Update 15 für Business Partners/Freunde

Social Investments & Business Development in Südafrika
Update 15 für Business Partners/Freunde
Freienbach/Schweiz, Dezember 2015
Will man im Leben nichts riskieren, wird
man am Ende vielleicht alles verlieren.
Geplatzter Diamanten-Traum!
In Südafrika ist der Kauf, die Verarbeitung und der Export von Diamanten stark reguliert und wird
von etablierten Firmen kontrolliert.
Trotzdem sah Boitumelo Kgaladi
eine Chance in diesem Geschäft
und erwarb sich die nötigen Qualifikationen für eine Diamantenhändler-Lizenz. 2008,
gerade mal 26 Jahre alt, gründete er voller Enthusiasmus die Firma “Borikga Diamond Traders cc”. Sein
grösstes Problem: Kein Geld, um einen Diamanten für
den ersten Deal zu kaufen! Boitumelo bewarb sich für
ein Darlehen von R 100’000 (damals etwa € 8’000)
und offerierte im Gegenzug 30% seiner Firma. Wir
enigten uns auf ein Darlehen von R 30’000 und eine
jährliche Gewinnbeteiligung von 5%. Wir glaubten,
wenn es Boitumelo nicht gelingt mit einem Stein für
R 30‘000 Gewinn zu machen, dann wird er es auch
nicht mit einem Diamant im Wert von R 100‘000 schaffen.
dass er zu viel riskiert hatte. Für einen jungen Mann,
der auszog, die Welt zu erobern, ist es nie einfach,
sich einzugestehen, dass man es nicht geschafft hat.
Trotz Tiefschlag ist Boitumelo ein Glückspilz. Er konnte zu seiner Familie zurückkehren und wird unterstützt,
bis er wieder die Kraft hat, erneut ins Diamanten Geschäft einzusteigen. Inzwischen hat er wieder ganz
unten begonnen. Mit dem Verkauf gefrorener Knochen, aus denen Suppen gekocht wird, versucht er,
etwas Kapital anzusparen. 2015 schrieb ESM die Investition ab, mit Boitumelo bleiben wir aber im Kontakt.
Boitumelo wieder zuhause bei seinen Eltern.
2015 in Zahlen ……
Im Verlauf des Jahres zahlten 54 ESM-Kunden
zusammen R 472’522 zurück. Das sind knapp 10%
der gesamten ausstehenden Darlehenssumme. Wir
konnten 23 Kunden (davon 6 Frauen und 17 Männer)
neue Darlehen von zusammen R 261’3000 geben. Bei
Kunden, die wie Boitumelo zu hohe Risiken
eingegangen sind, mussten wir leider R 900’000
abschreiben.
Boitumelo erzählt von den Hürden im Diamanten-Business
Boitumelo hat rasch erfahren, dass man nicht auf ihn
gewartet hat. Beim ersten Deal resultierte kein Gewinn
und er kam mit einem blauen Auge davon. Nach dieser Erfahrung begann er mit einer Diamanten Mine in
Lesotho zusammenzuarbeiten. Er reiste viel herum,
besuchte potentielle Kunden, konnte aber sein Geschäft nicht richtig zum Fliegen bringen. Nach sechs
Jahren ohne regelmässiges Einkommen sah er ein,
ESM Development
-
Mickey Mouse – ein Geschäft mit Kindern
2005 trafen wir Zandile Ndlovu das erste Mal und
zwar in Howick (ein kleiner Ort in der Nähe von Pietermaritzburg). Sie arbeitete als unbezahlte Freiwillige für
eine Gemeinnützige Organisation, welche sich um Alte
und Kranke kümmerte. 2012 eröffnete Zandile „Mickey
Mouse Edu Care“ eine Kinderkrippe. Sie hatte Erfolg
und plante 2014 die Krippe für R 100‘000 auszubauen. Zusammen mit dem Ersparten und Zusagen von
der Familie hatte sie davon bereits R 50‘000
zusammen. Die baulichen Erweiterungen waren
einerseits nötig, weil Zandile dank hoher Nachfrage die
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Die nächste Generation wird es besser haben .. S.
Geschäfte in der Mode- und Textil-Industrie…... S.
Sprachkenntnisse und Handy ……………….… S.
www.esmdevelopment.ch
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Social Investments & Business Development in Südafrika
Krippenplätze von 30 auf 60 erhöhen wollte und andererseits
verlangte das Sozialamt einige
Verbesserungen ohne die es
Mickey Mouse Edu Care die
Lizenz entzogen hätte. Der
Start der Baua-beiten war für
Dezember 2014 geplant. Wir
waren einverstanden und überwiesen die fehlenden R 50‘000
in zwei Tranchen, nachdem
Zandile Ndlovu
wir uns jeweils von den Baufortschritten überzeugt hatten.
Im Apri 2015 besuchten wir
Zandile und durften feststellen,
dass sie ihren Plan zu 95%
erfolgreich umgesetzt hatte.
Die Kosten hatte sie allerdings unterschätzt. Diese
betrugen R 120‘000 anstellte der geplanten R 100‘000.
Hinzu kam, dass einige Eltern nicht glaubten, dass der
Hort rechtzeitig zum Beginn des Schuljahres fertig
würde und darum ihre Kinder an einem anderen Ort
anmeldeten. Dass Zandile anstatt 60 „nur“ 45 Kinder
betreute, drückte auf die Einnahmen und führte dazu,
dass sie mit den Rückzahlungen von R 3‘000 pro Monat erst im September 2015 beginnen konnte - nicht
wie vereinbart im Februar. Dank der Erweiterung
haben im Mickey Mouse Edu Care jetzt vier Frauen ein
regelmässiges Einkommen.
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Patrick (Patty) Abrahams lernte das Druckerhandwerk von „der Pike“ auf und gründete in den 90er
Jahren sein eigenes Unternehmen mit einer 80jährigen Heidelberg Druckmaschine. Die “alte Dame”
hatte zwar eine hohe Qualität, dafür war das
Produkteangebot limitiert. 2008 beschloss er, eine
moderne Offset Maschien zu kaufen. Die benötigten
R 80‘000 erhiehlt er als Darlehen von ESM. Patty
benötigte anstatt zwei, sieben Jahre, um den Kredit
zurückzubezahlen. Heute is Patty 63 Jahre alt und
pensioniert. Die Druckerei ist nur noch Hobby – so wie
das Züchten von Chrysanthemen – seine zweite
grosse Leidenschaft.
When the rubber hits the Road ….
Auch Gibson Nzimela, ein Simbabwer, erhielt 2008
seinen ersten Kredit von R 25’000 für den Kauf eines
Hauses. Das zweite Darlehen von R 20‘000 gewährte
ESM 2012 und ermöglichte so Gibson, seine Schweisser-Werkstatt auszubauen. Beide Darlehen hat Gibson
zurückbezahlt und da er sehr unternehmerisch ist,
wussten wir, dass es nicht dabei bleiben wird. Letztes
Jahr begann er alte Autoreifen von Südafrika nach
Zimbabwe zu exportieren. Pneus, die auf Kapstadts
Strasse nicht mehr rollen dürfen, sind im nördlichen
Nachbarland hochbegehrt und haben dort noch ein
langes Leben vor sich (fast wie der Präsident des Landes – Robert Mugabe). Auf einem Transport von
Kapstadt nach Zimbabwe nimmt Gibson üblicherweise
400 – 500 Pneus mit. Diese Zahl will er erhöhen und
möchte dafür einen Kredit von R 15‘000, den er auch
erhalten hat. Gibson ist mit Rachel verheiratet und zusammen haben sie fünf Kinder: Maxwell, Gibson Junior, Jonathan, Theresa und Munashe. Die Familie ist
dabei – dank harter Arbeit –, die soziale Leiter hinaufzusteigen.
Kinder in Zandiles Mickey Mouse Educare Centre
Patty – der Drucker
Gibson Nzimela und seine alten Reifen.
Patrick Abrahams mit seiner Heidelberg Druckmaschine
Unter den ESM-Kunden sind 19 Simbabwer. Zusammen erhielten sie Darlehen im Betrag von R 1.4 Millionen. Zurückbezahlt haben sie gesamthaft R 850’000.
Interessant ist, dass die Rückzahlungsrate damit rund
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10% höher liegt als bei den durchschnittlichen Kunden.
Es ist auch in Afrika so, dass sich Ausländer mehr anstrengen und kreativer sein müssen als die einheimische Bevölkerung. Die Fremden können nicht damit
rechnen, von der Regierung unterstützt zu werden.
Die nächste Generation wird es besser haben!
Jimmy und Philisiwe Sibindi sind Südafrikaner und
haben den grössten Teil ihres Lebens in Townships
verbracht. Sie sind unter dem alten Apartheid Regime
aufgewachsen und realisierten, dass Ausbildung der
Schlüssel für eine bessere Zukunft ihrer vier Kinder
(zwei Knaben und zwei Mädchen) sein wird.
Philisiwe und Jimmy Sibindi in Imizamo Yethu
Ohne grosse Unterstützung schafften sie es, dass die
beiden Töchter studieren konnten. Notokozo, die ältere, ist inzwischen Rechtsanwältin und arbeitet für eine
der bekanntesten Kanzleien in Johannesburg. Pinky,
die jüngere, schliesst dieses Jahr ihr Studium als
Buchhalterin ab. Auch sie wird zweifelslos eine gute
Stelle finden. Jimmy und die beiden Söhne, Phephani
und Mthulisi, sind eher handwerklich begabt und erhielten 2012 ein Darlehen von R 16‘000, um eine
Schweisser-Werkstatt einzurichten.
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Habseligkeiten retten konnten, erwähnte er „schade,
dass die Schweiz gestern verloren hat!“. Da sie zu diesem Zeitpunkt schon 50% des Darlehens zurückbezahlt hatten, schrieben wir den Rest ab. Das Leben in
Townships ist hart und gefährlich. Beim diesjährigen
Besuch eröffneten Jimmy und Philisiwe, dass sie es
nicht mehr aushalten und ein Haus in einer besseren
Gegend suchen. Notokozo habe es ihnen versprochen, weil sie dank ihrem guten Job, für eine Hypothek
qualifiziere. Im Oktober 2015 fanden Sibindis ein Objekt und die Bank bewilligte die Hypothek. Es fehlten nur noch die
R 30‘000 für die Kosten der Überschreibung und der damit verbundenen Gebühren, um den Familientraum zu verwirklichen. Das war der
Punkt, an dem ESM wieder ins Spiel
kam. Jimmy und Philisiwe planen
noch im Dezember in das neue
Haus einzuziehen – was für ein
Weihnachtsgeschenk!
Notokozo Sibindi
Binch traut den Banken nicht – glaubt nur an Cash!
Zuleka Mqungwana, genannt Binch, erhielt 2007 den
Betrag von R 23'000, um ihrem vor sich daher „dümpelnden“ Geschäft mit Propan Gas Auftrieb zu geben.
Von Anfang an gab es in ihrem Geschäft viele „ups
und downs“ und ESM sah keine Rückzahlungen.
Binch trennt sich mit einem Lachen von R 1‘500
Phephani & Mtulisi – beim Einkauf der Maschinen
Die kleine Firma lief nicht besonders gut, weil es innerhalb der Familie Differenzen gab und die Konkurrenz schlief auch nicht. Es war die Mutter, Philisiwe,
die den Männern half, das Darlehen zurückzuzahlen.
2014, nachdem Jimmy am Fernsehen den Match
Schweiz – Argentinien (WM Brasilien) gesehen hatte,
brach in der Nachbarschaft ein Feuer aus und vernichtete eine Reihe von Shacks, darunter den von Jimmy.
Er rief mich am folgenden Tag an, doch bevor er vom
Brand erzählte, bei dem er und seine Frau nur ein paar
Gleichzeitig realisierten wir aber die Verbesserungen
und Erweiterungen an und um ihr Haus und wussten,
was mit dem Geld passierte. Nach ein paar Jahren
begann Binch aber, uns beim jährlichen Besuch ein
paar Banknoten in die Hand zu drücken. Mit der Zeit
wurden die Summen grösser und dieses Jahr überraschte sie uns mit R 1‘500, begleitet von einem herzlichen Lachen. Wenn es so weitergeht, ist das Darlehen, für das wir keinen Zins mehr verlangen, in 10
Jahren zurückbezahlt. Wir vermuten, dass Binch an
Cash und der persönlichen Übergabe festhält, weil sie
auf unsere Besuche nicht verzichten will!
Social Investments & Business Development in Südafrika
Geschäfte in der Mode- und Textil-Industrie
Owen Hendriks, ein talentierter Zuschneider, war Mitte 40 als er 2007 ein Darlehen von R 20’000 erhielt,
das ihm erlaubte, einen grossen Zuschneidetisch und
eine Zuschneidemaschine zu kaufen. Wir lernten ihn
über Kutala Vanqua kennen, eine andere ESMKundin, die ein Ladengeschäft mit selbst entworfenen
Kleidern führte und in den höchsten Tönen von Owens
Qualitäten schwärmte. Im Zuge der Finanzkrise von
2008 und dem aggressiven Import chinesischer Textilien kollabierte die einst boomende Textilindustrie in
Kapstadt und damit auch die Geschäfte von Owen und
Kutala. Während wir mit Kutala noch Kontakt hatten,
verschwand Owen in den „Untergrund“. Vor zwei Jahren spürten wir ihn wieder auf und konnten ihn überzeugen, dass es keinen Sinn macht, von den Schulden
wegzurennen. Zwar hat Owen einige persönliche
Probleme und lebt nicht im grossen Luxus, er hat sich
aber die Worte zu Herzen genommen und bezahlt
seither regelmässig R 500 zurück. Das halbe Darlehen
ist schon wieder auf unserem Konto.
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dass es kaum zum Leben reicht. Das ist der Grund,
dass bei dieser Arbeit vor allem Ausländer anzutreffen
sind. Wir versuchten, Erik beim Aufbau einer unternehmerischen Tätigkeit zu helfen, aber die Sprachbarriere war zu hoch. Sein Französisch und Englisch waren so lückenhaft, dass kein vernünftiges Gespräch
möglich war. Darum haben wir dieses Jahr beschlossen, ihm Englisch-Lektionen zu bezahlen - seine Fortschritte sind sehr positiv. Allerdings gibt es immer wieder Rückschläge. Als wir kürzlich die nächsten Schritte
besprechen wollten, erschien er niedergeschlagen im
Büro. Ein Zimmerkollege hat ihm die Kleider und das
Handy gestohlen. In Südafrika werden heute noch
Leute wegen einem Handy ermordet! Ohne Handy ist
das harte Leben noch schwieriger. Glücklicherweise
hatten wir in unserem „Lager“ noch ein überzähliges
Handy aus der Schweiz und konnten es ihm schenken.
Mit einem breiten Lachen hat er das Büro wieder verlassen. Wir werden in ein paar Jahren berichten, wie
sich Erik weiterentwickelt hat.
Owen im 2007 mit der neuen Zuschneidemaschine - und
2015 mit ein paar Früchten, die wir ihm als „Dankeschön“
gaben, damit er gesund bleibt!
Übrigens: Von anderen Bekannten in der Textil- und
Modeindustrie haben wir gehört, dass es den Firmen
in dieser Branche wieder etwas besser geht. Der
schwache Rand führt dazu, dass die chinesischen
Waren nicht mehr so attraktiv sind. Betrug der
Wechselkurs im 2007 noch 1 CHF = 6 Rand, sind es
heute 1 CHF = 14 Rand!
Sprachkenntnisse und Handy ….
Erik Masuangi Lunda ist wie ich am 29. Dezember
geboren. Allerdings und unglücklicherweise 1980 in
der Demokratischen Republik Kongo und nicht in der
Schweiz. In Afrika sind seit Jahren Millionen von
Flüchtlingen und Migranten unterwegs. Erik hat sich
entschlossen, nach Süden zu gehen und nicht in den
Norden – Europa. 2008 kam er in Johannesburg an,
ohne Geld, aber mit grossen Hoffnungen auf ein besseres Leben. Eric (mit „c“) landete 1976 in Johannesburg, mit einem Arbeitsvertrag in der Tasche und der
Hoffnung, dass die Erfahrungen in Südafrika später
karrierefördernd wirken würden (was sie auch taten).
2009 verliess Erik Johannesburg, um sein Glück in
Kapstadt zu versuchen. Dort haben wir ihn als Parkplatzwächter vor unserem Büro kennengelernt. Er war
immer sehr zuvorkommend und verlangte nie zu viel.
Die Entschädigung der Parkplatzwächter ist so gering,
Erik, der Parkwächter - im 2010
Pläne für 2016 und der nächste ESM Update ….
2016 werde ich Südafrika von Ende September bis
Ende November besuchen. Die Zeit von der Rückkehr
in die Schweiz bis zum Jahreswechsel ist kurz und
darum plane ich, den nächsten ESM Update zum ersten Mal mit den Ostergrüssen für 2017 zu versenden.
Mit herzlichen Grüssen
Eric Meier-Ruegg
Gründer/CEO
PS:
Liegen zuhause nicht mehr benötigte Handys herum?
Wir nehmen sie gerne nach Südafrika mit und machen
dort jemandem eine Freude – so wie Erik (mit „k“)!