Rosas von Rosa Braun

Die stimmungsvolle
Präsentation spricht
die Kundschaft von
Globus Zürich-City an.
Rosas von Rosa Braun
D
ass jemand von Rosa
Braun persönlich bedient werden möchte, kommt ab und zu
vor. Doch für die
meisten Kunden ist klar, dass es sich um
eine Marke handelt. Allerdings ist der
Name nicht einfach der Phantasie entsprungen. Er ist eine Hommage an Rosa, die Mutter von Rochus Braun, Inhaber von Floristik Design Braun in Wil
bei St. Gallen. „Rosa Braun“ ist sein
neuestes Projekt: eine Filiale im Kaufhaus Globus an der Bahnhofstraße, der
Zürcher Flanier- und Einkaufsmeile.
Dem Geschäftsmann war bewusst, dass
„Rosa Braun“ einen persönlicheren
Touch hat als der Name des Hauptgeschäfts – und somit mehr Möglichkeiten der Vermarktung in sich trägt.
30 Floristen bewarben
sich – einer wurde auserwählt, um im Flaggschiff der Schweizer
Kaufhauskette Globus
eine Filiale zu eröffnen.
„Man soll das machen, wo man sich zuhause fühlt, wo man glaubt, sich gut
einbringen zu können“, ist eine Devise
von Braun. Vom Inserat in der Schweizer Fachzeitschrift „der florist“ fühlte er
sich angesprochen: Zur Neueröffnung
der komplett renovierten KaufhausFiliale Zürich-City wurde ein neuer
Florist gesucht. Was Harrods für die
Briten ist, ist Globus für die Schweizer.
Es gilt als das exklusivste Warenhaus
des Landes. Kein Wunder, dass sich
30 Blumengeschäfte auf die Anzeige bewarben. In einem so genannten „MoodPaper“ steckten die Globus-Verantwortlichen die Rahmenbedingungen
ab, erklärten, welche Atmosphäre sie
sich für das Blumengeschäft vorstellten. Anschließend mussten die Bewerber in einem Business-Plan zeigen, wie
sie ihre Ideen umsetzen wollten. Was
den Ausschlag gab, kann Braun nur erahnen. Sicherlich waren sein Hauptgeschäft und seine überregional bekannte Event-Floristik gute Referenzen.
Vielleicht spielte auch der Name eine
Rolle, denn Globus wünschte sich die
Rose als Hauptsortimentsträger.
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BETRIEBSFÜHRUNG
Von Strategie spricht Braun ungern.
Vieles habe sich einfach so ergeben. Ein
Quäntchen Glück hätte ihn immer begleitet, meint der Florist bescheiden.
Von außen betrachtet, scheint der Erfolg aber vor allem daran zu liegen, dass
Rochus Braun bei allem, was er tut, eine klare Linie verfolgt – und sich die
Liebe zum Metier
über all die Jahre bewahrt hat. „Es ist die
Materie, die einfach
wirklich
wunderschön ist und die Tatsache, dass man die Jahreszeiten hautnah miterlebt“, sagt er schwärmerisch.
Durch die Event-Floristik ist Braun gewohnt, in größeren Dimensionen zu
planen. Diese Fähigkeit hat er schon
mehrmals an der Garten- und Lifestyle-Messe „Giardina“ in Zürich bewiesen. In diesem Jahr machte er dort
die Kaufhaus-Filiale, die 2005 eröffnet
wurde, einem größeren Publikum bekannt. „Florale Monumente“, der Titel
der Sonderschau, verdeutlicht Brauns
Humor. Die Ausstellungsstücke waren
kaum größer als eine Handfläche. In einer Box waren entlang der Wand so genannte Rosas zu sehen, kleine Schachteln, die Geschichten erzählen: „Mehr
Blütenmeer“, „Immer ist jetzt“ oder
„Sehnsucht“ sind die poetischen Titel
der kleinen Geschenkideen. Sie wurden nicht nur auf der
Messe gezeigt, sondern werden auch im
Globus und im Internet-Shop angeboten.
Durch Mundpropaganda haben sich für Braun immer wieder neue Geschäftsfelder eröffnet. Angefangen hat alles mit der Handelsgärtnerei und dem Blumenladen der
Eltern. Für Rochus Braun stand schon
als Kind fest, dass er beruflich etwas mit
Pflanzen machen wollte. Auf die Gärtner- folgte die Floristenlehre, anschließend die Weiterbildung zum Gärtnermeister. Die Meisterschule für Floristen
brach er nach einem halben Jahr ab,
denn die Weiterbildung war nicht mit
seiner Aufgabe als Geschäftsinhaber
vereinbar.
Die Gärtnerei stellt – bildlich gesprochen – für den Blumenladen die Lunge dar, doch faktisch hat sie an Bedeutung verloren. Für Stammkunden werden dort Kübelpflanzen überwintert,
Importe werden zwischengelagert,
produziert wird nur noch wenig. Eine
Spezialität, die von Kunden sehr geschätzt wird, sind Alte Rosen. Sie sind
recht pflegeleicht und die Floristinnen
schneiden selbst, was sie für ihre Werkstücke benötigen.
Für Braun ist es ein besonderes Anliegen, die Wertschätzung seiner Kunden
zu erhöhen. Deshalb zählt auch ein
umfangreiches Kursangebot für Laien
zum Dienstleistungsmix. Als er das Angebot zusammen mit seiner Lebenspartnerin Angelika Kuttruff 1990 lancierte, erntete er von Kollegen mehr Tadel als Lob. Mittlerweile sind viele seinem Beispiel gefolgt. Denn Kunden,
die einmal selbst floristisch tätig waren,
„Die eigenen
Sinne immer
wieder schärfen“
In aller Kürze
➜ Das Hauptgeschäft Floristik
Design Braun eröffnete 1988 in
der Innenstadt von Wil, in den
Arkaden der Altstadt. Seit 1998
befindet sich das Geschäft in
den heutigen Räumlichkeiten,
einer ehemaligen Werkstatt für
Reisebusse. Die hohen Räume
konnten nach eigenen Vorstellungen umgebaut werden und
stellen die Blumen, Pflanzen
und Werkstücke wie auf einer
Bühne zur Schau. „Floristik Design Braun“ beschäftigt 14 Floristen, davon fünf Auszubildende. Für Event-Floristik werden
zusätzlich noch Teilzeitkräfte
und Freelancer engagiert. In der
Filiale „Rosa Braun“ in Zürich arbeiten vier Floristen.
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schätzen die Arbeit des Floristen mehr
als andere. Letztendlich haben die Kundenkontakte schon so manchen Auftrag nach sich gezogen, zum Beispiel
die Gestaltung einer Terrasse. In den
letzten Jahren ist dies ein interessanter
neuer Geschäftszweig geworden. Gerade luxuriöse Eigentumswohnungen
sind oft von großzügigen Terrassen umgeben. Für den gelernten Gärtner und
Floristen sind diese Aufträge sehr reizvoll. Wichtig aber ist, schnell zu sein:
BETRIEBSFÜHRUNG
Hat sich der Kunde erst einmal entschieden, etwas zu verändern, wünscht
er sich eine rasche Umsetzung. Kommt
die Offerte zu spät, suggeriert dies, dass
auch der Auftrag möglicherweise nicht
termingerecht ausgeführt wird. Braun
ist dies bisher zum Glück nur einmal
passiert. Aber er ist sich der Gefahr bewusst, an vielen Fronten gleichzeitig
tätig zu sein.
So verschieden die Tätigkeitsfelder von
Braun sind, so klar ist seine Philosophie,
wenn es um die Handwerkskunst geht.
„Die Blume trägt in sich schon so viel
Schönheit, dass man sie unterstützen,
aber ihr nicht den eigenen Willen aufzwingen sollte.“ Der Werkstoff steht
immer im Vordergrund und Accessoires werden nur sparsam eingesetzt.
Mit Respekt vor der Natur versucht er,
die eigenen Sinne immer wieder zu
schärfen. Das ist für ihn das Wichtigste.
Frustrierend im Alltag des Floristen sei
die Tatsache, dass man eigentlich nie
voll für seinen Einsatz entlohnt werde.
Jedes Werkstück ist ein „Prototyp“.
Hinzu kommt der eigene Berufsethos,
die Tatsache, dass man mit dem Resultat zufrieden sein möchte. Die Gefahr
besteht darin, dass immer ein Stückchen mehr Grün verarbeitet wird als
der Kunde eigentlich bereit ist zu zahlen. Einsparungsmöglichkeiten sieht
Braun allein in der Kreativität. „Mit wenig eine große Wirkung erzielen, ist die
tägliche Herausforderung.“
■
Carmen Hocker, Winterthur/CH,
www.stilbluete.ch
Fotos: Hocker
Polarisierter Markt
An der Filiale im Kaufhaus Globus reizte Rochus Braun die Idee,
neue Kundenkreise anzusprechen. Floristik
Design Braun ist zwar
schon jetzt in der
ganzen Schweiz tätig,
doch gerade die Zürcher Klientel verspricht
weitere Synergien.
Von der Tragetasche
bis hin zum Anhänger sind alle Werbeträger in einer einheitlichen Linie gestaltet.
➜ Blumenbüro-Holland-Studie. Nach Einschätzung des Fachhandels ist in der Schweiz eine „Discounterisierung“ des Einkaufsverhaltens festzustellen. Insbesondere für den Eigenbedarf wird häufig im Lebensmittelhandel eingekauft. Dort
locken: One-Stop-Shopping, gutes Preis-Qualitätsverhältnis,
Convenience sowie „fair gehandelte“ Blumen und Pflanzen.
In Bezug auf das Sortiment, die Präsentation und Verpackung bleiben noch viele Wünsche offen. Der Fachhandel
wird bevorzugt, gerät aber immer stärker unter Druck.
Wer im Fachhandel kauft, gönnt sich Luxus und hat hohe
Erwartungen an das Ergebnis. Kreativität und Originalität
sind kaufentscheidend. Die gekauften Sträuße sind größer
und teuer und sollen – als Geschenk und für den Eigenbedarf – sehr speziell sein. Seltene Blumensorten stehen für
Exklusivität und Individualität.
Welcher Florist in diesem polarisierten Markt erfolgreich
sein kann, hängt auch von seiner Selbsteinschätzung ab.
Eine eher abwartende Haltung, fehlende Management- und
Führungskompetenzen, Verunsicherung und KonjunkturPessimismus bergen das Risiko, zu statisch zu agieren. Demgegenüber stehen unternehmerisch denkende Floristen, die
positiv in die Zukunft blicken, einen attraktiven Standort
wählen und expandieren wollen. Service, Trendorientierung
und Flexibilität sind ihre Stärken. Sie gehen aktiv auf Kunden zu, bieten ein spezielles Sortiment und polarisieren dabei zwischen Massenbedarf und Nischenprodukten. (BBH)
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