Superstimmung oder super Stimmung?

Faculteit Letteren & Wijsbegeerte
Jana Blondeel
Superstimmung oder super Stimmung?
Eine korpusbasierte Analyse zum Gebrauch
von Substantiven und Fügungen mit super
Masterproef voorgelegd tot het behalen van de graad van
Master in de taal- en letterkunde
Duits - Italiaans
2014-2015
Promotor
Copromotor
Prof. dr. Klaas Willems
Vakgroep Taalkunde
Dr. Kristof Baten
Vakgroep Taalkunde
Danksagung
Auf diesem Wege möchte ich mich bei all denen bedanken, die mich bei der Fertigstellung
dieser Masterarbeit unterstützt und motiviert haben. In erster Linie möchte ich mich bei
allen Professoren bedanken, die mir in den letzten vier Jahren die deutsche Linguistik
nähergebracht haben. Ich denke hierbei vor allem an Professor Luc De Grauwe, Professor
Torsten Leuschner und Professorin Anne Breitbarth.
Besonders danken möchte ich Professor Klaas Willems, der die Anregung zum Thema
gegeben hat und Doktor Kristof Batens für seine hervorragende Betreuung. Ihre Einsichten
und kritischen Fragen bedeuteten für diese Arbeit einen großen Mehrwert. Ebenfalls
bedanke ich mich bei Doktor Ludovic De Cuypere für die statistische Hilfe und bei Malte
Battefeld für die wertvolle Unterstützung bei der Anwendung von Cosmas II und bei
weiteren Anliegen. Ferner möchte ich mich bei der Bibliothekarin Martine Rotier bedanken,
die jederzeit für mich zur Verfügung stand und mir die Suche nach einigen Büchern
erleichtert hat.
Außerdem möchte ich an dieser Stelle auch meinen Eltern, Großeltern und meiner
Schwester für die moralische Unterstützung danken. Ein weiterer Dank gilt Edgar Bous, der
viel Zeit in die Korrektur dieser Arbeit investiert und mich auf einige interessante
Beobachtungen hingewiesen hat. Zum Schluss möchte ich mich bei meinen Freunden für
die unterhaltsamen Gespräche und motivierenden Worte bedanken, die ohne Zweifel den
Fortschritt dieser Arbeit vorantrieben.
Inhaltsverzeichnis
DANKSAGUNG
INHALTSVERZEICHNIS
VERZEICHNIS DER TABELLEN UND GRAFIKEN
0. EINLEITUNG
1
1. THEORETISCHER RAHMEN
3
1.1 ZUR TERMINOLOGIE
1.2 ZUR ETYMOLOGIE
1.3 ZUR BEDEUTUNG VON SUPER/SUPER1.4 ANDERE BESONDERHEITEN
2. METHODE
2.1 DAS KORPUS
2.2 DAS VERFAHREN
2.3 VARIABLEN
2.3.1 Bedeutung
2.3.2 Konkretheit
2.3.3 Etymologie
2.3.4 Textlänge
2.3.5 Attribut
2.3.6 Determinierer
3. ERGEBNISSE
3.1 BIVARIATE ANALYSE
3.1.1 Bedeutung
3.1.2 Konkretheit
3.1.3 Etymologie
3.1.4 Textlänge
3.1.5 Attribut
3.1.6 Determinierer
3.2 MULTIVARIATE ANALYSE
3
8
10
23
25
25
26
26
27
28
30
34
36
36
39
40
40
43
44
46
47
48
49
4. SCHLUSSFOLGERUNG
52
5. LITERATURVERZEICHNIS
54
5.1 WÖRTERBÜCHER
5.2 SONSTIGE LITERATUR
54
54
6. ANHANG
6.1 FÜGUNGEN MIT SUPER
6.2 SUBSTANTIVE MIT SUPER6.3 KLASSIFIKATIONSBAUM
Wortzahl: 16.704
57
57
61
66
Verzeichnis der Tabellen und Grafiken
TABELLE 1: ZUSAMMENFASSUNG DER MERKMALE VON AFFIXOIDEN (ELSEN, 2011: 75)
TABELLE 2: BEREICHE NACH KANN (1973)
TABELLE 3: EINTEILUNG ERSTE GRUNDBEDEUTUNG (SCHMIDT, 1990)
TABELLE 4: EINTEILUNG ZWEITE GRUNDBEDEUTUNG (SCHMIDT, 1990)
TABELLE 5: LETZTE SPRACHE
TABELLE 6: VORHERSAGEWERT DES MODELLS
TABELLE 7: SIGNIFIKANTE KOMBINATIONEN UND IHRE JEWEILIGE PRÄFERENZ
6
12
14
14
44
49
50
GRAFIK 1: BEDEUTUNGSGRUPPE
GRAFIK 2: KONKRETHEIT
GRAFIK 3: ETYMOLOGIE
GRAFIK 4: TEXTLÄNGE
GRAFIK 5: ATTRIBUT
GRAFIK 6: ART DETERMINIERER
40
43
44
46
47
48
ABBILDUNG 1: KLASSIFIKATIONSBAUM
49
0. Einleitung
Unter dem Begriff Wortbildung versteht man einen Teilbereich der Grammatik, der über
verschiedene sprachliche Möglichkeiten zur Bildung neuer Wörter verfügt. Eine dieser
Möglichkeiten ist die Entlehnung von Elementen aus anderen Sprachen, wobei die Elemente
als Input für neue Lexeme der deutschen Sprache dienen. Die vorliegende Arbeit befasst
sich mit dem entlehnten Lexem super. Schmidt (1990) hat festgestellt, „dass es kaum eine
entlehnte lexikalische Einheit gibt, die nach dem Krieg im Deutschen eine so weite
Verbreitung gefunden hat wie das aus dem Englisch-Amerikanischen übernommene super“
(2005 [1990]: 407) und Lohde bemerkt, „dass Super- eine außerordentlich hohe Produktivität
entwickelt, die - offenbar in Anlehnung an das angloamerikanische Vorbild - noch
zuzunehmen scheint“ (2006: 218). Gegenwärtig begegnet man in Zeitungsartikeln,
Rezensionen, Werbeanzeigen und anderen geschriebenen Texten regelmäßig zwei
beliebten Ausdrucksmöglichkeiten von super, vgl. (1)-(2).
(1) Superstimmung
(2) super Stimmung
In (1) wird super mit einem Grundmorphem verbunden, während es in (2) als Adjektiv bei
einem Substantiv verwendet wird. Demnach bildet es zum einen Derivate oder Komposita
und erscheint zum anderen als freies Lexem. Diese Arbeit beschränkt sich auf Substantive
wie Superlehrerin und Fügungen wie super Lehrerin und widmet sich der Frage, ob es Faktoren
gibt, die die Präferenz für einen der Alternanten fördern. Diese Frage ist von besonderem
Interesse, weil eine derartige Studie bisher noch nicht vorliegt. Ebenso wie in
Fleischer/Barz (2012) wird in dieser Arbeit von einem prinzipiellen Unterschied zwischen
Wortstrukturen (Derivate und Komposita) und Syntagmen (Fügungen) ausgegangen:
„In beiden Fällen werden nach jeweils spezifischen Regeln komplexe Zeichen gebildet.
Insofern besteht zwar zeichentheoretisch eine Gemeinsamkeit, die Bildungsresultate,
Syntagmen bzw. komplexe Lexeme, weisen jedoch - zumindest in den Kernbereichen eindeutig fassbare Unterschiede auf, wie sich z.B. an substantivischen Komposita im Vergleich
mit Syntagmen zeigen lässt“ (Fleischer/Barz, 2012: 13)
Diese Arbeit möchte mithilfe einer korpusbasierten Analyse Differenzen beim Gebrauch
der Alternanten aufdecken. Aus dem Mannheimer Korpus werden 500 Substantive und 500
Fügungen selektiert. Diese Belege werden anhand von sechs Variablen untersucht. Die
Variablen können in vier Kategorien eingeteilt werden. Semantische, etymologische,
1
textlinguistische und morpho-syntaktische Faktoren werden geprüft. Bezüglich dieser vier
Kategorien wird versucht auf folgende Teilfragen eine Antwort zu formulieren:
a) Gibt es eine semantische Differenz zwischen dem gebundenen Morphem Super- in
Substantiven und dem freien Morphem super in Fügungen?
b) Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Wahl eines Alternanten und der
Konkretheit des Grundmorphems bzw. Substantives?
c) Hat die Herkunft von super/Super- einen Einfluss auf die Herkunft des
zugehörigen Grundmorphems bzw. Substantives. Wenn ja: welche Gebersprachen
werden bevorzugt?
d) Werden die Substantive bzw. Fügungen eher von einem bestimmten oder einem
unbestimmten Determinierer begleitet?
e) Können die Alternanten attribuiert werden?
f) Hat die Textlänge einen Einfluss auf die Präferenz für ein Substantiv oder eine
Fügung?
Der Aufbau dieser Arbeit soll wie folgt aussehen: Das erste Kapitel bildet die theoretische
Grundlage und schließt vier Unterkapitel ein. Erstens wird auf die Terminologie von
super/Super- eingegangen, denn oft wird in der Forschungsliteratur nur eine Funktion von
super/Super- beleuchtet, was eine einseitige Betrachtung der lexikalischen Einheit zur Folge
hat. Zweitens wird der Etymologie von super/Super- nachgegangen, weil die Herkunft auf
eine interessante Beobachtung bezüglich der verschiedenen Bedeutungen hinweist.
Drittens werden alle relevanten Forschungsbeiträge zur Bedeutung von super/Superbehandelt, sowohl die aus den Wörterbüchern als auch die aus der Forschungsliteratur. Der
Ausgangspunkt der Überlegungen sind die Ansätze von Schmidt (1990) und Ruf (1996), die
sich beide gründlich mit der Bedeutung von super/Super- befasst haben. Viertens wird auf
einige Besonderheiten von super/Super- hingewiesen. Das zweite Kapitel erläutert die
angewandte Methode und beschreibt ausführlich alle Variablen. Zusätzlich werden für jede
Variable eine oder mehrere Hypothesen formuliert. Im dritten Kapitel werden die
Ergebnisse der statistischen Datenanalyse diskutiert. Dabei werden erst die bivariaten
Ergebnisse anhand von Grafiken und Tabellen besprochen und danach die multivariaten
anhand eines Klassifikationsbaumes. Ein Fazit mit Antworten auf die formulierten Fragen
und ein kurzer Ausblick auf mögliche zukünftige Untersuchungen bringen die Arbeit zum
Abschluss.
2
1. Theoretischer Rahmen
1.1 Zur Terminologie
Die
Terminologie
der
untersuchten
lexikalischen
Einheit
super
wird
in
der
Forschungsliteratur kontrovers diskutiert. Im folgenden Abschnitt werden einige Begriffe,
die für super/Super- verwendet werden, dargestellt. Es handelt sich dabei um die Begriffe
Konfix, Präfix, Kompositionsglied und Präfixoid. Zuerst werden die am häufigsten
auftretenden Erscheinungsformen von super/Super- dargestellt. Super/Super- wird als
Adjektiv prädikativ und attributiv verwendet, vgl. (3)-(4). Darüber hinaus kommt super
gebunden vor, vgl. (5), existiert als Substantiv, vgl. (6) und erscheint als Adverb bei
Adjektiven und Verben, vgl. (7)-(8):
(3) „Nürnberg ist echt super, vor allem der Weihnachtsmarkt. Ina kreischt vor Vergnügen und
schwenkt den Glühweinbecher.“ (Nürnberger Nachrichten)
(4) „Es ist ein super Gefühl, dass wir mit einem klaren Sieg nach Köln fahren werden. Das gibt
nochmal Auftrieb für alle.“ (Braunschweiger Zeitung)
(5) „Eine "Super-Kameradschaft" reklamiert auch Kollege Heckmann für seine Staffel, die vor
dieser Saison mächtig verstärkt worden war.“ (Rhein-Zeitung)
(6) „Automobil-Club erwartet für Karfreitag Preise von über 1,70 Euro für den Liter Super.“
(Braunschweiger Zeitung)
(7) „Also ich finde die Idee super geil und alle, die sonst fahren müssen, können auch mal
richtig mitfeiern! Und es ist echt billig! Einfach klasse!“ (Braunschweiger Zeitung)
(8) „Das Jahr ist super gelaufen, und das wird mir auch immer wieder bewusst gemacht, selbst
wenn ich es mal vergesse; ich kann dem ja nicht mehr aus dem Weg gehen.“ (Süddeutsche
Zeitung)
In der vorliegenden Arbeit werden die Formen in (4) und (5) eingehend untersucht. Die
anderen Formen von super werden nicht weiter behandelt. In (4) wird das Adjektiv super
attributiv beim Substantiv Gefühl verwendet. Auffallend ist, dass das Adjektiv indeklinabel
ist, d.h. dass „auf die Anfügung von Flexionsendungen der deutschen Adjektive verzichtet
wird“ (Schmidt, 2005 [1990]: 407). Die Gesamtkonstruktion super Gefühl wird als Fügung
bezeichnet. Schwieriger ist die Benennung von Super- in (5). Im Folgenden wird erläutert,
weshalb Super- in der vorliegenden Arbeit sowohl als Präfix und in manchen Fällen als
Kompositionsglied beschrieben werden kann. Dabei werden die Gesamtkonstruktionen je
nach Beleg als Substantivderivat oder Kompositum bezeichnet. Bei Super-Kameradschaft
3
handelt es sich um ein Substantivderivat, weil Super- die Präfigierungsbasis verstärkt und
intensiviert. In diesem Fall hat Super- eine augmentative Bedeutung.
Super- kam zu Beginn seiner Verwendung nur gebunden im Deutschen vor (Elsen, 2012:
41). Alle Wortbildungseinheiten, die nur in Kombinationen vorkommen und demnach nicht
wortfähig sind, nennt man Kombineme (Schmidt, 1987: 50). Der Begriff Kombinem ist ein
Hyperonym für Konfixe und Affixe. Dabei sind Konfixe „gebundene, aber in anderen
Sprach(stuf)en frei vorkommende Elemente. Sie verhalten sich wie Grundmorpheme und
sind damit basisfähig, weil sie sich bei stabiler Bedeutung mit Affixen, Konfixen und
anderen Grundmorphemen verbinden. Sie müssen nicht platzfest oder wortartgebunden
sein“ (Elsen, 2005: 138). Konfixe sind basis- und/oder kompositionsgliedfähige Kombineme,
im Gegensatz zu Affixen, die weder basis- noch kompositionsgliedfähig sind (Schmidt, 1987:
50). In dieser Anfangsphase konnte man Super- zu den Konfixen zählen. Demzufolge wäre es
ein kompositionsgliedfähiges Kombinem, weil es fast nie als Basis genutzt wurde. Da
super/Super- in der deutschen Gegenwartssprache sowohl gebunden als auch frei vorkommt
und sich nie mit anderen Konfixen verbinden lässt, wird es in der vorliegenden Arbeit nicht
mehr als Konfix betrachtet. Eisenberg (2004) hat die Zuordnung von super/Super- zu den
Konfixen kritisiert:
„Nicht zu den Konfixen zählen wir Einheiten wie super, inter, trans. Sie verbinden sich, obwohl
lateinischen oder griechischen Ursprungs, allenfalls marginal mit anderen Konfixen. Wirklich
produktiv kombinieren sie mit Stämmen als zweitem Bestandteil (Superauto, Intershop,
transalpin). Es spricht manches dafür, sie zu den Präfixen zu zählen“ (Eisenberg, 2004: 245,
zitiert nach Seiffert, 2008: 94).
Wie aus diesem Zitat hervorgeht, sprechen einige Merkmale dafür, Super- als Präfix zu
betrachten. Präfixe befinden sich links von der Derivationsbasis, kommen gebunden vor,
sind nicht wort- und basisfähig und reihenbildend, d.h., dass es „eine Gesamtheit von
Wortbildungen gibt, die nach ein und demselben Modell gebildet sind“ (Fleischer/Barz,
2012: 55). Außerdem haben Präfixe im Gegensatz zu Lexemen eine abstraktere Bedeutung.
Diese Merkmale treffen fast alle auf Super- zu. Trotzdem gibt es ein Merkmal, das gegen
diese Einordnung spricht: Super- kommt in vielen Fällen selbstständig vor und zwar als
indeklinables Adjektiv, Adverb und Substantiv. Dieses letzte Merkmal von super ist für Elsen
(2005) kein Grund, es nicht zu den Präfixen zu rechnen, denn:
4
„Supergünstig ist eine Präfigierung, weil super als Präfix zur Steigerung ins Deutsche
gekommen ist und sich erst nachträglich in der Bedeutung ‚hervorragend‘ verbreitete. Als
freies Lexem tritt es seit Anfang der 70er Jahre auf (Kann in Androutsopoulos 1998, S. 112). Es
ist also kein Kandidat für ein Präfixoid, für ein Konfix aber genauso wenig“ (Elsen, 2005: 135).
Betrachtet man Super- als Präfix, ist es als modifizierendes Präfix anzusehen. „Modifikation
liegt dann vor, wenn eine Wortbildung im Vergleich zu ihrem Input bei gleicher Wortart
zusätzliche semantische Merkmale erhält, die eine Spezifizierung im Rahmen der
Ausgangsbedeutung bewirken“ (Fleischer/Barz, 2012: 97). Super- modifiziert das
Grundmorphem, ändert die Wortart aber nicht. Zu Super- als Präfix schreibt Corbin (1992)
Folgendes:
„Comme tous les affixes, porteurs d’une instruction sémantique propre, ils modifient le sens
de la base lexicale à la manière d’un opérateur de construction de sens, c‘est à dire, lorsqu’ils
s’appliquent à une base, ils mettent en jeu l’opération de construction du sens intensif. Ils
intensifient donc la propriété ou le processus désignés par la base“ (Corbin, 1992: 32, zitiert
nach Izert, 2010: 120).
In Hinsicht auf die Wortbildungen mit Super- wird der Unterschied zwischen
Modifikation und Determination nicht immer deutlich gemacht. Schmidt macht zwischen
beiden Wortbildungsverfahren keine deutliche Unterscheidung: „Ebenfalls sehr stark ist
der Gebrauchsanstieg in der Wortbildung, wo Super- als Präfix, die ihm folgende Basis in
einer bestimmten Weise determiniert bzw. modifiziert, d.h. die Kombination zu einem
bestimmten Unterbegriff zu dem von der Basis bezeichneten Oberbegriff macht“ (Schmidt,
2005 [1990]: 407). Nach Stein und Ruf kann man die Substantivderivate mit Super- nicht als
Komposita
bezeichnen,
denn
„es
liegt
in
den
untersuchten
Bildungen
kein
Determinationsverhältnis vor, bei dem ein Determinans ein Determinatum näher bestimmt,
wie etwa in Haustür ‚Tür, die ins Haus führt‘. Die Modifikation betrifft nur die „inhaltliche
Komponente, die auf irgendeine Weise quantifiziert wird“ (Stein, 1971: 38, zitiert nach Ruf,
1996: 45). Dem vorherigen Standpunkt wird in der vorliegenden Arbeit für die Mehrzahl der
Belege zugestimmt. Wenn Super- eine steigernde, intensivierende Wirkung auf die
Präfigierungsbasis hat, wird es als Präfix bezeichnet. An dieser Stelle muss man aber
erwähnen, dass Super- in einigen Belegen wie z.B. Superposition die rein lexikalische
Bedeutung vom lateinischen super hat, d.h. die Bedeutung über (Kammerer, 2001: 301). Im
letzten
Fall
funktioniert
Super-
als
Kompositionsglied
und
liegt
ein
Determinationsverhältnis vor. Demnach ist die Gesamtbedeutung des Kompositums von
den Teilbedeutungen ableitbar und bedeutet Superposition‚ eine Position, die sich über der
5
normalen Position befindet. Wenn Super- eine lexikalische Bedeutung hat, wird es als
Kompositionsglied bezeichnet.
Bei der Wortanalyse wird in der Regel zwischen den Wortbildungsverfahren
Komposition und Derivation unterschieden. Zu diesen beiden Kategorien kann man eine
dritte Kategorie hinzufügen. Diese dritte Kategorie besteht aus Affixoidbildungen wie z.B.
Riesenparty und Affentheater und ist derzeit hochproduktiv. Altmann merkt an, dass die
Erstelemente von Steigerungsbildungen oft zu den Präfixoiden gerechnet werden und dass
eine eindeutige Einordnung nicht immer einfach ist:
„Schwierige Trennung von
Determinativkomposita mit Erstelementen/Determinantien, die einen hohen oder niederen
Skalenwert bezeichnen: Topmodel, Superweib, Zwergenwuchs, Spitzenpolitiker“ (2011: 8081). Im Fall von Super- würde es sich um ein Präfixoid handeln. Präfixoiden bilden ein
Stadium zwischen Lexemen und Präfixen und enthalten sowohl Merkmale eines
Kompositums als auch eines Derivats. Die nachfolgende Tabelle fasst die Merkmale von
Affixen, Affixoiden und freien lexikalischen Morphemen oder Kompositionsgliedern
zusammen.
Suffixoid
-werk, -los
freies lexikalisches
Morphem
haus, schuh, stahl
akzentuierbar
ober-, sau-
lautlicher
Gehalt
Präfixoid
freies
lexikalisches
Pendant
Geäst, glasig,
Kocher
lexikalische
Bedeutung
ge-, -ig, -er
verbindet sich
mit Affixen
Affix
Merkmale
bildet
automatisch
Reihen
Beispielslexem
feste Position
Beispielseinheit
gebunden
Morphologische
Einheit
+
+
+
-
-
-
-
+
Obergauner,
Sauordnung,
Schuhwerk,
sorglos
+
Hausschuh,
Türschloss,
Stahltür
-
+
+
-
-
+
+
-
-
-
+
+
0
+
+
Tabelle 1: Zusammenfassung der Merkmale von Affixoiden (Elsen, 2011: 75)
Aus Tabelle 1 ergibt sich, dass Präfixoide ebenso wie Affixe gebunden sind, eine feste
Position im Wort haben, automatisch Reihen bilden, sich nicht mit Affixen verbinden lassen
und ihre lexikalische Bedeutung verloren haben oder entkonkretisiert sind. Zudem haben
sie ein freies lexikalisches Pendant. Mit den freien lexikalischen Morphemen haben sie die
Gemeinsamkeit, dass ihr lautlicher Gehalt behalten bleibt und dass sie akzentuierbar sind.
Diese Merkmale von Präfixoiden treffen alle auf Super- zu. Wenn man aber den
6
Entwicklungsweg von Affixoiden mit dem von super vergleicht, kommt man zur
Feststellung, dass Super- kein Präfixoid ist. Der Entwicklungsweg von Affixoiden verläuft
wie folgt: „vom freien Morphem, das zunächst als Grundwort reihenhaft in Komposita
eingeht und sich dann in seiner Wortbildungsbedeutung immer weiter von der Bedeutung
des freien Lexems entfernt, bis das freie Lexem in manchen Fällen sogar ganz
verschwindet“ (Ruf, 1996: 42). Der Entwicklungsweg von entlehnten augmentativen
Wortbildungselementen wie super verläuft genau umgekehrt: „Erst werden vollständige
Wortbildungen übernommen und damit die Präfixe, später kommen die Präfixe auch
selbständig vor“ (Ruf, 1996: 42). Aus diesem Grund wird Super- nicht zu den Präfixoiden
gezählt.
Trotz dieser kontroversen Meinungen wird Super- in der vorliegenden Arbeit je nach
Beleg als Präfix oder Kompositionsglied bezeichnet. Im ersten Fall modifiziert es das
Grundmorphem und intensiviert das in der Basis Genannte, im zweiten Fall determiniert es
das Zweitglied. An dieser Stelle muss noch auf eine orthographische Besonderheit
hingewiesen werden. Die Substantivderivate und Komposita mit Super- können auf
zweierlei Weise geschrieben werden. Man kann die Bildungen mit oder ohne Bindestrich
schreiben. Ruf stellt fest, dass die Bildungen mit Super- in den meisten Fällen zusammen
geschrieben werden und dass die Bildungen mit Bindestrich weniger vorkommen (1996:
110). Eggeling behauptet, „dass keine allgemeine Regel festzustellen sei, wann
Zusammenfügungen durch einen Bindestrich verbunden werden und wann nicht und dass
Bildungen mit Super- meist ohne Bindestrich als ein Wort geschrieben werden“ (1979: 291,
zitiert nach Ruf 1996: 80). Es liegt nur orthographische Variation vor und der Wortstatus
wird nicht verändert. Eine andere Interpretation ist, dass sich der Übergang von Syntagma
zu Substantiv durch Bindestrich bzw. Zusammenschreibung vollzieht (Bär, 2007: 318)
Zusammenfassend handelt es sich in der vorliegenden Arbeit um Fügungen und
Substantive (Substantivderivate und Komposita), wobei super/Super- als freies indeklinables
Adjektiv bzw. als gebundenes Morphem (Präfix oder Kompositionsglied) verwendet wird.
Um Missverständnisse zu vermeiden, wird stets von Substantiven bzw. Fügungen die Rede
sein. Es wird jeweils erwähnt, ob es sich um das einfache Substantiv oder das Substantiv aus
der Fügung handelt. Wenn in der Analyse die Differenz zwischen Derivat und Kompositum
von Bedeutung ist, dann wird dies dementsprechend angegeben.
7
1.2 Zur Etymologie
Im etymologischen Wörterbuch von Kluge und Seebold steht über die Herkunft von
super/Super- Folgendes: „Das Affix wurde in lateinischen Entlehnungen ins Deutsche
übernommen; sein Ursprung ist das lateinische Adverb super.“ (2002: 898). Im Lateinischen
funktioniert super als Adverb, Präposition und später auch als Wortbildungselement: „En
latin, super- pouvait assumer des emplois autonomes en tan que préposition ou adverbe ou
il fonctionnait déjà comme élément non autonome dans de nombreux mots du vocabulaire
latin courant“ (Izert, 2010: 120). Das folgende Zitat veranschaulicht die Bedeutungen vom
lateinischen super:
„Als Adverb bedeutet es in bezug auf den Raum ‚a) oben, oberwärts, darüber, obenauf, darauf
b) von oben, von oben herab‘. In bezug auf andere Verhältnisse bedeutet super ‚a) über, außer
b) darauf c) darüber, drüber, mehr d) übrig.‘ Als Präposition bedeutete es in bezug auf
räumliche Verhältnisse ‚über, oben auf‘, in bezug auf zeitliche Verhältnisse ‚während, in, über
bei‘, in bezug auf Zustände ‚über, in betreff, wegen‘. In bezug auf Maße bedeutet die
Präposition ‚außer, über‘“ (Ruf, 1996: 122).
Kann beobachtet, dass „die lateinische Präposition super im klassischen Latein im lokativen
Sinne in einigen Zusammensetzungen gebraucht wurde, und dass es im Spätlateinischen
bereits Komposita gab im Sinne von ‚zu sehr‘ (supervaleo) und ‚überaus‘ (superlaudabilis)“
(1973: 208). Aus diesen Beobachtungen kann man feststellen, dass im klassischen Latein
super in den meisten Fällen als selbständiges Lexem auftrat, während im Spätlateinischen
die Verwendung von super als Wortbildungselement seinen Einzug hielt.
Eisenberg bemerkt, dass ein großer Teil entlehnter Wortbestandteile nicht nur aus dem
Lateinischen stammt, sondern unmittelbar aus dem Englischen entlehnt ist (2012: 85). Diese
Bemerkung gilt auch für super. Das nächste Zitat zeigt, wie das englische super in der
deutschen Sprache produktiv wurde:
„Eine deutliche Einflussnahme von Entlehnungsprozessen auf die Wortbildung lässt sich
gegenwärtig beispielsweise an Übernahmen aus dem Englischen beobachten (Barz 2008).
Komplexe Entlehnungen stellen eine potenzielle Quelle für unselbständige
Wortbildungsmittel dar, und zwar insofern, als durch Reanalyse gewonnene Wortsegmente
wortbildungsaktiv werden und ggf. Wortbildungsreihen ausprägen“ (Fleischer/Barz, 2012: 2021).
Nach dem Duden Herkunftswörterbuch (2007) wird Super-/super- schon seit dem 16.
Jahrhundert verstärkt im Sinne von „sehr, überaus, äußerst, höchst“ verwendet (2007: 830).
Es wurde aber erst populär in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts unter dem Einfluss
8
des entsprechenden englisch-amerikanischen super (2007: 830). Daneben wird es auch als
selbständiges Wort im Sinne von „erstklassig, großartig, toll“ verwendet (2007: 830).
Außerdem wird es in der Umgangssprache häufig prädikativ verwendet und bedeutet
„außergewöhnlich“,
„sehr
gut“.
Carstensen
stellte
fest,
dass
die
mit
super-
zusammengesetzten Wörter sowohl im Englischen als auch im Deutschen häufiger wurden
(1965: 48-53). Eine Anzahl englisch-amerikanischer Bildungen wie superpower, supermarket
und superman wurden Glied für Glied ins Deutsche übersetzt. Deshalb werden die deutschen
Wortbildungen Supermacht, Supermarkt und Supermann Lehnübersetzungen genannt.
Wenn man ein anderssprachiges Wörterbuch aufschlägt, kommt man zur Feststellung,
dass super nicht nur im Deutschen verwendet wird. Auch in anderen Sprachen wie im
Französischen, Italienischen, Niederländischen und Englischen kann man den Gebrauch
von super feststellen. In den jeweiligen Sprachen kommt es sowohl als steigerndes Präfix
oder Kompositionsglied als auch als Adjektiv vor. Wenn eine lexikalische Einheit in
mehreren Sprachen vorkommt, spricht man von einem europäischen Wortschatz, da eine
Vielzahl europäischer Sprachen ein gemeinsames Erbe mit dem Lateinischen und/oder
Griechischen hat. Da Substantive und Fügungen mit super/Super- in verschiedenen
Sprachen auftreten, redet man von einem Internationalismus oder im engeren Sinne von
einem Europäismus. Fleischer versteht unter einem Internationalismus Folgendes: „Wörter,
die in gleicher oder annähernd gleicher Form, meist auf eine lateinische oder griechische
Wurzel zurückgehend, in mehreren (europäischen) Sprachen mit gleicher Bedeutung
gebräuchlich sind“ (Fleischer, 1969: 525, zitiert nach Bergmann, 1995: 241). Aus dieser
Beobachtung kann man feststellen, dass das freie und gebundene Morphem super/Superzum europäischen Wortschatz gehört.
9
1.3 Zur Bedeutung von super/SuperDie lexikalische Einheit super/Super- wird in der deutschen Sprache schon lange Zeit
produktiv verwendet. Es wurde daher häufig in der Forschungsliteratur behandelt. Im
Folgenden werden die wichtigsten Erkenntnisse zur Bedeutung von super/Super- ausgeführt.
Dabei wird ein Unterschied zwischen der Bedeutung des Adjektivs super und der Bedeutung
des gebundenen Morphems Super- gemacht.
Elsen hat beobachtet, dass neben dem Präfix Super- das freie Lexem super seit geraumer
Zeit auftritt (2011: 95). Super wird „unter englischem Einfluss als prädikatives Adjektiv,
Adverb und als Interjektion umgangssprachlich verwendet und zwar mit der Bedeutung
hervorragend, großartig, erstklassig, einmalig, prima, sagenhaft“ (Schulz, 1978: 610). Man muss
an dieser Stelle hinzufügen, dass super auch als attributives Adjektiv mit dieser Bedeutung
verwendet wird, vgl. (4). Das Universalwörterbuch ordnet dem Adjektiv super die
Bedeutungen sehr gut, großartig, hervorragend zu (2011: 1714) und „Küpper paraphrasierte
das Adjektiv super unter anderem mit 1. hervorragend, unübertrefflich, hochmodern 2.
überlegen, sehr leistungsfähig” (zitiert nach Ruf, 1996: 78). Im Allgemeinen kann man
sagen, dass sich alle über die Bedeutung des Adjektivs einig sind. Demzufolge wird es in
elativischem (sehr gut, hervorragend) und nicht in superlativischem (über) Sinne verwendet.
Elsen erwähnt, dass das Fremdpräfix Super- steigernd verwendet wird (2011: 95) und dass
es die Bedeutung von „übergeordnet“ hat. Fleischer und Barz (2012: 263) beobachten, dass
es ein exogenes Präfix ist und zur Augmentation dient. Interessant ist, dass Elsen die
mögliche Verwendung von Super- als Kompositionsglied nicht erwähnt und nur die
augmentative Bedeutung des Präfixes betrachtet. Ebenso ordnet das Universalwörterbuch
Super- ausschließlich die augmentative Bedeutung zu: „1. Drückt in Bildungen mit
Substantiven aus, dass jmd. oder etw. als ausgezeichnet, hervorragend angesehen wird:
Superauto, Superhotel, Superwetter. 2. Drückt in Bildungen mit Substantiven einen besonders
hohen Grad, ein besonders hohes Ausmaß von etw. aus: Supergage, Superstuss, Supertalent“
(2011: 1714). Wunderlich bezeichnet super als unselbständiges Gradwort, „das Eigenschaften
aus dem Skalenbereich des als normal oder üblich Angenommenen, d.h. kennzeichnen
Abweichungen von der Normalität verschiebt“ (1983: 170). Er verzichtet auf die Existenz
von super als selbständiges Gradwort.
In der älteren Forschungsliteratur liest man, dass das Präfix Super- in Wortbildungen
eine negative Konnotation hat. Müller zum Beispiel hat die Pejoration von
Personenbezeichnungen durch Suffixe im Neuhochdeutschen untersucht und in diesem
10
Zusammenhang kurz die Pejoration anhand von Präfixen behandelt. Zum Präfix Superschreibt er Folgendes:
„Grimm (10,4,1194) nennt dieses Suffix1 „spöttisch-ironisch“ und fügt bei, es kennzeichne die
unnatürliche Ueberspanntheit [sic]; die Möglichkeiten zu Gelegenheitsbildungen seien
beinahe unerschöpflich. Super- ist in der Tat das lebendigste Pejorativpräfix der deutschen
Sprache. Ich registrierte u.a. die folgenden Gelegenheitsbildungen: Superdemokrat,
Superpädagog, Superpolitiker, Superweltverbesserer“ (1953: 28-29).
Auffallend ist, dass sich die Bildungen von Grimm sich auf Personen beziehen und vor
allem auf jene, die sich im politisch-sozialen Bereich der Gesellschaft befinden. In dem
Punkt Müller folgend, erwähnen Kluge/Seebold (2002: 898) und Wunderlich (1983: 170), dass
Super-/super- häufig ironisch verwendet wird und manche Bildungen als negativ
wahrgenommen werden können. Ob ein Wort eine ironische Wirkung hat, ist je nach
Kontext unterschiedlich. Der Gebrauch von Super- in der Sprache der Politik wurde von
Strauß (1989) untersucht. Strauß stellte fest, dass es in der Politik mit kritisch-ironischer
oder ablehnender Wertung verwendet wird, um „etwas als über das akzeptierte Maß zu
charakterisieren z.B. superbürokratisch, superdeutsch“ (1989: 387-388).
Super- wird auch hinsichtlich anderer semantischer Bereiche behandelt. Wendelken
(1967) hat den Einfluss des Englischen auf das Werbedeutsch untersucht. Er bemerkt, „dass
die deutsche Werbesprache von den älteren Lehnpräfixen, die nach 1945 unter englischem
Einfluss eine wesentliche Häufigkeitssteigerung erlebten, besonders gerne die Vorsilbe
super- verwendet“ (1967: 290). Super- kommt in der Werbesprache meistens in
Markennamen vor und „steigert, da es das Kriterium der Überlegenheit mit anklingen läßt
[sic], deren Werbewirksamkeit“ (1967: 290). Als Beispiel gibt Wendelken die Wortbildungen
Super-Colgate, Super-Viscount, Super-Constellation, Super-Ocean und Supersafety an, über die er
sagt, dass sie sich „in besonderem Maße an ein internationales Publikum wenden” (1967:
290). „Im übrigen Werbewortschatz gibt Super- den einzelnen Begriffen und damit auch den
Texten stärkeren Nachdruck, indem es das Kriterium der Überlegenheit einer Ware
anderen gegenüber stark herausstellt“ (1967: 291). Zum Schluss stellt er fest, dass obwohl
super eine hyperbolische Kraft hat, es den sachlichen Wert der Werbeaussage oft
beschränkt. Laut Strauß wird Super- in der Werbesprache “emotional verstärkend und zur
positiven Kennzeichnung verwendet, die das Überschreiten einer (Qualitäts-)Norm, meist in
1
Vermutlich handelt es sich in diesem Zitat um einen Schreibfehler und wird statt Suffix Präfix gemeint.
11
Richtung eines Optimums, ausdrückt” (1989: 387-388). Mit dieser Bedeutung wird Super- in
der Werbung verwendet, damit potenzielle Kunden sich angezogen fühlen. Die
ausführlichste Beschreibung von Super- gibt Schulz (1978) in seinem Fremdwörterbuch. Er
und Carstensen (1965) behaupten, dass super unter englisch-amerikanischem Einfluss an
Beliebtheit gewann. Zudem stellte er fest, dass Super- häufig „mode- und schlagwortartig in
der Bedeutung überaus, sehr, besonders, äußerst groß, immens, höchst“ verwendet wird
(Schulz, 1978: 610):
„von daher auch als von der Werbung bevorzugter Ausdruck des Superlativen, des Un- und
Außergewöhnlichen, Noch-Nie-Dagewesenen im Sinne von ‚großartig, kolossal, phantastisch,
das gewöhnliche (auch bisher höchste) Maß überschreitend, die normalen Erwartungen
(noch) übertreffend‘ (Superschau, - cup, - star), häufig auch spöttisch-ironisch und leicht
abschätzig verwendet als Ausdruck des Unnatürlichen und Überspannten im Sinne von ‚zu
sehr, übertrieben, extrem; über-‚ (superempfindlich, -kurz), heute nahezu beliebig und meist
sinnentleert gebraucht (Superblondine, -happyend; superakut), vereinzelt auch für
‚übergeordnet‘ (Superministerium) und ‚überschüssig; übermäßig‘ (Superazidität)“ (Schulz,
1978: 610).
Ein anderer interessanter Aufsatz ist der von Kann (1973). Er schreibt, dass die
Bildungsweise „endgebundenes vergrößerndes Morphem + Substantiv“ im Deutschen neu
ist, aber außerordentlich produktiv (1973: 200). Bildungen mit Super- werden in
verschiedenen Bereichen verwendet. Dabei unterscheidet Kann folgende Bereiche: Sport,
Werbesprache, Handel, Industrie und Technik, Architektur, Kunst, Kultur, Zivilisation und
Politik. Trotzdem können nicht alle Bildungen diesen Bereichen zugeordnet werden.
Tabelle 2 veranschaulicht einige Beispiele aus den jeweiligen Bereichen:
Bereich
Sport
Werbesprache
Handel, Industrie und
Technik
Architektur
Kunst, Kultur und
Zivilisation
Politik
Beispiele
Superwettbewerb, Superchampion, Superpferd, Superleistung,
Super-Rekord, Supersprung, Supertrainer, Super-Rennen
Super-8-Farbfilm
Super-Festung, Super-Triebwerk, Supergeschäft, SuperLaserstrahl,
Superproduktion, Supermatratze, Super-Konzern,
Superprämie
Supermetropole, Super-Kantine, Super-City, Super-Flughafen
Super-Schauspiel, Super-Kunstwerk, Superbuch
Super-Konferenz, Super-Staat, Super-Satzung,
Superimperium
Tabelle 2: Bereiche nach Kann (1973)
12
Kann
unterscheidet
vier
Bedeutungen
von
super-/Super-:
„1.
„übergeordnet“:
Superministerium; 2. „zu sehr“ (nur, wenn im Adjektiv negative Untertöne mitschwingen):
superlässig, superempfindlich; 3. „Überschuss an“: Superphosphat; 4. „großartig“: hierzu
gehören die meisten Beispiele“ (1973: 205).
Super- wird auch in der Fachsprache der Technik verwendet. Reinhardt hat beobachtet,
dass „die aus dem Lateinischen oder Griechischen entnommenen fremden Präfixe zu einem
großen Teil auf die Termini der Technik und Naturwissenschaften beschränkt bleiben“
(1975: 99). Er nennt drei Bedeutungen von Super-: „1. Lage ‚über‘: superkrustal 2. graduell: a)
höher Grad, Verstärkung, Steigerung: Superoxid, Superphosphat b) übermäßig: Supernova 3.
Wiederholung ‚außer(dem)‘: Superinfektion“ (Reinhardt, 1975: 134). Im Gegensatz zu
Reinhardt behauptet Lohde, dass Super- vor allem zur Domäne der Umgangssprache gehört
und weniger zur Fachsprache (2006: 154).
Grzega hat untersucht, welche Akzentmuster deutsche Sprecher bei Fügungen mit dem
Morphem super wählen und welche Relevanz dabei der Auflösung von Polysemie zukommt.
Es hat sich gezeigt, dass die Sprecher bei super vor allem die „doppelte“ Akzentsetzung
bevorzugen, weil die meisten Sprecher super als indeklinables Adjektiv auffassen wie in eine
súper Léhrerin (2004: 321-332). Grzega bemerkt auch, dass Super- als Erstglied in
lexikalisierten Komposita eher superlativisch (über) und nicht elativisch (sehr gut)
verwendet wird. Diese letzte Behauptung wird nochmals in der nachfolgenden Analyse
untersucht. Fleischer/Barz bemerken, dass der Unterschied zwischen Fügungen mit super
und Substantiven mit Super- an der Akzentsetzung deutlich wird:
„Ein paralleles Nebeneinander bzw. Übergangserscheinungen zwischen komplexem Lexem
und Syntagma treten naturgemäß dort auf, wo manche der genannten morphosyntaktischen
und/oder prosodischen Unterschiede fehlen. Beim Substantiv betrifft das Verbindungen aus
entlehntem oder konvertiertem unflektiertem attributivem Adjektiv und Substantiv wie ein
super Wetter, top Angebot, klasse Spiel (Bär 2007, 318), zu denen neben den Syntagmen auch
entsprechende Komposita vorkommen: Super-wetter, Topangebot, Klassespiel. Der Unterschied
wird lediglich am jeweils spezifischen Akzentmuster deutlich“ (Fleischer/Barz, 2012: 14).
Grundlegend ist der Aufsatz zu super- und top- von Schmidt (1990). Er ist vor allem
interessant, weil zum ersten Mal die semantischen Bedeutungen von Super- ausführlich
besprochen werden. Er hat die zwei produktiven Lehnpräfixe super- und top- verglichen
und sich mit den Substantivbildungen beschäftigt. Zu super- sagt Schmidt, dass sich seine
semantischen Leistungen in zwei Grundbedeutungen unterteilen lassen. Einerseits bedeutet
Super-, dass eine Sache oder eine Person „sich über bzw. auf einer anderen befindet, was
13
konkret räumlich, in einer Skala, in einer Hierarchie oder in Form einer beaufsichtigenden
Überordnung der Fall sein kann“ (2005 [1990]: 409). Andererseits bedeutet Super-, „daß [sic]
in der Kombinationsbedeutung ein Hinausgehen über etwas erscheint, und zwar ein
Hinausgehen über etwas, das allgemein als normal oder normal erwartbar angesehen wird“
(2005 [1990]: 410). Erstere Bedeutung schließt den statisch-lokalen Aspekt von Super ein,
letztere
Bedeutung
den
dynamisch-transzendierenden
Aspekt.
Diese
zwei
Grundbedeutungen hat Schmidt in vier bzw. fünf Untergruppen eingeteilt. Diese
Untergruppen werden in Tabelle 3 bzw. 4 dargestellt.
1.1
1.2
1.3
1.4
Bedeutung
„Personen, die sich in einer übergeordneten Position mit Aufsichts- und
Leitungsfunktion befinden, sowie ihre Wirkungsbereiche, dazu Personen
ersetzende Kontroll- und Überwachungsgeräte, Handlungen, die von
übergeordneten Personen oder von Kontrollgeräten ausgeführt werden,
und ihre Resultate. Super- steht hier für die ‚beaufsichtigende
Überordnung‘“ (2005 [1990]: 410).
„Sachen/Sachverhalte, die sich räumlich oder in einer Skala über bzw. auf
den von der Basis bezeichneten bzw. thematisierten Sachen/Sachverhalten
befinden oder vorgestellt werden“ (2005 [1990]: 410).
„Sachen/Sachverhalte oder Handlungen, die sich räumlich (auch
übertragen-bildlich verwendet) über bzw. auf anderen Sachen befinden
bzw. mit denen Sachen über bzw. auf andere Sachen gebracht werden“
(2005 [1990]: 410-411).
„Sachen/Sachverhalte,
die
begrifflich
und/oder
institutionell
übergeordnet sind und Handlungen, die den Prozeß einer derartigen
Überordnung darstellen“ (2005 [1990]: 411).
Beispiel
Superintendent,
Supervisor
Superego,
Superleichtgewicht
Superexlibris,
Superstrat
Superkartellamt,
Superkonfession,
Superordination
Tabelle 3: Einteilung erste Grundbedeutung (Schmidt, 1990)
2.1
2.2
2.3
2.4
2.5
Bedeutung
„Super- stellt eine positive Übersteigerung der normalen Ausprägung
dessen dar, was von der Basis bezeichnet wird“ (2005 [1990]: 412).
„Sachen/Sachverhalte, die durch ein Übermaß negativ von der Norm
abweichen“ (2005 [1990]: 412).
„Vorgänge oder Handlungen, die einen über das Normale hinausgehende
Zusatz darstellen bzw. sich wiederholen“ (2005 [1990]: 412).
„Chemische Verbindungen, in denen die von der Basis bezeichneten
Stoffe bzw. Elemente zu einem hohen, das normale Maß übersteigenden
Anteil vorhanden sind“ (2005 [1990]: 413).
„Sachen/Sachverhalte, die über die von der Basis bezeichneten bzw.
thematisierten Sachen/Sachverhalte in irgendeinem Sinne hinausgehen,
sie übersteigen oder überwinden und damit nicht mehr denselben
Klassen angehören, d.h. zu Phänomenen werden, die sich von ihnen
grundlegend unterscheiden“ (2005 [1990]: 413).
Beispiel
Superathlet, Supertanker
Supermotorisierung
Superinfektion,
Supersteuer
Superoxid
Supernaturalisch
Tabelle 4: Einteilung zweite Grundbedeutung (Schmidt, 1990)
14
Eine weitere Arbeit ist die Monographie von Ruf (1996), die größtenteils zur Inspiration
der vorliegenden Arbeit beigetragen hat, weil sie alle Bedeutungen, die von manchen
Linguisten nur teilweise erwähnt werden, zusammenfasst. Ruf hat die Verwendung von
Augmentativbildungen mit den Lehnpräfixen Super-, Top-, Ultra-, General-, Mega-, Hyper-,
Maximal-, Kardinal-, Maxi-, Supra-, Monumental-, Extra-, Kolossal-, Makro-, Kapital-, Jumbo- und
Giga- erforscht. Sie hat die Basen dieser Wortbildungen in
morphologischer,
orthographischer, phonetischer und semantischer Hinsicht untersucht. Über Superbemerkt sie auf morphologischer Ebene, dass die Basen von den Substantiven vor allem
simplizisch und heimisch sind (1996: 108). Auf orthographischer Ebene stellt sie fest, dass
die Zusammenschreibung (d.h. ohne Bindestrich) dominiert (1996: 110). Auf semantischer
Ebene beobachtet sie, dass Super- sich häufiger mit Konkreta als mit Abstrakta verbindet
(1996: 111). Zudem befinden sich die Substantive mit Super- vor allem in der zweiten
Bedeutungsgruppe (siehe unten). Abschließend stellt sie fest, dass in den Wörterbüchern
vor allem die Bedeutungsgruppen eins und zwei angegeben werden (1996: 121). Die anderen
Bedeutungen werden nicht oder selten erwähnt. Am Ende ihrer Arbeit macht sie einen
Vergleich zwischen den behandelten Lehnpräfixen. Dabei wurden hinsichtlich der
verschiedenen besprochenen Lehnpräfixe einige Synonymien und Konkurrenzen
aufgedeckt.
Interessant ist, dass Ruf bei der semantischen Analyse die Einteilung von Schmidt
verwendet. Gruppe 1.3 und 1.4 von Schmidt werden von Ruf zu einer Gruppe
zusammengefügt und die von ihr zusammengestellten Gruppen 1 und 3 findet man bei
Schmidt nicht. Sie ordnet sowohl Substantive als auch Adjektive diesen Bedeutungsgruppen
zu. Substantive kommen in allen Gruppen, Adjektive allerdings nur in vier der neun
Gruppen vor. Im Folgenden werden die neun Gruppen ausführlich beschrieben und in der
nachfolgenden Analyse werden die Fügungen mit super und die Substantive mit Super- auf
die gleiche Weise eingeteilt.
Zur ersten Bedeutungsgruppe gehören hauptsächlich Adjektive. In diesen Bildungen
drückt super- aus, „daß [sic] die genannte Eigenschaft in sehr, überaus, extrem, besonders
hohen Maße oder Grade vorhanden ist“ (Ruf, 1996: 113). Während supergeil das positiv
bewertete Adjektiv geil weiter ins Positive steigert, wird die negative Bedeutung von blöd in
superblöd weiter ins Negative geführt. In den meisten Fällen jedoch haben die Basen eine
neutrale oder positive Bedeutung. Zu dieser ersten Gruppe gehören auch Konversionen vom
Adjektiv zum Substantiv wie z.B. Superreichen und Superarmen. Bei Konversionen hat sich die
15
Wortart verändert, ohne dass sich die Form verändert hat. Ebenso wie bei den Adjektiven
drückt Super- aus, daß die genannte Eigenschaft der Basis „in sehr, überaus, extrem,
besonders hohem Maß oder Grade vorhanden ist“ (Ruf, 1996: 114). In (9), (10), (11) und (12)
sind die Superreichen, die Super-Millionäre, der Superöko, und Superdeutschen folglich extrem
reich, ökologisch und deutsch:
(9) „Seine private Investmentfirma, deren Bücher er unter Verschluss hielt, sammelte seit 1992
das Geld der Superreichen ein.“ (Hamburger Morgenpost)
(10) „Drei Briten Super-Millionäre” (Rhein-Zeitung)
(11) „Liebt Fleisch. Der Superöko. Onkel der Kinder.” (Tageszeitung)
(12) „An einem Stand am Marktplatz suchten die Jungsozialisten (Jusos) den "Superdeutschen" mit elf Fragen aus dem Einbürgerungstest der Landes. […] Mit der Aktion wollte der SPDNachwuchs, so Stadtrat Sebastian Cuny (r.), "aus der Zuwanderungspolitik die Hitzigkeit
nehmen".” (Mannheimer Morgen)
Zur zweiten Gruppe gehören die meisten Substantive. In Substantiven, die im Kontext
positiv oder neutral bewertet werden, drückt Super- aus, „daß [sic] das in der Basis
Genannte über das, was allgemein als normal oder normal erwartbar angesehen wird,
hinausgeht“ (Ruf, 1996: 114). Das in der Basis Genannte „geht über das Normalmaß in
positiver Hinsicht in Bezug auf Größe, Umfang, Leistung und Leistungsfähigkeit, Reichweite
oder ähnliches hinaus“ (Ruf, 1996: 114). Aus Sicht des Sprechers oder Schreibers wird das in
der Basis Genannte positiv bewertet und beurteilt:
(13) „Wir haben Super-Weine am Mittelrhein.“ (Rhein-Zeitung)
(14) „Ich habe immer an die Meisterschaft geglaubt, denn wir haben ein Super-Team.“
(Rhein-Zeitung)
(15) „Ihre Freude sei nicht ganz uneigennützig gewesen: Mein Vati ist, ganz anders als ich, ein
super Koch, womit sichergestellt ist, dass ich gutes Essen auf dem Tisch stehen habe“,
erzählte Witt.“ (Nürnberger Nachrichten)
(16) „Engelke: Einfach nicht soviel Alarm machen! Ich fände es vermessen, sich zu beschweren.
Mir geht es echt gut und ich habe einen super Job. Man kann das sehr gut steuern; keiner
verlangt, dass man überall seine Fresse in die Kamera hält.“ (Nürnberger Nachrichten)
(17) „Ein Super-Spiel. Das war wirklich nichts für schwache Nerven. Wir hatten das Spiel über
die gesamten 90 Minuten im Griff. Der kleine Schönheitsfehler vor dem Ausgleich ist
verziehen.“ (Braunschweiger Zeitung)
16
Wenn man Super- mit einem Eigennamen kombiniert, bezeichnet Super- aus Sicht des
Sprechers oder Schreibers, dass man für diese Person viel Respekt hat. Man zeigt eine
positive Haltung gegenüber dieser Person. In (18) hält der Schreiber Bastian Schweinsteiger
für einen hervorragenden Fußballer und verwendet seinen Spitznamen Schweini. In (19) und
(20) gilt dasselbe:
(18) „Der 22-Jährige blüht in seiner Führungsrolle auf. Schon heute gegen Tabellenführer
Hertha soll nun der nächste Schritt folgen: Super-Schweini - jetzt wird er auch bei Bayern
Boss!“ (Hamburger Morgenpost)
(19) „In den letzten drei Minuten rückte Matthias Gysin für Super-Jannie zwischen die Pfosten
und brachte es ebenfalls auf eine tolle Quote: Erst verwandelte er per Abwurf zum 30:21,
dann stach er einen Siebenmeter.“ (Mannheimer Morgen)
(20) „In ein anderes Fenster kommt ein Bild von Michael Lieber, neuerdings Super-Michi
genannt. Wenn Super-Michi sich gegen Mega-Michi aus Wissen durchsetzt und Landrat
wird, bleibt uns Betzdorfern wenigstens sein Bild.“ (Rhein-Zeitung)
Zu (20) kann man anmerken, dass statt Super- (Super-Michi) auch Mega- (Mega-Michi)
verwendet wird. Was genau der Unterschied zwischen den beiden Wortbildungen ist, lässt
sich nicht eindeutig aus dem Kontext ableiten. Man könnte vermuten, dass sich Mega-Michi
auf einer Skala höher als Super-Michi befindet und Letzterem damit überlegen ist. Zum
Schluss macht Kann zu diesen Wortbildungen die Anmerkung, dass man unterscheiden
kann, ob der Name in diesen Personenbezeichnungen als „1. einmaliger Name; 2. als
Markenname oder 3. als allgemeines Substantiv gebraucht wird“ (1973: 205). In (18), (19)
und (20) handelt es sich jeweils um einen Eigennamen.
In der dritten Gruppe bezeichnet Super- in der Gesamtbedeutung die auffallende Größe
des in der Basis Genannten. Damit ist keine Bewertung oder Beurteilung aus Sicht des
Sprechers oder Schreibers verbunden. In (21), (22) und (23) wird die besondere Größe des
Gegenstandes ausgedrückt. Der Unterschied zwischen Gruppe drei und zwei ist nicht immer
eindeutig. Demzufolge werden Wortbildungen nur in Gruppen zwei eingeordnet, wenn sich
aus dem Beleg deutlich zeigt, dass es sich um eine persönliche Wertung handelt. Die Belege
aus Gruppe drei sind objektiv:
(21) „Jetzt die doppelte Faszination des Unbekannten: Superkomet Hale-Bopp rast über der
steinernen Kulisse durchs All.“ (Rhein-Zeitung)
(22) „Auch unter Neuseeland, Kamtschatka, den Philippinen, den Anden, Mittelamerika,
Indonesien und Japan vermuten Experten die Naturgefahr. Supervulkane verfügen über ein
17
riesiges Magma-Reservoir mit einer Ausdehnung von Tausenden Quadratkilometern, die
sich typischerweise in fünf bis zwanzig Kilometern Tiefe erstrecken.“ (Süddeutsche Zeitung)
(23) „Weg mit 16,5 Meter langen 40-Tonnern, her mit 25,25 Meter langen 60-Tonnern! Aus drei
Lkw mach zwei, und schon herrscht freie Fahrt auf den Straßen, weil weniger "SuperBrummis" mehr Last transportieren können. “ (Mannheimer Morgen)
In (21) ist ein Superkomet ein sehr großer Komet, der mit hoher Geschwindigkeit das All
durchquert. In (22) ist deutlich, dass Supervulkane zur dritten Gruppe gehört, weil die
Wörter riesig, tausend, und fünf bis zwanzig Kilometer Tiefe die besondere Größe der
Supervulkane hervorheben. Genau dasselbe gilt für die Super-Brummis in (23), ein
umgangssprachliches scherzhaftes Wort für Lastkraftwagen, die sehr große Maße
aufweisen.
In der vierten Gruppe verstärkt Super- die negative Bewertung oder Einschätzung des in
der Basis Genannten: „Die Bezeichnung der besonderen Größe des in der Basis Genannten
kann auch mit einer negativen Wertung verbunden sein. Dies ist immer dann der Fall, wenn
die Basis etwas an sich oder im jeweiligen Kontext aus Sicht des Sprechers/Schreibers
negativ Bewertetes bezeichnet“ (Ruf, 1996: 116-117):
(24) „Sollte das Gericht zu dem naheliegenden Schluss kommen, dass ein noch so geringes Risiko
einer Superkatastrophe ausreicht, eine Technologie ad acta zu legen, wäre das auch ein
Eingeständnis, dass die Atompolitik der Bundesrepublik ein kolossaler Irrtum war.”
(Tageszeitung)
(25) „War das ein Wetterchen in den vergangenen Wochen! Nun nahen die Sommerferien und
es gibt super Regen und prima Gewitter. Diejenigen unter Ihnen, die es in den sonnigen
Süden zieht, wird das wenig stören. Sie werden sich sogar freuen, dass das Wetter hier nicht
besser ist als dort, so geschehen in den Osterferien!” (Braunschweiger Zeitung)
(26) „Hierbei folgt das Uhrenumstellungs-Konzept nicht der Jahreszeit Frühjahr/Herbst,
sondern der Münchner Föhnwetterlage: 'Gäbe das kein Super-Chaos?' warf ein Zuhörer ein,
'täglich neue Uhrumstellungen? Bei den Fahrplänen?” (Süddeutsche Zeitung)
In einigen Fällen handelt es sich um Personenbezeichnungen. In diesen Belegen drückt
Super- aus, dass die in der Basis genannten Eigenschaften oder Handlungen zu häufig
auftreten bzw. zu ausgeprägt sind:
(27) „Ariane Sommer: H760 Super-Machos sind oft die schlimmsten Weicheier.“ (Tageszeitung)
(28) „Unter keinen Umständen will er, wie 1995, seine Wahlversprechen brechen. Der Ruf eines
„Super-Lügners” haftet ihm bis heute an.” (Süddeutsche Zeitung)
18
(29) „Super-Schwindler vor Gericht. Prozess gegen Geschäftsführer der Scheinfirma FlowTex
beginnt.” (Tageszeitung)
In den Substantiven aus der fünften Gruppe drückt Super- aus, „daß [sic] die in der Basis
bezeichneten Dinge oder Sachverhalte räumlich oder auch bildlich-übertragen über bzw.
auf anderen Sachen befindlich sind. Super- kann in diesen Verbindungen die Präposition
über entsprechen“ (Ruf, 1996: 117):
(30) „Die Qualifikation für Olympia 2000 in Sydney erfolgt über die WM 1999 in Istanbul und die
Kontinentalmeisterschaften 2000 - analog der Regelung für Atlanta. Zudem wurde das Limit
im Superschwergewicht nach nur sechs Monaten von 125 kg wieder auf 130 kg erhöht. Für
die Olympia-Qualifikation wird es pro Klasse bis zu 20 Ringer geben, von denen einige mit
Wildcards starten.“ (Süddeutsche Zeitung)
(31) „Der Amadeus-Mann traute sich, schnappte die graue 05-Kiste, griff hinein - und: alles
voller Golddukaten. Herbstmeister, zehn Punkte Vorsprung auf einen Nichtaufstiegsplatz,
sensationell, eine Superposition", sprudelte es aus Spahn heraus.“ (Rhein-Zeitung)
(32) „Eine der größten deutschen Box-Hoffnungen, der Stuttgarter Vitali Tajbert, musste
dagegen eine bittere Pleite einstecken. Der 26-jährige Superfedergewichtler scheiterte beim
Griff nach der Europameisterschaft einstimmig nach Punkten an Sergej Guljakewitsch aus
Weißrussland.“ (Nürnberger Zeitung)
In (30) ist das Superschwergewicht eine offizielle Gewichtsklasse über dem Schwergewicht. In
(31) ist eine Superposition eine Position, die sich über der normalen, üblichen Position
befindet und in (32) ist ein Superfedergewichtler eine Person, die sich über den
Federgewichtlern befindet und ein Körpergewicht hat, das noch niedriger ist als das der
Federgewichtler.
In Gruppe sechs bedeutet Super- in der Gesamtbedeutung, „dass die in der Basis
bezeichneten Sachen oder Sachverhalte allen oder einigen der in der Basis bezeichneten
Sachen oder Sachverhalten begrifflich und/oder institutionell übergeordnet sind bzw.
mehrere oder alle derartigen Dinge in sich vereinigen“ (Ruf, 1996: 117):
(33) „Clements Superministerium ruft - Polizeifunktionär auf den Plan“ (Rhein-Zeitung)
(34) „Nun verlegen sich beide Seiten darauf, den Fonds als kleinsten gemeinsamen Nenner
zurechtzustutzen. Von der Superbehörde, die Beiträge festlegt, einsammelt und austeilt,
schrumpft der Fonds darum schnell zur virtuellen Institution.“ (Tageszeitung)
(35) „Super-Luftfahrtkonzern am Horizont. Fusionsgerüchte um Dasa und Aerospatiale Matra Präsident Chirac muß zustimmen.” (Mannheimer Morgen)
19
In Gruppe sieben drückt Super- aus, „daß [sic] die in der Basis bezeichneten Sachen,
Sachverhalte, Vorgänge oder Handlungen sich wiederholen oder einen Zusatz darstellen“
(Ruf, 1996: 119). In (36) bedeutet eine Superinfektion eine „wiederholte Infektion mit dem
gleichen Krankheitserreger bei noch nicht entwickelter Immunität” (Duden online):
(36) „Wir wollten den antimikrobakteriellen Effekt von Silber auf der Haut feststellen und
sehen, ob und inwieweit das die Hautekzeme beeinflusst. Beim Neurodermitiker ist das
Problem nicht nur die juckende, trockene Haut, sondern die Gefahr einer Superinfektion
durch Bakterien. Diese zu reduzieren ist im Interesse des Patienten.“ (Tageszeitung)
(37) „Das könnte sich allerdings bald ändern, weil sich der Erreger mit menschlichen
Grippeviren zu einem gefährlichen Super-Virus mischen könnte.” (Süddeutsche Zeitung)
In Gruppe acht drückt Super- aus, „daß [sic] die in der Basis bezeichneten Stoffe oder
Elemente oder gewisse Bestandteile davon in einem hohen, das normale Maß
übersteigenden Anteil, vorhanden sind“ (Ruf, 1996: 119-120):
(38) „Der Ziegler Peter Pflanz in Hundsbach verkaufte 1000 Stück Ziegeln zu zehn Talern und
1000 Backsteine zu fünf Talern. Superphosphat (Sauerkalk) war stets an Lager bei H.
Felsenthal in Odenbach.“ (Rhein-Zeitung)
(39) „Superbenzin kostete im Schnitt 1,089 Euro und bewegte sich damit in der Nähe seines
Jahrestiefststandes. Im Jahresverlauf wurden die Preise laut Aral 139-mal gesenkt und 154mal angehoben.“ (Tageszeitung)
(40) „Zurzeit versuche ich, das Osmium kratzfest und dadurch zum neuen Superhartstoff zu
machen“, berichtet Hyunchae Cynn.” (Süddeutsche Zeitung)
Schließlich bedeutet Super- in Gruppe neun, „dass das in der Wortbildung Bezeichnete
über das in der Basis Bezeichnete hinausgeht, es übersteigert oder überwindet und sich
dadurch entscheidend von dem in der Basis Genannten unterscheidet“ (Ruf, 1996: 120):
(41) „Thema: Die animatographische Forschungsarbeit und ihre Folgen für die SuperPostmoderne” (Braunschweiger Zeitung)
An dieser Stelle sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Einteilung von Ruf Kritik
ausgesetzt ist. Kammerer (2001) stellt die Annahme von Ruf, dass „es sich bei Super-/superin den Bedeutungsgruppen 1 bis 9 immer um ein Augmentativum handelt” (2001: 301), in
Frage. Rufs Definition von Augmentation sieht wie folgt aus: “Es wird darunter im engeren
Sinne der Ausdruck des hohen Grades bezüglich der Intensität einer Eigenschaft
verstanden. Im weiteren Sinne wird darunter die “Erhöhung der logisch-emotionellen
20
Wirksamkeit einer Aussage” verstanden” (Ruf, 1996: 45). Während Augmentation im
engeren Sinne bedeutet, dass die Wortbildungen mit Super- eine objektive Bedeutung
haben, beinhaltet Augmentation im weiteren Sinne, dass der Schreiber/Sprecher die
Wortbildung subjektiv färbt. Laut Kammerer ist zu fragen, inwiefern Super-/super- in den
Bedeutungsgruppen 5, 7, 8 und 9 eine „Verstärkung, Steigerung oder Intensivierung” (Ruf,
1996: 45) der Bedeutung der Präfigierungsbasis bewirkt” (2001: 301). Um seine Behauptung
zu stützen, gibt er folgendes Beispiel hinsichtlich der Augmentation der Substantivderivate:
“Ein Superleichtgewicht ist kein Leichtgewicht mehr, sondern gehört einer höheren
Gewichtsklasse an und ist damit schwerer als ein Leichtgewicht; damit bewirkt Super- in
Superleichtgewicht keine “Verstärkung, Steigerung oder Intensivierung” der Bedeutung von
Leichtgewicht, sondern Superleichtgewicht wäre dann als motiviertes Kompositum aufzufassen,
bei dem Super- in der lexikalischen - und aus dem Lateinischen stammenden - Bedeutung
‘oben, darüber’ verwendet wird” (Kammerer, 2001: 301).
Kammerer hat Recht, dass Super- in Superleichtgewicht keine intensivierende Wirkung hat
und im Grunde die erste Grundbedeutung von Super- hat, nämlich, dass eine Sache oder eine
Person „sich über bzw. auf einer anderen befindet, was konkret räumlich, in einer Skala, in
einer Hierarchie oder in Form einer beaufsichtigenden Überordnung der Fall sein kann“
(Kann, 2005 [1990]: 409). Superleichtgewicht wäre dann eine Gewichtsklasse über der
Gewichtsklasse Leichtgewicht. Auch wenn man sich Rufs Definition von Augmentation
ansieht, kommt man zur Feststellung, dass Super- in Superleichtgewicht überhaupt keine
augmentative, sondern eine rein lexikalische Bedeutung hat. Die Kritik von Kammerer gilt
auch für die Gruppen 7, 8 und 9:
“Ähnliches gilt für Bedeutungsgruppe 7, wie bereits aus der Bedeutungsbeschreibung
hervorgeht: So ist ein Super-Dividende eine Dividende, die zusätzlich ausgezahlt wird. Insofern
hat Super- wiederum keine augmentative, nämlich betonende, verstärkende Funktion. Ebenso
dient Super- in Superoxid nicht der Verstärkung der Bedeutung von Oxid, sondern bezeichnet
das über das normale Maß hinausgehende Auftreten von Oxid. […] Ganz offensichtlich wird
die Diskrepanz zwischen der begrifflichen Fassung des Terminus Augmentativbildung bei Ruf
und der Extensionalisierung in der Bedeutungsgruppe 9, bei der das Präfigierungsprodukt
etwas anderes bedeutet als die Präfigierungsbasis (cf. “und damit nicht mehr SA”), so daß die
Präfigierungsbasis und das Präfigierungsprodukt als geordnetes Paar Element der
lexikalsemantishen Relation der Inkompatibilität sind“ (Kammerer, 2001: 301-302).
Die Frage, ob Wortbildungen mit Super- Präfigierungen oder Komposita sind ist unter vielen
Wissenschaftlern ein Streitpunkt. Ruf sagt, dass Super- in den meisten Fällen “die positive
Bewertung und Einschätzung des in der Basis Genannten durch den Sprecher/Schreiber
zum Ausdruck bringt“ (Ruf, 1996: 112) und dass “alle anderen Verwendungsweisen dazu im
21
Vergleich äußerst selten auftreten“ (Ruf, 1996: 112). Die seltene Verwendung dieser
Bedeutungsgruppen ist kein Grund dafür, sie unberechtigt zu den Präfixbildungen zu
zählen. Es ist tatsächlich so, dass Super- in diesen Wortbildungen eine andere Bedeutung
annimmt und deshalb können sie nicht mehr der Kategorie der Substantivderivate
zugeordnet werden. Demzufolge sind die Wortbildungen aus Gruppe 1, 2, 3, 4 und 6
Substantivderivate und die aus Gruppe 5, 7, 8 und 9 Komposita. Obwohl dieser Unterschied
nicht unbedeutend ist, darf man nicht aus den Augen verlieren, dass in der vorliegenden
Arbeit nicht die Differenz zwischen Präfigierung und Komposita im Vordergrund steht,
sondern die Differenz zwischen einer Fügung oder Wortstruktur, bei der Super- entweder
frei oder gebunden vorkommt.
22
1.4 Andere Besonderheiten
Im Folgenden wird kurz auf einige Besonderheiten von super/Super- eingegangen, die nicht
im vorherigen Unterkapitel zur Bedeutung eingeschlossen werden konnten.
In Bildungen mit negativer Konnotation wird statt Super- gelegentlich auch Hyperverwendet, ein Präfix mit einer ähnlichen negativen Bedeutung (Müller, 1953: 29). Der
Spiegel hat damals versucht, Super- zu übersetzen und zwar mit seiner heimischen
Entsprechung Über- (Carstensen, 1965: 48-53). Es gäbe dann beispielsweise das Wort
Übermensch statt Superman. In der deutschen Gegenwartssprache wird kaum auf diese
deutsche Entsprechung zurückgegriffen und werden eher Umschreibungen oder andere
augmentative Erstglieder wie Spitze-, Riesen- oder Glanz- verwendet (Lohde, 2006: 154). Diese
Erstglieder dienen zur Bildung von Affixoidbildungen. Ebenso schreibt Wellmann, dass
Super- in diesen Wortbildungen schlecht durch das Präfixoid Über- ersetzt werden kann
(1975: 145-146).
Eisenberg (2012: 85) schreibt, dass „verstärkende und gleichzeitig wertende Wörter
(Wörter mit Super-) zum Gebrauch in der Jugend- oder Werbesprache in größerer Zahl
durch Bedeutungsveränderung aus anderen Wörtern gewonnen werden, unabhängig
davon, ob sie Fremdwörter sind oder nicht“ (2012: 5) und Kann beobachtet, dass die Kinderund Jugendsprache einen großen Anteil an der Verwendung von super- (und auch mini-) hat.
Eine andere interessante Beobachtung ist, dass eine Vielzahl der Bildungen mit SuperAd-hoc-Bildungen sind (Kann, 1973: 205). Fleischer/Barz schreiben, dass „theoretisch alle
Wortneubildungen dem Lexikalisierungsprozess unterworfen werden können, dennoch
geht trotz eines relativ hohen Anteils von Okkasionalismen in aktuellen Texten - Wellmann
(1998, 409) spricht von ca. 30% der Wortbildungen eines beliebigen Zeitungstextes - nur
eine Teilmenge an Textwörtern auf längere Sicht in das Lexikon ein” (Fleischer/Barz, 2012:
14). Diese Wortneubildungen entstehen aus einer bestimmten Situation heraus und werden
nicht ins Lexikon aufgenommen. Sobald die Situation vorbei ist, verschwinden sie wieder.
Das folgende Zitat zeigt, dass die Wortbildungen mit Super- wenigen Restriktionen
unterliegen und daher viel und schnell gebildet werden:
„Je leichter ein Modell anwendbar ist, d.h., je weniger Restriktionen zu beachten sind, umso
geringer kann die Lexikalisierungsaffinität der Wortbildungen sein. Das betrifft z.B. die
Diminuierung und Augmentation beim Substantiv (Bächlein, Kindchen, Superentscheidung,
Riesenüberraschung, Spitzengage) […]” (Fleischer/Barz, 2012: 25).
23
Die meisten Bildungen mit Super- findet man folglich nicht in Wörterbüchern zurück.
Wortbildungen wie Superheld, Supermarkt, Supermacht, Superminister, Superhit, Supernova und
noch einige andere Wörter bilden eine Ausnahme von der Regel. Ebenso stellt Wellmann
fest, dass das Präfix in den Schichten der gesprochenen Sprache und besonders zur
okkasionellen Prägung von Sachbezeichnungen verwendet wird (1975: 145-146).
24
2. Methode
2.1 Das Korpus
Ziel ist es, über ein möglichst großes Korpus zu verfügen, damit allgemeine Tendenzen
aufgedeckt werden können, ohne dass Ausnahmen überbewertet werden. Deswegen wurde
das Deutsche Referenzkorpus (DeReKo bzw. Cosmas II) als Datengrundlage für die Analyse
gewählt. Das deutsche Referenzkorpus des Mannheimer Instituts für deutsche Sprache (IDS)
verfügt über mehr als 25 Milliarden Wörter aus verschiedenen Textarten und bildet damit
die weltweit größte Sammlung deutschsprachiger Korpora 2 . Für die Analyse werden
diejenigen Korpora gewählt, welche das Standarddeutsch enthalten. Sowohl österreichische
als auch schweizerische Korpora und das Wikipediakorpus werden ausgeschlossen. Auf
diese Weise erhält man ein klares Bild über den aktuellen Stand der deutschen
Gegenwartssprache. Die Textsorten, die in der Analyse Beachtung geschenkt werden, sind
vor allem Zeitungs- und Zeitschriftenartikel.
Für die Untersuchung wurden zwei Korpora zusammengestellt. Im ersten Korpus handelt es
sich um die Korpora folgender Zeitungen und Zeitschriften: die Braunschweiger Zeitung,
die Computer Zeitung, Focus, den Mannheimer Morgen, die Hannoversche Allgemeine, die
Hamburger Morgenpost, die Berliner Morgenpost, NEWS, die Nürnberger Nachrichten, die
Nürnberger Zeitung, die Rhein-Zeitung, Spektrumdirekt, die Tageszeitung, die Süddeutsche
Zeitung, VDI Nachrichten, die Zeit, Zeit Campus und die Frankfurter Rundschau. Aus diesem
Korpus wurden nach dem Zufallsprinzip 500 Substantive gewählt.
Zusammen mit diesem Korpus wurde für die Fügungen das TAGGED-C Archiv verwendet.
Nur die Tagged Korpora lassen die Eingabe der Formel super/+w1 MORPH(N) zu. Aus dem
TAGGED-C Korpus wurden wiederum randomisierte Belege aus den bundesdeutschen
Quellen genommen. Es handelt sich in diesem Korpus um die Korpora folgender Zeitungen:
die Hamburger Morgenpost, NEWS, die Rhein-Zeitung, die Nürnberger Zeitung, die
Braunschweiger Zeitung, die Hannoversche Allgemeine, den Mannheimer Morgen und die
Nürnberger Nachrichten. Aus diesem Korpus wurden nach dem Zufallsprinzip 500
Fügungen genommen.
2
www1.ids-mannheim.de/kl/projekte/korpora.html
25
Insgesamt werden 1000 Belege, davon 500 Substantive und 500 Fügungen, untersucht.
Alle Bildungen werden in ihrem Kontext untersucht, da „Wortuntersuchungen nur
innerhalb eines Kontextes sinnvoll erscheinen, wobei unter Kontext sowohl Satz und Text
als auch die Situation verstanden werden“ (Biedermann, 1969: 90, zitiert nach Ruf, 1996: 70).
Im Anhang werden alle untersuchten Bildungen dokumentiert. Die erste Liste befasst die
Fügungen mit super als indeklinables Adjektiv, die zweite Liste die Substantive mit dem
gebundenen Morphem Super-.
Obwohl deutsche lexikalisierte Bildungen wie Super-8-Kamera und Superzahl in die
Untersuchung aufgenommen werden, werden englische Fremdwörter, d.h. englische
Wörter, die sich nicht an die deutsche Sprache anpassen wie Superbowl und Superhorse, nicht
aufgenommen. Nur Bildungen, die sich in der deutschen Sprache gebildet haben oder sich
an die deutsche Sprache angepasst haben, werden behandelt. Bildungen, von denen die
Basen nicht selbständig existieren können wie in Superlativ, Superstition und Superstrat sind
ebenso kein Gegenstand der Untersuchung.
2.2 Das Verfahren
Für die Verarbeitung der Daten wurde das Programm Excel verwendet. Auf dem ersten
Tabellenblatt stellen die Spalten die verschiedenen Variablen dar. Dabei bezieht sich jeweils
eine Zeile auf eine Wortbildung. Zuerst werden die 500 Fügungen untereinander aufgelistet,
danach die 500 Substantive. Das zweite Tabellenblatt enthält die Kontexte der Belege. Die
Variationen zwischen der Alternanten werden anhand einer Drehtabelle analysiert und
visualisiert. Für die multivariate Analyse wird die Klassifikationsbaummethode angewandt.
Bei dieser Methode wird „ein Korpussample schrittweise, d.h. jedes Mal im Hinblick auf
einen der Faktoren aufgrund von deren statistischer Signifikanz hinsichtlich der
Zielvariablen in Teilsamples aufgeteilt. Auf diese Weise entsteht ein hierarchisches Modell,
das vom gesamten Sample bis zu den unterschiedlichen Teilsamples die statistisch
signifikanten Korrelationen zwischen Faktoren ermittelt“ (Rys, 2014: 223).
2.3 Variablen
Im folgenden Abschnitt werden die verschiedenen Variablen dargestellt, die zur Prüfung
der Fügungen und Substantive dienen. Es wird unterschieden zwischen semantischen,
etymologischen,
morpho-syntaktischen
und
textlinguistischen
Faktoren.
Unter
26
semantischen Faktoren werden zwei Faktoren, die mit der Bedeutung zu tun haben,
verstanden. Erstens wird die Multifunktionalität von super/Super- untersucht, wobei geprüft
wird, welche Bedeutungen super/Super- in den jeweiligen Belegen hat. Dabei wird auf die
Einteilung von Ruf zurückgegriffen, die neun Bedeutungen unterscheidet. Zweitens wird
untersucht, ob das Grundmorphem des Substantivs bzw. des Grundworts aus der Fügung
konkret oder abstrakt ist. Auf morpho-syntaktischer Ebene werden zwei Faktoren
untersucht. Ein erster Faktor bezieht sich auf die Attribuierbarkeit der Substantive und
Fügungen. Als zweiter Faktor wird die Anwesenheit eines Determinierers untersucht.
Zudem wird erforscht, ob der Determinierer bestimmt oder unbestimmt ist. Auf
etymologischer Ebene wird geprüft, ob das Grundmorphem bzw. das Grundwort fremd oder
heimisch ist. Schließlich wird auf textlinguistischer Ebene untersucht, ob sich das
Substantiv oder die Fügung in einem kurzen Text (Überschrift, Vorspann, Bildunterschrift
etc.) oder in einem langen Text befindet. Im Nächsten wird jeweils beschrieben, was unter
der Variablen verstanden wird und am Ende jedes Kapitels werden eine oder mehrere
Hypothesen formuliert.
2.3.1 Bedeutung
In der Analyse wird auf die neun Bedeutungsgruppen von Ruf (1996) zurückgegriffen. Die
Substantive und Fügungen werden in eine dieser neun Gruppen eingeteilt. In der Praxis war
das Einteilen nicht immer einfach, weil manche Belege zum Teil mit wenig oder ohne
Kontext vorlagen. Bildungen, die nicht in eine Gruppe eingeteilt werden können, werden
der Restgruppe zugeordnet.
So wie Schmidt (1990) in seinem Aufsatz schrieb, kann man sich fragen, ob eine
semantische Differenzierung beider Ausdrucksmöglichkeiten super und Super- notwendig ist
und ob man sich nicht einfach damit zufrieden geben kann, dass super in beiden Fällen eine
verstärkende, intensivierende und steigernde Funktion hat. Diese Einstellung würde laut
Schmidt „auf etwas verzichten, was zu den Forderungen der Sprachkultur gezählt werden
muss, nämlich auf eine optimale Ausnutzung der unterschiedlichen Möglichkeiten
sprachlicher Mittel, zu der auch die differenzierte Verwendung lexikalischer Einheiten
gehört“ (Schmidt, 2005 [1990]: 415). Diese Idee wird der vorliegenden Analyse zugrunde
gelegt: es wird davon ausgegangen, dass es einen semantischen Unterschied zwischen den
beiden Alternanten gibt.
27
2.3.2 Konkretheit
Im folgenden Abschnitt wird erklärt, was in dieser Arbeit unter konkret und abstrakt
verstanden wird. Es wird jeweils das Grundmorphem der Substantivderivate/Komposita
bzw. das Substantiv aus den Fügungen betrachtet. In der Duden Grammatik wird erklärt,
welche Substantive man Konkreta nennt und welche Abstrakta. Als Konkreta gelten
diejenigen Substantive, die etwas Gegenständliches einbeziehen: „Mensch, Mann, Frau, Kind,
Aal, Blume, Rose, Tisch, Fenster, Auto, Wald, Wasser, Frankfurt, Karl May, Titanic“ (2009: 146).
Abstrakta sind dann genau das Gegenteil, nämlich Substantive „mit denen etwas
Nichtgegenständliches bezeichnet wird, zum Beispiel etwas Gedachtes” (2009: 146). Zu
dieser letzten Kategorie wird eine mögliche Einteilung der Abstrakta aufgelistet:
„Menschliche Vorstellungen, Handlungen, Vorgänge, Zustände, Eigenschaften, Verhältnisse
oder Beziehungen, Wissenschaften, Künste und Maß- und Zeitbegriffe“ (2009: 146-147). Die
Definition aus der Duden Grammatik bietet für die Analyse eine gute Grundlage. Die Liste ist
allerdings nicht ganz vollständig und muss noch weiter spezifiziert werden.
Grundlegend ist die Definition von Helbig und Buscha (1979): „Konkreta sind
Bezeichnungen für sinnlich wahrnehmbare Erscheinungen, Abstrakta dagegen bezeichnen
sinnlich nicht wahrnehmbare Erscheinungen wie Vorgänge, Eigenschaften, Beziehungen
u.a.” (Buscha, 1979: 230, zitiert nach Ewald, 1993: 275). Ein wichtiger Begriff in dieser
Definition ist „sinnliche Wahrnehmung“. Sinnlich wahrnehmbar heißt, dass man anhand
von einem oder mehreren Sinnen das Genannte wahrnehmen kann. Ewald macht eine
Unterscheidung zwischen Gesichtssinn, Gehörsinn, Geruchssinn, Geschmackssinn, Tastbeziehungsweise Drucksinn, Temperatursinn, Schmerzsinn und Gleichgewichtssinn (1996:
275-276). Je höher der Grad der sinnlichen Wahrnehmung, desto konkreter das Substantiv.
Diese Substantive befinden sich im Zentrum der Konkreta. Je niedriger der Grad der
sinnlichen Wahrnehmung, desto abstrakter das Substantiv. Diese Substantive befinden sich
in der Peripherie der Konkreta. Die Substantive im Zentrum der Abstrakta sind „gar nicht
oder nur in sehr geringem Maße durch Sinneswahrnehmung erfaßbar [sic]” (1996: 276).
Kommt man der Peripherie nah, dann sind zunehmend Elemente sinnlicher Wahrnehmung
festzustellen, die mit dem Genannten in Verbindung stehen. Ein wichtiger Unterschied mit
den Konkreta aus der Peripherie ist, dass sich „jedoch nicht die benannten Erscheinungen
wahrnehmen lassen, sondern lediglich bestimmte Merkmale oder Symptome, die mittels
Abstraktion zur Einheit des Denotats zusammengefaßt [sic] werden” (Ewald, 1993: 277). Es
gibt in jedem Bereich Abstraktionsgrade. So hat das Substantiv Kleidungsstück einen höheren
28
Abstraktionsgrad als sein Kohyponym Kleid (Ewald, 1993: 274). Dies gilt auch für die
Abstrakta. Manche Abstrakta zeigen mehr Symptome des Genannten als andere. Ewald
meint, dass „das Vorhandensein von Abstraktionen schlechthin nicht als Kriterium für die
Abgrenzung von Konkreta und Abstrakta dienen kann.” (Ewald, 1993: 275).
Auch wenn diese Einteilung von Konkreta und Abstrakta ein gutes Instrumentarium zur
semantischen Kategorisierung zu bieten vermag, müssen wir „eine Übergangszone
annehmen, die einen breiten Unsicherheitsbereich ausmacht” (1993: 280). In der Praxis gibt
es nämlich immer noch eine Anzahl Problemfälle, die nicht eindeutig in eine Gruppe
eingeteilt werden können. Ewald spricht von ungefähr drei Problemgruppen. Die erste
Problemgruppe enthält Substantive, von denen man nicht sicher weiß, ob „die Substantive
ein sinnlich wahrnehmbares Merkmal abbilden oder selbst als sinnlich wahrnehmbare
Einheit zu fassen sind“ (Ewald, 1993: 280):
(42) „Mit ihr kann er tolle Unterhaltungen führen. Sie zeigt klasse Mimik und super Stimme à la
Willy Brandt und imitiert auch Helmut Kohl und Ulla Schmidt.” (Rhein-Zeitung)
Da in (42) eine Stimme anhand vom Gehörsinn wahrnehmbar ist und im Kontext nochmals
spezifiziert wird (à la Willy Brandt) wird es als konkret empfunden.
Die Wörter aus der zweiten Problemgruppe können je nach Kontext abstrakt oder
konkret sein. Einen Teil dieser Belege kann man als abstrakt propositionell bezeichnen.
Unter abstrakt propositionell versteht man jene Bildungen, die konkret wahrnehmbar sind,
in dem Kontext jedoch einen mentalen Inhalt haben:
(43) „Er hat ein super Auge für seine Mitspieler. Bei ihm kannst du nicht sagen, dass er ein
schlechtes Spiel gemacht hat, wenn er mal nur drei und nicht 13 Tore macht.” (Hamburger
Morgenpost)
Ein Auge kann je nach dem Kontext konkret oder abstrakt sein. In (43) bedeutet es, dass die
Person ein gutes Urteilsvermögen hat und etwas gut einschätzen kann. Auge ist in diesem
Kontext abstrakt.
Ein anderes Problem stellen die Wortbildungen dar, die eine sprachliche Äußerung
benennen. Diese sind nur in ihrer Form wahrnehmbar, aber nicht in ihrer Bedeutung:
(44) „Nach den vielen super Nachrichten der vergangenen Wochen gibt es nun eine traurige
Meldung – insbesondere für mich“, sagte Hans Werner Niesner“ (Braunschweiger Zeitung)
29
In (44) wird Nachrichten als abstrakt betrachtet, weil wir Nachrichten nur in ihrer Form
wahrnehmen können (geschrieben oder gesprochen) und nicht in ihrer Bedeutung.
Es gibt noch weitere Problemfälle, die hier nicht weiter betrachtet werden sollen. Die
Lösung für diese Problemfälle besteht darin, dass man “jedes Substantiv im jeweiligen
Kontext betrachten muss und danach eine Zuordnung zum Bereich der Konkreta bzw. der
Abstrakta vornimmt” (Ewald, 1993: 281).
Sobald ein Substantiv, und darunter werden nicht die Merkmale oder Symptome des
Substantives verstanden, von einem der beschriebenen Sinne wahrnehmbar ist, wird es der
Kategorie „konkret“ zugeordnet. Sind lediglich die Merkmale oder Symptome des
Substantives wahrnehmbar, dann gehören die Substantive zur Kategorie „abstrakt“.
Die Hypothese lautet, dass die Substantive mit Super- vor allem konkret sind, während
die Substantive aus den Fügungen mit super vor allem abstrakt sind. Zur Stützung dieser
Hypothese dient die Beobachtung von Wellmann, dass „Super- vor allem in Personen- und
Sachbezeichnungen vorkommt und gelegentlich auch mit Abstrakta“ (1975: 145).
2.3.3 Etymologie
In der Analyse werden die Grundmorpheme und Substantive nach ihrer Herkunft eingeteilt.
Daher wird im folgenden Abschnitt erläutert, was in dieser Arbeit unter fremd und heimisch
verstanden werden soll. Da es sich in der vorliegenden Analyse um eine synchrone
Untersuchung handelt, ist die Frage, was heimisch und was fremd ist, berechtigt, denn „die
Differenzierung in einer synchronen Untersuchung ist nicht zwischen entlehnt und nicht
entlehnt entscheidend, sondern zwischen fremd und nicht fremd“ (Müller, 2005: 203).
Sowohl die Grundmorpheme der Substantivableitungen und Komposita, als auch die
Substantive beim Adjektiv super werden auf diese Weise eingeteilt.
Die untersuchten Substantivderivate und Komposita können alle als Lehnwortbildungen
bezeichnet werden, weil es „sich fast ausschließlich um heimische Bildungen neuer Wörter
mit Hilfe entlehnter Wortbildungseinheiten handelt” (Ruf, 1996: 39). Polenz hat als Erster
den Terminus Lehnwortbildung für diese Wortbildungen geprägt. Das folgende Zitat zeigt
seine Definition: „Lehnwortbildung: es handelt sich dabei um Wortbildungen, die als solche
nicht Entlehnungen aus fremden Sprachen sind, sondern mit Lehnlexemen und/oder
Lehnaffixen gebildet werden, die im Deutschen inzwischen produktiv geworden sind
(Juristerei, Zirkulierung, tributbar, umvagieren,…)“ (Polenz, 2000: 211, zitiert nach Munske,
2005: 248-249).
30
Eisenberg schreibt, dass „ein Wort im gegenwärtigen Deutschen fremd ist, wenn es
Eigenschaften hat, die es von den Wörtern des Kernwortschatzes unterscheidet. Darauf
beruht die Unterscheidung von Kern- oder nativem Wort einerseits und fremden Wort
andererseits“ (2012, 29). Jedoch ist die Definition von Eisenberg für diese Analyse zu vage
und abgegrenzte Kriterien sind notwendig. Die Definition von Ruf ist als brauchbar
einzustufen. Sie definiert ein Wort als Fremdwort, wenn es „in synchronischer Betrachtung
fremde Merkmale in seiner formalen Erscheinung zeigt und vom durchschnittlichen
Sprecher des Deutschen als Fremdwort empfunden wird“ (Ruf 1996: 37).
Auch Seiffert (2002) hat in ihrem Aufsatz versucht, die Abgrenzung von fremden und
heimischen Elementen darzustellen. Dabei hat sie drei mögliche Definitionsansätze
zusammengefasst: Der erste Ansatz verwendet funktional-pragmatische bzw. subjektivpsycholinguistische Kriterien, um eine Definition zu formulieren. Elemente und Wörter
wären fremd, wenn sie vom Sprachbenutzer als fremd empfunden werden. Diese Definition
ist ziemlich problematisch, weil Sprachkenntnisse immer individuell sind. Ein Sprecher
könnte ein heimisches Wort als fremd empfinden und andersherum, auch wenn dieser
Eindruck nicht richtig ist. Demzufolge kann diese Definition nicht angewandt werden. Der
zweite Ansatz verwendet formale Kriterien. Elemente und Wörter, die nicht formal
assimiliert sind, werden als fremd bezeichnet. Dabei unterscheiden sich fremde Elemente
klar von heimischen Elementen. Grund- oder Wortbildungsmorpheme, die phonetischphonologisch, orthographisch oder morphologisch mehr oder weniger von den indigenen
Gesetzmäßigkeiten abweichen, wären danach fremd (Seiffert, 2005: 221). Der dritte Ansatz
ist
zusammen
mit
der
Internationalismusforschung
entstanden.
kommunikativ-vergleichende Kriterien. Laut dieser Definition
Er
verwendet
wäre fremd eine
„erkennbare Ähnlichkeit von signifikanten (inhaltlich vergleichbaren) lexikalischen
Einheiten mehrerer Sprachen“ (Link, 1983: 71, zitiert nach Seiffert, 2002: 221).
In der vorliegenden Arbeit sind diejenigen Elemente fremd, die formal von den
heimischen Wörtern abweichen und äquivalente in einer anderen Sprache haben. So ist das
Wort Form fremd, weil es „erkennbare Ähnlichkeiten zu semantisch äquivalenten
Morphemen anderer Sprachen aufweist“ (Seiffert, 2002: 222). Die fremden formalen
Merkmale werden ziemlich genau im Fremdwörterbuch beschrieben. Es gibt laut dem
Fremdwörterbuch vier formale Merkmale, die ein nicht muttersprachliches Wort
kennzeichnen können. Das erste Merkmal hat mit den Wortbestandteilen zu tun. Bestimmte
Vorsilben oder Endungen werden von deutschen Muttersprachlichen als fremd
31
empfunden/erkannt. Das Morphem Akro- in Akrobatik kommt aus dem Griechischen und ist
demzufolge fremd. Auch die Endung -ik wird als fremd empfunden:
(45) „Schöne Kostüme, super Akrobatik: Freuen Sie sich auf India im nächsten Jahr.“
(Hamburger Morgenpost)
(46) „Was Sie hier lesen, ist eine super Filmkritik, ach, was sage ich, es ist die beste Filmkritik,
die Sie jemals gelesen haben.” (Nürnberger Zeitung)
Das zweite Merkmal hat mit dem Klang eines Wortes zu tun. Manche Wörter, die im
Deutschen verwendet werden, haben eine abweichende Aussprache. Zudem ist es
manchmal so, dass die Betonung nicht auf der ersten oder auf der Stammsilbe liegt. In Beleg
(47) ist die Aussprache von Team [ti:m] eher ungewöhnlich:
(47) „Burton und Depp beweisen erneut, dass sie gemeinsam ein super Team sind. Schaurig,
blutig und musikalisch ein gewagter, aber sehr gelungener Mix! Auf ein baldiges, neues
Werk von Burton und Depp!“ (Braunschweiger Zeitung)
(48) „Ich habe mit Andreas Walth und Manfred Brandes zwei super Co-Trainer, die mich und die
Mannschaft überragend unterstützen“, erklärt der neue VfR-Coach, für den die
Doppelfunktion eher überraschend kam.” (Braunschweiger Zeitung)
Das
dritte
Merkmal
betrifft
die
Schreibweise
eines
Wortes:
„Bestimmte
Buchstabenverbindungen können fremdsprachliche Wortherkunft signalisieren, d.h. das
Schriftbild zeigt für das Deutsche unübliche grafische Strukturen“ (DFWB, 2011: 18). Auch
die Position bestimmter Buchstabenfolgen kann ein Hinweis auf die fremde Herkunft sein.
In den Belegen (49) und (50) sind die Aufeinanderfolgen von den Buchstaben t- und h- bzw.
das Schriftzeichen é eine unübliche grafische Struktur:
(49) „Angestoßen wurde diese Entwicklung durch die Clinton-Administration in den USA, deren
Ziel es ist, in einem gewaltigen Programm flächendeckend eine moderne IT- und
Kommunikationsinfrastruktur zu schaffen. Diese soll dazu dienen, alle denkbaren Arten von
Informationen in der Form einer "Superbibliothek" elektronisch für jedermann zur
Verfügung zu stellen.“ (Computer Zeitung)
(50) „Eine Stunde Crashkurs in der Tanzschule - das hat sich auf jeden Fall gelohnt! Mit ganz viel
Haarspray und einem super Dekolleté errang Nicole Hoffmann, Ehefrau von HSV-Boss Bernd
Hoffmann, den Titel "Ball-Königin der Nacht".” (Hamburger Morgenpost)
Das vierte Merkmal enthält Wörter, die in der Alltagssprache nicht häufig vorkommen.
Der eher seltene Gebrauch führt dazu, dass das Wort als fremd empfunden wird. Für diese
32
Kategorie konnten aber keine Belege gefunden werden. In der Praxis ist es so, dass manche
Fremdwörter mehrere dieser Fremdheitsmerkmale haben.
Ein zusätzliches Problem stellen die Hybridbildungen dar. Hybridbildungen sind
besondere Phänomene der deutschen Sprache, die Fremdelemente mit einheimischen
Morphemen kombinieren (Dargiewicz, 2013: 30). Diese Mischbildungen sind teils heimisch
und teils fremd. Das Wort Bühnenshow aus dem nachfolgenden Beleg besteht aus dem
heimischen Element Bühnen- und dem fremden Element Show:
(51) „Ein Höhepunkt wird sicherlich am Freitagabend auf der Festbühne 2 zu hören sein, wenn
„Charles and Friends“ auftritt. Charles Shawn ist bekannt als die Originalstimme von Milli
Vanilli und Schmidt verspricht den Zuschauern eine super Bühnenshow.“ (Mannheimer
Morgen)
Das Wort Bühnenshow ist ein Kompositum. Komposita werden in dieser Arbeit nach ihrem
Grundmorphem als heimisch oder fremd eingestuft. Demzufolge ist dieses Wort fremd.
Ableitungen mit einer fremden Basis und/oder einem fremden Affix werden als fremd
bezeichnet. Doch gab es in der Praxis noch Schwierigkeiten bei der Zuordnung mancher
Wörter.
Die Hypothese lautet wie folgt: Im Lateinischen fungierte super als Adverb und
Präposition. Im heutigen Deutsch fungiert super als Adjektiv bei einem Substantiv. Im
Lateinischen gab es zudem das gebundene Morphem Super-, das wir jetzt auch in der
deutschen Sprache als gebundenes Morphem kennen. Da Super- sowohl im Lateinischen als
auch im Deutschen als gebundenes Morphem verwendet wurde, wird erwartet, dass es sich
im Deutschen vor allem mit fremden Basen verbinden wird, weil der morphologische Status
in beiden Sprachen derselbe ist. Super- als Präfix/Kompositionsglied würde sich demnach
mehr mit fremden Basen verbinden als das indeklinable Adjektiv super, das erst im
Deutschen als Adjektiv verwendet wurde.
Darüber hinaus wird untersucht, aus welcher Sprache die Basis und das Substantiv
stammen. Dem Fremdwörterbuch wird die Information entnommen, über welche Sprachen
das Wort in die deutsche Sprache Eingang gefunden hat. Danach wurde immer die letzte
Sprache, aus der das Wort kommt, gewählt. Die Sprachen, die im Fremdwörterbuch in
runden Klammern stehen, haben nur eine bestimmte Mittlerrolle bei der Entlehnung
gespielt und werden daher von der Analyse ausgeschlossen. Erstens wird erwartet, dass der
größte Teil der Grundmorpheme und Substantive aus dem Lateinischen kommt, weil da der
Ursprung der lexikalischen Einheit Super- liegt. Zweitens wird erwartet, dass sich das
gebundene Morphem eher mit englischen Basen verbinden wird als das Adjektiv, da Super33
ab 1945 regelmäßig aus dem Englischen in Wortbildungen entlehnt wurde und das Adjektiv
sich im Deutschen erst später entwickelt hat.
2.3.4 Textlänge
Auf textlinguistischer Ebene wird untersucht, ob die Fügungen bzw. Substantive zu einem
Kurz- oder Langtext gehören. Unter Kurztexten werden Texte wie Überschriften,
Vorspanne und Bildunterschriften verstanden. Den Kurztexten stehen die Langtexte
gegenüber, die im Gegensatz zu den Kurztexten keine Einschränkung der Wortzahl kennen.
Die drei Kurztexte werden im Folgenden erläutert.
Eine Überschrift steht über einem Text geschrieben und enthält etwas zur
Kennzeichnung des Inhalts. Sie ist meistens die Kernaussage und wird deshalb oft die
„Nachricht über die Nachricht“ genannt. „Überschriften […] und Schlagzeilen […] können
zu den Kurz- oder Teiltexten gerechnet werden. Sie haben wie der Lead eine vorinformierende Funktion. Ihre Hauptintentionen sind Aufmerksamkeit und Interesse
erzeugen” (Fleischer/Barz, 2012: 39). Überschriften sollen in der Regel zwei Funktionen
erfüllen: „Sie sollen zum einen den Leser in aller Kürze über den Inhalt des Textes
informieren; zum anderen sollen sie ihn anregen, den Artikel zu lesen” (Reiter, 2006: 20).
Die Verwendung von super bzw. Super- in einer Überschrift könnte ein Mittel sein, die
Aufmerksamkeit des Lesers zu erregen, damit dieser den Artikel liest. In den untersuchten
Belegen wurde nur Super- in Überschriften angetroffen. Dies ist nicht überraschend, denn
„für die obligatorische Kürze der Überschrift sind komprimierende Wortbildungen höchst
geeignet” (Fleischer/Barz, 2012: 40). Einige Beispiele von Überschriften sind folgende:
(52) „Superkeime in der Antarktis” (Süddeutsche Zeitung)
(53) „Superhafen ohne Verzögerung” (Tageszeitung)
(54) „Sechs Wochen Super-Stau auf der A2” (Braunschweiger Zeitung)
(55) „Die neuen Superschuhe bringen alle auf Trab” (Mannheimer Morgen)
(56) „Gibt es Leben auf der Super-Erde? (Rhein-Zeitung)
(57) „Ein "Superapfel" zeigte den Weg“ (Rhein-Zeitung)
Ein Vorspann ist eine kurze Einleitung, die dem Leser die schnelle und abgeschlossene
Information eines Artikels geben muss (Reiter, 2006: 85). Der Vorspann enthält in der Regel
34
nicht mehr als drei bis vier kurze Sätze und hebt alle relevanten Informationen hervor
(Reiter, 2006: 88). So wie die Überschrift dient auch der Vorspann als Lockung des Lesers.
Demzufolge könnte super/Super- auch in diesem Fall zur Aufmerksamkeit verwendet
werden. Einige Beispiele von Vorspanne sind folgende:
(58) „INTERVIEW Julia Roberts "Es macht Spaß, die Super-Zicke zu sein!" Ein Gespräch über ihre
Rolle als böse Königin in "Spieglein, Spieglein ..."” (Hamburger Morgenpost)
(59) „LONDON. Hunderte von gestrichenen Flügen, Berge von liegengebliebenen Koffern,
mangelhafte Informationen für Reisende – so sah gestern die Zwischenbilanz nach dem
missglückten Start des neuen Superterminals der British Airways in London Heathrow aus.”
(Braunschweiger Zeitung)
Eine Bildunterschrift oder einfach Unterschrift ist ein kurzer Text unter einem Bild.
Auch eine Bildunterschrift soll kurz sein und am liebsten nicht mehr als drei bis vier Zeilen
zählen. Die Bildunterschriften werden im Korpus häufig mit der Abkürzung BU
angekündigt. Folgende Belege sind Bildunterschriften:
(60) „BU: Die "Superbude" an der Ecke Juliusstraße/Stresemannstraße von außen” (Hamburger
Morgenpost)
(61) „BU: St. Paulis Trainer Michael Frontzeck schiebt Frust. Nach vier Spielen ohne Niederlage
ist seine Super-Serie gerissen. Ein später Kopfball des eingewechselten Ben Sahar brachte
die Entscheidung.” (Hamburger Morgenpost)
(62) „BU: Judith Jakob bekam von ihrer Mutter einen super Münzsortierer. Begründung: "Damit
wir nicht immer so viel Kleingeld mit uns rumschleppen müssen", so die Mutter.”
(Hamburger Morgenpost)
(63) „Einen super Block legte hier Tesha Harry vom USC hin. Foto: Peter Sierigk“
(Braunschweiger Zeitung)
(64) „BU: Ja, wirklich, vier Buden habe ich gemacht! Dortmunds Super-Knipser Robert
Lewandowski feiert den ersten Halbfinal-Viererpack überhaupt.“ (Hamburger Morgenpost)
Eine Überschrift, ein Vorspann und eine Bildunterschrift sind kurz und enthalten die
wichtigsten Informationen. Es wird erwartet, dass in diesen drei Kurztexten vor allem die
Substantive mit Super- statt der Fügungen mit super verwendet werden, weil auf diese Weise
Platz im Kurztext eingespart wird und der Leser die Information kurz und bündig bekommt
und zudem gelockt wird. „Die komprimierende Leistung einzelner Wortbildungen […]
ermöglicht
textuelle
Knappheit
als
Variante
zu
einer
längeren
Wortgruppe”
(Fleischer/Barz, 2012: 38). Hieraus folgt logischerweise, dass die Fügungen mit super
35
weniger in Kurztexten vorkommen werden, weil sie weniger textuelle Knappheit
ermöglichen.
2.3.5 Attribut
In der Analyse wird untersucht, inwiefern sich die Substantivderivate/Komposita und
Fügungen attribuieren lassen. Unter Attributen werden in dieser Arbeit alle Adjektive und
Genetivattribute bei Substantiven verstanden:
(65) „Das deutsche Super-Model Heidi Klum startet heute ihre eigene TV-Show im USKabelsender Bravo.” (Nürnberger Zeitung)
(66) „In der Hoffnung vielleicht doch ein super Superstar zu werden oder zumindest in die TVShow zu gelangen, hatten sie Popsongs einstudiert, um sie Bohlen und seiner Jury
vorzuträllern.” (Hannoversche Allgemeine)
(67) „Clements Superministerium ruft - Polizeifunktionär auf den Plan” (Rhein-Zeitung)
Die Attribute beim Adjektiv super werden als Adverbien bezeichnet:
(68) „Das ist eine ganz super Angelegenheit, vor allem wegen der Wandlung des Stadtteils, die
sich nicht nur beim Nachtwandel, sondern auch am Tag zeigt", schwärmte er.”
(Mannheimer Morgen)
(69) „Ohne einen so super Arbeitgeber wäre das alles gar nicht möglich“, sagt die Stürmerin
dankbar.” (Braunschweiger Zeitung)
Da das Adjektiv super bereits als Attribut bei einem Substantiv verwendet wird, ist die
erste Hypothese, dass es wenige oder keine zusätzliche Attribute mehr haben wird.
Zweitens wird erwartet, dass die Verwendung von Attributen bei Substantivderivaten und
Komposita größer sein wird.
2.3.6 Determinierer
Zunächst wird in der Analyse untersucht, ob die Substantivderivate/Komposita und
Fügungen von Determinierern begleitet werden. Wenn die Belege keinen Determinierer
haben, dann gehören sie zur Kategorie „Nullartikel“. Wenn sie doch einen Determinierer
haben, wird untersucht, ob er bestimmt oder unbestimmt ist. In diesem Fall gehören die
Belege zur Kategorie „bestimmt“ oder „unbestimmt“. „Determinierer oder Determinative
werden als übergeordnete Klasse angesehen, zu denen die Artikel als eine Untergruppe
36
gehören“ (Hentschel/Weydt, 2003: 227). Außerdem gehören zu dieser Kategorie von
Wörtern
Pronomina,
Zahlwörter,
Quantifikatoren
und
Fragedeterminativa.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Determinierer Funktionswörter sind, die zu einem
Substantiv gehören und dieses näher bestimmen. Zu den unbestimmten Determinierer
gehören indefinite Artikel und Quantifikatoren wie einige und viele:
(70) „Es war ein Superrennen für mich. Anni und Claudia haben aber stark gegengehalten.“
(Frankfurter Rundschau)
(71) „Wir haben hier einige super Betriebe und damit eine sehr hohe Qualitätsdichte", erklärt
Jens Didinger.“ (Rhein-Zeitung)
(72) „Wir haben noch viele super Torchancen ausgelassen und zwei Punkte liegen gelassen“,
ärgerte sich FC-Trainer Marco Wagner.“ (Braunschweiger Zeitung)
Zu den bestimmten Determinativen gehören die definiten Artikel, der Quantifikator alle,
Zahlwörter, Genetivattribute, Demonstrativa, Possessiva und Fragedeterminativa:
(73) „Der neue Superchip soll auf IBM-Technologie basieren.” (Süddeutsche Zeitung)
(74) „Stoiber ist ein Leistungsfanatiker wie alle Superbayern.” (Tageszeitung)
(75) „In Europa meinen die britischen Geologen, zwei Supervulkane identifiziert zu haben.“
(Süddeutsche Zeitung)
(76) „Denn in der dritten UEFA-Cup-Runde wartet nämlich Italiens Superklub Lazio Rom auf die
Steirer.“ (NEWS)
(77) „Aber seltsamerweise ist dieses Superschema nicht gedeckt durch Analyse.“ (Tageszeitung)
(78) „Wieder ist sein Super-Kampfanzug, der "Nanosuit", der eigentliche Held des Spiels.“
(Hamburger Morgenpost)
(79) „Es ist vorbildlich, was hier alles unternommen wurde, um das Spiel in geordneten Bahnen
über die Bühne zu bringen, welche super Lösungen gefunden wurden.“ (Rhein-Zeitung)
Es wäre möglich, dass die Wahl zwischen Substantiv mit Super- oder Fügung mit
invariablem super durch die Bestimmt- oder Unbestimmtheit des Determinierers beeinflusst
wird. Es wird erwartet, dass die Substantivderivate/Komposita mit Super- am meisten mit
bestimmten Determinierer vorkommen. Daraus folgt, dass das Adjektiv super mehr mit
einem unbestimmten Determinierer verbunden sein wird, weil die Substantive oft
Abstrakta sind. Die Indefinitheit oder Definitheit eines Determinierers könnte die Wahl
zwischen einem abstrakten oder konkreten Wort beeinflussen oder umgekehrt: die
37
Konkretheit könnte die Wahl zwischen bestimmtem oder unbestimmtem Determinierer
fördern. Die Hypothese ist, dass konkrete Wortbildungen eher einen bestimmten
Determinierer haben werden und abstrakte Wortbildungen eher einen unbestimmten.
An dieser Stelle muss auf eine interessante Beobachtung von Kammerer (2001)
hingewiesen werden, die zur Unterstützung der eigenen Hypothese dient. In seinem Aufsatz
über Verstärkungsbildungen im Deutschen merkte er an, dass Augmentativa nicht nur
durch Präfixe oder Präfixoide gebildet werden können und die Augmentation nicht nur auf
denominale Ableitung zu beschränken ist (2001: 302). Dabei gibt er Folgendes Beispiel:
B7: Das ist eine Superfrau.
B8: Das ist eine super Frau.
Nach Kammerer unterscheiden sich Superfrau und super Frau in der Betonung. Superfrau
wird auf der ersten Silbe betont, während super Frau auf zwei Silben betont wird. Außerdem
konstatiert Kammerer folgenden semantischen Unterschied:
“In B7 besitzt Superfrau einen höheren Objektivitätsanspruch, nämlich die Superfrau unter
allen (denkbaren) Frauen zu sein, in B8 ist das bei super Frau eher nicht der Fall. In B8 scheint
vielmehr die subjektive Einschätzung des Sprechers/Schreibers mitzuklingen, quasi als
epistemisch-egozentrischer Vorbehalt, so daß [sic] man beispielsweise wie folgt paraphrasieren
könnte: Für mich ist das eine super Frau, während B7 etwa wie folgt paraphrasiert werden könnte:
Ganz objektiv gesehen, muß [sic] man sagen, daß [sic] sie - verglichen mit allen anderen Frauen - eine
Superfrau ist” (Kammerer, 2001: 302-303).
Die Superfrau ist verglichen mit allen anderen denkbaren Frauen auf der Welt eine ganz
besondere Frau. Ihre Besonderheit spricht dafür, eher einen bestimmten Determinierer zu
verwenden, weil man damit die Exklusivität der Frau ausdrücken möchte und damit auch
die Nachdrücklichkeit der Rede (es ist die Superfrau und keine andere). Im Zweiten Fall ist
super Frau eine von den vielen super Frauen und damit nicht exklusiv. Dies ist auch ein
Grund, weshalb die Fügungen öfter mit einem unbestimmten Determinierer vorkommen
werden.
38
3. Ergebnisse
Die Ergebnisse der statistischen Datenanalyse werden in zwei aufeinanderfolgenden Teilen
dargestellt. Zuerst werden die bivariaten und danach die multivariaten Ergebnisse
besprochen. Im ersten Teil wird die Variation der Alternanten anhand von Grafiken und
Tabellen veranschaulicht. Auf der y-Achse wird die Frequenz der Belege angegeben, auf der
x-Achse die Variablen. Die Tabelle, die sich jeweils unter der Grafik befindet, zeigt die
Verteilung der Belege in absoluten Zahlen. Im zweiten Teil werden anhand eines
Klassifikationsbaumes Korrelationen zwischen verschiedenen Faktoren aufgedeckt.
39
3.1 Bivariate Analyse
3.1.1 Bedeutung
Grafik 1: Bedeutungsgruppe
Grafik 1 zeigt, zu welchen Bedeutungsgruppen die Fügungen mit super und Substantive mit
Super- gehören. Es fällt sogleich auf, dass sich die Mehrzahl der Fügungen und Substantive
in der zweiten Bedeutungsgruppe befindet. Diese Bildungen weisen eine hohe Produktivität
auf: von den 1000 Belegen lassen sich 820 in diese Gruppe einordnen. Danach folgen die 3.
und 4. Gruppe mit insgesamt 100 bzw. 41 Belegen. Interessant ist, dass die Fügungen sich
nur in Gruppe 2, 3 und 4 einordnen lassen und fast ausschließlich in Gruppe 2 mit 496
Belegen vertreten sind. 60,49 % der Belege aus Gruppe 2 sind Fügungen und 39,51 %
Substantive. Die übrigen Gruppen (1, 5, 6, 7, 8, 9 und Restgruppe) sind nur durch
Substantivderivate und Komposita vertreten. Gruppe 6 und 5 sind mit siebzehn
Substantivderivaten bzw. sechs Komposita vertreten. Ebenfalls befinden sich sechs
Komposita in Gruppe 8, fünf in Gruppe 1, zwei in Gruppe 7 und eins in Gruppe 9. Zwei
Wortbildungen konnten keiner Gruppe zugeteilt werden und gehören daher zur
Restgruppe. Diese zwei Substantive sind lexikalisierte Bildungen, von denen die Bedeutung
nicht mehr aus der Bedeutung ihrer Bestandteile abgeleitet werden kann:
(80) „Es fehlte nur die Superzahl, dann hätte Kaufmann den Jackpot geknackt: 14 Millionen!“
(Hamburger Morgenpost)
40
(81) „Walter Bubinger und Willi Rüth hatten Videos und Super-8-Filme zur Kauber Geschichte
zur Verfügung gestellt.“ (Rhein-Zeitung)
In (80) bedeutet die Superzahl die letzte Ziffer der Losnummer beim Lottospiel und in (81)
sind Super-8-Filme Schmalfilme, die 8 mm breit sind (Duden, 2011: 1715).
Obwohl sich die Fügungen fast ausschließlich in Gruppe 2 befinden, konnten vier Belege
nicht in diese Gruppe eingeordnet werden:
(82) „In der Eingewöhnungsphase am Wohn- und Studienort Bingen unterstützt Tutor Daniel
Schwarz die beiden tatkräftig. "Etwas Probleme haben wir aber noch, wenn jemand sehr
schnell oder Dialekt spricht und mit der super Pünktlichkeit im Nahverkehr, das kennen wir
aus der Heimat anders", berichten Zhang und Han, die sich hier wegen des leichteren
Zungenschlags Alex und Hannes nennen.” (Rhein-Zeitung)
(83) „War das ein Wetterchen in den vergangenen Wochen! Nun nahen die Sommerferien und
es gibt super Regen und prima Gewitter. Diejenigen unter Ihnen, die es in den sonnigen
Süden zieht, wird das wenig stören. Sie werden sich sogar freuen, dass das Wetter hier nicht
besser ist als dort, so geschehen in den Osterferien!” (Braunschweiger Zeitung)
(84) „Zwar glaubt Zwetsch, dass sich aufgrund der Fahrzeugentwicklung im Bereich Lärmschutz
vieles zum Besseren gewendet habe, dennoch glaubt er, dass das Lärmproblem größer sein
könnte als angenommen: "Der Altenbergtunnel ist in die Betrachtungen offensichtlich gar
nicht eingeflossen. Und das ist ein super Resonanzkörper mit Schallaustrittstrichter..."”
(Rhein-Zeitung)
(85) „Es gibt die Havelnixen, die Beach Bananas oder die Modepolizei – und sie alle hoffen auf
das für Beachhandball so wichtige richtige Wetter, denn wirklich Spaß macht es nur bei
super Sonnenschein.” (Braunschweiger Zeitung)
Die Belege (82) und (83) gehören zur 4. Gruppe. In (82) wird die deutsche Pünktlichkeit im
Nahverkehr von den zwei Auslandsstudenten als negativ empfunden, weil diese damit nicht
zurechtkommen und sich Pünktlichkeit in ihrer Heimat auf eine andere Weise äußert. Die
super Pünktlichkeit könnte man im Prinzip auch in die erste Gruppe einteilen, weil die
Eigenschaft „pünktlich sein“ in besonders hohem Maße anwesend ist. Da Pünktlichkeit keine
Konversion von Adjektiv zu Substantiv ist und als negativ empfunden wird, wurde die
Fügung zur 4. Gruppe gerechnet. In (83) kann man deutlich den ironischen Ton des
Sprechers feststellen. Regen und Gewitter werden vom Sprecher als etwas Negatives
41
empfunden. Der Sprecher behauptet mit den Adjektiven super und prima genau das
Gegenteil und betont auf diese Weise seine Abneigung gegenüber schlechtem Wetter. In
(84) drückt super die Größe des Resonanzkörpers aus, ohne dass ein Wert damit verbunden
ist. Demzufolge wurde dieser Beleg Gruppe 3 zugeordnet. In (85) drückt der Sprecher aus,
dass die Sonne stark scheinen muss, damit Beachhandball besonders Spaß macht. Die
Konstruktion super Sonnenschein klingt befremdlich und man erwartet eher das Wort viel
statt super. Der Sprecher könnte super gewählt haben, weil es auf diese Weise eine
Alliteration mit Sonnenschein gibt. Da es sich um eine große Menge Sonnenschein handelt,
wurde dieser Beleg auch in Gruppe 3 eingeteilt.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der semantische Bereich der Substantive mit
dem gebundenen Morphem Super- weitaus größer ist. Diese Wortbildungen sind in allen
neun Gruppen vertreten, während die Fügungen nur in drei der neun Bedeutungsgruppen
vorkommen. Obwohl es eine Überschneidung mit der zweiten Gruppe gibt, kann man im
Großen und Ganzen schlussfolgern, dass die Alternanten jeweils ihre eigenen Funktionen
haben. Das Adjektiv hat drei Funktionen, das Präfix fünf und das Kompositionsglied vier.
Wenn das Adjektiv nicht verwendet werden kann, wird das Präfix oder das
Kompositionsglied verwendet. Auf diese Weise haben das Adjektiv und das gebundene
Morphem jeweils ihre Nischen erschlossen und es gibt eine optimale Ausnutzung der
unterschiedlichen Möglichkeiten sprachlicher Mittel (cf. Schmidt, 2005 [1990]: 415). Der
Hypothese, dass es zwischen beiden Ausdrucksmöglichkeiten einen semantischen
Unterschied gibt, wird zugestimmt. Darüber hinaus kann man die Verteilung der
augmentativen und der rein lexikalischen Bedeutung aus der Tabelle ableiten. Wie oben
schon erwähnt, handelt es sich in den Gruppen 5, 7, 8 und 9 um Komposita mit einer
lexikalischen Bedeutung. Insgesamt gibt es 15 Wortbildungen (Komposita) mit lexikalischer
Bedeutung. Dem stehen 985 Belege mit augmentativer Bedeutung gegenüber. Zum Schluss
kann man sagen, dass die augmentative Bedeutung (98,5 %), deutlich weiter verbreitet ist
als die lexikalische (1,5 %). Das Adjektiv super wird nur augmentativ verwendet, das
gebundene Morphem kann auch mit lexikalischer Bedeutung auftreten.
42
3.1.2 Konkretheit
Grafik 2: Konkretheit
Grafik 2 gibt Auskunft über die Konkretheit der Fügungen mit super und Substantive mit
Super-. Von den 1000 Belegen sind 503 abstrakt und 497 konkret. Der Unterschied ist folglich
besonders gering. Es fällt sofort auf, dass die Substantive aus den Fügungen eher abstrakt
als konkret sind: 313 (62,23 %) sind abstrakt und 187 (37,63 %) konkret. Die einfachen
Substantiven sind hingegen mehr konkret als abstrakt: 310 (62,37 %) sind konkret und 190
(37,77 %) abstrakt. Die These, dass die Substantive eher konkret sind und die Fügungen eher
abstrakt, stimmt. Zur Unterstützung dieser These diente die Behauptung von Wellmann
(1975), dass sich Bildungen mit Super- gelegentlich auch mit Abstrakta verbinden und dass
Super- sich vor allem mit Personen- und Sachbezeichnungen verbinden lässt, weil die
meisten Substantive konkret sind und demzufolge sinnlich wahrnehmbar.
An dieser Stelle könnte man das Ikonizitätsprinzip erwähnen. „Ikonizität ist eindeutig
als eine relationale Eigenschaft aufzufassen, nämlich als eine nachvollziehbare Beziehung
von Ausdruck und Inhalt“ (Farø, 2006). In diesem Fall sieht die Beziehung wie folgt aus: je
kurzer und kompakter die Form (Substantive), desto konkreter die Bedeutung. Je länger die
Form (Fügungen), desto abstrakter die Bedeutung. Diese Behauptung stimmt, denn es gibt
mehr konkrete als abstrakte Substantive und mehr abstrakte als konkrete Fügungen.
43
3.1.3 Etymologie
Grafik 3: Etymologie
Grafik 3 gibt Auskunft über die Herkunft der Substantive aus den Fügungen und die
Herkunft der Grundmorpheme der Substantive. Es gibt insgesamt 625 Bildungen, die ein
heimisches Grundwort oder ein heimisches Grundmorphem haben. Demgegenüber gibt es
375 Bildungen, die ein fremdes Grundwort oder ein fremdes Grundmorphem haben. Von
den 500 Fügungen sind 345 (55,2 %) heimisch und 155 (41,33 %) fremd und von den 500
Substantiven sind 280 (44,8 %) heimisch und 220 (58,67 %) fremd. Demzufolge sind sowohl
die Substantive aus den Fügungen als auch die Grundmorpheme der Substantive eher
heimisch als fremd. Der Hypothese, dass das gebundene Morphem Super- sich mehr als das
Adjektiv super mit fremden Basen bzw. Substantiven verbinden lässt, kann zugestimmt
werden (220 ggb. 155). Zudem wurde in der Analyse untersucht, welche die letzte Sprache
war, über die das Wort in die deutsche Sprache Eingang gefunden hat. Tabelle 5 ist zu
entnehmen, welche Sprachen dazu gedient haben.
frei
gebunden
Arabisch
Englisch
Französisch
Griechisch
Italienisch
Latein
Niederländisch
0
44
44
5
10
52
0
(34,11 %)
(57,14 %)
(33,33 %)
(41,67 %)
(41,6 %)
1
85
33
10
14
73
2
(100 %)
(65, 89 %)
(42,86 %)
(66,66 %)
(58,33 %)
(58,4 %)
(100 %)
Tabelle 5: Letzte Sprache
44
Der größte Teil der Grundmorpheme und Substantive aus den Fügungen kommt aus dem
Lateinischen, danach folgen das Englische und das Französische. Die anderen Sprachen
haben einen geringeren Anteil bei der Entlehnung. Es wurde erwartet, dass der größte Teil
der Grundmorpheme und Substantive aus dem Lateinischen kommt, weil da der Ursprung
der lexikalischen Einheit liegt. Diese Hypothese stimmt. Das Englische belegt den zweiten
Platz. Die zweite Hypothese war, dass sich das gebundene Morphem eher mit englischen
Basen verbinden wird als das Adjektiv mit englischen Substantiven, da Super- ab 1945
regelmäßig aus dem Englischen in Wortbildungen entlehnt wurde und das Adjektiv sich
erst später im Deutschen entwickelt hat. Auch diese Hypothese hat sich bewahrheitet.
45
3.1.4 Textlänge
Grafik 4: Textlänge
Grafik 4 zeigt, inwiefern sich die Fügungen und Substantive in einem kurzen oder langen
Text befinden. Es fällt schnell auf, dass sich die Mehrzahl der Belege in einem langen Text
befindet. Insgesamt befinden sich 843 Belege in einem langen Text, während sich 157 Belege
in einem kurzen Text befinden. Dies ist nicht überraschend, weil die Mehrzahl der Texte
Langtexte sind. Interessant ist jedoch der Unterschied zwischen Fügungen und
Substantiven in kurzen Texten. 124 (78,98 %) Substantive befinden sich in einem kurzen
Text, während sich nur 33 (21,02 %) Fügungen in einem kurzen Text befinden. Dabei ist es
so, dass sich die untersuchten Fügungen nie in einer Überschrift befinden, sondern nur in
Vorspannen und Bildunterschriften. Die Hypothese, dass sich mehr Substantive als
Fügungen in einem kurzen Text befinden, weil sie die textuelle Knappheit fördern, wird
bestätigt.
An dieser Stelle kann auf die Sprachökonomie hingewiesen werden. Unter
Sprachökonomie versteht man „die Tendenz der Sprache zu Sparsamkeit und Vereinfachung
(z.B. durch Kürzung, Vereinheitlichung von Formen)“ (Duden online). In manchen
geschriebenen Texten ist die Textlänge aus ökonomischen Gründen beschränkt und
versucht man ökonomisch zu schreiben, d.h., dass man das Wesentliche in wenigen
Wörtern ausdrückt. Die Sprachökonomie spielt demzufolge eine Rolle: Kurze Texte
bevorzugen kompakte Wortbildungen.
46
3.1.5 Attribut
Grafik 5: Attribut
Aus Grafik 5 geht hervor, inwiefern sich Fügungen und Substantive attribuieren lassen. Von
den 1000 Belegen lassen sich 920 nicht attribuieren. Wiederum ist der Unterschied zwischen
den Fügungen und Substantiven bemerkenswert. Während die Fügungen sich nur zwei Mal
(2,5 %) attribuieren lassen, lassen sich die Substantivderivate und/oder Komposita 78 Mal
(97,5 %) attribuieren. Der Hypothese, dass sich die Substantive mehr als die Fügungen
attribuieren lassen, kann zugestimmt werden.
47
3.1.6 Determinierer
Grafik 6: Art Determinierer
Grafik 6 gibt Auskunft über die Bestimmtheit des Determinierers der Fügungen und
Substantive. Zunächst kann festgestellt werden, dass die Anzahl der Nullartikel der beiden
Alternanten fast gleich ist. Insgesamt gibt es 242 Belege mit Nullartikel. Von den 1000
Belegen gibt es 486 mit einem unbestimmten Determinierer und 272 mit einem bestimmten
Determinierer. 44 Fügungen (16,18 %) und 228 Substantive (83,82 %) haben einen
bestimmten Determinierer. 351 Fügungen (72,22 %) und 135 Substantive (27,78 %) haben
einen unbestimmten Determinierer. Demzufolge kommen die Fügungen meistens mit
einem unbestimmten Determinierer vor und die Substantive mit einem bestimmten
Determinierer. Es wurde die Hypothese formuliert, dass Wortbildungen mit Super- eher mit
einem bestimmten Determinierer verbunden werden und Fügungen mit super eher mit
einem unbestimmten Determinierer. Im ersten Fall wird die Besonderheit des Genannten
hervorgehoben, im zweiten Fall nicht. Dieser Hypothese kann zweifellos zugestimmt
werden.
48
3.2 Multivariate Analyse
Abbildung 1: Klassifikationsbaum
Abbildung 1 stellt den Klassifikationsbaum für das gesamte Sample dar. Tabelle 6 gibt
Auskunft über den Vorhersagewert des Modells. Unter diesem versteht man „seine
Fähigkeit, die Daten korrekt, d. h. in Übereinstimmung mit allen berücksichtigten Faktoren
im Sample, zu klassifizieren“ (Rys, 2014: 223):
Klassifikation
frei
gebunden
Vorhersage
frei
453
47
90,6 %
gebunden
184
316
63,2 %
63,7 %
36,3 %
76,9 %
Summe
Tabelle 6: Vorhersagewert des Modells
Der Vorhersagewert ist relativ hoch: 76,9 % der Belege werden korrekt klassifiziert. Dieses
Modell zeigt, dass verschiedene Faktoren bei der Wahl zwischen einer der Alternanten von
Bedeutung sind. Demzufolge war es angemessen die Alternanz zwischen Super- als
gebundenes Morphem in Substantiven und super als freies indeklinables Adjektiv in einer
Fügung zu analysieren. Vor allem der Vorhersagewert der Substantive ist besonders hoch:
90,6 % der Substantive wurden korrekt klassifiziert. Demgegenüber wurden 63,2 % der
49
Fügungen korrekt klassifiziert. Tabelle 7 veranschaulicht die acht Endknoten mit deren
spezifischen Kombinationen und deren jeweiligen Präferenz für eine Fügung oder ein
Substantiv:
Knoten
Kombinationen von Faktoren
frei
gebunden
6
Alle Gruppen ohne 2 + heimisch
4,5 %
95,5 %
7
Alle Gruppen ohne 2 + fremd
0%
100 %
8
Gruppe 2 + unbestimmter Determinierer + Langtext
78,2 %
21,8 %
9
Gruppe 2 + unbestimmter Determinierer + Kurztext
54,2 %
45,8 %
10
Gruppe 2 + Nullartikel + kein Attribut
56,6 %
43,3 %
11
Gruppe 2 + Nullartikel + Attribut
0%
100 %
12
Gruppe 2 + bestimmter Determinierer + Langtext
30,1 %
69,9 %
13
Gruppe 2 + bestimmter Determinierer + Kurztext
0%
100 %
Tabelle 7: Signifikante Kombinationen und ihre jeweilige Präferenz
Die acht Endknoten 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12 und 13 im Klassifikationsbaum zeigen die
spezifischsten Kombinationen von Faktoren, die statistisch signifikant sind. Fünf der acht
Endknoten (6, 7, 8, 11 und 13) ergeben eine Korrelation von mehr als 75 % mit einem
Alternant. Bei Endknoten 7, 11 und 13 gibt es keine Variation und es wird immer das
Substantiv bevorzugt. In den Knoten 9 und 10 variieren die zwei Ausdrucksmöglichkeiten
stark und die Alternanz ist fast nicht vorhersagbar. Der Klassifikationsbaum zeigt, dass vor
allem die Bedeutungsgruppen, der Determinierer, die Textlänge, das Attribut und die
Etymologie einen statistischen signifikanten Einfluss auf die Wahl zwischen einer Fügung
mit super und einem Substantiv mit Super- haben. Die Bedeutung spielt bei der Wahl eine
wichtige Rolle. Vor allem die zweite Bedeutungsgruppe erscheint als statistisch signifikant,
weil alle Endknoten, außer 6 und 7, diesen Faktor enthalten. Wenn die Fügung oder das
Substantiv zur zweiten Bedeutungsgruppe gehört, hat die Herkunft keinen Einfluss auf die
Wahl zwischen den Alternanten. Wenn die Fügung bzw. das Substantiv zu einer anderen
Bedeutungsgruppe gehört, dann ist die Etymologie statistisch relevant. Wenn die Herkunft
heimisch ist, wird nur in 4,5 % der Fälle eine Fügung gewählt und in 95,5 % ein Substantiv.
Wenn die Herkunft fremd ist, wird nie eine Fügung gewählt und immer ein Substantiv.
50
Ab Knoten 8 bis 13 handelt es sich immer um die zweite Bedeutungsgruppe. Wenn der
Determinierer unbestimmt ist und der Text lang, wird in 78,2 % der Fälle eine Fügung und
in 21,8 % ein Substantiv gewählt. Wenn der Determinierer unbestimmt ist und der Text
kurz, wird in 54,2 % der Fälle für eine Fügung optiert und in 43,3 % der Fälle für ein
Substantiv. Wenn es einen Nullartikel gibt und kein Attribut, wird in 56,6 % der Fälle eine
Fügung gewählt und 43,3 % ein Substantiv. Wenn es einen Nullartikel gibt und es gibt ein
Attribut, wird nie eine Fügung gewählt, sondern immer ein Substantiv. Wenn der
Determinierer bestimmt ist und der Text lang, wird in 30,1 % der Fälle für eine Fügung
optiert und 69,9 % für ein Substantiv. Wenn der Determinierer bestimmt ist und der Text
kurz, wird nie eine Fügung gewählt, sondern immer ein Substantiv.
Die Feststellung, dass der Faktor „Konkretheit” keinen statistisch signifikanten Einfluss
auf die Wahl hat, ist nicht weniger interessant. Es wurde die Hypothese formuliert, dass
konkrete Wortbildungen eher einen bestimmten Determinierer haben würden und
abstrakte Wortbildungen eher einen unbestimmten. Aus der multivariaten Analyse, geht
hervor, dass keine Korrelationen zwischen der Art der Determinierer und der Konkretheit
des Grundworts bzw. Grundmorphems gefunden worden sind.
51
4. Schlussfolgerung
Anhand einer korpusbasierten Analyse von Substantiven mit gebundenem Morphem Superund Fügungen mit freiem Morphem super wurde untersucht, ob es Faktoren gibt, welche die
Wahl einer der beiden Ausdrücksmöglichkeiten fördern. Wie die Analyse gezeigt hat, kann
diese Frage positiv beantwortet werden. Ebenso kann auf die Teilfragen aus der Einführung
eine Antwort formuliert werden:
a) Gibt es eine semantische Differenz zwischen dem gebundenen Morphem Super- in
Substantiven und dem freien Morphem super in Fügungen? Ja, es gibt tatsächlich einen
semantischen Unterschied. Das gebundene Morphem kann verschiedene Bedeutungen
ausdrücken. Super- in Wortbildungen kann sowohl eine augmentative als auch eine
lexikalische Bedeutung umfassen, während das freie Lexem super in Fügungen nur
augmentativ verwendet wird. Demnach ist der semantische Bereich des gebundenen
Morphems bedeutend größer als der des freien Morphems.
b) Hat die Wahl zwischen den Alternanten etwas mit der Konkretheit des Grundmorphems
bzw. Substantives zu tun? Wie die Analyse zeigt, hat die Konkretheit keinen signifikanten
Einfluss auf die Wahl zwischen den Alternanten. Es wurde festgestellt, dass es im Korpus
mehr abstrakte als konkrete Substantive aus Fügungen und mehr konkrete als abstrakte
Grundmorpheme gibt. Dabei könnte Ikonizität eine mögliche Erklärung bieten (De Cuypere,
2006): je kompakter die Form, desto konkreter die Bedeutung. Je länger die Form, desto
abstrakter die Bedeutung.
c) Hat die Herkunft von super/Super- einen Einfluss auf die Herkunft des zugehörigen
Grundmorphems bzw. Substantives? Wenn ja: welche Gebersprachen werden bevorzugt?
Die Etymologie des Grundmorphems bzw. Substantivs kommt zwar im Klassifikationsbaum
vor, hat jedoch lediglich nur einen kleinen Einfluss auf die Wahl zwischen dem freien oder
dem gebundenen Morphem. Als Gebersprachen werden das Lateinische und das Englische
bevorzugt. Andere Sprachen haben nur einen geringen Anteil.
d) Werden die Substantive bzw. Fügungen eher von einem bestimmten oder einem
unbestimmten Determinierer begleitet? Die Substantive werden eher von einem
bestimmten Determinierer begleitet und die Fügungen eher von einem unbestimmten.
Dabei hebt der bestimmte Determinierer beim Substantiv die Besonderheit des Genannten
hervor, während dies bei der Fügung mit dem unbestimmten Determinierer nicht der Fall
ist.
52
e) Können die Alternanten attribuiert werden? Es hat sich gezeigt, dass die Substantive eine
größere Chance haben, von einem Attribut begleitet zu werden. Substantive werden nun
einmal mehr attribuiert als Adjektive. Doch darf nicht ausgeschlossen werden, dass auch
das Adjektiv super attribuiert werden kann.
f) Hat die Textlänge einen Einfluss auf die Präferenz für ein Substantiv oder eine Fügung?
Die Textlänge hat einen erheblichen Einfluss. In Kurztexten werden die einfachen
Substantive mit gebundenem Morphem bevorzugt, während man in Langtexten eher
Fügungen wählt. Der Grund scheint logisch: Die textuelle Knappheit führt dazu, dass
Wortbildungen mit gebundenem Morphem bevorzugt werden. In Langtexten gibt es keine
Restriktion der Wortzahl und hat man eine freie Wahl. Demnach werden in Langtexten eher
Fügungen verwendet. Sprachökonomie spielt folglich eine Rolle: Kurze Texte bevorzugen
kompakte Wortbildungen.
Aus der multivariaten Analyse geht hervor, dass verschiedene sprachliche Faktoren mit
der Wahl für entweder eine Fügung oder ein Substantiv korrelieren. Vor allem die
Bedeutung, der Determinierer, die Textlänge und das Attribut erscheinen als statistisch
relevant.
In
Hinsicht
auf
zukünftige
Untersuchungen
wäre
es
interessant
andere
Erscheinungsformen von super zu untersuchen. Man könnte zum Beispiel tiefer auf die
Kombination von super mit einem Adjektiv eingehen. Auch in diesem Fall gibt es zwei
Alternanten, vgl. superschönes Auto und super schönes Auto. Darüber hinaus könnte man noch
weitere Faktoren untersuchen. Da super zum europäischen Wortschatz gehört und nicht nur
zum Deutschen, könnte eine Untersuchung aus sprachvergleichender Perspektive ebenfalls
interessante Beobachtungen bieten.
53
5. Literaturverzeichnis
5.1 Wörterbücher
Auberle, Anette und Annette Klosa: Duden: Herkunftswörterbuch: Etymologie der Deutschen Sprache. [4.
Auflage] Mannheim: Dudenverlag 2007.
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5.2 Sonstige Literatur
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www1.ids-mannheim.de/kl/projekte/korpora.html
56
6. Anhang
6.1 Fügungen mit super
super Abend
super Ausrüstung
super Design
super Abfahrt
super Ausstellung
super Deutschland
super Abkühlung
super Ausstellungsmöglichkeiten
super Ding
super Abschluss
super Auswahl
super Dinger
super Abteilung
super Auto
super Dirigent
super Abwechslung
super Autobahntoiletten
super Discomusik
super Abwehr
super Autos
super Doppelpass
super Abwehrarbeit
super Ballbehandlung
super Draht
super Adresse
super Ballett
super DVB-T-Empfang
super Akrobatik
super Band
super Effekt
super Aktion
super Bedingungen
super Effekte
super Aktionen
super Beginn
super Eindruck
super Akzente
super Beitrag
super Einheit
super Allrounder
super Bestleistung
super Einstand
super Alternative
super Besuch
super Einstellung
super Ambiente
super Betreuung
super Einstimmung
super Analyseprogramms
super Betriebe
super Einzelleistung
super Anblick
super Bilanz
super Einzelspieler
super Andrang
super Bild
super Eis-Arena
super Angaben
super Bilder
super Eishockey-Spieler
super Angebot
super Blick
super Empfang
super Angriff
super Block
super Endspiel
super Anlass
super Boden
super Entertainer
super Anspielen
super Bonbon
super Entscheidung
super April
super Boxer
super Entwicklung
super Arbeit
super Brücke
super Erfahrung
super Arbeitgeber
super Brustschwimmer
super Erfolg
super Arbeitsplatz
super Bücher
super Erfrischung
super Arbeitstag
super Büfett
super Ergänzung
super Atmosphäre
super Bühnenbeleuchtung
super Ergebnis
super Attraktion
super Bühnenshow
super Erlebnis
super Aufbau
super Chance
super Ersatz
super Aufmachung
super Chancen
super Essen
super Aufschlag
super Charakter
super Europameisterschaft
super Auftakt
super Chef
super Event
super Auftritt
super Chefin
super Fähigkeiten
super Auge
super Co-Trainer
super Fahrer
57
super Ausbeute
super Darbietung
super Fahrwerk
super Ausbildung
super Darstellern
super Fans
super Ausblick
super Debüt
super Fasnacht
super Ausgangslage
super Deckung
super Feinmechaniker
super Ausgangsposition
super Dekolleté
super Feld
super Ausgleich
super Demonstration
super Fest
super Figur
super Hammer
super Kollege
super Film
super Handball
super Kollegen
super Filmkritik
super Handballer
super Grundordnung
super Film-Remake
super Haushalt
super Kombinationsfußball
super Flachbildschirmfernseher
super Hausmann
super Kompromiss
super Flanke
super Hausmeisterin
super Konditionen
super Flug
super Haustiere
super Kontakte
super Flutlichtanlage
super Hebefiguren
super Konzert
super Form
super Heimspiel
super Kooperation
super Freistoßtrick
super Herbstwetter
super Kostümen
super Frühschoppen
super Highlight
super Kuh
super Frühstückplatz
super Hilfe
super Kulisse
super Fußballspieler
super Hinrunde
super Kultur-Angebot
super Fußballer
super Hinserie
super Kumpel
super Gardetanz
super Karriere
super Lage
super Gäste
super Holzofenpizza
super Laktatwerte
super Geburtstagsfeier
super Holzpreis
super Länderspielen
super Gedächtnis
super Hotel
super Lauf
super Gefährt
super Hütte
super Laufstrecke
super Gefühl
super Idee
super Lebenserfahrung
super Gegend
super Ideen
super Leid
super Geheimtipp
super Individualist
super Leistung
super Geländewagen
super Integration
super Leistungen
super Gelegenheit
super Jahr
super Leute
super Gemeinschaft
super Jahresende
super Level
super Gemüse
super Jahrgang
super Lied
super Generalprobe
super Job
super Liveband
super Geschäfte
super Jugend
super Lösungen
super Geschäftsidee
super Jugendarbeit
super Mann
super Geschenkideen
super Jugendtruppe
super Mannschafserfolg
super Geschichte
super Junge
super Mannschaft
super Gespräch
super Kaffee
super Mannschaftsleistung
super Gespür
super Kampf
super Massage
super Geste
super Kanzlerkandidaten
super Match
super Gewerbegebiet
super Karrierestart
super Materialien
super Weitsprung
super Karten
super Mensch
58
super Gewinne
super Kerl
super Menschen
super Gewinn-Paket
super Kindheit
super Mitmenschen
super Griff
super Klamotte
super Mitspieler
super Grundlage
super Kletterwände
super Mittagstisch
super Gruppe
super Klima
super Mix
super Halt
super Koch
super Modell
super Hamburg
super Köchin
super Möglichkeit
super Moment
super Preis-Leistungs-Verhältnis
super Schuss
super Momente
super Prinzenpaar
super Schusstechnik
super Moral
super Profi
super Schwimmerin
super Motivation
super Programm
super Serie
super Münzsortierer
super Projekt
super Service
super Musik
super Publikum
super Set
super Musiker
super Pünktlichkeit
super Schluchten
super Musikprogramm
super Qualität
super Show
super Muskulatur
super Rahmenprogramm
super Showprogramm
super Nachbarschaft
super Reaktion
super Sicht
super Nachfolger
super Rechner
super Signal
super Nachmittag
super Reflex
super Sitzung
super Nachrichten
super Reflexen
super Sketch
super Name
super Regen
super Solisten
super Namen
super Rekordbadetag
super Solo
super Naturerlebnisse
super Rennen
super Solos
super Neon-Show
super Rennfahrer
super Sommer
super Neuzugänge
super Resonanzkörper
super Sommer-Wetter
super Niveau
super Resultat
super Noten
super Rhythmus
super SommerwetterWochenende
super Sonderangebote
super Nummer
super Rhythmusgefühl
super Songs
super Organisation
super Rock-Party
super Sonne
super Paket
super Rodelbahn
super Sonnenschein
super Papa
super Butterbrot
super Sound Design
super Paraden
super Roman
super Spaß
super Pärchen
super Rückendeckung
super Spaßrutschen
super Partie
super Rückenwind
super Spiel
super Party
super Rückrunde
super Spiele
super Partystimmung
super Rundblick
super Spieler
super Pass
super Runde
super Spielfläche
super Performer
super Rundkurse
super Spielplatz
super Pfarrteams
super Sache
super Spielverständnis
super Pferd
super Saison
super Spielzeuge
super Pflicht
super Salate
super Spielzügen
super Phase
super Schauspieler
super Sport
59
super Pistenverhältnisse
super Schlagermusik
super Sportheim
super Plan
super Schlittschuhläufer
super Sportlehrer
super Plattform
super Schnäppchen
super Sportler
super Platz
super Schnappschuss
super Sportstadt
super Plätze
super Schneeverhältnissen
super Sprünge
super Platzierung
super Schnitt
super Sprungkraft
super Powerplay-Auftritt
super Schritt
super Stadion
super Preise
super Schulleiterin
super Stadt
super Stammgäste
super Träger
super Wetters
super Start
super Trainer
super Wettkampf
super Startbedingungen
super Trainingsbedingungen
super Wettkämpfe
super Statussymbol
super Trainingsbeteiligung
super Wink
super Stechen
super Truppe
super Winter
super Stimme
super T-Shirt-Wetter
super Winterveranstaltung
super Stimmen
super Turnier
super Woche
super Stimmung
super Tüten-Träger
super Wochenende
super Story
super Typ
super Zahl
super Strategie
super Typen
super Zeit
super Strecke
super Überblick
super Zugabe
super Sturm
super Überschrift
super Zusammenarbeit
super Stürmer
super Übung
super Zusammenhalt
super Geruchsexperten
super Umfeld
super Zusammenspiels
super Superstar
super Umsetzung
super Zustand
super Tag
super Unterbau
super Zweck
super Talent
super Unterbrechung
super Haltung
super Tanz
super Unterhaltung
super Kunden
super Tanzdarbietungen
super Unterricht
super Künstler
super Tänze
super Unterstützung
super Kurstadt
super Tänzer
super Veranstaltung
super Urlaub
super Tanz-Show
super Verbindung
super Kochbuch
super Team
super Verdienst
super Zeugnis
super Teamgeist
super Verein
super Laune
super Teamleistung
super Verfassung
super Kameradschaft
super Teamverhalten
super Verhalten
super Übersicht
super Technik
super Verhältnis
super Angelegenheit
super Temperament
super Verstärkung
super Tempospiel
super Visitenkarte
super Tennis
super Vorarbeit
super Test
super Vorbereitung
super Thema
super Vorbild
super Timing
super Vorhand
super Tipp
super Vorlage
60
super Mischung
super Vorrunde
super Tombola
super Wahlergebnis
super Torchancen
super Wahlkampf
super Tore
super Wasserqualität
super Torfrauen
super Weg
super Torhüter
super Werbemaßnahme
super Torhüterin
super Werbung
super Torhüterleistung
super Wert
super Torwart
super Wetter
6.2 Substantive mit SuperSuper-8-Filme
Superbibliothek
Super-Dienstag
Superabend
Super-Bild
Superdiktator
Superabsorber
Superbischöfe
Superding
Superachterbahn
Super-Bitch
Superdisco
Super-Adler
Super-Block
Super-Disco
Superaffe
Super-Blondinen
Super-Disko
Superagent
Superbombe
Superdog
Super-Airbus
Superbomber
Superdome
Superaktionen
Superboom
Super-Dreierquote
Super-Alex
Super-Bordell
Super-Dribblers
Super-Alternative
Superbörse
Superdroge
Super-Ampeln
Superbösewicht
Superdrummer
Superangebot
Super-Boss
Super-Duo
Super-Angebote
Superbreak
Super-Ei
Superangriff
Superbrille
Super-Entscheidung
Superapfel
Super-Brummis
Super-Erde
Superarbeit
Superbude
Super-Erdnüsse
Super-Arbeit
Superbulle
Supererfahrung
Super-Arbeitsklima
Superbussen
Super-Erfolg
Superarena
Superchampion
Superergebnis
Super-Arena
Super-Chaos
Super-Ergebnis
Superarmee
Super-Chefarzt
Superernte
Superathlet
Superchip
Superevent
Super-Atmosphäre
Superchirurgen
Super-Fachärzte
Super-Auftakt
Super-Cliquenticket
Superfan
Super-Auftritt
Super-Comeback
Super-Fan
Super-Auktionen
Supercomputerleistung
Superfarben
Super-Ausflug
Supercomputerlösung
Superfedergewichtler
Super-Ausstrahlung
Supercomputern
Superfeeling
Superauto
Super-Cops
Superfete
61
Super-Auto
Super-Coupé
Super-Fiesling
Superband
Super-Cowboy
Super-Finale
Super-Band
Super-Cross
Superflieger
Super-Bands
Super-Dach
Superflughafen
Superbart
Super-Dad
Superflugzeug
Superbasketballer
Superdealer
Superform
Superbau
Superdeiche
Super-Frage
Superbauten
Superdelegierte
Superfrau
Superbayern
Superdesigner
Super-Frau
Superbehörde
Superdetektiv
Superfrauen
Superbenzin
Superdeutschen
Superfrucht
Super-Berufserfahrung
Superdezernent
Superfrüchte
Superbeschleuniger
Superdichter
Superfund
Super-Fußballer
Super-Idee
Superkontinents
Super-Fußballjahr
Superimperialismus
Superkonzern
Supergau
Superinfektion
Super-Kracher
Super-GAU
Superinvestoren
Superkräfte
Super-Gedächtnis
Superjahr
Super-Kraftstoff
Super-Gedenkjahr
Super-Jannie
Superkran
Supergefühl
Superjet
Super-Krimi
Super-Gefühl
Superjob
Super-Kulturereignis
Supergegner
Super-Job
Superkünstler
Supergeheimdienst
Superjumbos
Superkuratoren
Supergehör
Super-Kaders
Superlaune
Super-Gehör
Super-Kameradschaft
Superleben
Super-Gelegenheit
Super-Kampfanzug
Superlehrern
Supergemälde
Superkanzler
Superleichtgewicht
Super-Gerster
Superkapitalismus
Superleistung
Supergescheiter
Superkapitalisten
Super-Leistung
Supergeschichte
Superkarte
Super-Licht
Supergewerkschaft
Superkatastrophe
Super-Liebeserklärung
Supergewichte
Super-Keeper
Superliga
Supergewinn
Superkehrer
Superlimonade
Supergift
Superkeime
Superlook
Supergirl
Superkenner
Superlotto
Super-Grip
Super-Kick
Super-Luftfahrtkonzern
Super-Großmeister
Superkiller
Super-Lügners
Supergroup
Super-Killerkeim
Super-Macho
Supergrundrecht
Superkind
Super-Machos
Super-Grüppchen
Superkino
Supermacht
Supergruppe
Super-Kinos
Supermächte
Superhafen
Superkisten
Super-Magier
62
Superhartstoff
Super-Klasse
Supermamas
Superhausfrau
Superkleber
Superman
Superheld
Superklub
Supermann
Superhelden
Super-Knipser
Supermänner
Superheringen
Superkoch
Super-Mario
Superhexenspruch
Super-Kombi
Supermarkt
Superhirn
Super-Kombination
Supermärkten
Superhit
Superkomet
Supermaschine
Superhits
Super-Komfort
Super-Medley
Super-Hitze
Superkomissariat
Super-Meerschweinchen
Superholding
Superkommissar
Supermensch
Super-Hotel
Superkomödie
Supermenschen
Superhund
Superkondition
Super-Michi
Superidee
Superkontinent
Supermikroskop
Super-Millionäre
Superplatz
Superschau
Superminis
Super-Polizei
Superscheibe
Superminister
Superpolizistin
Super-Scheiße
Super-Minister
Superposition
Superschema
Superministerium
Super-Postmoderne
Superschiffe
Superministers
Superprämienziehung
Super-Schiffsbeteiligung
Supermitarbeiter
Superpreis
Super-Schlagzeugsolo
Super-Mitarbeiter
Superprodukt
Superschnäppchen
Supermittelgewicht
Superprogramm
Super-Schnäppchen
Supermodel
Superprojekt
Superschnecken
Super-Model
Superprovinz
Superschnee
Super-Moderatoren
Superpubertät
Super-Schneemann
Super-Möglichkeiten
Superpunk
Super-Schnellzuges
Super-Monopolen
Super-Punktzahl
Superschuhe
Super-Moslem
Superqualität
Superschurken
Supermotoren
Superrakete
Super-Schützenbrille
Super-Motorrad
Super-Raub
Super-Schweini
Supermuseum
Super-Razzia
Superschwergewicht
Super-Musikanlage
Superrechner
Superschwergewichtler
Super-Mutter
Superreferat
Super-Schwindler
Supermütter
Super-Reflex
Superseminar
Supermutti
Superregister
Super-Sepp
Super-Nachlässe
Superreiche
Superserie
Supernanny
Superreichen
Super-Serie
Supernannys
Superreichtum
Super-Service
Supernase
Super-Reitlehrer
Super-Sex
Supernasen
Superrekord
Super-Sextett
Supernation
Superrennen
Supershow
63
Super-November
Superrentner
Super-Showtanz
Superöko
Super-Resonanz
Supersieg
Superoper
Super-Riesenrutsche
Supersitzung
Super-Optimist
Superrisiko
Super-Slowmotion
Superorgeln
Superritt
Supersoldaten
Superoxid-Dismutase
Superröhren
Supersommer
Super-Paket
Superroutinier
Super-Sommer
Super-Papagei
Super-Runde
Super-Sommerwetter
Superpapst
Superrutsche
Super-Sonntag
Super-Parkplatz
Supersache
Super-Sozialministerium
Super-Party
Super-Sache
Supersparpreis
Superphénix
Super-Saison
Supersparpreisen
Superphosphat
Supersänger
Supersparticket
Superpille
Supersatellit
Superspeicher
Superplatten
Supersaubermann
Superspiel
Super-Spiel
Super-Teamgeist
Superwaljahres
Superspion
Superteams
Super-Weg
Supersportler
Supertechnikers
Superweib
Supersportmodell
Superteleskop
Superweibern
Supersportwagen
Supertempo
Super-Weine
Super-Sportwagen
Superterminals
Super-Weinernte
Supersprint
Superterrorist
Superweite
Super-Sprint
Supertest
Superwelt
Supersprinter
Super-Ticket
Superweltmacht
Supersprung
Supertor
Super-Werbung
Supersprünge
Super-Torhüter
Superwetter
Super-Sprüngen
Super-Trainer
Superwillen
Superstaat
Supertransfer
Superwinter
Superstadion
Supertrawler
Superwirbel
Superstar
Supertreffer
Super-Wochenende
Super-Star
Supertrompetensolo
Super-Yacht
Superstars
Supertruppe
Superzahl
Superstart
Super-Truppe
Superzeichen
Super-Start
Super-Tuesday
Super-Zeichen
Superstatur
Superturnier
Super-Zeit
Super-Stau
Super-Turnieren
Superzeitlupe
Superstaudamms
Supertyp
Superzeugnis
Superstaus
Superüberraschung
Super-Zicke
Supersterne
Super-Uni
Super-Zins
Superstimmung
Super-Unkraut
Super-Zirkus
Super-Stimmung
Super-Urlaub
Superzug
Super-Storch
Superveranstaltung
Superzüge
64
Superstrategin
Superveranstaltungen
Superstücke
Super-Verein
Supersturm
Superverlierer
Superstürmer
Super-Verteidigung
Supersuche
Super-Virus
Supersymmetrie
Supervogels
Supersystem
Supervollmachten
Supertag
Super-Vorstellung
Super-Tag
Super-Vorträge
Supertaifun
Supervulkane
Supertalent
Superwaffe
Supertalente
Superwaffen
Supertanker
Superwagen
Super-Tarifen
Superwahljahr
Super-Tarifjahres
Superwahltag
Super-Team
Super-Währung
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6.3 Klassifikationsbaum
66