Ärger mit dem Wolf | Manuskript Ärger mit dem Wolf Bericht: Carina Huppertz, Christine Schönfeld Andreas Karwath, Wanderschäfer: Ich hab mir so gedacht: Wenn der auf meinem Schaf so druff ist, dass ich dem ruhig mal von hinten eine auf den Rücken druff, dass er weiß: Schäfer ist Chef, ab hier! Einfache Lösung für ein kompliziertes Problem? Siebenmal hat der Wolf bei Wanderschäfer Andreas Karwarth schon zugeschlagen.Er hat Angst um seine Herde. Besonders jetzt, wenn der Nachwuchs kommt. Ja, ich hab deine Babys gefunden. Andreas Karwath, Wanderschäfer: Beim letzten Mal war er ja am hellerlichten Tag da, da hat mein Schäfer ihn vertrieben, aber ehe er da war, war die Luftröhre durchgebissen. So ungefähr 40 Kilo Lamm. Aber am 15. Januar - also da war selbst meine Tierärztin … da haben ihr die Hände gezittert. Da war ein Schaf von 100 Kilo, da lagen die Därme daneben, der Pansen hat raus geguckt und das Schaf war voll noch da. Stundenlang lag das draußen. 32 Herdenmitglieder hat er an den Wolf verloren. Für jedes könnte er Geld vom Umweltministerium bekommen – wenn er sich Zeit für die Anträge nähme. Sich nach 15 Stunden Arbeit noch an den Schreibtisch zu setzen, lohne sich aber nicht, meint er. Andreas Karwath, Wanderschäfer: Da kriegt man für so ein 10- oder 5-Kilo-Lamm 15 oder 25 Euro. Und wenn ich sie verkaufe krieg ich zwischen 80 und 110 Euro, je nachdem wie schwer sie sind. Also ich finde das 'ne totale Verarschung mit der Entschädigung. Und auch der ganze Aufwand! Deshalb habe ich noch gar keinen Antrag gestellt. 40 Kilometer entfernt in der Colbitz-Letzlinger Heide. Auch er hält Ausschau nach dem Wolf – und hofft sogar auf Spuren von ihm. Peter: Das sieht verdächtig aus. Peter Schmiedtchen, Wolfsversteher. hauptberuflich Sicherheitsmanager und in seiner Freizeit Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig. 1 Ärger mit dem Wolf | Manuskript Ich denke, das war ein Fuchs. Das ist von der Schrittlänge her kein Wolf, die Schrittlänge bei einem Wolf wäre 80 Zentimeter, ein Meter. Genauer als die Mikado-Messung sind seine Fotofallen. Schmiedtchen ist mit seinen Wölfen sehr zufrieden – sie sind wohlgenährt. Er und seine Gesellschaft zum Schutz der Wölfe meinen: Schaf und Wolf können problemlos nebeneinander her leben - wenn auch die Schäfer ein bisschen Fingerspitzengefühl bewiesen. Peter Schmiedtchen, Gesellschaft zum Schutz der Wölfe: Das heißt, unsere Nutztierhaltung muss sich ändern, in Wolfsgebieten muss man die Nutztiere schützen. Das kann man sehr effizient durch Elektrozäune und auch Herdenschutzhunde. Schutzhunde und Zäune – beides hat Schäfer Karwath. Gebracht hat es ihm nichts – nur mehr Kosten. Der Verein von Peter Schmiedtchen hat deshalb vor kurzem neue Wolfsgeprüfte- Zaunnetze gesponsert. Wolfsfreund und –feind vereint. Peter Schmiedtchen, Gesellschaft zum Schutz der Wölfe: Politik ist sehr oft bürokratisch, lange Wege, und wir sind eine gemeinnützige Organisation, wir können natürlich unproblematisch und unbürokratisch helfen. Die Elektrozäune hätte sich der Schäfer auch vom Land erstatten lassen können. Aber wieder: Die leidige Bürokratie. Tatsächlich: Bei den vielen Ansprechpartnern in Sachen Wolf kann man schon mal den Überblick verlieren … Auch Herdenschutzhund Kangal ist so ein Bürokratie-Problem: Wolfsschützer und Ministerium empfehlen seinen Einsatz – zahlen muss ihn Schäfer Karwarth aber alleine. Andreas Karwath, Wanderschäfer: Fressen wird er den Wolf nicht, aber ich hoffe dass er ihn verjagt, ne?. Für seine große Herde braucht er mehrere Schutzhunde. Susi wird gerade angelernt. Susi? Ah - du schläfst schon wieder. Susi muss noch viel lernen. Seine Schutzhunde kosten Schäfer Karwath jeden Monat 200 Euro. Finanzielle Zuschüsse wie in anderen Bundesländern gibt es dafür nicht. Wir fragen beim zuständigen Umweltministerium nach. Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig. 2 Ärger mit dem Wolf | Manuskript Detlef Thiel, Sprecher Umweltministerium Sachsen-Anhalt: Die Bezahlung oder Unterstützung beim Einsatz von Schutzhunden werden wir in die aktuelle Leitlinie nicht unterkriegen können. Nichtsdestotrotz ist das für uns ein wichtiges Thema. Wir prüfen derzeit, ob wir über den Bau von Zäunen hinausgehen und auch andere Schutzmaßnahmen tatsächlich bezahlen können und unterstützen können. Private Tierbesitzer bekommen nicht mal Zuschüsse für Schutzzäune. Aber der Wolf macht keinen Unterschied, wo er Tiere reißt. Lisa Künzel und Hans Herrmann Thiele züchten Damm- und Muffelwild. Sie sind immer noch geschockt, wenn sie an den 14. Februar denken. Lisa Künzel, Hobbyzüchterin: Das war entsetzlich, wir haben von weitem schon gesehen, dass die Tiere überall verstreut lagen, man sah die weißen Bäuche überall weil, die Seiten waren ja abgefressen. War schlimm. Von ihren 47 Tieren ist über die Hälfte tot. Hans Herrmann Thiele, Hobbyzüchter: Und dann lagen da welche, da welche und hier lagen welche, und welche lagen im Wasser. Und naja ... Wie das nach so einer Jagderei dann eben aussieht. Seit einigen Tagen die Gewissheit – es war der Wolf. Hans Hermann Thiele, Hobbyzüchter: Das ist die Stelle wo er rein ist. Und da hat er sich regelrecht unter durch gegraben. Der Angriff in Gardelegen soll der bisher größte in Sachsen-Anhalt sein. Hans Herrmann Thiele wünscht sich schon eine Entschädigung – aber das Land hat ihm beim Ortstermin wenig Hoffnung gemacht. Hans Hermann Thiele, Hobbyzüchter Der Wolfsschutzbeauftragte hat uns das an dem Tag gleich gesagt, dass wir da so gut wie keine Chance haben. Begründung: Die Tiere würden nicht gewerblich genutzt. Keine Entschädigungen also für Hobby-Tierhalter? Wir fragen nochmal beim Ministerium nach. Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig. 3 Ärger mit dem Wolf | Manuskript Detlef Thiel, Sprecher Umweltministerium Sachsen-Anhalt: Das scheint ein ganz klares Kommunikationsproblem zu sein. Ganz am Anfang war es so, dass Private oder auch Gehegehaltung hier nicht drin waren, in der entsprechenden Entschädigung. Da haben wir unsere Auffassung geändert. Und wahrscheinlich ist das aber nicht genügend bei den Leuten angekommen. Ganz offenbar. Deshalb will das Ministerium in einer neuen „Leitlinie Wolf“ Organisation und Entschädigung vereinfachen. Hoffnung für Züchter wie Hans Hermann Thiele. Hans Hermann Thiele, Hobbyzüchter: Also ich wünsche mir das ganz dolle. Dass die da oben jetzt uffwachen und dass das tatsächlich anders geht und die müssen auch dafür sorgen, dass wir hier zu 100 Prozent entschädigt werden. Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig. 4
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