Die Rückkehr des Bergstocks Die Wiederentdeckung eines treuen Begleiters Bei Alpenstange und Alpenstock denkt man als Wanderer und Bergsteiger an Haselnuss, an Jäger mit Büchse und Gamsbart, an Hermann von Barth oder an das historische Depot des Alpenvereins. Im Bergsport ist der Alpenstock seit fast 100 Jahren verschwunden. Zu Unrecht, davon ist Josef Schmied aus Ebensee überzeugt. Der Sportlehrer arbeitet seit mehr als 10 Jahren konsequent an der Renaissance des einst treuen Begleiters vieler Bergsteiger und Wanderer. Michael Larcher 54 | Bergauf 03-2014 Bergauf | Bericht Am Schoberstein, im Hintergrund die Schafberg-Nordseite, Attersee und Mondsee mit Drachenwand. | Fotos: J. Schmied obachtens, Vergleichens und Bewusstmachens. Die häufig beobachtete Überforderung der Doppelbergstockgeher am anspruchsvollen Steig und im unruhigen Gelände gab mir die Gewissheit, dass unsere Vorfah ren nicht falsch lagen, wenn sie sich mit einem mannshohen Einzelstock das Bewegen am Berg erleichterten. Was gab für Sie den Ausschlag, die Einstockmethode für Bergsteigerinnen und Bergsteiger neu zu erfinden? Mein guter alter Stachösteck’n aus Haselnuss war während einer tiefen Depression mein treuester Freund und Thera peut. Weitab von der Zivilisa tion, im abschüssigen Gelände, fühlte ich Kraft und Selbstbe wusstsein, ich staunte, welches Terrain ich da spielend bewäl tigte. Es schien, als wollte der Stock mir sagen: „Gehe, stei ge, springe und vergiss deine Probleme – ich bin imstande, mit dir noch Berge zu verset zen.“ Es folgte eine Zeit des Be Auch der alpine Skilauf begann mit einem Stock – heute kaum vorstellbar. Und auch beim Bergwandern wurde die Einstockmethode abgelöst. War diese Entwicklung ein Irrtum? Es wäre ganz schön vermessen, von einem Irrtum zu sprechen. Man muss differenzieren: Am breiten, sanften Wanderweg ist das Gehen – „Walken“ – be stimmt durch einen zyk lischen, sich regelmäßig wiederholenden Bewe gungsablauf. Zwei Stöcke lassen sich mittels Diago nalbewegung sehr gut in den Ablauf integrieren. Das Steigen am anspruchsvol len Berg ist jedoch durch azyklische Bewegungsab läufe gekennzeichnet. Der Koordination von Armen und Beinen sind Grenzen gesetzt. Hier setzt die Ein stockmethode, bei der ja im mer beide Hände am Stock sind, an. Der schräg gestell te und an das Gelände an gepasste Stock wird zum verlängerten Arm bzw. zum dritten Bein. Der Stock wird zur effektiven Steighilfe und ist somit Garant für Sicher heit und Gelenkschonung. Was unterscheidet die Alpenstange eines Hermann von Barth anno 1832 vom Mountrainer®? Die Composite-Hybridrohre aus leichtem Carbon und Glasfiber vereinen erstmals zwei Gegen sätze, nämlich Stabilität und Fle xibilität. Die patentierte SchnellTeleskopierung eröffnet neue Bewegungsmöglichkeiten durch die gar nicht seltene Längenan passung an das Gelände wäh rend des Gehens. Weitere Vor teile der Teleskopierung sind die Rucksackmontage des Mountrai ner®, das einfache Verstauen im Autokofferraum, die Einbeinsta tiv-Funktion. Der konische und absolut lautlose Gummipuffer bietet perfekte Bodenhaftung, auch bei schräger bis waagrech ter Stockführung. Spikegummi puffer und Winterspitze sind je nach Bodenbeschaffenheit opti onal einsetzbar. Ein Motto hinter dem Mountrainer® lautet: Nicht UFO, sondern OFU! Was ist damit gemeint? Beim Gehen oder Bergsteigen ohne Stockunterstützung gilt das UFO-Prinzip: Unterkörper für Oberkörper! Durch unsere automatisierte Arbeitswelt wird der Oberkörper nicht mehr ge fordert, das heißt, der Bewe gungsapparat weist in diesem Bereich häufig Mängel auf. Die Physiotherapeuten können da von ein Lied singen. Die Bewe gungsformen des neuartigen Mountrainings provozieren das OFU-Prinzip. Hebeln, Drücken, Stemmen, Stützen, Schieben, Zie hen, Körperspannen sind kör perliche Tätigkeiten, die gegen Infos zum Mountrainer ® Technische Daten: Länge 1,01 m bis 1,79 m, Durchmesser Oberrohr: 25 mm, Unterrohr 30 mm, GFK/CFK Hybrid-Rohre gewickelt; Gewicht: 600 g. Bezugsquelle: Den Mountrainer® gibt es derzeit bei der Firma Mountrainer in A-4802 Ebensee, Kalvarienberggasse 3 und im Internetshop unter: www.mountrainer.at Preis: EUR 299,00 Zur Person Mag. Josef Schmied, Jahrgang 1956, wohnhaft in Eben- see (Salzkammergut), verheiratet, 3 Kinder. Ausbildung: Lehramtsstudium für Bewegung und Sport an der UNI Salzburg, Landesskilehrer, staatlich geprüfter Skilehrer und staatlich geprüfter Trainer für Kinder- und Jugendskirennlauf, zahlreiche Alpinkurse im Rahmen der vorgenannten Ausbildungen. Beruf: AHS-Lehrer für Bewegung und Sport, Begleiter auf diversen Sommersportcamps, Leiter zahlreicher Schulwandertage, Leiter von Sommer- und Wintersportwochen. 03-2014 Bergauf | 55 Bergauf | Bericht bzw. mit dem Stock ausgeführt werden. Die Oberkörperbelas tung führt zur willkommenen Unterkörperentlastung, der Mountrainer® wird zum „Trainer am Berg“. Mit zwei Händen am Stock hast du somit das „Kreuz“ mit dem Knie fest im Griff. Wo sehen Sie als ausgebildeter Sportlehrer die Vorteile Ihres Teleskop-Bergstocks gegenüber zwei Stöcken? Die Vorteile sind mannigfach: Ausnützung von Stocklängs- und Stockquerrichtung oder einer Kombination aus beiden, große Flexibilität bei der Anwendung, viele Greifmöglichkeiten am Stock, hohe Kraftentwicklung, da der Stock permanent nahe beim Körper geführt wird, Ein beziehung großer Teile der Ober körpermuskulatur, permanent gerade gerichtete Wirbelsäule, enorme Knieentlastung, effekti ve Gelenkschonung durch Auftei lung der Belastung, kein Verlust des Gleichgewichtssinnes, ma ximale Sicherheit, das Stolpern kann man beinahe ausschließen, bei Bedarf hat man eine Hand frei, Fokussierung nur auf einen Stock ... Wie reagieren Bergsportler auf Ihre Idee? Mit Skepsis oder Neugier? Hat man Ihnen auch schon den „Vogel“ gezeigt? oben: Am Traunstein, Eldorado für den Mountrainer®, im Hintergrund der Traunsee. rechts: Hermann Freiherr von Barth verwendete schon vor mehr als 100 Jahren den Bergstock. | Fotograf unbekannt © Alpenverein-Museum, Historische Laternbildsammlung 52/I/7 56 | Bergauf 03-2014 „On Tour“ wird meine Art zu ge hen häufig mit den Worten kom mentiert: „So ist man doch frü her gegangen, heute geht man wegen der Knieentlastung bes ser mit zwei Stöcken.“ Das an sprechende Design des Moun trainer ® und die ästhetische Bewegungsart wecken häufig Interesse und Neugierde. Jene Leute, die sich auf Erklärun gen einlassen, sind dann vom Allheilmittel der Doppelstöcke nicht mehr so überzeugt. Skep sis taucht auf, wenn Leute in mir den Ideenträger erkennen. Neu gierde lösen aber meine Kun den am Berg aus; sie erzählen davon, dass sie den Stock nicht mehr hergeben würden. Frau en öffnen sich der neuen Sache mehr als Männer. Über Facebook gibt es manchmal auch Gelächter und geringe Wertschätzung. Die Kommentare zeugen von völli ger Unkenntnis der Materie. n
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