1 Oberbürgermeister Hunsteger-Petermann 50 Jahre Karnevalsgesellschaft „Blaue Funken“ 9. Januar, 20.11 Uhr Sehr geehrter Präsident! Liebe Närrinnen und Narren! Verstehe einer den Karneval. Warum dieses Verkleiden? Warum dieses Geschunkel? Warum das alles in einer Stadt wie Hamm, die man nicht gleich beim ersten Nachdenken zu den ganz großen Hochburgen des Karnevals zählt? Selbst als Dr. humorus carnevalisticus kann ich auf alle diese Fragen keine zufriedenstellende Antwort geben. Denn: Karneval kann man einfach nicht mit Worten erklären. Karneval kann man nur verstehen, wenn man den Karneval fühlt. Karneval kann man nur verstehen, wenn man den Karneval lebt: Mit allem, was dazu gehört. Karneval ist Lebensfreude. Karneval ist Gemeinschaft. Karneval ist gelebte Kultur- und Brauchtumspflege. Beim Karneval geht es um das Herz. Ein französischer Philosoph hat einmal gesagt: „Das Herz hat seine Gründe, die der Verstand nicht kennt.“ Ich weiß nicht, ob der Philosoph in diesem Zusammenhang über den Karneval philosophiert hat. In jedem Fall trifft dieser Satz genau den Kern. Genauso wie ein anderer kluger Mann, der gesagt hat, dass nicht die Vernunft den Menschen zum Menschen macht - sondern die Leidenschaft. Und ich darf die Frage an einem Abend wie diesem stellen: Wo bitte gibt es mehr Leidenschaft als bei den Menschen, die sich innerhalb der fünften Jahreszeit selbst als Narren bezeichnen? Die Vernunft allein hält eine Gemeinschaft nicht zusammen: Schon gar keine 50 Jahre wie bei den „Blauen Funken“. Die Vernunft bewegt Menschen nicht zum ehrenamtlichen Engagement: Zumal kaum jemand eine Ahnung davon hat, wie viel harte Arbeit wirklich hinter dem Karneval steckt. Da gibt es Menschen, die sich über den Bau der Wagen Gedanken machen. Da gibt es Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die mehrfach in der Woche für den Gardetanz trainieren. Da gibt es Menschen, die Veranstaltungen wie diese 2 organisieren: Mit all den vielen kleinen Details, die dabei wichtig sind. Das alles geht nicht ohne die entsprechende Liebe und Leidenschaft. Meine sehr geehrte Damen und Herren, liebe Närrinnen und Narren! Ich weiß, dass die aktuelle Session extrem kurz ist, so dass in diesen Wochen ein Termin auf den anderen folgt. Umso mehr freue ich mich darüber, dass sich die „Blauen Funken“ trotz allem entschieden haben, das 50-jährige Bestehen in diesem Rahmen zu feiern. Zumal ich weiß, dass es auch andere Stimmen gab. Gerade der Karneval hält die Tradition hoch – und zur Tradition gehört es auch, dass man sich in gewissen Momenten einmal auf das besinnt, was in der Vergangenheit war: Zumal gerade die „Blauen Funken“ auch bewegte Zeiten hinter sich haben. Mal brannte das Vereinslokal. Mal musste der traditionelle Rosenmontagsumzug wegen Windböen oder dem Golfkrieg abgesagt werden, so dass die Arbeit von Monaten vergeblich war. Aber Karnevalisten lassen sich nicht unterkriegen. Karnevalisten finden immer eine Lösung. In besonderer Weise gilt das für die „Blauen Funken“, die in den vergangenen 50 Jahren schon in allen Teilen unser Stadt gefeiert haben. Schließlich sind Karnevalisten überall zuhause. Ich weiß, dass die Zeiten nicht einfacher geworden sind, auch nicht für den Karneval. Die entsprechenden Schlagworte lauten: Immer größere Auflagen. Immer höhere Kosten. Immer größere Erwartungen. Diese Reihe ließe sich um etliche Punkte erweitern. Gleichzeitig bin ich mir aber sicher, dass der Karneval immer einen Platz in Hamm haben wird. Ein Grund dafür liegt auch in der Tatsache, dass der Karneval in der Mitte der Gesellschaft fest verwurzelt ist, auch hier in Hamm. Das belegen unter anderem die zahlreichen Amts- und Funktionsträger aus ganz unterschiedlichen Bereichen, die in den Jahren bis heute als „Dr. humorus carnevalisticus“ geehrt wurden. Die Blauen Funken haben sich in den vergangenen 50 Jahren immer ein Stück neu erfunden, ohne die wesentlichen Dinge aufzugeben, die diesen Verein ausmachen. Die „Blauen Funken“ haben immer Menschen gefunden, die diesen Verein über Jahre getragen haben: vom ersten Präsidenten Karl-Heinz Seifert, über den 3 Ehrenpräsidenten Werner Bongert bis hin zum amtierenden Präsidenten Heiko Kottmann. Die Welt ist eben voller Narren – und in diesem Zusammenhang ist das auch ganz gut so. Ich wünsche den „Blauen Funken“ alles Gute und Gottes Segen für die kommenden 50 Jahre. Ich wünsche Ihnen allen eine tolle Zeit bis zum Aschermittwoch. Ich wünsche uns allen, dass wir öfter mal auf einen Satz von Friedrich Nietzsche vertrauen, der da lautet: „Manchmal muss man erst den Kopf verlieren, um das Herz zu finden.“ In diesem Sinne: Trauen Sie sich, hin und wieder mal ein Narr zu sein. Herzlichen Dank.
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