Genügend Gründe für 6 Prozent mehr Gehalt

ver.di beschließt Forderung für die öD-Tarifrunde 2016
Genügend Gründe für 6 Prozent mehr Gehalt
Erhöhung der Entgelte um 6,0 Prozent - Verbindliche Übernahmeregelung für Auszubildende – Einschränkung befristeter Arbeitsverhältnisse - Keine Absenkung der
Zusatzversorgung!
Das sind die Kernforderungen der
ver.di-Bundestarifkommission, die
sie in ihrer Sitzung am 18. Februar
2016 für den öffentlichen Dienst be-
schlossen hat. Folgende Fakten untermauern, dass unsere Forderungen mehr
als berechtigt sind:
Das Bruttoinlandsprodukt ist 2015
nach den ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamts um 1,7 Prozent
real gestiegen. Für 2016 wird nach aktuellen Prognosen ein Wachstum in der
gleichen Größenordnung erwartet. Getragen wird die Konjunkturentwick-
lung vor allem vom privaten Konsum. Im Jahr 2015 lag der Anstieg
der Verbraucherpreise gegenüber
dem Vorjahr bei 0,3 Prozent. Für das
Jahr 2016 wird wieder mit einer deutlich höheren Inflationsrate von mehr
als 1,0 Prozent gerechnet. Die ZielInflationsrate der Europäischen Zentralbank beträgt 2,0 Prozent.
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Als Herbert Grönemeyer einst das Lied sang „Kinder an die Macht“, da wollte er damit zum Ausdruck bringen, dass Kinder sich noch von ihren Gefühlen leiten lassen und ihr Handeln nur bedingt
etwas mit Berechnung zu tun hat. Kinder sind frei in ihrem Handeln und frei von den vielen Schranken, die uns
Erwachsenen das Leben oft so schwer machen.
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Ob das tatsächlich so ist und ob eine
Welt von Kindern regiert wirklich
besser wäre, wer weiß das schon.
Aber eines ist sicherlich wichtig für
alle Erwachsenen, sie sollten sich
immer etwas von ihrer Kindheit und
ihrer jugendlichen Unbeschwertheit
bewahren. Denn wer Probleme lösen
will, der muss auch mal in der Lage
sein, Schranken zu überwinden. Das
betrifft die eigenen Schranken im
Kopf, aber auch die Schranken, mit
denen andere uns immer wieder den
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Weg versperren. Auch ver.di-Personalräte haben bei ihrer Arbeit jene Schranken und Hindernisse zu überwinden
und wer sich ein wenig jugendliche
Leichtigkeit bewahrt hat, hat es dabei
sicherlich einfacher. In diesem Sinne
wollen wir hier auch das Thema Personalratswahlen 2016 angehen. Es überrascht sicherlich nicht, dass unsere
ver.di-Personalratskandidatinnen und kandidaten auch einmal Kinder waren.
Und, sie erinnern sich gerne daran zurück. Auch sie wollen die beschriebe-
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nen Schranken und Hindernisse überwinden und sich für ihre Kolleginnen
und Kollegen einsetzen. Nicht mit
kindlicher Naivität, sondern mit einer
Mischung aus Zuversicht und Mut,
die sie sich aus ihrer Jugendzeit bewahrt haben. Aus diesem Grund stellen sich Euch unsere Kandidatinnen
und Kandidaten in diesem Heft einmal ganz anders vor. Mit ihren Kinderbildern wollen sie anregen, selber
einmal wieder zurück zu blicken.
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…dann lieber hart aber ehrlich!
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Inhalt
Personalversammlung
Es gab mal Zeiten, da waren Chefs* noch harte Hunde und wer etwas von ihnen
beschließt ver.di-Resolution
wollte, der hatte in der Regel eine knappe aber deutliche Antwort zu erwarten:
Seite 3
„Ja“ oder „Nein“! Zugegeben das „Nein“ überwog. Diese Antwort war meist
Wenn du deiner Zeit
nicht erquicklich, aber Du wusstest woran du warst. Du hattest eine Orientierung
voraus bist
und Du warst gewarnt, das angesprochene Thema demnächst besser auszulassen.
Seite 5
Nun kann man dieses damals typische Chefverhalten weder als angenehm noch
Starke
ver.di-Liste
=
als positiv bezeichnen, schon gar nicht war es dem Betriebsklima förderlich.
Gute Personalratsarbeit
Doch die folgenlose Sülze, die man oft heutzutage aufgetischt bekommt, verkleisSeite 6
tert nur die schlechte Botschaft in eine bessere Hülle. Das Ergebnis bleibt
Ja,
wer
bin
denn ich?
schlecht, aber durch die geschürte falsche Hoffnung ist für den Botschafter erst
einmal Ruhe angesagt. So gehst Du also zu deinem Vorgesetzten** und lässt dir
Büchergutscheine zu gewinnen
immer häufiger mit solchen oder ähnlichen Sätzen die Ohren zukleistern:
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„Also, liebe Frau Müller, ich bin da ja ganz nah bei Ihnen. Das müssen Sie mir
Bitte beachten!
glauben. Auch wenn die Umstände, …Sie wissen ja, die städtische HaushaltssituRedaktionsschluss
ation, … aber da haben Sie ja sicherlich Verständnis …“
dieser Ausgabe:
Doch Du schaust ihn verständnislos an und wartest auf eine vernünftige Erklä25.
Februar 2016
rung. Stattdessen meint er dann: „Wissen Sie, wir werden eine Lösung finden, die
Ihren sicherlich legitimen Ansprüchen gerecht wird. Sie sind eine großartige MitEntwicklungen nach diesem
arbeiterin und ich weiß ihre offenen Worte wirklich zu schätzen. Deshalb halte
Termin konnten in unseren Artikeln
keine Berücksichtigung finden!
ich ja solche Mitarbeitergespräche für unsere Betriebskultur für unverzichtbar
und ein guter Vorgesetzter sollte darum auch immer ein offenes Ohr für seine
Bitte notieren!
Leute haben. Transparenz, wissen Sie, Transparenz ist der Schlüssel zu allem …,
VL-Vollversammlungen 2016
aber jetzt entschuldigen Sie mich, Sie hören von mir!“
Du verlässt verwirrt das Büro, prockelst dir den Schleim aus den Ohren und sin13. April
nierst: … ja, was hat er denn gerade gesagt? … „Er ist bei dir…“, hm, ob das
1. Juni, 31. August*
wirklich eine beruhigende Aussage ist? … dann „die Umstände“, Ja, die Um26. Oktober
stände waren wie immer außerordentlich und auch der städtische Haushalt war
um
14:30 Uhr im
schon immer in einem bedauernswerten Zustand. Wer also kein Ignorant war,
„Fritze“, dem Café
der musste einfach Verständnis haben.
des
Fritz-Henßler-Hauses.
Dann war da noch … „wir werden eine Lösung finden die Ihren legitimen Ansprüchen gerecht wird …“.
*um 14:30 Uhr im Studio der
Wow! Das hört sich doch irgendwie gut an. Er sagte ja auch noch: „… Sie hören
Stadt– und Landesbibliothek
von mir!“ Alles in allem doch ein gutes Gespräch, oder?
Änderungen vorbehalten!
Mittlerweile sind Monate vergangen, gehört hast Du nichts mehr von deinem
Chef - obwohl er ja ganz nah bei dir ist - und deine Versuche, noch mal vorzuPersonalratswahlen
sprechen, blieben ebenfalls erfolglos. Deine Probleme sind inzwischen weiter
30. Mai bis 10. Juni
angewachsen und die versprochene Lösung liegt in weiter Ferne. Also wartest
ViSdP.:
Du und Du wartest und wartest und wartest und wenn Du nicht gestorben bist …
Martin Steinmetz, ver.di Dortmund,
Irgendwann stellst Du resigniert fest:
Königswall 36, 44137 Dortmund
„Ein „Nein“ als Antwort hätte auch gereicht! Das ist dann zwar hart, aber weRedaktion:
nigstens ehrlich!
Euer Insider
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2
ver.di
*Zu jener Zeit waren Frauen auf dem Chefsessel eher eine Seltenheit!
**Zugegeben, viel besser ist es heute auch nicht!
ver.di-Vertrauensleute
Stadtverwaltung Dortmund
Druck: Eigendruck
Kontakt: [email protected]
Internet: www.dortmund.verdi.de
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Personalversammlung beschließt ver.di-Resolution
Auch Oberbürgermeister Sierau stimmt zu!
Die gemeinsame Resolution der
ver.di-Vertrauensleute und des
Personalrates der Stadtverwaltung
Dortmund wurde am 9. Dezember
2015 auf der Personalversammlung
von der überwiegenden Mehrheit
der Kolleginnen und Kollegen beschlossen.
„Wir erwarten vom Rat und vom
Verwaltungsvorstand, dass alle noch
vorhandenen Pläne für weitere Personaleinsparungen aufgegeben werden! Mehr Personal durch ausreichende Einstellungen und bedarfsgerechte Ausbildungsplatzoffensive, mit
Orientierung am tatsächlichen Bedarf: Für eine handlungsfähige und
gesunde Belegschaft.“
So lautete zusammengefasst die Forderung der Beschäftigten, Beamtinnen und Beamten. Zuvor hatte der
Sprecher der ver.di-Vertrauensleute,
Horst Kortwittenborg, in seiner Rede
die wahren Gründe für unsere personelle Miesere ausgemacht:
„Aber für unsere Stadt und für viele
weitere Kommunen sind nicht die
Flüchtlinge das eigentliche Problem.
Sie sind nur eine weitere und ich gebe
zu, gewaltige zusätzliche Aufgabe, die
wir zu erfüllen haben! Diese zusätzliche Aufgabe hätte aber auch irgendetwas völlig anderes sein können.
Zum Beispiel, …eine Unwetterkatastrophe, die unsere maroden kaputt
gesparten städtischen Gebäude endgültig zum Einsturz gebracht hätte.
Oder ein Umweltdesaster größeren
Ausmaßes, weil die Überwachung von
Umweltfrevel aufgrund Personalmangels gar nicht mehr flächendeckend
geleistet werden kann, …als aktuelles
Beispiel führe ich Envio an.
Auch hätte eine Epidemie übersehen
werden können, oder wir wären einem
Lebensmittelpanscher nicht auf die
Schliche gekommen, weil unsere personelle Ausstattung für eine angemessene
Kontrolle nicht mehr ausreicht. Das
alles, oder auch irgendetwas anderes,
hätte unsere Situation erheblich anspannen können, …selbst verschuldet, …aufgrund hemmungsloser
Sparwut.
Glücklicherweise ist von alledem,
zumindest in einem solchen Ausmaß,
noch nichts eingetreten, aber, da haben wir nur Schwein gehabt. …also,
bis jetzt! So aber waren und sind es
eben die Flüchtlinge. Für die Ursachen anhaltender Flucht kann in unserer Stadt natürlich niemand etwas,
doch für die personelle Situation in
der wir uns befinden schon. Denn
nun müssen wir mit unserer zerschlissenen Personaldecke diesen
erheblichen Aufgabenzuwachs bewältigen und viele Kolleg*innen, wie
auch viele ehrenamtliche Helfer*innen werden unter Hinweis auf
eine Ausnahmesituation regelrecht
ausgesaugt. Während diese Menschen tagtäglich alles geben, um anderen Menschen in Not zu helfen,
bleiben die Verantwortlichen, mit
kleineren Einschränkungen, bei ihrer
bisherigen angeblich alternativlosen
Einsparstrategie.
Eine Strategie, die schon in der Vergangenheit versagte und unsere Lage
von Jahr zu Jahr verschärft hat. So
wurden im Laufe der Jahre unsere
Gebäude zerbröselt, die Straßenbeläge pulverisiert, der Service in der
Verwaltung eingedampft und das
Personal an den Rand des Burn Out
getrieben. Die Folgeschäden wieder
zu beheben, kostet uns heute das
Vielfache von dem, was wir vorher
eingespart haben. Was für eine Erfolgsgeschichte!
Jetzt warten wir also auf den Tag der
Einsicht und so dachten
Seite
wir uns, dass vielleicht
das geballte Votum der
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ver.di
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Personalversammlung diesen Vorgang etwas beschleunigen könnte.
Quasi ein dokumentierter Hilferuf
unserer gesamten Belegschaft an den
Dortmunder Rat und den Verwaltungsvorstand. Damit von dort endlich die Unterstützung für uns kommt,
die wir so dringend nötig haben.“
Diese Rede lässt sich auch mit Zahlen und Fakten belegen. Die Zahl der
Beschäftigten im öffentlichen Dienst
ist seit 1991 von 6,74 auf 4,65 Millionen zurückgegangen. Bei den Feuerwehren in NRW fehlen ca. 1.200
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noch auszubildende Feuerwehrmänner
und -frauen. Bei der Polizei sind derzeit rund 18 bis 20 Millionen Überstunden angefallen. Ob Feuerwehr,
Verwaltung oder im Bildungswesen überall fehlt Nachwuchs. Die Zahl von
befristeten Stellen im öffentlichen
Dienst liegt auf Rekordniveau. Machten diese 2004 17,5 Prozent aller Befristungen aus, waren es 2013 bereits
35,7 Prozent. Zudem ist mehr als ein
Fünftel der unter 35-Jährigen befristet
beschäftigt. Der Zustand der Straßen
und Brücken ist katastrophal, städti-
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sche Immobilien vergammeln unter
den Augen der Politik und derjenigen, die die „schwarze Null“ zum
Dogma erhoben haben. Diese Fakten
lassen sich nicht wegdiskutieren - das
wissen auch die Verantwortlichen. So
hat es inzwischen Neueinstellungen
gegeben, doch diese reichen natürlich
bei Weitem nicht.
Oberbürgermeister Ullrich Sierau hat
sich mit seiner Stimme an der Abstimmung über die ver.di-Resolution
beteiligt und ihr zugestimmt! Wir
werden ihn daran messen!
Keine Absenkung der Leistungen der Zusatzversorgung!
Fortsetzung von Seite 1
Nach den Ergebnissen des Arbeitskreises Steuerschätzungen vom November 2015 werden die Steuereinnahmen im Jahr 2015 noch höher
ausfallen, als im Mai erwartet. Insgesamt werden sie gegenüber 2014 um
6,8 Mrd. Euro steigen, davon entfal-
len 1,1 Mrd. Euro auf den Bund und
0,6 Mrd. Euro auf die Kommunen.
2016 werden die Steuereinnahmen etwas geringer steigen als im Mai angenommen, 2017 dagegen stärker. 2016
werden sie um insgesamt 2,2 Prozent
steigen, beim Bund um 2,4 Prozent und
bei den Kommunen um 1,1 Prozent.
2017 sollen die Steuereinnahmen
insgesamt um 4,6 Prozent steigen,
beim Bund um 3,9 Prozent und bei
den Kommunen um 7,5 Prozent.
Zu den weiteren Forderungen:
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4
ver.di
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Für die Auszubildenden muss eine verbindliche Übernahmeregelung nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung verlängert werden. Die derzeitigen Regelungen laufen zum 29. Februar
2016 aus.
Keine Absenkung der Leistungen der Zusatzversorgung! Die VKA fordert eine pauschale Absenkung der Leistungen der betrieblichen Altersversorgung. An unserer Haltung hat sich nichts
geändert: Die Bundestarifkommission lehnt Leistungskürzungen ohne Wenn und Aber ab.
Nach mittlerweile mehr als zehn Jahren TVöD wird es Zeit, auch im Bereich der kommunalen
Arbeitgeber eine neue Entgeltordnung in Kraft zu setzen. Darüber muss in dieser Tarifrunde entschieden werden. Dabei gilt es auch, über das Datum des Inkrafttretens und über die Höhe einer
angemessenen Kompensation zu entscheiden. Klar ist dabei, dass die Arbeitgeber durch die weggefallenen Bewährungsaufstiege und Vergütungsgruppenzulagen des BAT in den letzten zehn
Jahren erhebliche Einsparungen erzielen konnten. Das ist zu berücksichtigen.
Das Thema „befristete Arbeitsverhältnisse“ steht erneut auf der Tagesordnung. Der Abschlussbericht der vom Bundesinnenministerium und ver.di in Auftrag gegebenen wissenschaftlichen
Untersuchung liegt vor. Befristete Arbeitsverhältnisse, auch ohne Sachgrund, spielen im Öffentlichen Dienst eine zu große Rolle. Sie sollen tarifvertraglich eingeschränkt werden.
Das Tarifergebnis soll zeit- und wirkungsgleich auf die Beamtinnen und Beamten des Bundes
übertragen werden.
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Unsere Forderungen sind mehr als
berechtigt! Seit Jahren stattfindender
Personalabbau, permanent steigende
Anforderungen, keine akzeptable
Personalbemessung und Personalentwicklung machen den öffentlichen
Dienst nicht gerade attraktiv.
Die schlechte Bezahlung macht es
zunehmend schwerer, qualifiziertes
Personal und Nachwuchskräfte zu
finden. In der aktuellen Situation
zeigt sich sehr deutlich, wohin der
Sparwahnsinn der Politik der letzten
Jahre den öffentlichen Dienst gebracht hat:
Es fehlt überall an Personal, Überstunden sind an der Tagesordnung,
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die Kolleginnen und Kollegen arbeiten
weit über ihre Belastungsgrenzen hinaus. Dies führt nicht nur zu Überlastung, sondern auch dazu, dass die Beschäftigten im öffentlichen Dienst immer mehr Aufgaben mit zusätzlichen
Anforderungen erledigen müssen.
Permanenter Personalabbau, gerade bei
Fachkräften einhergehend mit der Weigerung, die Auszubildenden unbefristet zu übernehmen, hinterlässt deutliche Spuren.
Die physischen und psychischen Belastungen, die Übertragung weiterer
Tätigkeiten bringt den Kolleginnen
und Kollegen meistens nicht mehr
Geld. Sie verdienen mehr Respekt, der
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auch mit einer deutlichen Verbesserung der Einkommen zum Ausdruck
gebracht werden muss.
Wir sind jetzt gefragt, für unsere Forderung zu mobilisieren. Die erste
Verhandlungsrunde wird am 21.
März 2016 stattfinden, darauf folgt
am 11. und 12. April, sowie am 28.
und 29. April 2016 die zweite und
dritte Runde. Legen wir das Verhalten der Arbeitgeber in den zurückliegenden Tarifauseinandersetzungen zu
Grunde, dann wird uns ein heißer
Arbeitskampf bevor stehen. Dafür
müssen wir gerüstet sein und alles
geben! In diesem Sinne: Haltet euch
bereit!
Wenn du deiner Zeit voraus bist…
„Sie haben eine Idee für die Stadt Dortmund? Behalten Sie Ihre Idee nicht für sich, sondern reichen Sie sie bei uns
ein! Sie können durch Ihre Kenntnisse, Fähigkeiten sowie Erfahrungen und durch Ihre Kreativität Überlegungen
anstellen, was bei der Stadt Dortmund wie verbessert werden könnte. Das ist wichtig, denn gemeinsam lassen sich die
jetzigen und zukünftigen Anforderungen an die Stadt Dortmund besser bewältigen.“
So steht es eingangs in der Broschüre
„Ideenmanagement der Stadt Dortmund“. Seit 2014 haben wir eine
Dienstvereinbarung zum Ideenmanagement, doch das Arbeitnehmererfindungsrecht – darauf basiert jedes
betriebliche Ideenmanagement - gilt
bereits einige Jahrzehnte länger.
So hatte sich im Jahre 2006 ein Kollege gedacht, „mach doch mal einen
Vorschlag, wie die Erfassung von
Überstunden und Zeitnachweisen zu
vereinfachen ist“. Er erarbeitete also
seinen Vorschlag und reichte ihn entsprechend ein.
Die Mühlen der Verwaltung begannen zu mahlen. Mehrere Schriftwechsel und drei Monate später erhielt
dann der Kollege zügig die Ablehnung seines Vorschlags. In Form eines Anerkennungsschreibens. Klingt
komisch, ist aber so!
Nachdem sich zunächst für die Teilnahme am betrieblichen Vorschlagswesen bedankt wurde, lautete die Be-
gründung für die Ablehnung:
„Sie stellen dar, dass in Bereichen, in
denen Überstunden oder Erschwerniszuschläge abgerechnet werden, die
Bearbeitung bis zur Vorgabe im Abrechnungsverfahren SAP zu langwierig
und umständlich sei. Die Überstunden
müssten im Fachbereich in einer Excel
-Tabelle erfasst, ausgedruckt, unterzeichnet, gegengezeichnet und an STA
11 weitergeleitet werden. Dort würde
wiederum eine Weiterleitung an eine
Fremdfirma stattfinden, die letztlich
die Daten einliest, damit eine Überführung in das Abrechnungsverfahren
stattfinden könne. Sie schlugen daher
vor, die Vorgaben dezentral selbst in
SAP oder alternativ in einer NotesDatenbank mit Schnittstelle zu SAP
vorzugeben.
Gemäß der „Dienstanweisung über die
Ermittlung, Weitergabe und Erfassung
von Daten für die Abrechnung der Besoldung, Versorgung, Vergütung, des
Lohnes und Kindergeldes der Dienst-
kräfte der Stadt Dortmund in den
Fachbereichen und Eigenbetrieben“
vom 24.08.2002 ist für die Abrechnung von u. a. auch Überstunden und
Zuschlägen das Personalamt zuständig. Eine Prüfung der eingereichten
Anträge hat somit dort zu erfolgen…
Ihr Vorschlag kann aus den zuvor
genannten Gründen daher nicht umgesetzt werden.“
Der betroffene Kollege nahm die
Entscheidung hin und genoss die abschließenden Zeilen, der vermutlich
zahlreichen Kolleg*innen in guter
Erinnerung gebliebenen Kämmerin
Dr. C. Uthemann.
„Ich würde mich aber freuen, wenn
Sie auch in Zukunft durch Ihre Ideen
Verbesserungen für die Stadt Dortmund herbeiführen.“
Die Jahre zogen dahin und die Firma,
die einst für das Einlesen der
Daten zuständig war, erlag
Seite
dem Marktgeschehen.
Seitdem waren die neu
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ver.di
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geschulten Lohnsacharbeiter des betroffenen Fachbereichs gezwungen,
selbst die Daten in SAP zu übertragen, was logischerweise dort zu Aufgabenzuwachs führte. So arbeiteten
mit der Zeit schon etliche Fachbereiche, bis auch der Bereich des Kollegen, der den Verbesserungsvorschlag
eingebracht hatte, einbezogen wurde.
„Mensch“, dachte er sich, „die haben
ja meinen Verbesserungsvorschlag
umgesetzt. Ist das nicht toll, aber die
haben mich ja völlig vergessen zu
benachrichtigen, mein Preis liegt bestimmt schon bereit“. Er brachte sich
also in Erinnerung.
Doch die Antwort des Stadtkämmerers Jörg Stüdemann fiel für den leidgeprüften Kollegen ernüchternd aus:
„ Im Jahr 2006 war – unter Berücksichtigung aller Erfordernisse und
Rahmenbedingungen – die Vergabe
der Datenerfassung an einen externen Anbieter die wirtschaftlichste
Lösung für die Stadtverwaltung Dortmund. Auf dieser Grundlage wurde
Ihr eingereichter Vorschlag bewertet.
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Die zwischenzeitliche Verfahrensänderung ist allein aufgrund der nachträglich
eingetretenen
Umstände
(Insolvenz der externen Firma) erfolgt
und gründet nicht auf Ihrem damaligen
Verbesserungsvorschlag.“
Tja, die Rahmenbedingungen waren
eben damals wie sie eben waren und
daher war sein Vorschlag unwirtschaftlich – was zu beweisen wäre – und somit Makulatur. Wenn sein Vorschlag
also damals nicht berücksichtigt werden konnte, dann kann doch heute
nicht plötzlich richtig sein was einst
falsch war, …oder so. Es sieht zwar so
aus, als ob seine alte Idee neu aufgegriffen wurde, doch hat man sich nur
auf die neuen Rahmenbedingungen
eingestellt und das gemacht, was logisch war. Das war zwar auch seine
Idee, also logisch…nur nicht zur richtigen Zeit… alles klar?
So war es wohl nichts mit dem Preis,
der Kollege schaute weiterhin in die
Röhre. Er war halt damals seiner Zeit
viel zu weit voraus, eine Eigenschaft
übrigens, die viele Amtsträger und Po-
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litiker längst abgelegt haben. Wer
gibt schon gerne Ideen preis, die
noch nicht gefragt sind, da wartet
man doch lieber auf die Gunst der
Stunde…
Dezernent Stüdemann aber ließ sich
nicht lumpen und formulierte abschließend:
„Mit Ihrer Idee haben Sie sich bereits in der Vergangenheit aktiv am
Veränderungsprozess der Stadt Dortmund beteiligt. Dafür möchte ich
mich noch einmal bei Ihnen bedanken. Die Stadt Dortmund ist auf ihrem Weg der kontinuierlichen Verbesserung auf kreative Ideen und
Vorschläge Ihrer Beschäftigten angewiesen.“
Wie wahr, dachte der Kollege resigniert beim Lesen dieser Zeilen.
Wie war das noch…
„Sie haben eine Idee für die Stadt
Dortmund? Behalten Sie Ihre Idee
nicht für sich, sondern reichen Sie sie
bei uns ein!“ …ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Vom 30. Mai bis zum 10. Juni 2016 sind Personalratswahlen - ver.di-Liste wählen
Starke ver.di-Liste = Gute Personalratsarbeit
Wenn vom 30. Mai bis 10. Juni der
Personalrat gewählt wird, dann
stehen die neu gewählten Kolleginnen und Kollegen vor großen Herausforderungen.
Sie werden in den kommenden vier
Jahren weiterhin mit den Folgen einer falschen Sparstrategie konfrontiert werden. Aufgabenzuwächse
werden unsere Personalknappheit weiter verschärfen und
Seite
damit die Arbeitsbedingungen in vielen Bereichen
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ver.di
verschlechtern. Auch der zähe Kampf
gegen den Sanierungsstau maroder
städtischer Gebäude und die mangelhaften Arbeitsmittel werden an Schärfe
zunehmen.
Eine weiter ansteigende Überalterung
der Belegschaft erzeugt zunehmende
(altersbedingte) Abgänge. Das sind
empfindliche Verluste. Nicht nur im
Hinblick auf langjährige Erfahrungen
und Fachwissen, sondern auch auf
dienstliche, gewerkschaftliche und persönliche Kontakte. Umso wichtiger ist
es, dass Beschäftigte und Personalrät*innen verstärkt kommunizieren
und Kontakte halten bzw. aufbauen.
Der neu gewählte Personalrat wird
sich – gemeinsam mit betroffenen
Kolleginnen und Kollegen sowie mit
unserer Gewerkschaft ver.di – gegen
die von Politikern und Arbeitgebern
angestrebten Privatisierungen wehren. Die restriktive Haushaltspolitik
der „schwarzen Null“ darf kein Dogma sein, denn ein „schlanker Staat“
ist nicht die Lösung des Problems,
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sondern er ist das Problem.
Der zukünftige Personalrat wird sich
weiterhin gegen Panikhandlungen
aus Politik und Verwaltungsspitze,
die meist kurz vor Einreichen des
Haushaltes immer groteskere Formen
annehmen, zur Wehr setzen müssen
und Kante zeigen gegen die Hardliner aus Rat und Verwaltung.
Dafür braucht er auch eine starke
Gewerkschaft im Rücken. Eine Gewerkschaft, die Personalräte mit flankierenden Maßnahmen im Kampf
gegen die Ausbeutung Eurer Einsatzbereitschaft und für gute Arbeitsbedingungen unterstützt. Eine Gewerkschaft, die Personalräte und Beschäftigte mit Wissen ausstattet und vor
Repressalien schützen kann. Eine
Gewerkschaft, die ihren Mitgliedern
auch dort nötigen Rechtsschutz garantiert, wo der Personalrat nur noch
zur Klage raten kann. Eine starke
Gewerkschaft ist der Rückhalt und
die Garantie für eine erfolgreiche
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Personalratsarbeit. Diesen Rückhalt
haben unsere ver.di-Personalrätinnen
und Personalräte. Sie sind bereit und
gerüstet sich den beschriebenen Herausforderungen zu stellen.
So werden sich ver.di-Personalrätinnen
und Personalräte auch weiterhin gegen
Privatisierungen (Outsourcing**) aussprechen. Sie werden sich unablässig
gegen weitere Einsparungen beim Personal zur Wehr setzen und sich stattdessen für unbefristete Einstellungen
sowie drastische und dauerhafte Erhöhung der Ausbildungszahlen einsetzen.
Sie werden mangelhafte Arbeitsbedingungen konsequent bekämpfen und
dort, wo es kein Einsehen gibt, auch
vor Klagen nicht zurück schrecken.
Sie werden die fortschreitende Technisierung und deren Folgen für unsere
Arbeit, sowie den damit veränderten
Ansprüchen an die Arbeitsplatzgestaltung kritisch begleiten und eingreifen,
wo es nötig ist. In diesem Zusammehang wird auch das Thema E-Govern-
41
42
ment* eine immer größere Rolle
spielen. Auch die mangelhafte Raumsituation und der durch jahrelange
Sparmaßnahmen entstandene Sanierungsstau stehen auf der Agenda der
ver.di-Personalrätinnen und Personalräte.
Und für alle, die ja zukünftig bis 67
durchhalten müssen, brauchen wir
endlich alternsgerechte Arbeitsplätze
und Arbeitsbedingungen. Auch das
wird der zukünftige Personalrat zu
einem seiner Schwerpunkte machen.
Bei all diesen Themen setzt sich bereits der amtierende Personalrat
schon lange für seine Kolleginnen
und Kollegen ein. Dennoch werden
in Zukunft diese Themen einen immer breiteren Raum in Anspruch
nehmen. Sie zu meistern, geht nur
mit einem starken Personalrat, einem
Personalrat, der eine starke Gewerkschaft ver.di und die Belegschaft hinter sich weiß.
Wer also einen starken Personalrat
will und Arbeitnehmerrechte mit allen gesetzlich zur Verfügung stehenden Mitteln geschützt wissen möchte,
der sollte die Kandidatinnen und
Kandidaten der ver.di-Liste wählen!
Übrigens: Eine hohe Wahlbeteiligung
unterstützt die Motivation und die
Durchsetzungsfähigkeit des neuen
Personalrats sehr! Eine breite Unterstützung der Belegschaft ist ein deutliches Signal an die Verwaltungsspitze und die Politiker. Deshalb vom 30.
Mai bis zum 10. Juni 2016 wählen
gehen! Jede abgegebene Stimme
zählt!
*Begriffserklärung: Unter E-Government (dt. E-Regierung) versteht man im weiteren Sinn die Vereinfachung und Durchführung von Prozessen
zur Information, Kommunikation und Transaktion innerhalb und zwischen staatlichen, kommunalen und sonstigen behördlichen Institutionen sowie zwischen diesen Institutionen und Bürgern bzw. Unternehmen durch den Einsatz von digitalen Informations- und KomSeite
munikationstechnologien. Quelle: Wikipedia
**Auslagerung von bisher in einem Unternehmen (oder einer Stadtverwaltung, Anmerkung d. Red.) selbst erbrachten Leistungen an
externe Auftragnehmer oder Dienstleister. Quelle: Deutscher Duden
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ver.di
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Fortsetzung von Seite 1
Denn auch Eure Zuversicht und Euer
Mut werden immer wieder gefragt
sein, wenn es darum geht, gemeinsam unsere Rechte einzufordern.
Doch jetzt stellt sich erst einmal eine
ganz andere Frage. Wer ist eigentlich
wer? Wir haben die Bilder der Kandidatinnen und Kandidaten nummeriert. Auf der letzten Seite seht Ihr sie
alle namentlich in alphabetischer
Reihenfolge aufgeführt. Viele von
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ihnen kennt Ihr. Wenn Ihr es schafft
die Namen den Kinderbildern zuzuordnen, winkt den ersten Dreien mit den
meisten richtigen Antworten jeweils
ein Büchergutschein im Gesamtwert
von 150,- €. Bei gleichen richtigen
Antworten entscheidet das Los (Der
Rechtsweg ist ausgeschlossen). Die
Siegerehrung (gegebenenfalls auch die
Auslosung) findet am 28. April 2016
um 14:00 Uhr in der Berswordthalle
statt. In unserer nächsten Ausgabe der
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Inside, die am 11. Mai 2016 erscheint, werden wir von der Siegerehrung berichten und das Rätsel mit
aktuellen Fotos der Kandidatinnen
und Kandidaten auflösen.
Eure Antworten schickt Ihr bitte über
die Stadtpost an Horst Kortwittenborg (persönlich) 41 Archiv oder per
E-Mail an [email protected] . Einsendeschluss ist der 22. April 2016!
Und jetzt wünschen wir Euch viel
Spaß beim Erkennen und viel Erfolg!
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ver.di-Personalratskandidatinnen und
Kandidaten* in alphabetischer und
listenunabhängiger Reihenfolge
Mehmet Aksoy - Manfred Axt - Hubert Baack
Andreas Bäslack - Jörg Bitter - Sabine Bleschick
Susanne Brauns - Frank Conrad - Martin Degen
Yvonne Ellerbrock - Deniz Ergüzel - Helga Fromme
Kathrin Giesbert - Gülizar Göktürk - Sandra Goles
Wilhelm Goletz - Katharina Gorecki - Andreas Grehl
Barbara Haas - Ivonne Hanstein - Andre Hengstermann - Stefanie Jankrift - Mirja Jungwirth - Yvonne
Kaczerowski - Martha Kaffenberger - Dimitri
Karakatsanis - Christof Kehler - Eckhard Kneisel - Julian Koll - Horst Kortwittenborg - Ulrich Kruse - Kerstin Kuppert
Jörg Markau - Björn Meder - Frank Mülle - Elena Müller - Angela Neugebauer - Anne Pavel - Mareike
Poggenpohl - Heike Samulewicz - Christoph Schefers - Janina Schefers - Andreas Rey - Andre Sierau
Seite
Natascha Sievert - Vanessa Solf - Tom Stock - Christiane Straube - Mara Tomshöfer - Eugenie Van de Straat
Torben Völker - Conny Walter - Thomas Walter - Daniel Welk - Julia Wiebusch - Volker Wurche
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ver.di
* Um euch nich zu verwirren, haben wir hier nur die Kandidatinnen und Kandidaten aufgeführt, die ihr Kinderfoto abgegeben haben.
In der nächsten Ausgabe werden dann die komplette Liste vorgestellt.