GfK Fashion Talk Juli 2015

Fashion & Lifestyle
Blickpunkt Textil
Weniger Frequenz,
weniger Umsatz
Erneut eine Saison zum Abhaken. Die Landwirte stöhnten über
zu wenig Wasser, die Modehändler über zu wenig Kunden. Über
ein Umsatzplus in den Frühjahrsmonaten März bis Mai konnten
sich nur wenige freuen. Im stationären Fachhandel gab es im Geschäft mit der Mode meist nur rote Zahlen. Pluszahlen schreiben
konnte hingegen das Gros der Nichtfachhändler. Und natürlich
der Online-Handel.
Die Midseason-Sales im März ließen schon Böses
ahnen. Kaum war die Saison gestartet, versuchten einige Händler mit Preisaktionen „fehlende“
Kunden in ihre Läden zu ziehen. Viele Kunden
rieben sich verwundert ob der unverhofften
Rotstiftpreise die Augen. Die (preislich) standhaften Mitbewerber rauften sich die Haare. Wie
solle man da überhaupt noch Pullover, Hosen
und Co. zu regulären Preisen verkaufen können!?
Geholfen haben die frühen Reduzierungen nicht.
Im März gab’s ein Minus bei den Umsätzen. Erst
im April konnte sich die Branche über ein – wenn
auch zartes – Plus freuen. Es war immerhin das
erste seit über sieben Monaten! Eine Trendwende
war damit allerdings nicht eingeleitet. Denn im
Wonnemonat Mai gingen die Umsätze erneut in
den Keller. Die Folge: Bei recht stabilen Preisen
schloss der Textilhandel die Frühjahrssaison mit
einem leichten Minus im Vergleich zum Vorjahr ab.
Der Anteil der zu Sonderpreisen verkauften Ware
lag dabei wie schon in den Jahren zuvor bei rund
einem Drittel.
Fashion & Lifestyle
In der DOB gingen weniger Teile über den Tresen. In der HAKA sank das Preisniveau. Ergebnis
bei den beiden wichtigsten Warengruppen: ein
leichtes Umsatzminus. Noch ein wenig schlechter
erging es der KOB. Am ärgsten erwischte es aber
die Accessoires. Hier brachen die Umsätze besonders stark ein.
Im Vergleich zur Ober­
bekleidung schlug sich die
Die Handelslandschaft
Wäsche ganz passabel. Und
ist wie schon lange nicht
auch Schuhe verkauften sich
gut. Beide Warengruppen
mehr in Bewegung.
schafften immerhin ein Pari
bei den Umsätzen. Aber es
gab auch Warengruppen, die
entgegen dem allgemeinen Trend kräftig zulegen
konnten. So lief es für die Sportmode in diesem
Frühjahr richtig gut. Am erfolgreichsten war jedoch Leder: Der Run auf Bikerjacken & Co. führte
zu einem deutlichen Umsatzplus.
Plus nur bei der 50-Plus-Generation
Am wenigsten Lust auf die neueste Frühjahrs­
mode hatten die jüngeren Generationen. Erst bei
den über 50-Jährigen waren die Einkaufstüten
ein wenig voller als im Vorjahr. Das Einkommen
der Haushalte hatte kaum Einfluss auf das Konsumverhalten. Sowohl diejenigen Kunden mit den
niedrigsten als auch die mit den höchsten Einkommen reduzierten ihre Bekleidungsaus­gaben.
Am erfolgreichsten
war Leder. Der Run auf
Bikerjacken & Co. führte
zu einem deutlichen
­Umsatzplus.
Siegeszug des Online-­
Handels geht weiter
Trotz des Gesamtminus in
diesem Frühjahr schafften
es einige Vertriebskanäle,
wie z.B. die Textil-Discounter
und die Monomarken-Stores
mit Eigenmarken, schwarze
Zahlen zu schreiben. Der
Schuhfachhandel erreichte immerhin ein Pari bei
den Umsätzen. Auch der Nichtfachhandel zeigte
sich stark und konnte seine Textilumsätze steigern. Was vor allem an den gestiegenen Durchschnittspreisen der verkauften Ware lag. Der
Online-Handel setzte seinen Siegeszug fort.
Warenhäuser weiter im Abwärtstrend
Keine Trendwende zeichnete sich bei den Warenhäusern ab. Das Preisniveau konnte nicht gehalten werden. Die Umsätze gingen wie schon in der
Winter- so auch in der Frühjahrssaison deutlich
zurück.
Handelslandschaft im Umbruch
Klar ist: Die Handelslandschaft ist wie schon lange
nicht mehr in Bewegung. Das betrifft aber nicht
nur die Warenhäuser. Es gibt Online-Händler, die
stationär gehen oder aber sogar Messen kaufen.
Auch die anderen Modehäuser – kleine wie große
– müssen sich für die Zukunft neu aufstellen.
Müssen ein Mittel gegen sinkende Kundenfrequenzen finden. Müssen das Modeshopping für
ihre Kunden attraktiver machen. Der Schlüssel
für den Erfolg von Modehändlern liegt in einer
intelligenten Verknüpfung des stationären mit
dem Online-Business und vice versa. Einfach wird
das alles nicht sein. Sicher ist nur, dass das Gesicht
der Handelslandschaft morgen ein anderes sein
wird als heute.
Lesen Sie dazu auch „Mit Online-Shopping zum
perfekten Outfit“.
Fragen Sie uns zu Marktgröße, Markt­
entwicklung, Sortimentsanteilen, Preislagen
und Zielgruppen.
Petra Dillemuth | T +49 911 395 2766
[email protected]
Über GfK
GfK steht für zuverlässige und relevante Markt- und Verbraucherinformationen. Durch sie hilft das Marktforschungs­unternehmen seinen
Kunden, die richtigen Entscheidungen zu treffen. GfK verfügt über langjährige Erfahrung im Erheben und Auswerten von Daten.
Rund 13.000 Experten vereinen globales Wissen mit Analysen lokaler Märkte in mehr als 100 Ländern. Mithilfe innovativer Technologien
und wissenschaftlicher Verfahren macht GfK aus großen Datenmengen intelligente Informationen. Dadurch gelingt es den Kunden von GfK,
ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und das Leben der Verbraucher zu bereichern.
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Fashion & Lifestyle
Ausländische und deutsche
Haushalte: die Budgets
im Vergleich
Der Schneidergeselle aus Gottfried Kellers Novelle wird, weil er
sich so gut kleidet, für einen Grafen gehalten. Das bringt ihm, nach
vielen Verwicklungen, eine Braut, ein Atelier und Wohlstand. Heute
kommt Bekleidung hauptsächlich aus Asien, und gekauft wird sie
nicht nur im Fachgeschäft, sondern auch beim Discounter – jeder
nach seiner Façon und seinen Möglichkeiten.
In Deutschland werden im Jahr etwa 44 Mrd.
Euro für Textilien ausgegeben. Davon entfallen
knapp 40,2 Mrd. Euro auf deutsche Haushalte
und knapp 3,8 Mrd. Euro auf ausländische; deren
Anteil beträgt damit gut neun Prozent an den
textilen Gesamtausgaben. Die ausländischen
Haushalte geben jedoch einen größeren Teil ihres
Nonfood-Budgets für Textilien aus (ca. 29%) als
deutsche Haushalte, die dafür nur rund 27 % ihres
Nonfood-Budgets aufwenden.
Bei den ausländischen Haushalten summieren sich
die Textilausgaben pro Jahr auf knapp 1.300 Euro
pro Haushalt; das sind 167 Euro mehr als bei den
deutschen Haushalten. Bezieht man diese Ausgaben aber auf die Haushaltsgröße, zeigt sich ein
Fashion & Lifestyle
anderes Bild: Bei deutschen Haushalten liegen die
Ausgaben für Textilien pro Haushaltsmitglied bei
rund 550 Euro, bei den ausländischen Haushalten
verteilen sich die Ausgaben auf mehr Personen;
sie sind dadurch pro Person um 43 Euro geringer
als bei den deutschen Haushalten.
Beim einzelnen Einkauf greifen die ausländischen
Haushalte im Schnitt mit gut 63 Euro tiefer in die
Tasche als deutsche Haushalte, die pro Einkauf
etwa 4,50 Euro weniger ausgeben. Zudem kaufen
ausländische Haushalte im
Durchschnitt gut 20 Mal
Ausländische ­Haushalte
innerhalb von 12 Monaten
Textilien ein, während auf
geben einen größeren
die deutschen Haushalte im
Teil ihres Nonfood-­
gleichen Zeitraum nur 19
Budgets für Textilien aus Shopping-Trips entfallen.
als deutsche Haushalte.
Während für deutsche Haushalte Textilfachgeschäfte
beim Einkauf von Textilien
eine große Rolle spielen, geben ausländische
Haushalte einen großen Anteil ihres Textilbudgets
in großen, filialisierten Geschäften aus.
Der Textileinkauf beim Lebensmittel-Discounter
ist bei den ausländischen Haushalten ebenfalls
überdurchschnittlich beliebt: Im Durchschnitt
gibt jeder ausländische Haushalt pro Jahr knapp
75 Euro für Textilien im Lebensmittel-Discount
aus, deutsche Haushalte dagegen nur 43 Euro.
Wenig Unterschied gibt es hier bei den Shopping-Trips: Beide Gruppen kaufen knapp sechs
Mal im Jahr Textilien beim Lebensmittel-­
Discounter ein.
Weitere Informationen zum Kaufverhalten der
ausländischen Haushalte gibt Ihnen gerne
Petra Mücke | T +49 911 395 2256
[email protected]
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Fashion & Lifestyle
Blickpunkt Trends
UNTER DIE LUPE GENOMMEN
Wenn man für Future Fashion Retail Visionen entwickelt, so wie
GfK das in den vergangenen Monaten in einem kreativen und
­aufwendigen Verfahren getan hat, dann kommt man an einer
­Betrachtung des Future Customer nicht vorbei. Was sind das für
Typen, auf deren Aufmerksamkeit und Geld wir angewiesen sind?
Alle Berichte von neu eröffneten oder umgebauten Läden der Fashion- und Lifestyle-Branche
beschreiben durchdachte Sortimentskonzepte
und moderne, ideenreiche Interieurs. Die Retailer
lassen sich viel einfallen und investieren viel. Und
was tun die Kunden? Sind die nett, freundlich,
vielleicht sogar dankbar?
In kleineren oder Mittelstädten klappt das vielleicht noch. Wenn in Minden oder Osnabrück
Modehäuser erweitert, modernisiert und konzeptionell auf den neuesten Stand gebracht werden,
honorieren das die Kunden der Stadt und aus dem
Umland. Dort gibt es noch Stammkunden. Und
es gibt in Mittelstädten noch einen Rest sozialer
Kontrolle, die das Verhalten als Kunde und Mitbürger in vertrauten Grenzen hält. Man versteht sich
noch als urbane Community. Und der Trend vieler
Platzhirsche, nicht nur Coffeebars, sondern Restaurants in ihren Häusern einzurichten, soll das
Gefühl einer Culture-Society in Town entwickeln
und Bindungskräfte verstärken.
Aber bei gegebenen Anlässen zeigt man auch in
kleinen Gemeinden, was als Wutbürger so in einem
steckt. Man kann auch anders! Aggressivität und
Egoismus sind Zeitgeisterscheinungen, Kollateralschäden unseres individualisierten Wohlstandslebens. Was hat das mit Future Fashion Retail zu
tun? Warten wir ab.
Die Zukunft findet in den großen Städten statt.
Ich lebe mitten in der größten deutschen Stadt,
dem Sehnsuchtsort vieler – nicht nur junger –
Fashion & Lifestyle
Menschen. Hier gibt es keine Platzhirsche. Der
Diversifikation der Ansprüche und Erwartungen
kann kein Haus mehr unter einem Dach gerecht
werden.
In den kleinen Geschäften
in Berlin-Mitte verkaufen
freundliche, kompetente
junge Leute jeden derzeit angesagten Sneaker.
Ich bewundere sie für ihre
Geduld. Angenehm sind ihre
mehr oder weniger smarten
Kunden nicht, dankbar schon
gar nicht. Sie sind zeitgeistig:
cool, ungeduldig, arrogant
und egozentrisch. Howard
Saunders, Trendforscher und
Retail-Experte, meint, in der
heutigen Selfie-Kultur sei sich jeder selbst der
Nächste. „Es dreht sich alles um mich“ so charakterisiert der Engländer, der in New York seine
renommierte Agentur betreibt, die Haltung der
heutigen Kunden.
Der Trend, nicht nur
­Coffeebars, sondern
­Restaurants in Mode­
häusern einzurichten,
soll das Gefühl einer
­Culture-Society in Town
entwickeln und Bindungskräfte verstärken.
Die Retailkonzepte von morgen müssen diese
Egozentrik mit möglichst individueller Kundenansprache bedienen. Kundenpartizipation ist eine
gute Strategie dabei. Topshop zum Beispiel bezieht seine Kunden in die Produktgestaltung mit
ein, lässt sie mitentscheiden über Farben, Stoffe
und Formen. An die Stelle der realen Community
im Modehaus oder im Restaurant tritt die virtuelle Community. Zugehörigkeitsgefühl vermitteln
und Angebote machen, das ist auch die derzeitige
Stoßrichtung aller Aktivitäten von Zalando.
Dazu gehören die Pläne um die erworbene Bread
& Butter und auch die seit wenigen Tagen ein­
gerichtete Plattform STYLE IN REAL LIFE
www.styleinreallife.com. Vier verschiedene Kundinnentypen werden mit ihren Vorlieben vorgestellt,
von einer Stylistin für verschiedene Anlässe eingekleidet und gestylt und bloggermäßig fotografiert. Natürlich kann man jedes Teil der Outfits
sofort bestellen. Männer und weitere Frauentypen
sollen in Kürze folgen.
Die Idee von STYLE IN REAL LIFE kann auch von
stationären Händlern interpretiert werden. Zum
Beispiel als zeitgemäße und permanente Variante
der Kundenmodenschau. Partizipation und Community sind für Howard Saunders die wichtigsten
Bausteine beim Fashion Retail der Zukunft: „Ob
Lounge, Bücherei oder Friseur als Treffpunkt und
somit Frequenzbringer – es muss Bereiche geben,
die vom Hardselling ausgenommen sind, wo der
Kunde sich ausruhen kann und nichts kaufen
muss.“ Nur wehe, wenn Sie die Kunden langweilen
oder unbedacht die falsche Kaffee-Marke servieren. Dann könnte Sie der Shitstorm der selbst­
gerechten Consumer Community hart treffen.
Elke Giese, Trendanalystin, Modejournalistin, Berlin
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