Große Trauergemeinde Das war wohl die größte Trauergemeinde, die Brunsbüttel je gesehen hat: Weit über 2000 Feuerwehrleute aus ganz Schleswig-Holstein und sogar aus anderen Teilen der Bundesrepublik sowie mehr als 1000 weitere Trauergäste waren gekommen, um den fünf Feuerwehmännern Harry Tornau, Willi Fincks, Egon Rathje, Karl-Heinz Rudschinat und Dieter Brinkmann das letzte Geleit zu geben. Das Explosionsunglück vom vergangenen Freitag hat nicht nur in Brunsbüttel, sondern auch in weiten Teilen Schleswig-Holsteins große Erschütterung ausgelöst. Unter den Trauergästen, die zum Gottesdienst in die Jakobuskirche gekommen waren, befanden sich neben den Angehörigen auch Schleswig-Holsteins Innenminister Dr. Uwe Barschel, sowie Vertreter des Kreises, der Stadt, um nur einige zu nennen .Vor allem den Markt um die Jakobuskirche säumten unzählige Feuerwehrmänner, die nach dem Gottesdienst der von Pastor Jochen Sievers gehalten wurde, die Särge von Willi Fincks, Egon Rathje und Karl-Heinz Rudschinat zum Jakobusfriedhof begleiteten. Unter den Fahnen der Feuerwehr nach einem Trompetensolo wurden sie in drei nebeneinanderliegenden Gräbern niedergelassen. Der Sarg von Harry Tornau wurde nach den Trauerfeierlichkeiten in der Jakobuskirche ebenfalls unter Begleitung der Feuerwehr in Eddelak beigesetzt. Von Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr begleitet wird der Sarg von Dieter Brinkmann, der in seiner Heimat in Nordrhein-Westfalen beigesetzt wird. Er war erst kurze Zeit in Brunsbüttel, wo er bei seinem ersten Einsatz in der Freiwilligen Feuerwehr ums Leben Die Betroffenheit und die Erschütterung, die dieses Unglück ausgelöst hatte, drückte sich auch in allen Reden aus, die während der Trauerfeier gehalten wurden, die vor allem die Risiken, die die Feuerwehrmänner eingehen, vor Augen führten. „Im Bewußtsein der Gefahren, die auf sie zukommen können, haben sie ihren Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr versehen, der ihnen dann das Leben kostete“, unterstrich Innenminister Dr. Uwe Barschel in seiner Trauerrede in der Jakobuskirche. Er unterstrich zugleich, daß unzählige Bürger des Landes Schleswig-Holstein, die von dem furchtbaren Ereignis hörten, um die fünf Feuerwehrmänner trauern. Barschel: „Sie kamen im Dienst an der Allgemeinheit ums Leben, die nun versucht, mit den Angehörigen den Schmerz zu teilen." Wie Barschel sagte, drängen sich heute Fragen auf wie: Warum gerade diese fünf Feuerwehrmänner? Warum gerade am 10. Juli? Warum gerade in Brunsbüttel? Dieses schreckliche Ereignis habe erneut die Ohnmacht der Technik gegenüber der Natur deutlich gemacht. Rund 55 000 Feuerwehrmänner hätten sich der Bekämpfung von Katastrophen verschrieben. Sie seien Diener der Kameradschaft, die ihren Dienst freiwillig versehen. Das tragische Unglück habe der Bevölkerung; auf grausame Weise deutlich gemacht, in welche Gefahren sich die Feuerwehrleute begeben. Sie würden sich dabei nicht als Helden fühlen. Denn sie seien sich der Risiken voll bewußt. Sie würden diesen Dienst für ihre Mitmenschen verrichten und wollten damit zugleich ihrem Leben einen Sinn geben. Sie opfern viel Freizeit für die Übungen der Wehren und ständen für ernste Einsätze stets bereit. Ihr Dienst so Barschel, sei für sie ein Stück persönliche Selbstverwirklichung. Ein Einsatz so der Innenminister weiter, habe dem Leben der fünf Feuerwehrleute ein Ende gesetzt. Ihr Leben behalte jedoch über den Tod hinaus einen Sinn. Innenminister Barschel abschließend: „Dieses Unglück ist zugleich eine Warnung an Fortschritt und Technik." Ähnlich wie der Innenminister machte auch Landrat Buhse deutlich, dass sich die Feuerwehren stets dem Prinzip ihrer Aufgabe bewußt seien. Sie seien im Einsatz für die anderen Menschen, Einsätze, die Opfer kosten. Diese fünf Feuerwehrmänner hätten im Einsatz für andere ihr Leben geopfert. Und Bürgermeister Ernst Tange in seiner Trauerrede: „Die Stadt steht tief in der Schuld dieser Feuerwehrmänner. Ihr bleibt nur noch, den An-; gehörigen in ihrem Leid und Schmerz beizustehen." Kreisbrandmeister Wilhelm Brühe erinnerte nochmals an die schrecklichen Ereignisse vom vergangenen Freitag, um zu betonen: „Die Feuerwehrmänner kamen nicht durch das Feuer ums Leben. Das Feuer war schon gebannt, als das schreckliche Explosionsunglück geschah, welches. ihnen das Leben kostete." Brühe zeigte aber auch auf, wie in diesen schrecklichen Stunden das." Deutsche Rote Kreuz, die Polizei, die Werksfeuerwehren und die Freiwilligen Feuerwehren sowie das Personal vom Kreiskrankenhaus Brunsbüttel eine Einheit bildeten, um zu helfen. Brühe, der wie der Innenminister und der Landrat auf die Risiken hingewiesen hatten, die die Männer in den „blauen Röcken" eingehen, zeigte aber auch auf, dass die Arbeit in den Wehren weitergeht, weitergehen muß. Zum Lesen auf 200% vergrößern Der Kommentar Weiter für die Sicherheit der Bürger Von Theodor Lübbe Als an der Jakobuskirche am 7. September 1979 der große Zapfenstreich für das 100jährige Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Brunsbüttel- Ort einen Höhepunkt brachte, ahnte niemand, daß schon knapp zwei Jahre später das traurigste Ereignis in der Geschichte der Wehr mit einer Trauerfeier seinen Niederschlag finden würde. Der 10. Juli brachte Brunsbüttels Wehren einen schwarzen Freitag. Fünf' Männer mußten ihre Verpflichtung, die sie gegenüber der Allgemeinheit, gegenüber den Bürgern ihrer Stadt eingingen, mit dem Leben bezahlen. Feuerwehrmänner wissen um die Gefahr, die ihnen bei jedem Einsatz droht, das betonte auch Innenminister Dr. Uwe Barschel in seiner Trauerrede. Sie sind keine. „Helden" und auch keine Harsardeure, die ihr Leben mutwillig aufs Spiel setzen. Wenn aber fünf Männer auf` einen Schlag den Tod im Einsatz erleiden, taucht dann nicht die Frage auf, ob das Opfer nicht zu groß ist für den Einzelnen und für die Familie? Die Antwort wächst uns aus der Lebensform zu, die wir uns gegeben haben. Sie basiert auf der Freiheit, von der die Freiwilligkeit ein Teil ist. Sie fordert die Freiwilligkeit heraus, der sich die Männer der Wehren verschrieben haben. Seit über 100 Jahren hat sich diese Form des Löschwesens bewährt. Unendlich viel konnte in ihrem Rahmen geleistet werden. Darüber können auch die Opfer, die die Feuerwehren bringen mußten, nicht hinwegtäuschen. Die Feuerwehren werden deshalb auch weiterhin ihre freiwillig übernommene Aufgabe versehen. Die Achtung der Öffentlichkeit sollte ihnen dafür gewiß sein. Auch weiterhin sollten sich Männer den Zielen der Wehren nicht verschließen, anderen zu helfen, die in Not und Gefahr sind.
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