Programm 2016 - Schauenburger Märchenwache

Schauenburger Märchenwache
in 34270 Schauenburg-Breitenbach, Lange Straße 2 – an der Deutschen Märchenstraße
Veranstaltungen im ersten Halbjahr 2016
zu denen wir herzlich einladen
Freitag, 29. Januar 2016, 19:30 Uhr
» Franz Hohler spaziert durch sein Gesamtwerk «
Ein Abend mit dem Autor Franz Hohler
An diesem Abend führt uns Franz Hohler durch sein reichhaltiges literarisches Gesamtwerk. In seinen Geschichten löst
sich die Wirklichkeit unmerklich auf und macht Ereignissen Platz, die sich unserer kühlen Logik entziehen. Mit ungewöhnlich wachem Blick für beunruhigende Details erzählt er von der Brüchigkeit und der Tragikomik unseres Alltags, aber auch von seiner
Poesie. Ein heiterer Abend mit einem hintergründigen Kritiker steht bevor, ein ebenso fröhlicher wie nachdenklicher Spaziergang durch
unsere Zeit (Teatro Dimitri).
Franz Hohler wurde 1943 in Biel, Schweiz, geboren, er lebt heute in Zürich und gilt als einer der bedeutendsten Erzähler seines Landes.
Franz Hohler ist mit vielen Preisen ausgezeichnet worden, u.a. erhielt er 2002 den Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor,
2005 den Kunstpreis der Stadt Zürich, 2013 den Solothurner Literaturpreis, 2014 den Alice-Salomon-Preis und
den Johann-Peter-Hebel-Preis.
Eintritt 15 Euro, VVK 13 Euro. In Kooperation mit der vhs Region Kassel.
Sonnabend, 20. Februar 2016, 19 Uhr
Neo-Romantik im virtuellen Zeitalter – Wenn die Band ›Unheilig‹ singt: »Kein Augenblick ist je verloren, wenn er im
Herzen weiterlebt« oder Mark Foster zu Geigenklängen intoniert »Ich geh auf Reisen. Ich mach alles das, was ich verpasst
hab. Ich lass alles hinter mir. Hab was Großes im Visier«, dann sind wir am Puls unserer Zeit. Die Utopie von einem
echten, wahren Leben treibt uns um – manchmal in erschreckend abgedroschenen Phrasen.
Von Shabby-Chic über Extremsport bis Rückzug – wir sind auf der Jagd nach dem echten Gefühl. Die einen ziehen sich
in ihre Eigenheim-Idyllen zurück, heiraten in einem Traum von Weiß und pflegen ihren Dialekt. Die anderen suchen
ruhelos das Glück in der Ferne – mithilfe von Eventtourismus oder gar im militärischen Kampf für das vermeintlich
Gute. Christian Saehrendt sucht nach der Kraft hinter all diesen paradoxen Fluchtbewegungen – und stellt fest: Wir
leben in einer Epoche der Neo-Romantik, die wie vor gut 200 Jahren als Folge einer tiefgreifenden
Entfremdung zu verstehen ist.
Christian Saehrendt, geb. 1968 in Kassel mit familiären Wurzeln in Schauenburg, ist unabhängiger Kunsthistoriker und
Publizist. Er schrieb zuletzt u. a.: »Das kann ich auch! Gebrauchsanweisung für moderne Kunst« (zusammen mit Steen
Kittl), Köln 2013. Sowie anlässlich der documenta 2012 den Hessen-Kassel-Reiseführer: »Ist das Kunst oder kann das weg«
– Kassel: Märchen, Mythen und documenta-Geschichten, Köln 2012.
Eintritt 12 Euro, VVK 10 Euro. In Kooperation mit der vhs Region Kassel.
© Helena Saehrendt
» Gefühlige Zeiten «
Lesung mit dem Autor Christian Saehrendt
Sonnabend, 27. Februar 2016, 19 Uhr
» Portugal: Ein Kultur- und Geschichtsporträt. Der portugiesische Traum.«
Vortrag von Jochem Wolff und Jochen Mayer
In jüngerer Vergangenheit erlebten wir Porto und Lissabon als Europäische Kulturhauptstädte, dort ebenfalls die
»Expo 98« und zur gleichen Zeit beispielsweise die Verleihung des Literatur-Nobelpreises an José Saramago – daneben
bereits früher die literarischen Leistungen des legendären Fernando Pessoa.
Portugal ist – gerade historisch gesehen – noch viel mehr: eine Nation der erfolgreichsten Entdecker, eine Nation der Literaten bis hin zu Pessoa, ein Land der Musik (mit Größen ihrer Zeit wie Teixeira, Almeida, Seixas oder Vianna da Motta)
und ein Land der Kunst und Architektur voller Kostbarkeiten.
Gezeichnet wird eine filigrane, auch multimediale Skizze dieses vielschillernden Landes im südwestlichsten Zipfel Europas. Das schließt an das großdimensioniertes Brasilien-Porträt an, das Wolff und Mayer bereits gemeinsam im November
2015 in der Märchenwache dargeboten haben. Es unterstreicht die historische und kulturell
wie sprachlich tief verwurzelte Brücke zwischen den beiden Ländern.
Jochem Wolff ist Musikwissenschaftler, Literaturhistoriker, Soziologe, Publizist und Dramaturg, Jochen Mayer ist Oberstudiendirektor
und pensionierter Schulleiter, studierte Geschichte und Politikwissenschaft.
Eintritt 10 Euro, VVK 8 Euro. In Kooperation mit der vhs Region Kassel.
Sonnabend, 12. März 2016, 19 Uhr
Bürgerliche Mütter, bürgerliche Töchter: ein bitterböses Porträt zweier Frauen-Generationen Elisabeth, 58, versucht würdevoll zu altern. Ihr gutbürgerliches Leben ist am ehesten charakterisiert durch das, was sie alles nicht getan hat: sie hat
nicht studiert und nicht gearbeitet, sie hat ihre Kinder nicht vernachlässigt und ihren Mann nicht mit dem Künstler Jakob
betrogen, sie hat der Schwiegermutter nicht die Stirn geboten und stellt noch immer nicht den Anspruch, ins Grundbuch
der Jugendstilvilla eingetragen zu werden. Mit Zynismus und verhaltener Selbstreflexion beobachtet sie das Altern der
Frauen um sie herum. Sie beobachtet ihre Kinder, vor allem Franziska, 35, die zu Wutausbrüchen neigt, mit den Anforderungen der Gesellschaft an ihre Mutterrolle hadert und die theoretische Gleichberechtigung von Mann und Frau im
Alltag nicht einlösen kann. Auch sie hat ihre Visionen nicht verfolgt: Es scheint, als habe sich dieser zahnlose Feminismus
von einer Generation an die nächste vererbt.
Gertraud Klemm, geboren 1971 in Wien, aufgewachsen in Baden, Biologiestudium. Sie erhielt mehrere Stipendien und
Förderpreise, darunter den Irseer Pegasus (2014), den Wortlaut-Literaturpreis von FM4 (2004) und den Harder Literaturpreis (2012). Bisher erschienen: Höhlenfrauen, Erzählungen (2006), Mutter auf Papier (2010), Herzmilch, Roman (2014),
Aberland, Roman (2015). Für ein Kapitel aus Aberland erhielt Klemm den Publikumspreis bei den Tagen der
deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt 2014.
Eintritt 12 Euro, VVK 10 Euro. In Kooperation mit der vhs Region Kassel.
© Dolores David
» Aberland «
Lesung mit der Autorin Gertraud Klemm
» Wer hat den schlechtesten Sex? «
Eine Lesung mit dem Autor Rainer Moritz
Rainer Moritz, 1958 in Heilbronn geboren, leitet das Literaturhaus Hamburg. Er ist Literaturkritiker und Autor zahlreicher Publikationen, darunter zuletzt »Der fatale Glaube an das Glück. Richard Yates – sein Leben, sein Werk« (DVA
2012), der Roman »Mutter kommt, wir halten durch« (2014) und »Dicht am Paradies. Spaziergänge durch Pariser Parks
und Gärten« (2014). Seit er als Jugendlicher Hermann Hesses »Narziss und Goldmund« durchforstete, ist er an erotisch
eindeutiger Literatur interessiert.
Die schönste Sache der Welt. Die Glücklichen unter uns kommen hin und wieder in ihren Genuss, die meisten aber haben
Probleme mit dem Kommen, dem Nicht-Können, dem zu heftigen Wollen. Die größten Probleme jedoch haben Schriftsteller, denn die richtigen Worte für die körperliche Liebe zu finden: das ist eine Kunst.
Früher ging es in der Literatur meist züchtig zu und der Geschlechtsakt wurde mit einem »Am nächsten Morgen« dezent übersprungen,
aber ein Gegenwartsroman scheint ohne Fellatio und Cunnilingus kaum mehr vorstellbar zu sein. Rainer Moritz begibt sich auf Stellensuche: Es geht um peinliche Verrenkungen, tierische Vergleiche, um das Non-Verbale, um die »Angstblüten« des Alterssex und um Spielarten, die die Generation seiner Eltern nicht dem Sexualleben Mitteleuropas zugeordnet hätte. Stöhnend kommen u. a. Elfriede Jelinek,
Clemens J. Setz, Peter Härtling, Sibylle Berg, Martin Walser, Michael Kleeberg, Andreas Altmann und Karen Duve zu Wort.
Eintritt 12 Euro, VVK 10 Euro. In Kooperation mit der vhs Region Kassel
Sonntag, 12. Juni 2016, 11 Uhr
Im Rahmen von Kinder Kultursommer Nordhessen
» Kinderkonzert: Eine Reise um die Welt.«
Open Air
Kommt mit zu einer »Reise um die Welt« – im Gepäck haben wir eine Harfe, eine Schatzkiste und viele spannende Sachen!
Für Kinder von 5-10 Jahren. Ein Mitmachkonzert mit Musik aus verschiedenen Ländern der Erde, erzählt und gezupft von der Harfenistin
Silke Aichhorn, umrundet die Welt einmal auf einem fliegenden Teppich!
Sucht euch ein Land auf dem Globus aus und steigt auf, die Harfenistin Silke Aichorn nimmt euch mit nach Brasilien, Russland, Amerika,
nach Asien und Afrika. Auf ihrer wunderschön verzierten Harfe lässt sie Musik dieser Länder erklingen.
Bevor wir weiterreisen können, müssen wir aber noch ein paar Rätsel lösen, Instrumente zum Klingen bringen und unbedingt einige Geschenke für unsere Schatzkiste mitnehmen. Lasst euch überraschen, welche Schätze es auf dieser Welt gibt!
Ein Kinderkonzert zum Mitmachen und Träumen, zum Erforschen und Entdecken, zum Erkennen und Verstehen.
Eintritt 5 Euro Kinderpreis für Alle.
Sonnabend, 2. Juli 2016, 19 Uhr
»Verspielt, verführerisch und vollendet…«
Europäische Salonkultur, George Sand und Frédéric Chopin
Vortrag mit Jochem Wolff
Die Wurzeln einer Salonkultur reichen weiter zurück als die der brillanten, für uns so modellhaft erscheinenden europäischen Salons vor zweihundert Jahren und danach.Jene Salongesellschaften des 19. Jahrhunderts trafen zusammen, um sich
im Zeichen neuer Literatur und Musik zu erbauen, zu debattieren und zu bewerten.
Geführt wurden diese Salons von bedeutenden Frauen, unter denen George Sand, langjährige Gefährtin von Chopin, herausragte. Sie galt
als femme fatale, vor allem aber als Salonnière und meisterhafte Romanautorin, die engste Freunde wie de Musset oder Flaubert als Ikone
unter den Dichterinnen des 19. Jahrhunderts empfanden.
»Eines Tages werde ich zu meinen Kindern sagen, dass Sie im Bereich der Gedanken die größte aller Frauen sind, vielleicht aller Zeiten. Sie
haben einen so weiten Horizont, dass er nur mit Adlerflügeln durchmessen werden kann.« (Victor Hugo)
Jochem Wolff ist Musikwissenschaftler, Literaturhistoriker, Soziologe, Publizist und Dramaturg. Er war in führenden Positionen an der
Hamburgischen Staatsoper und am Theater Bremen, später Vize-Intendant am Kasseler Staatstheater. Seit 1970 arbeitet er für Buchverlage
(über 40 Essays und Buchbeiträge), für überregionale Zeitungen (als Musikkritiker) sowie für mehrere Rundfunkanstalten der ARD (auch
als Hörspielautor und als Korrespondent, auch im Ausland).
Eintritt 10 Euro, VVK 8 Euro. In Kooperation mit der vhs Region Kassel.
...an den Wänden der Märchenwache sind Radierungen von Ludwig Emil Grimm und Paraphrasen von Albert Schindehütte ausgestellt.
Schauenburger Märchenwache
in 34270 Schauenburg-Breitenbach, Lange Straße 2 – an der Deutschen Märchenstraße
Vorverkauf telefonisch unter 05601 / 92 56 78 und 0177 / 296 10 69 oder per Email unter [email protected]
© Gunter Glücklich
Sonnabend, 28. Mai 2016, 19 Uhr