DAS SCHWEIZER AUSSENWIRTSCHAFTSMAGAZIN 3 | September 2015 «Wir sehen uns als Alternative zum Versicherungsbroker.» Christina Kehl, Mitgründerin und COO Knip FOCUS: ICT/FINTECH Knip und milliPay weisen den Weg ins digitale Zeitalter CEO-Interview: SGS Frankie Ng zur Qualität bei der Warenprüfung und den Märkten der Zukunft Seiten 4-10 Seiten 12-14 Eine Marke der Daimler AG Sparen Sie dort, wo es niemand erwarten würde. Die neuen Mercedes-Benz Modelle überzeugen durch effizienten Treibstoffverbrauch, tiefen CO2-Ausstoss und attraktiven Flottenrabatt. Lassen Sie sich von Ihrem Mercedes-Benz Partner eine individuelle Offerte unterbreiten oder informieren Sie sich unter www.mercedes-benz.ch/fleet 2 inhalt und editorial 04 | FOCUS ict/fintech Wie die Fintech-Start-ups Knip und milliPay den Finanz- und Versicherungssektor aufmischen. 11 | NEWS + EVENTS APP News rund um den Export neu auf unserer App! 12 | interview sgs Frankie Ng, CEO des Warenprüfkonzerns SGS, im Gespräch. 16 | success story SAFE HOST Data Hosting made in Geneva zieht Kunden aus den USA an. 18 | NEWS + EVENTS iran Vielversprechender Markt für Schweizer Exporteure. 20| KNOW-HOW credit suisse Cash Management wird oft unterschätzt. 22 | import NATURAL INGREDIENTS Exotische Lebensmittel-Zusätze für Schweizer Importeure. 24 | invest SANTEN PHARMACEUTICAL Die japanische Firma wählt Genf als Standort. 27 | DER BLICKPUNKT TECHNOLOGIEN Effizienzsteigerung ja – Wachstum nein, so Kolumnist Wellershoff. 4 12 Daniel Küng, CEO Switzerland Global Enterprise Die Digitalen Ob Zahlungsverkehr oder Policen-Management, junge Fintech-Unternehmen weisen der Finanzbranche den Weg ins digitale Zeitalter. Knip und milliPay bestätigen diesen Trend. Die rund 150 in der Schweiz ansässigen Fintech-Unternehmen finden einen grossen Pool an talentierten Fachkräften aus dem Finanz- und Versicherungssektor vor. Eine wichtige Rolle spielt auch der neu gegründete Verband Swiss FinteCH, der dem Finanzplatz Schweiz helfen soll, die Herausforderungen des digitalen Zeitalters zu meistern, wie Verbandspräsident John Hucker betont (Focus, S. 4-10). Im CEO-Interview spricht Frankie Ng, CEO von SGS (Société Générale de Surveillance) und schweizerisch-chinesischer Doppelbürger, über die Einhaltung von Qualität bei der Warenprüfung, die Märkte der Zukunft und die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Kontrolle internationaler Wertschöpfungsketten (S. 12-15). Safe Host ist ein Data-Hosting-Dienstleister, der nicht zuletzt durch den attraktiven Standort Schweiz einen enormen Kundenzuwachs aus den USA erfährt. Dank der Teilnahme an einer Unternehmerreise mit S-GE ins Silicon Valley konnte das Unternehmen aus Plan-lesOuates bei Genf seine Bekanntheit unter amerikanischen Kunden stärken und neue akquirieren (S. 16-17). Die japanische Firma Santen Pharmaceutical entschied sich beim Aufbau ihres europäischen Headquarters für Genf. Neben der Infrastruktur und den gut ausgebildeten Fachkräften waren nicht zuletzt die gute Unterstützung des Swiss Business Hub Japan und der kantonalen und regionalen Standortförderungen ausschlaggebend (S. 24-25). Impressum Erscheint viermal jährlich in deutscher und französischer Sprache. Auflage Deutsch: 12’000, Auflage Französisch: 3’000. Herausgeber: Switzerland Global Enterprise (S-GE), Stampfenbachstrasse 85, 8006 Zurich, Tel. +41 44 365 51 51; E-mail: [email protected], Internet: www.s-ge.com. Redaktion: Switzerland Global Enterprise, Newsroom, Sibylle Zumstein (Chefredaktorin), redaktionelle Mitarbeit: Giuseppe Rebuffoni und Fredy Schibli, Rebuffoni & Schibli Communications| Produktion, Grafik: idcode.ch | Titelbild: Daniel Winkler | Inserate: Stefan Tschumi, Axel Springer Schweiz AG, [email protected], Tel. 043 444 51 02 | Druck: PCL Presses Centrales SA, 1020 Renens, Tel. +41 21 317 51 51, www.pcl.ch 3 «Wir machen OnlineBezahlungen so einfach wie das Browsen selbst.» Gerrit Sindermann, CEO milliPay «Wir sehen uns als Alternative zum klassischen Versicherungsbroker.» Christina Kehl, Mitgründerin und COO Knip 4 focus FINTECH START-UPS Die digitalen Alternativen Ob Zahlungsverkehr oder Policen-Management, junge Fintech-Unternehmen weisen der Finanzbranche den Weg ins digitale Zeitalter. Knip und milliPay bestätigen diesen Trend. Sie profitieren nicht zuletzt auch vom guten Ruf, den der Standort Schweiz geniesst. Text Giuseppe Rebuffoni | FOTOS Daniel Winkler (Knip) und Beat Schweizer (milliPay) U nmittelbar nach der Finanzkrise 2008/09 suchten Regierungen und Behörden rund um den Globus fieberhaft nach Lösungen, um den Finanzsektor sicherer zu machen. Neue Solvenz- und Eigenkapitalvorschriften, Banken-Stresstests, schärfere Überwachungsinstrumente sowie neue Kontrollorgane waren die Antwort. Etwas abseits des Scheinwerferlichts bahnte sich aber eine andere Entwicklung ihren Weg: die Digitalisierung der Finanzbranche, besser bekannt auch als Fintech. Fintech-Unternehmen vereinfachen Zahlungsprozesse, helfen Investoren beim Geld sparen und Unternehmern beim Finden von Investoren. Sie bekämpfen den Betrug, lösen IT-Sicherheitsprobleme oder erleichtern ganz allgemein den Umgang mit Informationen. Was auf den ersten Blick als Bedrohung für Banken und Versicherungen erscheinen mag, bringt letztlich die Etablierten weiter: Dank der Zusammenarbeit mit den Fintech-Unternehmen gelingt es der Finanzbranche, ihre Geschäftsmodelle für das digitale Zeitalter fit zu kriegen. Chance für den Finanzplatz Rund 150 Fintech-Unternehmen sind gemäss Sandra Tobler, Verantwortliche für den ICT-Sektor bei S-GE, heute in der Schweiz aktiv. Die Gründe für die relativ hohe Zahl ortet Tobler in einer für die Schweiz vorteilhaften Kombination: «Ein grosser Pool an talentierten Fachkräften aus dem Finanz- und Versicherungssektor paart sich mit einem grossen Pool von Talenten der IT, zum Beispiel aus internationalen IT-Firmen, die hier ihre R&D-Hauptquartiere und wichtige Niederlassungen haben.» Mit den vielen Fintech-Unternehmen ist ein richtiggehendes Fintech-Umfeld entstanden. Es gebe viele neue Möglichkeiten für Fintech-Firmen, die vor zwei, drei Jahren noch nicht da gewesen seien. Dazu gehörten Branchenverbände, Interessensorganisationen, Konferenzen und vieles mehr. Die Unternehmer können sich untereinander austauschen und voneinander lernen. Für Tobler steht ausser Frage: «Die Fintech-Branche ist eine riesige Chance für den Standort Schweiz, mittelfristig einer der innovativsten Finanzplätze der Welt zu sein». Knip: digitaler Versicherungsmanager Mit einer App für mobiles Versicherungsmanagement mischt das Schweizer Fintech-Unternehmen Knip den Versicherungsmarkt auf. Im wahrsten Sinn des Wortes, denn das Start-up ist seit der Gründung im Frühling 2014 auf der Überholspur. Mittlerweile verwaltet Knip Versicherungspolicen mit einem Volumen von rund 25 Millionen Schweizer Franken. Fachkräfte gesucht Auch die ICT-Branche leidet an einem Fachkräftemangel. Im Rahmen des SIPPO-Programms bietet S-GE interessierten Schweizer und europäischen Importeuren Kontakte zu ausländischen SoftwareEntwicklern an. Im Vordergrund steht die Teilnahme an Messen wie der CeBit, wo sich Unternehmen am SWISS Pavillion präsentieren können. «In den vergangenen fünf Jahren haben 19 Unternehmen von unserer Initiative profitiert. Insgesamt konnten wir 1898 Kontakte vermitteln», zieht S-GE-Programm Manager Christian Bernet Bilanz. In diesem Jahr bietet S-GE neu auch eine ICT Business Mission nach Vietnam an. Bernet ist mit dem Echo zufrieden: «Es haben sich 15 Teilnehmer registriert. Für Kurzentschlossene hätten wir noch 5 Plätze frei.» WEITERE INFORMATIONEN: www.s-ge.com/w3v1a 5 «S-GE Impulse: ICT» - die Exportbühne in Luzern Am 11. November 2015 organisiert S-GE eine ICTExportbühne im KKL in Luzern, die «S-GE Impulse: ICT». Der Anlass bietet erfolgreichen ICT-Exporteuren eine Plattform und richtet sich speziell an Schweizer ICT-Firmen, die ihr Geschäft im Ausland ausbauen wollen. Wie verkaufen Schweizer IT- und Telco-Anbieter ihre Produkte und Dienstleistungen im Ausland? Unternehmer erzählen von ihren Erfolgsrezepten, aber auch von den Schwierigkeiten, die es zu meistern gilt, wenn sie in grossen Absatzmärkten wie Deutschland oder den USA Fuss fassen möchten. Zum Anlass gehört auch eine ICT-Award-Verleihung sowie eine Panel-Diskussion mit Branchenexperten und KMUVertretern. Interessierten Firmenvertretern stehen zudem S-GE-Experten für Beratungsgespräche zur Verfügung. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldeschluss ist der 9. November 2015. WEITERE INFORMATIONEN: www.s-ge.com/events Investoren attraktiv und uns unabhängig.» Von dieser Konstellation profitierten auch die Kunden. «Die User unserer App erhalten dank unserem Geschäftsmodell eine transparente und ehrliche Beratung. Im Gegensatz zu normalen Brokern oder Versicherungsagenten sind wir nicht von einzelnen Versicherungsgesellschaften abhängig», betont Kehl. Knip ist langfristig ausgerichtet. «Unser Geschäftsmodell zielt darauf ab, einen Kunden über Jahre zu betreuen. Wir haben nicht den schnellen Abschluss eines Versicherungsvertrages vor Augen, sondern die Beratung», meint die promovierte Juristin. Dabei ist ihr bewusst, dass nur mit zufriedenen Kunden die gewünschten, langfristigen Geschäftsbeziehungen möglich sind. Auch unter diesem Aspekt muss sich Knip von den bestehenden Versicherungsagenturen abgrenzen. Das schafft Knip in den Augen Kehls dank des Geschäftsmodells: «Der normale Broker verkauft in der Tendenz jene Versicherungsprodukte, an denen er am meisten verdient. Unser Geschäftsmodell ist aber darauf ausgerichtet, die Kunden gut zu beraten.» Alternative zum klassischen Broker Seit diesem Sommer ist das junge Unternehmen daran, auch den deutschen Markt zu erobern. Die App von Knip kann mehr als Policen im Internet abschliessen. Sie ermöglicht den Nutzern, ihre Versicherungsverträge auf dem Smartphone zu verwalten, Policen zu kündigen und im Ernstfall sogar Schäden direkt dem Versicherer zu melden. Den Grund für den Erfolg ihrer App sieht Christina Kehl, Mitgründerin und COO der Firma, in der Komplexität der Versicherungslandschaft: «Niemand weiss doch, wie es bei seinen Versicherungen genau aussieht, ob Über- oder Unterversicherung besteht oder ob er zu viel bezahlt. Genau hier setzt unsere App an. Die ideale Ausgangslage für ein Start-up-Unternehmen.» Phänomenale Aussichten Die Digitalisierung des Versicherungsmarktes schreitet rasch voran. Dieses rasante Wachstum stellt das Fintech-Unternehmen vor grosse, strukturelle Herausforderungen. Doch die quirlige Jungunternehmerin lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass Knip die Hürden meistern wird. Denn bei diesem Wachstum – Knip beschäftigt mittlerweile 65 Mitarbeitende an den Standorten Zürich, Berlin und Belgrad – sind die Aussichten beinahe schon phänomenal. Eine Bedrohung für die etablierten Versicherungsunternehmen? «Mitnichten», meint Kehl, «die Versicherer sind unsere Partner. Die Branche sieht in uns den digitalen Kanal, den sie selber nicht hat aufbauen können.» Mit Knip sei es weltweit erstmals gelungen, den ‚digitalen Kunden’ abzuholen. Die App ist für die Nutzer kostenfrei. Und für die Investoren eine lukrative Gelegenheit. Die dynamische Unternehmerin erklärt das so: «Wir liefern den Beweis, dass die Digitalisierung der Versicherungswirtschaft funktioniert. Das macht unser Modell für 6 Geld verdient Knip mit den Versicherungsunternehmen. Zum einen bekommt das Start-up eine sogenannte Bestandsprovision für die fortlaufende Betreuung eines Kunden. Zum anderen erhalten die Berater von Knip ein Festgehalt. Auch wenn ein Kunde einen neuen Vertrag abschliesst, fliessen keine Provisionen an die Berater. Während die Versicherungsunternehmen die Partner sind, gehören die Broker zu den direkten Konkurrenten. Die Vorteile scheinen zurzeit bei Knip zu liegen. «Wir holen den Kunden innerhalb von drei Minuten ab, der Berater hingegen muss jeweils zu einem Kunden hinfahren und viel Zeit investieren, um zu einem Abschluss zu gelangen. Wir sehen uns als Alternative zum klassischen Versicherungsbroker», fasst Kehl die Situation zusammen. Gleichwohl sieht die begeisterte Alpinistin die Grenzen des Modells: «Auch wenn wir faire und transparente digitale Beratung und Verwaltung von Versicherungspolicen anbieten, ist es nicht möglich, das Thema Versicherungen komplett zu automatisieren. Es braucht immer auch Menschen dahinter.» Knip-Kunden wollten zwar möglichst keinen Kontakt, aber irgendwann komme jeder an den Punkt, wo Fragen auftauchen und ein Gespräch unerlässlich sei. Bei der gegebenen Komplexität der Versicherungslandschaft gehe das gar nicht anders. Brokertum - die grundlegende Geschäftsidee von Knip - lässt sich nicht schützen. Doch Kehl beunruhigt das nicht. Als Start-up hat sich Knip einen ho- «Die Versicherungsbranche sieht in uns den digitalen Kanal, den sie selber nicht hat aufbauen können.» Christina Kehl, Mitgründerin und COO Knip Viel Licht, eine entspannte, fast familiäre Atmosphäre und zwischendurch ein Ping-Pong-Spiel; am Sitz von Knip in Zürich weht ein Hauch Silicon Valley. Knip Knip ist ein Schweizer Fintech-Start-up, das mit einer App für mobiles, unabhängiges und transparentes Versicherungsmanagement seit Frühling 2014 auf dem Markt ist. Das Unternehmen wächst rasant und beschäftigt mittlerweile 65 Mitarbeitende an den Standorten Zürich, Berlin und Belgrad. WEITERE INFORMATIONEN: www.knip.ch 7 Alle milliPay-Mitarbeiter sitzen im selben Grossraumbüro. Das sorgt für kurze Kommunikationswege und für viel Transparenz. Swiss Finance Startups Knip-Geschäftsfrau Christina Kehl ist auch Mitgründerin des Branchenverbandes Swiss Finance Startups (SFS). Der Verband fördert den Austausch von Ideen und Know-How zwischen Fintech-Startups. Kehl umschreibt den Zweck des SFS wie folgt: «Als Plattform für diese jungen Unternehmen ermöglicht der Verband den Dialog untereinander und mit anderen Finanzakteuren. Davon profitiert auch der Finanzplatz Schweiz.» milliPay Der Fintech-Start-up milliPay hat eine Technologie entwickelt, um Kleinstbeträge einfach und günstig online abzurechnen. Das im Micropayment tätige Unternehmen beschäftigt am Standort Zürich fünf Mitarbeitende. WEITERE INFORMATIONEN: www.millipay.ch 8 «Für den Nutzer entsteht keinerlei Erklärungsbedarf.» Gerrit Sindermann, CEO milliPay hen Grad an Agilität bewahrt. Kehl dazu: «Tauchen im Markt Turbulenzen auf, sind wir die ersten, die darauf reagieren können.» Die digitale Welt macht's möglich. milliPay: Online-Bezahlen leicht gemacht Bezahlen im Internet ist heute eine Selbstverständlichkeit. Gleichwohl ist die Entwicklung längst nicht abgeschlossen. Das sehen auch die Jungunternehmer des Fintech-Start-ups milliPay so. Mit ihrer Technik wollen sie nichts weniger als die nächste Stufe in der Entwicklung des Internet-Handels einläuten. «Wir haben eine Technologie entwickelt, um Kleinstbeträge einfach und günstig online zu begleichen», sagt CEO Gerrit Sindermann. Den Ansatz des Unternehmens erklärt der studierte Betriebswirt so: «Das Internet ist eine binäre Welt. Es gibt die freien, über Werbung finanzierten Inhalte und es gibt die bezahlten Inhalte, die in aller Regel über Abonnemente laufen. Alles, was dazwischen liegt, ist heute noch sehr komplex und teuer. Ich sehe aber nicht ein, weshalb es nicht wie in der realen Welt möglich sein soll, für ein paar Rappen auch digital kleine Käufe zu tätigen.» Von der Idee bis zur Gründung dauerte es elf Jahre. «Um Klein- und Kleinstbeträge einfach und grenzenlos zu transferieren, musste ein komplexes Transaktionssystem aufgebaut und in die Praxis umgesetzt werden. Keine kleine Hürde», blickt Sindermann zurück. 2013 wurde dann die erste Transaktion im Online-Zahlungsverkehr abgewickelt. Das Beschaffen von qualitativ hochwertigen Inhalten im Internet ist oftmals nur möglich, wenn Nutzer zuvor Profile anlegen oder Abos abschliessen. Doch während es zum Beispiel bei Hollywood-Filme Restriktionen bezüglich der Absatzpreise gibt, existieren unzählige Musikstücke oder Filme, die zu kleinen Preisen und ohne Abonnements abgerechnet werden können. Auf diese Art der Monetarisierung fokussiert sich milliPay. Mit zurzeit noch ausschliesslich deutschen Kunden - es handelt es sich um kleinere Zeitungen und einen Streaming-Anbieter von Dokumentarfilmen - hat milliPay eine erste Nutzerbasis aufbauen und das Konzept testen können. Das Ziel jedoch ist klar: milliPay will international wachsen. «Langfristig wird nur überleben, wer international tätig ist. Digitale Services werden praktisch immer grenzüberschreitend angeboten», zeigt sich Sindermann, seit Mitte 2014 CEO von milliPay, überzeugt. Die Zusammenarbeit mit S-GE steht für ihn im Zeichen dieser Ausrichtung: «Die Internationalisierung ist zentral. Wir haben uns aus diesem Grund 2014 an der Fintech Trade Mission in London beteiligt und werden diesen Herbst auch am S-GE-Anlass in New York dabei sein.» Die junge Fintech-Branche sprüht vor Ideen, aber nur die allerwenigsten werden zu geschäftlichen Erfolgen. Für Sindermann ist klar, weshalb sein Unternehmen dazu gehört: «Wir machen OnlineBezahlungen so einfach wie das Browsen selbst und bringen damit eine wirkliche Innovation auf den Markt.» Das Produkt zeichne sich vor allem durch seine Einfachheit aus. Sindermann: «Für den Endnutzer entsteht keinerlei Erklärungsbedarf. Alle können damit umgehen.» Kein Anbieter ist etabliert Selbstverständlich ist milliPay nicht allein auf weiter Flur. «Der Bereich der Klein- und Kleinstbeträge ist in Bewegung, etabliert ist aber noch kein Anbieter», überschaut Sindermann die Lage. Micropayment ganz allgemein sei heute noch nicht sehr verbreitet. «Unsere Kerntechnologie ist zur Patentierung eingereicht. Den Innovationsvorsprung aber sichern wir in erster Linie durch kontinuierliche Weiterentwicklung», zeigt sich Sindermann optimistisch. Mit seinen lediglich fünf Mitarbeitenden am Standort in Zürich ist das Unternehmen agil genug, um rasch auf Trends oder neue Kundenbedürfnisse reagieren zu können. Der leidenschaftliche Unternehmer – sein allererstes Geld hat Sindermann im Alter von 18 Jahren mit Aktien verdient – beurteilt die Aussichten der Firma als sehr gut: «Das Internet ist inzwischen gereift, Online-Bezahlen eine Selbstverständlichkeit. Mit unserer Lösung bringen wir das Ganze jetzt auf das nächste Level.» Das Potenzial ist ganz offensichtlich enorm. KONTAKT Sandra Tobler Trade Commissioner Swiss Business Hub USA Subject Matter Expert ICT für S-GE [email protected] Unternehmerreise New York Im Fintech-Kontext organisiert S-GE zahlreiche Aktivitäten. So findet vom 14. - 17. September 2015 eine zweite Unternehmerreise nach New York statt, die erste führte interessierte Firmen 2014 nach London. S-GE wird in New York Schweizer Fintech-Firmen, namentlich IT-Service-Provider, die in die Finanzbranche liefern, und Interessensvertreter von Banken und Verbänden lokalen Unternehmern vorstellen. Die Unternehmerreise hat zum Ziel, Schweizer Unternehmern den innovativen Absatzmarkt im Fintech-Umfeld näher zu bringen. Teilnehmerfirmen werden die Rahmenbedingungen kennenlernen und von vor Ort erfolgreichen Schweizer Unternehmern erfahren, wie diese mit US-Banken arbeiten. Auf dem Programm stehen auch Firmenbesuche weltweit erfolgreicher Fintech-Start-ups, beispielsweise Betterment, sowie Treffen mit potenziellen Bankenkunden, strategischen Partnern und Investoren. 9 interview SWISS FINTECH «Wir bereiten den Finanzplatz Schweiz auf die Zukunft vor» Swiss FinteCH vernetzt die verschiedenen Akteure der Fintech-Szene und sorgt nach den Worten von Verbandspräsident John Hucker dafür, dass der Finanzplatz Schweiz die Herausforderungen des digitalen Zeitalters meistern kann. interview Giuseppe Rebuffoni Schweizer Finanzsektor auf die Zukunft vorzubereiten und die Schweiz auf die globale Fintech-Agenda zu setzen. Um das zu erreichen, vernetzen wir im Inland die diversen Akteure und sorgen für Verbindungen zu den internationalen Finanzzentren. Unser Verband schafft eine Plattform, auf der Inhalte, Events und letztlich Ressourcen für die Fintech-Community entstehen. Worin unterscheidet sich Ihr Verband von den anderen, im Fintech-Bereich tätigen Verbänden? Wir arbeiten eng mit Organisationen wie ZBV, SBA, SFI und Swiss Finance Startups zusammen und unterscheiden uns in erster Linie durch unseren breiten Ansatz beim Verbinden der verschiedenen Themen, zum Beispiel Finanzwirtschaft mit Technologie oder das Verknüpfen von Startups, Konzernen, Investoren und Regulatoren. Wir bieten unsere Mitgliedschaft ausschliesslich Einzelpersonen an und arbeiten gezielt mit Partnern zusammen. Unsere aktivsten Gruppen sind in Zürich und Genf. bescheidenen Beitrag erhalten Mitglieder Zugang zu Events und Ressourcen auf unserer im Entstehen begriffenen Website. Unternehmen können zwar nicht Mitglied werden, sich aber in unserem Verzeichnis registrieren lassen, sofern sie zur Fintech-Community und/oder zum Partner-Netzwerk gehören und unsere Ziele unterstützen. Der Nutzen ist, dass sie als aktive Supporter unserer Initiative wahrgenommen werden. Das eröffnet den Zugang zu Informationen, Kontakten und Geschäftsmöglichkeiten. verbindet Innovation und Tradition besser als jedes andere Land der Welt. In Sachen Risikobereitschaft, Unternehmertum und unterstützendem Risikokapital-System bleibt zwar noch einiges zu tun, doch lassen sich diese Fragen lösen. Ist die Schweiz eher Sprungbrett oder vielmehr langfristiger Standort? Als John Hucker ist für Swiss FinteCH beim Aufbau des Fintech-Hubs Schweiz aktiv und unterstützt gleichzeitig die Entwicklung eines globalen Fintech-Hub-Netzwerkes. Sein Engagement für die Fintech-Branche in der Schweiz wird von der Credit Suisse unterstützt, bei der Hucker als Mitglied des Innovation-Teams im Digital Private Banking tätig ist. Davor arbeitete er im Vermögens- und Kapital-Management bei der UBS und der Toronto-Dominion Bank. Hucker ist Chartered Financial Analyst (CFA) und besitzt einen MBA der Said Business School der Universität Oxford. 10 John Hucker, Präsident Swiss FinteCH Welchen Nutzen hat eine Mitgliedschaft bei Swiss FinteCH? Für einen Warum ist die Schweiz ein guter Standort für Fintech-Start-ups? Die Schweiz ZUR PERSON »Die Schweiz verbindet Innovation und Tradition besser als jedes andere Land der Welt.» Sprungbrett ist die Schweiz weit weniger attraktiv als Fintech-Zentren in der EU, vor allem im Hinblick auf den Zugang zum EU-Markt. Die Schweiz bietet aber eine hervorragende Basis für global ausgerichtete Unternehmen. Dies gilt insbesondere für das Wealth Management, Alternative Investments, Versicherung und Rückversicherung sowie ICT-Sicherheit. Welches sind die wichtigsten Exportmärkte? Aufgrund der gemeinsamen Sprache sicher Deutschland. Viele Schweizer Fintech-Unternehmen gehen nach Berlin. England ist ähnlich attraktiv, weil es den Zugang zum grossen englischsprachigen Raum öffnet. Das gilt auch für das Silicon Valley und New York. Aufgrund der Wachstumszahlen, der demografischen Entwicklung und der hohen Akzeptanz digitaler Lösungen wird Asien immer wichtiger. Wie ist die Zusammenarbeit mit S-GE? S-GE war ein Vorreiter für die lokalen Startups und KMU. Erwähnen möchte ich insbesondere die hervorragende Arbeit von S-GE-Expertin Sandra Tobler. Die Fintech Trade Mission 2014 in London war der Anfang, mit der Fintech Trade Mission in New York geht es im September weiter. Schweizer Firmen, die ihr Geschäft ins Ausland expandieren wollen, oder internationale Unternehmen mit Plänen, in die Schweiz zu kommen, sollten S-GE unbedingt zu ihrer Anlaufstelle machen. Welches sind die besonderen Herausforderungen für Ihren Verband? Alle Organisationen kämpfen um Relevanz und darum, Werte zu schaffen. Wir nehmen das sehr ernst. Bei der Förderung eines Wirtschaftsbereichs erweist sich die Wahrung der Balance zwischen den verschiedenen Interessen als besondere Herausforderung. Uns macht es enorm Spass, den Konservativismus der hiesigen Finanzindustrie herauszufordern. Wir verstehen uns indes nicht als Bedrohung, sondern sehen für Swiss FinteCH viele spannende Aufgaben. Foto: zVg S-GE: Welches ist die Kernaufgabe von Swiss FinteCH? Unser Ziel ist es, den news und events S-GE neu mit App Aktuelle Informationen aus den internationalen Märkten für Schweizer Exporteure gibt es bei Switzerland Global Enterprise (S-GE) jetzt auch als App. Foto: zVg TEXT S-GE Jederzeit und überall raschen Zugang zu News finden, im internationalen Business mitunter matchentscheidend. Via App von S-GE können sich Schweizer und Liechtensteiner Exporteure mit einem Klick auf dem Laufenden halten. Die Infobeschaffung über die S-GE-App lässt sich per EditMenu nach individuellen Bedürfnissen (Branchen und Zielmärkte) definieren. Neben der News-Sektion beinhaltet die S-GE-App auch einen Eventkalender, der registrierten Teilnehmern an ausgewählten Exportveranstaltungen eine Chat-Option mit anderen Teilnehmern und Referenten zur Verfügung stellt. Ausserdem führt die S-GE-App eine Media Library mit Broschüren, Videos, dem Aussenwirtschafts- magazin «GO!» und vielen wertvollen Informationen über nahe und ferne Märkte, Services von S-GE, Geschäftsmöglichkeiten und Erfolg versprechende Strategien zur Internationalisierung. Weitere Informationen: Für iPhone/iPad: Besuchen Sie den Apple App Store und laden Sie sich die S-GE-App herunter. Für Android: Besuchen Sie den Google Play Store und laden Sie sich die S-GE-App herunter. 11 INTERVIEW Frankie Ng «DER GUTE RUF VON SGS GRÜNDET AUF UNSERER SCHWEIZER HERKUNFT» Frankie Ng, der kürzlich ernannte CEO des Schweizer Warenprüfkonzerns SGS, zu den besten Markteintrittsstrategien, der Digitalisierung seiner Branche und dem heutigen Gesicht von Produktpiraterie. INTERVIEW Sylvain Jaccard und Sina Pries | fotos Cédric Widmer SGS wurde vor über 130 Jahren gegründet und war ursprünglich auf Inspektionsdienstleistungen im Export spezialisiert. Heute deckt das Unternehmen alle erdenklichen Dienstleistungen in den Bereichen Testen und Zertifizieren ab. Wie hoch ist bei Ihnen heute der Anteil an Dienstleistungen zur Erleichterung des internationalen Handels? Auf die eine oder andere Weise sind 70 bis 80 Prozent unseres Umsatzes direkt mit den weltweiten Exportströmen und den Warenströmen zwischen den verschiedenen Ländern verbunden. globalen Marktlage zurzeit einen leichten Niedergang erleben. Gleichzeitig erleben andere Branchen einen Aufschwung, etwa der Textil- und Nahrungsmittelsektor. Wir passen unser Portfolio entsprechend an, aber wir erwarten in Afrika für uns kein starkes Wachstum. Trotz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten Brasiliens ist auch Südamerika für uns von Interesse. Denn es gibt dort Länder mit relativ stabiler Entwicklung wie Chile, in denen wir unsere Strategie stärker auf den lokalen Markt als auf den Exportmarkt ausrichten. In welchen aufstrebenden Volkswirtschaften wollen Sie Ihre Tätigkeit ausbauen? In ganz Asien. Für uns sind Wie schätzen Sie die derzeitige Lage in China ein? China baut gerade China, Südostasien und Indien von besonderem Interesse, da sie ein stetiges Wachstum zeigen. Australien und Neuseeland sind problematischer. Hier liegt unser Schwerpunkt auf der Bergbauindustrie und somit besteht in diesen Ländern eine gewisse Abhängigkeit von den Rohstoffpreisen. Afrika als Region ist schwierig, da auch hier die Bergwerke und die Erdölförderung aufgrund der 12 sein Wirtschaftsmodell um. Das Land konzentriert sich dabei stärker auf die eigenen Konsumenten als Abnehmer und möchte langfristig ein Gleichgewicht zwischen Export und Binnenwirtschaft schaffen. Wir passen unsere Dienstleistungen diesen neuen Gegebenheiten an. Für Schweizer Unternehmen, die im Ausland aktiv werden möchten, ist China eine gute Wahl: Es gibt einen sehr bedeutenden Markt, für den lokal produziert Zur Person Frankie Ng wurde im März 2015 zum Chief Executive Officer der SGS berufen. Zuvor hatte er verschiedene leitende Positionen bei SGS inne, darunter die des Executive Vice President der Industrial Services und des Executive Vice President der Consumer Testing Services. Zu SGS kam Frankie Ng 1994 als Management-Trainee. Er hat ein Diplom der Geneva Engineering School und einen Abschluss in Ökonomie und Ökonometrie der University of Essex, England. Zum Unternehmen SGS ist das weltweit führende Unternehmen in den Bereichen Inspektion, Testen, Analyse und Zertifizierung. SGS gilt als weltweiter Massstab für Qualität und Integrität. Mit mehr als 80‚000 Beschäftigten betreibt das Unternehmen ein Netzwerk von weltweit mehr als 1'650 Niederlassungen und Laboratorien. SGS unterstützt Unternehmen bei der Verbesserung der Qualität, Sicherheit, Effizienz und Produktivität ihrer Geschäftstätigkeit und bei der Verkürzung der Produkteinführungszeiten durch Aufbau von Vertrauen. «Für Schweizer Unternehmen ist China eine gute Wahl: Es gibt einen sehr bedeutenden Markt, für den lokal produziert werden kann. Und dank der aufstrebenden Mittelschicht geht es hier nicht mehr nur um Billigprodukte.» Frankie Ng, Chief Executive Officer von SGS werden kann. Und dank der aufstrebenden Mittelschicht geht es hier nicht mehr nur um Billigprodukte. Geografisch gesehen haben zudem insbesondere die Küstenstädte in den vergangenen zwanzig Jahren eine starke Entwicklung erfahren. In Nord- und Westchina besteht dagegen noch grosser Nachholbedarf. Sie besitzen die schweizerische und die chinesische Staatsangehörigkeit, sind also in beiden Kulturen verwurzelt. Welches sind die grossen Herausforderungen, denen sich ein internationaler Konzern stellen muss, dessen Mitarbeitenden aus zahlreichen Kulturen stammen und die erfolgreich zusammenarbeiten sollen? Setzen Sie bei der Expansion von SGS eher auf Übernahmen oder auf ein organisches Wachstum? Wir setzen Das ist extrem kompliziert, da wir in über 150 Ländern vertreten sind. Unser Ziel ist es, eine Kommunikationsphilosophie zu leben, die auf gemeinsamen Werten und auf gegenseitigem Respekt aufbaut. Diese Grundlagen gleichen sich weltweit mehr oder weniger. Sein Gegenüber und dessen Kultur zu respektieren ist dementsprechend von zentraler Bedeutung. Es gibt mehr als nur eine einzige Sicht der Dinge. Unsere Werte sind somit allen klar. Wir passen unsere Kommunikationsstrategie darüber hinaus an die jeweilige Region an. Letztlich geht es um die Bedeutung der lokal geleisteten Arbeit. Unsere Unternehmenskultur entspricht daher auch immer den lokalen Gegebenheiten. auf beides. Unsere Kompetenz und unser Know-how bilden die Grundlage für einen Markteintritt. Übernahmen ergänzen diese Anstrengungen. Denn in einigen Fällen ist es schwierig, für bestimmte Märkte rasch eine Zulassung zu erhalten. Durch eine Akquisition lässt sich dieser Prozess dann beschleunigen. Aus eben diesem Grund haben wir in China vergangene Woche ein Unternehmen im Erdölsektor übernommen. Wir kombinieren beide Strategien, zunächst organisches Wachstum und falls notwendig anschliessend eine Übernahme, um den Markteintritt schneller umzusetzen, oder auch aus regulatorischen Gründen. SGS führt weltweit Qualitätskontrollen durch. Wie garantieren Sie ein gleichbleibendes Qualitätsniveau für all Ihre Dienstleistungen in allen Niederlassungen in über 150 Ländern und für all Ihre Tätigkeitsbereiche? Die Kunden haben unterschiedliche Anforderungen an das Qualitätsniveau. Doch wurde die Qualität für einen Kunden einmal definiert, so behält sie im gesamten Netzwerk das gleiche Niveau. Da Qualität in den verschiedenen Ländern unterschiedlich wahrgenommen wird, bieten wir unseren Kunden spezifische Lösungen, in denen unsere Mitarbeiter weltweit geschult sind. Wir offerieren unseren Kunden also mehrere Qualitätsstandards auf der Basis einer gemeinsamen Technologie. Welche Bedeutung hat bei Ihrem Qualitätsversprechen die Tatsache, dass Sie ein Schweizer Unternehmen sind? Sie ist extrem bedeutend. Der gute Ruf von SGS gründet auf unserer Schweizer Herkunft. Weltweit betonen wir die Tatsache, dass wir ein Schweizer Unternehmen sind, denn die Schweiz steht für Begriffe wie Qualität und Integrität. Es ist 13 «S-GE hat uns bei der Gründung von JURA Polen geholfen. Dank der Unterstützung von S-GE haben wir unseren Standort und unsere Geschäftsführerin gefunden.» EMANUEL PROBST GENERAL MANAGER JURA ELEKTROAPPARATE Welche Exportmärkte sind für Sie interessant? s-ge.com/testimonials 14 wichtig, dass Schweizer Unternehmen diese Verbindung herstellen und diesen Pluspunkt für sich nutzen. Zum Thema Verifizierung von Waren, die für den weltweiten Handel bestimmt sind, sowie zur Kontrolle der internationalen Wertschöpfungsketten: Welche Probleme sind hier am häufigsten? Und wie lassen sie sich lösen? Es gibt unglaublich viele Herausforderungen, die sich je nach Branche stark voneinander unterscheiden. Im Bereich der Produktpiraterie zum Beispiel zeichnet sich eine neue Entwicklung ab. Waren davon früher hauptsächlich MarkenKonsumprodukte betroffen, so finden sich heute Nachahmerprodukte in der Lebensmittelbranche oder bei technischen Komponenten, was hohe Risiken für die Konsumenten birgt. Die Unternehmen stehen also vor der Herausforderung, ihre Wertschöpfungsketten zu sichern, um zu verhindern, dass Nachahmerprodukte in diese Ketten gelangen. In bestimmten Regionen ist dieses Problem weit verbreitet. Dabei sind einige Produkte stärker betroffen als andere, beispielsweise solche mit hoher Wertschöpfung. Auch in der Lebensmittelbranche kommt es aufgrund der grossen Mengen immer häufiger zu Nachahmungen. der anderen Seite Kontrolle durch Dritte. Beides kommt etwa auf das Gleiche heraus. Die erste Herausforderung für die einzelnen Länder besteht im individuellen Setzen von Regeln und ihrer Anwendung. Praktisch alle Länder der Welt kennen bestimmte Vorschriften für ihre Unternehmen. Wir beraten einige Regierungen, und zahlreiche Länder bitten uns um ein Benchmarking ihrer Situation im Vergleich zu den Vereinigten Staaten oder den grossen europäischen Ländern. Standards existieren – schwierig ist es für die Regierungen, Kontroll- und Monitoring-Organisationen einzurichten, um Zwischenfälle und „Laisser-faire“ effektiv zu verhindern. Die Digitalisierung und die neuen Technologien machen die Kommunikation und den Handel über die Grenzen hinweg einfacher. Welche Auswirkungen hat das auf die Verifizierung von Waren und auf die Organisation der internationalen Wertschöpfungsketten? Das ist Bislang erfolgten die Probenahme und die Datenerfassung manuell. Die logische Entwicklung der Zukunft jedoch ist die Automatisierung unserer Tätigkeiten in bestimmten Bereichen. Langfristig wird unser Mehrwert in einer eingehenden Datenanalyse bestehen, mit deren Hilfe unsere Kunden ihre Unternehmensentscheidungen optimieren können. Bislang hat SGS einen Bericht vorgelegt, mit dem der Kunde tat, was er wollte. Ein Umbruch in Richtung einer weiteren Digitalisierung wird in drei bis fünf Jahren erfolgen. Andere Akteure werden auf den Plan treten, wie Technologie- oder Beratungsunternehmen. Einige unserer neuen Mitbewerber sind keine Prüforganisationen mehr, sondern Firmen, die Data-Mining-Lösungen entwickeln. Ich denke, das sind die natürlichen nächsten Schritte der Digitalisierung. für uns ein sehr wichtiger Punkt. Bei seiner Weiterentwicklung kann SGS nicht im derzeitigen Geschäftsmodell verharren. KONTAKT Sylvain Jaccard Head of S-GE Western Switzerland [email protected] Frankie Ng wurde im März 2015 Chief Executive Officer von SGS. Welche Chancen sehen Sie für Ihr Unternehmen bei der Sicherung von Industriestandorten? Sie finden sich auf zwei Ebenen. Zum einen geht es um die Absicherung des Standortes an sich. Zum anderen um eine Sensibilisierung der lokalen Kulturen für die Risiken eines Standortes. Häufige Probleme sind eine mangelnde Ausbildung und ein mangelndes Risikoverständnis. Das ist gewiss auch in Tianjin so gewesen. In den Bereichen Schulung und Beratung sehen wir für uns also ein hohes Potenzial. Für Schweizer Unternehmen allgemein bieten sich hier zahlreiche Chancen, denn in Asien herrscht ein echter Mangel an Know-how. Schweizer Unternehmen engagieren sich immer stärker in aufstrebenden Märkten. Gibt es in Bezug auf die rechtlichen Anforderungen, denen die Exporteure unterliegen, Unterschiede zwischen den neuen Schwergewichten wie China, Indien, Brasilien oder Indonesien einerseits und Europa und den Vereinigten Staaten andererseits? Das Regulierungsverständnis in Europa unterscheidet sich stark von dem der USA. Auf der einen Seite Selbstkontrolle, auf 15 Success story Safe Host SA Ein sicherer Ort für sensible Daten Safe Host ist ein Data-Hosting-Dienstleister, der durch den attraktiven Standort Schweiz einen enormen Kundenzuwachs aus den USA erfährt. Vielerorts ist die «Marke» Schweiz noch nicht für die idealen Bedingungen als Ort zum Speichern und Verwalten sensibler Daten bekannt. Damit sich das ändert, setzt Safe Host auf die Zusammenarbeit mit Switzerland Global Enterprise (S-GE). Die ersten Erfolge können sich sehen lassen. text Laura Angelstorf | KONTAKT Sandra Tobler, [email protected] E twas ausserhalb von Genf, im Industriegebiet von Plan-les-Ouates, liegt die Schweizer Data-Hosting-Firma Safe Host. In dem zurückhaltend erscheinenden Bürogebäude hat die Firma auf über 10.000 Quadratmetern ein hochmodernes DataCenter aufgebaut. Nun gewann das Unternehmen mit Hilfe einer Trade Mission von Switzerland Global Enterprise (S-GE) grosse Kunden in den USA. Ein absoluter Neuling waren sie auf dem Markt nicht. Bereits vor acht Jahren hatte Safe Host seinen ersten Kunden aus Übersee. Durch die Trade Mission ins Silicon Valley konnten sie nun erfolgreich ihre Bekanntheit unter amerikanischen Kunden stärken und neue akquirieren. Mit guten Argumenten überzeugen Vor nicht ganz anderthalb Jahren begann die Firma nochmals ihre Fühler in die USA auszustrecken und stiess auf einen äusserst attraktiven Markt für die ICT-Branche. Faiz Tandon, Verkaufsleiter und Mitbegründer von Safe Host, war bei der Trade Mission «US amerikanische Unternehmen, die nach Europa expandieren wollen, suchen in erster Linie einen sicheren und stabilen Ort um ihre Daten zu lagern. Genau das können wir ihnen bieten.» Faiz Tandon, Verkaufsleiter und Mitbegründer Safe Host 16 im Silicon Valley dabei: «Das meiste Wachstumspotenzial für Data Hosting findet man in den USA. Vor allem im Silicon Valley. Lange Zeit haben sich dort Firmen etabliert, die zunächst lokal tätig waren, wie Facebook oder Google. Wenn diese nun global tätig werden wollen, suchen sie Data-Center-Anbieter in Europa.» Aufgrund der Sprache, der guten Anbindung mit Direktflügen und der ähnlichen Kultur fassten die Firmen zunächst Grossbritannien ins Auge. Andere Länder, darunter auch die Schweiz, mussten ihre Attraktivität steigern und die potenziellen Kunden mit anderen Argumenten zu sich holen. «Wir haben unsere Kunden vor allem mit folgenden drei Argumenten überzeugen können: Politische Stabilität, das in der Verfassung verankerte Recht auf Privatsphäre und die konstante und vergleichsweise günstige Energieversorgung.» Besonders die sichere Stromversorgung ist ein enormer Standortvorteil für die Schweiz. Da nahezu der komplette Strom mittels Wasserkraft und Atomenergie in der Schweiz selbst produziert wird, ist die Stromversorgung keinen politischen Unsicherheiten ausgesetzt. Im Vergleich: 80 Prozent des italienischen Stroms werden aus Rohstoffen gewonnen, welche zum Grossteil aus Krisenstaaten bezogen werden müssen. Die politische Stabilität sieht Tandon durch Abstimmungen, wie jene zur Masseneinwanderung, nicht unterlaufen. Er setzt darauf, dass die Schweiz weiterhin ihren Bedarf an gut qualifizierten Einwanderern nach aussen trägt. Zumal die rechtlichen Absicherungen bezüglich des Schutzes der Privatsphäre besonderes Gewicht für Kunden aus Übersee Zum unternehmen Safe Host SA wurde im Jahr 2000 gegründet und bietet seither eine breite Palette an Data-CenterDienstleistungen an. Durch das Know-how im Bereich Data-Center-Management können sich die Kunden voll und ganz auf ihre Kernbereiche konzentrieren und dabei ihre Daten sicher lagern und verwalten lassen. Das moderne Data-Center ist gegen jeglichen Katastrophenfall gerüstet und kann sich bis zu 72 Stunden selbst mit Strom versorgen. Ausserdem stellt Safe Host Räume für seine Kunden zur Verfügung, sollten diese nicht auf ihr hausinternes IT-System zugreifen können. WEITERE INFORMATIONEN: www.safehost.com einnehmen: «Wir argumentieren immer, dass der Schutz des Einzelnen in einer guten Balance zum Schutz der Bevölkerung steht. Das heisst, dass Daten, die hier gelagert sind, auch den Schweizer Bestimmungen unterliegen und es wesentlich schwieriger ist, Auskünfte darüber einzufordern als beispielsweise in den USA», erläutert Tandon. Mit Flexibilität punkten: trotz starkem Franken Auch Safe Host bleibt vom starken Schweizer Franken nicht unberührt. Trotzdem kann die Firma im Ausland überzeugen. Und das sogar so gut, dass Faiz Tandon und sein Kollege Frédéric Moeller, CFO von Safe Host, ihre Kapazitäten vergrössern wollen. «Momentan bauen wir ein neues Server-Center in Gland. Es ist mit 14 000 Quadratmetern nochmals grösser als das in Genf. Damit wird sich dann auch unsere Mitarbeiterzahl verdoppeln», sagt Faiz Tandon. Die erste Bauphase soll bereits im Frühjahr 2016 abgeschlossen sein. Das Gebäude wird jedoch nicht sofort komplett belegt. Damit möchte sich Safe Host die Möglichkeit offen halten, flexibel auf die sich stetig wandelnde ICT-Branche reagieren zu können. «Besonders im FinTech-Bereich wird sich in naher Zukunft einiges bewegen. Für uns ist das erst auf lange Sicht gesehen relevant, da dort momentan fast ausschliesslich Start-ups tätig sind, die noch keine grossen Mengen an Daten verarbeiten müssen. Je mehr sich in dieser Branche aber tut, desto schneller wächst der Bedarf nach einem sicheren Ort für die Lagerung der hoch sensiblen Daten», erklärt Tandon weiter. Fotos: S-GE Die Schweiz muss geschlossen auftreten Die grössten europäischen Konkurrenten der Schweiz im Bereich Data Hosting sind Grossbritannien, Deutschland und Italien, weil dort enorm investiert wird. Um sich also erfolgreich zu positionieren und auch dem starken Franken zu trotzen, müsse die Schweiz sich geschlossen präsentieren, meint Tandon. «Ich schätze es sehr, dass S-GE im Ausland die Schweiz als eine Marke präsentiert. Vor allem für Unternehmen wie uns ist das enorm wichtig.» 17 news und events Iran: vielversprechender Markt für Schweizer Exporteure Nach dem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen über ein Atomabkommen mit dem Iran und der damit verbundenen baldigen Aufhebung der internationalen Sanktionen gegen die Islamische Republik frohlockt nicht nur Teheran. text Roland Meier Skyline von Teheran. 18 Swissmade zieht Und die Geschäftsaussichten für Schweizer Unternehmen sind vielversprechend. Swissmade geniesst einen ausgezeichneten Ruf und steht auch im Iran für hohe Qualität und Zuverlässigkeit. Nach der Aufhebung des Embargos dürften im Iran die Wirtschaft, das Volkseinkommen und der Mittelstand rasch wachsen und in der Folge sowohl das Interesse an Schweizer Qualitäts- und Premium-Produkten als auch die Bereitschaft dafür, mehr zu bezahlen, deutlich zunehmen. 80 Millionen Konsumenten Grosses Potenzial: Infrastruktur, Konsumgüter, Pharma Das Potenzial ist jedoch weit grösser. In Deutschland zum Beispiel rechnet man nach Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran mit einer Verdreifachung der Exporte in die Islamische Republik. Auch aus Schweizer Optik eine Grössenordnung, die durchaus im Bereich des Möglichen liegt, bestätigt Suhail el Obeid, Senior Consultant für den Iran bei S-GE. Eine starke Nachfrage zeichnet sich nach der langen wirtschaftlichen Isolation des Iran vor allem im Infrastrukturausbau, bei den Konsumgütern (insbesondere Nahrungsmittel) und im Pharma- und Medizinal-Sektor ab. Auch Cleantech könnte im Iran einen attraktiven Absatzmarkt finden. Geduld und gute Planung Alles in Allem: es braucht noch ein wenig Geduld. Sowohl auf Seiten der iranischen Bevölkerung als auch bei den ausländischen Exporteuren. Bis die iranische Wirtschaft spürbar von der Aufhebung der Sanktionen profitiert, dauert es mindestens ein Jahr, schätzt Suhail el Obeid. Immerhin können die Unternehmen ihren Planungshorizont sichtlich erweitern und gewinnen ein neues Mass an Sicherheit, das auch Gewähr bietet für ehrgeizigere und längerfristige Investitionen. Bei aller Euphorie darf indes nicht vergessen gehen, dass die Sanktionen jederzeit wieder eingeführt werden können, sollte der Iran sich nicht an das in Wien ausgehandelte Abkommen halten. WEITERE Informationen: www.s-ge.com/iran KONTAKT Suhail el Obeid Senior Consultant Africa, Middle East, Iran & Turkey [email protected] Fotos: Fotolia A Auch die Exportwirtschaft darf sich auf einen neuen attraktiven Absatzmarkt mit hoher Kaufkraft und viel Nachholbedarf freuen. Allerdings dürfte es noch ein Weile dauern, bis die Sanktionen tatsächlich aufgehoben sind. Vermutlich etwa ein halbes Jahr. Die meisten Experten gehen davon aus, dass es auf Jahresbeginn 2016 soweit sein wird. Bis die Aufhebung der Sanktionen in trockenen Tüchern ist, gilt es, bei der Aufnahme von Geschäftsaktivitäten in oder mit der Islamischen Republik Iran weiterhin Vorsicht walten zu lassen und sich zuvor beim Staatssekretariat für Wirtschaft SECO (Sanktionen, Holzikofenweg 36, 3003 Bern, Tel. 058 464 08 12) über die dafür erforderlichen rechtlichen und gesetzlichen Voraussetzungen zu erkundigen. Viele Exportunternehmen sind schon startbereit. Bereit, in den Iran zu expandieren oder bestehende Aktivitäten vor Ort auszubauen. Switzerland Global Enterprise (S-GE) steht hier Schweizer und Liechtensteiner Unternehmen beratend und unterstützend zur Seite. Im vergangenen Jahr exportierte die Schweiz Waren im Wert von CHF 610,0 Mio. Umgekehrt wurden 2014 Waren im Wert von 30 Mio. aus dem Iran in die Schweiz importiert. Im ersten Quartal 2015 beliefen sich die Exporte wertmässig auf CHF 82,1 Mio., die Importe auf CHF 5,9 Mio. Mit seinen knapp 80 Mio. Einwohnern ist der Iran im Nahen und Mittleren Osten die Volkswirtschaft mit dem grössten Wachstumspotenzial. Eine Volkswirtschaft, die dank reicher Rohstoffvorkommen (vor allem Erdöl und Erdgas) auch über die nötigen Mittel verfügt, um den zu erwartenden Importboom mit einem Ausbau der Energie-Exporte (deren Beschränkung mit der Aufhebung der Sanktionen ebenfalls fällt) zu finanzieren. Damit die grenzüberschreitenden Finanzströme allerdings wieder richtig in Fluss kommen, muss der Iran erst vollumfänglich in die hierzu nötigen Netzwerke (z. B. SWIFT) eingebunden werden und müssen ausländische Banken erneut Präsenzen vor Ort aufbauen. Mit der Aufhebung der Sanktionen werden dann auch die Ampeln im Finanzbereich wieder auf Grün geschaltet. 19 KNOW-HOW crEDIT SUISSE Cash Management: zentral und doch oft unterschätzt Der starke Franken bereitet vielen KMU Sorgen. Um die eigene Situation zu verbessern, gilt es mehr denn je, jede scheinbar noch so kleine Chance wahrzunehmen. Dem Cash Management wird dabei meist zu wenig Beachtung geschenkt. text Andreas Schiendorfer D ie KMU, die nach wie vor zwei Drittel aller Arbeitsplätze stellen, sind das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft. Die Bevölkerung weiss dies zu schätzen. Nicht weniger als 94 Prozent der Stimmbürger sind gemäss Sorgenbarometerumfrage der Credit Suisse stolz auf die erfolgreichen Schweizer KMU. Tatsächlich haben die Unternehmerinnen und Unternehmer in den letzten Jahren immer wieder viel Rückgrat bewiesen und alle Problemstellungen dank Flexibilität, Produktivitätssteigerung, Innovationskraft und Risikobereitschaft bravourös gemeistert. Starker Franken hemmt Export Nun steht den KMU eine weitere grosse Herausforderung ins Haus, wie der aktuelle KMU-Exportindikator von Switzerland Global Enterprise und Credit Suisse unmissverständlich aufgezeigt hat: Mit Ausnahme des Konsumgüterbereichs werden nämlich für alle Produktionssektoren im dritten Quartal 2015 sinkende Ausfuhren befürchtet. Und dies trotz stei- «Die Kontrolle und Planung der Liquidität ist für jedes KMU von zentraler Bedeutung.» Andreas Gerber, Leiter KMU-Geschäft Schweiz, Credit Suisse 20 gender Nachfrage im Ausland! Die Erklärung liegt im starken Franken. Als Folge der Frankenstärke ist das Exportwachstum etwa um fünf Prozentpunkte tiefer, als es angesichts der Nachfragestärke im Ausland zu erwarten wäre. Die KMU sehen der schwierigen Währungssituation keineswegs tatenlos zu. Im Vordergrund ihrer Anstrengungen stehen die Optimierung der Beschaffung und die Senkung der Produktionskosten. Preiserhöhungen sowie die Suche nach neuen Märkten werden gemäss KMU-Exportindikator ebenfalls ins Auge gefasst, weit weniger hingegen eine Senkung der Lohnkosten. Hier scheinen die Möglichkeiten bereits ausgereizt zu sein. Zu wenig beachtete Herausforderungen Über die Potenziale einer anderen unternehmerischen Funktion sind sich viele KMU weit weniger bewusst: das Cash Management. Die Kontrolle und Planung der Liquidität ist für jedes KMU von zentraler Bedeutung. Die dabei zu meisternden Aufgaben werden aber angesichts der steigenden Komplexität und Vernetzung der Unternehmen immer schwieriger. Hat ein KMU seine Liquidität über mehrere Konten bei verschiedenen Bankhäusern in verschiedenen Währungen im In- und Ausland verteilt, so entsteht ein beträchtlicher Aufwand, um den gewünschten Überblick über die Liquiditätsentwicklung zu erhalten und die Guthaben optimal zu allozieren. Die dafür aufge- brachte Energie fehlt letztlich bei der Weiterentwicklung des Kerngeschäfts. Daher gilt es, sich frühzeitig mit der Umsetzung eines weitsichtigen Cash Managements auseinanderzusetzen (siehe Interview). Neben den stetig wachsenden Vernetzungen und Abhängigkeiten verdient ein weiteres Thema Beachtung: die Schaffung des einheitlichen EuroZahlungsraums SEPA auf den 1. Februar 2014 (SEPA steht für Single Euro Payment Area). Der Finanzplatz Schweiz verfolgt eine weitgehende Annäherung an die neuen europäischen Standards und beabsichtigt, seine Zahlungsverkehrsverfahren und -systeme bis Mitte 2020 auf ISO 20022 umzustellen. Diese Umstellung hat auch für die KMU Auswirkungen bei den Überweisungen, beim Einzahlungsschein mit Datencode sowie bei den Lastschriften. Alles in allem überwiegen die Vorteile der Migration eindeutig. Deshalb sollten die KMU nicht bis zum letzten Moment der Umstellungsfrist warten, sondern die Situation mit ihren Finanz- und IT-Partnern frühzeitig analysieren. Kompetente Berater noch wichtiger Auch wenn die Herausforderungen Cash Management und Migration Zahlungsverkehr Schweiz für die KMU wichtig sind, muss sich jeder einzelne Unternehmer letztlich klar darüber werden, wie viel Energie er persönlich in diese Themenbereiche stecken soll. In unserer zunehmend komplexer werdenden globalen Wirtschaft ist es für den Unternehmer von existenzieller Bedeutung, sich ein (kleines) Netzwerk fachkompetenter Berater seines Vertrauens aufzubauen. Letztlich gehört die Zukunft jenen KMU, denen es gelingt, sich ganz auf ihre eigenen und unverwechselbaren Stärken zu konzentrieren. Interview ANDREAS GERBER «Das Liquiditätsmanagement ist das Herzstück des Unternehmens» Was macht ein modernes Cash Management aus, und wie wichtig ist es für die Schweizer KMU? Wir baten Andreas Gerber, Leiter KMU-Geschäft Schweiz der Credit Suisse, um Auskunft. Herr Gerber, was versteht man gemeinhin unter dem Begriff «Cash Management»? Wir unterscheiden grundlegend vier Teilbereiche und -aufgaben. Erstens geht es darum, sich als KMU einen Überblick über die Liquidität zu verschaffen. Zweitens beinhaltet es die Planung der aktuellen und zukünftigen Vermögensströme. Des Weiteren ist auch die optimale Verteilung der Liquidität innerhalb verschiedener Konten als Teilbereich des Cash Managements zu verstehen. Zu guter Letzt geht es um die Ausschöpfung der Rendite-Potenziale. Das Cash Management ist demnach eine zentrale Aufgabe von KMU? Auf jeden Fall. Ein effizientes Cash Management kann die Ertragslage eines KMU deutlich verbessern, vor allem aber wird dank eines klugen Cash Managements Zeit freigesetzt, die man in den Ausbau des Kerngeschäfts investieren kann. Für mich kann man das Cash Management auch als Herzstück eines Unternehmens bezeichnen. Mit Verlusten kann eine Unternehmung eine gewisse Zeit weitergeführt werden, ohne Liquidität funktioniert jedoch nichts mehr. Fotos: zVg /Thinkstock Gibt es aktuelle Trends im Cash Management? Die Reise geht immer mehr in Richtung Automation und Digitalisierung, so dass die Unternehmer mit wenigen Klicks vollständige Transparenz und Planungssicherheit erhalten. Ein Beispiel dafür ist der «Credit Suisse Corporate Cash Manager». Diese Applikation ermöglicht die bequeme Übersicht über alle Konten mitsamt Andreas Gerber, Leiter KMU-Geschäft Schweiz, Credit Suisse Transaktionen sowie über Vermögen, Verbindlichkeiten und Fremdwährungspositionen. Alle Bankguthaben können nach Banken, Währungen und Regionen virtuell konsolidiert und auch nach verschiedenen Bereichen des Unternehmens gruppiert werden. Wird eine solche Applikation zum Muss für jedes KMU? Je komplexer und internationaler die Herausforderungen eines Unternehmens sind, desto eher kommt eine solche Applikation in Frage. Ein Muss aus Sicht aller KMU ist einzig die aktive Auseinandersetzung mit der Liquidität. Hier ist eine enge Begleitung seitens des Kundenberaters von grossem Vorteil, so kann gemeinsam eine optimale Lösung entwickelt werden. 21 Import Promotion NATURAL INGREDIENTS «Wir helfen, die passenden Lieferanten zu finden» Der Trend zur gesunden Ernährung ist ungebrochen. Um der Nachfrage gerecht zu werden, suchen Lebensmittelhersteller laufend nach Lieferanten natürlicher Zutaten. Zuweilen auch in fernen, exotischen Ländern. S-GE hilft Schweizer Lebensmittelherstellern, die richtigen Lieferanten zu finden. Zum Beispiel an der nächsten Food-Ingredients-Fachmesse in Paris. TEXT Giuseppe Rebuffoni Begehrte Produkte: Lieferanten von Lebensmittelzusätzen an verschiedenen Fachmessen im Gespräch mit Einkäufern. O hne natürliche Lebensmittelzusätze aus dem Ausland ist die Herstellung vieler Lebensmittel heute undenkbar. Entsprechend stark ist das Wachstum in diesem Bereich, vor allem für Produkte, die sich in Europa nicht herstellen lassen wie getrocknete tropische Früchte, Aloe Vera, exotische Tee-Arten oder Pflanzenextrakte. Weltweit ist der Handel mit Lebensmittelzusätzen ein Multi-Milliarden-Geschäft. Die Lebensmittel verarbeitende Industrie in der Schweiz stellt hohe Ansprüche an Lieferanten. Diese müssen nicht bloss einwandfreie Qualität garantieren, sondern auch in der Lage sein, über bestimmte Zeiträume definierte Mengen zu liefern. Kein einfaches Unterfangen, unterliegt doch der Markt naturgemäss gewissen Schwankungen, beispielsweise, weil Ernten nicht wie erhofft ausfallen. Ausserdem spielt der globale Wettbewerb. S-GE bietet in diesem komplexen Umfeld interessierten Unternehmern Orientierungshilfe an. Ralph Langholz, Programme Manager Natural Ingredients beim Swiss Import Promotion Programme SIPPO von Switzerland Global Enterprise (S-GE), umschreibt die Philosophie so: «Wir verstehen uns als Partner der hiesigen Lebensmittelhersteller und Importeure. 22 Wir suchen in neuen Märkten nach geeigneten, zertifizierten Lieferanten und prüfen vor Ort Produktion und Verarbeitung der angebotenen Rohstoffe und natürlichen Lebensmittelzusätze.» Ein starkes Augenmerk richten die S-GE-Experten auf die Verbindlichkeit potenzieller Partner. «Es bringt nichts, wenn ein Lieferant heute tolle Waren anbietet, bei nächster Gelegenheit aber nicht mehr am Markt ist oder auf Anfragen nicht mehr reagiert. Schweizer Lebensmittelhersteller sind an nachhaltigen Geschäftsbeziehungen interessiert», so Langholz. Viel Zeit gespart Um in der Schweiz tätigen Unternehmen den Zugang zu potenziellen ausländischen Lieferanten zu erleichtern, setzt S-GE auf drei Pfeiler: internationale Fachmessen, Einkäuferreisen sowie sogenannte Direktanfragen, also Hilfe bei der Suche nach speziellen Produkten für Schweizer Einkäufer. Der Sektor Natural Ingredients gehört zum Swiss Import Promotion Programme SIPPO. Im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO fördert SIPPO den Marktzugang und die Erschliessung neuer Geschäftsmöglichkeiten für KMU aus ausgewählten Partnerländern in die Schweiz. Gleichzeitig werden ausländische Produ- Getrocknete Kräuter und exotische Gewürze: Lebensmittelzusätze, die sich in Europa nicht herstellen lassen, sind gefragt. zenten dabei unterstützt, ihre KMU für den Export in die Schweiz fit zu machen. Mark Müller, Head of Commodity Trading der Firma Bio Partner Schweiz AG, bestätigt diese Stossrichtung: «S-GE hat mir bei der Vorauswahl von Lieferanten grosse Dienste erwiesen und mir geholfen, als Einkäufer einen guten Job zu machen.» Und auch Matthias Fürer, CEO der Delico AG, findet nur lobende Worte für die S-GEDienstleistungen: «Die Einkäuferreise nach Kolumbien hat uns bei der Recherche viel Zeit gespart. Dank der massgeschneiderten Meeting-Agenda konnten wir einige vielversprechende Kontakte knüpfen.» Fachmesse Food Ingredients 2015 Die weltweit grösste Fachmesse, die Food Ingredients, findet dieses Jahr vom 1. bis 3. Dezember in Paris statt. Mit über 25’000 erwarteten Besuchern aus rund 120 Ländern bietet die Messe dem Lebensmittelsektor eine riesige und effiziente Plattform. Auch für den Matchmaking Service von S-GE (siehe Kästchen). «Wir werden mit etwa 20 Lieferanten vertreten sein. Die Palette der angebotenen Produkte ist äusserst breit, von aseptischem Fruchtpüree aus Südamerika, über botanische Extrakte aus Nepal, Honeybush-Tee aus Südafrika, Kräuter aus Ägypten, Hydrokolloide aus Indonesien und Walnüssen aus Kirgisien ist praktisch alles zu finden, was der Markt Schweiz verlangt,» zeigt sich Langholz optimistisch. Und die Erfahrungen geben ihm allen Grund dazu. An der Food-Ingredients-Fachmesse 2013 in Frankfurt war S-GE mit insgesamt 19 Lieferanten am Start. Nebst den Produkten am SIPPO-Pavillon zeigten die SIPPO-Partnerunternehmen ihre Produkte auch an den Länderpavillons Ägypten und Indonesien. Insgesamt 4977 Einkäufer besuchten an den diversen Fachmessen von 2013 bis 2015 die SIPPO- und Länderpavillons, wobei der SIPPO-Pavillon an der Biofach 2015 in Nürnberg mit 1523 Kontakten oben ausschwang. Fotos: S-GE Ohne Informationen kein Erfolg Programme Manager Langholz zum Ansatz für die Fachmessen: «Wir wollen die Einkäufer der Lebensmittelhersteller mit den richtigen Lieferanten zusammenführen. Zu diesem Zweck organisieren wir Mee- tings, in welchen Schweizer Unternehmensvertreter in persönlichen Gesprächen zukünftige Geschäftsbeziehungen aufbauen können.» Die Lieferanten erhalten so auch die Möglichkeit, den Einkäufern Produktsamples, Spezifikationen, Mengeninfos und Preise mitzuteilen. Dienstleistungen, die auf der Unternehmerseite sehr geschätzt werden. Eine gute und professionelle Vorbereitung der Lieferanten ist in den Augen von Langholz eine der wesentlichen Voraussetzungen für den Erfolg einer Fachmesse. Um die Food Ingredients optimal nutzen zu können, veranstaltet S-GE deshalb am ersten Messetag einen Vorbereitungsworkshop für die 20 ausgewählten Lieferanten. Nur wenn die Informationen vollständig und zielgerichtet sind, lässt sich die Messe auch als ideale Plattform nutzen. Für Langholz ist klar: «Einkäufer wollen genau wissen, wer was wann liefern kann. Unser Matchmaking Service und die fachliche Vorbereitung ermöglichen es uns, Einkäufern in Industrie und Handel genau die Produkte anzubieten, nach denen sie suchen.» Matchmaking Service – die richtigen Produkte von vertrauenswürdigen Lieferanten Lebensmittelhersteller wollen wissen, welcher Anbieter und Lieferant welche Produkte wann auf den Markt bringt. Ohne diese Informationen können keine zielführenden Kontakte entstehen. Kurz vor Beginn der Fachmesse veröffentlicht S-GE deshalb eine detaillierte Übersicht, die allen Schweizer Lebensmittelproduzenten zur Verfügung gestellt wird. Daraus ist nicht nur ersichtlich, welche Produkte jeweils angeboten werden, sondern auch, wo auf dem riesigen Messegelände wer anzutreffen ist und welche Industrie-Zertifizierungen (BRC/IFS, Bio, Fairtrade) die Lieferanten besitzen. Weitere Informationen: [email protected] 23 Investment Promotion Santen Pharmaceutical Den europäischen Markt im Visier Santen Pharmaceutical Co. Ltd. suchte den idealen Standort für seinen europäischen Hauptsitz. Und entschied sich für Genf. Shigeo Taniuchi, Leiter Santen Europa, spricht über das Unternehmen, den Support durch den Swiss Business Hub in Tokio, über Genf und die Schweiz sowie die Ziele des auf Augenmedizin spezialisierten Pharmazieunternehmens im europäischen Markt. TEXT Therese Marty | KONTAKT www.s-ge.com/invest S higeo Taniuchi ist eben von einer Geschäftsreise nach Genf zurückgekehrt, wo die japanische Santen Pharmaceutical Co. Ltd. seit August 2014 ihren europäischen Hauptsitz hat. Als deren Leiter ist der Japaner viel unterwegs. Und schätzt deshalb die zentrale Lage der Calvin-Stadt, die zuverlässigen Transportmittel, die Nähe zum modernen, überschaubaren und gut funktionierenden Flughafen. Von hier kann er viele Destinationen direkt erreichen, und wenn einmal kein Direktflug möglich ist, ist auch der Flughafen Zürich nicht weit. Bei der Standortwahl des auf Augenheilkunde spezialisierten Pharmaunternehmens waren jedoch noch weitere Kriterien als die verkehrstechnisch günstige Lage ausschlaggebend, wie der Leiter Santen Europa betont: «Wir legen grossen Wert auf den Zugang zu gut ausgebildeten Fachkräften im Bereich Marketing, Verkauf, Finanzen und Wirtschaftsrecht – also für Jobs, die in unserem europäischen Hauptsitz zu besetzen sind.» Ausserdem habe man die Nähe zu Pharma- und Life-Science-Clustern gesucht, «und auch die politische Stabilität und das wirtschaftliche Klima spielten bei unseren Überlegungen eine entscheidende Rolle». Grossbritannien oder die Schweiz Die Ansprüche an den Standort des europäischen Headquarters waren also hoch. Nach internen Dis- «Wir legten grossen Wert auf den Zugang zu gut ausgebildeten Fachkräften im Bereich Marketing, Verkauf, Finanzen und Wirtschaftsrecht – also für Jobs, die in unserem europäischen Hauptsitz zu besetzen sind.» Shigeo Taniuchi, Leiter Santen Europa 24 kussionen standen schliesslich Grossbritannien und die Schweiz in der finalen Auswahl. Taniuchi suchte Unterstützung und wandte sich an den Swiss Business Hub (SBH) in Tokio. Er war erstaunt über dessen Effizienz: «Es ging unglaublich schnell. Schon wenige Tage nach meiner Online-Anfrage Anfang 2014 hatte ich die ersten Vorschläge auf dem Tisch.» Man diskutierte intensiv, und schliesslich standen gemeinsame Besuche bei Vertretern verschiedener Schweizer Standorte in mehreren Kantonen an, die durch den SBH organisiert worden waren. «Wir konnten viele interessante, aufschlussreiche Gespräche mit valablen Kandidaten führen», blickt Shigeo Taniuchi zurück und fährt fort: «Es war schliesslich eine sehr schwierige Entscheidung, die wir treffen mussten.» In Genf etabliert 13 Mitarbeitende arbeiten mittlerweile in der europäischen Santen-Zentrale in Genf. Deren Leiter hat sich gut eingelebt und bislang durchweg gute Erfahrungen gemacht. In der Schweizer Geschäftswelt hat er manche Tugenden entdeckt, die er von Japan kennt und schätzt. «Es wird proaktiv gehandelt, die Leute arbeiten effizient und ergebnisorientiert, die Menschen sind pünktlich und zuverlässig – das mag ich sehr.» Die Schweiz erlebe er als ein unaufgeregtes, stabiles Land. «Natürlich gibt es hier auch Probleme, die es zu lösen gilt. Aber man geht ruhig und umsichtig damit um.» Mehrmals lobt Taniuchi die professionelle Unterstützung, die Santen durch den SBH Tokio zuteil geworden sei. Nur so sei es möglich gewesen, in kurzer Zeit einen idealen Standort ausfindig zu machen. Den richtigen notabene: «Wir sind froh, dass wir uns für Genf entschieden haben», sagt er, «bis jetzt haben sich unsere Erwartungen in jeder Beziehung erfüllt». Präsenz in Europa verstärken In Europa einen Hauptsitz aufbauen hiess für Santen keineswegs Neuland betreten: Seit 1994 in Deutsch- «Wir sind auf gutem Weg, doch unsere Reise hat eben erst begonnen.» Shigeo Taniuchi, Leiter Santen Europa land eine Niederlassung eröffnet worden war, kamen bis heute 19 weitere Länder hinzu. «Santen beschäftigt in Europa rund 650 Mitarbeitende», so Shigeo Taniuchi, «nebst Vertriebsorganisationen betreiben wir zwei Forschungszentren sowie eine Produktionsstätte in Finnland.» Anders als in Japan und weiteren asiatischen Ländern, wo Santen eine breite Palette von Medikamenten für die verschiedensten augenmedizinischen Behandlungen produziert und verkauft, spezialisiert sich das erfolgreiche Traditions-Unternehmen in Europa auf Tropfen gegen trockene Augen und insbesondere auf die Behandlung des – auch als grüner Star bekannten – Glaukoms. Laut Taniuchi soll sich dies in den nächsten Jahren ändern. «Santen will wachsen und auf dem europäischen Markt zusehends präsenter sein. In dieser Hinsicht haben wir insbesondere in den westeuropäischen Ländern noch eine lange Strecke vor uns.» Mit der Eröffnung des Headquarters in Genf, von wo aus die europaweiten Aktivitäten koordiniert und kontrolliert werden, hat Santen im vergangenen Jahr einen wichtigen Schritt getan. Doch dies sei erst der Anfang, wie der Europa-Chef erklärt: «Wir sind auf gutem Weg, doch unsere Reise hat eben erst begonnen.» ZUM UNTERNEHMEN Foto: zVg Die heutige Santen Pharmaceutical Co. Ltd mit Sitz in Osaka und Niederlassungen in Asien und Europa wird 1890 in Japan als Privatunternehmen gegründet. Neun Jahre später gelingt der damaligen Firma Taguchi Santendo der Durchbruch auf dem japanischen Markt. Dank der damals lancierten Daigaku-Augentropfen – sie werden in Japan noch heute erfolgreich verkauft – wächst das Pharmaunternehmen schnell und spezialisiert sich auf Medikamente für Augenheilkunde und Rheumatologie. Heute gilt Santen als einer der weltweit führenden Hersteller von – hauptsächlich verschreibungspflichtigen – ophthalmologischen Medikamenten und erzielt mit diesen 80 Prozent des Umsatzes. Santen besitzt 13 Niederlassungen in 10 Ländern, betreibt gegen 200 Fabriken sowie Forschungslabors in Japan, den USA, Finnland und Frankreich und beschäftigt weltweit über 3200 Mitarbeitende. WEITERE INFORMATIONEN: www.santen.com www.santen.eu Shigeo Taniuchi, Leiter Santen Europa, setzt auf Genf - und schätzt die Infrastruktur sowie den Zugang zu Top-Fachkräften. 25 Südafrika: Ein Land wird mobil Der Frühling hat Einzug gehalten. Es duftet nach Honeybush-Tee, wenn man die Schweizer Botschaft in Pretoria betritt. In dem historischen Backsteingebäude im Herzen von Brooklyn ist auch der Swiss Business Hub Southern Africa untergebracht. Vor acht Monaten trat Anita Dietiker ihr neues Amt als Leiterin des Swiss Business Hub Southern Africa an. Eine Herausforderung, wenn man bedenkt, dass der Hub nicht nur Südafrika, sondern auch die Länder Botswana, Lesotho, Mauritius, Namibia und Swaziland abdeckt. Zudem werden alle Leistungsvereinbarungen von Switzerland Global Enterprise (Export-, Import- und Investmentförderung) umgesetzt. Frau Dietiker erklärt, welchen konkreten Nutzen die Schweizer Wirtschaft aus dem Aussennetz von S-GE ziehen kann. Im Rahmen der Exportpromotion werden Firmen aus der Schweiz und Lichtenstein bei der Vermarktung ihrer Produkte und Dienstleistungen im südlichen Afrika unterstützt. Des Weiteren profitieren Firmen aus der Schweiz und Europa von Kontakten zu Lieferanten aus Südafrika im Rahmen der Importförderung. Um den Standort Schweiz zu stärken, werden auch investitionswillige Unternehmen aus dem südlichen Afrika für den wettbewerbsfähigsten Wirtschaftsstandort der Welt, die Schweiz, sensibilisiert. 16 Jahre lang war Frau Dietiker für Swisscom tätig. Zudem kennt sie die KMU-Landschaft in der Schweiz gut und fühlt sich ihr verbunden. Pragmatismus und Dienstleistungsbereitschaft zeichnen sie besonders aus. In ihrem Team ist sie für die Maxime bekannt, dass man Schweizer Firmen vor allem schnelle Lö- sungen anbieten muss, wenn es um ihr Geschäft geht. Schnelle Lösungen sind auch für den ICT-Sektor in Südafrika gefragt. Der Markt wächst, vor allem im Mobilbereich. Gemäss Google besassen 39,8% aller Südafrikaner im Jahr 2013 ein Smartphone, Tendenz steigend. Damit belegt Südafrika den gleichen Platz wie Deutschland. In Afrika sind es innovative Zahlungskonzepte und IT-Lösungen, mit denen eine Schweizer Firma punkten kann. Einfach und sicher lautet die Devise. Das Land am südlichen Zipfel von Afrika übernimmt bereits eine Vorreiterrolle beim Online-Banking. Nach jedem mit einer Debitkarte getätigten Einkauf erhält ein Kontoinhaber in Südafrika eine SMS mit einer Zahlungsbestätigung. Im vom World Economic Forum herausgegebenen Global Competitiveness Index 2014–2015 belegt Südafrika noch vor Brasilien Platz 56 von 184. In der Untergruppe «Innovation and sophistication factors» sogar Platz 37. Die Bevölkerung ist neuen Technologien gegenüber aufgeschlossen. Im Jahr 2013 nutzten 48,9% der 53 Millionen starken Bevölkerung das Internet. Dabei fasst die Bandbreite 3,7 kb/s. In der Schweiz liegt sie bei 314,1 kb/s. Gemäss der Studie «South Africa 2012 Household and Individual ICT Access and Use Survey» verfügen nur 18% aller Haushalte in Südafrika über einen festen Internetanschluss. Aus Kostengründen oder auf Grund mangelnder Verfügbarkeit gaben 86% der Studienteilnehmer an, mobiles Internet zu nutzen. Ausbau des festen Internetanschlusses mit Breitbandzugang, E-Learning-Plattformen oder neue Applikationen für Smartphones: Für Schweizer Firmen eröffnen sich viele Möglichkeiten, auf dem afrikanischen Kontinent Fuss zu fassen. Suhail el Obeid steht Ihnen dabei als Senior Consultant bei S-GE zur Verfügung. Er steht in regem Austausch mit HubLeiterin Anita Dietiker. Gemeinsam besprechen sie die geplanten Aktivitäten für 2016. Dabei steht die Africa Health 2016 auf dem Programm. Ansprechen möchte man mit dem geplanten Mini Swiss Pavilion nicht nur Firmen aus dem Medtech-Bereich. Auch für ICT-Firmen, die elektronische Gesundheitsdienste anbieten, ist die Messe eine grosse Chance. KONTAKT Suhail el Obeid Senior Consultant Africa, Middle East, Iran & Turkey [email protected] Foto: Thinkstock swiss business hub der blick punkt Vom Wachstumseffekt neuer Technologien TEXT Klaus Wellershoff Foto: Martin Guggisberg zur persOn Dr. Klaus W. Wellershoff ist CEO der international tätigen Unternehmensberatung Wellershoff & Partners Ltd., die auf Makroökonomie und Finanzmärkte spezialisiert ist. Zuvor war er von 1995 bis 2009 bei der UBS Chefökonom und Leiter Research für Wealth Management und Business Banking. Die Welt verändert sich. Zum Glück! In meiner Jugend lebten wir im Kalten Krieg. In meiner Militärzeit haben wir mit russischen Atom-Ubooten «Katz und Maus» gespielt. Von meinem dritten Salär als Lehrling konnte ich mir meinen ersten Computer kaufen. Während meines Studiums kam das Internet auf. In meiner Zeit in Harvard konnte ich meine Frau das erste Mal mit «Online News» aus «Good Old Europe» überraschen. Heute erleben wir das «Internet of Things»: Meine Unterhose kann heute mit meiner Waschmaschine kommunizieren und mein Telefon weiss bereits jetzt viel besser, was ich als nächstes kaufen möchte als ich selbst. Für uns Unternehmer hat das gewaltige Veränderungen mit sich gebracht. Ein Büro ohne Informationstechnologie ist unvorstellbar. Unsere kleine Beratungsfirma verfügt heute über Daten in einer Breite, Tiefe und Qualität, von der ich noch vor 10 Jahren in meiner alten Rolle als Chefökonom einer Grossbank nur träumen konnte. Meine Kollegen und ich sind im Umgang mit diesen Daten darüber hinaus um ein Vielfaches produktiver geworden. Unser KMU mit zwölf Mitarbeitern kann heute mehr leisten, als wir es damals mit einem weltweiten Team von Ökonomen konnten: bessere Qualität, grössere Menge und mit weniger Aufwand. Für viele Menschen, die diese Veränderungen in ihrer Um- und Arbeitswelt bewusst erleben, ist unvorstellbar, dass diese technologische Revolution nicht auch einen Schub für unsere wirtschaftliche Entwicklung bedeuten muss. Und dennoch: Wenn man auf die Wachstumsraten der bedeutenden Volkswirtschaften schaut, so gehen diese im Trend der letzten zwanzig Jahre deutlich zurück. Wie das möglich ist? Natürlich erlauben neue Technologien, dass wir unsere Leistung mit weniger Aufwand erbringen. Natürlich entstehen neue Dienstleistungen und Produkte, die unsere Bedürfnisse besser befriedigen als die alten. Natürlich bedeutet das aber, dass Neues entsteht und Altes vergeht. Auch das ist zu unserem Vorteil. Wenn Sie ein etwas selteneres Hobby haben, dann wissen Sie, dass sie nicht mehr auf den einen Fachhändler in ihrer Stadt angewiesen sind. Das Internet, die moderne Logistik und der weitgehende Freihandel erlauben Ihnen überall auf der Welt einzukaufen. Bessere Auswahl, bessere Qualität und das noch zu tieferen Preisen. Sie finden das toll. Ihr Fachhändler vielleicht weniger. Zu diesem Prozess hat die Informations- und Kommunikationstechnologie in den letzten Jahren einen erheblichen Beitrag geleistet. Sie hat dabei aber nicht nur unseren Lebensstandard verbessert, sondern auch – und das ist anders als bei anderen Technologien – die Marktbedingungen verändert. Information in Sekundenbruchteilen überall und jederzeit bedeutet eben auch veränderte Marktbedingungen: Nie war der Wettbewerb so transparent, schnell und geographisch gross. Grosser Margendruck, schnellerer Strukturwandel und volkswirtschaftlich gestiegene Effizienz sind die Folge. Sinnvoll eingesetzt, bringen neue Technologien uns dementsprechend zwar ein besseres Leben – ein sprunghaftes Ansteigen unserer Einkommen und damit des Wachstums der Volkswirtschaft insgesamt resultiert aus ihnen aber nicht. 27 IDEEN VERSICHERN, BEVOR SIE ANDERE HABEN. XL und Catlin haben sich zusammengeschlossen. Wenn Sie vorausschauende Produkte oder Dienstleistungen suchen, dann sollten wir reden. ................................ MAKE YOUR WORLD GO xlcatlin.com , XL Catlin and MAKE YOUR WORLD GO sind Handelsmarken der Unternehmen der XL Group plc. XL Catlin ist die globale Marke, die von den im Versicherungsbereich tätigen Tochterunternehmen der XL Group plc verwendet wird.
© Copyright 2024 ExpyDoc