Auf der Suche nach der Ursache

DermaNews
Für Kooperationspartner, einweisende Ärzte und Patienten
Ausgabe 8 - Oktober 2015
Informationen aus der Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Jena
Auf der Suche nach der Ursache
Liebe Leserinnen und Leser,
Ein Gespräch mit Dr. Dimitar Antonov und Dr. Christian
Hiernickel über den dermatologischen Konsildienst der Klinik für
Hautkrankheiten am UKJ.
Dr. Christian Hiernickel (li.)
und Dr. Dimitar Antonov im Gespräch
mit einem Patienten. Foto: Hellmann
zurzeit ist die wachsende Zahl von
Flüchtlingen, die aus den Krisenländern
des Nahen Ostens und Afrikas nach
Deutschland kommen, Thema der Medien
und der Politik. Die Thüringer Landesregierung ist mutig eingetreten für eine
solidarische Aufnahme verfolgter asylsuchender Menschen in Deutschland und
deren Integration. Die Unterbringung und
Versorgung der vielen Flüchtlinge stellt
nicht nur große Herausforderungen an
die Behörden, sondern auch an unser
Gesundheitswesen. Planungen über den
medizinischen Versorgungsbedarf, wie
sie von Beratungsfirmen und so genannten Experten unter Fortschreibung der
Vergangenheit am grünen Tisch erstellt
wurden, können sich im Licht der aktuellen Ereignisse rasch als überholt erweisen. Infektiöse Hautkrankheiten sind in
den Herkunftsländern der Flüchtlinge
besonders weit verbreitet, und viele
Migranten bringen diese mit sich nach
Deutschland ebenso wie posttraumati-
Wie funktioniert der dermatologische
gig von der Haupterkrankung aufgetreten ist
Konsildienst am UKJ?
oder ob beispielsweise primär eine internis-
Dr. Hiernickel: Wenn sich in den verschiede-
tische Erkrankung vorliegt, die sich auch an
Die Hautklinik des UKJ ist darauf gut
nen Kliniken des Universitätsklinikums Jena
der Haut äußert. Wir haben es oft mit multi-
vorbereitet, denn die dermatologische
dermatologische Fragestellungen ergeben,
morbiden Patienten zu tun, die neben ihrer
Infektiologie und die Tropen- und Rei-
werden wir als Konsildienst gerufen. Mehr-
Haupterkrankung
dermatologische
sedermatologie gehören seit langem
mals pro Woche machen wir uns aus der Kli-
Probleme haben. Auf den ersten Blick ist bei-
zu unseren Schwerpunkten. Für Studie-
nik für Hautkrankheiten auf den Weg, oft zu
spielsweise nur ein roter Unterschenkel zu
rende haben wir eben erst wieder einen
den Kliniken in Lobeda. Ihren Bedarf melden
erkennen. Häufig handelt es sich um ein Ery-
„Kompaktkurs Infektions- und Tropen-
die Kollegen dort über das SAP-System an,
sipel, auch Wundrose genannt. Diese akute
dermatologie“ angeboten. Für Sie als
das Konsil findet dann meist am Nachmittag
Infektion der Haut wird durch Streptokokken
Fachärzte empfehlen wir den von uns
statt. Wir sehen im Schnitt ein Dutzend Pati-
verursacht. Bei einem roten Unterschenkel
mitgetragenen Tropendermatologischen
enten pro Woche, auch Biopsien werden vor
kann es sich aber auch um eine Stauungs-
Kurs der DDG, der im Januar 2016 am
Ort gemacht.
dermatitis handeln, die beispielsweise Folge
Regional Dermatology Training Center in
einer
Moshi, Tansania, stattfindet.
auch
chronisch-venösen Insuffizienz ist.
sche Belastungen.
Dr. Antonov, Sie waren in den vergangenen
Hier gilt es, diese Insuffizienz zu behandeln,
zwei Jahren im Konsildienst tätig.
zum Beispiel durch eine Kompressionsthera-
Ihr
Worin liegen Ihrer Erfahrung nach die
pie. Die größte Herausforderung liegt meist
Prof. Dr. Peter Elsner
Herausforderungen?
darin, die Ursache festzustellen.
Direktor der Klinik für
Dr. Antonov: Die Grundfrage, die sich häufig
stellt, ist, ob die Hauterkrankung unabhän-
weiter auf der nächsten Seite
Hautkrankheiten
DermaNews
Ausgabe 8 - Oktober 2015
Erinnern Sie sich an besonders
enten hinzugerufen worden, der mit dem
entenzimmer geschehen. Der Aufwand ist
komplizierte Fälle?
Verdacht auf eine Sepsis auf die Inten-
jedoch höher als hier in unseren Räumen,
Dr. Antonov: Es ist schon vorgekommen,
sivstation verlegt worden war. Seine Haut-
wo unsere Schwestern alles vorbereiten
dass wir abklären sollten, ob ein virales
veränderungen konnten dann jedoch auf
können, so dass der Eingriff meist in weni-
Exanthem einer Patientin ansteckend ist. Da
ein Sweet-Syndrom zurückgeführt werden.
gen Minuten erledigt ist. Für den Weg von
zahlreiche andere Patienten derselben Sta-
Diese Erkrankung mit Fieber und multiplen
beispielsweise Lobeda zur Hautklinik müs-
tion gleichzeitig Hautauffälligkeiten zeigten,
roten Knötchen muss nicht auf einer Inten-
sen die Patienten in der Lage sein zu sitzen.
haben wir sie alle nacheinander untersucht.
sivstation behandelt werden, so dass der
Es stellte sich heraus, dass die Häufung
Patient wieder verlegt werden konnte.
Betreuen Sie ausschließlich Patienten
während Ihres stationären Aufenthalts?
rein zufällig aufgetreten war und hinter den
Erkrankungen ganz unterschiedliche Ursa-
Kommen Sie immer zu Ihren Patienten
Dr. Hiernickel: Wir kümmern uns auch um
chen steckten. Eine Ansteckung konnten wir
ans Bett?
Patienten, die vor einer Transplantation
schließlich ausschließen.
Dr. Hiernickel: Wenn Patienten transportfä-
stehen. Jeder Patient, bei dem eine Trans-
hig sind, dann behandeln wir sie hier in der
plantation stattfinden soll, wird bei uns
Welche Auswirkungen kann Ihre
Klinik für Hautkrankheiten. Wenn beispiels-
ambulant untersucht, um Kontraindikatio-
Diagnose haben?
weise die Entnahme einer Probe notwendig
nen auszuschließen.
Dr. Antonov: Wir sind einmal bei einem Pati-
ist, so kann dies zwar auch vor Ort im Pati-
Wenn die Haut Hinweise auf innere Erkrankungen gibt
Dermatologen kooperieren eng mit Experten anderer Fachrichtungen am UKJ
Für die Dermatologie ergeben sich viele
ablesen – zum Beispiel auf Lungenerkrankun-
ses universelle Symptom kann durch Ent-
Schnittstellen zu anderen Fachbereichen,
gen oder Diabetes“, so Dr. Tittelbach. Gicht
zündungen verursacht werden, aber ebenso
insbesondere zur Inneren Medizin. Ver-
kann sich durch Ablagerungen in Gelenknähe
Ausdruck innerer Erkrankungen sein.
schiedene Veränderungen der Haut sind
manifestieren und bei Porphyrien – Störun-
Ausdruck innerer Erkrankungen. Jene, die
gen der Bildung des roten Blutfarbstoffs –
Um komplizierte Fragestellungen interdiszi-
sich auch an der Haut manifestieren, lassen
können sich spezifische Zwischenprodukte
plinär zu besprechen, findet einmal wöchent-
sich in mehrere Gruppen zusammenfassen:
der Hämsynthese in der Haut anreichern
lich eine Gemeinschaftssprechstunde statt,
Eine Gruppe bilden die Stoffwechselerkran-
und bei Sonnenbestrahlung zur Bildung von
bei der Dermatologen, Rheumatologen und
kungen wie Diabetes oder Schilddrüsener-
Bläschen führen. Schließlich sei auch noch
Physiotherapeuten des Universitätsklini-
krankungen, eine weitere Gruppe stellen
der Juckreiz zu nennen, so der Experte. Die-
kums Jena (UKJ) eng zusammenarbeiten.
die Bluterkrankungen dar. Auch entzündliche Erkrankungen wie Gefäßerkrankungen
oder Sklerodermie äußern sich an der Haut.
„Hierbei ist die interdisziplinäre Kooperation ganz besonders wichtig“, so Dr. Jörg
Tittelbach, Oberarzt an der Klinik für Hautkrankheiten Jena.
Weitere Gruppen sind Organerkrankungen
wie Niereninsuffizienz oder Leberzirrhose,
aber auch Paraneoplasien. Unter Letzteren
werden Begleitsymptome verstanden, die
bei malignen Tumoren auftreten, die jedoch
nicht unmittelbar vom Primärtumor oder
seinen Metastasen ausgelöst werden. „Hier
ist es wichtig, dass der Dermatologe weiß,
dass eine bösartige Erkrankung Ursache
sein kann und unbedingt eine Abklärung
notwendig ist“, so Dr. Tittelbach.
Auch mit der Infektiologie gibt es Berührungspunkte,
da
bei
infektiologischen
Erkrankungen häufig die Haut betroffen ist.
„Sogar an Fingernägeln lassen sich Hinweise
Eine Necrobiosis lipoidica (siehe Abbildung) tritt nicht häufig auf, wenn sie jedoch vom
Dermatologen diagnostiziert wird, liegt in über 50 Prozent der Fälle Diabetes mellitus vor.
DermaNews
Ausgabe 8 - Oktober 2015
Zum bereits zwölften Mal findet am 23. und 24. Oktober in der Jenaer Klinik für Hautkrankheiten ein
Dermatologische
Mykologie im Fokus
Mykologie-Symposium statt. Dabei werden namhafte Referenten das Neueste aus den verschiedenen Gebieten der Dermatomykologie berichten. Themen sind unter anderem Schimmelpilzinfektionen, Onychomykosen, Differentialdiagnosen von Mykosen, Pilzerkrankungen bei Kindern sowie ein
12. Jenaer
Mykologiesymposium
am 23. und 24. Oktober
Update praxisrelevanter mykologischer Forschungsergebnisse. Da in diesem Jahr auch das 30-jährige Bestehen des Labors der Hautklinik begangen wird, werden weitere Referenten aus anderen
Fachgebieten das Programm abrunden. Ihre Beiträge machen deutlich, dass das Labor auch in der
andrologischen und allergologischen Diagnostik sowie bei Fragestellungen aus der Psychiatrie und
der Anwendung von Biomaterialien in der Wundheilung über das entsprechende Know-how verfügt.
In Ergänzung zum Symposium findet ein Qualitätssicherungskurs zum Thema „Häufige Erreger von
Mykosen im Klinikalltag“ statt, der auch praktische Mikroskopierübungen umfasst.
Veranstaltungsort: Hörsaal der Klinik für Hautkrankheiten, Erfurter Str. 35, 07743 Jena
Anmeldungen: [email protected]; Tel. 03644-517518
Die Klinik für Hautkrankheiten Jena und das Jenaer Hauttumorzentrum laden am 28. November zum
Aktuelles zum
malignen Melanom
dermatoonkologischen Tag ein. In diesem Jahr liegt der Fokus auf dem malignen Melanom, dabei
vor allem auf neuen Verfahren aus der Immunonkologie und der zielgerichteten Therapie. Da ins-
19. Dermato­
onkologischer Tag
am 28. November
besondere Patienten im metastasierten Stadium des Melanoms eine umfassende – medizinische,
pflegerische und psychoonkologische – Betreuung benötigen, wird in diesem Jahr erstmals parallel
ein praxisbezogenes Programm für Medizinische Fachangestellte und Pflegende angeboten.
Veranstaltungsort: Klinik für Hauterkrankungen, Erfurter Str. 35, 07743 Jena
Anmeldungen: [email protected]; Tel. 03644-517518
Die Erforschung der komplexen Zusammenhänge zwischen Haut und Umwelt stellte in den ver-
Herausforderung:
Umwelterkrankung
der Haut
gangenen zwei Jahrzehnten einen Schwerpunkt der Forschung und Lehre an der Jenaer Klinik für
Hautkrankheiten dar. Dermatotoxikologische Studien haben den Einfluss verschiedener Schadstoffe beleuchtet, die Wirkung des UV-Lichts auf die Entstehung freier Radikale wurde untersucht,
zu dermatologischen Infektionen und Berufserkrankungen wurde geforscht. Diese und viele andere
Symposium
„Haut und Umwelt“
am 14. November
Beispiele sollen beim Symposium „Haut und Umwelt“ beleuchtet werden ebenso wie der aktuelle
Stand der Forschung, aber auch die Konsequenzen für die dermatologische Praxis.
Veranstaltungsort: Dorotheenhof 1, 99427 Weimar
Anmeldungen: [email protected], Tel. 03644-517518
Richtungsweisende Forschungsergebnisse
Die
Dr.
Wirksamkeitsbeurteilung von Hautschutzmit-
Sibylle Schliemann von der Jenaer Klinik für
Dermatologin
und
Allergologin
teln gezeigt. Damit sind ihre Forschungser-
Hautkrankheiten ist mit dem „ABD-Rea-
gebnisse richtungsweisend für die zukünftige
min-Hautschutzpreis“ ausgezeichnet worden.
Wirksamkeitsprüfung von Hautschutzmitteln.
Überreicht wurde die Auszeichnung bei der
Tagung der Arbeitsgemeinschaft für Berufs-
Die Arbeitsgemeinschaft für Berufs- und
und Umweltdermatologie im September in
Umweltdermatologie (ABD) in der DDG e.V. ist
Erfurt. Der mit 3000 Euro dotierte Preis wird
die für die Berufs- und Umweltkrankheiten der
für eine hervorragende wissenschaftliche
Haut zuständige wissenschaftliche Fachgesell-
Publikation zur berufsdermatologischen Prä-
schaft und vertritt mit fast 900 Dermatologen
vention vergeben. Dr. Schliemann hat in ihrer
und Arbeitsmedizinern die meisten Experten
Arbeitsgruppe in aufwändigen Feldstudien
auf diesem Gebiet weltweit. Ihr besonderes
erstmals realistische Dosen für die Applika-
Anliegen ist die qualitätsgesicherte Präven-
tion von Hautschutzmitteln ermittelt und die
tion, Diagnostik, Therapie und Begutachtung
Bedeutung der realistischen Dosierung für die
von Berufskrankheiten der Haut.
DermaNews
Ausgabe 8 - Oktober 2015
Ansprechpartner
Weitere Telefonnummern
Sie möchten einen Patienten einweisen?
Chefsekretariat von Prof. Elsner Tel 03641 9-37 350
Sie möchten einen Patienten nach 14:00 Uhr einweisen?
OA Dr. Goetze
(Melanom, OP, Licht, ECP)
Tel. 03641 9-37 502 oder
937 322 (13.00 – 16.00 Uhr)
OA Dr. Schliemann
(Histologie, Allergologie,
Privat-Sprechstunde)
Tel. 03641 9-37 301
Sie möchten einen Termin in der Allergieabteilung?
OA Dr. Tittelbach
(konservative Dermatologie,
Poliklinik, Wunden)
Tel. 03641 9-37 502
Ihr Patient soll einen Termin in der Poliklinik vereinbaren?
Operative Station (A)
Tel. 03641 9-37 358 (Arzt)
Tel. 03641 9-37 320 (Schwester)
Konservative Station (B)
Tel. 03641 9-37 329 (Arzt)
Tel. 03641 9-37 328 (Schwester)
der Hautklinik am Universitätsklinikum Jena
Frau Pape vom Aufnahmesekretariat hilft Ihnen gerne
zwischen 7:00 und 14:00 Uhr unter Tel. 03641 9-37 459.
Der Dienstoberarzt hilft Ihnen unter Tel. 01 60 – 90 10 2452.
Sie möchten einen Termin auf der Tagesstation?
Zwischen 7:00 und 16:00 Uhr erreichen Sie unsere Station C unter
Tel. 03641 9-37 365.
Sie möchten einen Termin in der Poliklinik?
Zwischen 8:00 und 16:00 Uhr erreichen Sie unsere Anmeldung unter
Tel. 03641 - 937 322 oder 937 502.
Bitte vereinbaren Sie einen Termin unter Tel. 03641 9-37301.
Unter Tel. 03641 9-37 502 sind wir erreichbar (am Vormittag nach
Verfügbarkeit, zwischen 13:00 und 16:00 Uhr immer).
Sie möchten einen ärztlichen Ansprechpartner?
Der Dienstoberarzt hilft Ihnen unter Tel. 01 60 – 90 10 2452.
Erf
ur t
er
S tr
.
Hum
b
oldt
str.
Klinik für
Hautkrankheiten
Sta
a
od
d tr
er
St
r.
So finden Sie zu uns
Erfurter Straße 35, 07743 Jena
Klinikum
Lobeda
rA
llee
ge
IMPRESSUM
lan
Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
Unsere Klinik ist mit der Buslinie 16 ab Stadtmitte Jena erreichbar
(Bushaltestelle Hautklinik).
Er
Anreise mit dem Pkw:
Unsere Klinik liegt an der B7, kurz vor dem Stadtausgang Jena
Richtung Weimar. Parkplätze sind in beschränkter Zahl vorhanden
(gebührenpflichtig).
AS Lobeda
AS Göschwitz
Herausgeber:
Stabsstelle Unternehmenskommunikation (Leitung: Stefan Dreising) für die Klinik für Hautkrankheiten am UKJ
Kontakt:
Tel. 03641 9-37350 | E-Mail: [email protected]
Redaktion:
Stefan Dreising, Prof. Dr. Peter Elsner, Dr. Steven Goetze, Anke Schleenvoigt, Dr. Sibylle Schliemann, Dr. Jörg Tittelbach
Erscheinungsweise: 4 Ausgaben pro Jahr
Layout & Druck:
Klinisches Medienzentrum des Universitätsklinikums Jena
Auflage:
400 Stück