Über die Flügel spielen: Waldnaturschutz zwischen Stilllegung

Über die Flügel spielen:
Waldnaturschutz zwischen Stilllegung,
naturnaher Bewirtschaftung und
Biotoppflege
Jörg Ewald1
1 Fakultät
Wald und Forstwirtschaft, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, Freising
1. Warum Waldnaturschutz?
2. Leitbilder
3. Maßnahmen und Konflikte
4. Schlussfolgerungen
Landtag NRW 8.5.2015
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1. Warum Waldnaturschutz?
Gesellschaftlicher Wandel
Nutzungswandel
greenpeace.org
Brockmann-Jerosch 1929
Landschaftswandel
100
1.000
10.000
Sauer 1988
Klimawandel
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100.000
iceagenow.info
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1. Warum Waldnaturschutz?
§1 BNatSchG:
Biologische Vielfalt
Leistungsfähigkeit und Regenerationsfähigkeit
Vielfalt, Eigenart und Schönheit/Erholungswert
nabu-netz.de
Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt (2007):
Vielfalt in Struktur und Dynamik der Lebensgemeinschaften
Natürliche Verjüngung
Natürliche Prozesse, ökologische Funktionen
Alt- und Totholz
>> natürliche Waldentwicklung auf 5 % der Waldfläche
>> heimische ersetzen standortfremde Baumarten
>> Historische Nutzungsformen wie Mittel-, Nieder- und Hutewald
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bfn.de
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1. Warum Waldnaturschutz?
Gefährdungsursachen
weltweit:
Lebensraumveränderung
Stoffeinträge
Übernutzung
Klimawandel
Neophyten
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millenniumassessment.org
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1. Warum Waldnaturschutz?
Gefährdungsursachen Waldarten regional:
zu wenig Totholz, Altholz, Biotopbäume:
Holzbewohner (xylobionte Pilze und Insekten)
Höhlenbrüter
Epiphyten
Habitatveränderung (Eutrophierung, Verdunklung, Trockenlegung):
Blütenpflanzen inkl. seltene Baumarten
Torfmoose
Tagfalter
Rauhfußhühner, Heidelerche, Ziegenmelker
Ausrottung/Jagd:
Großräuber
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1. Warum Waldnaturschutz?
Totholz & Biotopbäume
Schwellenwerte für holzbewohnende und höhlenbrütende Artengemeinschaften
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1. Warum Waldnaturschutz?
Schutz von Sonderstandorten
§ 30 BNatSchG
Mandat des Bayer. Kurfürsten Max
Emanuel von 1723:
„Weißläger, Hayden, Filtzen, Möser
und zu keines Menschen Nutzen
gedeyend verschiedene öde Gründe
…“ sind urbar zu machen.
Beck 2003
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1. Warum Waldnaturschutz?
Eutrophierung
vor 1975
nach 1975
C.D. Friedrich kunstkopie.de
C.D. Friedrich zeno.org
Ewald et al. 2013 Tuexenia
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1. Warum Waldnaturschutz? Rote Listen
53% aller gefährdeten Pflanzen N1-3 69% aller gefährdeten Waldpflanzen N1-3
s=1216
26%
N value
N value
s=3600
17%
# Arten
# Arten
lichte Wälder, Waldränder, Übergangsbereiche
Rückzugsgebiete für N-Mangelzeiger
Ellenberg et al. 2001 x Schmidt et al. 2011 x Korneck et al. 1996
Ewald & Pyttel (eingereicht)
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1. Warum Waldnaturschutz?
Ursachen für Rückgang der Mangelzeiger
23 europäische Studien mit Wiederholungsaufnahmen
(Verheyen et al. 2012 J Ecol)
•
Wälder werden dichter
•
Wechsel von Licht- zu Schattbaumarten
ljmnw.free.fr
fire.uni-freiburg.de
28 Studien mit Wiederholungsaufnahmen
(Dirnböck et al. 2014 Global Change Biology)
land.com
•
N-Deposition
•
Überschreitung der Critical Loads
ikzm-d.de
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2. Leitbilder
Sonderstandorte
Naturnähe
Historische
Nutzungsformen
Biotoppflege
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3. Maßnahmen und Konflikte
Kernzonen
Naturwaldreservate
Naturnähe
Klasse 1-Wälder
Sukzession
FFH-LRT
Biotopbäume
Naturnahe Bewirtschaftung
Biotoppflege
Rote Listen
Artenhilfsmaßnahmen
Biotopverbund
Waldrandpflege
Seltene Baumarten
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natürliche Morphodynamik
Moorrenaturierung
Auenrenaturierung
§30 Waldbiotope
Hiebsruhe
Sonderstandorte zurückhaltende Erschließung
schonende Bringung
Historische
Nutzungsformen
Sonderwaldreservate
Beweidung
Mittelwald
VNP Wald
BGWL
Pflegemaßnahmen
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3. Maßnahmen und Konflikte
Konflikt: Nutzungsintensität in naturnahen Wäldern
Hohe Biotopholzvorgaben beeinflussen Nutzung stärker als Flächenstilllegungen!
Modellrechnung:
1. Prozessschutz auf 5 % der Fläche:
Verringerung der Nutzung bis zu 5 %
2. Biotopholz 10% des Vorrats:
Verringerung der Nutzung bis zu 14 %
In der Praxis sind die Werte niedriger, da die Naturschutzziele
bevorzugt auf weniger produktiven Waldflächen umgesetzt
werden.
Herleitung: Durchschnittsvorrat 300 fm/ha, Biotopholz 30 fm/ha (10% des Vorrats entsprechend Waldstandard
Naturland), notwendige jährliche Nachlieferung: 1,5 fm/ha und Jahr bei einer Abbaurate von 0,05 (Wert nach BWI II,
Kroiher und Oehmichen 2010), Zuwachs in Deutschland ca. 11 fm/ha, Jahr
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3. Maßnahmen und Konflikte
Konflikt: Sonderstandorte kontra Erschließung/Waldschutz?
Quell-Eschenwald
MoorrandFichtenwald
Belassen
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Schepsen
Seilkran
Harvester
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3. Maßnahmen und Konflikte
Konflikt: Artenschutz kontra Bodenschutz?
PreisselbeerTannen-Fichtenwald
WeißmoosKiefernwald
Streuplaggen
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Belassen
Waldumbau
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3. Maßnahmen und Konflikte
Konflikt: Historische Nutzung kontra Wertholzproduktion?
Kehrenberg, Lkr. Neustadt Aisch
Stockausschlagwald
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NWR/NSG Metzger, Rothenbuch
NWR/NSG Rohrberg, Rothenbuch
Hochwald
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3. Maßnahmen und Konflikte
Konflikt: Offenland kontra Wald?
Waldweide
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Hochwald
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4. Schlußfolgerungen
Forstwirtschaft
Naturschutz
Waldgesetz
Rohstofferzeugung
Bannwald
naturnaher Waldbau
Waldumbau
Wald vor Wild
Naturwaldreservate
Nationalpark
FFH/SPA
VNP-Wald
Moorrenaturierung
Naturschutzgesetz
Schutzgebiete
Arten- und Biotopschutz
Biotopkartierung
Pflege und Entwicklung
VNP
Kulturlandschaftsprogramm
Eingriffsregelung
Artenhilfsmaßnahmen
Renaturierung
Flächenstillegung
Forstwirtschaft und Naturschutz untrennbar verflochten
Aber: Naturschutz segelt nicht im Kielwasser der nachhaltigen Bewirtschaftung
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4. Schlußfolgerungen
Biotoppflege
Prozessschutz
guide rail
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Nachhaltige
Bewirtschaftung
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4. Schlußfolgerungen
Biotoppflege
Prozesschutz
Nachhaltige
Bewirtschaftung
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4. Schlußfolgerungen
Waldnaturschutz = forstliche Kernaufgabe
innerer Auftrag statt lästiges Beiwerk
Pluralismus statt Einheitsstrategie
Sowohl-Als-Auch statt Entweder-Oder
Danke für Ihre
Aufmerksamkeit!
Haben Sie Fragen?
Laisser Faire + aktives Handeln
Keine Neuauflage der Kielwassertheorie
Kostenwahrheit und Finanzierung (Staatl. Betriebe, Vertragsnaturschutz)
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