Die jährliche GMP-Schulung

ÄDie jährliche GMP-Schulung: ÄBitte nicht schon wieder!³
Der Qualitätstipp 08/2015 von Michael Klosky, NOVIA Chromatographie- und Messverfahren GmbH
Jedes Jahr aufs Neue heißt es: ÄUnsere GMP-Schulung steht wieder an³. Oft bricht
hierbei bei den Kolleginnen und Kollegen nicht gerade ein Jubelsturm der Freude
aus. Immer wieder wird die Sinnhaftigkeit dieser kontinuierlichen und wiederkehrenden Schulungen in Frage gestellt ± viel häufiger übrigens als beispielsweise Arbeitssicherheitsschulungen.
Hierbei geht es noch nicht einmal darum, warum GMP wichtig ist. Die allermeisten
Schulungsteilnehmer haben ein ausgezeichnetes Verständnis für die Sinnhaftigkeit
der GMP-Regeln. Der Unmut bezieht sich meistens ausschließlich auf die Schulung
an sich. Da nützt es in der Regel auch nur wenig, wenn der Trainer betont, dass der
§4, Abs. 1 der AMWH1 eine fortlaufende Schulung des im GMP-regulierten Bereich
beschäftigten Personals vorschreibt.
Sobald dann die Agenda für den Tag aufgeblättert wird, folgt meistens das zweite
Aufstöhnen; ÄSchon wieder ÄDokumentation³!³. Es ist richtig, dass die Themenvielfalt
im Labor hinsichtlich GMP-Themen endlich ist und sich zwangsläufig Themen wiederholen müssen. Der Trainer wird an dieser Stelle besonders gefordert, die Inhalte
entsprechend anschaulich und didaktisch werthaltig aufzubereiten.
Regelmäßig klagen Teilnehmer über eine schiere Folienschlacht, ausgefochten am
Beamer in nahezu monotonem Frontalbetrieb; manche Trainer nutzen gar bis zu 200
Folien pro Tag ± nur im Kino sieht man mehr Bilder pro Sekunde. Bemerkenswert ist
das immense Wissenspaket, das der Teilnehmer bereits am Ende des Seminartages
schon wieder vergessen hat. Am liebsten sollen alle GMP-Themen an nur einem Tag
und in einer außerordentlichen Detailtiefe vermittelt werden. Merken, kann sich das
leider niemand. Zwar wird der Lernerfolg am Trainingsende gemonitored, immerhin
ist auch dies eine essenzielle Forderung des bereits oben bemühten Paragraphen,
doch der nachhaltige Lernerfolg wird allzu oft leider nicht beachtet.
1
Arzneimittel- und Wirkstoffherstellungsverordnung
Immerhin wird häufig noch in Präsenz geschult. Hier haben die Teilnehmer die
Chance, nicht verstandene oder unklare Inhalte beispielsweise aus SOPs mit dem
Trainer zu klären. Manchmal sind die definierten Prozesse auch zu ungenau beschrieben, so dass ein Präsenztraining auch dazu genutzt werden kann, wertvollen
Input für die Verantwortlichen2 zu generieren.
Leider glauben immer wieder einige, man könne sich die Präsenzveranstaltungen
insgesamt sparen und die Inhalte ausschließlich mittels E-Learning vermitteln. Dieses Vorgehen ist zu bejahen, insofern ausschließlich die Erfüllung der Pflichten aus
den Regelwerken gilt. Wer hingegen Wert auf nachhaltigen Lernerfolg einerseits legt
und diese Schulungen Äals Aufhänger³ andererseits nutzt, aus der Mannschaft Ideen
und Vorschläge für Prozessverbesserungen und Effizienz zu gewinnen, wird dauerhaft besser mit einem Präsenzkonzept beraten sein. E-Learnings sind allerdings hervorragend geeignet, dem Thema Nachhaltigkeit Rechnung zu tragen. So lassen sich
spezifische Inhalte nach einer gewissen Zeit über E-Learning Module bzw. elektronische Fragenpools in geeigneter Weise wiederholen und vertiefen.
Es heißt oft, weniger sei mehr. Die Akzeptanz von GMP-Schulungen wird erfahrungsgemäß signifikant erhöht, wenn in einer Schulung nur ein bis zwei Schwerpunktthemen bearbeitet werden, die in einem gesunden Methodenmix vermittelt werden. Am wichtigsten jedoch ist die Verknüpfung der eher theoretisch anmutenden
Inhalte mit der Realität vor Ort. So kann viel über die Auslegung zur richtigen Durchführung eines Double-Checks diskutiert werden. Wenn die Realität vor Ort jedoch
vollkommen anders aussieht, bleibt die Diskussion eher philosophisch und wenig
praktisch.
Um Veränderungen zu bewirken, wie z.B. die innere Einstellung zu GMPSchulungen, bedarf es oft des Muts des Trainers, auch einmal etwas Ungewöhnliches und Unerwartetes zu tun ± und Auftraggeber-seitig auch tun zu dürfen. Die
2
Z.B. ÄLeitung der Qualitätskontrolle³, aber auch Vorgesetzte
Teilnehmer erwarten oft schon eine Beamershow, aber was passiert wohl, wenn man
andere Wege beschreitet?
Auch diesen Qualitätstipp möchte ich gerne mit einem Zitat schließen:
ÄWas man am wenigsten gern wechselt, sind, neben der Behausung, die Gedanken.³
(André Gide, frz. Schriftsteller, *1869-‚1951)
Ihr Kontakt:
Michael Klosky, B.Sc.
Produktmanagement
NOVIA
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