Grußwort von Landrat Rainer Rempe zur Verleihung des „Blauen

Landkreis Harburg
S07-JF
01.12.2015
Grußwort von Landrat Rainer Rempe
zur Verleihung des „Blauen Löwen“,
dem Kulturpreis des Landkreises Harburg,
an den Kabarett-Künstler Joachim Zawischa
am 01. Dezember 2015 in der Empore Buchholz
- es gilt das gesprochene Wort Sehr geehrte Herr Zawischa,
sehr geehrter Herr Blau,
sehr geehrte Kulturpreisträgerinnen
und Kulturpreisträger des Landkreises,
liebe Mitglieder der Kulturpreis-Jury,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
es ist wieder soweit, der Löwe ist los: Heute feiern wir die zehnte Verleihung unseres „Blauen
Löwen“, mit dem der Landkreis Harburg seit 2006 Künstlerinnen und Künstler auszeichnet, die das
kulturelle Leben in unserer Region in besonderer Weise bereichern. Das Spektrum der
Kunstgattungen ist dabei denkbar vielfältig – von Ballett und klassischem Tanz bis Rockmusik –
von Pop-Art bis A Capella-Gesang – von Malerei und Literatur über Architektur bis Plattdeutsch,
Comic und Illustration. Und auch die Liste der bisher ausgezeichneten Künstlerinnen und Künstler
zeigt eindrucksvoll, wie kreativ und lebendig das kulturelle Leben in unserem Landkreis Harburg
ist. Genau diese Vielfalt und Kreativität wollen wir mit dem „Blauen Löwen“ fördern, indem wir
Menschen würdigen, die die Kunst- und Kulturszene unseres Landkreises mit ihren Arbeiten
prägen und bereichern.
Gerne erinnere ich heute Abend zum 10-jährigen Jubiläum noch einmal daran, dass es die im Juli
diesen Jahres im Alter von 89 Jahren verstorbene Ruth Zuther, unser Ehrenmitglied des
Kreistages war, die die wunderbare Idee zu diesem Kulturpreis hatte. Ich bin mir sicher Sie wird
uns heute Abend von oben zuschauen und hätte ohne Zweifel große Freude an der heutigen
Preisverleihung. Denn wir zeichnen heute einen Preisträger in einer ganz speziellen Kultursparte
aus, dem politischen Kabarett.
Lieber Herr Zawischa, ich gratuliere Ihnen herzlich zu dieser Auszeichnung, mit der wir Ihr
künstlerisches Schaffen als Kabarettist und Satiriker würdigen. Mit Ihnen zeichnen wir heute eine
Persönlichkeit aus, die auf ihre Art ganz typisch für diesen Landkreis ist. Denn Sie sind wie so viele
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Einwohnerinnen und Einwohner dieses Landkreises nicht hier geboren, sondern einer der vielen
Zugezogenen: Geboren und aufgewachsen in Riesa in Sachsen, hat es Sie nach Stationen in
Österreich und Oberfranken im Jahr 2000 in den Norden verschlagen: Erst nach Hamburg, aber
schon bald in unseren Landkreis, zunächst nach Jesteburg, später dann nach Buchholz, wo Sie
wie viele unserer Einwohner die Vorzüge der Großstadtnähe mit den Qualitäten des Lebens und
Arbeitens in einem naturnahen Umfeld mit guten Versorgungsstrukturen verbinden und zu
schätzen wissen.
Und Sie sind hier offenbar schon bestens verwurzelt: Ihre Auftritte in Asendorf und Buchholz,
Gödenstorf, Holm-Seppensen und Hoopte oder Jesteburg, in Rosengarten, Winsen oder im
Wörmer Schafstall haben Sie im Landkreis in kurzer Zeit so bekannt gemacht, dass Sie uns
natürlich auch als Kandidat für den Blauen Löwen vorgeschlagen wurden.
Für unsere diesjährige Preissparte „Schauspiel, Kabarett und Satire“ bringen Sie alles und auch
manch überraschendes mit: als gelernter Mechaniker für Instandhaltung, als studierter DiplomTheologe und Pastoralreferent, Musikpädagoge, Liedermacher und ausgebildeter Schauspieler
sind Sie nun schon seit einigen Jahren vornehmlich als Kabarettist und Satiriker unterwegs –
also in der Welt der Sprache und der vieldeutigen Zwischentöne zu Hause. Diese humorvollen
Zwischentöne, das intelligente Zwischen-den-Zeilen-lesen, macht wohl den besonderen Reiz des
Kabaretts aus – vor allem die Fähigkeit, Dinge in Frage zu stellen.
Joachim Ringelnatz, einer der ganz frühen deutschen Kabarettisten, bringt es auf den Punkt, wenn
er sagt: „Sicher ist, dass nichts sicher ist. Selbst das nicht.” Dieses ebenso kritische wie
humorvolle In-Frage-stellen zeichnet gutes Kabarett bis heute aus. Legendäre Vorbilder wie
Wolfgang Neuss, Hans-Dieter Hüsch oder Dieter Hildebrandt haben das deutsche Kabarett mit
ihrer jeweils ganz eigenen Art geprägt. Auch heute ist die deutsche Kabarett-Szene trotz des
populären Comedian-Booms im Fernsehen sehr vielfältig, intelligent und spannend – ich nenne nur
beispielhaft Namen wie Mathias Richling oder Hagen Rether, Volker Pispers oder Urban Priol.
Und, nicht zu vergessen, eben Sie, lieber Herr Zawischa, aus Buchholz in der Nordheide.
Ich nehme stark an, dass Sie das besondere Gespür für Ihre Art des Kabaretts im heimischen
Sachsen noch zu Zeiten der DDR entwickelt haben. Denn gerade die großen Kabarett-Ensembles
der DDR wie die Leipziger Pfeffermühle, die Dresdener Herkuleskeule oder die Ostberliner Distel
verstanden es meisterlich, mit viel Wortwitz und mehrdeutigem Sprachspiel konkrete
gesellschaftliche Missstände und unangenehme Wahrheiten klar zu benennen. Und dabei doch so
zu verschlüsseln, dass sie nicht der staatlichen Zensur zum Opfer fielen.
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Dieser Gratwanderung muss sich das Kabarett heute auf ganz andere Weise stellen, denn auch
eine demokratische Gesellschaft mit Meinungsfreiheit und Toleranz birgt manche blinde Flecken
und Tabus. Gerade in diesen Tagen, wo Flüchtlingskrise und Terrorangst unsere Tagesthemen
beherrschen, hat politisches Kabarett eine große und auch schwierige Aufgabe – uns alle
wachzurütteln und aufzuklären, liebgewordene Gewohnheiten und Fehlentwicklungen zu
benennen – und uns zu verblüffen, auch wenn uns dabei manchmal das Lachen im Hals stecken
bleibt. Dieses nachdenkliche Innehalten, das genaue Hinschauen und In-Frage-Stellen hilft uns
dabei, die aktuellen kleinen und großen Herausforderungen unseres Alltags bewältigen zu können.
Unsere Jury kam nach Sichtung der nominierten Kandidatinnen und Kandidaten einstimmig zu
dem Schluss, dass Sie diesen kritischen Ton in Ihren Kabarett-Programmen mit humorvollem Biss
und schmunzelnden Sprachwitz genau treffen. Dafür möchte ich Ihnen, lieber Herr Zawischa, im
Namen der Jury herzlich danken. Und Sie ermutigen, Ihre Mission als intelligenter Aufklärer und
humorvoller Weckrufer fortzusetzen.
Ich freue mich sehr, Ihnen gleich den Kulturpreis des Landkreises Harburg, den Blauen Löwen
2015 zu überreichen. Bevor wir dazu kommen, danke ich allen Jury-Mitgliedern herzlich für die
einstimmige Auswahl des diesjährigen Preisträgers. Mein besonderer Dank geht an die Sparkasse
Harburg-Buxtehude, lieber Herr Lüers, die auch in diesem Jahr das Preisgeld in Höhe von 2.000
Euro gestiftet hat. Ebenso danke ich dem Empore-Team und Herrn Hennecke, dass wir diese
Preisverleihung wieder hier bei Ihnen in diesem schönen Ambiente feiern können. Und schließlich
danke ich unseren Mitarbeiterinnen Frau Behrens und Frau Flüchter, die diesen Abend mit dem
Empore-Team perfekt organisiert haben.
Unser Moderator Herr Burkhard Schmeer hat uns ja schon auf einen kurzweiligen Abend
eingestimmt. Er wird uns jetzt mit weiteren Beiträgen auf den Höhepunkt der Preisverleihung
vorbereiten, zu der im Anschluss Herr Blau die Laudatio hält. (Sie sehen, wir haben uns beim
zehnjährigen Jubiläum des Blauen Löwen besonders ins Zeug gelegt!)
Liebe Gäste, ich wünsche Ihnen und uns allen viel Vergnügen – und einen inspirierenden Abend.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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