Erstellt von Mag. Ulrike Kempter Welche Kriterien sollten Talentförderkurse erfüllen? 1. Talentförderkurse sind als Enrichment (Anreicherung) zu verstehen. d.h., sowohl inhaltlich als auch methodisch gehen sie über den Lehrstoff der jeweiligen Schulstufe hinaus und sind als Angebot für Lernende mit besonderem Potenzial gedacht, die aus eigenem Antrieb an ihrer Entwicklung interessiert sind. 2. Enrichment kann auf zwei Arten geschehen: entweder als Vertiefung dessen, was in den Lehrplänen vorgesehen, aber zeitlich nicht möglich ist oder als Erweiterung des Angebots an Inhalten, um den Horizont der Lernenden zu erweitern. 3. Talentförderkurse haben allerdings nicht die Aufgabe, den Lehrstoff von höheren Klassen sozusagen „vorzuziehen“, denn das würde in den Folgeklassen nur zu Frust oder Langeweile bei den Lernenden führen. 4. Für besonders Begabte ist der Bezug zur realen Welt beim inhaltlichen Angebot von entscheidender Bedeutung, da sie die Sinnfrage (nicht unbedingt die Frage nach dem Nutzen!) häufig stellen. 5. Besonders Begabte wollen ebenso wie Normalbegabte in ihrem Tun in Talentförderkursen die Erfahrung von Selbstwirksamkeit machen. Das, was sie erfahren, tun und lernen soll eine Bedeutung für ihre Umgebung haben. Damit kann dem sozialen Gedanken Rechnung getragen werden. Ihr oft ausgeprägter Individualismus bekommt für sie dadurch einen Sinn. 6. Besonders attraktiv sind Talentförderkurse dann, wenn sie an die besonderen Fähigkeiten der Kursleiter/innen anknüpfen. Das können Hobbies oder Expertisen der Vortragenden sein. Z.B. ist der/die Kursleiter/in als Imker/in tätig, betreibt eine Sportart besonders intensiv und hat daher besondere Erfahrung, engagiert sich in verschiedenen Projekten, ist Musemsleiter/in, Bibliothekar/in, ist in der Kunstszene tätig......). Dadurch bekommt die den Kurs leitende Person für die Begabten den Stellenwert eines Experten/einer Expertin bzw. sogar eines Mentors/einer Mentorin. 7. Talentförderkurse können zwar die Absicht verfolgen, Interessen zu wecken, sind aber mehr als Interessensförderkurse. 8. Bezugnehmend auf die Bedürfnisse von besonders begabten Lernenden (z.B. beschleunigtes Lernen, komprimierte Vermittlung, hoher Grad an Selbstständigkeit, breiter Raum für Kreativität und Experiment) sollten in Talentförderkursen auch die Lehr- und Lernmethoden angepasst sein. 9. Talentförderkurse haben auch den Zweck, Gleichgesinnte einander näher zu bringen, damit sie sich auch auf Leistungs- und Motivationsebene messen können. Zu erkennen, dass es andere Lernende gibt, die ebenso viel Potenzial oder sogar mehr haben und dieses auch mit Leben erfüllen, ist für Begabte in einer heterogenen Klasse nicht immer möglich, für ihre Entfaltung aber unabdingbar. Version Oktober 2015 ZVR-Zahl: 470034470
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