2. Korinther 5,19-21 Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit

2. Korinther 5,19-21
Gott war in Christus und vers€hnte die Welt mit sich selber und rechnete
ihnen ihre S•nden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von
der Vers€hnung.
So sind wir nun Botschafter an Christi Statt, denn Gott ermahnt durch
uns; so bitten wir nun an Christi Statt: Lasst euch vers€hnen mit Gott!
Denn er hat den, der von keiner S•nde wusste, f•r uns zur S•nde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit w•rden, die vor Gott gilt.
1. Eine gute und eine schlechte Nachricht: VersÄhnung
Gott vers€hnte die Welt mit sich selber.
Das ist die gute Nachricht, die wir jeden Karfreitag neu feiern. Nun wissen wir, dass es nicht nur gute Nachrichten gibt. Es gibt leider auch eine
schlechte Nachricht – sozusagen als R•ckseite der guten Nachricht. Und
die sagt uns, dass wir Vers€hnung mit Gott n€tig haben.
Die schlechte Nachricht ist uns nur zu gelƒufig. Unsere Nachrichten
leben davon: Sie erzƒhlen uns von Streit und Konflikten •berall dort wo
sich Menschen begegnen, zwischen Nationen, Kulturen, Rassen und
Klassen. Zerbrechende Ehen, Gewalttƒtigkeit, Missbrauch von Kindern,
Hass und Terror.
Wir kennen UnversÄhnlichkeit in der eigenen Familie und in der Nachbarschaft. Wir kennen die ZerrÅttung von Beziehungen •ber viele Jahre hin. Jeder hier in der Kirche ist davon betroffen. Wir erleben, dass in
unseren Konflikten keine Rechthaberei helfen kann. Alles ist schon
ausgereizt. Helfen kann nur noch Vers€hnung.
Wie viele leben unvers€hnt mit ihrem eigenen Lebensschicksal. Da ist
man zu kurz gekommen. Da liegen Versƒumnisse und Enttƒuschungen
und eigenes Schuldigwerden auf der Seele. Das f•hrt zu Bitterkeit gegen
sich selbst und oft auch gegen andere. Mit einem Satz k€nnen alte Wunden wieder aufbrechen.
Wie viele sagen sich: Wie konnte ich nur? Wie eine Wolke hƒngen
SelbstvorwÅrfe dunkel in unser Leben. Hier w•rde nur noch Vers€hnung helfen. Wenn mich einer gerecht spricht und alle eigenen Anklagen schweigen k€nnen.
Das alles ist nur die ÇuÉere Seite unserer Not. Die innere Seite ist, dass
alle Konflikte den Bruch mit Gott widerspiegeln. Es doch gar nicht daran zu denken, dass gerade diese Beziehung von Zerrbruch frei sein sollte.
Aber von Gott hei„t es: Er rechnete ihnen ihre S•nden nicht zu!
Es ist kaum zu glauben, dass Menschen das Wunderbarste, das Gr€„te
nicht in Anspruch nehmen: die Vers€hnung, die Gott uns anbietet. Er
vers€hnte die Welt mit sich selber!
Er versÄhnte uns – und wie viele hadern weiter, mit sich, mit den anderen, mit Gott! Egal wie alt wir werden, die Bitterkeit kann immer noch
wachsen! Ja, wir haben alle Karfreitag n€tig.
2. Der Mittler
Gott vers€hnt die Welt mit sich selber. Er setzt daf•r einen Mittler ein,
einen Schlichter. Wir kennen das aus anderen Konflikten. In der Schule
gibt es Streitschlichter, Tarifparteien und sogar gesetzgebende K€rperschaften kommen nicht ohne Schlichtungsverfahren aus. Auch Gott setzt
einen Schlichter ein. Sein Geschick ist ein Spiegel f•r unser zerr•ttetes
Verhƒltnis zu Gott.
Menschen wollen Gott los sein. Wir wollen selber das Sagen haben und
unsere eigenen Herren sein. Wir wollen selber wie Gott sein. Jeder Karfreitag f•hrt uns vor Augen, wie die Welt Gott los werden m€chte, wie
sie versucht, ihn aus der Welt heraus zu kreuzigen. Aber wir konnten ihn
nur in diese Welt hinein kreuzigen. Am Kreuz haben wir ihn in die Tiefe von Leid und Schuld und Tod hineingest•rzt, damit Jesus noch in der
letzten Gottesferne als Mittler, als Vers€hner seinen Sieg feiern kann.
Das Kreuz auf Golgatha ist darum eine gute Nachricht! Denn Gott war
in Christus.
Was am Karfreitag geschieht, ist kein Drama, das sich vor unseren Augen abspielt und hinter den Kulissen dieses schrecklichen Theaters steht
Gott als groÉer Regisseur und schaut zu, ob alles nach Plan geht. Vergessen Sie diesen Gott. Nein, Gott war in Christus. Er ist herausgetreten aus der Verborgenheit, aus seiner unumschrƒnkten Macht, aus seiner
Herrlichkeit und Ewigkeit.
In Jesus Christus ist Gott in dieser Welt, in der wir leben.
Unsere Welt hat sonst keinen Platz fÅr Gott. In Christus, da ist Gott f•r
dich da. Da ist Gott dir nahe. Da vers€hnt Gott die Welt mit sich selbst.
3. Die offene TÅr und die Einladung
Mancher hat das schon erfahren: wenn uns Schuld oder Sinnlosigkeit
oder irgendeine Verzweiflung •berfƒllt, wenn uns eine schwere Krankheit oder der Tod bedrƒngt, dann wissen wir, dass uns nur noch Gott
helfen kann. Jesus hei„t: Gott ist auf deiner Seite! Gott lƒsst dich nicht
los! Das ist die gute Nachricht!
Am Karfreitag, diesem gro„en Vers€hnungstag, erleben wir, was Jesus
in seinen Gleichnissen nur angedeutet hat: die TÅren des kÄniglichen
Saales sind weit geÄffnet und die Boten werden ausgesandt, alle einzuladen, die Guten und die B€sen, Gott Entfremdete und Fromme, die verlorenen T€chter und S€hne, die ihr Leben versaut haben - alle ruft Gott
am Kreuz zu sich.
Das Kreuz ist die offene TÅr, durch die Gott in letzter Konsequenz auf
unserer Seite kommt. Das Kreuz ist der Weg, auf dem Gott zu dir
kommt. Darum ist das Kreuz auch der Weg, auf dem du zu Gott kommst.
Das Kreuz, die T•r, die f•r dich offen steht ins Vaterhaus Gottes.
Und wir sind immer wieder gefragt, ob wir das glauben, ob wir Jesus,
den Mittler, annehmen. Willst Du Gott annehmen, der dir am Kreuz und
sonst nirgends Gemeinschaft mit sich selber schenkt?
4. Die offene Rechnung wird bezahlt
Was macht Gott da auf Golgatha an diesem Vers€hnungstag mit seiner
Welt?
Gott rechnet uns unsere S•nde nicht an. Ich formuliere das mal positiv:
Gott vergibt S•nde. Paulus sagt: er hat Christus zu S•nde gemacht, damit wir gerecht werden.
Wenn ein Preis vergeben wird, ein Lottogewinn, dann ist er weg. Nur
der, der ihn bekommen hat, der hat ihn. Wenn ein Arbeitsplatz vergeben
wird, ist er weg. Er ist vergeben. So vergab Gott alle S•nde an Jesus.
Verstehen Sie, wenn Gott dir die Schuld vergibt, dann vergibt er sie an
Jesus und damit ist sie weg.
Mit der S•nde vergibt er auch die Konsequenzen, nƒmlich die Strafe.
Die Strafe liegt auf ihm, damit wir Frieden haben. Umgekehrt vergibt er
auch das, was Jesus gehÄrt, nƒmlich Gerechtigkeit und ewige Gemein-
schaft mit Gott. Das ist ein Existenztausch, damit wir die Gerechtigkeit
w•rden, die vor Gott gilt.
Herzlichen GlÅckwunsch, du hast gewonnen. An dich wird ein Leben
im Frieden mit Gott, ein Leben in der Liebe des Vaters vergeben. Die
Frage lautet jetzt nur noch: nimmst du diesen Gewinn an? Bei Martin
Luther lese dazu: glaubst du, so hast du. Glaubst du nicht, so hast du
nicht.
5. Wo kommen wir da hin?
Man fragt sich ja beim Nachdenken so allerhand. Zum Beispiel, wo kƒmen wir in unserer Welt hin, wenn wir so bedingungslos vergeben w•rden. Stellen Sie sich Verbrechen vor, Grausamkeiten, Betrug und Hartherzigkeit. Wo kƒmen wir hin, wenn die MissbrauchsfÇlle nicht ans
Licht gebracht und verfolgt w•rden, sondern alles unter einem Deckmantel des Schweigens bliebe? Wir legen mit Recht Wert darauf, dass
Rechnungen beglichen werden, dass es Gerichte gibt und ein Kriegsverbrechertribunal. In unserer Welt brauchen wir diese Art von Gerechtigkeit.
Aber Gott ist darum Gott und nicht ein Mensch. Und der Himmel ist
nicht die Erde. Und Karfreitag ist kein Tag wie alle Tage, weil hier Gottes bedingungslose Liebe und Gnade das Tor zum Himmel aufst€„t. Am
Karfreitag werden wir zur Gerechtigkeit, die vor Gott gilt.
So soll auch unser Leben kein Gerichtshof sein, als m•ssten wir alte
Rechnungen verwalten, als k€nnten wir dadurch noch irgendetwas gewinnen. Unser Leben darf versÄhnt sein.
Hier m•ssen wir zwar unsere Rechnungen bezahlen, aber vor Gott
kommen wir damit nicht durch. Vor Gott hilft uns nur die Gnade weiter. Vor Gott hilft uns nur Jesus weiter, der den Weg der Liebe f•r uns
bis zum Ende ging, zum Tod am Kreuz. Da wird uns vergeben: die
Schuld und die Gerechtigkeit und der Himmel. Jesus bezahlt unsere Lebensrechnung bei Gott.
Stell dir vor, dass du auch die anderen offenen Rechnungen deines Lebens durchstreichst, durchkreuzen lƒsst.
Glaubst du, so hast du! Amen.