Heft 80 · Januar 2016 Herausgeber: Wissenschaftsförderung der Sparkassen-Finanzgruppe e.V. Wissenschaft für die Praxis M I T T E I L U N G E N D E R W I S S E N S C H A F T S F Ö R D E RU N G D E R S PA R K A S S E N - F I N A N ZG RU P P E E . V. 왘 DAS AKTUELLE INTERVIEW 왘 AUS DER FORSCHUNG 왘 MANAGEMENTAKADEMIE Sparkassen und Mittelstand Selbstständige in Deutschland Digitalisierung in der Personalstrategie IM PRES S U M Herausgeber: Wissenschaftsförderung der Sparkassen-Finanzgruppe e.V. Geschäftsstelle: Simrockstraße 4, 53113 Bonn Postanschrift: Postfach 14 29, 53004 Bonn Telefon: (02 28) 2 04-57 31 Fax: (02 28) 2 04-57 35 E-Mail: [email protected] Internet: www.s-wissenschaft.de Verantwortlich: Klaus Krummrich Redaktion: Armgard Junker Telefon: (02 28) 2 04-57 47 Fax: (02 28) 2 04-57 35 Gestaltung: weber preprint service, Bonn Druck: www.warlichdruck.de Redaktionsschluss: 15. November 2015 Die Mitteilungen erscheinen zweimal im Jahr und werden den Mitgliedern der Wissenschaftsförderung der SparkassenFinanzgruppe sowie der interessierten Fachöffentlichkeit unentgeltlich zur Verfügung gestellt. ISSN 1864-2721 Titelbild: Das Universitätsgebäude der privaten Universität Escola Brasileira de Administração Pública e de Empresas (EBAPE), Fundação Getulio Vargas (FGV) befindet sich an der Praia de Botafogo und ist nur wenige Minuten vom Zuckerhut in Rio de Janeiro entfernt. Foto: FGV EBAPE, Rio de Janeiro Dieses Produkt wurde auf FSC®-zertifiziertem Papier aus verantwortungsvoller Forstwirtschaft gedruckt. klimaneutral natureOffice.com | DE-229-300376 gedruckt EDITO RIAL/ IN HALT Editorial DR. KARL-PETER SCHACKMANN-FALLIS Vorsitzender des Kuratoriums Wissenschaftsförderung der Sparkassen-Finanzgruppe e.V. Wissenschaft für die Praxis 4 Das aktuelle Interview Prof. Dr. Lars Norden: Mittelstand und Sparkassen 6 Kuratorium / Mitgliederversammlung der Wissenschaftsförderung Bericht Kuratorium 8 Wissenschaft vor Ort Bonner Akademischer Sommer 2015 „Stiftung Maritime Forschung“ der HSH Nordbank Einlagensicherung 11 Aus der Forschung Zyklizität in der Kreditvergabe von Sparkassen DR. MICHAEL WOLGAST Selbstständige in Deutschland Vorsitzender des Vorstands Wissenschaftsförderung der Sparkassen-Finanzgruppe e.V. Dem Thema „Digitalisierung“ bei Finanzgeschäften ist das aktuelle Inter- 15 8. Magdeburger Finanzmarktdialog 17 view mit Prof. Dr. Dirk Schiereck von der TU Darmstadt in dieser Ausgabe Management-Akademie der Sparkassen-Finanzgruppe Digitalisierung und Personalstrategie gewidmet. Er erläutert, welche digitalen Dienstleistungen in der Finanzindustrie auf dem Vormarsch sind. Obwohl die Bedeutung der Filiale für Forschungszentrum für Sparkassenentwicklung e.V. Magdeburg 20 Newsticker 21 Unternehmensgeschichte eine professionelle Beratung erhalten bleibt, ist der Trend zum Virtuellen, so seine Einschätzung, auch in den nächsten Jahren ungebrochen. Schiereck warnt davor, den Trend zur Digitalisierung zu ignorieren. Diese 175 Jahre Erzgebirgssparkasse Warnung halte ich für sehr berechtigt. Sparkassengeschichtsblog History Marketing, OSV Die Professoren Dr. Horst Gischer, Universität Magdeburg, und Dr. Bernhard Herz, Universität Bayreuth, zeigen in einem weiteren Beitrag zum Regionalbankensektor der USA die dortigen Anpassungszwänge auf. 25 Institut für Kreditrecht Mainz 26 Veranstaltungen Sparkassenhistorischer Workshop 2015 in Braunschweig Über diesen für Privatpersonen und Mittelstandsfinanzierung durchaus Ausschreibung Savings & Retail Banking History Award wichtigen Sektor ist in Deutschland und Europa wenig bekannt. Die bei- FGF-Tagung in Kassel den Wissenschaftler beschreiben anschaulich den Konsolidierungspro- DGF-Preisverleihung in Leipzig zess der US-Regionalbanken im Zuge der Finanzkrise. Vulkanausbruch Tambora und Sparkassen, Stuttgart Fachtagung zur EEG-Reform, Lüneburg Der Rückblick in die Vergangenheit ist für Sparkassen angesichts ihrer langen und erfolgreichen Geschichte selbstverständlich. So berichtet diese Ausgabe über ein Projekt zum 250-jährigen Jubiläum des öffentlichen 34 Sommerakademie in Wiesbaden Bank- und Sparkassenwesens im Braunschweiger Land – ein Anlass, zu Seminar Unternehmenskultur in Neuss dem ich herzlich gratuliere. Auch die Sparkasse Aurich-Norden kann in Nordic Summer School in Kiel diesem Jahr mit 175 Jahren ihres Bestehens aufwarten. Besonders be- Preisverleihung an Absolventen der S-Hochschule merkenswert ist ihre Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte zwischen 1933 und 1945. Hierzu hat die Sparkasse eine Ausstellung konzipiert, die weit über die Grenzen Ostfrieslands hinaus Beachtung verdient. Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 Eberle-Butschkau-Stiftung 39 Personalia 39 Publikationen 3 DA S A KT U E L L E I N T ERVI EW AUTOR Prof. Dr. Lars Norden ist Professor für Banken und Finanzierung an der privaten Universität Escola Brasileira de Administração Pública e de Empresas (EBAPE), Fundaçao Getulio Vargas (FGV), in Rio de Janeiro. Mittelstand und Sparkassen Fachkräfte für Risikomanagement erforderlich Frage: ter Kunde-Bank-Beziehungen sowie anderseits an einem relativ hohen Anteil langfristi- Sparkassen werden in Deutschland häufig als ger Banken des Mittelstands angesehen. Gibt es daher ist es plausibel, dass Kreditnehmer von dafür wissenschaftliche Belege? Sparkassen weniger stark von der Finanzkrise Kreditausleihungen festmachen. Von betroffen sind als Kreditnehmer von internaDeutschland ist bekanntlich ein Land der klei- tional tätigen Großbanken. Drittens, in einer nen und mittleren Unternehmen (KMUs). Mehr neuen Studie3 finden wir, dass die Kreditverga- als 96 % aller steuerpflichtigen Unternehmen be von Sparkassen innerhalb eines 20-Jahres- in Deutschland gelten entsprechend der De- Zeitraumes weniger zyklisch ist als die der finition der EU-Kommission als KMUs. Die Volks- und Raiffeisenbanken aus derselben durchschnittliche Sparkasse ist von ihrer Bi- Region. Diese Ergebnisse zeigen, dass Spar- lanzsumme und Mitarbeiterzahl relativ klein kassen ihre Kreditvergabe im Aufschwung we- (im internationalen Vergleich) und in ihrem niger ausweiten und im Abschwung weniger Kreditgeschäft aufgrund des Regionalprinzips reduzieren als private Banken. Wir untersu- auf mittelständische Unternehmen und Privat- chen auch, ob Sparkassen aufgrund relativ kunden aus demselben Landkreis bzw. dersel- höherer Kreditvergabe während eines Ab- ben Stadt ausgerichtet. In den letzten Jahren schwungs vermehrt Risiken übernehmen. Wir wurden verschiedene wissenschaftliche Studi- finden dafür keine Anzeichen. Das ist theore- en mit Daten vom DSGV durchgeführt. In einer tisch auch plausibel, da „wackelige Kredite“ eigenen Studie1 (Behr, Norden und Noth, 2013, vermehrt im Aufschwung vergeben werden JBF) verfügt der Unternehmenskreditkunde (Schuldner mit hoher und niedriger Bonität von Sparkassen im Durchschnitt (Median) eine lassen sich relativ schwer unterscheiden) und Bilanzsumme von 1,1 Mio. € (0,60 Mio. €), was „sichere Kredite“ vermehrt in schlechten Zei- definitiv unter den Begriff „Mittelstand“ fällt. ten vergeben werden (Kreditnehmer mit hoher Prof. Dr. Lars Norden und niedriger Bonität lassen sich relativ leicht unterscheiden). Experten aus der Kreditpraxis Frage: kennen diesen Effekt aus eigener Erfahrung. Firmenkunden der Sparkassen sind besser durch die Finanzkrise gekommen als Kunden vieler Frage: anderer Kreditinstitute. Haben die Sparkassen hierdurch höhere Risiken in Kauf genommen? Sparkassen wird häufig unterstellt, dass ihre Kreditausleihungen bestimmtem Zyklizitäten Erstens, theoretische Forschung zeigt, dass öf- unterliegen, bspw. im Hinblick auf kommunale fentliche Banken in Krisenzeiten relativ mehr Wahlen. Wie sehen Sie das? Kredit vergeben können als private Banken.2 Zweitens, mit Blick auf die Praxis zeigt sich, Es gibt in der Tat zahlreiche Studien, die zei- dass das Kreditgeschäft der Sparkassen ten- gen, dass staatliche Banken in vielen Ländern denziell langfristig angelegt ist. Dieses lässt von der Politik beeinflusst werden. Bei genau- sich einerseits an dem hohen Stellenwert fes- er Betrachtung dieser Studien fallen einige Charakteristika auf, die eine Verallgemeine- 1 Behr, P., Norden, L., Noth, F., 2013. Financial constraints of private firms and bank lending behavior. Journal of Banking and Finance 37, 3472-3485. 2 Brei, M., Schlcarek, A., 2015. A theoretical model of bank lending: Does ownership matter in times of crisis? Journal of Banking and Finance 50, 298-307. 4 rung der Erkenntnisse erschweren. Politischer 3 Behr, P., Foos, D., Norden, L., 2015. Cyclicality of SME lending and government involvement in banks. Deutsche Bundesbank Discussion Paper No. 39/2015. Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 DAS AKTU ELLE INTERV IEW Einfluss ist wahrscheinlicher bei staatlichen Banken, die erstens relativ groß sind, zweitens die im Eigentum oder unter Kontrolle von Zentralregierungen oder Regionalregierungen sind (und nicht Stadt/Landkreis/Provinz-Regierungen) und drittens sich in Entwicklungs- und Schwellenländern befinden. Alle drei Charakteristika treffen nicht auf die Sparkassen in Deutschland zu. Allerdings treffen zwei auf einige Landesbanken zu. Diese stehen aber im Wettbewerb und sind mit staatlichen Banken im Ausland nur schwer vergleichbar. Überdies haben sie ihre Geschäftsmodelle seit der Finanzkrise reformiert. In unserer oben erwähnten Studie untersuchen wir direkt, ob sich die Kreditvergabe von Sparkassen im Umfeld von Kommunalwahlen von dem der örtlichen Vergleichsgruppe (Volks- und Raiffeisenbanken) unterscheidet und ob ein solcher Unterschied die geringe Zyklizität der Kreditvergabe von Sparkassen erklären kann. Die Ergebnisse zeigen klar, dass die geringere Zyklizität nicht mit politischem Einfluss erklärt werden kann. Frage: Sparkassen sind seit einiger Zeit mit zunehmenden regulatorischen Auflagen konfrontiert. Wie sind diese mit Blick auf das Mittelstandsgeschäft zu bewerten? Auf der einen Seite ist das globale Finanzsystem zunehmend komplexer und riskanter geworden, was nicht zuletzt in der globalen Finanzkrise deutlich wurde. Entsprechend wurde auch die Bankenregulierung anspruchsvoller. Auf der anderen Seite versuchen die Sparkassen ihr bewährtes Geschäftsmodell beizubehalten (mittlere Größe, öffentlicher Auftrag, Regionalprinzip, Fokus auf grundlegende Finanzdienstleistungen). Um sich dieser Herausforderung zu stellen, werden hervorragend ausgebildete Fachkräfte mit Kenntnissen im Risikomanagement benötigt. Erfolgreiche Sparkassen bewältigen diesen Wandel dadurch, dass sie zunehmend hochqualifizierte Mitarbeiter für diesen Bereich einstellen, ohne das Verhältnis von Mitarbeitern mit und ohne Kundenkontakt zu verändern. Außerdem sollten Sparkassen aufgrund der Organisation und Arbeitsteilung im Verbund und Verband in der Lage sein Synergien auszunutzen, wie bereits bei der Entwicklung eines gemeinsamen Ratingsystems geschehen. Wir bedanken uns herzlich für dieses Interview! Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 Fundação Getulio Vargas (FGV) Escola Brasileira de Administração Pública e de Empresas (EBAPE) Praia de Botafogo 190 22250-900 Rio de Janeiro Brasilien Telefon: +55 21 3799 5544 E-Mail: [email protected] Internet: http://ebape.fgv.br/en Lars Norden ist Professor für Banken und Finanzierung an der Escola Brasileira de Administração Pública e de Empresas (EBAPE), Fundação Getulio Vargas (FGV) in Rio de Janeiro seit August 2015. Er war von 2009 bis 2015 Professor an der Rotterdam School of Management, Erasmus University. Er ist ferner Fellow am European Banking Center (EBC) und war Gastforscher an der FGV, Indiana University und am Forschungszentrum der Deutschen Bundesbank. Er beschäftigt sich mit Fragen aus den Bereichen Finanzintermediation, empirischer Bankforschung, Unternehmensfinanzierung und Kreditrisiko. Seine Untersuchungen wurden in führenden Fachzeitschriften, wie z. B. Review of Financial Studies, Management Science, Journal of Financial and Quantitative Analysis, Review of Finance, und Journal of Banking and Finance, veröffentlicht. Professor Norden hat sich an der Universität Mannheim habilitiert und erwarb den Doktor der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Mannheim sowie Diplome in Betriebswirtschaftslehre von der Universität Mannheim und ESSEC Business School. FGV-EBAPE Die Fundação Getulio Vargas (FGV) ist eine private Universität in Brasilien, die international bekannt ist für exzellente Forschung und Lehre. FGV gilt als führender Think Tank in Zentral- und Lateinamerika und verfügt über acht Fakultäten in Rio de Janeiro, drei Fakultäten in São Paulo und zwei Forschungsinstitute. EBAPE ist die Fakultät für öffentliche Verwaltungslehre und Betriebswirtschaftslehre in Rio de Janeiro und wurde 1952 gegründet. Sie bietet Bachelor-, Master-, Doktoranden- und Executive Education-Programme an. EBAPE erhielt 2014 die EQUIS Akkreditierung und wurde mehrmals vom brasilianischen Bildungsministerium zur besten Fakultät für öffentliche Verwaltung und Betriebswirtschaft gewählt. In den letzten Jahren hat sich EBAPE zum führenden brasilianischen Forum für Wissenschaftler im Bereich öffentliche Verwaltung und Betriebswirtschaft entwickelt. VERÖFFENTLICHUNGEN: • Kysucky, V., Norden, L., 2015. The Benefits of Relationship Lending in a Cross-Country Context: A Meta-Analysis. Management Science, articles in advance, 29 September 2015. • Behr, P., Norden, L., Noth, F., 2013. Financial Constraints of Private Firms and Bank Lending Behavior. Journal of Banking and Finance 37, 3472– 3485. • Illueca, M., Norden, L., Udell, G., 2014. Liberalization and Risk Taking: Evidence from Government-controlled Banks. Review of Finance 18, 1217–1257. • Grunert, J., Norden, L., 2012. Bargaining power and information in SME lending. Small Business Economics 39, 401–417. • Norden, L., Silva Buston, C., Wagner, W., 2014. Financial innovation and bank behavior: Evidence from credit markets. Journal of Economic Dynamics and Control 43, 130–145. • Norden, L., Roosenboom, P., Wang, T., 2013. The Impact of Government Intervention in Banks on Corporate Borrowers’ Stock Returns. Journal of Financial and Quantitative Analysis 48, 1635–1662. • Kirschenmann, K., Norden, L., 2012. The relationship between borrower risk and loan maturity in small business lending. Journal of Business Finance and Accounting 39, 730–757. • Norden, L., Weber, M., 2010. Credit line usage, checking account activity, and default risk of bank borrowers. Review of Financial Studies 23, 3665– 3699. 5 M I TG L I E D E RV E R S A M MLUN G / KUR ATOR I UM / G R EMI EN Wissenschaftsförderung der Sparkassen-Finanzgruppe e. V. Gremiensitzungen 2015 A Tiedeken, Vorstandsmitglied der Kreisspar- gleichzeitig die 39. ordentliche Mitglie- kasse Köln, und Klaus Krummrich (Geschäfts- Strategische Weiterentwicklung der Wissenschaftsförderung derversammlung sowie die 63. Sitzung des führendes Vorstandsmitglied), Leiter Wissen- Die Aufgabenstellung des Vereins Wissen- Kuratoriums der Wissenschaftsförderung schaftsförderung im DSGV. Aufgrund der durch schaftsförderung wird vor allem darin ge- der Sparkassen-Finanzgruppe e. V. statt. Satzungsänderung vorgesehenen Funktions- sehen, ein tragfähiges Netzwerk zwischen trennung zwischen Vorstand und Kuratorium Hochschulen und Forschungseinrichtungen werden die gewählten Vorstandsmitglieder im Geld-, Bank- und Börsenwesen und der ihren Sitz im Kuratorium abgeben. Sparkassen-Finanzgruppe zu unterhalten und m 14. September 2015 fanden in Bonn Neuwahl des Kuratoriums der Wissenschaftsförderung e. V. In einem Turnus von vier Jahren werden die Im Kuratoriumsausschuss für Aufgaben der fortzuentwickeln. Zur Sparkassen-Finanzgrup- Kuratoriumsmitglieder des Vereins satzungs- Eberle-Butschkau-Stiftung wurde Dietmar Ta- pe zählen dabei die Institute, Verbundpartner gemäß neu gewählt. Dabei kommt es, auch cke, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Mär- und Verbände. Anspruch des Vereins ist es da- wenn sich der Großteil der Kuratoren zur Wie- kisches Sauerland Hemer-Menden, zum neuen rüber hinaus, auf wissenschaftlicher Ebene derwahl gestellt hat, zu personellen Verände- Vorsitzenden gewählt. Dem Arbeitskreis für Grundsatzthemen anzustoßen und bearbeiten rungen. Bei den ausscheidenden Mitgliedern Sparkassengeschichte wird weiterhin Prof. Dr. zu lassen, die für die historische Einordnung ist besonders Herr Prof. Dr. Sonning Brede- Günther Schulz, Universität Bonn, vorstehen. und künftige Positionierung der Kreditwirtschaft bzw. insbesondere der Sparkassen-Fi- meier zu erwähnen, der die Wissenschafts- nanzgruppe relevant sind. Vorstandsmitglied mit seinem klugen Rat be- Wissenschaftsförderung e. V. als Netzwerk zur Wissenschaft gleitet hat. Die Wissenschaftsförderung der Sparkassen- eins als gemeinnützige Einrichtung hat sich förderung lange Jahre als Kuratoriums- wie Die organisatorische Gestaltung des Ver- Neu gehören dem Gremium an die Herren Finanzgruppe e. V. hat im sechzigsten Jahr bewährt, weil sie die Kontakte zur Wissen- Matthias Haupt, Abteilungsdirektor und Pres- ihres Bestehens wieder intensiv den Dialog schaft erleichtert. Die Kontaktpflege mit der sesprecher des Sparkassenverbandes Hessen- zwischen Wissenschaft und Praxis gefördert. Wissenschaft dient auch zum Ausbau der Re- Thüringen, Dr. Bernd Hochberger, Vorstands- Forschungsprojekte und Veranstaltungen ha- putation der Sparkassen-Finanzgruppe in der mitglied der Stadtsparkasse München, Dr. ben wirtschaftlich und gesellschaftlich wirksa- Wissenschaft und trägt zur Meinungsbildung Ulrich Netzer, Präsident des Sparkassenver- me Trends aufgegriffen, die dazu beitragen, bei Hochschullehrern bei. bandes Bayern, Dr. Michael Wolgast, Chefvolks- die Zukunftsfähigkeit der Sparkassen-Finanz- wirt und Leiter der Abt. Volkswirtschaft und Fi- gruppe zu gestalten. Forschungsvorhaben der Wissenschaftsförderung nanzmärkte im DSGV sowie Uwe Zimmermann, Die Aktivitäten der Wissenschaftsförderung stv. Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städ- e. V. waren auch im zurückliegenden Jahr wie- Im Programmschwerpunkt „Sparkasseniden- te- und Gemeindebundes. der auf die Programme „Sparkassenidentität tität und (künftige) Wirtschaftsordnung“ wird In einem anschließenden schriftlichen und (künftige) Wirtschaftsordnung“, „Zukunft demnächst ein längerfristiges Forschungspro- Wahlverfahren hat das Kuratorium den Vorsit- der privaten Haushalte – Zukunft des Privat- jekt zur Entstehung der modernen Sparkasse zenden des Kuratoriums, Dr. Schackmann- kundengeschäfts“, „Netzwerk Mittelstandsfor- in der deutschen Nachkriegszeit gestartet, das Fallis, geschäftsführendes Vorstandsmitglied schung“ sowie „Nachhaltigkeit und Umwelt“ von Prof. Dr. Günther Schulz (Universität Bonn) des Deutschen Sparkassen- und Giroverban- ausgerichtet. federführend betreut wird. Es soll der Zeitraum des, und seinen Stellvertreter, Prof. Dr. Andreas Die Instrumente zur Verwirklichung der von Mitte der 1950er bis in die frühen 1980er Pfingsten, Universität Münster, wiedergewählt. Programme reichen von der Initiierung und Jahre untersucht werden. In dieser Epoche ge- Außerdem wurde ein neuer Vorstand gewählt, Unterstützung von Forschungsvorhaben über lang den Sparkassen die Transformation von der sich aus folgenden Mitgliedern zusam- Symposien bis zur Förderung wissenschaft- behördenähnlich agierenden ‚Ersparnisanstal- mensetzt: Herren Dr. Michael Wolgast (Vorsit- licher Institutionen. Besondere Bedeutung ten‘ in moderne marktorientierte Unterneh- zender), Chefvolkswirt und Leiter der Abt. kommt dabei der engen Zusammenarbeit mit men. Die Ergebnisse werden ab 2017 sowohl Volkswirtschaft und Finanzmärkte im DSGV dem Institut für deutsches und internationales als eigenständige Aufsätze als voraussichtlich sowie den weiteren Vorstandsmitgliedern Recht des Spar-, Giro- und Kreditwesens an auch in Form eines Sammelbandes publiziert. Dr. Matthias Böcker, Vorstandsmitglied der der Universität Mainz und dem Forschungs- Im Programmschwerpunkt „Zukunft der SaarLB, Dr. Ulrich Gröschel, Vorstandsmitglied zentrum für Sparkassenentwicklung e.V. an der privaten Haushalte – Zukunft des Privatkun- i. R. der Sparkasse KölnBonn, und Dr. Klaus Universität Magdeburg zu. dengeschäfts“ hat Prof. Dr. Dirk Schiereck (TU 6 Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 M ITGLIEDERVERS AM M LU NG / KU RATO RIU M / G REMIEN Darmstadt) für die Wissenschaftsförderung ein zu Braunschweig – die Geschichte dieses Hau- zubildende von Sparkassen, Landesbanken weiteres praxisrelevantes Thema bearbeitet. ses geht auf die Gründung des „Herzoglichen und Verbundpartnern während ihres Studiums Unter dem Titel „Innovative Investmentmög- Leyhauses“ im Jahr 1765 zurück – wurde der gefördert. Die Studierenden können durch lichkeiten für Privatanleger in der Land- und Wissenschaftliche Workshop 2015 mit dem Mitarbeit im Kolleg ihre Persönlichkeit aus- Forstwirtschaft“ hat er sich mit der Perspektive Thema „Geschäftsstrategien der Sparkassen formen und engen Kontakt zur Sparkassen- beschäftigt, Land- und Forstwirtschaft nicht zwischen Reglement und Markt“ vor Ort veran- Finanzgruppe halten. Dies erleichtert den nur als Kundschaft im Kreditgeschäft zu be- staltet. Wissenschaftliche Tagungsleiter waren späteren Wiedereinstieg in die Institute der trachten, sondern auch als Anlageklasse für die Professoren Dr. Thomas Hartmann-Wen- Sparkassen-Finanzgruppe im Sinne eines inte- die Privatkundschaft zu erschließen. dels (Köln) und Dr. Günther Schulz (Bonn). grierten Talentmanagements. Im Programmschwerpunkt „Netzwerk Mit- Die Wissenschaftsförderung ist nach wie Unter dem Titel „Perspektivenwechsel im telstandsforschung“ hat die Wissenschaftsför- vor die einzige Einrichtung innerhalb der deut- Ausland“ besteht ein gemeinsames Stipen- derung eine Längsschnittuntersuchung „Strate- schen Sparkassen-Finanzgruppe, die sich in- dienprogramm mit der Sparkassenstiftung, gisches Risikomanagement in Frühphasen- tensiv der Erforschung und Vermittlung der dass 2013 ins Leben gerufen wurde. Darin fonds“ unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Sparkassengeschichte widmet. Dabei besteht werden die Kräfte dieser beiden Institutionen Pinkwart (HHL Leipzig) und Prof. Dr. Michael eine wichtige Aufgabe darin, historische gebündelt, um engagierten und gut ausge- Schefczyk (TU Dresden) gefördert. Es wurde Wandlungsprozesse und ihre Ursachen zu be- bildeten Mitarbeitern die Möglichkeit zu ge- empirisch untersucht, welchen Einfluss nicht- schreiben und zu analysieren. Wie reagierten ben, für einen überschaubaren Zeitraum in monetäre Faktoren wie interpersonale Bezie- die Sparkassen (bzw. die Sparkassenorganisa- Entwicklungs- und Transformationsländern zu hungen, Netzwerk, Technologie und Manage- tion) auf neue Herausforderungen? Akzeptier- arbeiten und dort ihre Erfahrungen weiterzu- mentunterstützung auf den Gründungserfolg ten sie Veränderungen nur zögerlich oder geben. von Startups haben. In dieses Projekt waren lehnten sie diese ab? Oder gestalteten sie den Die ersten fünf Kollegiaten/Alumnen der auch mehrere Risikokapitalfinanzierer aus der Wandel aktiv? Wissenschaftlich fundierte Ant- Stiftung waren 2014 in verschiedenen Ent- Sparkassen-Finanzgruppe eingebunden. worten auf solche Fragen können auch für ak- wicklungs- und Schwellenländern tätig. Die Er- tuelle Diskussionen fruchtbar sein. fahrungen sind insgesamt sehr positiv. Für das Sparkassengeschichte Jahr 2015 wurden erneut fünf Kollegiaten/ Einen großen Stellenwert für die Wissen- Eberle-Butschkau-Stiftung schaftsförderung nimmt die Wirtschafts- und Im Mittelpunkt der Aktivitäten der Eberle- Sparkassengeschichte ein. Anlässlich des Butschkau-Stiftung stand 2014/2015 wieder 250-jährigen Jubiläums der Landessparkasse das Kolleg. Im Kolleg werden ehemalige Aus- Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 Alumnen ausgewählt. Gregor Mauer 7 WI SS E N S C H A F T VOR ORT Theorie und Praxis im Kontakt Wissenschaft stimuliert Sparkassen Lebendige Diskussionen beim Bonner Akademischen Sommer 2015 M it einem Dank eröffnete Karl-Peter Schackmann-Fallis, Geschäftsfüh- rendes Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) Mitte Juni 2015 den „Bonner Akademischen Sommer“ der drei Bonner Bildungseinrichtungen der Sparkassen-Finanzgruppe. Vor rund 180 Gästen aus Akademie und Praxis dankte SchackmannFallis ausdrücklich für die „argumentative Unterstützung“ diverser Wissenschaftler. Um sich die Unterstützung der Experten zu sichern, brauche die Sparkassen-Finanzgruppe ein gut funktionierendes Netzwerk in die Wissenschaft, betonte Schackmann-Fallis, in dessen Zuständigkeitsbereich beim DSGV auch Wissenschaft trifft Praxis: Wirtschaftsprofessor Hans-Helmut Kotz (rechts) mit Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon, im Hintergrund Bärbel Kaatz, die Organisatorin des Bonner Akademischen Sommers. (Foto: Himsel) die Wissenschaftsförderung fällt: „Alle Betei- Wissenschaftsförderer feiern Doppel-Jubiläum Sommer“ in besonderem Maße gerecht, lobte schaft, aber auch in Politik und Öffentlichkeit“, erklärte Schackmann-Fallis. Außerdem unter- Für die Wissenschaftsförderung der Sparkas- tan sein Redemanuskript zur Seite legte und stützten Forscher mit ihren Anregungen die sen-Finanzgruppe e. V. markierte der letzte eine praktisch und politisch geprägte Replik Sparkassen dabei, selbstkritisch zu bleiben. Er „Bonner Akademische Sommer“ unter dem auf Hans-Helmut Kotz wagte. Der einstige habe deshalb kein Verständnis, wenn Sparkas- Motto „Wissenschaft trifft Praxis“ ein doppeltes Bundesbank-Vorstand und Chefökonom beim sen im Zuge von Kostensenkungsprogrammen Jubiläum: Vor zehn Jahren war die Veranstal- Deka-Bank-Vorläufer Deutsche Girozentrale ihre Unterstützung für die Wissenschaft zu- tung hervorgegangen aus der Sommerschule hatte zuvor faktenreich die Europäische Wäh- sammenstrichen. der Management-Akademie der Sparkassen- rungsunion verteidigt. Weil ein Ausscheiden Die Förderung von rund 25 Mill. Euro, die Finanzgruppe, dem „Dies academicus“ der S- Griechenlands aus dem Währungsraum, der die Sparkassen-Finanzgruppe als Teil ihres ins- Hochschule und dem „Tag der Wissenschaft“ sogenannte „Grexit“, unabsehbare Folgen ha- gesamt rund 500 Mill. Euro schweren gesell- der Wissenschaftsförderung der Finanzgruppe. ben könnte, würden sich Europas Politiker in schaftlichen Engagements in Bildung, For- Zugleich feierte die 1955 gegründete Gemein- der Schuldenkrise des Kontinents weiter schung und Wissenschaft leite, „reicht definitiv schaftseinrichtung von Sparkassen, Landes- „durchwurschteln“, prophezeite der Ökonom. nicht“, befand Schackmann-Fallis. Er betonte banken, regionalen Sparkassen und Girover- Die niedrigen Zinsen, die Fahrenschon der Eu- aber auch, dass die Sparkassen Wissenschaft- bänden und Verbundpartnern mit der Veran- ropäischen Zentralbank zum Vorwurf machte, lern mehr zu bieten hätten als die finanzielle staltung ihren 60. Geburtstag. weil die Sparer darunter litten, führte Kotz ligten wirken als Multiplikatoren in der Wissen- Unterstützung: Sie lieferten wertvolle Anre- letztlich auf die geringen Wachstumsaussich- gungen für praxisorientierte Forschung und „Grexit“ prägte auch den Bonner Sommer böten sich an für Praxistest von Forschungser- Dem Anspruch, Wissenschaft und Praxis zu gebnisse. vernetzen, werde der „Bonner Akademische 8 DSGV-Präsident Georg Fahrenschon, der spon- ten der europäischen Wirtschaft zurück. SparkassenZeitung Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 W IS S ENS C HAFT VOR ORT Stärkung des Wissenschaftsstandortes Hamburg HSH Nordbank und Hamburger Reeder stiften Lehrstuhl für maritime Forschung D ie HSH Nordbank gründete im Früh- Generalbevollmächtigter der HSH Nordbank. tungsvorstand gehören aus der HSH Nordbank jahr 2015 die „Stiftung Maritime „Durch die enge Verzahnung von Forschung Wolfgang Topp (Vorsitz), Norbert Krüger, Leiter Forschungsprojekte und Praxis schaffen wir unmittelbaren Mehr- Credit Assessment & Decision, sowie Torsten schwerpunktmäßig in den Bereichen Be- wert für den maritimen Standort Hamburg. Heick, Leiter Wealth Management, an. Das Be- triebswirtschaft, Technik und Marktanaly- Denn ein tieferes Verständnis der komplexen rufungsverfahren läuft derzeit, so dass der se liegen. Die Stiftung fördert durch die Zusammenhänge der Branche trägt dazu bei, künftige Lehrstuhlinhaber bereits in 2016 sei- Spenden der Hamburger Reedereien Ah- die Unsicherheiten und damit die Risiken für ne Arbeit aufnehmen kann. renkiel Steamship GmbH & Co. KG, E. R. Ca- alle Marktteilnehmer zu reduzieren und be- „Die Stiftungsprofessur ergänzt in idealer pital Holding GmbH & Cie. KG, Claus-Peter herrschbar zu machen. Wir danken den Ham- Weise die an der Fakultät für Betriebswirt- Offen GmbH & Co. KG, Peter Döhle Schif- burger Reedern, die mit ihren Spenden die schaft bestehenden Forschungsbereiche Un- fahrts-KG, Rickmers Holding GmbH & Cie. Einrichtung der Juniorprofessur für maritime ternehmens- und Schiffsfinanzierung sowie KG und den Reedern Dr. Bernd Kortüm Forschung ermöglicht haben und hoffen auf Operations & Supply Chain Management. Sie und Bernhard Schulte sowie der HSH eine aktive Mitarbeit, die maßgeblich den Er- unterstützt durch die Einrichtung des ‚Re- Nordbank zunächst die Einrichtung einer folg des neuen Forschungszentrums mitbe- search Center for Maritime Management‘ ei- Stiftungs-Juniorprofessur „Maritimes Ma- stimmen wird“, so Topp. nen innovativen Forschungsschwerpunkt an Forschung“, deren nagement“ an der Fakultät für Betriebs- der Fakultät für Betriebswirtschaft“, stellte Professorin Jetta Frost, Vize-Präsidentin der Uni- Die HSH Nordbank zeigt mit der Gründung der Juniorprofessur und Doktorandenstellen Stiftung Verantwortung gegenüber der Bran- Die Stiftung übernimmt die Finanzierung einer Maritime Forschung fest. „Der geplante Know- che, die für Norddeutschland von zentraler Be- Junior-Professur sowie von Doktorandenstel- how-Transfer wird sowohl den Schifffahrts- deutung ist und stärkt zugleich den maritimen len. Die strategische Leitung liegt bei Dr. Wolf- standort Hamburg als auch den Wissenschafts- Standort Hamburg. Ziel der Stiftung ist es, die gang Drobetz, Professor für Unternehmens- standort Hamburg im Bereich Maritimes maritime Wirtschaft durch wissenschaftliche und Schiffsfinanzierung an der Fakultät für Management stärken.“ Forschung fördernd zu begleiten. Betriebswirtschaft. Im aktuellen Handelsblatt- Mit knapp 30 Bewerbern gab es eine große „Auf die Frage, welche Schiffe in zehn Jah- Forschungsranking vom Dezember 2014 bele- Resonanz auf die Stellenausschreibung, dar- ren auf den Weltmeeren und ganz konkret auf gen die Betriebswirte der Universität Hamburg unter auch internationale Bewerber. der Elbe unterwegs sein werden, haben wir in Deutschland den zweiten Platz. Die Finan- Die Berufungsvorträge sind gelaufen, der- heute keine Antwort. Diese und ähnliche Fra- zierung der für das Forschungszentrum vorge- zeit gibt es mit drei Kandidaten Berufungs- gestellungen, die für die Reeder und damit sehenen 400.000 Euro pro Jahr sind durch verhandlungen. Bei Erfolg kann der Lehrstuhl- auch für uns als finanzierende Bank entschei- Spenden der Reeder und der HSH Nordbank inhaber im Laufe des Jahres 2016 die Arbeit dend sind, sollen Gegenstand der von der Stif- für drei Jahre gesichert. Die HSH Nordbank aufnehmen. tung Maritime Forschung finanzierten For- stellt neben ihrer finanziellen Beteiligung auch schungsprojekte sein“, sagt Wolfgang Topp, die Geschäftsführung der Stiftung. Dem Stif- wirtschaft der Universität Hamburg. Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 versität Hamburg und Kuratorin der Stiftung Pressestelle HSH Nordbank 9 WI SS E N S C H A F T VOR ORT Zu Gast bei der Frankfurt University of Applied Sciences: Einlagensicherung soll auf nationaler Ebene bleiben D ie Hochschule Frankfurt/M. – Frank- Fallis vor „politischen Experimenten“ auf euro- hinaus gibt es keine „Stützungsautomatik“, um furt University of Applied Sciences – päischer Ebene. Nach einem Einblick in die dem Moral Hazard-Problem zu begegnen. Viel- lud am 27. Mai 2015 Dr. Schackmann-Fal- novellierten Regelungen der EU-Einlagensiche- mehr wird über eine etwaige Sanierung und lis, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied rungsrichtlinie ging Schackmann-Fallis auf die die geeigneten Instrumente immer im Einzel- des DSGV, zu einer Vortragsveranstaltung institutionellen Aspekte der Einlagensicherung fall entschieden. vor Professoren der Wirtschaftswissen- in Deutschland und insbesondere auf den Haf- Auf europäischer Ebene ist die Diskussion schaften und deren Studierenden ein. tungsverbund der Sparkassen-Finanzgruppe über eine angemessene Einlagensicherung Thema war die Einlagensicherung vor ein. Idee des Haftungsverbundes ist es, ange- mittlerweile voll entbrannt. Dabei ist es eine dem Hintergrund der Neufassung der EU- schlossene Institute im Fall von temporären Daueraufgabe des DSGV in Brüssel, die Ar- Einlagensicherungsrichtlinie. Solvenz- oder Liquiditätsschwierigkeiten zu beitsteilung in einem Finanzverbund und de- Aus ökonomischer Sicht – so führte Schack- unterstützen und diese falls erforderlich paral- ren Absicherung durch den Haftungsverbund mann-Fallis aus – soll die Einlagensicherung lel zu restrukturieren. Ziel ist nicht der un- mit seinen Vorteilen zu erläutern. Nach Auffas- Vertrauen bei Bankkunden schaffen und der eingeschränkte Ausgleich betriebswirtschaft- sung von Schackmann-Fallis sollten die Einla- Gefahr eines „bank runs“ vorbeugen. Denn ein lichen Fehlverhaltens, sondern die Fortführung gensicherungssysteme in Europa in nationaler abrupter Abzug privater Einlagen von Kredit- der Geschäftstätigkeit zu ermöglichen. Um Verantwortung verbleiben. Eine solche Rege- instituten ist eine wesentliche Ursache dafür, Fehlverhalten auszuschließen, führt das Insti- lung stärkt das Vertrauen der Anleger, vermei- ein Bankensystem zu destabilisieren. Dabei tutssicherungssystem eine frühzeitige Risiko- det grenzüberschreitende Ansteckungseffekte muss die Einlagensicherung glaubhaft sein. einschätzung der Lage der Institute („Monito- bei Bankenkrisen und wird dem Prinzip „Ein- Weil die Einlagensicherung aus systemi- ring“) durch, wobei sowohl qualitative als auch heit von Verantwortung und Haftung“ am bes- scher Sicht so relevant ist, warnte Schackmann- quantitative Aspekte geprüft werden. Darüber ten gerecht. Treffen an der Frankfurt University (v. l. n. r.): Prof. Dr. Dietmar Franzen, Prof. für allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Dr. Mirko Weiß, DSGV Berlin, Prof. Dr. Andrea Gubitz, Prof. für Volkswirtschaftslehre, Quantitative Methoden und Statistik, Prof. Dr. Dilek Bülbül, Prof. für Finanzwirtschaft, Prof. Dr. Swen Schneider, Dekan des FB Wirtschaft und Recht, Dr. Karl-Peter Schackmann-Fallis, DSGV Berlin sowie Prof. Dr. Christan Rieck, Prof. für Finance und Wirtschaftstheorie. 10 Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 AU TOR AU S DER FO RSCHU N G Prof. Dr. Lars Norden ist seit August 2015 Professor für Banken und Finanzierung an der privaten Universität Escola Brasileira de Administração Pública e de Empresas (EBAPE), Fundação Getulio Vargas (FGV) in Rio de Janeiro. Zur Zyklizität der Kreditvergabe von Sparkassen Sparkassen und Genossenschaftsbanken im Vergleich V erschiedene wirtschaftspolitische und und auf welche Weise sich die Zyklizität der tens sind Erkenntnisse über die Rolle von bankenaufsichtsrechtliche Reformen Kreditvergabe an KMUs von öffentlichen und staatlichen Banken sehr heterogen. Ein Teil versuchen derzeit, die Zyklizität des Kre- privaten Banken unterscheidet. Zu diesem der Forschung betont die positive Rolle von ditgeschäfts von Banken zu reduzieren, Zweck vergleichen wir Sparkassen mit Volks- staatlichen Banken für wirtschaftliche Ent- um potentielle negative Auswirkungen und Raiffeisenbanken aus derselben Region wicklung und Wohlfahrt. Dabei geht es um auf die Stabilität des Finanzsystems und und kontrollieren für beobachtbare Unter- staatliches Engagement zur Förderung von Fi- die Realwirtschaft zu vermeiden. Beispie- schiede zwischen diesen Banken. Der Fokus nanzdienstleistungen für Haushalte und Un- le sind antizyklische Wertberichtigungen, liegt auf KMUs, da diese 96 % aller Unterneh- ternehmen, z. B. Kampf gegen Armut und ge- antizyklische Eigenkapitalanforderungen men in Deutschland darstellen und somit ei- sellschaftlichem Ausschluss, Förderung von (Basel III), Kreditbeleihungsgrenzen, Li- nen entscheidenden Beitrag zu Wachstum, privatem Wohneigentum, Förderung von Bil- quiditätsanforderungen und Stress-Test- Beschäftigung und Innovation leisten. Darü- dung, und/oder Förderung des Kreditgeschäfts basierte Eigenkapitalzuschläge. ber hinaus sind KMUs Gegenstand starker mit KMUs, welches im Wesentlichen durch Verschiedene Elemente der existierenden Ban- asymmetrischer Informationsverteilung und Marktversagen motiviert wird, d. h. private kenregulierung, wie zum Beispiel risikosensi- riskanter, Banken sind nicht bereit diese Finanzdienst- tive Eigenkapitalanforderungen (Basel II; seit bankabhängiger als große Unternehmen. finanzierungsbeschränkter und leistungen anzubieten. Ein anderer Teil der 2008), können die Zyklizität des Kreditgeschäfts Im Allgemeinen gilt, dass eine bessere Kre- Forschung betont die negative Seite von staat- von Banken verstärken. Bei einer solchen Ban- ditverfügbarkeit für den Unternehmenssektor lichen Banken, wie z. B. geringe Rentabilität, kenregulierung erhalten tendenziell zu viele positiv zur weiteren Entwicklung einer Volks- ineffiziente Kreditvergabeverhalten und er- Unternehmen Kredite in einem Boom, während wirtschaft beiträgt. Allerdings variiert das Kre- höhte Risikobereitschaft aufgrund von Prinzi- in einer Rezession tendenziell zu wenige Unter- ditvergabeverhalten zwischen Banken und pal-Agent-Problemen, politischem Einfluss, nehmen Kredite erhalten. Warum ist das so? über die Zeit bzw. Konjunkturzyklus erheblich. sowie Betrug und Korruption. Es ist bemer- Der Rückgang des Umsatzes von Unter- Der Hauptgrund dafür liegt in dem Geschäfts- kenswert, dass sich die negative Evidenz fast nehmen in einer Rezession erhöht deren Aus- modell einer Bank, welches von den Gründern ausschließlich auf das Verhalten von großen fallrisiko und kann bei risikosensitiven Eigen- bzw. Eigentümern gewählt wurde. Banken mit staatlichen Banken bezieht, die im Eigentum kapitalanforderungen (Basel II, seit 2008) dazu privaten Eigentümern weisen typischerweise oder unter der Kontrolle von Zentralregierun- führen, dass sich die bankinterne Kredit-Ra- Geschäftsmodelle auf, die Gewinnmaximie- gen stehen. Drittens kann der öffentliche tings von Unternehmen verschlechtern, Ban- rung (oder Maximierung des Anteilswerts für Einfluss auf Banken verschiedene Formen an- ken höhere Eigenkapitalanforderungen erfül- die Eigentümer) aufweisen, während öffent- nehmen, wie zum Beispiel staatliche Finanzie- len müssen, und letztere – bei gleichbleibender liche Banken von einer strikten Gewinnmaxi- rungsförderungsprogramme, Eigenkapitalbasis – weniger Neukredite verge- mierung abweichen, um Aufgaben-, Versor- Staatseigentum, Staatsgarantien oder der ben. Dieser Mechanismus verstärkt die bereits gungs- oder Entwicklungsziele zu verfolgen. öffentliche Auftrag wie bei den deutschen vorhandene Rezession, da Unternehmen we- Der öffentliche Auftrag der Sparkassen in Sparkassen. In der Forschung gibt es keine niger Liquidität und Kapital für Investitionen Deutschland ist ein Beispiel dafür. Letzterer systematischen Erkenntnisse über die ökono- zur Verfügung haben. Der gegenteilige Effekt impliziert nicht, dass Sparkassen sich wie mischen Wirkungen verschiedener Einflussfor- kann in einem Boom beobachtet werden „non-for-profit“-Organisationen verhalten. Sie men. Viertens zeigen neuere länderübergrei- (mehr Umsatz von Unternehmen; bessere streben auch einen Gewinn an, aber Gewinner- fende Studien ferner, dass die Bewertung der Kredit-Ratings von Unternehmen; geringe Ei- zielung ist nicht ihr Hauptzweck. Rolle von öffentlichen Banken vom politischen Subventionen, genkapitalanforderungen für Banken; mehr Unsere Studie differenziert das Kreditver- und rechtlichen Entwicklungsstand der Länder Neukredite bei gleichbleibender Eigenkapital- gabeverhalten zwischen öffentlichen und pri- abhängt (vgl. Bertay, Demirgüç-Kunt und Hui- basis). Allerdings gibt es berechtigte Vermu- vaten Banken aus folgenden Gründen. Erstens zinga, 2015). tungen dafür, dass sich die Stärke der Zykli- spielen öffentliche Banken eine sehr wichtige zität der Kreditvergabe verschiedener Kredit- Rolle in vielen Ländern (vgl. La Porta, Lopez- Datenbasis und Methodik institute unterscheidet. de-Silanes und Shleifer, 2002). Ihr Anteil ist in- Die Untersuchung basiert auf Jahresab- Eine neue Studie liefert empirische Evidenz folge der staatlichen Rettungsmaßnahmen schlussdaten deutscher Kreditinstitute und zu dieser Frage (vgl. Behr, Foos und Norden, während der globalen Finanzkrise und der bezieht sich auf den Zeitraum von 1987 bis 2015). In dieser Studie untersuchen wir, ob jüngsten Euro-Krise weiter gestiegen. Zwei- 2007. Der Datensatz repräsentiert 85 % der Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 11 AUS D E R FOR S C H U N G Bankaktiva der deutschen Sparkassen und Kreditnachfrage in der Bank Lending Survey KMUs von Sparkassen und privaten Banken 63 % der aggregierten Bilanzsummen der der Europäischen Zentralbank). (hier: Volks- und Raiffeisenbanken) besser zu deutschen Volks- und Raiffeisenbanken. Die Darüber hinaus untersuchen wir, welcher verstehen. Die Erkenntnisse erlauben Schluss- abhängige Variable in unserer Untersuchung Mechanismus zu der geringeren Zyklizität der folgerungen bezüglich der Art und Weise, wie ist das jährliche trendbereinigte prozentuale Kreditvergabe der Sparkassen führt. Mit ande- der Staat Einfluss auf die Gestaltung, Entwick- Wachstum von Krediten an KMUs. Die erklä- ren Worten: Was versetzt die Sparkassen über- lung und Stabilität des Finanzsystems neh- renden Variablen sind das jährliche reale haupt in die Lage, in Rezessionen relativ mehr men kann (hier: öffentlicher Auftrag von Ban- Wachstum des Bruttoinlandsprodukts, eine (genauer: Sparkassen reduzieren ihre Kredit- ken; nicht Verstaatlichung von Banken), um die Indikator-Variable für Sparkassen und ein In- vergabe weniger stark als Genossenschafts- regionale wirtschaftlicher Entwicklung zu teraktionsterm der beiden genannten Variab- banken) und in Booms relativ weniger Kredite fördern. Unsere Ergebnisse werfen auch die len. Darüber hinaus berücksichtigen wir ver- zu vergeben? Wir zeigen, dass die Zyklizität Frage auf, ob und wie die Struktur von Finanz- schiedene Größe, der Kreditvergabe am geringsten bei den systemen im internationalen Vergleich bei Profitabilität, Interbankengeschäft, Einlagenfi- Sparkassen ist, die die höchste Liquiditätsaus- Entscheidungen nanzierung, Liquidität und Solvabilität der stattung und die zeitlich-stabilste Einlagen- Bankenregulierung Banken sowie Kalenderjahr-spezifische Effekte finanzierung aufweisen. Genau diese Sparkas- kann und sollte. interagiert mit regionalen Effekten. Schließlich sen können den öffentlichen Auftrag am verwenden wir verschiedene ökonometrische besten in der Praxis umsetzen. Wir zeigen fer- Schätzmethoden und führen zusätzlich eine ner, dass die Zyklizität der Kreditvergabe von Literatur: Analyse mit Propensity-Score-Matching von Sparkassen in Regionen mit geringem Ban- Behr, P., Foos, D., Norden, L., 2015. Cyclicality of Sparkassen Genossenschaftsbanken kenwettbewerb besonders niedrig ist. Das ist SME Lending and Government Involvement durch, welche diese beiden Arten von Banken plausibel, da die Verhandlungsmacht von Ban- in Banks. Deutsche Bundesbank Discussion bestmöglich vergleichbar macht. ken in solchen Regionen höher ist und somit Kontrollvariablen und für über makro-prudenzielle berücksichtigt werden Paper No 39/2015. Unterschiede zwischen Banken mit bzw. ohne Behr, P., Norden, L., Noth, F., 2013. Financial Ergebnisse öffentlichen Auftrag über den Konjunkturzyk- Constraints of Private Firms and Bank Len- Die empirische Analyse liefert ein relativ star- lus stärker sichtbar werden sollten. Wir finden ding Behavior. Journal of Banking and Fi- kes Ergebnis. Wir finden, dass die Kreditverga- auch, dass potentieller politischer Einfluss auf be an KMUs durch Sparkassen im Durchschnitt öffentliche Banken in Wahljahren nicht deren Berger, A., Udell, G.. 2006. A more complete um 25 % weniger zyklisch ist als die von Ge- geringe Zyklizität in der Kreditvergabe erklä- conceptual framework for SME finance. nossenschaftsbanken aus derselben Region. ren kann. Schließlich finden wir, dass die gerin- Journal of Banking Finance 30, 2945–2966. Das Ergebnis ist ökonomisch relativ stark, sta- gere Zyklizität nicht mit einer stärkeren Risiko- Bertay, A., Demirgüç-Kunt, A., Huizinga, H., tistisch hoch signifikant und konsistent mit übernahme im Kreditgeschäft einhergeht. Die 2015. Bank ownership and credit over the dem öffentlichen Auftrag der Sparkassen. In Ergebnisse unserer Untersuchung ergänzen business cycle: Is lending by state banks unserer Untersuchung kontrollieren wir für neuere Studien zum Kreditvergabeverhalten less procyclical? Journal of Banking and Fi- zeitlich-variable regionale Effekte, Bankengrö- von öffentlichen Banken bezüglich dessen ße, die Refinanzierungsstruktur, Profitabilität Wirkung auf regionales Wachstum (Hakenes, Hakenes, H., Hasan, I., Molyneux, P., Xie, R., und Kreditnachfrage-Effekte. Die Ergebnisse Hasan, Molyneux und Xie, 2014) und Finanzie- 2015. Small Banks and Local Economic De- bleiben robust, wenn wir alternative Indikato- rungsbeschränkungen von KMUs (Behr, Nor- ren für die Zyklizität verwenden (z. B. regiona- den und Noth, 2013). les statt bundesweites Wirtschaftswachstum, Unsere Studie leistet einen Beitrag dazu, Wachstum von Investitionen, Veränderung der die Unterschiede in der Kreditvergabe an 12 nance 37, 3472–3485. nance 50, 326–329. velopment. Review of Finance 19, 653–683. La Porta, R., Lopez-de-Silanes, F., Shleifer, A., 2002. Government ownership of banks. Journal of Finance 57, 265–301. Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 AU TOR AU S DER FO R SCHU N G Prof. Dr. Michael-Burkhard Piorkowsky ist emeritierter Professor für Haushalts- und Konsumökonomik an der Universität Bonn und Rektoratsbeauftragter für Unternehmensgründung und -entwicklung. Aktuelle Ergebnisse mit Spannung erwartet Selbstständige in Deutschland – differenziert in der Struktur und Dynamik Jährliche Sonderauswertungen des Mikrozensus E in facettenreiches Bild der Selbstständi- portional zu der nach unten korrigierten Be- sante Gruppen von Teilzeit-Selbstständigen gen zeigt der jährliche Selbstständigen- völkerungszahl ab 2011 aufgrund neuer Hoch- unterscheiden – je nachdem, ob es sich um Monitor der Universität Bonn und des Sta- rechnungsfaktoren für den Mikrozensus auch eine einzige oder eine zusätzliche Erwerbs- tistischen Bundesames. Die Wissenschafts- die Zahl der Selbstständigen geringer gewor- tätigkeit handelt. Diese Unterschiede, wie förderung der Sparkassen-Finanzgruppe e.V. den ist, aber die zentralen Strukturmerkmale auch die damit verbundenen Strukturmerk- unterstützt die Berichterstellung seit 2009. der Selbstständigkeit im Großen und Ganzen male und Entwicklungen, werden in Analysen Die Aktualisierung für den Zeitraum 2011 unverändert geblieben sind. übersehen, z. B. wenn nicht zwischen erster bis 2013 versprach spannend zu werden. und zweiter Erwerbstätigkeit differenziert wird. Denn die neuen Zahlen beruhen auf den revi- Entwicklungen 2011 bis 2013 Tatsächlich ist von 2011 bis 2013 insgesamt dierten Daten des Mikrozensus auf Basis des Die Sonderauswertung des Mikrozensus er- eine rückläufige Zahl der Selbstständigenfälle Zensus 2011. Gegenüber der bisherigen Be- möglicht eine vollständige Erfassung der zu verzeichnen, aber in den drei Hauptgrup- völkerungszahl aus der amtlichen Bevölke- Selbstständigen in drei Hauptgruppen. Diffe- pen war die Entwicklung unterschiedlich. Im rungsfortschreibung gab es am Zensusstich- renziert wird nach dem Stellenwert der Tätig- selbstständigen Haupterwerb (erste oder ein- tag (9. Mai 2011) in Deutschland rund 1,5 Mio. keit (einzige bzw. erste oder zweite Erwerbs- zige Erwerbstätigkeit in Vollzeit) und im selbst- Einwohner weniger als bislang angenommen. tätigkeit) und dem zeitlichen Umfang der ständigen Zuerwerb (Teilzeit) nahm die Zahl Es war fraglich, wie sich dies auf die Zahl und Selbstständigkeit (Vollzeit oder Teilzeit). Damit der Selbstständigen ab, im Nebenerwerb Struktur der Selbstständigen auswirken wür- lassen sich neben den Vollzeit-Selbstständi- (zweite Erwerbstätigkeit als Selbstständige/r) de. Im Ergebnis zeigt sich, dass in etwa pro- gen noch zwei soziodemographisch interes- nahm sie zu (vgl. Abbildung 1). Abbildung 1: Selbstständige in Deutschland 2011 und 2013 nach ausgewählten Merkmalen Quelle: Professur für Haushalts- und Konsumökonomik, Universität Bonn: Selbstständige in Deutschland 2011–2013 mit revierten Ergebnissen auf Basis des Zensus 2011. Bonn, März 2015, S. 19. Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 13 AUS D E R FOR S C H U N G Für 2013 wurden insgesamt 4,970 Mio. Selbstständigenfälle ermittelt. Diese Zahl be- Abbildung 2: Entwicklung der Selbstständigen in Deutschland 1992 bis 2011 nach Hauptgruppen inhaltet die im Mikrozensus herkömmlich Selbstständige im Haupt-, Zu- und Nebenerwerb in Deutschland nachgewiesenen 4,238 Mio. Selbstständigen in der ersten Erwerbstätigkeit (im Haupterwerb: 3,398 Mio. und im Zuerwerb: 852.000) Index 1992 = 100 sowie – im Monitor ergänzt – 731.000 Selbst- 300 ständige in der zweiten Erwerbstätigkeit (Ne- 275 benerwerb). Die hier ermittelte Zahl von insge- 1. ET (Haupt- und Zuerwerb) Zuerwerb Haupterwerb Nebenerwerb 250 samt 4,970 Mio. Selbstständigen enthält auch Mehrfachzählungen in überschaubarer Grö- 225 ßenordnung, da im Mikrozensus Selbstständi- 200 genfälle nachgewiesen werden. Personen wer- 175 den sowohl in einer ersten Erwerbstätigkeit 150 als auch in einer zweiten Erwerbstätigkeit als Selbstständige erfasst, wenn das zutrifft. Im 125 Zeitraum von 2011 bis 2013 waren durch- 100 schnittlich 16,8 % der Selbstständigen im Ne- 75 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 benerwerb auch in der ersten Erwerbstätigkeit (Haupt- oder Zuerwerb) selbstständig tätig; Ergebnisse des Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes – Bevölkerung in Privathaushalten mit Haushaltsbezugsperson am Ort der Hauptwohnung: Selbstständige in der ersten Erwerbstätigkeit (Haupt- und Zuerwerbstätigkeit) einschließlich Mehrfachselbstständigkeit. 2013 waren es 116.000 Personen (15,9 %). Die Zahl der Selbstständigen im vollzeitlichen Haupterwerb ist von 3,398 Mio. in 2011 auf 3,387 Mio. in 2013 gesunken; das ist ein Quelle: Professur für Haushalts- und Konsumökonomik, Universität Bonn: Selbstständige in Deutschland 2008–2012 mit einem Exkurs über Haushalts-Unternehmens-Komplexe. Bonn, Dezember 2013, S. 45. Rückgang um 0,3 %. Im teilzeitlichen Zuer- verändert geblieben sind, können hier auch ner Zunahme der kleinen Betriebsgrößen werb sank die Zahl der Selbstständigen im frühere Ergebnisse relativer Veränderungen und damit der haushaltsverbundenen Un- selben Zeitraum um 5,5 % von 902.000 auf und qualitative Angaben herangezogen wer- 852.000. Dagegen nahm die Zahl der Selbst- den. Schon länger zeigen sich folgende Ent- ständigen im ebenfalls teilzeitlichen Nebener- wicklungen (vgl. Abbildung 2): nicht immer „solo“, weil mehrere Selbst- werb um 2,8 % von 711.000 auf 731.000 zu. • Die Zahl der Selbstständigen in der ersten ständige ein Unternehmen gründen und Die aktuellen Zahlen zeigen einen fast unver- Erwerbstätigkeit (Haupt- und Zuerwerb) führen und/oder Familienangehörige mit- ändert hohen Anteil der Selbstständigen ohne sowie in der zweiten Erwerbstätigkeit (Ne- weitere Beschäftigte und eine Zunahme des benerwerb) steigt seit Jahren. Selbstständige ohne Beschäftigte sind helfen können. • Die herausragende Dynamik der Zuer- Die höchsten Zuwächse sind im teilzeitli- werbsselbstständigkeit stärkt auch den An- Hauptgruppen. Der teilzeitliche Zuerwerb ist chen Zuerwerb zu verzeichnen. Wird dies teil der Frauen an den Selbstständigen. eine Domäne der Frauen, die ihre Haushalts- nicht differenziert ausgewiesen, bleibt die Die Ergebnisse des Selbstständigen-Moni- und Familienaufgaben mit der Teilzeit-Selbst- Dynamik im Zuerwerb verborgen (gestri- tors werden in der theoretischen und empiri- ständigkeit vergleichsweise gut kombinieren chelte Linie). schen Forschung sowie in der Fachberatung Auch der Nebenerwerb entwickelt sich sehr genutzt, insbesondere zu Fragen der Haus- viel dynamischer als der Haupterwerb. haltsökonomie, Existenzgründung und Selbst- Insgesamt wird die Zunahme der Zahl der ständigkeit. Aktuell fließen die Ergebnisse Aufgrund der zensusbedingten Revision der Selbstständigen durch die Teilzeit-Selbst- auch in die Arbeit der Sachverständigenkom- Daten des Mikrozensus ab 2011 war im aktuel- ständigkeit getragen. mission des Zweiten Gleichstellungsberichtes Die drei Gruppen sind nicht als statische der Bundesregierung ein. Künftig übernimmt quantitativ fundierte Trendanalyse wie in den Kategorien zu verstehen, sondern es gibt das Institut für Mittelstandsforschung (IfM) vorangegangenen Monitoren nicht möglich. auch Wechsel, insbesondere von der Teil- Bonn die Sonderauswertung des Mikrozensus Da sich aber gezeigt hat, dass durch die Re- zeit- in die Vollzeitselbstständigkeit. und führt damit die Arbeit des Begründers des Die starke Zunahme der Selbstständigkeit Selbstständigen-Monitors nach der Emeritie- im Zu- und Nebenerwerb führt auch zu ei- rung fort. Anteils weiblicher Selbstständiger in den drei können. Längerfristige Trends len Monitor eine längerfristig rückblickende vision die zentralen Strukturmerkmale der Selbstständigkeit im Großen und Ganzen un- 14 • ternehmen. • • • • • Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 FO RS C HU NGS ZENTRU M FÜ R S PARKAS S ENENTW IC KLU NG E.V. M AG DEB U RG „Zur Zukunft von Regionalbanken – eine internationale Perspektive“ 8. Magdeburger Finanzmarktdialog beleuchtete Herausforderungen des Sparkassensektors Z um inzwischen achten „Magdebur- Dem Schwerpunkt „Digital Banking Trends: nung und -bindung leide. In der Folge müsse ger Finanzmarktdialog“ lud das For- New Business Model, Competitors and Chal- ein (noch weitergehendes) Umdenken bei der schungszentrum für Sparkassenentwick- lenges“ widmete sich Javier Cabezas, Head of Bereitstellung der sehr kostenintensiven Infra- lung e. V. (FZSE) der Otto-von-Guericke- Business Strategy des spanischen Sparkassen- struktur einsetzen. Zur Verbesserung der Er- Universität am 25. Juni 2015. Erstmalig verbandes Confederación Española de Cajas tragsposition sollten die geschäftsbedingt durchgängig simultan übersetzt tauschten de Ahorros CECA. Ausgangspunkt seiner Aus- verfügbaren Informationen besser bzw. mehr- sich Wissenschaftler, Praktiker und Ver- führungen war die Feststellung, dass sich die fach genutzt werden. Die angebotenen Pro- bändevertreter über die anstehenden Her- Geschwindigkeit, mit der neue Technologien dukte bzw. Produktneuerungen gelte es fort- ausforderungen für die Regionalbanken in Industrieländern adaptiert werden, in den laufend auf Basis der Kundenerfahrungen Deutschlands, der europäischen Nachbar- letzten Jahren erheblich erhöht hat. Hand in kritisch zu reflektieren. Die Akquise des hierzu länder und der USA aus. Dabei standen vor Hand gingen die „Mobile Revolution“ der Ge- notwendigen Personals werde sich aus Sicht dem Hintergrund nachhaltig tragfähiger sellschaft, Verhaltensänderungen potenzieller von Bielefeld zukünftig allerdings erheblich Geschäftsmodelle der zunehmende digita- Kunden und die notwendige Digitalisierung schwieriger gestalten. Demografischer Wandel le Wettbewerbsdruck, das langanhaltende der Unternehmen. Informationen und Dienst- und geringer qualifizierte Schul- bzw. Studien- Zinstief, die sich stetig intensivierende Re- leistungen seien mittlerweile jederzeit und na- abgänger erforderten diesbezüglich ange- gulatorik als auch der Einfluss des demo- hezu von jedem Ort aus problemlos zugäng- passte Lösungswege. grafischen Wandels im Mittelpunkt des lich. Die Bedeutung von sozialen Netzwerken Als letzter Referent des Tages gab Salvatore diesjährigen Symposiums. als Grundlage von Konsumentenentscheidun- Marranca, Former President and CEO and cur- Diese Problemfelder ordnete der Chefvolkswirt gen nehme kontinuierlich zu, und auch der rent member of the Board of Directors der Cat- und Leiter Research der Nord/LB Torsten Win- Anteil des onlinebasierten Geschäfts wachse taraugus County Bank , Little Valley, N.Y., einen dels im Eröffnungsreferat des Tages für die anhaltend. Zugleich drängten immer neue fi- Einblick in das Wesen der amerikanischen Re- deutsche Sparkassen-Finanzgruppe ein. Der nanzstarke Wettbewerber in traditionelle Ge- gionalbanken. Im Gegensatz zu den deutschen wachsende Druck auf die Marge infolge anhal- schäftsbereiche der Banken. Im Gegensatz zu Sparkassen bestünde zwischen den über 6.000 tender Niedrigzinsen belaste aufgrund der den (regionalen) Kreditinstituten Spaniens be- Community Banks keine räumliche Abgren- weitgehenden Fristeninkongruenz vor allem säßen diese zumeist jedoch keine Banklizenz zung ihrer Geschäftsgebiete in Form eines Re- die Sparkassen. Die zunehmende Online-Kon- und könnten derartige Dienstleistungen daher gionalprinzips. Vergleichbar seien hingegen ihr kurrenz in Form mobiler Bezahlsysteme, stei- vielfach günstiger anbieten. Die Vergangen- Fokus auf das einlagenbasierte Kreditgeschäft gende administrative Kosten aufgrund zusätz- heit zeige – so Cabezas abschließend –, dass und die wachsende Bedrohung durch Online- licher Gesetzesvorschriften und das generell Unternehmen langfristig nur erfolgreich sein Anbieter. Als größte Herausforderung für die- niedrige Kreditwachstum würden hingegen können, wenn sie Bestandteil des stetigen sen Sektor sieht Marranca jedoch den wieder- gleichermaßen die Landesbanken vor einen Wandlungsprozesses seien und dabei bestän- kehrenden politischen Wunsch, ein regulato- erheblichen dig die Bedürfnisse ihrer Kunden kennen und risches ‚level playing field‘ zu schaffen. Fort- erfüllen. während würden die Community Banks ge- Anpassungsbedarf ihrer Ge- schäftsmodelle stellen. Die Folgen seien eine Erodierung des Territorialprinzips und die zu- In Übereinstimmung mit seinem Vorredner nehmende Zerstrittenheit innerhalb des Fi- eröffnete Norbert Bielefeld, Deputy Director Informations- und Berichtspflichten für nicht nanzverbunds. Dabei wäre auch zukünftig die des World Savings Banks Institute, den zwei- systemrelevante Banken durchzusetzen. Ins- arbeitsteilige Kooperation bei gleichzeitiger ten Teils des Symposiums mit den Worten von besondere in Zeiten erhöhten Konsolidie- wettbewerblicher Koexistenz von essentieller William Gibson “The future is already here“. rungsdrucks sei es dabei entscheidend, mit Bedeutung. So präge eine tiefe regionale Ver- Gerade für die im Grundsatz konservativen re- einer Stimme der Politik den Wert des eigenen, wurzelung die Landesbanken gleichermaßen gionalen Institute wären die fortwährend här- konservativen Geschäftsmodells zu verdeutli- wie die Sparkassen. Im gegenseitigen Interes- teren regulatorischen Anforderungen und die chen. Zum einen stelle man den Finanzie- se gelte es daher, die ohne Zweifel vorhande- Digitalisierung des Geschäftsalltags mit er- rungsbedarf mittelständischer Unternehmen nen Potenziale der Finanzgruppe zu bündeln heblichen Aufwendungen verbunden. Zu- langfristig sicher, zum anderen erfülle man das und nicht einseitig die Landesbanken als gleich würde das persönliche Gespräch vor Ort Grundbedürfnis der Konsumenten, auch zu- „Schuldige“ der (Ertrags-)Krise in der öffent- immer seltener nachgefragt, worunter nicht künftig über Wahlmöglichkeiten bei Finanz- lichen Diskussion auszumachen. zuletzt auch die langfristige Kundengewin- dienstleistungen zu verfügen. Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 schlossen auftreten, um u. a. abgeschwächte 15 FO RS C H U N G S Z E N T RUM F ÜR SPAR K ASSEN EN T WI CK LU NG E.V. M AGDEBU RG V. l. n. r. Prof. Dr. Horst Gischer (FZSE), Javier Cabezas (Head of Business Strategy, Confederación Española de Cajas de Ahorros), Salvatore Marranca (Former President, CEO, member of the Board of Directors Cattaraugus County Bank, Little Valley, N.Y.), Torsten Windels (Chefvolkswirt NORD/LB), Norbert Bielefeld (World Savings Banks Institute aisbl), Prof. Dr. Ulrich Burgard (FZSE), Prof. Dr. Peter Reichling (FZSE), Prof. Dr. Thomas Spengler (FZSE) Abgerundet wurde die Veranstaltung durch schen Filialgeschäft. Dabei könne die Einbin- In einer kurzen Zusammenfassung dankte eine Podiumsdiskussion, an der neben dem dung passender IT-Partner auf übergeordneter der Geschäftsführende Direktor des FZSE, Prof. Kreis der Referenten auch Wolfgang Neumann, Ebene zur Kostendegression beitragen und zu- Dr. Horst Gischer, den Rednern, Diskutanten Stellvertretender Leiter der EU-Repräsentanz gleich die Professionalisierung der Beratung, und Helfern. Da wieder einmal die Zeit zu kurz des DSGV, teilnahm. Im Fokus des regen Diskur- des Vertriebs und der Produktion von Standard- und das Spektrum der aufgezeigten Heraus- ses stand die Frage, wie die Marktposition der Finanzprodukten vorantreiben (Cabezas). Un- forderungen zu breit gewesen sei, um sämt- Regionalbanken auch in Zukunft gesichert wer- verändert Handlungsbedarf bestünde – so Klaus liche interessante Fragestellungen abschlie- den könne, ohne dabei die eigenen, originären Krummrich (DSGV) – darüber hinaus in den Be- ßend zu behandeln, verwies Gischer bereits Geschäftsprinzipien und Charakteristika auf- reichen der Personalgewinnung und -bindung. auf das neunte Symposium des FZSE im kom- geben zu müssen. Zentral – so die übereinstim- Hier könnte nach Meinung von Salvatore Mar- menden Sommer. mende Meinung – sei eine weitreichende ranca der Ausbau der eigenen Weiterbildungs- Online-Positionierung in Ergänzung zum klassi- strukturen einen wesentlichen Beitrag leisten. 16 Dr. Toni Richter Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 AU TOR MANAGEMENT-AKADEMIE DER SPARKASSEN-FINANZGRUPPE Dr. Stephan Weingarz ist Leiter Personalwirtschaft und Bildungspolitik beim DSGV in Bonn. Trends rechtzeitig berücksichtgen: Auswirkungen der Digitalisierung auf die Personalstrategie in Sparkassen W rung nach außen, also im unmittelbaren Kun- die digitalisierte Bank Glauben denkontakt, wird zu einer stetigen Weiterent- lisierung, richtig umgesetzt, die Chance, die schenken darf, scheint alles im Fluss zu wicklung des Geschäftsmodells der Sparkassen klassischen Sparkassenwerte wie Nähe, Wert- sein. Sollte sich die Behauptung von Bill vom klassischen Filialgeschäft zum Omni-Ka- schätzung und Vertrauen neu aufzuladen und Gates „Banking is necessary, banks are nal-Vertrieb führen. Dies ist auch notwendig, die Kunden entsprechend ihrem Bedarf über not“ aus dem Jahr 1994 letztlich doch hat sich doch die Erwartungshaltung der Kun- mediale Kommunikations- und Vertriebswe- noch bewahrheiten? Wird der Mitarbeiter den gegenüber Finanzdienstleistern infolge gen zu begleiten. Derzeit ist aber noch ein am- in der Filiale mittelfristig überflüssig und der Digitalisierung grundlegend verändert. Der bivalenter Umgang mit dem Digitalisierungs- Banking zu einem reinen Prozess von Da- Megatrend Digitalisierung steht für Kunden begriff in Sparkassen erkennbar. Die Sorge, in tensätzen und Algorithmen? Sicherlich insbesondere für Zeitersparnis, Flexibilität, Ver- der externen Wahrnehmung zu nah an das Ge- nicht, insbesondere nicht in Sparkassen. einfachung der Kommunikation sowie für eine schäftsmodell der Onlinebanken gerückt zu Für Sparkassen kann die Digitalisierung einen schnelle Rückmeldung und baldige Regelung werden, lässt manchen Sparkässler beim Be- neuen Weg zum Kunden eröffnen. Das Web 2.0 des Anliegens (vgl. YouGov, 2014). In diesem griff der digitalisierten Sparkasse1 zusammen- mit seiner Vielfalt an Möglichkeiten bietet Sinne signalisiert die gute Erreichbarkeit einer zucken, um sich begrifflich eher auf die Multi- Kreditinstituten neue Chancen, um ihre Kun- Sparkasse den Kunden eine deutliche Wert- den – und insbesondere junge Kunden – au- schätzung ihrer Bedürfnisse und erzeugt Ver- ßerhalb der Filiale und außerhalb der normalen trauen. Vertrauen und Wertschätzung aber Geschäftszeiten zu erreichen. Die Digitalisie- sind Werte, die traditionell eng mit der Marke enn man den Zukunftsbildern über Sparkasse verbunden sind. Damit bietet Digita- 1 Die digitalisierte Sparkasse ist klar vom Begriff der digitalen Sparkasse abzugrenzen, die tatsächlich den Charakter einer Direktbank hätte und damit einen Bruch in der geschäftspolitischen Ausrichtung darstellen würde. Abbildung 1: Personalstrategischer Regelkreis für Sparkassen WERTE und KULTUR IV. Beurteilung III. Personaleinsatz II. Personalgewinnung I. Personalplanung VIII. Führung V. Personalentwicklung VII. Austrittsmgmt. VI. Anreizsysteme ORGANISATION des PERSONALBEREICHS Finanzgruppe Deutscher Sparkassen- und Giroverband Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 17 MANAGEMENT-AKADEMIE DER SPARKASSEN-FINANZGRUPPE Kanal-Sparkasse zurückzuziehen. Dabei wird War for Talents gestelltes Kompetenzmodell dient dabei als für die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells Die fortschreitende Digitalisierung der Ar- Basis für alle Zielgruppen eines Hauses. Es Sparkasse entscheidend sein, welche Elemen- beitswelt wirkt damit unmittelbar auf die Per- richtet sich an den Bedürfnissen des Unter- te der Digitalisierung sich sinnvoll in die einzel- sonalstrategie und verändert die Settings für nehmens, der Mitarbeiter und Führungskräfte nen Institute integrieren lassen. die einzelnen Elemente in der Strategie. So aus und dient der grundlegenden zukunfts- ruft bereits heute die Aufforderung an einen orientierten Ausrichtung der Kompetenzen ei- Veränderte Anforderungen an Mitarbeiter Bewerber, eine klassische Bewerbungsmappe ner Gesamtorganisation. Kompetenzmodelle in Papierform bei einer Sparkasse einzurei- müssen – um eine unmittelbare Wirkung zu Mit der Digitalisierung im Kundenkontakt wer- chen bei vielen Interessenten Unverständnis entfalten – einen direkten Bezug zu den Unter- den sich auch die Anforderungen an die Mitar- hervor, da sich die Personalgewinnung mit nehmenszielen und -leitlinien haben. Für die beiter und die Arbeitsplätze in Sparkassen ver- Blick auf den sogenannten War for Talents Sparkassen-Finanzgruppe bedeutet dies, dass ändern: So wie vor vielen Jahren der klassische schon umfänglich digitalisiert hat – vom der sich die übergreifende Sparkassenidee in dem Bankbeamte aus der Sparkasse verschwand, Rekrutierung über die Sozialen Medien, der Kompetenzmodell widerspiegeln sollte. Um so wird sich auch die Rolle des vertrauten Fi- standardisierten Onlinebewerbung bis hin zur daraus zielgruppenspezifische Kompetenz- lialmitarbeiters vor Ort verändern. Wie sieht zeitnahen Freischaltung für einen Onlinetest, profile oder Anforderungsprofile, z. B. zum der zukünftige Sparkassenmitarbeiter aus? den der Bewerber am heimischen PC durch- Zwecke der Personalauswahl zu erstellen, kön- Dies liegt weniger in der Phantasie der Perso- führen kann. Auf diese Weise hat sich ein nen die Kompetenzen auf der Ebene der Kom- naler begründet als vielmehr in der Formulie- Rekrutierungsprozess von ehemals rund sechs ponenten und verhaltensnahen Operationali- rung der Ausrichtung der Geschäftsstrategie bis acht Wochen auf eine Zeit von wenigen Ta- sierungen entsprechend ausgestaltet werden der einzelnen Sparkassen. Die Personalstra- gen reduziert, an deren Ende erst das persön- (Koch 2015). tegie, d. h. die Frage, mit welchen Mitarbeitern liche Gespräch zwischen Bewerber und Perso- Wenn unter dem Begriff der „digitalen die Sparkassen in den kommenden Jahren auf naler steht. Entsprechend erwarten Bewerber Kompetenz“ eine besondere Aufgeschlossen- ihre Kunden zugehen wollen, wird im Wesent- heute im Bewerberprozess insbesondere heit eines Mitarbeiters den digitalen Medien lichen durch die Vertriebsausrichtung be- Schnelligkeit, Transparenz, Zuverlässigkeit, gegenüber, die Fähigkeit, digitale Tools einzu- stimmt. Die Wahl der Vertriebskanäle sowie Professionalität und Ansprache auf Augen- setzen sowie eine entsprechende Offenheit für die entsprechende Ausrichtung der internen höhe (vgl. Maaß, 2014), wenn sie sich nach ei- die Kommunikation in sozialen Netzen gefasst und externen Prozesse bestimmen den zu- nem attraktiven Arbeitgeber umsehen. wird, so lässt sich dies im vorliegenden Kom- künftigen Personalbedarf und die erforder- petenzmodell auch ohne ein neues Kompe- lichen Kompetenzen und Qualifikationen. Digitale Kompetenz tenzfeld zur Digitalisierung abbilden. Allein Wenn die Frage der neujustierten Filial- und Unmittelbar drängt sich die Frage auf, wie sich aus dem Zusammenspiel einer ausgeprägten Vertriebsstruktur durch den Vorstand fixiert die Anforderungsprofile für Mitarbeiter in Zei- Kunden- und Serviceorientierung, der Bezie- wurde, sind daraus die Konsequenzen für die ten der Digitalisierung verändern und ob die hungskompetenz und einer hohen Verände- Mitarbeiter abzuleiten. Gemäß dem personal- „digitale Kompetenz“ das neue Auswahlkrite- rungskompetenz lässt sich das Anforderungs- strategischen Regelkreis (vgl. Abb. 1) stellt rium für die Mitarbeiter der Zukunft sein wird. profil für einen professionellen Umgang mit sich dem Personaler an dieser Stelle eine Rei- Zu vermuten ist, dass bisherige Kompetenzmo- den heutigen und zukünftigen digitalen Ange- he von Fragen: delle dringend der Überarbeitung und Ergän- boten einer Sparkasse abbilden. Entsprechen- • Wie wirkt sich die neue Geschäftsstrategie zung bedürfen. Was auf den ersten Blick nahe- de Anforderungen können mit Blick auf die ge- auf den Personalbestand aus (Personalpla- liegend erscheint, ist aber doch nicht so forderten Verhaltensweisen der Mitarbeiter • • • 18 nung)? eindeutig. Dies lässt sich beispielsweise am durch konkrete beobachtbare Beschreibungen Können die Mitarbeiter in der Sparkasse Rahmenmodell für Kompetenz der Sparkassen- operationalisiert werden2. über Weiterqualifikation auf die neuen Auf- Finanzgruppe, das 2014 neu formuliert wurde, gaben und Prozesse vorbereitet (Personal- zeigen. Digitale Fitness entwicklung) oder müssen die Teams ggf. Dieses Modell (vgl. Abb. 2) umfasst neben An dieser Stelle ist über eine alternative Her- um neue Mitarbeiter mit anderen Anforde- einem Feld für Führungskompetenz bei Lei- angehensweise nachzudenken, um das Ver- rungsprofilen ergänzt werden (Personalge- tungsfunktionen insgesamt sieben Kompe- hältnis eines Mitarbeiters zur Digitalisierung winnung)? tenzen für die Mitarbeiter einer Sparkasse: und deren Umsetzung zu erfassen. Für Unter- Fallen vielleicht sogar einzelne Funktionen Analytische Kompetenz, Kunden- und Service- nehmen hat sich zwischenzeitlich der Begriff in der Sparkasse gänzlich weg, sodass für orientierung, der Digital Readiness eingebürgert, bei dem diese Mitarbeiter neue Aufgaben gesucht wusstsein, sowie über einen Index der Umsetzungsgrad digita- werden müssen (Personaleinsatz)? Unternehmerisches Denken und Handeln. Zur ler Möglichkeiten erfasst wird. Für Mitarbeiter Vor welchen Herausforderungen stehen Zielsetzung des Modells führt Koch aus: Kom- bietet sich entsprechend der Ansatz der Digi- Führungskräfte in diesem Veränderungs- petenzmodelle werden für unterschiedlichste talen Fitness an, um festzustellen, wie sicher prozess, sowohl bei der Gestaltung des Zwecke des Personalmanagements einge- Prozesses als auch später bei der Führung setzt, vor allem als Grundlage für Bewerber- von heterogen zusammengesetzten, de- marketing, Personalauswahl, -beurteilung und zentralen Teams (Führung)? -entwicklung. Ein organisationsspezifisch auf- Selbstorganisation, Wertebe- Veränderungskompetenz 2 Mögliche Beispiele für die Kompetenzbeschreibungen an dieser Stelle: „Wählt und nutzt unterschiedliche Kommunikations- und Vertriebswege, abhängig von der Kontaktform zum Kunden. Wendet digitale Beratungsprozesse und -medien zielgruppenspezifisch an. Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 MANAGEMENT-AKADEMIE DER SPARKASSEN-FINANZGRUPPE Abbildung 2: Rahmenkompetenzmodell der Sparkassen-Finanzgruppe mit Bezug zur Markenpositionierung und veränderungsbereit sich ein Mitarbeiter in digitale Fitness von Mitarbeitern in einer Spar- Geschäftsstrategie einer Sparkasse hat und in einem digitalisierten Umfeld bewegt. Digitale kasse zu erfassen und zu operationalisieren, der geschäftspolitischen Ausrichtung Chancen Fitness kann dabei spezifisches Fachwissen, um zielgerichtet PE-Maßnahmen zur digitalen und Risiken der Digitalisierung adäquat zu be- die Fähigkeit, bestimmte Tools zu bedienen Weiterqualifizierung der Mitarbeiter anzubie- rücksichtigen sind. Entsprechend umfangreich sowie eine grundsätzliche Offenheit für neue ten. sind die kurz- und mittelfristigen Auswirkun- IT-Anwendungen und Prozesse umfassen. Auch die eigene Organisationsfähigkeit und gen auf die Personalstrategie, die unmittelbar Fazit auf der Geschäftsstrategie aufsetzt: Sowohl das Thema Selbstmanagement sind Teil der Zusammenfassend lässt sich feststellen, mit Blick auf die technische Entwicklung als digitalen Fitness eines Mitarbeiters. Es wird dass der Megatrend Digitalisierung einen um- auch hinsichtlich der Erwartungs- und Verhal- die Aufgabe der Personalentwicklung sein, die fassenden Einfluss auf die Ausgestaltung der tensänderungen zukünftiger Mitarbeiter sind Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 19 MANAGEMENT-AKADEMIE DER SPARKASSEN-FINANZGRUPPE grundlegende Anpassungen in der strategi- den, so geht dies auch mit der Notwendigkeit Maaß, S. (2014). Tempo ist alles! Schnelle und schen Ausrichtung vorzunehmen. Wenn man einer digitalen Neujustierung der Personal- transparente Auswahl – gute Arbeitgeber der These zustimmt, dass „Arbeiten in der strategie einher. lassen Bewerber nicht lange warten! In: Die Sparkasse“ in den nächsten zehn Jahren einen Welt Kompakt v. 7. November 2014 grundlegenden Wandel durchlaufen wird und Literatur: neue Arbeitsformen mit neuen Tools und ver- Koch, S. (März 2015). Erläuterungen zum Kom- änderten Aufgabenfeldern den Arbeitsalltag petenzmodell der Sparkassen-Finanzgrup- der Mitarbeiter in Sparkassen bestimmen wer- pe (interne Veröffentlichung) YouGov (2014), Service-Architektur 2025 im Finanzdienstleistungsmarkt (Studie), Köln Newsticker Das nunmehr 8. Forum Privater Haushalt veranstaltet der DSGV am Die European Finance Association (EFA) lädt für den 17. bis 20 August 13. April 2016 in Berlin. Die Tagung beschäftigt sich mit dem Thema 2016 zur 43. Jahreskonferenz ein. Gastgeber in diesem Jahr ist die Nor- „Geld – geprägte Freiheit für Verbraucher?“ wegian Business School in Oslo. Das Tutorium für Doktoranden findet www.geldundhaushalt.de am 17. August statt. www.efa2016.org Das 38. Symposium des Instituts für bankhistorische Forschung (IbF) findet am 21. April 2016 auf Einladung der BayernLB in München Das nunmehr 23. Jahrestreffen der Deutschen Gesellschaft für Fi- statt. Es wird sich mit der Entstehung und Entwicklung von Bankenver- nanzwirtschaft (DGF) ist für den 30. September und 1. Oktober 2016 an bünden in Deutschland beschäftigen und aktuelle Regulierungsfragen der Universität in Bonn geplant. Der Doktorandenworkshop findet am aufgreifen. 29. September statt. Informationen zur Tagung unter www.ibf-frankfurt.de www.dgf2016.uni-bonn.de Die Gesellschaft für Unternehmensgeschichte (GUG) und die Associ- Das nächste G-Forum des Förderkreises Gründungsforschung (FGF) ation of Business Historians (ABH) richten vom 27. bis 28. Mai 2016 an findet vom 5. bis 7. Oktober 2016 an der HHL Leipzig Graduate School of der Humboldt-Universität Berlin eine gemeinsame Konferenz aus. Die Management (Leipzig) statt. Das Schwerpunktthema der Tagung lautet: Thematik ist „Creativity and Entrepreneurship in the Global Economy“. „Geschäftsmodell-Innovationen (Business Model Innovation): Wie lassen www.unternehmensgeschichte.de sich neue Geschäftsmodelle durch Spin-offs und Spin-Ins schneller entwickeln und am Markt erfolgreich durchsetzen?“ Der Bonner Akademische Sommer (BAS), veranstaltet von der Wis- www.fgf-ev.de senschaftsförderung der Sparkassen-Finanzgruppe in Zusammenarbeit mit der Management-Akademie der Sparkassen-Finanzgruppe sowie der Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe – University of Applied Sciences, ist für den 6. und 7. Juni 2016 vorgesehen. www.s-wissenschaft.de 20 Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 U NTERNEHM ENS GES CHICHT E Ausstellung „175 Jahre Sparkasse im Erzgebirge“ Sparautomat und Fernschreiber als Publikumsmagneten U m die Mitte des 19. Jahrhunderts be- ren und erinnerte insbesondere an die Zeit tuten, die im Lauf der Zeit zur Erzgebirgsspar- gann in vielen Regionen Deutsch- nach der Wende 1989/90. Als junger Spar- kasse verschmolzen sind, haben geschichts- lands die Ausbreitung des Sparkassenwe- kassenmitarbeiter aus Bayern war er damals bewusste Mitarbeiter immer wieder wichtige sens. Das war auch im Erzgebirge nicht nach Zschopau gekommen und erlebte so ei- oder zeittypische Unterlagen aufbewahrt. Sie anders. Dort öffnete 1840 die erste Spar- ne der spannendsten Phasen der Sparkassen- werden heute vom Archivar Horst Möckel in kasse in Zschopau ihr Kontor. Sie ist der geschichte – die Umgestaltung der DDR-Spar- Schwarzenberg verwaltet und ausgewertet Ursprung der heutigen Erzgebirgsspar- kassen in moderne Kreditinstitute – hautnah und stehen auch für Forschungszwecke zur kasse, die deshalb 2015 ihr 175-jähriges mit. Verfügung. In der Ausstellung wurden auch andere Neben Dokumenten aller Art, darunter eine Aus Anlass des Gründungsjubiläums gestalte- Zeitabschnitte wie das Deutsche Kaiserreich, Abschrift der Gründungsurkunde von 1840, te die Sparkasse im August 2015 eine Ausstel- die Weimarer Republik oder das „Dritte Reich“ standen insbesondere zwei Exponate im Fokus lung an historischem Ort, dem Zschopauer mit vielen aussagekräftigen Exponaten dar- der Aufmerksamkeit: ein Sparautomat aus den Renaissanceschloss Wildeck. Eröffnet wurde gestellt. Die Erzgebirgssparkasse profitierte 1930er-Jahren und ein Fernschreiber aus sie am 3. August im Rahmen eines Festakts. dabei von ihrem historischen Archiv, das ver- DDR-Zeiten. Von deren voller Funktionstüch- Dabei ließ der Vorstandsvorsitzende Roland mutlich das größte Sparkassenarchiv in tigkeit konnten sich die Besucher bei der Ver- Manz die Historie des Instituts Revue passie- Deutschland ist. Denn in den zahlreichen Insti- nissage überzeugen. Bestehen feiern konnte. Unter den interessierten Zuschauern: Dr. Thorsten Wehber, Historiker des DSGV, Horst Möckel, Archivar der Erzgebirgssparkasse, hinter der Vitrine Frank Vogel, Landrat des Erzgebirgskreises sowie Wolfgang Zender, Geschäftsführer des Ostdeutschen Sparkassenverbandes. Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 21 UNT E R N E H M E N S GE SCH I CH T E AU TO RIN Britta Weschke leitet das Historische Archiv des Ostdeutschen Sparkassenverbandes, Berlin. Sparkasse – starke Marke mit Tradition Potentiale von History Marketing erkennen und nutzen S parkassen sind seit 200 Jahren tief ver- nannte das 2014 „Auf dem Weg zur Bürger- bringend anlegen. Auch die Verwendung der wurzelt in der deutschen Gesellschaft. sparkasse“ sein. Er betonte die großen An- sogenannten „Überschüsse“ macht deutlich, Von dem guten Ruf, den sie seither aufge- strengungen, die unternommen werden müs- wie nachhaltig Sparkassen sind. Bereits seit baut haben, leben sie noch heute. Es gilt, sen, um den Vertrauens- und Ansehensverlust dem 19. Jahrhundert kommen die von ihnen diesem Renommee unter veränderten Be- der Geldhäuser in der Finanzkrise wieder wett- erwirtschafteten Gelder für ihre Regionen zum dingungen weiterhin gerecht zu werden zumachen. Einsatz. Krankenhäuser, Schulen, Feuerwehren und positive Geschichte(n) zu erzeugen, Die Geschichte unterstreicht, wie nah wir und vieles mehr würde es in vielen Orten ohne an diesem Wertekanon schon seit Jahrzehn- ihre Sparkasse nicht gegeben haben. All das Die Geschichte eines Unternehmens ist in ten sind. Der Blick auf die Anfänge zeigt: Da- kann mit History-Marketing-Mitteln gezielt einer Zeit der zunehmenden Austauschbarkeit mals wie heute war die Vorsorge das wichtigs- kommuniziert werden. Das Motto lautet: Tue von Produkten und Dienstleistungen das ein- te Anliegen der Sparkassen. Sie sollten das Gutes, frag’ Dich, ob das Tradition hat, und re- zige zeitlose Alleinstellungsmerkmal. Es trägt Geld der Sparer sicher verwahren und zins- de darüber! zu erzählen und erlebbar zu machen. zur Differenzierung bei und unterstreicht Qualität, Kontinuität, Vertrauen und Verlässlichkeit. Nicht zuletzt untermauert es das verantwortungsbewusste Handeln eines Unternehmens. Gerade die Geschichte von Traditionshäusern steht für diese Werte. Kundennähe durch History Marketing Das Schlagwort heißt „History Marketing“ bzw. „History Communication“. Marketing und Öffentlichkeitsarbeit eines Hauses werden ergänzt, indem die Entwicklung des Unternehmens gekonnt in die aktuelle Kommunikation eingebunden wird. Der kontinuierliche Einsatz historischer Bezüge schafft dauerhaften Gewinn. Denn für Konsumenten ist die Tradition eines Hauses eine verlässliche Konstante. Sie stärkt die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen in die Marke und damit auch in eine erfolgreiche Zukunft. Die Rückbesinnung auf die Wurzeln, einstige Werte und Lebenswelten, das Interesse an Nostalgieprodukten, Mythen- und Legendenbildung scheinen in dem Maße zuzunehmen, wie die Globalisierung voranschreitet. Damit verbunden ist die zunehmende Suche der Menschen nach Orientierung, nach einem Gefühl der Sicherheit und nach Vertrautem in überschaubaren, regionalen Gemeinschaften. Hier können Sparkassen ansetzen und zeigen: Wir sind seit Generationen vor Ort und wir bleiben vor Ort, sind für die Menschen und ihre Belange in der Region der richtige und zuverlässigste Ansprechpartner. Georg Fahrenschon 22 History Marketing ist einfach. Azubis (vorn), Ausbilder (hinten rechts) sowie Archivmitarbeiter (links: Britta Weschke und Thomas Einert sowie rechts außen im Bild: Claudia Wöhnl) auf der Herbsttagung für Sparkassenvorstände des Ostdeutschen Sparkassenverbandes in Potsdam 2015. Foto: Katrin Andrzejewski Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 U NTERNEHM ENS GES CHICHT E Erlebbar wird unsere Marke durch die Wanderausstellung „Wir sind die Sparkasse. Eine Traditionsmarke im Wandel der Zeit“, die mit zahlreichen Aktionen verknüpft werden kann. Strategisches Markenmanagement mit Geschichte kanntheit und Image prägen das große Ver- sichtigt wie regionale Besonderheiten. Neben trauen in sie. Dieses hohe Niveau zu halten Themenvorschlägen bietet das Paket jedem Historisches ist bestens geeignet, um Auf- kann durch transparente und klare Kommuni- Haus eine einfache Möglichkeit zur Entwick- merksamkeit und Faszination beim Verbrau- kation mit Bezug auf die eigenen Wurzeln ge- lung einer eigenen kontinuierlichen History- cher auszulösen. Die Integration der Tradition lingen. Denn: Wer weiß, woher er kommt, fin- Marketing-Strategie – zugeschnitten auf Kun- sollte am Point-of-Sale beginnen, also an der det auch in Zukunft den richtigen Weg. Eine denbedürfnisse vor Ort. Die optimale Maß- unmittelbaren Kundenkontaktstelle. Das Wis- gut kommunizierte Sparkassengeschichte, die nahmenauswahl soll Mitarbeiter- und Kunden- sen der Berater um ihre Traditionsmarke, der auch die kulturelle Ebene und die Wechselwir- bindungen stärken sowie Potentiale der eige- immer auch ein „Hauch von Legende“ inne- kungen zwischen Sparkasse und Gesellschaft nen Geschichte nutzbar machen. wohnt, ist ein Wettbewerbsvorteil. berücksichtigt, wirkt letztlich wie eine Visiten- Die Marke Sparkasse ist ein wesentlicher karte. Treiber der Wertsteigerung. Sie hat als Tradi- Eine erste konkrete Maßnahme des OSV war der Aufbau eines Sparkassengeschichtsblogs für die Sparkassen. Er dient dem multimedialen Informations- und Ideenaustausch lebigkeit das Zeug zum Mythos. Und jedem Fortschritt hat bei den Sparkassen eine lange Tradition Mythos werden hohe Sympathiewerte zuge- Der erfolgreiche Einsatz von Geschichte setzt Ideen und Berichten aus der Praxis für die Pra- schrieben und damit die Fähigkeit zur emotio- gründliche Recherchen und natürlich eine wis- xis. Auf diese Weise entsteht ein umfangrei- nalen Ansprache. Diesen Grundstein für tiefe senschaftlich fundierte und objektive Auf- cher Wissenspool im Internet. Identität be- Bindungen, sei es zu Kunden oder zu den Mit- arbeitung voraus. Der Ausgangspunkt für alle wahren und stärken lautet die Devise. Der Blog arbeitern, sollte jedes Institut durch sparkas- Aktivitäten ist ein klares Geschichtsbild. Uner- ist eine nachhaltige Investition in unsere Mar- senhistorische Schulungen legen. Denn: „Nur lässlich bleibt dabei auch das Sammeln von ke. wer seine Marke kennt, kann sie effizient füh- Geschichten, also das Eintauchen in eine Geplant sind in naher Zukunft sparkassen- ren“ (Gert Gutjahr). „emotionale Welt“, die Erinnerungswerte von historische Schulungsangebote und überre- Dauer schafft und tiefe, langandauernde Kun- gionale Best-Practice-Sammlungen. Letztere denbeziehungen fördert. sollen auf einen Klick für alle Sparkassen zu- tionsmarke durch ihre Kontinuität und Lang- Sparkassen und ihr guter Ruf und ist gleichzeitig Tipp-Box mit Anregungen, Besonders für Finanzdienstleister ist eine ho- Das Historische Archiv des Ostdeutschen gänglich sein und durch diese ergänzt werden. he Reputation wichtig, handelt es sich doch Sparkassenverbandes baut auf das Erfolgs- Der Mehrwert liegt auf der Hand: Schnell und bei ihren Produkten und Dienstleistungen um konzept „History Marketing“. In diesem Zu- unkompliziert kann jedes Haus auch von inno- immaterielle Güter. Im Mittelpunkt ihres Mar- sammenhang entstand unter anderem ein vativen Ideen und Maßnahmen der anderen ketings steht immer ein Leistungsverspre- Maßnahmenpaket für die Sparkassen. Die Bau- profitieren und prüfen, ob sie für die eigene chen, das glaubhaft gemacht werden muss. steine des Pakets reichen von A wie Ausstel- Sparkasse anwendbar sind. Vielfalt aufzuzei- Der Vorteil der Sparkassen ist, dass sie lungen über E wie Eventplanung bis hin zu Z gen, ist oberste Priorität. durch ihre Beständigkeit bereits einen allge- wie Zeitzeugeninterviews. Zentrale Anknüp- Ein bleibendes Markenerlebnis bei den meinen Vertrauensvorschuss genießen. Be- fungspunkte wurden dabei ebenso berück- Kunden zu schaffen und ein Wir-Gefühl bei Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 23 UNT E R N E H M E N S GE SCH I CH T E den Mitarbeitern zu erzeugen ist das Ziel beim Einsatz von History Marketing. Unser Credo lautet: „Es ist eine einfache Regel: Wer sein System geschichtsbewusst vorantreibt und korrespondierende Geschichten resonanz- stark einsetzt, signalisiert Klugheit, Erfahrung und Reife. Er öffnet eine Schatzkiste. Und der Griff in diese Kiste kostet ihn nichts“ (Manfred Schmidt, zitiert nach) Herbrand/Röhring). Literatur: Nicolai O. Herbrand, Stefan Röhrig (Hrsg): Die Bedeutung der Tradition für die Markenkommunikation. Konzepte und Instrumente zur ganzheitlichen Ausschöpfung des Erfolgspotenzials Markenhistorie. Hrsg. von Nicolai O. Herbrand, Stefan Röhrig. Stuttgart, 2006. Gutjahr, Gert: Markenpsychologie: Wie Marken wirken – Was Marken stark macht. 2. überarb. u. erw. Aufl. Wiesbaden, 2013. Mit www.sparkassengeschichtsblog.de ist der Ostdeutsche Sparkassenverband seit über einem Jahr im Internet präsent. Gebloggt wurde auch über die Herbsttagung der Sparkassenvorstände in Potsdam. Beim Besuch auf dem dortigen Messestand testeten die Präsidenten Georg Fahrenschon vom DSGV und Dr. Michael Ermrich vom OSV einen alten Schulsparautomaten und ließen sich seine Funktionsweise erklären. 24 Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 INS TITU T FÜ R KREDITREC HT MAIN Z Seminartermine im Wintersemester 2015 Veranstaltungsort: Räume des Instituts, Wallstraße 11, 55122 Mainz Veranstaltungszeit: Mittwoch, 19.00 Uhr 11.11.2015 13.01.2016 AGB-Kontrolle von Bankentgelten Indirekte Bankenaufsicht im Rahmen Institut für deutsches und internatio- Dr. Jürgen Ellenberger, Vorsitzender Richter des SSM nales Recht des Spar-, Giro- und am Bundesgerichtshof, Karlsruhe Bernd Goller, Senior Expert, Europäische Kreditwesens an der Zentralbank, Frankfurt/Main Johannes Gutenberg-Universität Wallstraße 11 25.11.2015 55122 Mainz Widerruf von Bankdarlehen wegen 20.01.2016 Telefon: (06131) 3931-709 fehlerhafter Widerrufsbelehrungen Rechtliche Herausforderungen des Fax: (06131) 3931-718 Dr. Hervé Edelmann, Rechtsanwalt, Partner, einheitlichen Aufsichtsmechanismus E-Mail: [email protected] Thümmel, Schütze & Partner, Stuttgart Dr. Christine Steven, Zentralbereich Recht, Internet: www.institut-kreditrecht.de Leiterin der Stabsstelle für Rechtsfragen der Bankenaufsicht und der Finanzstabilität, 02.12.2015 Direktoren: Deutsche Bundesbank, Frankfurt/Main Aktuelle Rechtsfragen der D&O-Versicherung Schneider Prof. Dr. Meinrad Dreher, LL.M., Johannes Gutenberg-Universität, Mainz Prof. Dr. Peter 0. Mülbert Prof. Dr. Dr. h. c. Uwe H. Prof. Dr. Dirk A. Verse 27.01.2016 Assoziiert: Prof. Dr. Reinhard Welter Compliance-Verstöße und Ad-hoc-Publizität 09.12.2015 Dr. Hans-Christoph Ihrig, Rechtsanwalt, Wissenschaftliche Mitarbeiter: Partner, Allen & Overy LLP, Frankfurt/Main Geschäftsführender Assistent Auskunftsanspruch gegenüber der BaFin Herr Ass. iur. Christian Diesterhöft nach dem IFG – Optimierungsbedarf? Dr. Olaf Langner, Chefsyndikus und Leiter der 03.02.2016 Abteilung Recht und Steuern des Deutschen Delisting Sparkassen- und Giroverbandes e.V., Berlin Dr. Michael Brellochs, LL.M., Rechtsanwalt, Partner, Noerr LLP, München 16.12.2015 Bearbeitungsentgeltklauseln in Darlehensverträgen – Praktische Auswirkungen der Rechtsprechung Dr. Stefan Brügmann, LL.M., MBA, Chefsyndikus Landesbank Hessen-Thüringen, Frankfurt/Main Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 25 V E R A N S TA LT U N GE N Sparkassenhistorischer Workshop „Geschäftsstrategien der Sparkassen zwischen Reglement und Markt“ Zukunftsgestaltung im Brennpunkt leidenschaftlicher Diskussionen W ohl selten erlebten die Besucher einer sparkassenhistorischen Ta- gung eine solch intensive Debatte wie beim diesjährigen Workshop der Wissenschaftsförderung der Sparkassen-Finanzgruppe in Braunschweig. Ausgehend von den historische und aktuelle Themen gleichermaßen beleuchtenden Vorträgen zum Leitthema „Geschäftsstrategien der Sparkassen zwischen Reglement und Markt“ entwickelte sich ein reger Gedankenaustausch. Dabei rangen Referenten und Teilnehmer engagiert darum, wie die Zukunft der Sparkassen in einem sich markant wandelnden Marktumfeld erfolgreich gestaltet werden kann. Gastgeberin am 17. und 18. September 2016 war die Braunschweigische Landessparkasse (BLSK), die in diesem Jahr ihren 250. Geburtstag feiert. Angela Schürzeberg Landrätin Auf dem Podium (von links): Prof. Dr. Thomas Hartmann-Wendels, Prof. Dr. Friedrich Thießen, Christoph Schulz, Prof. Dr. Marcus Riekeberg und Dr. Ulrich Gröschel. des Landkreises Holzminden und stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende der BLSK, und digitalen Wandels deutlich verändernde verdeutlichte Prof. Dr. Christian Dirninger (Uni- begrüßte die Teilnehmer und hob die Bedeu- Kundenverhalten. Für Professor Schulz bieten versität Salzburg). Er ging in seinem Vortrag tung der Sparkasse für die Kommunen in de- denn auch gerade diese Art von Workshops „Geschäftsstrategien von Sparkassen im 19. ren Geschäftsgebiet hervor. Der Vorstandvor- hervorragende Möglichkeiten, wissenschaftli- und 20. Jahrhundert – ein deutsch-österrei- sitzende der BSLK, Christoph Schulz, gab in che Erkenntnisse mit den Erfahrungen aus der chischer Vergleich“ vor allem auf die unter- seinem Grußwort einen kurzen Einblick in die Praxis abzugleichen und daraus Handlungs- schiedlichen politischen und regulatorischen aktuelle Positionierung seines Hauses, das im maximen für Zukunftsstrategien abzuleiten. Rahmenbedingungen ein. Beiden Sparkassen- Verbund mit der Norddeutschen Landesbank Dr. Peter Albrecht (TU Braunschweig), und zu den leistungsstärksten Instituten im nord- Dr. Andreas Kuhlhawy (Peine) stellten in ihren systemen war jedoch gemeinsam, dass ihr Erfolg nur durch eine flächendeckende Markt- deutschen Raum gehört. Vorträgen die „Geschäftsstrategien des Her- durchdringung und eine flexible Anpassung In die Thematik des Workshops führten die zoglichen Leyhauses zu Braunschweig“ vor. Es an die sich wandelnden Erwartungen und An- wissenschaftlichen Tagungsleiter Prof. Dr. entwickelte sich zwischen 1765 und 1918 von sprüche der Kunden gesichert werden kann. Günther Schulz (Universität Bonn) und Prof. Dr. einer herzoglichen, die regionale Wirtschaft Thomas Hartmann-Wendels (Universität zu fördernden zur chum) analysierte die tiefgreifenden Verände- Köln) ein. Dabei wurde bereits deutlich, dass Braunschweigischen Staatsbank, dem Vorgän- rungen des Bankenmarktes und die Anpas- sich die Referate nicht nur auf die Reflexion ger der BLSK fort. Der markanter Erfolg als sung der Geschäftsstrategien in den 1960er konzentrieren würden, sondern – von histo- Sparkasse stellte sich laut Kulhawy erst durch und 1980er Jahren. Er zeigte auf, dass auch rischen Erfahrungen ausgehend – auch Lö- Reformen nach 1892 ein, mit denen der Bedarf regionale Besonderheiten die strategischen sungsmöglichkeiten für die vielfältigen aktu- breiter Bevölkerungsschichten durch kunden- Überlegungen beeinflussten und Sparkassen ellen und zukünftigen Herausforderungen orientierte Angebote sowie eine flächende- daher individuell unterschiedliche Lösungen aufgezeigt werden sollten. Dazu zählen bei- ckende regionale Präsenz abgedeckt wurde. wählten. Beispielhaft dafür präsentierte er die Pfandhaus-Gründung bis Prof. Dr. Stephan Paul (Ruhr-Universität Bo- spielsweise die demographischen und sozia- Dass gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungen im Spar- und Wertpapierge- len Umbrüche, die aus der Finanzmarktkrise Umbrüche die Geschäftsstrategie von Kredit- schäft sowie im langfristigen Kreditgeschäft resultierenden regulatorischen Belastungen instituten erheblich beeinflussen und ihnen bei der Hamburger Sparkasse und der Spar- und das sich in Zeiten des technologischen strategische kasse Bochum in diesen drei Jahrzehnten. 26 Innovationskraft abverlangen, Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 VERANS TALT U N G EN Auf den fundamentalen Wandel der Anfor- schaftlichen Herausforderungen, z. B. durch Strategie von Genossenschaftsbanken in Ab- derungen an das Sparkassengeschäft, verbun- veränderte Wettbewerbsstrukturen, ein radikal hängigkeit von ihrer Region“. Professor Dr. den mit einer zuvor nicht gekannten Dynamik verändertes Kundenverhalten oder die Gestal- Friedrich Thießen und Dipl.-Kfm. Thomas Mau- des technologischen Fortschritt, verwies Dr. tung neuer technologischer und digitaler Ver- rer (TU Chemnitz) zeigten das Spannungsfeld Ulrich Gröschel in seinen Ausführungen zur triebswege. auf, in dem sich regional wirkende und dezent- „Wandlung der Geschäftsstrategie der Spar- All diese Herausforderungen hätten eine ral organisierte Kreditinstitute in einer Zeit des kassen seit den 1990er Jahren“. In diesem stärkere Bündelung der Kräfte bei der Um- digitalen Wandels bewegen. „Ist Dezentralität Zeitraum hat sich Gröschel zufolge der wirt- setzung neuer Strategien erfordert, ohne da- in einem zunehmend globalisierten Gesamt- schaftliche/politische Fokus (Wiedervereini- bei die tradierten Kernwerte der Sparkassen umfeld also noch ein Erfolgsmodell?“, fragten gung, Globalisierungsdynamik, Umsetzung wie Gemeinwohlorientierung, Regionalprinzip, die Referenten. Ihre Antwort: Auch in Zeiten des EU-Binnenmarktes für Finanzdienstleis- Bürgernähe aus den Augen zu verlieren. Die neuer technologischer Kommunikationswege tungen, Euro-Einführung, Finanzmarktkrisen) Bewältigung dieser Aufgaben sei nicht immer kann regionale Dezentralität ein entscheiden- ebenso dramatisch verändert wie die regu- mit der wünschenswerten Stringenz gelungen. der Wettbewerbsvorteil sein. Voraussetzungen latorischen Rahmenbedingungen. Auch das Dennoch, so sein Fazit, hätten sich die Spar- seien allerdings ein stringenter strategischer Vordringen der angelsächsischen Kapital- kassen „angesichts der vielfältigen Herausfor- Ansatz, die konsequente Bündelung der Kräfte marktkultur und drastisch verschärfte Geset- derungen ganz ordentlich geschlagen“. Aller- sowie ein Vertriebskonzept, das die Vorteile zesvorgaben zum Anlegerschutz oder Diskus- dings blieben die Unwägbarkeiten in der von traditionellen und digitalen Vertriebsange- sionen um Anstaltslast / Gewährträgerhaftung Zukunft groß. So werde z. B. die anhaltende boten kundenorientiert verknüpft. und Haftungsverbund veränderten die Spar- Niedrigzinspolitik die Sparkassen noch für vie- Zum „unkonventionellen Denken“ forderte kassenwelt in diesem kurzen Zeitraum erheb- le Jahre erheblich belasten – was den Optimis- Dr. Marcus Riekeberg, Geschäftsführer der lich. Als weiteres wichtiges Handlungsfeld mus spürbar dämpfe. Sparkassen Consulting GmbH und Professor nannte Gröschel, der diese Veränderungen an Mit vergleichbaren Herausforderungen wie an der Privatuniversität Schloss Seeburg, auf. verantwortlichen Positionen beim DSGV, bei die Sparkassen sehen sich die Volks- und Ge- Er stellte in seinem Vortrag die Frage „Können der Landesbank Hessen-Thüringen und zuletzt nossenschaftsbanken konfrontiert. Das ver- wir aus der Savings & Loan-Krise in den USA als Finanzvorstand der Sparkasse Köln/Bonn deutlichte der Vortrag „Regionale Banken und lernen?“. Seine These: Zwar sind die Sparkas- begleitete und mitgestaltete, die betriebswirt- ihre Geschäftsgebiete – Geschäftspolitik und sen in Deutschland als Allfinanzinstitute brei- Dozenten und Teilnehmer vor dem Ottmer-Bau der Braunschweigischen Landessparkasse in Braunschweig, darunter in der 1. Reihe von links: Landrätin Angela Schürzeberg, rechts neben ihr der Gastgeber Christoph Schulz. Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 27 V E R A N S TA LT U N GE N ter aufgestellt und damit unabhängiger vom und Kosteneinsparungen. Ein schwieriges ma- potenziellen Brennpunkte müsse die Sparkas- reinen Zinsgeschäft als es die auf Baufinanzie- kroökonomisches Umfeld, der Wandel von sen-Finanzgruppe in sich schlüssige und ab- rungen spezialisierten S&L-Institute in den Kundenpräferenzen und der fortschreitende gestimmten Strategien bereithalten – offensiv USA waren. Allerdings werde dieser Vorteil technologische Wandel erforderten neue ge- und nicht aus der Not heraus geboren. Darin durch den Strukturwandel in einem von Nied- schäftsstrategische Ansätze, die mit exzellen- waren sich Diskutanten wie die engagiert mit- rigzinsen und zunehmender Digitalisierung ter Leistung und anerkannter Servicequalität gehenden Zuhörer einig. geprägten Wettbewerb bedroht. Sinkende Er- hohe Kundenzufriedenheit sicherten. Regionalität und Dezentralität zukunftssi- träge könnten das Eigenkapital abschmelzen Dafür gelte es, Kräfte zu bündeln und die cher zu gestalten, das kann, so Professor Rie- und im Falle wieder ansteigender Zinsen durch vorhandenen Ressourcen optimal einzusetzen keberg, nur gelingen, wenn die Sparkassen für eine ungünstige Fristentransformation bei – strategische Zielsetzungen, deren Fortent- ihre Kunden individuell erlebbar bleiben, sie schwächeren Häusern zur Existenzgefährdung wicklung Schulz auch in der abschließenden gleichzeitig aber auch auf zentrale Lösungsan- führen. Um der Gefahr eines für die gesamte Diskussionsrunde unter der Leitung von Pro- gebote zurückgreifen können, die ihre Wettbe- Gruppe belastenden „Lawineneffekts“ vorzu- fessor Hartmann-Wendels von den Verantwor- werbsstärke in sich verändernden Finanzmärk- beugen, schlug Riekeberg verstärkte Investiti- tungsträgern der Sparkassen-Finanzgruppe ten sichern. Wie klein das Zeitfenster ist, um onen in neue Vertriebsstrukturen, schlanke einforderte. Denn, so zeigte sich in der mit die anstehenden Herausforderungen zu be- Produktangebote und -prozesse, veränderte großem Engagement und teilweise hoher wältigen, machte abschließend Christoph Verbundstrukturen sowie das Abrücken von Emotionalität geführten Debatte, die Heraus- Schulz noch einmal deutlich: Zu allen Zeiten der traditionellen Festzinsfinanzierung vor. forderungen für die Sparkassen sind viel- habe es Wandel gegeben. Diesen zu bewälti- Gleichzeitig müssten Kosten massiv gesenkt, schichtig und können in ihrer Komplexität nur gen sei nie komfortabel oder bequem gewe- Redundanzen beseitigt und das Denken in zu durch eine in sich konsistente Strategie mit sen. Doch die Wucht und Geschwindigkeit der engen Zeitfenstern beendet werden. schnellen Entscheidungswegen erfolgreich Veränderungen auf so vielen Gebieten fordere bewältigt werden. heute von den Verantwortlichen ein so hohes Die „Geschäftsstrategie der Braunschweigischen Landesparkasse“ für die Jahre 2016 Ob Ertragsprobleme durch die anhaltende Maß an Kreativität, strategischem Geschick bis 2020 stellte anschließend Vorstandschef Niedrigzinsen, ob drückende Regulierungs- und konsequentem Handeln wie selten zuvor Schulz vor. Dabei richtete auch er sein Haupt- wut, ob die Erschließung neuer digitaler Ver- in der Sparkassengeschichte. augenmerk auf eine ausgewogene Balance triebsformen, ob neue Wettbewerber im Inter- zwischen notwendigen Zukunftsinvestitionen net, ob demographischer Wandel: Für all diese Juliane Clegg Save the Date: Savings & Retail Banking History Award 2016 Bis zum 1. Juli 2016 können Nachwuchswissenschaftler aller Fachrichtungen (Mindestqualifikation Bachelor) sich wieder am Wettbewerb um den Savings & Retail Banking History Award beteiligen. Den Preis vergeben das World Savings and Retail Banking Institute (WSBI) und die European Savings and Retail Banking Group (ESBG). Sie prämieren Forschungsarbeiten zur Geschichte sowie zu aktuellen Entwicklungen von Sparkassen oder zum Sparen im Allgemeinen. Der erste Preis ist mit 5.000 € dotiert. Die Teilnahmebedingungen sind auf der Internetseite http://www.savings-banks.com/Events/academic %20award/ abrufbar. Auskünfte erteilt darüber hinaus : Wissenschaftsförderung der Sparkassen-Finanzgruppe e. V. Dr. Thorsten Wehber Tel. : 0228/204-5750 E-Mail : [email protected] 28 Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 VERANS TALT U N G EN Preisträger 2015 Entrepreneurship Research Newcomer Award Wissenschaftsförderung zeichnet Elisabeth Berger aus F ür die Arbeit „The more the merrier? Economic Freedom and Entrepreneu- rial Activity“ erhielt Elisabeth S.C. Berger von der Universität Hohenheim auf der 19. Interdisziplinären Jahreskonferenz zu Entrepreneurship, Innovation und Mittelstand (G-Forum) am 8. Oktober in Kassel den „Entrepreneurship Research Newcomer Award 2015“. Der mit 1.000 € dotierte und von der Wissenschaftsförderung der Sparkassen-Finanzgruppe e. V. bereits zum siebten Mal ausgelobte Preis wurde auf dem Gesellschaftsabend des 19. G-Forums in Kassel durch Prof. Dr. Jörn Block (Universität Trier und Juryvorsitzender) und Gregor Mauer (Wissenschaftsförderung der Sparkassen-Finanzgruppe e. V. Bonn) an die Preisträgerin überreicht. Der ausgezeichnete Artikel mit dem Titel „The more the merrier? Economic Freedom and Entrepreneurial Activity“ von Elisabeth S.C. Berger und den Co-Autoren Andreas Ku- Der Juryvorsitzende Prof. Dr. Jörn Block (Universität Trier, r.) und Gregor Mauer (Wissenschaftsförderung der Sparkassen Finanzgruppe e.V. Bonn, l.) gratulieren der Preisträgerin Elisabeth S.C. Berger. ckertz und Andrew Mpeqa von der Universität Hohenheim beschäftigt sich mit dem Ein- Länder suggeriert, dass mehr ökonomische Freiheit das Ausmaß der unternehmerischen fluss ökonomischer Freiheit auf das Ausmaß Freiheit per se der anstrebenswerte Zustand Aktivität in einem Land unterstützt oder ver- der unternehmerischen Aktivität in einer für jede Ökonomie sei. Die vorliegende Studie hindert. Dazu werden 63 Länder weltweit mit- Volkswirtschaft. Von vielen Institutionen wie hinterfragt, ob mehr ökonomische Freiheit tat- einander verglichen. dem Fraser Institute oder der World Heritage sächlich mehr Wachstum und Entwicklung be- Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass der Foundation wird durch Veröffentlichung von dingt. Zu diesem Zweck untersucht sie, inwie- Zusammenhang von ökonomischer Freiheit Länderrankings der wirtschaftlich freiesten fern die Ausgestaltung der ökonomischen und unternehmerischer Aktivität weit komplexer ist als es stark vereinfachende Erklärungen nahelegen. Bei der Ausgestaltung der einzelnen Bestandteile der ökonomischen Freiheit Der Förderkreis Gründungs-Forschung e.V. (FGF) muss der Entwicklungsstand einer Volkswirtschaft zwingend berücksichtigt werden. In Der Förderkreis Gründungs-Forschung e.V. (FGF) Ökonomien mit geringerer Wirtschaftskraft wurde 1987 zur Förderung des Gedankens der un- wie Botswana wird die Bevölkerung unterneh- ternehmerischen Selbstständigkeit und des unter- Kontakt: merisch aktiv, trotz z. T. geringer ökonomischer nehmerischen Handelns gegründet. Heute ist der Förderkreis Freiheit insbesondere im Bereich Korruption gemeinnützige FGF die führende wissenschaftliche Gründungs-Forschung e.V. und Schutz von Eigentum, wenn dies mit regu- Vereinigung für Entrepreneurship, Innovation und c/o Ulrich Knaup latorischer Effizienz und offenen Märkte ein- Mittelstand in Deutschland, Österreich, der Schweiz Gartenstraße 86, D-47798 Krefeld hergeht. Weiterhin lässt die Studie darauf und Liechtenstein. Gründung und Nachfolge, Mit- Tel.: + 49 (0)2151 777-508 schließen, dass politische Anstrengungen zur telstand, Innovation und Familienunternehmen E-Mail: [email protected] Erhöhung aller Komponenten der ökonomi- sind die zentralen Themen des Vereins. Internet: www.fgf-ev.de schen Freiheit kein Versprechen für ein höheres Ausmaß an ökonomischer Aktivität sind. In Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 29 V E R A N S TA LT U N GE N innovationsbasierten Volkswirtschaften wie tivität fördern ohne dass dazu zwingend eine Full-Paper Referatsangebot bei der interdiszipli- beispielsweise der deutschen, erklärt mehr Spitzenplatzierung in den Länderrankings er- nären Jahreskonferenz zu Entrepreneurship, In- ökonomische Freiheit kaum ein höheres Aus- forderlich ist. novation und Mittelstand (G-Forum) einreichen. maß unternehmerischer Aktivität, da bei ei- Der prämierte Artikel wird im Laufe dieses Die Preisträger werden in einem zweistufi- nem hohen Niveau an ökonomischer Freiheit Jahres in der Zeitschrift Journal of Business gen Auswahlverfahren ermittelt. In der ersten die kulturelle Einstellung zum Unternehmer- Research erscheinen. Stufe wurden die drei im Double-blind-Review tum eine deutlich wichtigere Rolle spielt. Die am besten bewerteten wissenschaftlichen Ar- Bestandteile der ökonomischen Freiheit kön- Der Preis: beiten nominiert. Anschließend wählte eine nen also in einer Volkswirtschaft durchaus so Der Preis richtet sich speziell an Doktoranden, Jury aus den drei nominierten Arbeiten die zu gestaltet sein, dass sie unternehmerische Ak- Habilitanden und Juniorprofessoren, die ein prämierende Arbeit aus. DGF Preisverleihung in Leipzig Wissenschaftsförderung zeichnet zwei Nachwuchswissenschaftler aus A nlässlich der nunmehr 22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Finanzwirtschaft (DGF) in Leipzig vergab die DGF auch 2015 zusammen mit der Wissenschaftsförderung der SparkassenFinanzgruppe e. V. wieder Preise für engagierte und leistungsstarke Nachwuchswissenschaftler. Nach Vorträgen in einem Doktoranden-Workshop unter Leitung von Prof. Dr. Erik Theissen, Universität Mannheim, wurden die besten Arbeiten ausgewählt. In diesem Jahr gingen Preisgeld und Urkunden an die Forscher Esad Smajlbegovic, Universität Mannheim, und Janis Bauer, LMU München. Die Forschung von Esad Smajlbegovic zum Thema „Dissecting Short-Sale Performance: Evidence from Large Position Disclosures“ richtet sich auf Leerverkäufer, die in der Literatur meist als informierte und rationale Investoren beschrieben werden und Fehl- Foto der Siegerehrung: v. l. n. r.: Klaus Krummrich, Vorstand der Wissenschaftsförderung der Sparkassen-Finanzgruppe e.V., die beiden Preisträger Esad Smajlbegovic, Universität Mannheim, Janis Bauer, LMU München sowie Prof. Dr. Erik Theissen, Universität Mannheim bepreisungen an Finanzmärkten durch Arbitrage korrigieren. Bei der Analyse zeigt sich, Positionen als auch bei Positionen mit länge- dern auch die Kalibrierungsmethode. Ziel die- dass Hedgefonds eine jährliche Fama und rer Halteperiode. ses Forschungsprojektes ist einen so genann- French (1993) risiko-adjustierte Rendite von Janis Bauer wurde für die Ergebnisse des ten „Kalman- Filter“ zu implementieren, um 5,5 % erzielen. Eine Querschnittsanalyse er- Forschungsprojektes „Model Calibration on über Modellparameter über die Zeit zu lernen. gibt, dass lokale, diversifizierte und aktive Thinly Traded Derivative Markets“ ausge- Erste Ergebnisse weisen auf einen Vorteil die- Hedgefonds eine höhere Rendite generieren zeichnet. Optionspreismodelle spielen eine ser Methode hin, wenn Optionen nur wenig als andere Hedgefonds. Auf der Ebene der zentrale Rolle bei der Bewertung von Deriva- auf Märkten gehandelt werden und dement- einzelnen Leerverkaufspositionen zeigt sich ten. In der Praxis spielt jedoch nicht nur die sprechend viel Unsicherheit in den Daten vor- eine Überrendite, sowohl bei „First-Mover“- Wahl des „richtigen“ Modells eine Rolle, son- liegt. 30 Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 VERANS TALT U N G EN Ökologische Katastrophe im Rückblick Der Vulkan und die Sparkassen Moderator Dr. Thomas Schnabel (Haus der Geschichte Baden-Württemberg, 1. v. l.) und die Referenten und Diskutanten, u. a. Dr. Joachim Hermann (3. v. r.), Ulrich-Bernd Wolff von der Sahl (2. v. r.), Dr. Thorsten Wehber (hintere Reihe). A ls im April 1815 der Vulkan Tam- tur- und Umweltschutz, dem Haus der Ge- es dazu kam, erläuterte Dr. Thorsten Wehber, bora auf der indonesischen Insel schichte Baden-Württemberg und weiteren Leiter des Sparkassenhistorischen Dokumen- Sumbawa explodierte, löste er eine der Partnern in einer 4-teiligen Vortagsreihe. Auch tationszentrums in Bonn. Er betonte insbe- größten ökologischen Katastrophen in der die Wissenschaftsförderung der Sparkassen- sondere die besondere Rolle von Königin Ka- Geschichte aus. Für mehrere Jahre beein- Finanzgruppe e. V. gehörte zu den Förderern. tharina Pawlowna. Ohne deren Weitsicht und Die dritte Veranstaltung beschäftigte sich Engagement wäre die Gründung der landes- nen das Klima in großen Teilen der Erde. mit langfristigen Auswirkungen für die Region. weit tätigen Württembergischen Sparkasse In Mitteleuropa war der Tambora für den „Som- Zu diesem Thema begrüßte Dr. Joachim Her- undenkbar. mer ohne Sonne“ des Jahres 1816 verantwort- mann, Geschäftsführer des SVBW, am 24. Juni An der abschließenden Diskussion ging es lich, der zu Missernten und einer schweren 2015 zahlreiche Gäste in der Stuttgarter Spar- darum, wie wir heute auf Katastrophen reagie- Hungerkrise führte. An die Folgen des Vulkan- kassenakademie. Der Ort war nicht zufällig ge- ren. An ihr nahm als Experte für die Risikoabsi- ausbruchs für Südwestdeutschland erinnerte wählt, denn auch die Sparkassen im damali- cherung und -prävention auch der Vorstands- der Sparkassenverband Baden-Württemberg gen Königreich Württemberg verdankten ihre vorsitzender der SV Sparkassenversicherung, (SVBW) gemeinsam mit der Akademie für Na- Entstehung der Hungerkrise von 1816/17. Wie Ulrich-Bernd Wolff von der Sahl, teil. flussten die dabei freigesetzten Emissio- Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 31 V E R A N S TA LT U N GE N 8. Fachtagung an der Leuphana Universität Lüneburg Energieeffizienz und Stadtwerkefinanzierung Unterstützung durch Wissenschaftsförderung der Sparkassen-Finanzgruppe A geben, dass zu den aktuell getätigten jähr- wissenschaftlichen Leitung von Prof. lichen Finanzierungsmaßnahmen eine Lücke Dr. Heinrich Degenhart und Prof. Dr. Tho- von 66 Mrd. Euro bestehe. Dies betreffe private Timo Alznauer, Leiter Energieservices der mas Schomerus die Tagung „Recht und Fi- Gebäude genauso wie die von Gewerbetrei- Stadtwerke Kiel AG referierte über „Energie- nanzierung von Erneuerbaren Energien: benden, der öffentlichen Hand und der Woh- effizienzmaßnahmen aus Stadtwerkesicht“. Energieeffizienz und Stadtwerkefinanzie- nungswirtschaft. Politische Rahmenbedingun- Es wurde ersichtlich, dass neben dem Hand- rung“ an der Leuphana Universität Lüne- gen in Form des NAPE müssten die Entwicklung lungsdruck für Stadtwerke, sich das Geschäfts- burg statt. von neuen Geschäftsmodellen für die Finan- feld Energieeffizienz und -management zu er- Prof. Dr. Thomas Schomerus begrüßte die zierung von unterschiedlichen Projektvorha- schließen, auch einige Hürden in diesem rund 60 Teilnehmer der Tagung und skizzierte ben unterstützen. Die DENEFF und der WWF Umfeld zu nehmen sind. Damit ist zum einen die Wichtigkeit des Themas, gerade vor dem haben hierzu drei Projekte in die Umsetzung das bereits bestehende Wettbewerbsumfeld Zusammenhang, dass neben dem Ausbau der gebracht. Diese umfassen eine Strategie der aus Beratern, Ingenieuren oder Contractingge- Erneuerbaren Energien der Bereich Energieef- Ansprache “Energetisch Modernisieren” für Ei- bern gemeint, das einen Einstieg in diesen Be- fizienz für kommunale Energieversorger und genheimbesitzer, eine Portfolioanalyse und reich erschweren könne. Zum anderen kann Banken eine interessante Geschäftsmodell- Sanierungsfahrplan incl. Finanzierungsplan für diese Situation aber in Form von Kooperati- möglichkeit darstellen kann. Die Tagung Gewerbeimmobilien und die Wohnungswirt- onsvereinbarungen münden, die einen poten- „Recht und Finanzierung von Erneuerba- schaft sowie eine Contracting-Finanzierung tiellen Nutzen auf beiden Seiten versprechen, ren Energien“, welche von der Wissenschafts- mittels Crowdfunding. Bollmann stellte zudem jedoch je nach Kooperationsvereinbarung förderung der Sparkassen-Finanzgruppe e. V. ein entwickeltes Excel-Tool vor, welches als sehr pflegeintensiv sein können. Denn gerade unterstützt wird, wurde mit diesem Themen- Business Case Grundlage für Energieeffizienz- für die Erschließung von neuen Geschäftsfel- m 22. September 2015 fand unter der Projektvorhaben dienen kann. Dieses ist unter www.effin.info kostenlos herunterzuladen. schwerpunkt nun bereits zum achten Mal an der Leuphana Universität veranstaltet. Lothar Nolte, Geschäftsführer der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen, sprach als Tagungseinstieg über das Thema „Nationaler Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) – eine fachlich-politische Bewertung“. Hierbei ging er zunächst auf die ambitionierten EU-Energie- und Klimaschutzziele ein, welche mit dem NAPE unterstützt werden sollen. Energiesparen als Rendite- und Geschäftsmodell kann nur vorangebracht werden, wenn hierbei einzelne Eckpfeiler optimiert werden. So müsse es eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für Energieeffizienzdienstleistungen (Contracting) geben, neue Finanzierungskonzepte entwickelt, der „Förderprogrammdschungel“ vereinfacht sowie die Forschung für mehr Energieeffizienz gestärkt werden. Als nächste Referentin setzte sich Susann Bollmann, Projektmanagerin Finanzierung Energieeffizienz der DENEFF Berlin, mit der Thematik „Energieeffizienz finanzieren“ auseinander. Die Erhebung im Bereich der Gebäudeenergieeffizienzinvestitionen habe er- 32 Prof. Heinrich Degenhart (links) und Prof. Dr. Thomas Schomerus (rechts) mit zwei Gästen der Tagung: Corinna Kleimann, Geschäftsführerin der enercity GmbH in Hannover und Ralf Ebert, Bereichsleiter Treasury, Sparkasse Hannover. Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 VERANS TALT U N G EN dern sei es für die Finanzierungsmaßnahmen das Contracting – vor allem das Energieliefer- ternehmen sowie öffentliche Einrichtungen für wichtig, dass diese langfristig perspektivisch Contracting. In diesem Modell sind die Rechte enercity interessant, da der Fokus auf größe- betrachtet werden und in den meisten Fällen und Pflichten auf Seiten des Contractors und ren Wärmeleistungsanlagen liege. Anhand ei- in den ersten Jahren keine großen Erträge für des Kunden übersichtlicher geregelt bzw. ab- niger Praxisbeispiele verdeutlichte Kleimann, das Energieversorgungsportfolio beisteuern sehbar, als dies beim Einspar-Contracting der dass unterschiedliche Formen des Contrac- würden. Fall sei, da hierbei eine anspruchsvolle un- tings zum Einsatz kämen, z. B. Projekte für die Jens Sossong, Direktor und Senior-Spezia- terjährige Vertragsdurchführung mit Anpas- Erschließung von Neubauquartieren, in des- list Fördermittelberatung Financial Enginee- sungsmaßnahmen zugrunde liege. Laut Ener- sen Rahmen enercity faktisch in „Vorleistung“ ring von der Commerzbank Hamburg befasste gieeffizienzrichtlinie ist Energie-Contracting gehe, um zukünftig für ein dezentrales und sich daraufhin mit den „Energieeffizienz- eine Energiedienstleistung und könne bei ent- energieeffizientes maßnahmen und Fördermitteleinsatz für sprechender Anreizregulierung im Rahmen sorgen. Dabei wird diese Art des Projektes mit Unternehmen aus Bankensicht“. Er zeigte des EEG und KWKG zur Erreichung der Ener- Unterstützung von mehreren Finanzpartnern zunächst veranschaulichend, dass Energieein- gieeffizienzziele beitragen. umgesetzt, wohl wissentlich, dass ein Kapital- Versorgungskonzept zu sparpotenziale im gesamten Unternehmen Über „Förderung der effizienten Strom- rückfluss erst Jahre danach einsetzen wird. Sie vorhanden sind, was die Gebäudehülle, die erzeugung durch das KWKG“ referierte Oli- gab als Ausblick zu bedenken, dass der sich Energieversorgung oder produktionsbezoge- ver Antoni, Wissenschaftlicher Referent der wandelnde Markt komplexer und digital ver- nes Inventar oder Prozesse beinhalten kann. Stiftung Umweltenergierecht Würzburg. Der netzter werden wird und sich Anbieter in die- Investitionen in Energieeffizienz rechnen sich aktuelle Stand der politischen Zielsetzung sem Segment immer mit anspruchsvollen Ge- schneller mit den richtigen Zuschüssen und zur Kraft-Wärme-Kopplung und der geltende samtlösungen auseinander setzen sollten. zinsgünstigen Förderkrediten. Hierbei arbeitet Rechtsrahmen zur Förderung der Stromerzeu- Mit dem Thema der „Finanzierung der die Commerzbank seit vielen Jahren u. a. mit gung zeigen auf, wie vielschichtig dieses Seg- Rekommunalisierung von Netzen“ befasste der Europäischen Investitionsbank, der KfW ment ist. Das KWK-Ziel von 25 % an der (Ge- sich Ralf Ebert, Bereichsleiter Treasury der und der NBank zusammen. So gebe es für fast samt-)Nettostromerzeugung bis 2020 solle Sparkasse Hannover und beendete die diskus- jede Maßnahme eine geeignete Fördermaß- nach dem neuen Referentenentwurf aus Au- sionsreiche und informative Tagung. Über die nahme: seien es Darlehen z. B. aus dem KfW- gust 2015 mittels thermischer Kraftwerke er- Definition von Rekommunalisierung hin zu Energieeffizienzprogramm oder aus dem ERP- füllt werden, damit eine Abstimmung in Bezug den rechtlichen Rahmenbedingungen des Innovationsprogramm oder Zuschüsse für auf den Ausbau der Erneuerbaren-Energien- Energiewirtschaftsgesetzes bezüglich der Un- Energieberatung und -managementsysteme. Stromerzeugung entstehe. Antoni verwies auf bundling-Strukturen von Vertrieb und Netzen Für die technische und finanzielle „Allround“- die bestehende Komplexität der Rechtsmate- eines Energieversorgers, zeigte Ebert das Lösung kooperiert die Commerzbank zudem rie und zeigte perspektivisch auf, dass es eine Organisationsmodell und die damit zusam- seit kurzem mit TÜV Nord, Süd und Rheinland. Verlängerung der Ausbauziele über 2020 hin- menhängenden Betriebsübergänge auf, wenn Rechtsanwalt Martin Hack von der Kanzlei aus geben müsse und eine Erhöhung des kommunale Energieversorger bei einer Kon- Rechtsanwälte Günther aus Hamburg sprach KWK-Förderdeckels und der Zuschläge für den zessionsausschreibung den Zuschlag für das über das „Energiecontracting als Rechts- weiteren Ausbau notwendig seien. Betreiben der Versorgungsnetze erhalten wür- konzept zur Effizienzsicherung“. Als Auftakt Corinna Kleimann, Geschäftsführerin der den. Aufgrund der sehr langen Finanzierungs- verdeutlichte er, dass das Recht durchaus et- enercity Contracting GmbH Hannover sprach zeiträume von bis zu 50 Jahren seien nicht was mit Effizienz zu tun habe. So sei z. B. im zum Thema „Energiecontracting als Ge- viele Kreditinstitute bereit, diese Art der Finan- BGB verankert, dass ein Vermieter bei der Be- schäftsmodell“. Die Versorgungsmöglichkei- zierung vorzunehmen. Die Sparkasse Hanno- heizung seines Objektes zwar die laufenden ten, die dabei angeboten werden, umfassen ver finanziert solche Modelle seit Jahren und Kosten an die Mieter weiter reichen könne, ein breites Spektrum. So sind neben Erneuer- hat ca. 15 Gesellschaften in der Region Hanno- nicht jedoch die Kosten für die Modernisie- baren-Energien-Anlagen auch Wärmepum- ver gemeinsam mit örtlichen Sparkassen so- rung der Heizung. Hierbei entstehe ein Nut- pen, Erdgasbrennwert- oder Ölbrennwertkes- wie einige weitere Vorhaben in Niedersachsen zer-Investor-Dilemma, was sich in der Anzahl sel in ihrem Portfolio vorhanden. Dabei sind umgesetzt. der noch bestehenden Ölfeuerungsanlagen vor allem Kunden aus dem Bereich der Woh- wiederspiegele. Lösungsstrategien biete dafür nungswirtschaft, Gewerbe- und Industrieun- Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 Dipl.-Kffr. Jennifer Kowallik, M.Sc., Lüneburg 33 E BE R L E -B U T S C H K AU-ST I F T UN G Das Rhein-Main-Gebiet im Visier Sommerakademie der Eberle-ButschkauStiftung in Wiesbaden I m Hause der Nassauischen Sparkasse cher der EBuSti, Timur Martin Ulucan und Max pletten Themenwechsel mit dem Folgevortrag (Naspa) in Wiesbaden fand in 2015 die Becker, berichteten im Anschluss über die ak- zum Thema „Megatrend Digitalisierung – Her- Sommerakademie der Eberle-Butschkau- tuellen Entwicklungen im Kolleg sowie über ausforderungen und Chancen im Wertpapier- Stiftung (EBuSti) statt. Den Auftakt mach- die Ergebnisse des FK-Sprecher-Workshops bereich“. ten die Förderkreissprecher bereits einen vom Donnerstag. Enzmann referierte über die aktuellen Tag vor dem Start des offiziellen Fach- Den ersten Fachvortag bestritt Tilo Walter, Trends und Entwicklungen im Wertpapierbe- programms in ihrem gemeinsamen För- EBuSti-Alumnus, inzwischen Gründer und Ge- reich aus Sicht eines modernen Direktbrokers derkreis-Sprecher-Workshop. Es wurden schäftsführer der kantwert GmbH zum Thema und unterstrich insbesondere die Herausfor- intensiv zentrale Themen der EBuSti (Au- „Know your customer – Daten sind immer im derungen und Marktentwicklungen. ßenauftritt, Alumni-Beziehung, Rolle der Spiel!“. Walter demonstrierte eindrucksvoll, Den Abschluss des Fachprogramms der FK-Sprecher, Reisemanagement, Social wie man wertvolle Informationen aus zum Teil Sommerakademie 2015 in Wiesbaden schuf Media, Kommunikation mit den Sparkas- öffentlich verfügbaren Daten über seine Kun- Gerd Räth in seiner Funktion als Generalbe- sen) besprochen und konkrete Handlungs- den gewinnen kann. vollmächtigter, Leiter der Zentralbereiche Per- schritte aus Sicht der Förderkreis-Spre- Nach dem Mittagsbuffet übernahm Car- sonal- & Vertriebsmanagement der Nassaui- cher definiert. men Brablec, Markenexpertin, Coach und Key- schen Sparkasse. In einem äußerst lebendigen Am Freitagmorgen, 15. Mai, trafen die rund 90 note-Speaker die Bühne und redete zu dem und anregenden Vortrag zum Thema „Die 100 Teilnehmer der Sommerakademie 2015 ein. Thema „Erfolgsfaktor Markenbotschafter – ersten Tage als Führungskraft“ berichtete Räth Günter Högner, Vorstandsmitglied der Naspa, Hausinterner Saboteur oder Fan? Wie wirkt Ihr von seiner langjährigen Erfahrung im Manage- eröffnete mit einer spannenden Rede über Mitarbeiter?!“ Brablec führte in einem sehr le- ment einer der größten Sparkassen Deutsch- sein Haus als gastgebendes Institut und den bendigen Vortrag aus, wie Marken-Botschafter lands und gewährte vor allem den jungen vielfältigen Gründen, in der S-Finanzgruppe zu wirken können und welche Mechanismen da- Nachwuchskräften des Kollegs der Eberle- arbeiten, das Fachprogramm. hinterstecken. Butschkau-Stiftung wertvolle Einblicke in die Die Kollegleitung der EBuSti, Bärbel Kaatz Tobias Enzmann, Director Vertrieb & Pro- und Klaus Krummrich, sowie die Bundesspre- duktmanagement, S-Broker, schuf einen kom- kommenden Anforderungen einer Karriere mit dem Ziel der Führungskraft. Die Teilnehmer vor der Gastgebersparkasse (Naspa) in Wiesbaden 34 Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 EBERLE- BU TS C HKAU - S T IFT U N G Eine gelungene Abendveranstaltung im legeren Ambiente des Lokals Rudersport 1888 bildete den Rahmen für die Reflexion der Vorträge des Tages, interessante Gespräche sowie die Pflege alter und neuer Kontakte. Am Folgetag bildeten die Teilnehmer sechs Untergruppen. Durch Besichtigungen, Führungen, Rudertouren und Kletterausflüge lernten sie die Vielfalt des Rhein-Main-Gebietes kennen. Zurück in Wiesbaden brach die Gruppe am Abend gemeinsam in Richtung Mainz auf. Nach dem Wechsel der Rheinseite und dadurch des Bundeslandes und der Landeshauptstadt fand die Abschlussveranstaltung der Sommerakademie 2015 im historischen Gebäude des Proviantmagazins in der Mainzer Altstadt statt, wo ein vielfältiges und spannendes Wochenende ausklang. Am Sonntagmorgen traten die etwa 90 Teilnehmer der Sommerakademie, angereist von München bis Kiel, ihre Heimreise an. Günter Högner, Naspa Wiesbaden, Klaus Krummrich, Wissenschaftsförderung der SparkassenFinanzgruppe und Bärbel Kaatz von der Kollegleitung. Lukas von Eicken EBuSti-Workshop in der Sparkasse Neuss Unternehmenskultur als Chance A m Freitag, den 14. August haben die marke und der besonderen Kundennähe stellt Hierzu hatten die Teilnehmer im Vorfeld Kollegiaten der Eberle-Butschkau- die Kultur eine wesentliche Differenzierung im eine Kulturbefragung durchgeführt, welche Stiftung der Sparkasse Neuss zu ihrer ers- Rahmen der Wettbewerbsstrategie dar. So ist auch Grundlage für die Entwicklung in der ten selbst geplanten und organisierten es mit dem Erfolgsfaktor „Kultur“ möglich, Mit- Sparkasse Neuss war. Mit den vermittelten Veranstaltung geladen. Zentrales Thema arbeiterinnen und Mitarbeiter auf ein höheres Change-Management-Techniken sowie anhand war die „strategische Unternehmenskul- Identifikations-, Motivations- und Leistungsni- der Ergebnisse dieser Befragung hatten die turentwicklung“, die die Sparkasse Neuss veau zu führen. Teilnehmer eigene Hypothesen für Problemfel- seit 2010 durchführt und damit als Nach dieser Einführungsdiskussion, bei der „Mustersparkasse“ für Kulturentwicklung sich auch die Kollegiaten lebhaft einbrachten, gilt. startete René Michael Weber, Gründer & Mana- Beispiele hierfür waren die Einführung von Den Auftakt der Veranstaltung bildete eine ging Partner der RMWconsult AG und Dozent neuen Führungskompetenzen sowie der ziel- lebhafte Diskussion zwischen dem Vorstands- an der Hochschule für Wirtschaft Zürich, Hoch- gerichteten Vermittlung dieser Kompetenzen vorsitzenden der Sparkasse Neuss Michael schule Luzern sowie Management-Akademie oder die Implementierung eines Innovations- Schmuck und dem Bereichsdirektor Personal der Sparkassen-Finanzgruppe mit dem aktiven managementprozesses. René Michael Weber Marcus Longerich. Hierbei ging es zunächst Teil der Veranstaltung für die EBuSti-Kollegia- hat dabei moderierend Best-practice-Ansätze um die strategischen Herausforderungen für ten. René Michael Weber begleitet die Kultur- für Veränderungsinitiativen aus der Sparkasse Banken, die aufgrund des härteren Wettbe- entwicklung in der Sparkasse Neuss von Be- Neuss präsentiert. werbs insbesondere für Sparkassen große Ri- ginn an und konnte so eindrucksvoll vermitteln, Das abschließende Feedback auf diese siken beinhalten. Gleichzeitig bieten sich aber dass die Kultur Grundlage jeder Wettbewerbs- lehrreiche und interaktive Veranstaltung war auch Chancen, denn neben der Sparkassen- strategie ist. sehr positiv. Die O-Töne der Kollegiaten nach Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 der in Sparkassen identifiziert, um darauf aufbauend Lösungsansätze zu konzipieren. 35 E BE R L E -B U T S C H K AU-ST I F T UN G Die Teilnehmer der Veranstaltung Unternehmenskultur NeussEbustis der immensen Tragweite von Kultur oder der Schmuck und Herrn Longerich sowie Herrn anderen Kollegiaten bleibenden Eindruck hin- guten Theorie-Praxis-Verknüpfung sind dabei Weber großen Dank für die Moderation aus. terlassen hat. nur Auszüge. Gemeinsam blickten sie auf eine tolle Veran- Die Organisatoren Julian Prüfer, Patrick staltung zurück und freuten sich darüber, dass Lommertin und Thomas Piela sprachen Herrn dieser Ansatz der Kulturentwicklung auch bei Thomas Piela, Sparkasse Neuss EBuSti Nordic Summer School 2015 Sparkassenwerte in die digitale Welt transformieren A uch in diesem Jahr fand vom 26. bis sam engagieren sich hierfür Praktiker aus Nach einer herzlichen Begrüßung durch 27. Juni 2015 die EBuSti Nordic Sum- der Sparkassenorganisation, innerhalb und die Personalleiterin der Förde Sparkasse, Ka- mer School in Kiel statt und zeigte, wie er- außerhalb für die Organisation erfolgreich rin Heinicke, starteten die Teilnehmer in eine folgreich Wissenschaftsförderung in der tätige EBuSti-Alumni sowie Wissenschaftler. abwechslungsreiche, diskussionsstarke und Sparkassenorganisation gelebt wird. In Zielgruppe sind insbesondere engagierte spannende Vortrags- und Workshop-Reihe. Zusammenarbeit mit dem Kolleg Eberle- derzeit Studierende und ehemalige Kollegia- Themeninhalte waren unter anderem aktuelle Butschkau-Stiftung, vertreten durch Bär- ten aus der Sparkassen-Finanzgruppe sowie volkswirtschaftliche Themen zum „G-R-E X I T“, bel Kaatz von der Sparkassen-Wissen- zukünftig Vorstandsmitglieder der Sparkas- auf die Stefan Affeldt, Akademieleiter der Han- schaftsförderung, Alumni-Verein sen. Durch die Veranstaltung führte auch in seatischen Sparkassenakademie und ehemali- EBuSti-Alumni e.V. und der Förde Sparkas- diesem Jahr wieder EBuSti-Alumnus Nils ger EBuSti-Kollegiat, in seinem Redebeitrag se entstand eine hochkarätige Veranstal- Passau, ehemaliger Kollegiat aus der Förde einging. Über aktuelle Entwicklungen und tung mit engagierten Studierenden und Sparkasse und heutiger Geschäftsführer der Trends des Risikomanagements bzw. der Ge- ehemaligen Kollegiaten aus der Sparkas- analytix GmbH Kiel, gemeinsam mit EbuSti- samtbanksteuerung referierte EBuSti-Alum- sen Finanzgruppe. Kollegiat Christoph Haß aus der Stadtspar- nus Christian Schomaker, Group Risk Manage- Ziel der EBuSti Nordic Summer School ist kasse Bad Oeynhausen. Letztgenannter hatte ment, HSH Nordbank AG, auch ehemaliger es, aktuelle Sparkassenthemen mit der aka- auch die Veranstaltung federführend geplant Kollegiat aus der Landessparkasse zu Olden- demischen Theorie zu verbinden. Gemein- und organisiert. burg, in seinem anschaulichen und spannen- 36 dem Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 EBERLE- BU TS C HKAU - S T IFT U N G EBuStis der Nordic Summer School 2015 in Kiel. den Vortrag. Unter der Überschrift „Aktuell viel verbinden, dass das Geschäftsmodell Sparkas- lisierung in drei Perspektiven sieht: Kunden-, los im Maschinenraum der Branche“, beleuch- se in die digitale Welt transformiert wird und Prozess-/Infrastruktur- und Mitarbeiterpers- tete er sehr anschaulich die Kernelemente des die Sparkassen-DNA als Alleinstellungsmerk- pektive. sich noch entfaltenden Basel IV-Rahmenwer- mal in einer digitalen Welt der Austausch- kes. barkeit zum wesentlichen Asset wird. Darauf Fazit und Ausblick Am Nachmittag gab Herr Prof. Dr. Meier von aufbauende Lösungsansätze, aus dem Leis- „Viele verschiedene Denkanstöße für hoch ak- der Fachhochschule Kiel einen Überblick zu tungsversprechen gegenüber Kunden Erlös- tuelle Themen, Blicke über den Tellerrand, den Themen Economics of M&A sowie Unter- ströme zu generieren und welche Rolle dabei konstruktive und anregende Diskussionen, in- nehmensbewertung. Den Abschluss des ers- Haltung und Kommunikation der Führungs- novativer Austausch zwischen Kollegiaten und ten Tages bildeten Björn Schneider, Leiter der kräfte in der Selbst- und Mitarbeiterführung Alumni, wertvoller Input aus den Bereichen Unternehmensentwicklung der Förde Sparkas- spielen, rundeten den interessanten und inter- Kommunikation und Führung, an die man sich se und zuständig für das Thema Social Media, aktiven Vortrag ab. bei der ersten Führungsaufgabe bestimmt und sein Kollege Lars Lindner, die als Vorreiter gerne zurückerinnert, lohnender Austausch, im hohen Norden exklusive Einblicke in ihre Digitale Strategien statt sich abzugrenzen“, nur einige der Feed- Umsetzungsstrategie zum Thema Digitalisie- Den Abschluss gestaltete Alumnus Jan Enno backs der begeisterten Teilnehmer. rung gaben. Beide gingen in einen regen Aus- Einfeld, Experte zum Thema Wertpapierge- Bärbel Kaatz als Vertreterin der S-Wissen- tausch mit den Kollegiaten. Ihre Aussage: „Von schäft und Digitalisierungsstrategien bei Fi- schaftsförderung schloss mit den Worten, dass der Lösung zum Konzept“, zeigte einmal mehr, nanzdienstleistern, indem er die aktiven Kolle- die erfolgreiche Kooperation mit den EBuSti- mit wie viel Pioniergeist, Mut und Pragmatis- giaten zu einem pannenden Workshop zum Alumnen ein guter Beweis für gelungene mus die Förde Sparkasse das Thema Digitali- Thema ‚Digitale Strategien von Finanzdienst- Wissenschaftsförderung in der Sparkassen- sierung seit 2011 konsequent in ihrem Haus leistern“ einlud. Aus der Vorstandsperspektive Finanzgruppe sei, da die Ehemaligen heute weiterentwickelt. erarbeiteten die Teilnehmer in einer Strategie- mit viel Engagement und Verstand in vielen sitzung, welche Anforderungen der Kunde in Instituten leitend und beratend tätig seien. Web 2.0 im Geschäftsmodell Sparkasse Zukunft an einen Finanzdienstleister stellt und Schon jetzt laufen die Vorbereitungen für Den zweiten Tag eröffnete EBuSti-Alumna Fe- welche Weichenstellungen dazu heute not- die EBuSti Nordic Summer School 2016 In Kiel. licitas Saurenbach, ehemals von der Kreisspar- wendig sind. Dabei betonte der ehemalige Neben aktiven Kollegiaten und Alumnen der kasse Heinsberg entsandte Kollegiatin, heute Kollegiat aus der Sparkasse Rotenburg-Bre- Eberle-Butschkau Stiftung werden erstmals selbstständige in mervörde, dass er in einer durchdachten und auch Sparkassenvorstände die Gelegenheit Hamburg und Gründerin der Initiative Füh- auf Sparkassenwerten basierten Digitalisie- haben, die EBuSti Nordic Summer School ken- rungswerk für visionäre Führungskräfte und rungsstrategie schon heute die Sicherung zu- nenzulernen und Teil der aktiven Wissen- Vorstände. Unter der Überschrift „Werte in Ver- künftiger Erlösströme im Privat- und Firmen- schaftsförderung der Sparkassen Finanzgrup- trieb und Führung von Sparkassen in Zeiten kundenvertrieb sieht. Damit unterstreicht er pe zu sein, wenn es in Kiel wieder heißt: „Moin, der Digitalisierung operationalisieren“, zeigte die Aussage von DSGV Präsident Georg Fah- Moin EBuStis“. sie, wie es gelingt, die drei Markenwerte der renschon, der die größten Herausforderungen Sparkasse mit den Werten des Web 2.0 so zu für die Institutsgruppe in Bezug auf die Digita- Unternehmensberaterin Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 Christoph Haß 37 E BE R L E -B U T S C H K AU-ST I F T UN G Bachelorfeier an der S-Hochschule Preisverleihung an die Besten Im Sommersemester 2015 haben insgesamt 132 Nachwuchskräfte das Bachelor-Studium an der Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe erfolgreich absolviert. Im Rahmen der Bachelor-Abschlussfeier am 2. Oktober 2015 wurden erneut die Absolventen mit den besten Gesamtnoten durch die Eberle-Butschkau-Stiftung ausgezeichnet. Bärbel Kaatz von der Kollegleitung (links) überreichte die Geldpreise an Janine Bertges von der Sparkasse Krefeld, Eike Clemens Lammerskitten von der Sparkasse Osnabrück sowie an Daniel Platte von der Sparkasse Lippstadt. Rechts im Bild Prof. Dr. Bernd Heitzer, Rektor der Hochschule der Sparkassen-Finanzgruppe. Foto: S-Hochschule 38 Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 PERS O NALIA / PU BLIKAT ION EN Wir gratulieren … … Professor Dr. Günther Schulz zum 65. Geburtstag. Am 27. Schon seit dem Beginn seiner akademischen Laufbahn beschäftigt November 2015 feierte Professor Dr. Günther Schulz seinen 65. Ge- sich Professor Schulz intensiv mit der Geschichte der Sparkassen, burtstag. Der Direktor der Abteilung Verfassungs-, Sozial- und Wirt- über die er zahlreiche wichtige Beiträge veröffentlicht hat. Seit vie- schaftsgeschichte am Institut für Geschichtswissenschaft der Uni- len Jahren leitet er den Arbeitskreis für Sparkassengeschichte der versität Bonn gehört zu den renommiertesten Vertretern seines Wissenschaftsförderung der Sparkassen-Finanzgruppe e. V. und ist Faches und ist Mitglied hochrangiger wissenschaftlicher Gremien. Mitglied der europäischen „Study Group on Savings Banks History“. Schriftenreihe „Untersuchungen über das Spar-, Giro- und Kreditwesen“ (SGK B) Abt. B: Rechtswissenschaft Bd. 196 Katja Michel Institutionelles Gleichgewicht und EU-Agenturen Bd. 197 Antje Schumacher Die Partnergesellschaft mit beschränkter Berufshaftung für Rechtsanwälte Bd. 198 Benjamin Sorg Die zivilrechtliche Haftung im bargeldlosen Zahlungsverkehr Bd. 199 David Penner Restrukturierungsklauseln in den Anleihebedingungen von High-Yield Anleihen Bd. 200 Patrick Schulz Der Debt Equitiy Swap in der Insolvenz Bd. 201 Jan-Michael Klett Die Trust-Struktur im Vertragsmodell des Investmentrechts Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80 39 P UB L I K AT I ON E N Zeitschrift „CREDIT and CAPITAL MARKETS – KREDIT und KAPITAL“ Die Hefte 2/2015 und 3/2015 enthalten folgende Abhandlungen: Michael Hertel, Robin Zorzi Konzeption einer finanzwirtschaftlichen Bewertungssystematik für geschlossene Fonds in Verkaufsprospekten und Leistungsnachweisen Hsiu-Lang Chen Cross-Market Investor Sentiment in Commodity Exchange-Traded Funds Athanasios Orphanides The Euro Area Crisis Five Years after the Original Sin Stephen R. Ingram Commodity Price Changes are Concentrated at the End of the Cycle Steve Janner Do Bondholder Relations Efforts Pay Off for German Firms? An Diego Valiante Empirical Approach Three Narratives on the Changing Face of Global Commodities Market Structure Rainer Baule, Christian Tallau Stock Returns Following Large Price Changes and News Releases – Christoph J. Börner, Phil Pezus Evidence from Germany Initial Returns and Long-Term Performance of IPOs in China 2001–2011. Evidence on the Influence of the Institutional and Economic Context from the Shanghai Stock Exchange Rainer Hank Markt und Macht Thomas Mayer Ist der Euro noch zu retten? Werner Weidenfeld Wege zum Europäischen Bundesstaat CREDIT and CAPITAL MARKETS Gert G. Wagner KREDIT und KAPITAL Perspektiven der gesetzlichen Alterssicherung Herausgegeben von Ansgar Belke, Richard Stehle and Martin H. Schmidt Hans-Peter Burghof, Returns on German Stocks 1954 to 2013 Hendrik Hakenes. Yannis Panagopoulos, Aristotelis Spiliotis Reassessing the Asymmetries and Rigidities in the Interest Rate Advisory Board: Sylvester C. W. Eijffinger, Daniel Gros, Jürgen von Hagen, Hans-Helmut Kotz, Pass-Through Process: A Hidden Co-Integration Approach Lars Norden, Marliese Uhrig-Homburg, Marco Wilkens. Eine Veröffentlichung dieser Aufsätze ist u.a. in Heft 4/2015 und Heft 1/2016 vorgesehen: Redaktion: Claudia Breuer, Klaus Krummrich Andreas Pinkwart, Dorian Proksch, Michael Schefczyk, Torsten Fiegler, Redaktionsbüro: Barbara Speh-Freidank Cornelia Ernst c/o Universität Hohenheim (510 F), Reasons for the Failure of New Technology-Based Firms: A Longitudinal D-70599 Stuttgart Empirical Study for Germany Tel.: +49 (0)711-459-2 36 36 Fax.: +49 (0)711-459-2 34 48 Peter Spahn E-Mail: [email protected] The Bank Lending Channel with Endogenous Money – A Simple Macro Model Vertrieb für die Sparkassen-Finanzgruppe: Deutscher Sparkassenverlag GmbH, Lothar Barthel, Telefon: (07 11) 7 82-16 93, Fax: (07 11) 7 82-22 08 E-Mail: [email protected] 40 Wissenschaft für die Praxis – Mitteilungen 80
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