Ausgabe 2015/3 - Switzerland Global Enterprise

DAS SCHWEIZER AUSSENWIRTSCHAFTSMAGAZIN
3 | September 2015
«Wir sehen uns als
Alternative zum
Versicherungsbroker.»
Christina Kehl, Mitgründerin und COO Knip
FOCUS: ICT/FINTECH
Knip und milliPay weisen den Weg
ins digitale Zeitalter
CEO-Interview: SGS
Frankie Ng zur Qualität bei der Warenprüfung
und den Märkten der Zukunft
Seiten 4-10
Seiten 12-14
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2
inhalt
und
editorial
04 | FOCUS ict/fintech
Wie die Fintech-Start-ups Knip und milliPay
den Finanz- und Versicherungssektor aufmischen.
11 | NEWS + EVENTS APP
News rund um den Export neu auf unserer App!
12 | interview sgs
Frankie Ng, CEO des Warenprüfkonzerns
SGS, im Gespräch.
16 | success story SAFE HOST
Data Hosting made in Geneva zieht Kunden
aus den USA an.
18 | NEWS + EVENTS iran
Vielversprechender Markt für Schweizer
Exporteure.
20| KNOW-HOW credit suisse
Cash Management wird oft unterschätzt.
22 | import NATURAL INGREDIENTS
Exotische Lebensmittel-Zusätze für Schweizer
Importeure.
24 | invest SANTEN PHARMACEUTICAL
Die japanische Firma wählt Genf als Standort.
27 | DER BLICKPUNKT TECHNOLOGIEN
Effizienzsteigerung ja – Wachstum nein,
so Kolumnist Wellershoff.
4
12
Daniel Küng, CEO
Switzerland Global Enterprise
Die Digitalen
Ob Zahlungsverkehr oder Policen-Management,
junge Fintech-Unternehmen weisen der Finanzbranche den Weg ins digitale Zeitalter. Knip und
milliPay bestätigen diesen Trend. Die rund 150 in
der Schweiz ansässigen Fintech-Unternehmen finden einen grossen Pool an talentierten Fachkräften
aus dem Finanz- und Versicherungssektor vor. Eine
wichtige Rolle spielt auch der neu gegründete Verband Swiss FinteCH, der dem Finanzplatz Schweiz
helfen soll, die Herausforderungen des digitalen
Zeitalters zu meistern, wie Verbandspräsident John
Hucker betont (Focus, S. 4-10).
Im CEO-Interview spricht Frankie Ng, CEO von SGS
(Société Générale de Surveillance) und schweizerisch-chinesischer Doppelbürger, über die Einhaltung von Qualität bei der Warenprüfung, die Märkte
der Zukunft und die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Kontrolle internationaler Wertschöpfungsketten (S. 12-15).
Safe Host ist ein Data-Hosting-Dienstleister, der nicht
zuletzt durch den attraktiven Standort Schweiz einen
enormen Kundenzuwachs aus den USA erfährt. Dank
der Teilnahme an einer Unternehmerreise mit S-GE ins
Silicon Valley konnte das Unternehmen aus Plan-lesOuates bei Genf seine Bekanntheit unter amerikanischen Kunden stärken und neue akquirieren (S. 16-17).
Die japanische Firma Santen Pharmaceutical entschied sich beim Aufbau ihres europäischen Headquarters für Genf. Neben der Infrastruktur und den
gut ausgebildeten Fachkräften waren nicht zuletzt
die gute Unterstützung des Swiss Business Hub Japan und der kantonalen und regionalen Standortförderungen ausschlaggebend (S. 24-25).
Impressum Erscheint viermal jährlich in deutscher und französischer Sprache. Auflage
Deutsch: 12’000, Auflage Französisch: 3’000. Herausgeber: Switzerland Global Enterprise
(S-GE), Stampfenbachstrasse 85, 8006 Zurich, Tel. +41 44 365 51 51; E-mail:
[email protected], Internet: www.s-ge.com. Redaktion: Switzerland Global Enterprise,
Newsroom, Sibylle Zumstein (Chefredaktorin), redaktionelle Mitarbeit: Giuseppe Rebuffoni
und Fredy Schibli, Rebuffoni & Schibli Communications|
Produktion, Grafik: idcode.ch | Titelbild: Daniel Winkler | Inserate: Stefan Tschumi, Axel Springer Schweiz AG, [email protected], Tel. 043 444 51 02 | Druck: PCL Presses
Centrales SA, 1020 Renens, Tel. +41 21 317 51 51, www.pcl.ch
3
«Wir machen OnlineBezahlungen so einfach wie
das Browsen selbst.»
Gerrit Sindermann, CEO milliPay
«Wir sehen uns als
Alternative zum klassischen
Versicherungsbroker.»
Christina Kehl, Mitgründerin und COO Knip
4
focus FINTECH START-UPS
Die digitalen
Alternativen
Ob Zahlungsverkehr oder Policen-Management, junge Fintech-Unternehmen
weisen der Finanzbranche den Weg ins digitale Zeitalter. Knip und milliPay
bestätigen diesen Trend. Sie profitieren nicht zuletzt auch vom guten Ruf, den
der Standort Schweiz geniesst.
Text Giuseppe Rebuffoni | FOTOS Daniel Winkler (Knip) und Beat Schweizer (milliPay)
U
nmittelbar nach der Finanzkrise 2008/09
suchten Regierungen und Behörden rund
um den Globus fieberhaft nach Lösungen,
um den Finanzsektor sicherer zu machen.
Neue Solvenz- und Eigenkapitalvorschriften, Banken-Stresstests, schärfere Überwachungsinstrumente sowie neue Kontrollorgane waren die Antwort. Etwas abseits des Scheinwerferlichts
bahnte sich aber eine andere Entwicklung ihren Weg:
die Digitalisierung der Finanzbranche, besser bekannt auch als Fintech.
Fintech-Unternehmen vereinfachen Zahlungsprozesse, helfen Investoren beim Geld sparen und
Unternehmern beim Finden von Investoren. Sie bekämpfen den Betrug, lösen IT-Sicherheitsprobleme
oder erleichtern ganz allgemein den Umgang mit
Informationen. Was auf den ersten Blick als Bedrohung für Banken und Versicherungen erscheinen
mag, bringt letztlich die Etablierten weiter: Dank der
Zusammenarbeit mit den Fintech-Unternehmen gelingt es der Finanzbranche, ihre Geschäftsmodelle
für das digitale Zeitalter fit zu kriegen.
Chance für den Finanzplatz
Rund 150 Fintech-Unternehmen sind gemäss Sandra
Tobler, Verantwortliche für den ICT-Sektor bei S-GE,
heute in der Schweiz aktiv. Die Gründe für die relativ
hohe Zahl ortet Tobler in einer für die Schweiz vorteilhaften Kombination: «Ein grosser Pool an talentierten Fachkräften aus dem Finanz- und Versicherungssektor paart sich mit einem grossen Pool von
Talenten der IT, zum Beispiel aus internationalen
IT-Firmen, die hier ihre R&D-Hauptquartiere und
wichtige Niederlassungen haben.»
Mit den vielen Fintech-Unternehmen ist ein richtiggehendes Fintech-Umfeld entstanden. Es gebe
viele neue Möglichkeiten für Fintech-Firmen, die vor
zwei, drei Jahren noch nicht da gewesen seien. Dazu
gehörten Branchenverbände, Interessensorganisationen, Konferenzen und vieles mehr. Die Unternehmer können sich untereinander austauschen und
voneinander lernen. Für Tobler steht ausser Frage:
«Die Fintech-Branche ist eine riesige Chance für den
Standort Schweiz, mittelfristig einer der innovativsten Finanzplätze der Welt zu sein».
Knip: digitaler Versicherungsmanager
Mit einer App für mobiles Versicherungsmanagement mischt das Schweizer Fintech-Unternehmen
Knip den Versicherungsmarkt auf. Im wahrsten Sinn
des Wortes, denn das Start-up ist seit der Gründung
im Frühling 2014 auf der Überholspur. Mittlerweile
verwaltet Knip Versicherungspolicen mit einem Volumen von rund 25 Millionen Schweizer Franken.
Fachkräfte gesucht
Auch die ICT-Branche leidet an einem Fachkräftemangel. Im Rahmen des SIPPO-Programms bietet
S-GE interessierten Schweizer und europäischen
Importeuren Kontakte zu ausländischen SoftwareEntwicklern an. Im Vordergrund steht die Teilnahme
an Messen wie der CeBit, wo sich Unternehmen am
SWISS Pavillion präsentieren können. «In den vergangenen fünf Jahren haben 19 Unternehmen von
unserer Initiative profitiert. Insgesamt konnten wir
1898 Kontakte vermitteln», zieht S-GE-Programm
Manager Christian Bernet Bilanz. In diesem Jahr
bietet S-GE neu auch eine ICT Business Mission
nach Vietnam an. Bernet ist mit dem Echo zufrieden: «Es haben sich 15 Teilnehmer registriert. Für
Kurzentschlossene hätten wir noch 5 Plätze frei.»
WEITERE INFORMATIONEN:
www.s-ge.com/w3v1a
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«S-GE Impulse: ICT» - die Exportbühne
in Luzern
Am 11. November 2015 organisiert S-GE eine ICTExportbühne im KKL in Luzern, die «S-GE Impulse:
ICT». Der Anlass bietet erfolgreichen ICT-Exporteuren eine Plattform und richtet sich speziell an
Schweizer ICT-Firmen, die ihr Geschäft im Ausland
ausbauen wollen.
Wie verkaufen Schweizer IT- und Telco-Anbieter ihre
Produkte und Dienstleistungen im Ausland? Unternehmer erzählen von ihren Erfolgsrezepten, aber
auch von den Schwierigkeiten, die es zu meistern gilt,
wenn sie in grossen Absatzmärkten wie Deutschland
oder den USA Fuss fassen möchten. Zum Anlass
gehört auch eine ICT-Award-Verleihung sowie eine
Panel-Diskussion mit Branchenexperten und KMUVertretern. Interessierten Firmenvertretern stehen
zudem S-GE-Experten für Beratungsgespräche zur
Verfügung. Die Teilnahme ist kostenlos. Anmeldeschluss ist der 9. November 2015.
WEITERE INFORMATIONEN:
www.s-ge.com/events
Investoren attraktiv und uns unabhängig.» Von dieser Konstellation profitierten auch die Kunden. «Die
User unserer App erhalten dank unserem Geschäftsmodell eine transparente und ehrliche Beratung.
Im Gegensatz zu normalen Brokern oder Versicherungsagenten sind wir nicht von einzelnen Versicherungsgesellschaften abhängig», betont Kehl.
Knip ist langfristig ausgerichtet. «Unser Geschäftsmodell zielt darauf ab, einen Kunden über
Jahre zu betreuen. Wir haben nicht den schnellen
Abschluss eines Versicherungsvertrages vor Augen,
sondern die Beratung», meint die promovierte Juristin. Dabei ist ihr bewusst, dass nur mit zufriedenen
Kunden die gewünschten, langfristigen Geschäftsbeziehungen möglich sind. Auch unter diesem Aspekt
muss sich Knip von den bestehenden Versicherungsagenturen abgrenzen. Das schafft Knip in den Augen
Kehls dank des Geschäftsmodells: «Der normale
Broker verkauft in der Tendenz jene Versicherungsprodukte, an denen er am meisten verdient. Unser
Geschäftsmodell ist aber darauf ausgerichtet, die
Kunden gut zu beraten.»
Alternative zum klassischen Broker
Seit diesem Sommer ist das junge Unternehmen daran, auch den deutschen Markt zu erobern.
Die App von Knip kann mehr als Policen im Internet abschliessen. Sie ermöglicht den Nutzern,
ihre Versicherungsverträge auf dem Smartphone zu
verwalten, Policen zu kündigen und im Ernstfall sogar Schäden direkt dem Versicherer zu melden. Den
Grund für den Erfolg ihrer App sieht Christina Kehl,
Mitgründerin und COO der Firma, in der Komplexität
der Versicherungslandschaft: «Niemand weiss doch,
wie es bei seinen Versicherungen genau aussieht, ob
Über- oder Unterversicherung besteht oder ob er zu
viel bezahlt. Genau hier setzt unsere App an. Die ideale Ausgangslage für ein Start-up-Unternehmen.»
Phänomenale Aussichten
Die Digitalisierung des Versicherungsmarktes
schreitet rasch voran. Dieses rasante Wachstum stellt
das Fintech-Unternehmen vor grosse, strukturelle
Herausforderungen. Doch die quirlige Jungunternehmerin lässt keinen Zweifel daran aufkommen,
dass Knip die Hürden meistern wird. Denn bei diesem Wachstum – Knip beschäftigt mittlerweile 65
Mitarbeitende an den Standorten Zürich, Berlin und
Belgrad – sind die Aussichten beinahe schon phänomenal.
Eine Bedrohung für die etablierten Versicherungsunternehmen? «Mitnichten», meint Kehl, «die
Versicherer sind unsere Partner. Die Branche sieht
in uns den digitalen Kanal, den sie selber nicht hat
aufbauen können.» Mit Knip sei es weltweit erstmals
gelungen, den ‚digitalen Kunden’ abzuholen.
Die App ist für die Nutzer kostenfrei. Und für die
Investoren eine lukrative Gelegenheit. Die dynamische Unternehmerin erklärt das so: «Wir liefern den
Beweis, dass die Digitalisierung der Versicherungswirtschaft funktioniert. Das macht unser Modell für
6
Geld verdient Knip mit den Versicherungsunternehmen. Zum einen bekommt das Start-up eine sogenannte Bestandsprovision für die fortlaufende Betreuung eines Kunden. Zum anderen erhalten die Berater
von Knip ein Festgehalt. Auch wenn ein Kunde einen
neuen Vertrag abschliesst, fliessen keine Provisionen
an die Berater. Während die Versicherungsunternehmen die Partner sind, gehören die Broker zu den direkten Konkurrenten. Die Vorteile scheinen zurzeit bei
Knip zu liegen. «Wir holen den Kunden innerhalb von
drei Minuten ab, der Berater hingegen muss jeweils zu
einem Kunden hinfahren und viel Zeit investieren, um
zu einem Abschluss zu gelangen. Wir sehen uns als Alternative zum klassischen Versicherungsbroker», fasst
Kehl die Situation zusammen.
Gleichwohl sieht die begeisterte Alpinistin die
Grenzen des Modells: «Auch wenn wir faire und
transparente digitale Beratung und Verwaltung von
Versicherungspolicen anbieten, ist es nicht möglich,
das Thema Versicherungen komplett zu automatisieren. Es braucht immer auch Menschen dahinter.»
Knip-Kunden wollten zwar möglichst keinen Kontakt, aber irgendwann komme jeder an den Punkt,
wo Fragen auftauchen und ein Gespräch unerlässlich sei. Bei der gegebenen Komplexität der Versicherungslandschaft gehe das gar nicht anders.
Brokertum - die grundlegende Geschäftsidee von
Knip - lässt sich nicht schützen. Doch Kehl beunruhigt das nicht. Als Start-up hat sich Knip einen ho-
«Die Versicherungsbranche sieht
in uns den digitalen Kanal, den sie
selber nicht hat aufbauen können.»
Christina Kehl, Mitgründerin und COO Knip
Viel Licht, eine entspannte, fast familiäre Atmosphäre
und zwischendurch ein Ping-Pong-Spiel; am Sitz von Knip in
Zürich weht ein Hauch Silicon Valley.
Knip
Knip ist ein Schweizer Fintech-Start-up, das mit einer App für mobiles, unabhängiges und transparentes Versicherungsmanagement seit Frühling 2014
auf dem Markt ist. Das Unternehmen wächst rasant
und beschäftigt mittlerweile 65 Mitarbeitende an
den Standorten Zürich, Berlin und Belgrad.
WEITERE INFORMATIONEN:
www.knip.ch
7
Alle milliPay-Mitarbeiter sitzen im selben Grossraumbüro. Das sorgt
für kurze Kommunikationswege und für viel Transparenz.
Swiss Finance Startups
Knip-Geschäftsfrau Christina Kehl ist auch Mitgründerin des Branchenverbandes Swiss Finance
Startups (SFS). Der Verband fördert den Austausch
von Ideen und Know-How zwischen Fintech-Startups. Kehl umschreibt den Zweck des SFS wie folgt:
«Als Plattform für diese jungen Unternehmen
ermöglicht der Verband den Dialog untereinander
und mit anderen Finanzakteuren. Davon profitiert
auch der Finanzplatz Schweiz.»
milliPay
Der Fintech-Start-up milliPay hat eine Technologie
entwickelt, um Kleinstbeträge einfach und günstig
online abzurechnen. Das im Micropayment tätige
Unternehmen beschäftigt am Standort Zürich fünf
Mitarbeitende.
WEITERE INFORMATIONEN:
www.millipay.ch
8
«Für den Nutzer entsteht keinerlei
Erklärungsbedarf.»
Gerrit Sindermann, CEO milliPay
hen Grad an Agilität bewahrt. Kehl dazu: «Tauchen
im Markt Turbulenzen auf, sind wir die ersten, die
darauf reagieren können.» Die digitale Welt macht's
möglich.
milliPay: Online-Bezahlen leicht gemacht
Bezahlen im Internet ist heute eine Selbstverständlichkeit. Gleichwohl ist die Entwicklung längst nicht
abgeschlossen. Das sehen auch die Jungunternehmer des Fintech-Start-ups milliPay so. Mit ihrer
Technik wollen sie nichts weniger als die nächste
Stufe in der Entwicklung des Internet-Handels einläuten. «Wir haben eine Technologie entwickelt, um
Kleinstbeträge einfach und günstig online zu begleichen», sagt CEO Gerrit Sindermann.
Den Ansatz des Unternehmens erklärt der studierte Betriebswirt so: «Das Internet ist eine binäre
Welt. Es gibt die freien, über Werbung finanzierten
Inhalte und es gibt die bezahlten Inhalte, die in aller
Regel über Abonnemente laufen. Alles, was dazwischen liegt, ist heute noch sehr komplex und teuer.
Ich sehe aber nicht ein, weshalb es nicht wie in der
realen Welt möglich sein soll, für ein paar Rappen
auch digital kleine Käufe zu tätigen.»
Von der Idee bis zur Gründung dauerte es elf
Jahre. «Um Klein- und Kleinstbeträge einfach und
grenzenlos zu transferieren, musste ein komplexes
Transaktionssystem aufgebaut und in die Praxis umgesetzt werden. Keine kleine Hürde», blickt Sindermann zurück. 2013 wurde dann die erste Transaktion
im Online-Zahlungsverkehr abgewickelt.
Das Beschaffen von qualitativ hochwertigen Inhalten im Internet ist oftmals nur möglich, wenn
Nutzer zuvor Profile anlegen oder Abos abschliessen.
Doch während es zum Beispiel bei Hollywood-Filme
Restriktionen bezüglich der Absatzpreise gibt, existieren unzählige Musikstücke oder Filme, die zu kleinen Preisen und ohne Abonnements abgerechnet
werden können. Auf diese Art der Monetarisierung
fokussiert sich milliPay.
Mit zurzeit noch ausschliesslich deutschen Kunden - es handelt es sich um kleinere Zeitungen und
einen Streaming-Anbieter von Dokumentarfilmen
- hat milliPay eine erste Nutzerbasis aufbauen und
das Konzept testen können. Das Ziel jedoch ist klar:
milliPay will international wachsen. «Langfristig wird
nur überleben, wer international tätig ist. Digitale Services werden praktisch immer grenzüberschreitend
angeboten», zeigt sich Sindermann, seit Mitte 2014
CEO von milliPay, überzeugt. Die Zusammenarbeit
mit S-GE steht für ihn im Zeichen dieser Ausrichtung:
«Die Internationalisierung ist zentral. Wir haben uns
aus diesem Grund 2014 an der Fintech Trade Mission
in London beteiligt und werden diesen Herbst auch
am S-GE-Anlass in New York dabei sein.»
Die junge Fintech-Branche sprüht vor Ideen,
aber nur die allerwenigsten werden zu geschäftlichen Erfolgen. Für Sindermann ist klar, weshalb sein
Unternehmen dazu gehört: «Wir machen OnlineBezahlungen so einfach wie das Browsen selbst und
bringen damit eine wirkliche Innovation auf den
Markt.» Das Produkt zeichne sich vor allem durch
seine Einfachheit aus. Sindermann: «Für den Endnutzer entsteht keinerlei Erklärungsbedarf. Alle können damit umgehen.»
Kein Anbieter ist etabliert
Selbstverständlich ist milliPay nicht allein auf weiter
Flur. «Der Bereich der Klein- und Kleinstbeträge ist
in Bewegung, etabliert ist aber noch kein Anbieter»,
überschaut Sindermann die Lage. Micropayment
ganz allgemein sei heute noch nicht sehr verbreitet.
«Unsere Kerntechnologie ist zur Patentierung
eingereicht. Den Innovationsvorsprung aber sichern
wir in erster Linie durch kontinuierliche Weiterentwicklung», zeigt sich Sindermann optimistisch. Mit
seinen lediglich fünf Mitarbeitenden am Standort in
Zürich ist das Unternehmen agil genug, um rasch auf
Trends oder neue Kundenbedürfnisse reagieren zu
können.
Der leidenschaftliche Unternehmer – sein allererstes Geld hat Sindermann im Alter von 18 Jahren mit
Aktien verdient – beurteilt die Aussichten der Firma
als sehr gut: «Das Internet ist inzwischen gereift, Online-Bezahlen eine Selbstverständlichkeit. Mit unserer
Lösung bringen wir das Ganze jetzt auf das nächste
Level.» Das Potenzial ist ganz offensichtlich enorm.
KONTAKT
Sandra Tobler
Trade Commissioner
Swiss Business Hub USA
Subject Matter Expert ICT für S-GE
[email protected]
Unternehmerreise New York
Im Fintech-Kontext organisiert S-GE zahlreiche Aktivitäten. So findet vom 14. - 17. September 2015 eine
zweite Unternehmerreise nach New York statt, die
erste führte interessierte Firmen 2014 nach London.
S-GE wird in New York Schweizer Fintech-Firmen,
namentlich IT-Service-Provider, die in die Finanzbranche liefern, und Interessensvertreter von
Banken und Verbänden lokalen Unternehmern vorstellen. Die Unternehmerreise hat zum Ziel, Schweizer Unternehmern den innovativen Absatzmarkt im
Fintech-Umfeld näher zu bringen. Teilnehmerfirmen
werden die Rahmenbedingungen kennenlernen und
von vor Ort erfolgreichen Schweizer Unternehmern
erfahren, wie diese mit US-Banken arbeiten. Auf
dem Programm stehen auch Firmenbesuche weltweit erfolgreicher Fintech-Start-ups, beispielsweise
Betterment, sowie Treffen mit potenziellen Bankenkunden, strategischen Partnern und Investoren.
9
interview SWISS FINTECH
«Wir bereiten den Finanzplatz Schweiz
auf die Zukunft vor»
Swiss FinteCH vernetzt die verschiedenen Akteure der Fintech-Szene und sorgt nach den Worten von Verbandspräsident John Hucker dafür, dass der Finanzplatz Schweiz die Herausforderungen des digitalen Zeitalters meistern kann.
interview Giuseppe Rebuffoni
Schweizer Finanzsektor auf die Zukunft
vorzubereiten und die Schweiz auf die
globale Fintech-Agenda zu setzen. Um das
zu erreichen, vernetzen wir im Inland die
diversen Akteure und sorgen für Verbindungen zu den internationalen Finanzzentren.
Unser Verband schafft eine Plattform, auf
der Inhalte, Events und letztlich Ressourcen
für die Fintech-Community entstehen.
Worin unterscheidet sich Ihr Verband
von den anderen, im Fintech-Bereich
tätigen Verbänden? Wir arbeiten eng mit
Organisationen wie ZBV, SBA, SFI und Swiss
Finance Startups zusammen und unterscheiden uns in erster Linie durch unseren breiten
Ansatz beim Verbinden der verschiedenen
Themen, zum Beispiel Finanzwirtschaft mit
Technologie oder das Verknüpfen von Startups, Konzernen, Investoren und Regulatoren.
Wir bieten unsere Mitgliedschaft ausschliesslich Einzelpersonen an und arbeiten
gezielt mit Partnern zusammen. Unsere
aktivsten Gruppen sind in Zürich und Genf.
bescheidenen Beitrag erhalten Mitglieder
Zugang zu Events und Ressourcen auf unserer im Entstehen begriffenen Website. Unternehmen können zwar nicht Mitglied werden,
sich aber in unserem Verzeichnis registrieren
lassen, sofern sie zur Fintech-Community
und/oder zum Partner-Netzwerk gehören
und unsere Ziele unterstützen. Der Nutzen
ist, dass sie als aktive Supporter unserer Initiative wahrgenommen werden. Das eröffnet
den Zugang zu Informationen, Kontakten und
Geschäftsmöglichkeiten.
verbindet Innovation und Tradition besser
als jedes andere Land der Welt. In Sachen
Risikobereitschaft, Unternehmertum und unterstützendem Risikokapital-System bleibt
zwar noch einiges zu tun, doch lassen sich
diese Fragen lösen.
Ist die Schweiz eher Sprungbrett
oder vielmehr langfristiger Standort? Als
John Hucker ist für Swiss FinteCH beim Aufbau
des Fintech-Hubs Schweiz aktiv und unterstützt gleichzeitig die Entwicklung eines globalen Fintech-Hub-Netzwerkes. Sein Engagement
für die Fintech-Branche in der Schweiz wird von
der Credit Suisse unterstützt, bei der Hucker
als Mitglied des Innovation-Teams im Digital
Private Banking tätig ist. Davor arbeitete er im
Vermögens- und Kapital-Management bei der
UBS und der Toronto-Dominion Bank. Hucker
ist Chartered Financial Analyst (CFA) und
besitzt einen MBA der Said Business School der
Universität Oxford.
10
John Hucker, Präsident Swiss FinteCH
Welchen Nutzen hat eine Mitgliedschaft bei Swiss FinteCH? Für einen
Warum ist die Schweiz ein guter Standort für Fintech-Start-ups? Die Schweiz
ZUR PERSON
»Die Schweiz verbindet
Innovation und Tradition
besser als jedes andere
Land der Welt.»
Sprungbrett ist die Schweiz weit weniger
attraktiv als Fintech-Zentren in der EU,
vor allem im Hinblick auf den Zugang zum
EU-Markt. Die Schweiz bietet aber eine
hervorragende Basis für global ausgerichtete
Unternehmen. Dies gilt insbesondere für das
Wealth Management, Alternative Investments, Versicherung und Rückversicherung
sowie ICT-Sicherheit.
Welches sind die wichtigsten Exportmärkte? Aufgrund der gemeinsamen
Sprache sicher Deutschland. Viele Schweizer
Fintech-Unternehmen gehen nach Berlin.
England ist ähnlich attraktiv, weil es den Zugang zum grossen englischsprachigen Raum
öffnet. Das gilt auch für das Silicon Valley
und New York. Aufgrund der Wachstumszahlen, der demografischen Entwicklung und
der hohen Akzeptanz digitaler Lösungen wird
Asien immer wichtiger.
Wie ist die Zusammenarbeit mit S-GE?
S-GE war ein Vorreiter für die lokalen Startups und KMU. Erwähnen möchte ich insbesondere die hervorragende Arbeit von
S-GE-Expertin Sandra Tobler. Die Fintech Trade
Mission 2014 in London war der Anfang, mit
der Fintech Trade Mission in New York geht
es im September weiter. Schweizer Firmen,
die ihr Geschäft ins Ausland expandieren
wollen, oder internationale Unternehmen mit
Plänen, in die Schweiz zu kommen, sollten
S-GE unbedingt zu ihrer Anlaufstelle machen.
Welches sind die besonderen Herausforderungen für Ihren Verband? Alle
Organisationen kämpfen um Relevanz und
darum, Werte zu schaffen. Wir nehmen das
sehr ernst. Bei der Förderung eines Wirtschaftsbereichs erweist sich die Wahrung
der Balance zwischen den verschiedenen
Interessen als besondere Herausforderung.
Uns macht es enorm Spass, den Konservativismus der hiesigen Finanzindustrie herauszufordern. Wir verstehen uns indes nicht als
Bedrohung, sondern sehen für Swiss FinteCH
viele spannende Aufgaben.
Foto: zVg
S-GE: Welches ist die Kernaufgabe
von Swiss FinteCH? Unser Ziel ist es, den
news
und
events
S-GE neu
mit App
Aktuelle Informationen aus den internationalen Märkten für
Schweizer Exporteure gibt es bei Switzerland Global Enterprise
(S-GE) jetzt auch als App.
Foto: zVg
TEXT S-GE
Jederzeit und überall raschen Zugang zu News
finden, im internationalen Business mitunter
matchentscheidend. Via App von S-GE können
sich Schweizer und Liechtensteiner Exporteure mit
einem Klick auf dem Laufenden halten. Die Infobeschaffung über die S-GE-App lässt sich per EditMenu nach individuellen Bedürfnissen (Branchen
und Zielmärkte) definieren.
Neben der News-Sektion beinhaltet die S-GE-App
auch einen Eventkalender, der registrierten Teilnehmern an ausgewählten Exportveranstaltungen eine
Chat-Option mit anderen Teilnehmern und Referenten zur Verfügung stellt.
Ausserdem führt die S-GE-App eine Media Library mit Broschüren, Videos, dem Aussenwirtschafts-
magazin «GO!» und vielen wertvollen Informationen
über nahe und ferne Märkte, Services von S-GE,
Geschäftsmöglichkeiten und Erfolg versprechende
Strategien zur Internationalisierung.
Weitere Informationen:
Für iPhone/iPad: Besuchen Sie den Apple App Store
und laden Sie sich die S-GE-App herunter.
Für Android: Besuchen Sie den Google Play Store
und laden Sie sich die S-GE-App herunter.
11
INTERVIEW Frankie Ng
«DER GUTE RUF VON
SGS GRÜNDET AUF
UNSERER SCHWEIZER HERKUNFT»
Frankie Ng, der kürzlich ernannte CEO des Schweizer Warenprüfkonzerns SGS,
zu den besten Markteintrittsstrategien, der Digitalisierung seiner Branche und dem
heutigen Gesicht von Produktpiraterie.
INTERVIEW Sylvain Jaccard und Sina Pries | fotos Cédric Widmer
SGS wurde vor über 130 Jahren
gegründet und war ursprünglich auf
Inspektionsdienstleistungen im Export
spezialisiert. Heute deckt das Unternehmen alle erdenklichen Dienstleistungen
in den Bereichen Testen und Zertifizieren ab. Wie hoch ist bei Ihnen heute der
Anteil an Dienstleistungen zur Erleichterung des internationalen Handels?
Auf die eine oder andere Weise sind 70
bis 80 Prozent unseres Umsatzes direkt
mit den weltweiten Exportströmen und
den Warenströmen zwischen den verschiedenen Ländern verbunden.
globalen Marktlage zurzeit einen leichten
Niedergang erleben. Gleichzeitig erleben
andere Branchen einen Aufschwung,
etwa der Textil- und Nahrungsmittelsektor. Wir passen unser Portfolio entsprechend an, aber wir erwarten in Afrika für
uns kein starkes Wachstum. Trotz der
wirtschaftlichen Schwierigkeiten Brasiliens ist auch Südamerika für uns von
Interesse. Denn es gibt dort Länder mit
relativ stabiler Entwicklung wie Chile, in
denen wir unsere Strategie stärker auf
den lokalen Markt als auf den Exportmarkt ausrichten.
In welchen aufstrebenden Volkswirtschaften wollen Sie Ihre Tätigkeit
ausbauen? In ganz Asien. Für uns sind
Wie schätzen Sie die derzeitige
Lage in China ein? China baut gerade
China, Südostasien und Indien von
besonderem Interesse, da sie ein stetiges Wachstum zeigen. Australien und
Neuseeland sind problematischer. Hier
liegt unser Schwerpunkt auf der Bergbauindustrie und somit besteht in diesen
Ländern eine gewisse Abhängigkeit von
den Rohstoffpreisen. Afrika als Region
ist schwierig, da auch hier die Bergwerke
und die Erdölförderung aufgrund der
12
sein Wirtschaftsmodell um. Das Land
konzentriert sich dabei stärker auf die
eigenen Konsumenten als Abnehmer
und möchte langfristig ein Gleichgewicht
zwischen Export und Binnenwirtschaft
schaffen. Wir passen unsere Dienstleistungen diesen neuen Gegebenheiten
an. Für Schweizer Unternehmen, die im
Ausland aktiv werden möchten, ist China
eine gute Wahl: Es gibt einen sehr bedeutenden Markt, für den lokal produziert
Zur Person
Frankie Ng wurde im März 2015
zum Chief Executive Officer der
SGS berufen. Zuvor hatte er verschiedene leitende Positionen bei
SGS inne, darunter die des Executive Vice President der Industrial
Services und des Executive Vice
President der Consumer Testing
Services. Zu SGS kam Frankie Ng
1994 als Management-Trainee.
Er hat ein Diplom der Geneva
Engineering School und einen
Abschluss in Ökonomie und Ökonometrie der University of Essex,
England.
Zum Unternehmen
SGS ist das weltweit führende
Unternehmen in den Bereichen
Inspektion, Testen, Analyse
und Zertifizierung. SGS gilt als
weltweiter Massstab für Qualität
und Integrität. Mit mehr als 80‚000
Beschäftigten betreibt das Unternehmen ein Netzwerk von weltweit
mehr als 1'650 Niederlassungen
und Laboratorien. SGS unterstützt
Unternehmen bei der Verbesserung
der Qualität, Sicherheit, Effizienz
und Produktivität ihrer Geschäftstätigkeit und bei der Verkürzung
der Produkteinführungszeiten
durch Aufbau von Vertrauen.
«Für Schweizer Unternehmen
ist China eine gute Wahl: Es
gibt einen sehr bedeutenden
Markt, für den lokal produziert
werden kann. Und dank der
aufstrebenden Mittelschicht
geht es hier nicht mehr nur um
Billigprodukte.»
Frankie Ng, Chief Executive Officer von SGS
werden kann. Und dank der aufstrebenden Mittelschicht geht es hier nicht mehr
nur um Billigprodukte. Geografisch gesehen haben zudem insbesondere die Küstenstädte in den vergangenen zwanzig
Jahren eine starke Entwicklung erfahren.
In Nord- und Westchina besteht dagegen
noch grosser Nachholbedarf.
Sie besitzen die schweizerische
und die chinesische Staatsangehörigkeit, sind also in beiden Kulturen
verwurzelt. Welches sind die grossen
Herausforderungen, denen sich ein
internationaler Konzern stellen muss,
dessen Mitarbeitenden aus zahlreichen Kulturen stammen und die erfolgreich zusammenarbeiten sollen?
Setzen Sie bei der Expansion von
SGS eher auf Übernahmen oder auf ein
organisches Wachstum? Wir setzen
Das ist extrem kompliziert, da wir in
über 150 Ländern vertreten sind. Unser
Ziel ist es, eine Kommunikationsphilosophie zu leben, die auf gemeinsamen
Werten und auf gegenseitigem Respekt
aufbaut. Diese Grundlagen gleichen
sich weltweit mehr oder weniger.
Sein Gegenüber und dessen Kultur
zu respektieren ist dementsprechend
von zentraler Bedeutung. Es gibt mehr
als nur eine einzige Sicht der Dinge.
Unsere Werte sind somit allen klar. Wir
passen unsere Kommunikationsstrategie darüber hinaus an die jeweilige
Region an. Letztlich geht es um die
Bedeutung der lokal geleisteten Arbeit.
Unsere Unternehmenskultur entspricht
daher auch immer den lokalen Gegebenheiten.
auf beides. Unsere Kompetenz und
unser Know-how bilden die Grundlage
für einen Markteintritt. Übernahmen
ergänzen diese Anstrengungen. Denn
in einigen Fällen ist es schwierig, für
bestimmte Märkte rasch eine Zulassung
zu erhalten. Durch eine Akquisition lässt
sich dieser Prozess dann beschleunigen.
Aus eben diesem Grund haben wir in
China vergangene Woche ein Unternehmen im Erdölsektor übernommen. Wir
kombinieren beide Strategien, zunächst
organisches Wachstum und falls notwendig anschliessend eine Übernahme, um
den Markteintritt schneller umzusetzen,
oder auch aus regulatorischen Gründen.
SGS führt weltweit Qualitätskontrollen durch. Wie garantieren Sie ein
gleichbleibendes Qualitätsniveau für all
Ihre Dienstleistungen in allen Niederlassungen in über 150 Ländern und für
all Ihre Tätigkeitsbereiche? Die Kunden
haben unterschiedliche Anforderungen
an das Qualitätsniveau. Doch wurde die
Qualität für einen Kunden einmal definiert, so behält sie im gesamten Netzwerk
das gleiche Niveau. Da Qualität in den
verschiedenen Ländern unterschiedlich
wahrgenommen wird, bieten wir unseren
Kunden spezifische Lösungen, in denen
unsere Mitarbeiter weltweit geschult sind.
Wir offerieren unseren Kunden also mehrere Qualitätsstandards auf der Basis einer
gemeinsamen Technologie.
Welche Bedeutung hat bei Ihrem
Qualitätsversprechen die Tatsache,
dass Sie ein Schweizer Unternehmen
sind? Sie ist extrem bedeutend. Der gute
Ruf von SGS gründet auf unserer Schweizer Herkunft. Weltweit betonen wir die
Tatsache, dass wir ein Schweizer Unternehmen sind, denn die Schweiz steht für
Begriffe wie Qualität und Integrität. Es ist
13
«S-GE hat uns bei der Gründung
von JURA Polen geholfen.
Dank der Unterstützung von
S-GE haben wir unseren
Standort und unsere Geschäftsführerin gefunden.»
EMANUEL PROBST
GENERAL MANAGER
JURA ELEKTROAPPARATE
Welche Exportmärkte sind für Sie interessant?
s-ge.com/testimonials
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wichtig, dass Schweizer Unternehmen
diese Verbindung herstellen und diesen
Pluspunkt für sich nutzen.
Zum Thema Verifizierung von Waren,
die für den weltweiten Handel bestimmt sind, sowie zur Kontrolle der
internationalen Wertschöpfungsketten:
Welche Probleme sind hier am häufigsten? Und wie lassen sie sich lösen? Es
gibt unglaublich viele Herausforderungen, die sich je nach Branche stark voneinander unterscheiden. Im Bereich der
Produktpiraterie zum Beispiel zeichnet
sich eine neue Entwicklung ab. Waren
davon früher hauptsächlich MarkenKonsumprodukte betroffen, so finden
sich heute Nachahmerprodukte in der
Lebensmittelbranche oder bei technischen Komponenten, was hohe Risiken
für die Konsumenten birgt. Die Unternehmen stehen also vor der Herausforderung, ihre Wertschöpfungsketten zu
sichern, um zu verhindern, dass Nachahmerprodukte in diese Ketten gelangen. In
bestimmten Regionen ist dieses Problem
weit verbreitet. Dabei sind einige Produkte stärker betroffen als andere, beispielsweise solche mit hoher Wertschöpfung. Auch in der Lebensmittelbranche
kommt es aufgrund der grossen Mengen
immer häufiger zu Nachahmungen.
der anderen Seite Kontrolle durch Dritte.
Beides kommt etwa auf das Gleiche heraus. Die erste Herausforderung für die
einzelnen Länder besteht im individuellen Setzen von Regeln und ihrer Anwendung. Praktisch alle Länder der Welt
kennen bestimmte Vorschriften für ihre
Unternehmen. Wir beraten einige Regierungen, und zahlreiche Länder bitten
uns um ein Benchmarking ihrer Situation
im Vergleich zu den Vereinigten Staaten
oder den grossen europäischen Ländern.
Standards existieren – schwierig ist es für
die Regierungen, Kontroll- und Monitoring-Organisationen einzurichten, um
Zwischenfälle und „Laisser-faire“ effektiv
zu verhindern.
Die Digitalisierung und die neuen
Technologien machen die Kommunikation und den Handel über die Grenzen
hinweg einfacher. Welche Auswirkungen
hat das auf die Verifizierung von Waren
und auf die Organisation der internationalen Wertschöpfungsketten? Das ist
Bislang erfolgten die Probenahme und
die Datenerfassung manuell. Die logische
Entwicklung der Zukunft jedoch ist die
Automatisierung unserer Tätigkeiten in
bestimmten Bereichen. Langfristig wird
unser Mehrwert in einer eingehenden
Datenanalyse bestehen, mit deren Hilfe
unsere Kunden ihre Unternehmensentscheidungen optimieren können.
Bislang hat SGS einen Bericht vorgelegt,
mit dem der Kunde tat, was er wollte.
Ein Umbruch in Richtung einer weiteren
Digitalisierung wird in drei bis fünf Jahren
erfolgen. Andere Akteure werden auf
den Plan treten, wie Technologie- oder
Beratungsunternehmen. Einige unserer
neuen Mitbewerber sind keine Prüforganisationen mehr, sondern Firmen, die
Data-Mining-Lösungen entwickeln. Ich
denke, das sind die natürlichen nächsten
Schritte der Digitalisierung.
für uns ein sehr wichtiger Punkt. Bei seiner Weiterentwicklung kann SGS nicht im
derzeitigen Geschäftsmodell verharren.
KONTAKT
Sylvain Jaccard
Head of S-GE Western
Switzerland
[email protected]
Frankie Ng wurde im März 2015 Chief Executive Officer von SGS.
Welche Chancen sehen Sie für Ihr
Unternehmen bei der Sicherung von
Industriestandorten? Sie finden sich
auf zwei Ebenen. Zum einen geht es um
die Absicherung des Standortes an sich.
Zum anderen um eine Sensibilisierung
der lokalen Kulturen für die Risiken eines
Standortes. Häufige Probleme sind eine
mangelnde Ausbildung und ein mangelndes Risikoverständnis. Das ist gewiss auch
in Tianjin so gewesen. In den Bereichen
Schulung und Beratung sehen wir für uns
also ein hohes Potenzial. Für Schweizer
Unternehmen allgemein bieten sich
hier zahlreiche Chancen, denn in Asien
herrscht ein echter Mangel an Know-how.
Schweizer Unternehmen engagieren sich immer stärker in aufstrebenden Märkten. Gibt es in Bezug auf die
rechtlichen Anforderungen, denen die
Exporteure unterliegen, Unterschiede
zwischen den neuen Schwergewichten
wie China, Indien, Brasilien oder Indonesien einerseits und Europa und den
Vereinigten Staaten andererseits? Das
Regulierungsverständnis in Europa unterscheidet sich stark von dem der USA.
Auf der einen Seite Selbstkontrolle, auf
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Success story Safe Host SA
Ein sicherer Ort
für sensible Daten
Safe Host ist ein Data-Hosting-Dienstleister, der durch den attraktiven Standort
Schweiz einen enormen Kundenzuwachs aus den USA erfährt. Vielerorts ist die
«Marke» Schweiz noch nicht für die idealen Bedingungen als Ort zum Speichern
und Verwalten sensibler Daten bekannt. Damit sich das ändert, setzt Safe Host
auf die Zusammenarbeit mit Switzerland Global Enterprise (S-GE). Die ersten
Erfolge können sich sehen lassen.
text Laura Angelstorf | KONTAKT Sandra Tobler, [email protected]
E
twas ausserhalb von Genf, im Industriegebiet von Plan-les-Ouates, liegt die
Schweizer Data-Hosting-Firma Safe Host.
In dem zurückhaltend erscheinenden Bürogebäude hat die Firma auf über 10.000
Quadratmetern ein hochmodernes DataCenter aufgebaut. Nun gewann das Unternehmen mit Hilfe einer Trade Mission von Switzerland Global Enterprise (S-GE) grosse Kunden in den
USA. Ein absoluter Neuling waren sie auf dem Markt
nicht. Bereits vor acht Jahren hatte Safe Host seinen
ersten Kunden aus Übersee. Durch die Trade Mission ins Silicon Valley konnten sie nun erfolgreich ihre
Bekanntheit unter amerikanischen Kunden stärken
und neue akquirieren.
Mit guten Argumenten überzeugen
Vor nicht ganz anderthalb Jahren begann die Firma
nochmals ihre Fühler in die USA auszustrecken und
stiess auf einen äusserst attraktiven Markt für die
ICT-Branche. Faiz Tandon, Verkaufsleiter und Mitbegründer von Safe Host, war bei der Trade Mission
«US amerikanische Unternehmen, die nach Europa expandieren wollen, suchen in erster Linie
einen sicheren und stabilen Ort um ihre Daten
zu lagern. Genau das können wir ihnen bieten.»
Faiz Tandon, Verkaufsleiter und Mitbegründer Safe Host
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im Silicon Valley dabei: «Das meiste Wachstumspotenzial für Data Hosting findet man in den USA. Vor
allem im Silicon Valley. Lange Zeit haben sich dort
Firmen etabliert, die zunächst lokal tätig waren, wie
Facebook oder Google. Wenn diese nun global tätig
werden wollen, suchen sie Data-Center-Anbieter
in Europa.» Aufgrund der Sprache, der guten Anbindung mit Direktflügen und der ähnlichen Kultur
fassten die Firmen zunächst Grossbritannien ins
Auge. Andere Länder, darunter auch die Schweiz,
mussten ihre Attraktivität steigern und die potenziellen Kunden mit anderen Argumenten zu sich holen.
«Wir haben unsere Kunden vor allem mit folgenden
drei Argumenten überzeugen können: Politische
Stabilität, das in der Verfassung verankerte Recht auf
Privatsphäre und die konstante und vergleichsweise
günstige Energieversorgung.»
Besonders die sichere Stromversorgung ist ein
enormer Standortvorteil für die Schweiz. Da nahezu
der komplette Strom mittels Wasserkraft und Atomenergie in der Schweiz selbst produziert wird, ist die
Stromversorgung keinen politischen Unsicherheiten ausgesetzt. Im Vergleich: 80 Prozent des italienischen Stroms werden aus Rohstoffen gewonnen,
welche zum Grossteil aus Krisenstaaten bezogen
werden müssen.
Die politische Stabilität sieht Tandon durch Abstimmungen, wie jene zur Masseneinwanderung,
nicht unterlaufen. Er setzt darauf, dass die Schweiz
weiterhin ihren Bedarf an gut qualifizierten Einwanderern nach aussen trägt. Zumal die rechtlichen
Absicherungen bezüglich des Schutzes der Privatsphäre besonderes Gewicht für Kunden aus Übersee
Zum unternehmen
Safe Host SA wurde im Jahr 2000 gegründet und
bietet seither eine breite Palette an Data-CenterDienstleistungen an. Durch das Know-how im
Bereich Data-Center-Management können sich
die Kunden voll und ganz auf ihre Kernbereiche
konzentrieren und dabei ihre Daten sicher lagern
und verwalten lassen.
Das moderne Data-Center ist gegen jeglichen Katastrophenfall gerüstet und kann sich bis zu 72 Stunden selbst mit Strom versorgen. Ausserdem stellt
Safe Host Räume für seine Kunden zur Verfügung,
sollten diese nicht auf ihr hausinternes IT-System
zugreifen können.
WEITERE INFORMATIONEN:
www.safehost.com
einnehmen: «Wir argumentieren immer, dass der
Schutz des Einzelnen in einer guten Balance zum
Schutz der Bevölkerung steht. Das heisst, dass Daten,
die hier gelagert sind, auch den Schweizer Bestimmungen unterliegen und es wesentlich schwieriger
ist, Auskünfte darüber einzufordern als beispielsweise in den USA», erläutert Tandon.
Mit Flexibilität punkten: trotz starkem Franken
Auch Safe Host bleibt vom starken Schweizer Franken
nicht unberührt. Trotzdem kann die Firma im Ausland überzeugen. Und das sogar so gut, dass Faiz Tandon und sein Kollege Frédéric Moeller, CFO von Safe
Host, ihre Kapazitäten vergrössern wollen. «Momentan bauen wir ein neues Server-Center in Gland. Es ist
mit 14 000 Quadratmetern nochmals grösser als das
in Genf. Damit wird sich dann auch unsere Mitarbeiterzahl verdoppeln», sagt Faiz Tandon. Die erste Bauphase soll bereits im Frühjahr 2016 abgeschlossen
sein. Das Gebäude wird jedoch nicht sofort komplett
belegt. Damit möchte sich Safe Host die Möglichkeit
offen halten, flexibel auf die sich stetig wandelnde
ICT-Branche reagieren zu können. «Besonders im
FinTech-Bereich wird sich in naher Zukunft einiges
bewegen. Für uns ist das erst auf lange Sicht gesehen relevant, da dort momentan fast ausschliesslich
Start-ups tätig sind, die noch keine grossen Mengen
an Daten verarbeiten müssen. Je mehr sich in dieser
Branche aber tut, desto schneller wächst der Bedarf
nach einem sicheren Ort für die Lagerung der hoch
sensiblen Daten», erklärt Tandon weiter.
Fotos: S-GE
Die Schweiz muss geschlossen auftreten
Die grössten europäischen Konkurrenten der
Schweiz im Bereich Data Hosting sind Grossbritannien, Deutschland und Italien, weil dort enorm investiert wird. Um sich also erfolgreich zu positionieren und auch dem starken Franken zu trotzen, müsse
die Schweiz sich geschlossen präsentieren, meint
Tandon. «Ich schätze es sehr, dass S-GE im Ausland
die Schweiz als eine Marke präsentiert. Vor allem für
Unternehmen wie uns ist das enorm wichtig.»
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news
und
events
Iran: vielversprechender
Markt für Schweizer
Exporteure
Nach dem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen über ein Atomabkommen
mit dem Iran und der damit verbundenen baldigen Aufhebung der internationalen
Sanktionen gegen die Islamische Republik frohlockt nicht nur Teheran.
text Roland Meier
Skyline von Teheran.
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Swissmade zieht
Und die Geschäftsaussichten für Schweizer Unternehmen sind vielversprechend. Swissmade geniesst
einen ausgezeichneten Ruf und steht auch im Iran
für hohe Qualität und Zuverlässigkeit. Nach der
Aufhebung des Embargos dürften im Iran die Wirtschaft, das Volkseinkommen und der Mittelstand
rasch wachsen und in der Folge sowohl das Interesse an Schweizer Qualitäts- und Premium-Produkten
als auch die Bereitschaft dafür, mehr zu bezahlen,
deutlich zunehmen.
80 Millionen Konsumenten
Grosses Potenzial: Infrastruktur, Konsumgüter, Pharma
Das Potenzial ist jedoch weit grösser. In Deutschland zum Beispiel rechnet man nach Aufhebung der
Sanktionen gegen den Iran mit einer Verdreifachung
der Exporte in die Islamische Republik. Auch aus
Schweizer Optik eine Grössenordnung, die durchaus im Bereich des Möglichen liegt, bestätigt Suhail
el Obeid, Senior Consultant für den Iran bei S-GE.
Eine starke Nachfrage zeichnet sich nach der langen
wirtschaftlichen Isolation des Iran vor allem im
Infrastrukturausbau, bei den Konsumgütern (insbesondere Nahrungsmittel) und im Pharma- und
Medizinal-Sektor ab. Auch Cleantech könnte im Iran
einen attraktiven Absatzmarkt finden.
Geduld und gute Planung
Alles in Allem: es braucht noch ein wenig Geduld.
Sowohl auf Seiten der iranischen Bevölkerung als
auch bei den ausländischen Exporteuren. Bis die
iranische Wirtschaft spürbar von der Aufhebung
der Sanktionen profitiert, dauert es mindestens ein
Jahr, schätzt Suhail el Obeid. Immerhin können die
Unternehmen ihren Planungshorizont sichtlich
erweitern und gewinnen ein neues Mass an Sicherheit, das auch Gewähr bietet für ehrgeizigere und
längerfristige Investitionen. Bei aller Euphorie darf
indes nicht vergessen gehen, dass die Sanktionen
jederzeit wieder eingeführt werden können, sollte
der Iran sich nicht an das in Wien ausgehandelte
Abkommen halten.
WEITERE Informationen:
www.s-ge.com/iran
KONTAKT
Suhail el Obeid
Senior Consultant Africa,
Middle East, Iran & Turkey
[email protected]
Fotos: Fotolia
A
Auch die Exportwirtschaft darf sich auf
einen neuen attraktiven Absatzmarkt mit
hoher Kaufkraft und viel Nachholbedarf
freuen. Allerdings dürfte es noch ein Weile
dauern, bis die Sanktionen tatsächlich aufgehoben sind. Vermutlich etwa ein halbes
Jahr. Die meisten Experten gehen davon aus, dass
es auf Jahresbeginn 2016 soweit sein wird. Bis die
Aufhebung der Sanktionen in trockenen Tüchern ist,
gilt es, bei der Aufnahme von Geschäftsaktivitäten
in oder mit der Islamischen Republik Iran weiterhin Vorsicht walten zu lassen und sich zuvor beim
Staatssekretariat für Wirtschaft SECO (Sanktionen,
Holzikofenweg 36, 3003 Bern, Tel. 058 464 08 12)
über die dafür erforderlichen rechtlichen und gesetzlichen Voraussetzungen zu erkundigen.
Viele Exportunternehmen sind schon startbereit.
Bereit, in den Iran zu expandieren oder bestehende
Aktivitäten vor Ort auszubauen. Switzerland Global
Enterprise (S-GE) steht hier Schweizer und Liechtensteiner Unternehmen beratend und unterstützend zur Seite.
Im vergangenen Jahr exportierte die Schweiz Waren im Wert von CHF 610,0 Mio. Umgekehrt wurden
2014 Waren im Wert von 30 Mio. aus dem Iran in die
Schweiz importiert. Im ersten Quartal 2015 beliefen
sich die Exporte wertmässig auf CHF 82,1 Mio., die
Importe auf CHF 5,9 Mio.
Mit seinen knapp 80 Mio. Einwohnern ist der Iran
im Nahen und Mittleren Osten die Volkswirtschaft
mit dem grössten Wachstumspotenzial. Eine Volkswirtschaft, die dank reicher Rohstoffvorkommen
(vor allem Erdöl und Erdgas) auch über die nötigen
Mittel verfügt, um den zu erwartenden Importboom
mit einem Ausbau der Energie-Exporte (deren
Beschränkung mit der Aufhebung der Sanktionen
ebenfalls fällt) zu finanzieren. Damit die grenzüberschreitenden Finanzströme allerdings wieder richtig
in Fluss kommen, muss der Iran erst vollumfänglich
in die hierzu nötigen Netzwerke (z. B. SWIFT) eingebunden werden und müssen ausländische Banken
erneut Präsenzen vor Ort aufbauen. Mit der Aufhebung der Sanktionen werden dann auch die Ampeln
im Finanzbereich wieder auf Grün geschaltet.
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KNOW-HOW crEDIT SUISSE
Cash Management: zentral
und doch oft unterschätzt
Der starke Franken bereitet vielen KMU Sorgen. Um die eigene Situation zu
verbessern, gilt es mehr denn je, jede scheinbar noch so kleine Chance wahrzunehmen.
Dem Cash Management wird dabei meist zu wenig Beachtung geschenkt.
text Andreas Schiendorfer
D
ie KMU, die nach wie vor zwei Drittel aller
Arbeitsplätze stellen, sind das Rückgrat der
Schweizer Wirtschaft. Die Bevölkerung weiss
dies zu schätzen. Nicht weniger als 94 Prozent der Stimmbürger sind gemäss Sorgenbarometerumfrage der Credit Suisse stolz
auf die erfolgreichen Schweizer KMU. Tatsächlich
haben die Unternehmerinnen und Unternehmer in
den letzten Jahren immer wieder viel Rückgrat bewiesen und alle Problemstellungen dank Flexibilität,
Produktivitätssteigerung, Innovationskraft und Risikobereitschaft bravourös gemeistert.
Starker Franken hemmt Export
Nun steht den KMU eine weitere grosse Herausforderung ins Haus, wie der aktuelle KMU-Exportindikator von Switzerland Global Enterprise und Credit
Suisse unmissverständlich aufgezeigt hat: Mit Ausnahme des Konsumgüterbereichs werden nämlich
für alle Produktionssektoren im dritten Quartal 2015
sinkende Ausfuhren befürchtet. Und dies trotz stei-
«Die Kontrolle und Planung der Liquidität
ist für jedes KMU von zentraler Bedeutung.»
Andreas Gerber, Leiter KMU-Geschäft Schweiz, Credit Suisse
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gender Nachfrage im Ausland! Die Erklärung liegt im
starken Franken. Als Folge der Frankenstärke ist das
Exportwachstum etwa um fünf Prozentpunkte tiefer,
als es angesichts der Nachfragestärke im Ausland zu
erwarten wäre.
Die KMU sehen der schwierigen Währungssituation keineswegs tatenlos zu. Im Vordergrund ihrer
Anstrengungen stehen die Optimierung der Beschaffung und die Senkung der Produktionskosten. Preiserhöhungen sowie die Suche nach neuen Märkten
werden gemäss KMU-Exportindikator ebenfalls ins
Auge gefasst, weit weniger hingegen eine Senkung
der Lohnkosten. Hier scheinen die Möglichkeiten
bereits ausgereizt zu sein.
Zu wenig beachtete Herausforderungen
Über die Potenziale einer anderen unternehmerischen Funktion sind sich viele KMU weit weniger
bewusst: das Cash Management. Die Kontrolle und
Planung der Liquidität ist für jedes KMU von zentraler
Bedeutung. Die dabei zu meisternden Aufgaben werden aber angesichts der steigenden Komplexität und
Vernetzung der Unternehmen immer schwieriger. Hat
ein KMU seine Liquidität über mehrere Konten bei
verschiedenen Bankhäusern in verschiedenen Währungen im In- und Ausland verteilt, so entsteht ein
beträchtlicher Aufwand, um den gewünschten Überblick über die Liquiditätsentwicklung zu erhalten und
die Guthaben optimal zu allozieren. Die dafür aufge-
brachte Energie fehlt letztlich bei der Weiterentwicklung des Kerngeschäfts. Daher gilt es, sich frühzeitig
mit der Umsetzung eines weitsichtigen Cash Managements auseinanderzusetzen (siehe Interview).
Neben den stetig wachsenden Vernetzungen
und Abhängigkeiten verdient ein weiteres Thema
Beachtung: die Schaffung des einheitlichen EuroZahlungsraums SEPA auf den 1. Februar 2014 (SEPA
steht für Single Euro Payment Area). Der Finanzplatz
Schweiz verfolgt eine weitgehende Annäherung an
die neuen europäischen Standards und beabsichtigt,
seine Zahlungsverkehrsverfahren und -systeme bis
Mitte 2020 auf ISO 20022 umzustellen. Diese Umstellung hat auch für die KMU Auswirkungen bei den
Überweisungen, beim Einzahlungsschein mit Datencode sowie bei den Lastschriften. Alles in allem überwiegen die Vorteile der Migration eindeutig. Deshalb
sollten die KMU nicht bis zum letzten Moment der
Umstellungsfrist warten, sondern die Situation mit
ihren Finanz- und IT-Partnern frühzeitig analysieren.
Kompetente Berater noch wichtiger
Auch wenn die Herausforderungen Cash Management und Migration Zahlungsverkehr Schweiz für
die KMU wichtig sind, muss sich jeder einzelne Unternehmer letztlich klar darüber werden, wie viel
Energie er persönlich in diese Themenbereiche stecken soll. In unserer zunehmend komplexer werdenden globalen Wirtschaft ist es für den Unternehmer von existenzieller Bedeutung, sich ein (kleines)
Netzwerk fachkompetenter Berater seines Vertrauens aufzubauen. Letztlich gehört die Zukunft jenen
KMU, denen es gelingt, sich ganz auf ihre eigenen
und unverwechselbaren Stärken zu konzentrieren.
Interview ANDREAS GERBER
«Das Liquiditätsmanagement
ist das Herzstück des Unternehmens»
Was macht ein modernes Cash Management aus,
und wie wichtig ist es für die Schweizer KMU?
Wir baten Andreas Gerber, Leiter KMU-Geschäft
Schweiz der Credit Suisse, um Auskunft.
Herr Gerber, was versteht man gemeinhin unter
dem Begriff «Cash Management»? Wir unterscheiden
grundlegend vier Teilbereiche und -aufgaben. Erstens
geht es darum, sich als KMU einen Überblick über die
Liquidität zu verschaffen. Zweitens beinhaltet es die
Planung der aktuellen und zukünftigen Vermögensströme. Des Weiteren ist auch die optimale Verteilung der
Liquidität innerhalb verschiedener Konten als Teilbereich
des Cash Managements zu verstehen. Zu guter Letzt geht
es um die Ausschöpfung der Rendite-Potenziale.
Das Cash Management ist demnach eine zentrale
Aufgabe von KMU? Auf jeden Fall. Ein effizientes Cash
Management kann die Ertragslage eines KMU deutlich
verbessern, vor allem aber wird dank eines klugen Cash
Managements Zeit freigesetzt, die man in den Ausbau
des Kerngeschäfts investieren kann. Für mich kann man
das Cash Management auch als Herzstück eines Unternehmens bezeichnen. Mit Verlusten kann eine Unternehmung eine gewisse Zeit weitergeführt werden, ohne
Liquidität funktioniert jedoch nichts mehr.
Fotos: zVg /Thinkstock
Gibt es aktuelle Trends im Cash Management?
Die Reise geht immer mehr in Richtung Automation und
Digitalisierung, so dass die Unternehmer mit wenigen
Klicks vollständige Transparenz und Planungssicherheit erhalten. Ein Beispiel dafür ist der «Credit Suisse
Corporate Cash Manager». Diese Applikation ermöglicht die bequeme Übersicht über alle Konten mitsamt
Andreas Gerber, Leiter KMU-Geschäft Schweiz, Credit Suisse
Transaktionen sowie über Vermögen, Verbindlichkeiten
und Fremdwährungspositionen. Alle Bankguthaben
können nach Banken, Währungen und Regionen virtuell
konsolidiert und auch nach verschiedenen Bereichen des
Unternehmens gruppiert werden.
Wird eine solche Applikation zum Muss für jedes
KMU? Je komplexer und internationaler die Herausforderungen eines Unternehmens sind, desto eher kommt
eine solche Applikation in Frage. Ein Muss aus Sicht
aller KMU ist einzig die aktive Auseinandersetzung mit
der Liquidität. Hier ist eine enge Begleitung seitens des
Kundenberaters von grossem Vorteil, so kann gemeinsam
eine optimale Lösung entwickelt werden.
21
Import Promotion NATURAL INGREDIENTS
«Wir helfen, die passenden
Lieferanten zu finden»
Der Trend zur gesunden Ernährung ist ungebrochen. Um der Nachfrage
gerecht zu werden, suchen Lebensmittelhersteller laufend nach Lieferanten
natürlicher Zutaten. Zuweilen auch in fernen, exotischen Ländern. S-GE hilft
Schweizer Lebensmittelherstellern, die richtigen Lieferanten zu finden. Zum
Beispiel an der nächsten Food-Ingredients-Fachmesse in Paris.
TEXT Giuseppe Rebuffoni
Begehrte Produkte: Lieferanten von Lebensmittelzusätzen an verschiedenen Fachmessen im Gespräch mit Einkäufern.
O
hne natürliche Lebensmittelzusätze aus
dem Ausland ist die Herstellung vieler Lebensmittel heute undenkbar. Entsprechend
stark ist das Wachstum in diesem Bereich,
vor allem für Produkte, die sich in Europa
nicht herstellen lassen wie getrocknete tropische
Früchte, Aloe Vera, exotische Tee-Arten oder Pflanzenextrakte. Weltweit ist der Handel mit Lebensmittelzusätzen ein Multi-Milliarden-Geschäft.
Die Lebensmittel verarbeitende Industrie in der
Schweiz stellt hohe Ansprüche an Lieferanten. Diese
müssen nicht bloss einwandfreie Qualität garantieren, sondern auch in der Lage sein, über bestimmte
Zeiträume definierte Mengen zu liefern. Kein einfaches Unterfangen, unterliegt doch der Markt naturgemäss gewissen Schwankungen, beispielsweise,
weil Ernten nicht wie erhofft ausfallen. Ausserdem
spielt der globale Wettbewerb.
S-GE bietet in diesem komplexen Umfeld interessierten Unternehmern Orientierungshilfe an. Ralph
Langholz, Programme Manager Natural Ingredients
beim Swiss Import Promotion Programme SIPPO von
Switzerland Global Enterprise (S-GE), umschreibt
die Philosophie so: «Wir verstehen uns als Partner
der hiesigen Lebensmittelhersteller und Importeure.
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Wir suchen in neuen Märkten nach geeigneten, zertifizierten Lieferanten und prüfen vor Ort Produktion
und Verarbeitung der angebotenen Rohstoffe und
natürlichen Lebensmittelzusätze.» Ein starkes Augenmerk richten die S-GE-Experten auf die Verbindlichkeit potenzieller Partner. «Es bringt nichts, wenn
ein Lieferant heute tolle Waren anbietet, bei nächster
Gelegenheit aber nicht mehr am Markt ist oder auf
Anfragen nicht mehr reagiert. Schweizer Lebensmittelhersteller sind an nachhaltigen Geschäftsbeziehungen interessiert», so Langholz.
Viel Zeit gespart
Um in der Schweiz tätigen Unternehmen den Zugang zu potenziellen ausländischen Lieferanten zu
erleichtern, setzt S-GE auf drei Pfeiler: internationale
Fachmessen, Einkäuferreisen sowie sogenannte Direktanfragen, also Hilfe bei der Suche nach speziellen
Produkten für Schweizer Einkäufer. Der Sektor Natural Ingredients gehört zum Swiss Import Promotion
Programme SIPPO. Im Auftrag des Staatssekretariats
für Wirtschaft SECO fördert SIPPO den Marktzugang
und die Erschliessung neuer Geschäftsmöglichkeiten für KMU aus ausgewählten Partnerländern in die
Schweiz. Gleichzeitig werden ausländische Produ-
Getrocknete Kräuter
und exotische Gewürze:
Lebensmittelzusätze,
die sich in Europa nicht
herstellen lassen, sind
gefragt.
zenten dabei unterstützt, ihre KMU für den Export
in die Schweiz fit zu machen. Mark Müller, Head of
Commodity Trading der Firma Bio Partner Schweiz
AG, bestätigt diese Stossrichtung: «S-GE hat mir bei
der Vorauswahl von Lieferanten grosse Dienste erwiesen und mir geholfen, als Einkäufer einen guten
Job zu machen.» Und auch Matthias Fürer, CEO der
Delico AG, findet nur lobende Worte für die S-GEDienstleistungen: «Die Einkäuferreise nach Kolumbien hat uns bei der Recherche viel Zeit gespart. Dank
der massgeschneiderten Meeting-Agenda konnten
wir einige vielversprechende Kontakte knüpfen.»
Fachmesse Food Ingredients 2015
Die weltweit grösste Fachmesse, die Food Ingredients, findet dieses Jahr vom 1. bis 3. Dezember in
Paris statt. Mit über 25’000 erwarteten Besuchern
aus rund 120 Ländern bietet die Messe dem Lebensmittelsektor eine riesige und effiziente Plattform.
Auch für den Matchmaking Service von S-GE (siehe Kästchen). «Wir werden mit etwa 20 Lieferanten
vertreten sein. Die Palette der angebotenen Produkte
ist äusserst breit, von aseptischem Fruchtpüree aus
Südamerika, über botanische Extrakte aus Nepal,
Honeybush-Tee aus Südafrika, Kräuter aus Ägypten,
Hydrokolloide aus Indonesien und Walnüssen aus
Kirgisien ist praktisch alles zu finden, was der Markt
Schweiz verlangt,» zeigt sich Langholz optimistisch.
Und die Erfahrungen geben ihm allen Grund dazu.
An der Food-Ingredients-Fachmesse 2013 in Frankfurt war S-GE mit insgesamt 19 Lieferanten am Start.
Nebst den Produkten am SIPPO-Pavillon zeigten die
SIPPO-Partnerunternehmen ihre Produkte auch an
den Länderpavillons Ägypten und Indonesien. Insgesamt 4977 Einkäufer besuchten an den diversen Fachmessen von 2013 bis 2015 die SIPPO- und Länderpavillons, wobei der SIPPO-Pavillon an der Biofach 2015
in Nürnberg mit 1523 Kontakten oben ausschwang.
Fotos: S-GE
Ohne Informationen kein Erfolg
Programme Manager Langholz zum Ansatz für die
Fachmessen: «Wir wollen die Einkäufer der Lebensmittelhersteller mit den richtigen Lieferanten zusammenführen. Zu diesem Zweck organisieren wir Mee-
tings, in welchen Schweizer Unternehmensvertreter
in persönlichen Gesprächen zukünftige Geschäftsbeziehungen aufbauen können.» Die Lieferanten
erhalten so auch die Möglichkeit, den Einkäufern
Produktsamples, Spezifikationen, Mengeninfos und
Preise mitzuteilen. Dienstleistungen, die auf der Unternehmerseite sehr geschätzt werden.
Eine gute und professionelle Vorbereitung der
Lieferanten ist in den Augen von Langholz eine der
wesentlichen Voraussetzungen für den Erfolg einer
Fachmesse. Um die Food Ingredients optimal nutzen zu können, veranstaltet S-GE deshalb am ersten
Messetag einen Vorbereitungsworkshop für die 20
ausgewählten Lieferanten. Nur wenn die Informationen vollständig und zielgerichtet sind, lässt sich die
Messe auch als ideale Plattform nutzen. Für Langholz ist klar: «Einkäufer wollen genau wissen, wer
was wann liefern kann. Unser Matchmaking Service
und die fachliche Vorbereitung ermöglichen es uns,
Einkäufern in Industrie und Handel genau die Produkte anzubieten, nach denen sie suchen.»
Matchmaking Service – die richtigen
Produkte von vertrauenswürdigen
Lieferanten
Lebensmittelhersteller wollen wissen, welcher
Anbieter und Lieferant welche Produkte wann auf
den Markt bringt. Ohne diese Informationen können
keine zielführenden Kontakte entstehen. Kurz vor
Beginn der Fachmesse veröffentlicht S-GE deshalb
eine detaillierte Übersicht, die allen Schweizer Lebensmittelproduzenten zur Verfügung gestellt wird.
Daraus ist nicht nur ersichtlich, welche Produkte
jeweils angeboten werden, sondern auch, wo auf
dem riesigen Messegelände wer anzutreffen ist und
welche Industrie-Zertifizierungen (BRC/IFS, Bio,
Fairtrade) die Lieferanten besitzen.
Weitere Informationen:
[email protected]
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Investment Promotion Santen Pharmaceutical
Den europäischen
Markt im Visier
Santen Pharmaceutical Co. Ltd. suchte den idealen Standort für seinen europäischen
Hauptsitz. Und entschied sich für Genf. Shigeo Taniuchi, Leiter Santen Europa, spricht über
das Unternehmen, den Support durch den Swiss Business Hub in Tokio, über Genf und
die Schweiz sowie die Ziele des auf Augenmedizin spezialisierten Pharmazieunternehmens
im europäischen Markt.
TEXT Therese Marty | KONTAKT www.s-ge.com/invest
S
higeo Taniuchi ist eben von einer Geschäftsreise nach Genf zurückgekehrt, wo
die japanische Santen Pharmaceutical Co.
Ltd. seit August 2014 ihren europäischen
Hauptsitz hat. Als deren Leiter ist der Japaner viel unterwegs. Und schätzt deshalb
die zentrale Lage der Calvin-Stadt, die zuverlässigen
Transportmittel, die Nähe zum modernen, überschaubaren und gut funktionierenden Flughafen.
Von hier kann er viele Destinationen direkt erreichen, und wenn einmal kein Direktflug möglich ist,
ist auch der Flughafen Zürich nicht weit.
Bei der Standortwahl des auf Augenheilkunde spezialisierten Pharmaunternehmens waren jedoch noch
weitere Kriterien als die verkehrstechnisch günstige
Lage ausschlaggebend, wie der Leiter Santen Europa
betont: «Wir legen grossen Wert auf den Zugang zu
gut ausgebildeten Fachkräften im Bereich Marketing,
Verkauf, Finanzen und Wirtschaftsrecht – also für Jobs,
die in unserem europäischen Hauptsitz zu besetzen
sind.» Ausserdem habe man die Nähe zu Pharma- und
Life-Science-Clustern gesucht, «und auch die politische Stabilität und das wirtschaftliche Klima spielten
bei unseren Überlegungen eine entscheidende Rolle».
Grossbritannien oder die Schweiz
Die Ansprüche an den Standort des europäischen
Headquarters waren also hoch. Nach internen Dis-
«Wir legten grossen Wert auf den Zugang zu
gut ausgebildeten Fachkräften im Bereich
Marketing, Verkauf, Finanzen und Wirtschaftsrecht – also für Jobs, die in unserem
europäischen Hauptsitz zu besetzen sind.»
Shigeo Taniuchi, Leiter Santen Europa
24
kussionen standen schliesslich Grossbritannien und
die Schweiz in der finalen Auswahl. Taniuchi suchte
Unterstützung und wandte sich an den Swiss Business
Hub (SBH) in Tokio. Er war erstaunt über dessen Effizienz: «Es ging unglaublich schnell. Schon wenige Tage
nach meiner Online-Anfrage Anfang 2014 hatte ich
die ersten Vorschläge auf dem Tisch.» Man diskutierte
intensiv, und schliesslich standen gemeinsame Besuche bei Vertretern verschiedener Schweizer Standorte
in mehreren Kantonen an, die durch den SBH organisiert worden waren. «Wir konnten viele interessante,
aufschlussreiche Gespräche mit valablen Kandidaten
führen», blickt Shigeo Taniuchi zurück und fährt fort:
«Es war schliesslich eine sehr schwierige Entscheidung, die wir treffen mussten.»
In Genf etabliert
13 Mitarbeitende arbeiten mittlerweile in der europäischen Santen-Zentrale in Genf. Deren Leiter hat
sich gut eingelebt und bislang durchweg gute Erfahrungen gemacht. In der Schweizer Geschäftswelt hat
er manche Tugenden entdeckt, die er von Japan kennt
und schätzt. «Es wird proaktiv gehandelt, die Leute arbeiten effizient und ergebnisorientiert, die Menschen
sind pünktlich und zuverlässig – das mag ich sehr.» Die
Schweiz erlebe er als ein unaufgeregtes, stabiles Land.
«Natürlich gibt es hier auch Probleme, die es zu lösen
gilt. Aber man geht ruhig und umsichtig damit um.»
Mehrmals lobt Taniuchi die professionelle Unterstützung, die Santen durch den SBH Tokio zuteil
geworden sei. Nur so sei es möglich gewesen, in kurzer Zeit einen idealen Standort ausfindig zu machen.
Den richtigen notabene: «Wir sind froh, dass wir uns
für Genf entschieden haben», sagt er, «bis jetzt haben
sich unsere Erwartungen in jeder Beziehung erfüllt».
Präsenz in Europa verstärken
In Europa einen Hauptsitz aufbauen hiess für Santen
keineswegs Neuland betreten: Seit 1994 in Deutsch-
«Wir sind auf gutem Weg, doch
unsere Reise hat eben erst begonnen.»
Shigeo Taniuchi, Leiter Santen Europa
land eine Niederlassung eröffnet worden war, kamen
bis heute 19 weitere Länder hinzu. «Santen beschäftigt in Europa rund 650 Mitarbeitende», so Shigeo Taniuchi, «nebst Vertriebsorganisationen betreiben wir
zwei Forschungszentren sowie eine Produktionsstätte in Finnland.» Anders als in Japan und weiteren asiatischen Ländern, wo Santen eine breite Palette von
Medikamenten für die verschiedensten augenmedizinischen Behandlungen produziert und verkauft,
spezialisiert sich das erfolgreiche Traditions-Unternehmen in Europa auf Tropfen gegen trockene Augen und insbesondere auf die Behandlung des – auch
als grüner Star bekannten – Glaukoms. Laut Taniuchi
soll sich dies in den nächsten Jahren ändern. «Santen will wachsen und auf dem europäischen Markt
zusehends präsenter sein. In dieser Hinsicht haben
wir insbesondere in den westeuropäischen Ländern
noch eine lange Strecke vor uns.»
Mit der Eröffnung des Headquarters in Genf, von
wo aus die europaweiten Aktivitäten koordiniert und
kontrolliert werden, hat Santen im vergangenen Jahr
einen wichtigen Schritt getan. Doch dies sei erst der
Anfang, wie der Europa-Chef erklärt: «Wir sind auf gutem Weg, doch unsere Reise hat eben erst begonnen.»
ZUM UNTERNEHMEN
Foto: zVg
Die heutige Santen Pharmaceutical Co. Ltd mit Sitz
in Osaka und Niederlassungen in Asien und Europa
wird 1890 in Japan als Privatunternehmen gegründet. Neun Jahre später gelingt der damaligen
Firma Taguchi Santendo der Durchbruch auf dem
japanischen Markt. Dank der damals lancierten
Daigaku-Augentropfen – sie werden in Japan noch
heute erfolgreich verkauft – wächst das Pharmaunternehmen schnell und spezialisiert sich auf Medikamente für Augenheilkunde und Rheumatologie.
Heute gilt Santen als einer der weltweit führenden
Hersteller von – hauptsächlich verschreibungspflichtigen – ophthalmologischen Medikamenten
und erzielt mit diesen 80 Prozent des Umsatzes.
Santen besitzt 13 Niederlassungen in 10 Ländern,
betreibt gegen 200 Fabriken sowie Forschungslabors in Japan, den USA, Finnland und Frankreich
und beschäftigt weltweit über 3200 Mitarbeitende.
WEITERE INFORMATIONEN:
www.santen.com
www.santen.eu
Shigeo Taniuchi,
Leiter Santen Europa,
setzt auf Genf - und
schätzt die Infrastruktur sowie den Zugang
zu Top-Fachkräften.
25
Südafrika: Ein
Land wird mobil
Der Frühling hat Einzug gehalten. Es duftet nach
Honeybush-Tee, wenn man die Schweizer Botschaft
in Pretoria betritt. In dem historischen Backsteingebäude im Herzen von Brooklyn ist auch der Swiss
Business Hub Southern Africa untergebracht. Vor
acht Monaten trat Anita Dietiker ihr neues Amt als
Leiterin des Swiss Business Hub Southern Africa an.
Eine Herausforderung, wenn man bedenkt, dass der
Hub nicht nur Südafrika, sondern auch die Länder
Botswana, Lesotho, Mauritius, Namibia und Swaziland abdeckt. Zudem werden alle Leistungsvereinbarungen von Switzerland Global Enterprise (Export-, Import- und Investmentförderung) umgesetzt.
Frau Dietiker erklärt, welchen konkreten Nutzen
die Schweizer Wirtschaft aus dem Aussennetz von
S-GE ziehen kann. Im Rahmen der Exportpromotion werden Firmen aus der Schweiz und Lichtenstein
bei der Vermarktung ihrer Produkte und Dienstleistungen im südlichen Afrika unterstützt. Des
Weiteren profitieren Firmen aus der Schweiz und
Europa von Kontakten zu Lieferanten aus Südafrika
im Rahmen der Importförderung. Um den Standort
Schweiz zu stärken, werden auch investitionswillige
Unternehmen aus dem südlichen Afrika für den
wettbewerbsfähigsten Wirtschaftsstandort der Welt,
die Schweiz, sensibilisiert.
16 Jahre lang war Frau Dietiker für Swisscom tätig.
Zudem kennt sie die KMU-Landschaft in der Schweiz
gut und fühlt sich ihr verbunden. Pragmatismus und
Dienstleistungsbereitschaft zeichnen sie besonders
aus. In ihrem Team ist sie für die Maxime bekannt,
dass man Schweizer Firmen vor allem schnelle Lö-
sungen anbieten muss, wenn es um ihr Geschäft geht.
Schnelle Lösungen sind auch für den ICT-Sektor
in Südafrika gefragt. Der Markt wächst, vor allem im
Mobilbereich. Gemäss Google besassen 39,8% aller
Südafrikaner im Jahr 2013 ein Smartphone, Tendenz
steigend. Damit belegt Südafrika den gleichen Platz
wie Deutschland. In Afrika sind es innovative Zahlungskonzepte und IT-Lösungen, mit denen eine
Schweizer Firma punkten kann. Einfach und sicher
lautet die Devise. Das Land am südlichen Zipfel von
Afrika übernimmt bereits eine Vorreiterrolle beim
Online-Banking. Nach jedem mit einer Debitkarte
getätigten Einkauf erhält ein Kontoinhaber in Südafrika eine SMS mit einer Zahlungsbestätigung.
Im vom World Economic Forum herausgegebenen Global Competitiveness Index 2014–2015
belegt Südafrika noch vor Brasilien Platz 56 von
184. In der Untergruppe «Innovation and sophistication factors» sogar Platz 37. Die Bevölkerung ist
neuen Technologien gegenüber aufgeschlossen. Im
Jahr 2013 nutzten 48,9% der 53 Millionen starken
Bevölkerung das Internet. Dabei fasst die Bandbreite 3,7 kb/s. In der Schweiz liegt sie bei 314,1 kb/s.
Gemäss der Studie «South Africa 2012 Household
and Individual ICT Access and Use Survey» verfügen
nur 18% aller Haushalte in Südafrika über einen
festen Internetanschluss. Aus Kostengründen oder
auf Grund mangelnder Verfügbarkeit gaben 86% der
Studienteilnehmer an, mobiles Internet zu nutzen.
Ausbau des festen Internetanschlusses mit Breitbandzugang, E-Learning-Plattformen oder neue Applikationen für Smartphones: Für Schweizer Firmen
eröffnen sich viele Möglichkeiten, auf dem afrikanischen Kontinent Fuss zu fassen. Suhail el Obeid
steht Ihnen dabei als Senior Consultant bei S-GE zur
Verfügung. Er steht in regem Austausch mit HubLeiterin Anita Dietiker. Gemeinsam besprechen sie
die geplanten Aktivitäten für 2016. Dabei steht die
Africa Health 2016 auf dem Programm. Ansprechen
möchte man mit dem geplanten Mini Swiss Pavilion
nicht nur Firmen aus dem Medtech-Bereich. Auch
für ICT-Firmen, die elektronische Gesundheitsdienste anbieten, ist die Messe eine grosse Chance.
KONTAKT
Suhail el Obeid
Senior Consultant Africa,
Middle East, Iran & Turkey
[email protected]
Foto: Thinkstock
swiss
business
hub
der
blick
punkt
Vom Wachstumseffekt neuer
Technologien
TEXT Klaus Wellershoff
Foto: Martin Guggisberg
zur persOn
Dr. Klaus
W. Wellershoff ist CEO
der international
tätigen Unternehmensberatung
Wellershoff & Partners
Ltd., die auf
Makroökonomie und
Finanzmärkte spezialisiert ist.
Zuvor war er von 1995
bis 2009 bei der UBS
Chefökonom und
Leiter Research für
Wealth Management
und Business Banking.
Die Welt verändert sich. Zum Glück! In meiner Jugend lebten wir im Kalten Krieg. In meiner Militärzeit haben wir mit russischen Atom-Ubooten «Katz
und Maus» gespielt. Von meinem dritten Salär als
Lehrling konnte ich mir meinen ersten Computer
kaufen. Während meines Studiums kam das Internet auf. In meiner Zeit in Harvard konnte ich meine
Frau das erste Mal mit «Online News» aus «Good
Old Europe» überraschen. Heute erleben wir das
«Internet of Things»: Meine Unterhose kann heute
mit meiner Waschmaschine kommunizieren und
mein Telefon weiss bereits jetzt viel besser, was ich
als nächstes kaufen möchte als ich selbst.
Für uns Unternehmer hat das gewaltige Veränderungen mit sich gebracht. Ein Büro ohne Informationstechnologie ist unvorstellbar. Unsere kleine
Beratungsfirma verfügt heute über Daten in einer
Breite, Tiefe und Qualität, von der ich noch vor 10
Jahren in meiner alten Rolle als Chefökonom einer
Grossbank nur träumen konnte. Meine Kollegen
und ich sind im Umgang mit diesen Daten darüber
hinaus um ein Vielfaches produktiver geworden.
Unser KMU mit zwölf Mitarbeitern kann heute mehr
leisten, als wir es damals mit einem weltweiten
Team von Ökonomen konnten: bessere Qualität,
grössere Menge und mit weniger Aufwand.
Für viele Menschen, die diese Veränderungen
in ihrer Um- und Arbeitswelt bewusst erleben, ist
unvorstellbar, dass diese technologische Revolution
nicht auch einen Schub für unsere wirtschaftliche
Entwicklung bedeuten muss. Und dennoch: Wenn
man auf die Wachstumsraten der bedeutenden
Volkswirtschaften schaut, so gehen diese im Trend
der letzten zwanzig Jahre deutlich zurück.
Wie das möglich ist? Natürlich erlauben neue
Technologien, dass wir unsere Leistung mit weniger
Aufwand erbringen. Natürlich entstehen neue Dienstleistungen und Produkte, die unsere Bedürfnisse
besser befriedigen als die alten. Natürlich bedeutet das
aber, dass Neues entsteht und Altes vergeht.
Auch das ist zu unserem Vorteil. Wenn Sie ein
etwas selteneres Hobby haben, dann wissen Sie,
dass sie nicht mehr auf den einen Fachhändler
in ihrer Stadt angewiesen sind. Das Internet, die
moderne Logistik und der weitgehende Freihandel
erlauben Ihnen überall auf der Welt einzukaufen.
Bessere Auswahl, bessere Qualität und das noch zu
tieferen Preisen. Sie finden das toll. Ihr Fachhändler
vielleicht weniger.
Zu diesem Prozess hat die Informations- und
Kommunikationstechnologie in den letzten Jahren
einen erheblichen Beitrag geleistet. Sie hat dabei
aber nicht nur unseren Lebensstandard verbessert,
sondern auch – und das ist anders als bei anderen
Technologien – die Marktbedingungen verändert.
Information in Sekundenbruchteilen überall und
jederzeit bedeutet eben auch veränderte Marktbedingungen: Nie war der Wettbewerb so transparent,
schnell und geographisch gross.
Grosser Margendruck, schnellerer Strukturwandel und volkswirtschaftlich gestiegene Effizienz sind
die Folge. Sinnvoll eingesetzt, bringen neue Technologien uns dementsprechend zwar ein besseres Leben – ein sprunghaftes Ansteigen unserer Einkommen und damit des Wachstums der Volkswirtschaft
insgesamt resultiert aus ihnen aber nicht.
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IDEEN
VERSICHERN,
BEVOR SIE
ANDERE HABEN.
XL und Catlin haben sich
zusammengeschlossen. Wenn
Sie vorausschauende Produkte
oder Dienstleistungen suchen,
dann sollten wir reden.
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MAKE YOUR WORLD GO
xlcatlin.com
, XL Catlin and MAKE YOUR WORLD GO sind Handelsmarken der Unternehmen der XL Group plc. XL Catlin ist die globale Marke, die von den im Versicherungsbereich tätigen Tochterunternehmen der XL Group plc verwendet wird.