Laudiation für Herrn Staatsminister a.D. Josef Miller Im Rahmen der

Laudiation für Herrn Staatsminister a.D. Josef Miller
Im Rahmen der Überreichung der Ordensinsignien der Stiftung Mérite Européen
28. Juni 2015 um 10:30, Historisches Rathaus der Stadt Memmingen
Marktplatz 1, 87700 Memmingen
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Holzinger,
Sehr geehrte Frau Generalsekretärin,
Sehr geehrter Herr Landesrat,
Sehr geehrter Herr Präsident,
Sehr geehrter Herr Kommissar a.D.,
Lieber Herr Staatsminister a.D., lieber Josef,
ich bin sehr erfreut und geehrt heute im schönen Bayern und der Stadt Memmingen die
Laudatio auf ihren Ehrenbürger, einen herausragenden Politiker und einen vordenken
bayrischen Europäer halten zu dürfen: Staatsminister a.D. Josef Miller.
Der Preis der Stiftung Mérite Européen, deren Leitspruch es ist „Europa wollen – seine
Probleme erkennen und für seine Verwirklichung handeln“ ist ein renommierter Preis, der
Europa als Friedenswerk fördern möchte und den Einsatz jener hervorhebt, die an der
europäischen Idee festhalten und für ein Europa ohne Grenzen und für das Europa der Bürger
kämpfen.
Wer ist daher als Preisträger besser geeignet als unser lieber Josef Miller, ein
Ausnahmepolitiker, ein Mann, der immer seinen Bürgern gedient hat und noch immer dient.
Wenn man sich seinen Lebenslauf uns seine Verdienste anschaut ist es eigentlich eine
Auflistung eines „Machers“, der, wenn er von der Sache überzeugt ist, nicht zurück schreckt
für seine Überzeugung zu kämpfen. Wie Josef Miller einmal selbst über sich sagte: „ich bin
angetreten um Probleme zu lösen und meine Ziele zu erreichen“.
27 Jahre lang war Herr Miller im bayrischen Landtag aktiv. Davon war er vier Jahre lang
stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CSU. Josef Miller war für drei Jahre Staatssekretär
und dann 10 Jahre lang Minister Bayerns für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Er war
auch ein viertel Jahrhundert an der Spitze der hiesigen CSU Memmingen und seit 1996
ununterbrochen Mitglied des Stadtrates.
Hiermit auch gleich ein Lob und Dank an Deine Gattin Elisabeth, die Dir stets mit Rat und Tat
zur Seite gestanden hat! Danke!
Den politischen Ämtern folgt noch eine lange Liste an Auszeichnungen - um nur ein paar zu
nennen wie den Bayrischen Verdienstorden 1997, das Bundesverdienstkreuz am Bande 2003,
die Bayrische Verfassungsmedaille in Gold 2005, den Orden des Heiligen Gregors des
Großen 2013, die Max Schönleutner-Medaille der TU München (2013) und die
Ehrenbürgerschaft der Stadt Memmingen 2014. Stellen Sie sich vor – und das alles im zarten
Alter von 67 Jahren – knappe 2 Wochen vor Deinem 68. Geburtstag.
Sehr geehrte Damen und Herren,
aber keine Sorge, Herr Miller setzt sich nicht zur Ruhe sondern übernahm den Vorsitz der
Bayrischen Landesstiftung und ist auch weiterhin Vorsitzender der Schutzgemeinde Deutscher
Wald.
Bei seiner Arbeit hatten die Interessen der Bäuerinnen und Bauern, der Waldbesitzer sowie
die Belange der Ernährungswissenschaft und anderer Akteure im ländlichen Raum, stets
Vorrang. Dabei hat er immer versucht den wichtigen Interessen der gesamten Gesellschaft
Rechnung zu tragen. Daher wurdest Du zu Recht auch als „Anwalt der Bauern“ oder „Anwalt
der schwäbischen Heimat“ bezeichnet.
Das Ergebnis Deiner langjährigen Arbeit sieht man auch, wenn man nach Bayern kommt:
saftige Wiesen, gesundes Vieh, hohe Qualität an heimischen Produkten. Darauf darf man
stolz sein – und ich denke auch, dass sich Bayern beim G7 Gipfel vor wenige Wochen mit
diesem Bild exzellent präsentiert hat. Außerdem diese herrliche Luft – sie scheint eine gute
Voraussetzung für hervorragende Politiker zu sein.
Ich selbst bin Landwirt aus und mit Leidenschaft. Ich weiß welche großen Aufgaben man im
Blick haben muss, ich selbst hatte Positionen im französischen Bauernverbandes inne, um
eine gute Balance zu finden zwischen einerseits der Beibehaltung der bäuerlichen Werten und
andererseits der Offenheit gegenüber Erneuerung und Fortschritt. Und genau das, lieber
Josef, ist Dir gelungen.
Und auch noch wie? Du hast die bayrische Agrarpolitik in München, Berlin und Brüssel
exzellent vertreten und ihr, wenn nötig, mit starker Überzeugungskraft Gehör verschafft.
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich kann mich noch erinnern, als ich Dich, damals noch als Vorsitzender des
Agrarausschusses im Europäischen Parlament, nach Brüssel eingeladen hatte und sich einige
der Kollegen beschwert haben, warum denn plötzlich ein bayrischer Minister hier spricht. Ich
habe das kurzerhand abgedreht, indem ich erklärt habe, dass Du nicht als Länderminister
sondern als Agrarexperte hier eingeladen bist. Der Beginn einer langen und freundschaftlichen
Kooperation.
Um sich jedoch solche Anerkennung und Gehör über die Grenzen hinweg zu verschaffen,
muss man natürlich auf europäische Partner zugehen und auch Netzwerke nutzen. Ich weiß
zum Beispiel, dass sowohl EU Agrarkommissar Fischler als auch seine Nachfolgerin
Kommissarin Fischer Boel aus Dänemark immer ein offenes Ohr für Deine Anliegen – ob es
damals die Milchquote war oder andere Themen – hatten. Das ist wahrlich nicht jedem
gelungen.
Mir als Franzose aus dem Elsass wurden die guten Deutsch – Französischen Beziehungen
quasi in die Wiege gelegt, aber ich weiß, dass diese auch Josef Miller am Herzen liegen.
Sehr geehrte Damen und Herren,
Die Deutsch – französische Freundschaft ist Dreh- und Angelpunkt allen europäischen Tuns,
Zusammenwirkens und Werdens. Josef Miller ist dieser deutsch-französischen Freundschaft
auch deshalb verpflichtet, weil er weiß, dass nur wenn die deutsch-französische Freundschaft
gedeiht, auch in Europa die Dinge weitergehen.
Das hat Herr Miller früh erkannt und daher immer sehr engen Kontakt mit seinen
französischen Amtskollegen gepflegt.
Darunter zum Beispiel der damalige französische Landwirtschaftsminister Hervè Gaymard, der
bei Deinem Antrittsbesuch in Paris vorerst einen zwei stündigen Termin vorgesehen hatte,
diesen dann aber schnell um einige Stunden verlängert hatte nachdem die viele
Gemeinsamkeiten der agrarpolitischen Zielsetzungen zwischen Frankreich und Bayern
evident wurden. Vor wenigen Jahren hat er Dich auch wieder zu einem Gedankenaustausch
über die Probleme der Land- und Forstwirtschaft nach Chambery eingeladen. Herr Miller war
und ist, wie Sie sehen, ein gerngesehener Experte und Gast am internationalen Parkett.
Oder Michel Barnier, auch ein langjähriger Weggefährte von mir und jetziger Stellvertretender
Vorsitzender der Europäischen Volkspartei, der zuerst EU-Regionalkommissar und dann
Landwirtschaftsminister Frankreichs war, war ein enger Vertrauter von Josef Miller, mit dem
heikle Themen, wie die französische Position zur Milchkontingentierung besprochen wurden.
Sehr geehrte Damen und Herren,
Es gibt auch einige lustige Anekdoten aus dieser Zeit, nämlich als sich auf der Messe im
französischen Bussereau eine Kuh losgerissen hat und diese Kurs auf den damaligen
Staatspräsidenten Chirac genommen hat, warst Du es, lieber Josef, der die Kuh abgefangen
hat (wie Du später herausgefunden hattest war das auch noch eine deutsche Kuh, die dem
Landwirt Bögle aus Frickenhausen, nur 20 Kilomenter von Memmingen entfernt, gehört hat.
So ein Glück aber auch).
Auch mit anderen EU Mitgliedsstaaten, neben Frankreich auch mit Italien, Österreich und
Irland, oder den damaligen Beitrittsländern, allen voran Polen, hat Josef Miller auf politischer
Ebene stets gute Beziehungen gepflegt und den Dialog auf Arbeitsebene gefördert.
Ich kann Ihnen versichern, dass Herr Miller hat sein Amt als Vertreter des deutschen
Bundesrates voll ausgeschöpft hat ohne die Politik der Bundesregierung zu flankieren, was in
Europa sehr geschätzt wurde.
Wenn man über Europa spricht kommt man natürlich nicht umhin, um die sehr gute
Zusammenarbeit mit den Abgeordneten im Europäischen Parlament hervorzuheben. Allen
voran mein Freund Albert Dess, der heute mit uns diesen Festakt begeht, und der sich immer
für unsere Anliegen im Agrarausschuss im EP stark gemacht hat. Unterstützung hast Du auch
immer von Markus Ferber, Bernd Posselt und Angelika Niebler erhalten.
Mit all seinen internationalen Kontakten hat er jedoch auch immer das Wohl und die
Entwicklung der Region im Auge gehabt.
Sehr geehrte Damen und Herren,
Josef Miller hat zum Beispiel den Bau der Autobahn 96 vorangetrieben, er hat sich für die
Elektrifizierung der Bahnstrecke München – Lindau und den Allgäuer Flughafen eingesetzt als
auch Schulen und Bildungseinrichtungen in der Region gefördert und das Kompetenzzentrum
für nachwachsende Rohstoffe in Staubing aufgebaut. Die Förderung des ökologischen
Landbaus, der Almen und Alpen und der benachteiligten Gebiete zur Erhaltung einer
flächendeckenden Landwirtschaft hat sich unter seiner Zeit als Landwirtschaftsminister
maßgeblich verbessert.
Der Wert der heimischen Lebensmittelmärkte für bayrische Erzeuger zugunsten bayrischer
Spezialitäten, Zuchttiere, Agrartechnik, Nutzung erneuerbarer Energien als auch der
Dienstleistungen wurde gestärkt und den Konsumenten klar vor Augen geführt. Auch wenn ich
selbst ein Befürworter von TTIP (dem Transatlantischen Handelsabkommen mit der USA) bin,
ist für mich jedoch klar, dass unsere hohen Standards – vor allem wenn es um unsere
Lebensmittel geht – in keinem Fall herabgesetzt werden dürfen und dafür müssen wir
kämpfen.
Auch mit dem Waldumbauprogramm und dem Bergwaldprogramm zur Anpassung an den
Klimawandel wurden in Deutschland und europaweit Akzente gesetzt.
Wenn man sich zum Beispiel die Vorschläge der Europäischen Kommission zur Energie Union
ansieht, ist vor allem der Bereich der erneuerbaren Energien hervorzuheben. Unter
kontinuierlicher deutscher Führung kam es zu einer Veränderung unserer Energiemodelle,
mehr und mehr weg von der Nutzung fossiler Brennstoffe hin zur Förderung und Investition
von erneuerbaren Energien, was auch den Vorstellungen von Josef Miller während seiner Zeit
als Agrarminister entspricht. Aber damit ist klarerweise nicht an Deutschlands Grenzen
Schluss, denn Deutschland spielt auch eine Vorreiterrolle im internationalen Umfeld – wie wir
vor wenigen Wochen beim G7 Gipfel in Bayern gesehen haben.
Es wurde ein Durchbruch erzielt indem sich die Teilnehmer für ihre Staaten dazu verpflichtet
haben, die Erderwärmung unter 2 Grad Celsius einzudämmen als auch die Nutzung von
Kohlenwasserstoffen zu beschränken. Ich hoffe, dass diese Zusagen auch beim Klimagipfel in
Paris im Dezember 2015 standhalten. Dafür, liebe Freunde, benötigen wir ein starkes und
geeintes Europa.
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir dürfen nie vergessen, was wir Europäerinnen und Europäer in den vergangenen sechs
Jahrzehnten erreicht haben. Die Idee Europa wurde Realität. Aus Feinden wurden Freunde,
Trennendes überwunden und Grenzen geöffnet, eine zerstörte Region entwickelte sich zum
größten und reichsten Binnenmarkt der Welt, Diktaturen wandelten sich zu Demokratien und
Europa erlebt die längste Friedensperiode in seiner Geschichte.
All dies bedarf starker Persönlichkeiten – und eine dieser wird heute mit Josef Miller geehrt.
Werte Gäste, ich möchte zum Abschluss noch ein paar Worte über die Person, nicht den
Politiker, Josef Miller, sagen.
Zu seinem Wertekatalog gehört Geradlinigkeit, Bescheidenheit, das christliches Menschenbild,
er ist ein unermüdlicher Macher und Kümmerer der etwas bewegen und weiter bringen will. Er
ist aber auch ein äußerst geselliger Kamerad – was sich nicht nur bei den
Fastnachtsfeierlichkeiten zeigt, sondern auch bei der Jagd, einer gemeinsamen Leidenschaft
von uns. Zwei Mal waren wir gemeinsam auf der Pirsch, aber beide Male sind wir mit leeren
Händen zurückgekommen. Tiere hätten wir zwar genügend gesehen und auch schießen
können, wenn wir nicht laufend in rege und spannende Gespräche vertieft gewesen wären.
Sehr geehrte Damen und Herren,
Über Josef Miller kann man außerdem sagen: „Ein Mann, ein Wort“. Wenn er etwas verspricht,
dann kann man sich darauf verlassen. Ich verbinde deshalb vor allem drei Eigenschaften mit
ihm: Energie, Effizienz und Verlässlichkeit. Diese Eigenschaften, zusammen mit seinem
Expertenwissen ergeben einfach eine unschlagbare Kombination.
Ich sehe Herrn Miller als bayrischen Patrioten, aber auch als Europäischen Patrioten und er
beweist, dass heute beides nur mehr zusammen denkbar ist, denn er hat sich immer als
Brückenbauer verstanden und ist nicht immer den einfachen Weg gegangen sondern schlicht
seiner Überzeugung gefolgt. Wir benötigen heute mehr Politiker von Deinem Schlag.
Lieber Josef, mein Namensvetter, ich gratuliere Dir von ganzem Herzen zu dieser verdienten
Auszeichnung, Du bist ein würdiger Preisträger.
Joseph Daul: (geb. 13. April 1947 in Straßburg) ist Mitglied der konservativen UMP. Bei der
Europawahl 1999 wurde er in das Europäische Parlament gewählt. Er war von Anfang an
Mitglied des Landwirtschaftsausschusses und von 2002 bis 2004 dessen Vorsitzender. Von
2007 bis 2014 war er Vorsitzender der Fraktion der Europäischen Volkspartei (EVP). Seit dem
8. Oktober 2013 ist er, bedingst durch das Ableben von Wilfried Martens, kommissarischer
Vorsitzender der EVP. Quelle: Wikipedia