D USA 2015
D 142 min D R: Steven Spielberg D D: Tom
Hanks, Mark Rylance, Amy Ryan
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„Ein unterhaltsamer, lustiger
und zugleich berührender Film!“
KINO-ZEIT
Außenseiter mit Herz sucht Frau fürs Leben
BESTER
FILM
TRIBECA FILM FESTIVAL
BESTER
SCHAUSPIELER
THE DIARY OF A TEENAGE GIRL
„I had sex today – holy shit!“ – mit dieser Feststellung der 15-jährigen
Minnie Goetz beginnt THE DIARY OF A TEENAGE GIRL. Das Problem: der
Typ, mit dem Minnie Sex hatte, ist der Freund ihrer Mutter. Nach einer
autobiografischen Graphic Novel von Phoebe Gloeckner erzählt DIARY
erfrischend ehrlich und immerhin so drastisch, dass der Film in England
ein Ab-18-Rating bekommen hat, vom emotionalen Wildwasser, das Minnie
im San Francisco der 1970er Jahre zu durchqueren hat – nicht immer in
Kontrolle, aber wild entschlossen, herauszufinden, wer sie eigentlich ist.
Start am 19.11.2015
¢ b-ware!ladenkino DF + OMU
¢ Sputnik Kino OMU ab Ende
November
USA 2015 D 102 min D R: Marielle Heller
D D: Bel Powley, Alexander Skarsgård,
Kristen Wiig, Christopher Meloni
STONEWALL
Als seine Eltern ihn 1969 vor die Tür setzen, flüchtet Danny Winters nach
New York, wo er in die „Stonewall riots“ verwickelt wird. Mit STONEWALL
verfilmt Roland Emmerich anhand einer fiktiven Hauptfigur die Auseinandersetzungen rund um die New Yorker Kneipe „Stonewall Inn“, einem
Treffpunkt für Schwule, Lesben und Trans People, die entscheidend für
die Entstehung der Gay Pride Bewegung waren. In den USA hat der Film
schon vor Start eine Debatte darüber ausgelöst, ob Emmerich mit seiner
weißen, männlichen Hauptfigur Geschichtsverfälschung betreibt.
Start am 19.11.2015
¢ Xenon Kino
OMU
USA 2015 D 129 min D R: Roland
Emmerich D D: Jeremy Irvine, Jonathan
Rhys-Meyers, Ron Perlman
TRIBECA FILM FESTIVAL
BESTE
REGIE
TRIBECA FILM FESTIVAL
SPECIAL
GALA
BERLINALE 2015
EIN FILM VON DAGUR KÁRI
www.VirginMountain.de
/VirginMountain
AB 12. NOVEMBER IM KINO!
WEITERINDIEKINO
¡NO!
DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER
Am 5.11. kommt Pablo Larraíns neuer Film EL CLUB, das düstere Porträt einer Gruppe von Priestern ins Kino. Am 16.11. um 20.30 Uhr zeigt
das Bali Kino Larraíns „absurd lässige“ Komödie ¡No!: Chile, 1988. Diktator Pinochet lässt eine Volksabstimmung über die Fortführung seiner
Präsidentschaft durchführen. Alle Prognosen sagen den Sieg Pinochets
voraus, der Staat und Medien mit eiserner Hand kontrolliert. In dieser
fast aussichtslosen Situation engagieren die Führer der Opposition den
brillanten jungen Werbefachmann René Saavedra.
Deutschland 1957. Der schwäbische Jurist und Sozialdemokrat Fritz
Bauer, Sohn jüdischer Eltern, ist nach Verfolgung und Exil nach Deutschland zurückgekehrt. Seit sechs Jahren arbeitet er wieder als Staatsanwalt,
seit einem Jahr macht er sich in seiner hessischen Heimat als Generalstaatsanwalt durch die hartnäckige Verfolgung von NS-Tätern unbeliebt.
Als ihm ein Hinweis über den Aufenthaltsort Adolf Eichmanns zugespielt
wird, hütet er sich, den Hinweis an die deutschen Behörden weiterzugeben, sondern kontaktiert stattdessen den Mossad …
USA/Mexiko/Chile 2012 D 118 min
D R: Pablo Larraín D D: Antonia Zegers,
Diego Munoz, Alfredo Castro
¢ Bali Kino DF ,
am 16.11. um 20.30 Uhr
¢ Acud Kino
¢ b-ware!ladenkino
¢ Bundesplatz Kino
¢ City Kino Wedding
¢ Eva Lichtspiele
¢ Hackesche Höfe Kino
¢ Sputnik Kino
¡NO!
CARTEL LAND
45 YEARS
ER IST WIEDER DA
¢ Bali Kino , am 16.11. um 20.30 Uhr
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Bali Kino,
City Kino Wedding, Hackesche Höfe Kino
AMY
¢ Union Filmtheater
AUS UNERFINDLICHEN GRÜNDEN
¢ Il Kino
BLACK MASS
MEDITERRANEA
¢ b-ware!ladenkino, Hackesche Höfe Kino
MEDITERRANEA erzählt die Geschichte von Ayiva und Abas, zwei jungen
Männern aus Burkina Faso, die nach Italien auswandern. Ihre gefährliche
Anreise führt sie über Algerien und Libyen, sie werden ausgeraubt, erleiden Schiffbruch und werden von der italienischen Küstenwache aufgelesen. Die Reise ist allerdings nur der Anfang, vor allem geht es in Jonas
Carpignanos beeindruckendem Spielfilmdebüt um die Ankunft in Italien,
die prekären Lebensbedingungen, den Alltagsrassismus, die Überlebensstrategien, die ständige Ambivalenz der Gefühle.
¢ b-ware!ladenkino OMU
¢ fsk-Kino am Oranienplatz
¢ Il Kino OMU
¢ Sputnik Kino OMU
OMU
Deutschland/Frankreich/USA/Italien/
Katar 2015 D 110 min D R: Jonas Carpignano D D: Alassane Sy, Koudous Seihon,
Annalisa Pagano, Aisha, Paolo Sciarretta
B-MOVIE: LUST
AND SOUND IN
WEST-BERLIN
¢ b-ware!ladenkino, Filmrauschpalast, Il
Kino, Sputnik Kino
D NOVEMBER 2015
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino
¢ Eva Lichtspiele, Union Filmtheater
EVEREST
¢ b-ware!ladenkino, Union Filmtheater
FACK JU GÖHTE 2
¢ Union Filmtheater
FAMILIENFEST
¢ Union Filmtheater, Bundesplatz Kino
DAS GELOBTE LAND
¢ Bali Kino
A GIRL WALKS
HOME ALONE AT
NIGHT
¢Il Kino
BROADWAY
THERAPIE
HALLOWEEN
(1978)
BROWN BREAD
HOCKNEY
CAPITAL C
ICH & KAMINSKI
¢ Bali Kino
¢ Bali Kino
¢ City Kino Wedding
D 34
Deutschland 2015 D 105 min D R: Lars
Kraume D D: Burghart Klaußner, Jörg
Schüttauf, Laura Tonke, Ronald Zehrfeld,
Sebastian Blomberg, Dani Levy, Robert
Atzorn, Götz Schubert, Matthias Weidenhöfer, Michael Schenk
¢ City Kino Wedding
¢ City Kino Wedding
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, City Kino
Wedding, Union Filmtheater
IM SOMMER
WOHNT ER UNTEN
PICKNICK MIT
BÄREN
KNIGHT OF CUPS
THE PROGRAM –
UM JEDEN PREIS
¢ Bali Kino, City Kino Wedding am 19.11.
um 19.30 Uhr in Anwesenheit von
Regisseur Tom Sommerlatte, Hackesche
Höfe Kino, Sputnik Kino (OmU)
¢ Union Filmtheater
IMAGINE WAKING
UP TOMORROW
AND ALL MUSIC
HAS DISAPPEARED
¢ Filmrauschpalast, fsk-Kino am Oranien­
platz, Hackesche Höfe Kino, Sputnik Kino
LANDRAUB
¢ Acud Kinob-ware!ladenkino
DER LETZTE WOLF
¢ b-ware!ladenkino, filmkunst66,
Hackesche Höfe Kino (OmU), Union
Filmtheater
LIFE
¢ b-ware!ladenkino, Union Filmtheater,
Sputnik Kino
THE LOOK OF
SILENCE
¢ b-ware!ladenkino, Hackesche Höfe Kino,
Il Kino
MAGIE DER MOORE
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino
¢ Bundesplatz Kino, Eva Lichtspiele,
filmkunst66, Union Filmtheater
¢ Union Filmtheater
A ROYAL NIGHT
¢ Union Filmtheater
DAS SALZ DER
ERDE
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, Il Kino
SEARCHING FOR
SUGAR MAN
¢ Sputnik Kino
SICARIO
¢ b-ware!ladenkino, Hackesche Höfe Kino,
Sputnik Kino
STORIES WE TELL
¢ Il Kino
THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE
¢ City Kino Wedding
THE TRIBE
¢ b-ware!ladenkino, Il Kino, Sputnik Kino
MALALA – IHR
TRUE LOVE WAYS
RECHT AUF BILDUNG ¢ Z-inema
¢ Eva Lichtspiele, Hackesche Höfe Kino,
Sputnik Kino
MAN LERNT NIE AUS
¢ b-ware!ladenkino, Union Filmtheater
DER MARSIANER –
RETTET MARK
WATNEY
¢ b-ware!ladenkino, Union Filmtheater,
Sputnik Kino
MEERESSTILLE
¢ City Kino Wedding, am 8.11. um 18 Uhr
mit Filmteam
METROPOLIS
¢ Bali Kino
NICHT SCHON
WIEDER RUDI!
¢ Bali Kino
PAN
¢ b-ware!ladenkino, Eva Lichtspiele
PEDAL THE WORLD
UNSER LETZTER
SOMMER
¢ Hackesche Höfe Kino
DER VATER MEINER
BESTEN FREUNDIN ¢ b-ware!ladenkino, City Kino Wedding
VICTORIA
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino, City Kino
Wedding, Sputnik Kino
VON CALIGARI ZU
HITLER
GASPAR NOE
¢ Bali Kino, am 2.12. in Anwesenheit von
Rüdiger Suchsland
WOCHENENDEN IN
DER NORMANDIE
A PERFECT DAY
DIE YES MEN –
JETZT WIRD’S
PERSÖNLICH
¢ Il Kino
KLARA KRISTIN
¢ b-ware!ladenkino, Filmrauschpalast,
Z-inema
¢ fsk-Kino am Oranienplatz
PICCOLA PATRIA
KARL GLUSMAN
TURBO KID
¢ City Kino Wedding
¢ b-ware!ladenkino, Hackesche Höfe Kino
AOMI MUYOCK
¢ Acud Kino, b-ware!ladenkino
„LOVE HAT EINIGE DER SCHÖNSTEN SEXSZENEN
DER FILMGESCHICHTE“ HOLLYWOOD REPORTER
AB 26.11. IM KINO!
INDIEKINDER
Äthiopien/Frankreich/Deutschland/Norwegen/Katar 2015 D 94 min D R: Yared Zeleke
D B: Yared Zeleke, in Zusammenarbeit mit Géraldine Bajard D K: Josée Deshaies
D S: Véronique Bruque D M: Christophe Chassol D D: Rediat Amare, Kidist Siyum, Welela
Assefa, Surafel Teka D V: Neue Visionen Filmverleih
KINDERFILME A–Z
ALLES STEHT KOPF
USA 2015 D R: Pete Docter, Ronaldo Del
Carmen D 94 min, FSK : oA
Im Kopf der 11-jährigen Riley hat
eigentlich Joy, die für die Freude
zuständig ist, das Sagen. Aber
als die Familie umzieht und Riley
Schwierigkeiten mit der Eingewöhnung hat, werden die anderen
Emotionen aufmüpfig.
¢ b-ware!ladenkino
¢ Eva Lichtspiele
¢ filmkunst66
EPHRAIM UND DAS LAMM
Allein in Äthiopien
Wie KES und SIE KÜSSTEN UND SIE SCHLUGEN IHN ist EPHRAIM UND
DAS LAMM ein Film über ein KInd aber nicht notwendigerweise (nur) für
Kinder. Ephraim lebt alleine mit seinem Vater in Buya im Norden Äthiopiens. Seine Mutter ist Opfer der Dürre geworden und auch für Vater
und Sohn besteht das Essen nur noch aus Maisfladen, die nun Ephraim
bäckt. Da der Vater keine Zukunft für sich und seinen Sohn sieht, bringt
er den Jungen zu Verwandten und geht selbst nach Adis Abeba, um Arbeit
zu suchen. Ephraim ist ein verträumter Junge, der gern kocht und den
Frauen hilft. In der neuen Großfamilie unter der strengen Großmutter, bei
der gestressten Tante und den Männern, die ihn lieber bei der schweren
Feldarbeit sähen, ist Ephraim sehr allein. Geblieben ist ihm nur sein Schaf
Chuni, mit dem er weite Spaziergänge durch berückend schöne grüne
Hügel unternimmt und an das er abends eingekuschelt einschläft. Chuni
lässt er die Zärtlichkeit zukommen, die ihm selbst so dringend fehlt. Als
sein Onkel das Tier schlachten möchte, beginnt Ephraim, an beider Flucht
zu arbeiten. Aufmerksam und ruhig erzählt EPHRAIM UND DAS LAMM
von der neuen Welt, an die Ephraim sich gewöhnen muss – das neblige
Hochland, die Strukturen der Großfamilie, die Kindergang im nächsten
Dorf – und hat dabei auch die Alltagsdetails und die Nebenfiguren im
Blick, allen voran Cousine Tsion, die am liebsten studieren möchte und auf
deren Vorschläge nie jemand hört. Neben einer zart erzählten Geschichte
über den Verlust der Geborgenheit und das Ankommen an einem neuen
Ort, gibt es in EPHRAIM UND DAS LAMM also auch Facetten eines Landes zu entdecken, das bei uns nur gelegentlich aus den Nachrichten über
Dürre, Hunger und Armut bekannt ist: EPHRAIM UND DAS LAMM ist der
erste äthiopische Film, der je in Cannes zu sehen war und erst der dritte
äthiopische Film, der es je regulär in die deutschen Kinos geschafft hat.
D Toni Ohms
Start am 26.11.2015
¢ filmkunst66
¢ Hackesche Höfe Kino DF + OMU
Premiere am 23.11. um 20 Uhr in
Anwesenheit von Regisseur Yared
Zeleke
DF
D 36
D NOVEMBER 2015
After his mother’s death Ephraim stays
with relatives in the Ethiopian highlands while his father looks for work
in Addis Abeba. Ephraim is a dreamer
and is very attached to his lamb Chuni,
but his uncle wants to slaughter Chuni
for the Feast of the Cross …
BERLINER
MÄRCHENTAGE
Im Rahmen der Berliner Märchentage (5.–22.11.) lädt das Bali Kino
die kleinsten Zuschauerinnen
IM REICH DER
AFFEN
USA 2015 D R: Mark Linfield, Alastair
Fothergill D 81 min, FSK: oA
Disney-Naturdoku über eine
Affenmutter und ihr Kind.
¢ Union Filmtheater
KINDERFILM DES
MONATS: RICO,
OSKAR UND DAS
HERZGEBRECHE
Deutschland 2015 D R: Wolfgang Groos
D 95 min, FSK: oA
Die kleinen Detektive und besten
Freunde Rico und Oskar haben
einen neuen Fall. Diesmal geht
es um Ricos Mutter Tanja, die
offenbar erpresst wird …
¢ Bali Kino
¢ Bundesplatz Kino
¢ Eva Lichtspiele
¢ Sputnik Kino
¢ Union Filmtheater
¢ Xenon Kino
Alle Termine unter
www.kinderkinobuero.de,
Vorbestellungen unter 030/235 562 51
DER KLEINE MUCK
und Zuschauer wieder zu „Gahls
Märchenklavier“ ein. Erzählt und
am Klavier begleitet werden:
DER UNSICHTBARE DIENER
5.11., 12.11. und 20.11. um 10.30
Uhr , 22.11. um 15 Uhr
ALADIN UND DIE WUNDERLAMPE
13.11. und 19.11. um 10.30 Uhr,
15.11. um 15 Uhr
¢ Bali Kino
GIRAFFADA
Frankreich 2014 D R: Rani Massalha
D 84 min, FSK: oA
Ziad lebt mit seinem Vater Yacine
im einzig erhaltenen Zoo im Westjordanland. Der Junge verbringt
jede freie Minute mit den Giraffen
Rita und Brownie. Als Brownie
bei einem Bombenagriff stirbt,
beschließt Ziad, einen neuen Partner für Rita zu finden – in Israel.
¢ Sputnik Kino
Deutschland 1953 D R: Wolfgang Staudte
D 100 min, FSK: 6
Nach dem Märchen von Wilhelm
Hauff. Die erfolgreichste Produktion der DEFA-Studios.
¢ Bali Kino
MINIONS
USA 2015 D R: Kyle Balda, Pierre Coffin
D 91 min, FSK: oA
Die Minions, kleine gelbe Schurken, verlassen ihren Rückzugsort
in der Arktis, um neue Gaunereien
anzustellen. Gemeinsam mit Scarlett Overkill, versuchen sie die
Krone der Queen zu stehlen.
¢ Acud Kino
¢ b-ware!ladenkino
INDIEKINDER
PIPPI IN TAKATUKA-LAND
¢ Eva Lichtspiele,
¢ Xenon Kino
Alle Termine unter www-spatzenkino.de,
Vorbestellungen unter 030/449 47 50
Schweden 1970 D R: Olle Hellbom
D 88 min, FSK: 6, empfohlen ab 6
Pippi findet eine Flaschenpost
ihres Vaters und macht sich mit
Tom und Annika auf die abenteuerliche Reise ins Taka-Tuka-Land,
VILJA UND DIE
RÄUBER
Finnland 2015 D R: Marjut Komulainen
D 85 min, FSK: oA
RICO, OSKAR
UND DAS HERZGEBRECHE
Es gibt sie noch, die nichts mehr
als die persönliche Freiheit liebenden Piraten, die lieber raufen
Deutschland 2015 D R: Wolfgang Groos
D 95 min, FSK: oA
¢ Acud Kino
¢ b-ware!ladenkino
¢ Union Filmtheater
um Kapitän Langstrumpf zu
befreien. Schwedischer Klassiker
von 1970.
¢ filmkunst66
DER RÄUBER
HOTZENPLOTZ
Deutschland 1974 D R: Gustav Ehmck
D 114 min, FSK: oA, empfohlen ab 6
Basierend auf dem Buch von
Otfried Preußler erzählt DER
SCHULKINOWOCHEN
Vom 13. bis zum 27. November
verwandeln die 12. SchulKinoWochen Berlin wieder mehr als 25
Berliner Kinos ins Klassenzimmer.
Anmeldungen für die Eröffnungsveranstaltung und alle weiteren
Vorstellungen, sowie das komplette Programmheft unter:
www.schulkinowochen-berlin.de
und saufen als sich um Gott und
Vaterland zu kümmern.
KINDERKINO IM
INDIEKINO
ACUD KINO
TÄGLICH
B-WARE! LADENKINOTÄGLICH
BALI KINO
DO, FR, SA, SO
BUNDESPLATZ KINO DO, FR, SA, SO
EVA-LICHTSPIELE DO, FR, SA, SO
FILMKUNST66
DO, FR, SA, SO
SPUTNIK KINO
DO, FR, SA, SO
TILSITER LICHTSPIELE DO, FR, SA, SO
UNION FILMTHEATERDO, FR, SA, SO
XENON KINO wechselnde Termine
Eine aktuelle­
Programmübersicht
über alle KinderfilmTermine finden Sie
auf
www.indiekino.de
¢ Acud Kino
¢ b-ware!ladenkino
Die Altersempfehlungen orientieren sich in der
Regel an den Vorschlägen der Bundeszentrale für
politische Bildung/Vision Kino.
¢ Bali Kino
¢ Bundesplatz Kino
¢ Eva Lichtspiele
¢ filmkunst66
¢ Sputnik Kino am Südstern
¢ Union Filmtheater
¢ Xenon Kino
SHAUN DAS SCHAF:
DER FILM
RÄUBER HOTZENPLOTZ die
Geschichte des titelgebenden
Schurken, dessen Abenteuer
anfangen, als er die Kaffeemühle
von Kasperls Großmutter klaut.
¢ Bali Kino
RETTET RAFFI!
Deutschland 2013 D R: Arend Agthe
D 97 min, FSK: oA
Der 8-jährige Sammy liebt seinen
Goldhamster Raffi – und Raffi
liebt Sammy. Als ein Gauner das
Familienauto und damit auch Raffi
klaut, beginnt für Sammy und
Raffi eine wilde Odyssee durch
Hamburg.
¢ Acud Kino
¢ b-ware!ladenkino
¢ Bali Kino
¢ Bundesplatz Kino
¢ Eva Lichtspiele
¢ Sputnik Kino
GB/F 2014 D R: Mark Burton, Richard
Starzack D 85 min, FSK: oA, empfohlen
ab 5
Shaun, das Schaf, die Schafherde
und Hund Bitzer fahren in die
Großstadt, um den Bauern zu
retten. Knetfilm.
¢ Acud Kino
¢ b-ware!ladenkino
SPATZENKINO:
AUF INS MORGENLAND!
45 min, empfohlen ab 4
Auch das Spatzenkino macht bei
den Märchentagen mit und zeigt
diesmal märchenhafte Geschichten aus dem Orient: DER KLEINE
MAULWURF UND DER FLIEGENDE TEPPICH, DAS KÜRBISKIND, DIE NACHT DES ELEFANTEN und MAUS UND KAMEL.
¢ Bali Kino
Istanbul.
Stadt der Geister, Träume
und der rettungslosen Liebe.
Premiere im fsk-Kino: Mi, 25.11. um 19.45 Uhr
in Anwesenheit des Regisseurs Ben Hopkins
AB 26. noveMBeR iM Kino
INDIEKINOHIGHLIGHTS
Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit
Nice Places to Die
D 38
D NOVEMBER 2015
BALI KINO
VOM ABSCHIED LERNEN
Zum fünften Mal zeigt das Bali-Kino in Zusammenarbeit mit dem Diakonie Hospiz Wannsee aktuelle Kinoproduktionen, die Tod, Abschied und Sterben behandeln. STILL ALICE handelt von der 50-jährigen Linguistik-Professorin Alice Howland (Julianne Moore), deren Familienleben von der Diagnose eines seltenen Falles von frühem
Alzheimer erschüttert wird. MR. MAY UND DAS FLÜSTERN DER EWIGKEIT schildert berührend, melancholisch
und komisch das Leben des eigenbrötlerischen und großherzigen Londoner Bestattungsbeamten John May, der
sich um die würdevolle Beisetzung von einsam verstorbenen Menschen kümmert, und bei seinem letzten Fall mit
seinem eigenen Leben konfrontiert wird. NICE PLACES TO DIE präsentiert Zivilisationen auf der ganzen Welt,
die ganz selbstverständlich in unmittelbarer Nähe ihrer Toten wohnen und mit ihnen leben – auf Friedhöfen, die
zu offiziellen Stadtteilen geworden sind oder sogar im eigenen Wohnzimmer. www.balikino-berlin.de
 5.–8.11., immer um 18 Uhr und um 20.30 Uhr
NOVEMBER 2015 D
39 D
INDIEKINOHIGHLIGHTS
India’s Daughter
FSK-KINO AM ORANIENPLATZ
5 FILME ÜBER DAS SCHWEIGEN ÜBER SEXUALISIERTE GEWALT
Im Rahmen seines 20-jährigen Jubiläums zeigt das Krisen- und Beratungszentrum LARA, in Kooperation mit dem fsk-Kino, fünf Filme über das Schweigen über sexualisierte Gewalt, die im Anschluss mit Expertinnen diskutiert werden. INDIA’S DAUGHTER ist ein Dokumentarfilm, der die Massenvergewaltigung und den Tod der indischen Medizinstudentin Jyoti Singh Pandey thematisiert, die 2012 wochenlange Proteste in Indien auslöste. OUT IN
THE NIGHT dokumentiert die Geschichte von sieben lesbischen afroamerikanischen Frauen in New York City, die von der Öffentlichkeit als „Gang der
Killer-Lesben“ stigmatisiert wurden, nachdem sie sich gegen den Angriff eines Mannes zur Wehr gesetzt hatten. HÖLLENLEBEN verfolgt die Spurensuche von „Nicki und die Bärenbande“, einer Überlebenden rituellen Missbrauchs mit multipler Persönlich INDIA’S DAUGHTER: 29.10. um 18 Uhr
keitsstörung, die mit diesem Projekt den Teufelskreis aus Gewalt, Angst und Ohnmacht durchbricht. KALTES
 OUT IN THE NIGHT: 5.11. um 18 Uhr
 HÖLLENLEBEN: 15.11. um 15 Uhr
LAND erzählt von amerikanischen Minenarbeiterinnen im Minnesota der 70er Jahre, die sich gegen die tägliche
 KALTES LAND: 22.11. um 14.45 Uhr
sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz zur Wehr setzen. KAIRO 678 zeigt drei unterschiedliche Frauen und ihren
 KAIRO 678: 26.11. um 18 Uhr
Widerstand gegen die alltägliche sexuelle Unterdrückung. www.lara-berlin.de
IL KINO
INTERFILM FESTIVAL
FILMRAUSCHPALAST
14KM
Das Internationale Kurz­
filmfestival ist nach der
Berlinale das zweitälteste und zweitgrößte
internationale Filmfes­
tival der Stadt und
lockt jährlich Besucher
aus aller Welt in die
teilnehmenden Kinos.
Das Programm ist vielfältig, originell und vor allem umfangreich: Neben dem
Internationalen und dem Deutschen Wettbewerb sowie der „Eject“-Nacht
werden im Rahmen des Interfilm Festivals auch Dokumentar-, Internet-, und
politische Filme prämiert. Schwerpunktprogramme bieten Einblick in die Produktionslandschaft ausgewählter Genres, Länder und Regionen, dazu kommen
zahlreiche Sonderprogramme, Panels und Seminare, die sich u.a. mit Musikvideos, Werbefilmen, historischen Kurzfilmen, Retrospektiven und Neuen Medien
beschäftigen. Als neue Spielstätte ist in diesem Jahr auch das Kreuzberger Il
Kino mit dabei. www.interfilm-festival.de  10.-15.11., immer um 20 Uhr
Der siebte Filmabend der ,14km Film- und Diskussionsreihe‘ präsentiert den Dokumentarfilm ELECTRO CHAABI (Arabisch mit englischen Untertiteln) von Regisseurin Hind Meddeb. Die Filmemacherin
begleitet darin junge DJs aus Kairos Armenvierteln, die mit ihrem
eigenständigen Mix aus elektronischen und Hip-Hop-Elementen auf
Straßenfesten und Hochzeiten
spielten und mit politischen Texten während der Revolution zu
landesweiten Stars avancierten.
Im anschließenden Publikumsgespräch mit geladenen Gästen
wird über die musikalische (Pop-)
Kultur als Sprachrohr der jungen Generation im Ägypten der
Gegenwart diskutiert. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird
gebeten. 14km.org
D 40
D NOVEMBER 2015
 18.11. um 18.45 Uhr
INDIEKINOHIGHLIGHTS
IL KINO
CINEMA POLITICA
Cinema Politica Berlin veranstaltet jeden zweiten Montag politische Filmvorführungen in Berlin. Schwerpunkt sind Filme, die Themen adressieren
und Sichtweisen darstellen, die in den etablierten Medien unterrepräsentiert sind. Die meisten Filme werden in OV bzw. OmU gezeigt. Der
Eintritt ist frei. VALENTINE ROAD behandelt die Umstände des Todes
des 15-jährigen Transgenders Larry King, der 2008 von einem Klassenkameraden erschossen wurde. THE SUFFERING GRASSES betrachtet
den Konflikt in Syrien in Folge des arabischen Frühlings und lenkt die
Aufmerksamkeit auf die Zivilisten, Frauen und Kinder, die getötet, missbraucht und vertrieben wurden. BLOOD IN THE MOBILE thematisiert die
Nutzung von Konfliktmineralien bei der Herstellung von Mobiltelefonen
und die Arbeitsbedingungen in einer Mine im Osten der Demokratischen
Republik Kongo. www.cinemapolitica.org/berlin
Immer um 22 Uhr
 2.11.: VALENTINE ROAD  16.11.: THE SUFFERING GRASSES  23.11.: BLOOD IN THE MOBILE
FILMRAUSCHPALAST
FANTASTIC WORLDS & „MY
NAME IS CRAIG, DANIEL CRAIG“
Radikal divers: Im Filmrauschpalast geben sich Hardcore-Arthouse à la
EISENSTEIN IN GUANAJUATO und die größten Blockbuster der Filmgeschichte die Klinke in die Hand. In der vom Kinomuseum Berlin kuratierten Reihe „Fantastic Worlds on the Curved Screen“ laufen dort im November – natürlich analog und in englischer OV – George Lucas’ und Steven
Spielbergs Abenteuerklassiker JÄGER DES VERLORENEN SCHATZES
und INDIANA JONES UND DER TEMPEL DES TODES, das philosophische Science-Fiction-Action-„Ballet“ der Wachowski-Geschwister MATRIX, Joe Dantes Actionkomödie REISE INS ICH um einen geschrumpften
Testpiloten im Körper eines Supermarktkassierers, sowie Michael Crichtons Science-Fiction-Klassiker WESTWORLD. Bevor ab dem 19.11. der
vierte 007-Film SPECTRE mit Daniel Craig als britischem Geheimagent
James Bond regulär im Kino anläuft, zeigt der Filmrauschpalast zudem
unter dem Motto „My name is Craig, Daniel Craig“ zur Vorbereitung
noch einmal die drei Vorgängerfilme: CASINO ROYALE, EIN QUANTUM
TROST und SKYFALL. www.filmrausch.de
Blood in the Mobile
CITY KINO WEDDING
INTERNATIONALES MENSCHENRECHTS FILMFESTIVAL ZU
NORDKOREA
Das von zahlreichen Menschenrechtsorganisationen und NGOs (NKnet,
Cinema for Peace, Saram e.V, Amnesty…) organisierte und unterstützte
North Korean Human Rights International Film Festival (NHIFF) findet jährlich in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul statt und wird Ende
November erstmals auch in Deutschland veranstaltet. Gezeigt werden
unterschiedlichste Filme zum Thema,
darunter zahlreiche südkoreanische
Produktionen. Ergänzend werden
Flüchtlinge aus Nordkorea von ihren
Fluchterlebnissen und dem Leben
im „abgeschottetsten Land der Welt“
berichten. Genaueres stand zu Redaktionsschluss leider noch nicht fest.
Weitere Informationen und die Termine
zu den gezeigten Filmen, den Veranstaltungen und Diskussionsrunden sollen
demnächst unter facebook.com/nhiff.
germany zu finden sein.  20.-25.11.
Skyfall
Hell –
Die Sonne
wird euch
verbrennen
BUNDESPLATZ KINO
50 JAHRE KURATORIUM
JUNGER DEUTSCHER FILM
Die Jubiläumstournee geht weiter, immer am Sonntag um 15 Uhr mit:
 1.11.: MALOU (1981, R: Jeanine Meerapfel), zu Gast: Jeanine Meerapfel
 8.11.: MAHLZEITEN (1967, R: Edgar Reitz)
 15.11.: HELL – DIE SONNE WIRD EUCH VERBRENNEN (2011, R: Tim Fehlbaum)
 22.11.: ERST DIE ARBEIT, UND DANN? (1984, R: Detlef Buck), Vorfilm: BESUCH IM WALD
(2013, R: David Gruschka), Zu Gast: David und Elena Gruschka
NOVEMBER 2015 D
41 D
INDIEKINOHIGHLIGHTS
FILMKUNST66
LUIS TRENKER – DER SCHMALE
GRAT DER WAHRHEIT
ACUD KINO
KINO GLOBAL
The True Cost –
Was Mode wirklich kostet
Alle zwei Wochen donnerstags zeigt die Reihe „Kino Global“ im Acud Kino
Filme zu drängenden Zukunftsthemen der Entwicklungspolitik wie Migration, Flucht, Gesundheit, Armut, Klimaschutz und Menschenrechte, inklusive Filmgespräch. LANDRAUB erzählt in großen Bildern vom Aufkauf des
Ackerlandes durch globale Finanzinvestoren nach der Finanzkrise 2008.
DER GESANG DER BLUME – KANN EIN LIED DER AHNEN AMAZONIEN RETTEN? schildert den Kampf der Kichwa aus Sarayaku für ihr Land
im ecuadorianischen Amazonasgebiet und gegen die Erdöl-Interessen
des Staates Ecuador, der sie bis vor den interamerikanischen Gerichtshof
führt. THE TRUE COST – WAS MODE WIRKLICH KOSTET nimmt sich die
milliardenschwere Modeindustrie und das Konzept der „Fast Fashion“ –
der maximalen Gewinnerzielung und der menschenverachtenden Strategie dahinter – vor. www.acudkino.de
Immer um 19 Uhr  5.11.: LANDRAUB (DF)  19.11.: DER GESANG DER BLUME –
KANN EIN LIED DER AHNEN AMAZONIEN RETTEN? (OmU)  26.11.: THE TRUE COST –
WAS MODE WIRKLICH KOSTET (OmU)
Z-INEMA
UNSERE SERIEN ON TOUR
Independent Serienmacher aus Deutschland haben sich zusammengeschlossen und präsentieren am 29.11. im Z-inema selbst produzierte und
eigenfinanzierte Formate aus einem bunten Spektrum, das von Science
Fiction über Doku bis zu Comedy und Drama reicht. Eigentlich sonst fast
nur im Netz präsent, besteht nun mit UNSERE SERIEN AUF TOUR die Möglichkeit, die optisch hochwertigen Produktionen auch auf der Kinoleinwand zu erleben. Mit dabei sind unter anderem: FILMSTADT (fiktive Anekdoten aus der deutschen Filmbranche), C.A.T. – Comic & Actionfigures
Team, roleUP! (Weibliche
Vorbilder im Portrait) und
das Trümmer-Techno-Duo
Der Viereckige Hai sowie
die denglische Sitcom
So.Brothers.
www.unsereserien.de
 29. 11. um 20 Uhr
D 42
D NOVEMBER 2015
Die Culture Lounge des Jüdischen Filmfestivals Berlin & Potsdam präsentiert in Anwesenheit des Schauspielers Arndt Schwerin-Sohnrey und
des Autors Peter Probst den Film LUIS TRENKER – DER SCHMALE
GRAT DER WAHRHEIT über die Bergsteigerlegende aus Südtirol, die als
Schauspieler, Regisseur und Autor Millionen Zuschauer mit Bildern und
Geschichten aus der Alpenwelt begeisterte. Der Film zeigt die andere
Seite des vermeintlich strahlenden Helden – den Egomanen und Opportunisten, der sich mit den Nationalsozialisten und dem faschistischem
Regime Mussolinis arrangierte. In Rückblicken erzählt der Film von Trenkers Reise zu den Filmfestspielen nach Venedig, wo er die angeblichen
Tagebücher von Eva Braun an den amerikanischen Hollywood-Agenten
Paul Kohner verkaufen will. Währenddessen beschuldigt die Regisseurin
Leni Riefenstahl ihren ehemaligen Geliebten Trenker vor dem Münchner
Landgericht, die Tagebücher gefälscht zu haben und sie darin aus Rache
als Mätresse Adolf Hitlers zu diskreditieren.  15.11. um 12 Uhr
EVA-LICHTSPIELE
DER ALTE DEUTSCHE FILM
Anna und
Elisabeth
Immer mittwochs um 15.45
Uhr zeigen die Eva-Lichtspiele
historische deutsche Filme der
20er-40er Jahre. Die Reihe wird
von Martin Erlenmaier kuratiert, der auch zu jedem Film
eine Einführung hält. GROSSALARM (4.11.) ist ein Berlin-Krimi
um einen radelnden Zeitungsboten, der sich in die Tochter einer Kioskbesitzerin verliebt und in die Machenschaften einer Autoschieberbande
verwickelt wird. DURCHLAUCHT AMÜSIERT SICH (11.11.) zeigt den
Filmadligen Georg Alexander als Fürst Michael, der gegen seinen Willen ein „hässliches Entlein“ von Prinzessin ehelichen soll. ANNA UND
ELISABETH (18.11.), ein psychologisches Drama um Glaube und Wunder, präsentiert eine pointiert weibliche Sicht, mit Dorothea Wieck und
Hertha Thiele und der Musik von Paul Dessau. GASPARONE (25.11.)
macht aus der Operette von Carl Millöcker eine schmissige Filmrevue.
www.eva-lichtspiele.de
Immer um 15.45 Uhr  4.11.: GROSSALARM  11.11.: DURCHLAUCHT AMÜSIERT SICH
 18.11.: ANNA UND ELISABETH  25.11.: GASPARONE
Io, Loro e Lara
INDIEKINOHIGHLIGHTS
BUNDESPLATZ-KINO
IL KINO
RETROSPEKTIVE CARLO VERDONE
Im letzten Heft haben wir sie ja bereits angekündigt, die Retrospektive des
italienischen Komikers Carlo Verdone. Besonders empfehlen sollen wir die
allesamt sehr lustigen und hierzulande kaum bekannten Komödien der 90er
Jahre von und mit dem Meister selbst. Alle Filme werden im Original mit englischen Untertiteln gezeigt.
PERDIAMOCI
DI VISTA (1994)
AL LUPO
AL LUPO (1992)
IO, LORO
E LARA (2010)
IL MIO MIGLIOR
NEMICO (2006)
Gepy Fuxas, berühmter Fernsehjournalist, moderiert die Sendung
Terrazza Italiana (Italienische
Terrasse), in der Menschen und
ihre Probleme auf oberflächliche
und zynische Weise vorgeführt
werden. In einer Folge geht Fuxas
gewohnt unsensibel mit dem
Thema »Menschen mit Behinderung« um und gerät daraufhin
an Arianna, eine querschnittsgelähmte junge Frau im Publikum …
Vanni Sagonà, namhafter Pianist,
bemerkt während eines Konzertes, dass sein Vater, der sich
sonst keinen Auftritt des Sohnes
entgehen lässt, nicht im Publikum
sitzt. Besorgt bittet Vanni seine
Schwester Livia um Hilfe, da er
selbst keinen Führerschein hat.
Nach anfänglichem Zögern willigt
sie ein, mit ihm ins Landhaus der
Familie zu fahren – weniger aus
Sorge um den Vater, als um der
Paris-Reise mit ihrem Mann zu
entgehen.
Pater Carlo Mascolo ist Missionar
und lebt in einem Dorf mitten in
Afrika. Seit einer Weile macht er
eine spirituelle Krise durch und
so entschließt er sich zu einer
Rückkehr nach Rom, um dort
bei seiner Familie Heiterkeit und
Warmherzigkeit wiederzufinden.
Dort herrscht allerdings Aufruhr,
nachdem sein Vater seine ukrainische Pflegerin Olga geheiratet
hat.
Achille De Bellis ist Top-Manager
einer großen Hotelkette. Als
Achille Annarita wegen Diebstahls entlässt, will sich deren
Sohn Orfeo an ihm rächen, da
er von ihrer Unschuld überzeugt
ist. Das Aufeinandertreffen
von Achille und Orfeo stürzt
beide in eine Krise, ist aber der
Beginn eines ungewöhnlichen
Vater-Sohn-Verhältnisses.
 Bundesplatz-Kino: 30.10. um 18 Uhr
 Il Kino: 1.11. um 18 Uhr
 Bundesplatz-Kino: 13.11. um 18 Uhr
 Il Kino: 15.11. um 18 Uhr
 Bundesplatz-Kino: 6.11. um 18 Uhr
 Il Kino: 8.11. um 18 Uhr
 Bundesplatz-Kino: 20.11. um 18 Uhr
 Il Kino: 22.11. um 18 Uhr
LA GRANDE BELLEZZA
(2013, R: Paolo Sorrentino)
 Bundesplatz-Kino: 27.11. um 18 Uhr
 Il Kino: 29.11. um 18 Uhr
Calypso Rose
CITY KINO WEDDING
HACKESCHE HÖFE KINO
AFRICAVENIR
Im November ist die Initiative AfricAvenir mit zwei Filmen im Hackesche Höfe Kino und im City Kino Wedding präsent. Wie immer findet im
Anschluss an die Vorführung ein Filmgespräch statt. www.africavenir.org
L’OR DU FASO
(Burkina Faso 2015, Regie: Dragoss Ouédraogo, Lila Chouli, 62 min, OmeU)
CALYPSO ROSE
(Frankreich 2011, Regie: Pascale Obolo, 85 min, englische OV)
„Ich bin nicht zu einer Calypso-Sängerin geworden, ich wurde ins
Calypso hineingeboren“, stellt Calypso Rose fest. Der Film ist ein intimes
Portrait der großen Diva des Calypso, aber auch eine Reise auf die Insel
Trinidad, nach Tobago, New York, Paris, Ouidah und Cotonou, an Orte,
die wichtige Stationen im Leben von Calypso Rose darstellten. Calypso
Rose erzählt dazu über ihre Kindheit, die Quellen ihrer Inspiration, ihren
Weg, ihr Engagement für die Frauenrechte und ihren Glauben. In Anwesenheit der Regisseurin Pascale Obolo.
 18.11. um 20 Uhr: Hackesche Höfe Kino
Vorfilm: YAAR (Belgien 2014, Regie: Simon Gillard, 19 min)
Der industrielle Bergbau boomt in Burkina Faso seit einigen Jahren
enorm und entwickelt sich immer mehr zu einem regelrechten Raubzug auf Kosten großer Teile der Bevölkerung. Im „Land der integren
Menschen“ glänzt das Gold nicht für jeden, und der Unmut darüber
wächst. In ihrem Dokumentarfilm sprechen Dragoss Ouédraogo und Lila
Chouli mit Ingenieuren, Arbeitern, Journalisten und jungen politischen
Aktivisten. Simon Gillards essayistischer Kurzfilm YAAR beobachtet das
alltäglichen Geschehens auf einer nicht-industriell betriebenen Goldmine. In Anwesenheit der beiden Filmemacher Dragoss Ouédraogo und
Simon Gillard.
 25.11. um 20 Uhr: Hackesche Höfe Kino
 26.11. um 19 Uhr: City Kino Wedding
NOVEMBER 2015 D
43 D
REINICKENDORF
INDIESERVICE
PANKOW
 5 
 9    G  SPANDAU
MITTE
DIE INDIEKINOS
STEGLITZZEHLENDORF
ACUD KINO
MITTE 1
Veteranenstr. 21, 10119 Berlin
Telefon: 030/44 35 94 98,
Mail: [email protected],
www.acudkino.de U8, M1 Rosen­
thaler Platz, M8/12 Brunnenstr./
Invalidenstr., S1/2 Nordbahnhof
B-WARE! LADENKINO
FRIEDRICHSHAIN 2
Gaertnerstr. 19, 10245 Berlin
Telefon: 030/63 41 31 15
ladenkino.de
S+U-Bahnhof Frankfurter Allee,
Bus 240 Boxhagener Platz, Tram
13 Wühlischstraße
BALI KINO
ZEHLENDORF  3 
EISZEIT KINO
KREUZBERG 6
Zeughofstr. 20, 10997 Berlin
Telefon: 030/611 60 16,
Mail: [email protected],
www.eiszeit-kino.de
U1, M29, N1 Görlitzer Bahnhof
EVA-LICHTSPIELE
BERLIN
WILMERSDORF 7
BUNDESPLATZ-KINO
WILMERSDORF 4
FILMKUNST66
CHARLOTTENBURG
Bundesplatz 14, 10715 Berlin
Telefon: 030/85 40 60 85,
Mail: [email protected],
www.bundesplatz-kino.de
U9, S 41/42/46, Bus 248/N9
U+S-Bahn Bundesplatz
Bleibtreustr. 12, 10623 Berlin
Telefon: 030/882 17 53,
Mail: [email protected],
www.filmkunst66.de
S-Bahn Savignyplatz
D 44
D NOVEMBER 2015
MARZAHNHELLERSDORF
 F   2   KREUZBERG
 10   A   6 
 D   18  
 13    C   12    E  TEMPELHOFSCHÖNEBERG
 15    B  NEUKÖLLN
TREPTOWKÖPENICK
FSK-KINO AM
­ORANIENPLATZ
KREUZBERG 10
TILSITER
­LICHTSPIELE
FRIEDRICHSHAIN
Segitzdamm 2, 10969 Berlin
Telefon: 030/614 24 64,
Mail: [email protected],
www.fsk-kino.de
U8, Bus M29/140/N8 Moritzplatz,
U1 Kottbusser Tor
Richard-Sorge-Str. 25a,
10249 Berlin
Telefon: 030/426 81 29, Mail:
[email protected],
www.tilsiter-lichtspiele.de
U5 Frankfurter Tor, Weberwiese, M10 Bersarinplatz,
Straßmannstraße
HACKESCHE HÖFE
KINO MITTE 11
Blissestr. 18, 10713 Berlin
Telefon: 030/92 25 53 05,
Mail: [email protected], www.
eva-lichtspiele.de
U7, Bus 101/104/249 Blissestr.
Müllerstraße 74, 13349 Berlin
Telefon: 01525/9687921,
Mail: [email protected]
www.citykinowedding.de
U6 Rehberge
 14 
 3 
Teltower Damm 33, 14169 Berlin
Telefon: 030/811 46 78,
www.balikino-berlin.de
S-Bahn Zehlendorf
CITY KINO WEDDING
IM CENTRE FRANÇAIS
WEDDING 5
 16 
 4 
 11 
FRIEDRICHSHAIN-
CHARLOTTENBURG-  8 
WILMERSDORF
 7 
LICHTENBERG
 17  
 1 
8
FILMRAUSCH­PALAST
MOABIT 9
Lehrter Str. 35, 10557 Berlin
Telefon: 030/394 43 44,
Mail: [email protected],
www.filmrausch.de
Hauptbahnhof + 10 min Fußweg,
Bus 123 Kruppstr., Bus M27
Quitzowstr.
UNION FILMTHEATER
FRIEDRICHSHAGEN
Rosenthaler Str. 40/41,
10178 Berlin
Telefon: 030/283 46 03,
Mail: [email protected],
www.hoefekino.de
S-Bahn Hackescher Markt,
U8 Weinmeisterstraße
IL KINO NEUKÖLLN
14
Bölschestr. 69, 12587 Berlin 15
Telefon: 030/6501 3141,­
www.kino-union.de
S-Bahn Berlin-Friedrichshagen
12
Nansenstr. 22, 12047 Berlin
Telefon: 030/81 89 88 99,
Mail: [email protected]
www.ilkino.de
U8 Schönleinstraße,
U7/8 Hermannplatz
SPUTNIK KINO AM
SÜDSTERN
KREUZBERG 13
Hasenheide 54, 10967 Berlin
Telefon: 030/694 11 47,
Mail: [email protected],
www.sputnik-kino.com
U7 Südstern, U7/8 Hermannplatz
XENON KINO
SCHÖNEBERG
16
Kolonnenstr. 5, 10827 Berlin
Telefon: 030/78 00 15 30,
Mail: [email protected],
www.xenon-kino.de
S-Bahn Julius-Leber-Brücke
Z-INEMA
­PRENZLAUER BERG
17
Bergstr. 2, 10115 Berlin
Telefon: 030/283 89 121, Mail:
[email protected], www.z-bar.de
ZUKUNFT
­FRIEDRICHSHAIN
18
Laskerstr. 5, 10245 Berlin
Telefon: 0176/578 610 79, Mail:
[email protected],
kino-zukunft.de
S-Bahn Ostkreuz
INDIESERVICE
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Das INDIEKINO BERLIN Magazin erscheint monatlich in einer Auflage von
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ACUD Kino, b-ware!ladenkino, Bali Kino, Bundesplatz Kino, City Kino Wedding,
Eiszeit Kino, Eva Lichtspiele, filmkunst66, Filmrauschpalast Moabit, fsk-Kino
am ­Oranienplatz, Hackesche Höfe Kino, IL Kino, Sputnik Kino am Südstern,
Tilsiter Lichtspiele, Union Filmtheater, Xenon Kino, Zukunft sowie an weiteren
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Filmbilder: Filmverleiher/Filmfestivals
Testbild (S. 6): Sputnik Kino
interfilm 2015 (S. 40): interfilm Berlin Management GmbH
North Korean Human Rights International Film Festival (S. 41): NHIFF
NOVEMBER 2015 D
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Redaktion wieder. Ein Nachdruck ist nur mit Genehmigung von Redaktion und
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Texte Kinohighlights: INDIEKINO BERLIN und Kinos
D NOVEMBER 2015
*Preis für ein Jahr/11 Ausgaben inkl. MwSt. , Lieferung zum 1. Donnerstag des Monats
Filmtexte: Hendrike Bake, Yorick Berta, Tom Dorow, Lili Hering, Christian
Horn, Elinor Lewy, Jens Mayer, Michael Meyns, Harald Mühlbeyer, Toni Ohms,
Raphaël Rück, Hannes Stein, Anna Stemmler, Lars Tunçay, Matthias von
Viereck
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Preis von 19,80 Euro* ab nach Hause
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Redaktion: Hendrike Bake, Thomas Dorow [email protected]
45 D
INDIENACHBILD
NACHBILD
Es soll ja gut tun, seinen Ärger mal in die Welt
herauszuschreien. In diesem Monat tun das
Michael Caine auf einer Kuhwiese in EWIGE
JUGEND und Maria Sid auf einer Schneeschanze
in HALLOHALLO. In Małgorzata Szumowskas
Film BODY gibt es sogar einen ganzen Schreikurs
für magersüchtige Mädchen. Der letzte spitze
Schrei in der INDIEKINO-Redaktion kam allerdings von einem Klempner, der bei der Reparatur
eines Rohrbruchs – dass Rohre grundsätzlich am
Tag der letzten Deadline brechen, hängt vermutlich irgendwie mit Murphy’s Gesetz zusammen –
sein Werkzeug in einem tiefen, dunklen Schacht
verloren hatte.
Body
VORSCHAU
INDIEKINO IM DEZEMBER
STURE BÖCKE Widder in Island D DAS BRANDNEUE TESTAMENT Gott in Brüssel D THE DUKE OF BURGUNDY
Dekonstruktion des Begehrens D DIE GESCHICHTE VOM ASTRONAUTEN Warten und Lieben D IM RAUSCH DER
STERNE Koch auf Droge D SIVAS Kind mit Kampfhund D WIE AUF ERDEN Kirchenchorsequel D DÄMONEN UND
WUNDER Der Cannes-Gewinner D MISSTRESS AMERICA Jung in New York D CAROL Todd Haynes Meisterwerk
D HERE IS HAROLD Rache an Ikea D MADAME BOVARY Zurück zu Flaubert D DIE KINDER DES FECHTERS
­Jugendsport im Stalinismus D UNSERE KLEINE SCHWESTER Kore-edas stille Stürme D HELLO I AM DAVID
­Psychisch kranker Virtuose. D MR. HOLMES Sherlocks letzter Fall D KIRSCHBLÜTEN UND ROTE BOHNEN
Drei Einzelgänger D BLACKTAPE Deutsche HipHop-Szene
D 46
D NOVEMBER 2015
SURAJ SHARMA
(LIFE OF PI)
“EIN FEEL-GOOD MOVIE ZWISCHEN
SLUMDOG MILLIONAIRE UND
THE LUNCHBOX . ”
The Hollywood Reporter
“… STIMMUNGSVOLL UND
LIEBENSWÜRDIG WIE EIN
BESONDERS SCHÖNES MÄRCHEN.”
Programmkino.de
TONY REVOLORI
(THE GRAND BUDAPEST HOTEL)
ERÖFFNUNGSFILM
12. INDISCHES
FILMFESTIVAL
STUTTGART 2015
ABSCHLUSSFILM
22. INTERNATIONALES
FILMFEST
OLDENBURG 2015
PUBLIKUMSPREIS
SUNDANCE
FILMFESTIVAL
DAS GLÜCK BEGINNT HINTER DEM NÄCHSTEN HÜGEL
AB 19. NOVEMBER IM KINO
Ab 12. November im Kino
www.eisenstein-film.de