Bahnschranken für Frida – Zollikerbergler fürchten

GZA/PP 8048 Zürich
31. Jahrgang
Donnerstag, 8. Oktober 2015
Nr. 41
Erscheint 1-mal wöchentlich, am Donnerstag Herausgeber: Lokalinfo AG, Buckhauserstrasse 11, 8048 Zürich Verlag Tel. 044 913 53 33, Fax 044 910 87 72 www.lokalinfo.ch
Bahnschranken für Frida –
Zollikerbergler fürchten den Verkehrsinfarkt
Heute
mit Wahlbeilage
Wer soll den Kanton Zürich im
Ständerat vertreten, wer soll in
den Nationalrat gewählt werden?
In der heutigen Wahlbeilage im
zweiten Zeitungsbund erklären
acht Kandidatinnen und Kandidaten, weshalb sie in den Ständerat
wollen, wo sie politische Knacknüsse orten und wie sie zur
Flüchtlingsproblematik stehen.
Bezüglich Nationalratswahlen
erfahren die Leserinnen und
Leser Wissenswertes über die
Strategien der Parteien und wie
die Zusammensetzung der Nationalratssitze im Kanton und der
ganzen Schweiz aussieht. Ausserdem erklären wir, wie man die
Liste sauber ausfüllt, panaschiert
und kumuliert, ohne Fehler zu
machen. Die Redaktion wünscht
eine anregende Lektüre.
Miss Forch mit Besitzer C. Mathys.
Miss Forch gekürt
Bei der Viehschau im Küsnachterberg
wurde mit Québec eine gehörnte Kuh
zur Miss Forch gekürt.
Mehr zur Viehschau auf Seite 10
Wirklich glücklich scheint in
Zollikerberg niemand über
die vom Bund geforderten
Bahnschranken zu sein. Bei
einer Infoveranstaltung des
Quartiervereins am letzten
Donnerstag wurde eifrig
diskutiert, wie sich diese
verhindern oder zumindest
deren Auswirkungen abmildern lassen.
Philippa Schmidt
«Alle lieben die ‹Frida› – aber wenn
Frida zum feuerroten Fritz mutiert,
der an uns vorbeiflitzt und die bestehende Quartiertrennung noch potenziert, dann ist fertig lustig mit Frida»,
formuliert Thomas Weber die Kritik
des Quartiervereins am hohen Tempo
der Forchbahn. Dass das Bundesamt
für Verkehr (BAV) fordert, dass die
beiden Bahnübergänge in Zollikerberg
aus Sicherheitsgründen mit Schranken zu versehen sind, sorgt bei den
Anwohnern an diesem Abend im Gerenhaus für Emotionen. Insbesondere
die Sorge vor einem völligen Verkehrsinfarkt auf der Strasse – angesichts der derzeit schon prekären Situation – nährt den Unmut.
Warum die Forchbahn verpflichtet ist, die Schranken an der Binzund an der Trichtenhauserstrasse zu
installieren, erklärt an diesem Abend
Markus Amrein, Bereichsleiter Infrastruktur. «Funktionieren die Barrieren dann auch so?», frotzelt ein Zuschauer, als Amreins PowerpointPräsentation kurzfristig streikt.
Von 47 Bahnübergängen seien
3 mit Lichtsignalanlage von der
Forchbahn als sicher, das heisst nicht
sanierungsbedürftig, eingestuft worden, legt Amrein die Hintergründe
dar. Eine Einschätzung, die vom BAV
mit Verweis auf die Eisenbahnverordnung nicht geteilt wird. Das Sanierungsprojekt dieser Bahnübergänge, unter denen sich auch diejenigen
in Zollikerberg befinden, wurde dem-
Ihr Fachgeschäft
für
Heilmittel,
gesunde Ernährung,
Körperpflege
und Sanitätsartikel.
Verkehrssituation am Morgen an der Binzstrasse.
entsprechend Ende 2014 von der
Forchbahn eingegeben. «Bei Nichteinhaltung stünde die Forchbahn bei
Unfällen in der Verantwortung», so
Amrein über die möglichen finanziellen Folgen für sein Unternehmen,
hätte es das Projekt nicht eingegeben.
Verlängerung der Staus
25 zusätzliche Sekunden würde das
Heben und Senken der Schranken
dauern: eine Zeitspanne, die den
Stau in den Stosszeiten weiter anwachsen lassen würde. «Die Leistungsfähigkeit der Strassen ist heute
schon überschritten», sagt Amrein
denn auch.
Die Verkehrsüberlastung ist ein
Punkt, den Gemeinderat Martin Hirs
(SVP) gerne aufnimmt und etwa darauf hinweist, dass durch den Stau
der Bus – es würde drei Linien betreffen – den Fahrplan nicht einhalten könne. Auch die Notfallzufahrt
des Spitals Zollikerberg ist ein kritischer Punkt. Folgerichtig zeigt sich
nicht nur der Quartierverein, sondern auch der Gemeinderat Zollikon
unzufrieden mit der Situation und
hat beim BAV Einspruch erhoben.
«Wir haben am 30. September eine
Stellungnahme eingereicht, in der
wir nochmals darauf hingewiesen
haben, dass das BAV alle Verkehrsteilnehmer adäquat berücksichtigen
muss», sagt Hirs, der ebenso wie der
Quartierverein vor Mehrverkehr in
den Quartierstrassen warnt. «Ich bin
froh, dass der Gemeinderat auch
zvg.
Heute wird der Verkehr durch ein Rotlicht geregelt. F: phs.
sieht, dass die Zerschneidung des
Quartiers ein tiefgründiges Problem
ist», lobt Vereinspräsident Fritz Wolf
diesen Ansatz. Auch für Vorstandsmitglied Thomas Weber ist dies ein
Grund einzuhaken, so kritisiert er,
dass die Forchbahn in Bezug auf den
Strassenverkehr ein zu wenig ausgereiftes Projekt habe. «Unser Auftrag
ist es, die bestehende Situation zu sanieren und kein Gesamtprojekt zu
machen», so Amrein.
Weber präsentiert schliesslich als
dritter Referent einen Vorschlag, um
die Schranken zu verhindern: «Der
Quartierverein verlangt in seiner Einsprache die Rückkehr zum Trambetrieb zwischen den Stationen Waldburg und Zollikerberg; also zu einem
Forchbahntempo, das keine Barrieren erfordert.»
Notabene wäre die Forchbahn
dann mit 30 bis 40 statt mit etwa 60
Stundenkilometern unterwegs. Dies
so Amrein gefährde aber die Anschlüsse im Stadelhofen.
Doch nicht nur der Verkehrsfluss,
auch die Sicherheit kommt zwangsläufig zur Sprache. «Die Kantonspolizeit bewertet beide diskutierten
Kreuzungen, Trichtenhauserstrasse
und Binzstrasse, nicht als Unfallschwerpunkte», betont Weber, relativiert aber: «Auch der Quartierverein
wertet natürlich die Verkehrssicherheit höher ein als den Verkehrsfluss
per se.»
«Jeder Unfall ist ein Unfall zu
viel», betont auch Martin Hirs. Markus Amrein wiederum thematisiert
die Gefahr mit Bildern von Unfallfahrzeugen – beileibe kein schöner
Anblick. Es wird aber in puncto Unfallhäufigkeit auch darauf hingewiesen, dass die Forchbahn eben nicht
vergleichbar sei mit anderen Bahnen
wie etwas der Glattalbahn.
Ärger über Rotfahrer
Bei den anwesenden Zollikerberglern
selbst regt sich Kritik gegen Automobilisten, die Unfälle verursachen.
«Unsere Zustände sind klar und
deutlich: Wenn jemand bei Rot durch
will und er hat einen Unfall, soll er
selbst dafür aufkommen», stellt ein
Votant klar.
«Montieren wir doch einfach klar
ersichtlich eine Rotlichtkamera mit
Strafen über 250 Franken, das wird
disziplinieren», rät ein anderer Bürger. Markus Amrein wiederum schildert ein Beispiel von einem Fastunfall, bei dem nicht Leichtsinn, sondern eine momentane Unachtsamkeit
zur kritischen Situation geführt hat.
Ob die Einsprachen von Gemeinderat und Quartierverein beim BAV
Erfolg zeitigen werden, könnte sich
noch diesen Herbst erweisen. Insbesondere der Erfolg des Quartiervereins scheint dabei fraglich. Zumindest, wenn es nach einem Juristen
aus dem Publikum geht, der betont,
dass der Quartierverein beim BAV
nicht einspruchsberechtigt sei. Eines
ist aber klar: Ob mit oder ohne Bahnschranken, der Verkehr wird ein dominantes
Thema
im
Quartier
bleiben …
2
Stadt Zürich
Nr. 41
8. Oktober 2015
AKTUELL
Harte Gauchos in der weiten Pampa: Eine der bildgewaltigen Landschaften Argentiniens.
Foto: Heiko Beyer/zvg.
Abenteuer zwischen Eis und Tropen
Der Fotojournalist Heiko Beyer berichtet in seinem Multimedia-Vortrag von seinen
Abenteuern in Argentinien.
Argentinien, weites Land im Süden
unserer Erde und bekannt für farbenprächtige Hochwüsten, tropische
Wasserfälle, leidenschaftlichen Tango, harte Gauchos und die sturmumtosten Granitnadeln der Anden: Seit
15 Jahren reist Heiko Beyer immer
wieder in dieses faszinierende Land.
Die Wege führen den Reisejournalisten zu den Grenzregionen der nördlichen Hochwüste über die tief eingeschnittenen Andentäler zu den
Gauchos auf den patagonischen Estancias und in die Urwälder der Provinz Misiones. Er spürte die mächtiANZEIGEN
gen Wasserfälle von Iguassú und
trifft sich mit Naturschützern im
grössten Feuchtsavannengebiet des
Landes, den Esteros de Iberá. In
Buenos Aires lernt er Tango tanzen.
Das südliche Inlandeisfeld, direkt
hinter den magischen Gipfeln von
Cerro Torre und Fitzroy, war der
Ausgangspunkt einer stürmischen
Expedition. Am Ende der Reisen
stand Feuerland, jener magische
südliche Aussenposten menschlicher
Zivilisation vor dem ewigen Eis der
Antarktis.
Heiko Beyer erzählt mit bestechenden Fotografien und stimmungsvollen Filmpassagen von seinen Abenteuern und Geschichten
aus Argentinien. (pd./mai.)
Dienstag, 20. Oktober, 19.30 Uhr, Volkshaus, Stauffacherstrasse 60, 8004 Zürich.
Wettbewerb
Lokalinfo verlost 5x 2 Tickets für
den Multimedia-Vortrag «Argentinien. Abenteuer zwischen Tropen
und Eis» am Dienstag, 20. Oktober im Volkshaus. Wer mit dabei
sein will, schickt bis spätestens
12. Oktober eine E-Mail mit Betreffzeile «Argentinien» an:
[email protected]
oder eine Postkarte an:
Lokalinfo AG
Wettbewerb «Argentinien»
Buckhauserstrasse 11
8048 Zürich
Keine Korrespondenz über den Wettbewerb. Rechtsweg ausgeschlossen.
Der türkische Pianist und Komponist Fazil Say.
Foto: zvg.
Fazil Say in der Tonhalle
Der türkische Tastenzauberer und Artist in Residence
Fazil Say zündet zum
Saisonauftakt des Zürcher
Kammerorchesters ein
musikalisches Feuerwerk.
Mit seinem pianistischen Vermögen
und seiner offenen und aufregenden
Spielart verführt Fazil Say Konzertbesucher auf der ganzen Welt. Mit
dem Zürcher Kammerorchester verbindet den bekanntesten klassischen
Musiker aus der Türkei eine langjährige und enge künstlerische Beziehung.
Als Artist in Residence demonstriert er
dem Publikum seinen Facettenreichtum als Solist, Komponist und Kammermusiker. Auf dem Programm stehen zwei eigene Kompositionen sowie
Wettbewerb
Lokalinfo verlost 5x 2 Eintrittskarten für das Konzert mit Fazil
Say am 20. Oktober. Wer dabei
sein will, schickt bis 12. Oktober
eine Mail mit Betreffzeile «Fazil
Say» an: [email protected]
oder eine Postkarte an:
Lokalinfo AG
Wettbewerb «Fazil Say»
Buckhauserstr. 11, 8048 Zürich
Keine Korrespondenz über den Wettbewerb. Rechtsweg ausgeschlossen.
Wolfgang Amadeus Mozarts Sinfonie
Nr. 25 g-Moll und das Klavierkonzert
Nr. 12 A-Dur. (mai.)
Dienstag, 20. Oktober, 19.30 Uhr, Tonhalle
Zürich, grosser Saal.
Küsnachter
AKTUELL
Popstars von morgen rocken am Zürichsee Festival
«Nine To Fourteen» ist eine
sechsköpfige Band, deren
Mitglieder bei ihrer Gründung zwischen 9 und 14
Jahre alt waren. Nur gut ein
halbes Jahr später treten die
Jungs nun als Vorband der
britischen Rocker «Electric
Light Orchestra» am Zürichsee Festival auf.
Jetzt eigentlich «Ten To Fifteen»
Auf den klingenden Bandnamen «Nine
To Fourteen» ist die Mutter eines
Bandmitglieds gekommen. Er bezeichnet das Alter der Jungmusiker, die zum
Zeitpunkt der Gründung zwischen 9
und 14 Jahre alt waren, und zwar regelmässig abgestuft aus jedem Jahrgang einer. Inzwischen ist Vincenzo,
der Jüngste, 10 Jahre alt und Joël 15.
Ersterer ist Gitarrist und Letzterer
Schlagzeuger, und beide greifen
manchmal auch gerne zum Mikrofon.
Dazwischen sind Bassist Andrin mit
11, Sänger Nici mit 12 Jahren, Pianist
Louis ist 13-jährig und Noé, ebenfalls
Gitarrist, 14 Jahre alt. In Jürg Bruhin,
«Nine To Fourteen» proben im Bandraum von Jürg Bruhin für den grossen Auftritt am Zürichsee Festival.
der schon einige junge Bands aus der
Region gross herausgebracht hat (zum
Beispiel «Nickless», der in den Medien
auch schon «der neue Bastian Baker»
genannt wird und den die Jungs von
«Nine To Fourteen» als Vorbild bezeichnen), haben sie einen Coach, der
es versteht, ihr überbordendes Temperament etwas zu zügeln. Sie sollen ihre
Energie in Musik umwandeln und
gleich das ganze Programm für das
Zürichsee Festivals durchzuspielen.
«Kennt ihr die Reihenfolge der
Songs schon?», fragt Bruhin und benennt damit offensichtlich die grösste
Herausforderung, denn noch nicht bei
allen scheint die Songabfolge eingebrannt zu sein. So probt Sänger Nici
auch gleich den Dialog mit dem Publikum und kündet an: «Der nächste
Song heisst ‹Boulevard of Broken Dreams›», worauf Bassist Andrin ein
überraschtes «Echt?!» entfährt. Alle lachen und «Jügi», wie die Bandmitlieder ihren Lehrer liebevoll nennen,
schlägt vor, den spontan entstandenen
Gag auch auf der Bühne zu bringen.
Geheimnisvolles Schweigen
Ohnehin zieht die junge Band eine coole Show ab. Sänger Nici interagiert
ganz im Stile eines Boybandleaders mit
dem – an der Probe nur imaginären –
Publikum. Und die Songs, von der 80er-Hymne «Eye of the Tiger» über den
erwähnten Green-Day-Klassiker bis
zum «Lazy Song» von Chartstürmer
Bruno Mars, klingen für das nicht professionelle Ohr perfekt. Die Nachwuchsboyband funktioniert sogar in
unterschiedlicher instrumenteller Besetzung. Bei «Up Down Funk» beweist
Vincenzo seine Gesangskünste und in
«Don’t Worry» liefert Joël die Vocals,
während sich Louis ans Schlagzeug
setzt. «Die Jungs spielen alle mehrere
Instrumente», erzählt Bruhin. Und alle
Songs werden ohne Noten performt,
das gehöre sich so, findet Vollblutmusiker Bruhin. Mit dem in der Probe Gesehenen ist er zufrieden, aber an ein
paar kleinen Dingen könne man noch
schleifen. Dazu bleibt ja noch etwas
Zeit bis Ende Oktober.
Begeistert von der Performance,
möchte die Schreibende wissen, ob die
Jungs auch schon Groupies haben. Nici, der Sänger, meint nur geheimnisvoll: «Dazu sage ich jetzt mal nichts.»
Ein Nein klingt anders und nach dem
Zürichsee Festival werden es bestimmt
noch einige mehr sein.
Zürichsee Festival. 31. Oktober, Erlibacherhof, Erlenbach. Türöffnung 19 Uhr,
Beginn 20 Uhr. Tickets: www.ticketino.ch
oder 0900 441 441.
Wettbewerb
Der «Küsnachter» verlost 2 × 2
Tickets für das Zürichsee Festival
am 31. Oktober. Wer dabei sein
will, schickt bis zum 15. Oktober
ein E-Mail mit Betreff «Zürichsee
Festival» an lokalinfo@lokalinfo.
ch oder eine Postkarte an:
Lokalinfo AG
Wettbewerb
«Zürichsee Festival»
Buckhauserstr. 11, 8048 Zürich
Das sind «Nine To Fourteen»: Noé Keller, Nicolas Willer, Joël Keller, Vincenzo Marrucchiello, Andrin Häni und Louis Caflisch (v.l.n.r.). Fotos: A. Just
Keine Korrespondenz über den Wettbewerb. Rechtsweg ausgeschlossen.
Erlenbacher Gemeinderat lehnt Ortsmuseumsinitiative ab
Der Gemeinderat Erlenbach
lehnt die Einzelinitiative
von Markus Eigenmann zu
einer höheren Finanzierung
des Ortsmuseums ab. Dennoch ist die Initiative gültig und wird den Erlenbachern somit an der Gemeindeversammlung vom 23.
November zur Abstimmung
vorgelegt werden.
«Der Gemeinderat lehnt die Initiative
ab, weil sie einen unverhältnismässig
hohen wiederkehrenden Gemeindebeitrag ohne zeitliche Befristung und Bedarfsnachweis für nicht von der Gemeinde geforderte Leistungen begehrt», erläutert der Erlenbacher Gemeinderat in einer Mitteilung die
Gründe für die Ablehnung der Initiative. Ausserdem werde damit der Verkehrs- und Verschönerungsverein
(VVE) gegenüber den anderen Dorfvereinen klar bevorzugt.
Einen Betriebsbeitrag von 100 000
Franken jährlich fordert die Initiative.
Diese Summe soll nicht nur dazu verwendet werden, das Museum mindesten einen Tag pro Woche zu öffnen,
sondern auch zum Erstellen und Füh-
8. Oktober 2015
APROPOS . . .
Philippa Schmidt
Annina Just
«Bekommen wir dann auch eine Gage?», will der eine wissen. «Und etwas
zu essen?», ein anderer. Ja, nicht nur
musikalisch geht es laut zu und her,
wenn sich die sechs Bandmitglieder
von «Nine To Fourteen» im Bandraum
ihres Mentors Jürg Bruhin in Zumikon
versammeln, auch am Gesprächstisch
herrscht ein grosses «Halligalli». Joël,
der Älteste, stellt beim Besuch des
«Küsnachters» aber die Regeln klar
und weist eines seiner Gspöhnli zurecht: «He Alte, nume eine schnurrt!»
So erzählen sie dann auch mehr
oder weniger gesittet von ihrer Bandgründung. Sie hätten sich nicht alle
von Beginn weg gekannt, zuerst waren sie zu zweit, dann kam noch ein
Kumpel und ein Grosscousin dazu,
Jürg Bruhin brachte einen weiteren
Schüler von ihm in die Gruppe und
dessen Cousin trat ebenfalls bei –
schon stand das Sextett aus Zumikon
und Feldmeilen.
Nr. 41
ren einer Inventarliste der seit 1966
von VVE-Vereinsverantwortlichen gesammelten Objekte und zum Erstellen
einer Onlinechronik über Erlenbach.
«Das Ortsmuseum war viele Jahre
lang zu. Der Gemeinderat stellt das Bedürfnis an einer regelmässigen Öffnung für Besucher an mindestens einem Wochentag infrage», urteilt der
Gemeinderat, aber zeigt in Bezug auf
zeitlich begrenzte Projekte Entgegenkommen: «Das Durchführen einer
Wechselausstellung pro Jahr ist grundsätzlich begrüssens- und unterstützenswert. Ausstellungen von öffentlichem Interesse könnten denn auch gezielt mit einem Gemeindebeitrag unterstützt werden.» Auch das Erstellen
einer Dorfchronik stellt der Gemeinderat mit Verweis auf die 1981 erschienene Dorfchronik von Karl Kuprecht
und Walter Imhof, in Abrede.
In Bezug auf die Verhältnismässigkeit der Summe stellt der Gemeinderat
den Vergleich zum Ortsmuseum Stäfa
an, dessen Kuratorin ein Beschäftigungspensum von 30 Prozent aufweist.
Der VVE würde die Kuratorin des
Ortsmuseums gerne zu 100 Prozent
beschäftigen.
Bezüglich der Ungleichbehandlung
anderer Vereine teilt die Gemeinde
mit, dass sie gesamthaft jährlich rund
52 000 Franken (exklusive Jugendförderbeiträge an Sportvereine) an die
übrigen Dorfvereine ausrichte. Der Rat
kritisiert zu wenig Aktivitäten des VVE,
um Spenden einzunehmen, und erinnert daran, dass Mitglieder Aufgaben
in Dorfvereinen in Fronarbeit bewältigen. Die Exekutive betont aber auch,
dass sie den Betrieb des Ortsmuseums
an sich, nicht infrage stelle, und bekräftigt zudem, die jährlichen Mietkosten von etwas über 10 000 Franken
weiterhin zu übernehmen.
«Ein Auftrag für die Allgemeinheit»
Initiant Markus Eigenmann zeigt sich
nicht überrascht über die Reaktion des
Erlenbacher Gemeinderats: «Sie haben
sehr offen kommuniziert.» Dennoch ist
Eigenmann in der Sache anderer Meinung als das Gremium: «Unseren Mitgliedern fehlt die Kompetenz, den Job
der Kuratorin zu machen. Wir brauchen eine Fachperson, die Auskunft
geben kann.»
Ausserdem verweist das Vorstandsmitglied des VVE darauf, dass
die Aufgabe der Kuratorin nicht nur im
Betreuen des Museums während der
Öffnungszeiten, sondern vor allem
auch im Transkribieren von Protokollen sowie Inventarisieren des Depots
besteht: «Dieses Aufarbeiten ist dringend: Nicht bei allem, was eingelagert
ist, handelt es sich um wertvolles Kulturgut, aber es gibt einige wertvolle
Dinge, die kaputt gehen könnten.» Im
Hinblick auf die Dauer einer jährlichen
Auszahlung von 100 000 Franken beziehungsweise das Arbeitspensum von
100 Prozent für die Kuratorin, zeigt
sich Eigenmann kompromissbereit.
Nach Abschluss der Aufarbeitung reduziere sich der Arbeitsaufwand.
Mit der Forderung nach einem Engagement der VVE-Mitglieder stösst
der Gemeinderat bei Markus Eigenmann auf offene Ohren. Es würden
sich sicher Leute aus dem Verein finden, die sich beispielsweise für Hütedienste bereitstellten. Markus Eigenmann freut sich über einen vermehrten Zuspruch seit Lancierung der Initiative: «Die ganze Diskussion führt dazu, dass sich die Leute fürs Ortsmuseum zu interessieren beginnen.» Transparenz gegenüber dem Gemeinderat
und eine verstärkte Kooperation mit
der Exekutive in organisatorischen sowie in Budgetfragen sind für Eigenmann bei einer Annahme der Initiative
selbstverständlich: «Wir sind sehr offen bezüglich einer Zusammenarbeit
mit dem Gemeinderat.»
«Wir erfüllen einen Auftrag für die
Allgemeinheit: Wir wollen etwas an die
nächste Generation weitervererben»,
macht Markus Eigenmann abschliessend klar, warum das Ortsmuseum
und damit auch seine Einzelinitiative
von Bedeutung für Erlenbach sind.
(phs.)
Mit einer Einzelinitiative wollen
Markus Eigenmann und der Verkehrs- und Verschönerungsverein
Erlenbach (VVE) den Weg zu einem
professionellen Ortsmuseum ebnen. Den Betriebsbeitrag von
100 000 Franken, den Eigenmann
im Initiativtext anregt, lehnt der Erlenbacher Gemeinderat als unverhältnismässig ab: «Der Gemeinderat stellt das Bedürfnis an einer regelmässigen Öffnung für Besucher
an mindestens einem Wochentag
infrage.» Dies ist schade, denn
Ortsmuseen sind die Schatzkammern unserer Dörfer. Sie machen
Ortsmuseen lassen
Wurzeln wachsen
Geschichte wieder lebendig, führen
insbesondere Kinder an ihren
Wohnort heran – damit lassen sie
Wurzeln wachsen. Ohne Zeugnisse
unserer Geschichte verliert unsere
Heimat ihre Identität. Mag sein,
dass Erlenbach eine der dörflicheren Gemeinden am Rechten Zürichseeufer ist. Doch auch hier
geistert das Schlagwort der Schlafgemeinde umher.
Wer mit Ortsmuseen knochentrockene Abhandlungen und verstaubte Objekte verbindet, der sollte über den Tellerrand schauen. In
Küsnacht und Zollikon lassen sich
Ortsmuseen besichtigen, die professionell geführt und deren Sonderausstellungen von kompetenten
Fachpersonen gestaltet werden. Es
ist erstaunlich, wie in diesen räumlich begrenzten Museen spannende
Schauen entstehen, die Wissenschaftlichkeit und Kreativität gleichermassen verbinden.
Doch attraktive Museen kosten
Geld. Selbst wenn es der Zeitgeist
anders sieht: Auch geistige Arbeit
hat einen hohen (monetären) Wert.
Küsnacht berappt pro Jahr 190 000
Franken für sein Museum, während Zollikon 138 000 Franken bezahlt. Beide Ortsmuseen werden
von Kuratorinnen geführt, die ein
70- bzw. ein 60-Prozent-Pensum
haben. Natürlich ist Erlenbach kleiner als diese Gemeinden, doch so
unverhältnismässig
sind
die
100 000 Franken auch wieder
nicht. Skeptisch mögen den Gemeinderat frühere Animositäten
zwischen den Behörden und VVEPräsidentin Christiane Brasseur gestimmt haben. Im Interesse des eigenen Dorfes und der Sache wäre
es indes wichtig, dass beide Seiten
an einem Strang ziehen. Selbst
wenn der Souverän schliesslich die
Initiative ablehnen sollte, ist ein
Kompromiss angezeigt. Dass der
VVE im Gegenzug transparent
macht, wofür er die Gelder verwendet, ist eine Selbstverständlichkeit.
Wenn der Gemeinderat in seiner
Stellungnahme schreibt, dass Ausstellungen von öffentlichem Interesse gezielt mit einem Gemeindebeitrag unterstützt werden könnten,
ist dies immerhin ein gutes Zeichen. Der Bedarf an regelmässigen
Öffnungszeiten mag noch nicht vorhanden sein, aber mit einem gut
geführten Museum und einer spannenden Geschichtsdokumentation
wird dieser geweckt werden. «Nur
was wir kennen, lieben wir, und
nur was wir lieben, schützen wir»,
heisst es im Naturschutz – in Bezug
auf unsere Dörfer, unsere Heimat
sollte dies genauso gelten.
3
4
Küsnachter
Nr. 41
8. Oktober 2015
SPORT
«Gemeinsam auf ein Ziel hinarbeiten»
Können sie die Saison der
GCK Lions in der Nationalliga B noch retten? Die
Stürmer Marco Miranda und
Raphael Prassl sprechen
über ihre Erfahrungen, Motivation und Zukunftspläne.
Nadine Siegle
Derzeit machen es sich die GCK Lions im Tabellenkeller gemütlich. Ein
Hoffnungsschimmer sind die beiden
17-jährigen Torjäger Raphael Prassl
und Marco Miranda.
Mit hochrotem Kopf erscheinen
die beiden Stürmer der GCK Lions
zum Interview auf der KEK. Kein
Wunder: Minuten zuvor wurden sie
noch von Headcoach Matti Alatalo
übers Eis gejagt. Dass er dabei nicht
sehr zufrieden wirkte, störte die zwei
17-Jährigen nicht im Geringsten. Das
liege daran, dass sie nicht so gut in
die Saison gestartet seien, erklären
die beiden. Das Training sei aber immer intensiv, egal ob sie oben oder
unten auf der Tabelle stünden.
Derzeit sind die GCK Lions Tabellenletzte in der Nationalliga B. Woran
das liegen könnte? Für Raphael muss
die Chancenauswertung der Mannschaft besser werden: «Und wir sind
sehr offensiv, in der Defensive aber
noch nicht stark genug.» Der gebürtige Zürcher hat in sieben Spielen fünf
Tore geschossen und ist damit der aktuelle Topskorer. Marco, dem die GCK
Lions ebenfalls ein Tor zu verdanken
haben, sieht dies ähnlich. Der Dübendorfer mit der Nummer 98 auf dem
Der 17-jährige Marco Miranda ist der Jüngste auf dem Feld.
Rücken findet, das Team habe gute
Ansätze, aber sie hätten Mühe, diese
über die ganze Spielzeit zu halten. Sie
seien aber zuversichtlich.
Was die beiden motiviert, ist die
Freude am Sport. «Gemeinsam mit anderen etwas zu erreichen», ist Prassl
besonders wichtig. Miranda räumt ein,
dass Gewinnen zwar «lässiger» sei, es
gehe aber grundsätzlich darum, im
Team auf ein Ziel hinzuarbeiten.
Mehr Tempo an der U18-WM
Beide Stürmer standen bereits als Kind
auf Kufen. Raphael schlüpfte mit vier
Jahren zum ersten Mal in seine Schlittschuhe. Marco begann mit sieben Jahren über das Eis zu kurven. Heute
spielen die beiden nicht nur gemeinsam im Sturm der GCK Lions, sie be-
Fotos: N. Siegle
suchen auch dieselbe Klasse im Sportgymnasium in Zürich. Neben dem
Training und der Schule treffen sie sich
gelegentlich zum Tennisspielen oder
gehen mit Freunden weg. Das sei aber
eher «off-season». Während der Saison trainiert das NLB-Team der GCK
Lions mehrmals wöchentlich. «Ich lege
auch gerne einmal am Nachmittag ein
Schläfchen ein», gesteht Miranda, das
jüngste Mitglied der Mannschaft.
Raphael und Marco waren zusammen an der U18-Weltmeisterschaft,
die diesen Frühling in der Schweiz
stattfand. Prassl: «Das war cool. Da
herrschte ein höheres Tempo in den
Spielen.» Miranda erklärt: «Das Eishockeyspiel ist völlig anders, wenn
zwei Länder gegeneinander spielen.»
Und man kenne das Team nicht so
Feiert bald seinen 18. Geburtstag: der aktuelle Topskorer Raphael Prassl.
gut, weil man in der Nationalmannschaft komplett neu zusammengewürfelt werde und mit dem eigenen Team
sonst viel intensiver trainiere.
Die Ausbildung hat Vorrang
Mit der Unfallgefahr im Eishockey
beschäftigen sich die 17-Jährigen
weniger. «Daran darfst du nicht denken. Wir sind ja geschützt», erklärt
der Topskorer mit der Nummer 81.
Marco ist froh, dass er noch nie wirklich verletzt war. «Es kommt schon
ab und zu vor, dass sich jemand verletzt», erzählen sie achselzuckend,
«aber nur eine Gehirnerschütterung,
Bänderrisse oder Ähnliches.»
Auch über ihre Zukunft machen
sich die beiden noch kaum Gedanken. Eine gute NLB-Saison hat erste
Priorität für Prassl. In drei Jahren
möchten beide zudem das Sportgymnasium abschliessen. Selbstverständlich habe jeder das Ziel, Hockeyprofi
zu werden, aber zuerst komme die
Matura. Miranda ist sich bewusst:
«Hockey kann man auch nicht bis 60
spielen.» Er wisse aber noch nicht,
was er nachher machen werde. Ihre
Prioritäten haben die beiden 17-jährigen Hockeyaner aber bereits gesetzt – in mancher Hinsicht erscheinen die Nachwuchssportler reifer als
ihre Altersgenossen.
Am Dienstag hatten Marco und
Raphael mit den GCK Lions die
Chance, in Weinfelden gegen Hockey Thurgau Punkte zu sammeln.
Das Resultat stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.
Zwei Architekten wollen den
Handballsport in Küsnacht neu aufbauen
Gute Leistung im Cup
gegen Ambrì-Piotta
Patrick Hüppi und Michael
Schubiger wollen ihre Leidenschaft Handball in Küsnacht
etablieren. Am 13. Oktober
spielt die 1. Mannschaft des
neu gegründeten Handballclubs Küsnacht im Regionalcup gegen Volketswil.
Letzte Woche stand die Partie im
Schweizer Cup gegen den NLA-Vertreter Ambrì-Piotta auf dem Programm. Man war gespannt, wie sich
die junge Mannschaft der GCK Lions
gegen diesen überstarken Gegner aus
der Affäre ziehen könnte. Die Antwort war klar: Die beste Saisonleistung, defensiv sehr beeindruckend,
die Niederlage fiel mit 1:4 im Rahmen aus. Der Führungstreffer war
Jan Neuenschwander gelungen, der
meistens in der NLA zum Einsatz
kommt. Die Chance zum 2:0 war vorhanden und zum 2:2-Ausgleich ebenfalls. Torhüter Niklas Schlegel spielte
so gut, dass er danach gleich zu den
ZSC Lions berufen wurde, weil dort
Stammtorhüter Lukas Flüeler verletzt
ist.
In der Meisterschaft gab es beim
Leader Langenthal dann aber die
sechste Niederlage im siebten Spiel.
Das klare Verdikt von 7:3 gibt das
Stärkeverhältnis richtig zum Ausdruck. Dennoch gab es Positives zu
berichten: Der norwegische Nationalverteidiger Daniel Sørvik erzielte im
Powerplay seinen ersten Treffer für
die GCK Lions. Der 17-jährige Topscorer Raphael Prassl kam zu einem
weiteren Treffer und behielt den gelben Helm für ein weiteres Spiel. Juniorentorhüter Wolfgang Zürrer kam
im letzten Drittel erstmals zum Einsatz und hielt während zwanzig Minuten seinen Kasten rein.
Am Samstag gastiert das Walliser
Team Red Ice aus Martigny auf der
KEK, das sich in der Spitzengruppe
festgesetzt hat. Da werden die Trauben für das Tabellenschlusslicht GCK
Lions auch wieder hoch hängen.
Hanspeter Rathgeb
Philippa Schmidt
Letztes Jahr hatten Patrick Hüppi und
Michael Schubiger mit den HandballWölfen bereits die Küsnacht Schulkinder mit dem Handballfieber infiziert,
nun sind sie dabei, ein Angebot für alle Bevölkerungsschichten aufzubauen.
Bereits 50 Kinder spielen in den
drei
Junioren-Mannschaften
des
Handballclubs Küsnacht. Doch die
zwei Vorstandsmitglieder Hüppi und
Schubiger sehen Potenzial für 150 bis
200 Kinder. Derzeit spielen die Kids in
drei U9- bis U13-Teams. In diesen Altersklassen spielen die Geschlechter
übrigens noch gemeinsam. «Bald können wir dann schon U15-, U17- und
U19-Mannschaften anbieten», gibt Patrick Hüppi einen Ausblick. «Wir wollen Breitensport anbieten für Jungen
und Mädchen», erläutert Schubiger
die Pläne des Handballclubs. Die Erfahrungen, die der Handballclub Küsnacht bis anhin auch mit dem freiwilligen Schulsport, den Handball-Wölfen, gesammelt hat, sind ermutigend.
«Ich habe einen Buben in der Mannschaft, der explodiert fast im Training», erzählt Hüppi lachend. Die Kinder seien happy, wenn sie sich auspowern könnten – und viele Eltern auch.
Der ganze Körper werde im Handball
gefordert und es sei ein Teamsport.
Hoch hinaus soll es bei der 1. Mannschaft des HC Küsnacht im Cup und bald auch in der Meisterschaft gehen.
«Im Handball hat man viel Kontrolle
über den Ball, da man ihn mit der
Hand führt», erläutert Schubiger und
fügt an, dass wohl deswegen viele Manager und überhaupt Akademiker diesen Sport ausübten. Hüppi erinnert
sich, dass sein Nachbarsbub, der im
Gymi war, Handball spielte. Für seinen Vater sei danach klar gewesen,
dass er auch Handball spiele. Die beiden Vorstandsmitglieder wissen denn
auch, wovon sie sprechen. Beide
spielten in den 80ern und 90ern in
der Nationalliga A bei Amicitia und
GC Zürich. Während Schubiger auch
in der Nationalmannschaft spielte,
übernahm Hüppi das Präsidium von
GC.
Küsnachter Wölfe gegen Volketswil
Kontakte aus dieser Zeit helfen den
beiden Architekten nun beim Aufbau
des Handballclubs Küsnacht. «Es gibt
keinen Verein ohne gute erste Mannschaft», betont Michael Schubiger.
Entsprechend sprachen sie alte Handballkollegen von damals an, aber fanden auch junge, hochklassige Spieler
aus der Region, etwa David Parolo,
Beat Rellstab, Simon Maurer, Reto
Widmer und Gian Riffel, um nur einige Namen zu nennen, die man in der
Handballszene kennt. Seit dieser Saison spielt die 1. Mannschaft aus Küsnacht in der 4. Liga, doch Schubiger
und Hüppi hoffen auf einen baldigen
Aufstieg. Sie könnten sich sogar einen
Aufstieg bis in die 1. Liga vorstellen.
«Wenn wir aufsteigen, gründen
wir eine zweite Mannschaft für die Älteren», verspricht Patrick Hüppi
schmunzelnd. Um Aufstiegschancen
zu haben, müssen sich die Küsnachter
Handballer allerdings erst noch beweisen. Am Dienstag, 13. Oktober,
spielen die Wölfe, wie sie sich nennen,
in der Turnhalle Allmendli in Erlenbach. Dann treten sie im Regionalcup
gegen die 2.-Liga-Mannschaft aus Volketswil an. Fans und Interessierte
sind herzlich willkommen.
Auch wenn sie sich als Verein für
die ganze Region verstehen, würden
die beiden Küsnachter Hüppi und
Schubiger eigentlich lieber in Küsnacht spielen. «Die Heslihalle hat lei-
F: zvg.
der nicht die richtigen Masse für
Handball», bedauert Schubiger. Erlenbach, Zumikon und Herrliberg hätten
alle eine bessere Halle als Küsnacht.
Um mit den Kindern zu trainieren,
reicht die Turnhalle im Heslibach allerdings und für Spiele nutzen die
Handballer die Turnhalle Allmendli in
Erlenbach. Da bleibt nur zu hoffen,
dass die Wölfe am 13. Oktober auch
den richtigen Biss haben. Am 15. November richtet der Handballclub übrigens bereits sein zweites Turnier für
Kinder in Küsnacht aus.
Wie attraktiv Handball ist, zeigte
sich prompt daran, dass sich eine interessierte Tischnachbarin nach dem
Gespräch mit der Journalistin in einem Küsnachter Café an Hüppi und
Schubiger wandte. Ihre Tochter spiele
mangels Handballclub in einem Club
ausserhalb, würde sich aber sicher
für den neuen Küsnachter Club interessieren.
13. Oktober, 20.30, Handballclub Küsnacht – Volketswil, Turnhalle Allmendli,
Erlenbach. Der Eintritt ist frei. Infos:
www.hckuesnacht.ch.
GCK Lions – Red Ice Martigny, Samstag,
10. Oktober, 17 Uhr, KEK.
KULTUR / AKTUELL
Küsnachter
Nr. 41
8. Oktober 2015
5
Cello und Orchester in vollkommener Harmonie
Vergangenen Donnerstag
spielte das Jugend Sinfonieorchester Zürich in Zollikon. Mit Werken von Honegger, Saint-Saëns und
Dvorák begeisterten die Jugendlichen das Publikum.
Die Cellistin Charlotte Wieser war als Solistin zu Gast.
Nadine Siegle
Klassische Musik, Sinfonie und Partitur sind für viele Jugendliche ein
Fremdwort. Nicht so für die Jungtalente des Jugend Sinfonieorchesters
Zürich. Die rund 70 Musikerinnen
und Musiker sind zwischen 14 und
24 Jahre alt und als Orchester sehr
erfolgreich. Da spielt es keine Rolle,
dass das Publikum im Durchschnitt
mehr als doppelt so alt ist.
Das preisgekrönte Orchester, das
seit diesem Sommer unter der musikalischen Leitung des Wallisers David
Bruchez-Lalli steht, reiste schon
durch die ganze Welt. Ihre Tourneen
führten die Jugendlichen neben zahlreichen europäischen Ländern bereits nach Südkorea, Japan, Kanada,
Argentinien, Südafrika und in die
Vereinigten Staaten. Deshalb flossen
die Einnahmen des diesjährigen Konzerts in Zollikon auch in das «Reisekässeli» des Orchesters, das in Kürze
wieder auf Tournee geht. Das Repertoire des JSOZ beinhaltet Orchesterliteratur von Barock, Klassik, Romantik bis hin zu Uraufführungen zeitgenössischer Komponisten.
Bereits zum 16. Mal organisierte
der Kiwanis Club Zollikon nun ein
Konzert des Jugend Sinfonieorches-
Charlotte Wieser in ihrem Element.
Dieses Jahr hat David Bruchez-Lalli die musikalische Leitung des JSOZ übernommen.
ters Zürich im Gemeindesaal Zollikon. Es standen Werke von Arthur
Honegger, Camille Saint-Saëns und
Antonín Dvorák auf dem Programm.
Die 21-jährige Charlotte Wieser spielte das Violoncellosolo. Die Luzernerin
hat bereits mehrere Musikwettbewerbe gewonnen und war selbst vier
Jahre Mitglied im Jugend Sinfonieorchester Zürch, damals unter der Leitung von Massimiliano Matesic.
Expresszug aus den Anfängen des 20.
Jahrhunderts wiederfanden.
Mit der Sinfonie Nr. 8 von Antonín
Dvorák – 1890 in Prag uraufgeführt –
präsentierten die Jugendlichen eine
reiche orchestrale Farbpalette. Beginnend mit einem Vogelmotiv dargestellt
von einer Flöte bis hin zu Trompetenfanfaren zur Einleitung des vierten
Satzes. Als sich die Geigerinnen anlächelten, während sie die Bögen ansetzten und sich gemeinsam im Takt mit
ihren Instrumenten wiegten, schwappte die Leidenschaft der jungen Musiker
auch auf den letzten Zuhörer über.
Klänge einer Lokomotive
Mit dem sinfonischen Satz «Pacific
231» von Arthur Honegger begann das
Konzert mit einer musikalischen Eisenbahnfahrt. Das 1924 in Paris uraufgeführte Werk schickte das Publikum
auf die Fahrt in einer Pacific-Dampflokomotive. Die Lokomotivgeräusche
waren derart realitätsnah, dass sich
die Zuhörer bereits nach wenigen Takten unweigerlich in einem ruckelnden
Ein musikalischer Dialog
Den Höhepunkt des Abends stellte das
Cello-Konzert Nr. 1 a-Moll op. 33 von
Camille Saint-Saëns mit dem Solo der
Cellistin Charlotte Wieser dar. Im
1872 komponierten Cellokonzert kommen sämtliche Facetten des Violoncel-
Schiesssport: Blind ins Schwarze treffen
An den nationalen Titelwettkämpfen
der 10-Meter-Gewehrschützen, die am
vergangenen Wochenende in Bern
stattfanden, gewann die für die Sportschützen Küsnacht startende, sehr
stark sehbehinderte Claudia Kunz ihren ersten Schweizer-Meister-Titel bei
den Blinden- und sehbehinderten
Schützen. Das von ihr erzielte Ergebnis von 603,6 Punkten bedeutet
gleichzeitig neuen Schweizer Rekord.
Aus Anlass des 10-jährigen Bestehens des Blinden- und Sehbehindertenschiesssports in der Schweiz hat
das «SwissTeam VI-Shooting» die Organisation der Finals des 30. dezentralen Österreichcups übernommen.
An den Finalwettkämpfen in Küsnacht werden am 19. März 2016
Startet für die Sportschützen Küsnacht: Claudia Kunz-Inderkummen
aus Uster und ihr Trainer Heinz
Reichle aus Wettingen.
Foto: zvg.
nebst Breitensportlern auch einige
der weltbesten Schützinnen und
Schützen aus dem Blindenschiesssport erwartet.
Die Organisatoren freuen sich,
wenn möglichst viele Interessierte
den Anlass besuchen und einen Einblick in die Möglichkeiten von blinden und sehbehinderten Sportlern
erhalten können. Auf dem Internetportal «I believe in you» wurde dazu
ein Crowdfunding-Projekt gestartet.
Es wird Geld gesammelt, um die Unterkunft und Verpflegung der Gäste
während des Turniers in Küsnacht zu
finanzieren. (e.)
Crowdfunding:
www.ibelieveinyou.ch/
ibiy/src/#!/projectdetail/5094/am-finale-in-kuesnacht-blind-ins-schwarze-treffen
Junge SVP Kanton Zürich traf sich in Männedorf
Der Wahlkampf neigt sich langsam,
aber sicher dem Ende zu. Die Junge
SVP Kanton Zürich läutete den letzten, aber wohl wichtigsten Wahlkampfabschnitt mit einem Buurezmorge auf dem Panoramahof Boldern in Männedorf ein. Über hundert
Gäste erfreuten sich ab dem reichhaltigen «Zmorgebuffet» und freuten
sich auf ein spannendes Programm.
Marc Wachter, JSVP-Nationalratskandidat (Zumikon) und Organisator,
eröffnete den offiziellen Teil. Nach
ihm reihten sich Pascal Theiler, Patrick Walder, Benjamin Fischer und
Martin Hübscher in die Rednerliste
ein. Die vier Nationalratskandidaten
äusserten ihre Gedanken zur nächsten Legislatur und befanden einstimmig, dass es am 18. Oktober mehr
JSVP/SVP braucht. Nach den Reden
wurde dann das von der Jungen SVP
eigens produzierte Video präsentiert,
das kurz nach Veröffentlichung auf
Facebook mehr als 100 000 Leute erreichte.
Bei Kaffee und Kuchen wurde
dann noch bis in den Nachmittag
hinein über Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, de facto über Gott und die
Welt geredet und debattiert. Ein
durchaus gelungener Anlass, der hof-
fentlich zu einer etwas höheren
Stimmbeteiligung der Jugendlichen
unter 25 Jahre führen wird als bei
den letzten Kantonsratswahlen.
Marc Wachter, Junge SVP
los zum Ausdruck. Die Farben und
Reflexe des Konzerts wurden unterstrichen durch Wiesers Gefühl: Mit geschlossenen Augen versank sie in einen innigen Paartanz mit ihrem Cello.
Ein Tanz, bei dem sie mit ihrem Instrument verschmolz, als ob es ein
Teil ihres Körpers wäre.
Nicht nur zur Begleitung, sondern
als gleichberechtigtes Pendant tritt das
Orchester im Cellokonzert von SaintSaëns auf. So brachte das Orchester
die Celloklänge besser zur Geltung,
ohne sich dabei selbst zurückzunehmen. Daraus resultierte ein Dialog
zwischen einem Instrument und einem ganzen Orchester. Die Worte des
englischen Komponisten Sir Donald
Francis Tovey passen dazu: «Ein Cellokonzert, in dem das Solo-Instrument, ohne die geringste Gefahr vom
Orchester übertönt zu werden, alle
seine Klangregister ausspielen kann.»
Marc Wachter aus Zumikon.
F: zvg
Technische Präzision ist wichtig.
Zumiker Sparprogramm
geht in die zweite Runde
Gemäss Voranschlag
schliesst die Gemeinde
Zumikon 2016 erneut im
Minus. Immerhin wird ein
positiver Geldfluss erreicht
und daher vorerst keine
Steuererhöhung geplant.
Der Gemeinderat von Zumikon hat
weiter am Finanzprogramm 2015+ herumgeschraubt. Dadurch würden sich
dauerhafte Verbesserungen von jährlich 0,316 Millionen Franken ergeben,
schreibt er in einer Mitteilung. Im Vorjahr konnte man im Rahmen dieses
neuen Sparprogramms bereits dauerhafte Einsparungen in der Höhe von
850 000 Franken umsetzen.
«Sowohl der Vergleich der Betragshöhe zu den vorjährigen Einsparungen
als auch die Inhalte der neuen Massnahmen zeigen, dass es jedes Jahr
schwieriger wird, weitere Einsparungsmöglichkeiten zu finden», mahnt
der Gemeinderat. Zu den wichtigsten
Sparmassnahmen gehören unter anderem die Kürzung der Kinder-/Jugendförderung bei Sportvereinen, die
Strukturbereinigung der Schulverwaltung und der Verzicht auf das Energiestadt-Label.
2016 keine Steuerfusshöhung
Der Buurezmorge fand Anklang.
Fotos: Nadine Siegle
Insgesamt konnte damit der Aufwandüberschuss gegenüber dem Vorjahr
nochmals reduziert werden. Es sei
aber weiterhin nicht möglich, einen
ausgeglichenen Voranschlag zu präsentieren, heisst es in der Mitteilung
weiter. Der Aufwand für das Jahr 2016
wird auf 72,61 Millionen Franken ver-
anschlagt (2015: 73,88 Mio.), der Ertrag auf 67,98 Millionen Franken
(2015: 68,15 Mio.), woraus sich ein
Aufwandüberschuss von 4,63 Millionen Franken (2015: 5,73 Mio.) ergibt.
Neben den Sparbemühungen ist
der Rückgang auf der Aufwandseite
mit der Reduktion der Finanzausgleichszahlungen um rund 0,9 Millionen Franken zu erklären. Ansteigend
sind hingegen die Ausgaben für die
Sonderschulung sowie die Abschreibungen.
Auf der Einnahmenseite wurde die
Basis für die Steuereinnahmen (100%,
Einfache Staatssteuer) auf 54,6 Millionen Franken (Vorjahr 54,0 Mio.) erhöht. Dies aufgrund der Vorjahreszahlen und der positiven Entwicklung bei
den Steuereinnahmen. Für die enormen Kostensteigerungen der letzten
Jahre seien vor allem nicht beeinflussbare externe Faktoren und die Höhe
der Abschreibungen verantwortlich.
Trotzdem sieht der Gemeinderat für
2016 keine Steuerfusserhöhung vor.
Die geplanten Einsparungen sowie die
positive Cashflow-entwicklung würden
dazu beitragen.
Auf der Investitionsrechnung belaufen sich die Nettoinvestitionen im
Verwaltungsvermögen für 2016 auf
12,35 Millionen Franken (2015:
21,22 Mio.). Die wesentlichen Positionen sind die Ableitung ARA und der
Ausbau ARA KEZ (3,09 Mio.) sowie
der «Ersatz Anlage Wärmeverbund»
(2,40 Mio.)). Die Lage bleibt angespannt; um einen ausgeglichenen Finanzhaushalt zu erreichen, sind auch
in den nächsten Jahren Optimierungen geplant und eine Steuererhöhung
nicht ausgeschlossen. (pd./aj.)
6
Küsnachter
Nr. 41
8. Oktober 2015
Stadt Zürich
AKTUELL
Die Kosten beim Bauen werden gesenkt
standards für Büroarbeitsplätze will
der Stadtrat im Portfolio der Verwaltungsbauten den Flächenverbrauch,
nicht aber die Arbeitsplatzqualität reduzieren. Über alle Portfolios gerechnet wird auf diese Weise in den
nächsten fünfzehn Jahren eine Kostenminderung von geschätzten 80
Millionen Franken zu erreichen sein,
so Odermatt.
Die Stadt Zürich will ihre
Kosten im Hochbau um
10 Prozent senken. In den
nächsten 15 Jahren sollen
dank verschiedener Massnahmen rund 80 Millionen
Franken gespart werden.
Vor allem die Flächen sollen
reduziert werden.
Weitere Massnahmen
Pia Meier
Die Kritik, dass die Stadt zu teuer
baut, ist immer wieder zu hören. Als
Beispiele werden Schulhäuser wie
Leutschenbach und Blumenfeld genannt. Aber auch, dass die Stadt Vorschriften strenger auslege als andere,
ist ein anhaltender Vorwurf. «Der
grösste Hebel zur Kostensteuerung
liegt bei der Bedarfsabklärung», erläuterte Stadtrat André Odermatt anlässlich einer Pressekonferenz zum
Thema Kostensenkung beim Bauen.
Dies sei das Fazit des Projekts Kostenklarheit, das er 2010 angestossen
hat. Bereits liegen dank Flächeneinsparungen, Prozessverbesserungen,
Schulungen und Lebenszyklusbetrachtung erste Kostensenkungsresultate vor.
Kostentreiber Fläche
Dass nicht Planen und Bauen die
Kosten beim Hochbau in die Höhe
treiben, sondern die Wünsche der
Departemente, die später die Gebäude nutzen, ist bekannt. Deshalb setzte das Hochbaudepartement dort an.
Beim Schulhaus Schauenberg konnten 3,5 Millionen gespart werden.
Fazit: Der grösste Kostentreiber bei
einer Bestellung ist die zu verbauende Fläche. Darum hat das Hochbaudepartement zwecks Sparen den Fokus auf mögliche Flächenreduktionen
pro Nutzungseinheit gelegt. Weniger
Fläche heisst zum Beispiel Zusammenlegen von Aufenthalts- und Gruppenräumen, kleinere Mensas dank
Verpflegung im Mehrzwecksaal und
kleinere Musikräume. In Alterszentren heisst weniger Flächen zum Beispiel kleinere Foyers, weniger Kochnischen und Hobbyräume. «Suffizienz bei den Flächen senkt die Kosten», hielt Odermatt fest. «Ziel ist es,
15 Prozent der Fläche zu streichen
und damit 10 Prozent der Kosten einzusparen.» Flächenreduktionen seien
aber auch ein wichtiger Hebel, um
die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft
beim Bauen zu erreichen. Allerdings
muss bei Flächenreduktionen zum
Beispiel in Alterszentren auch darauf
zvg.
geachtet werden, dass dies zu sinkenden Einnahmen aufgrund einer
tieferen Vermietungskategorie führen
kann.
Weitere Kostentreiber im Hochbau sind schwierige Standorte und
Ausbaustandards.
10 Prozent günstiger
Neubauten sollen künftig um 10 Prozent kostengünstiger erstellt werden,
so Odermatt. Erste Einsparungen seit
2013 in Höhe von rund 17 Millionen
Franken sind bereits erfolgt. Den
grössten Betrag dazu hat das Gesundheits- und Umweltdepartement
geleistet. Die Kosten für die geplanten Alterszentren Eichrain und Mathysweg sowie das Pflegezentrum
Bombach wurden um fast 14 Millionen gesenkt. 3,5 Millionen Franken
konnten beim Schulhaus Schauenberg eingespart werden. Mit einem
Betriebskonzept und neuen Raum-
Grosses Augenmerk wurde auch auf
die Lebenszykluskosten-Betrachtung
gelegt, weil Kosten, die über den ganzen Zyklus eines Gebäudes anfallen,
viel höher liegen als die Erstellungskosten, über die üblicherweise abgestimmt wird. Das vom Amt für Hochbauten entwickelte Berechnungstool
setzt schweizweit einen neuen Standard, betonte Odermatt. Es wird vor
allem bei strategischen Entscheidungen eingesetzt.
Die beteiligten Mitarbeiter werden
neu entsprechend geschult. Die Stadt
will den durchschnittlichen Arbeitsplatz verkleinern.
Die Stadt verwendet aber gemäss
Odermatt keine kostentreibenden
Baustandards, die über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen. Jedenfalls konnten keine gefunden werden.
Wer solche trotzdem feststellt, kann
diese im nächsten halben Jahr unter
www.stadt-zuerich.ch/kostenklarheit
melden.
Einzig in der Ökologie gehe die
Stadt über das Gesetz hinaus, weil sie
vom Volk den Auftrag fürs Energiesparen mit dem Ziel 2000-Watt-Gesellschaft erhalten habe.
Nr. 41
8. Oktober 2015
Positive Bilanz
für «Zürich isst»
Den ganzen September stand Zürich
im Zeichen von Ernährung, Umwelt
und Genuss: An vielfältigen Veranstaltungen bot sich der Bevölkerung
die Gelegenheit, sich genussvoll und
kritisch mit den Fragen einer nachhaltigen Ernährung auseinanderzusetzen. Das Stadt-Tomaten-Fest von
ProSpecieRara und das Street Food
Festival lockten bereits am ersten
Septemberwochenende Tausende Besucherinnen und Besucher an. Biovision zeigte während des ganzen Monats ihre Ausstellung «Clever», Helvetas lud in die Ausstellung «Wir essen die Welt» ein, Grün Stadt Zürich
gab in der Ausstellung «Aufgetischt.
Von hängenden Gärten und Pilzgaragen» Einblicke ins urbane Gärtnern.
Auch Jugendlichen wurde einiges geboten wie die «Political Kochdebatte». Die Organisatoren, Umwelt- und
Gesundheitsschutz Zürich und die
Stiftung Mercator Schweiz, fanden
die Veranstaltungen sehr wertvoll.
(pd./pm.)
48 Menschen ertrunken
Ende September ist der Abschluss
der Badesaison. Die Schweizerische
Lebensrettungs-Gesellschaft
SLRG
zieht Bilanz und zählt 48 Ertrinkungsopfer. Davon ereigneten
sich 24 in Seen, 22 in Flüssen und 2
in Badeanstalten. Unter den Opfern
befanden sich 38 Männer, 4 Frauen
und 6 Kinder. Das sind 21 mehr als
2014. Zusammen mit ihrem neuen
Hauptpartner Visana will die SLRG
die Bevölkerung sensibilisieren. (pd.)
ANZEIGEN
Hundeschule
SKN (Sachkundenachweis)
Hundebetreuung
(keine Zwingerhaltung)
Karin Lamprecht
www.day-dogs.com
Bergholzweg 12
8123 Ebmatingen
079 405 35 55
STELLEN
Unterstützung Haus und
Garten, Fahrdienste
Hr. Castillo (ESP, 45 J.) unterstützt Sie in
Haus (schwere Arbeiten, Reparaturen,
Unterhalt) u. Garten oder als Fahrer. Auf
Anfrage wohnt Hr. Castillo ev. bei Ihnen
im Haus. CH-Referenzen und B-Bewilligung vorhanden. Herr Castillo spricht
erst wenig Deutsch, lernt jedoch schnell.
Bei Interesse oder für Auskünfte:
078 703 95 20 (Frau Bodmer)
Auf einen Blick
Bäckerei-Konditorei
Kehrichtabfuhr/ Tankstelle
Von Burg, Allmendstrasse 4
Küsnacht
044 910 42 75
Rudolf Günthardt AG, Seestrasse 89
Küsnacht
044 914 70 80
Gipser- und
Stukkaturgeschäft
Messerschmied/Stahlwaren
Rasenmäher/Schleiferei
Mario Cunti, Gartenstr. 21
Küsnacht
044 910 18 16
M. Kürsteiner, Langägertenstr. 3
Seit 1952, Zollikerberg 044 391 62 62
Teppiche/Parkett
Vorhänge/PVC-Beläge
Umzüge
Hausräumungen
Schmidli Innendekoration, Drusbergstr.
18, Erlenbach
044 910 87 42
Rudolf Günthardt AG, Seestrasse 89
Küsnacht
044 914 70 80
7
Für Ihre Eintragungen
in unserer Rubrik
«Auf einen Blick»:
Frau H. Haltiner
berät Sie gerne.
Telefon 044 910 88 26
8
Stadt Zürich
Nr. 41
8. Oktober 2015
AKTUELL
Auf den Spuren der Stadtfüchse
Stadt legt erweiterten Bericht
«Stadtverkehr 2025» vor
Lernen Schritt für Schritt –
so lautete das Motto des
diesjährigen Lernfestivals in
Zürich-Hottingen. Unter der
Leitung des neuen Wildhüters, Fabian Kern, verfolgten Quartierbewohner die
Spuren der Stadtfüchse.
Ein Kommando, schon streift der
Hund des Wildhüters los und wird
tatsächlich nach kurzer Zeit fündig.
Im dichten Buschwerk in einer Parkanlage mitten im Quartier macht er
einen Fuchsbau aus. Ein übrig gebliebenes Beutestück – eine Lebensmittel-Plastikverpackung – beweist,
was Wildhüter Fabian Kern in seinem Referat vor der Pirsch ausgeführt hat: Dem Fuchs gefällt es in der
Stadt, er hat sich angepasst und nutzt
das reichliche Futterangebot.
Die «Rückeroberung»
In der Stadt Zürich lebt eine grosse
Population von Füchsen. Sie haben
sich dieses Territorium, um mit
Franz Hohler zu sprechen, zurückerobert. Nicht selten gründen Füchse
zusammen mit Dachsen, die begnadete Baumeister und reinliche Tiere
sind, eigentliche Wohngemeinschaften. Die meiste Zeit leben die Füchse
unbemerkt unter Menschen. Aber
nicht immer verläuft das Zusammenleben reibungslos – hie und da
kommt es zu Verwüstungen, Sachbeschädigungen und Belästigungen –,
dann wird der Wildhüter zur Hilfe
gerufen. Zeitweise hatte Wildhüter
Kern in seinem Revier fünf bis zehn
Meldungen pro Tag von Anwohnern,
zu sind: Beteiligung an einem Forschungsprojekt zur urbanen Güterlogistik, Optimierung von Güterumschlagsflächen und Förderung der
Elektromobilität im Taxi- und Gewerbeverkehr.
In den Aktionsplan Stadtverkehr Zürich wurden sechs
neue Massnahmen aufgenommen, unter anderem
zum Gewerbeverkehr. Die
Frequenzen des Veloverkehrs haben im Vergleich
zum Vorjahr zugenommen.
Wildhüter Fabian Kern erläuterte den Umgang mit Füchsen.
die sich durch Füchse gestört fühlten.
«Sie gehen manchmal in die Gärten
und bringen etwa die Blumenrabatten durcheinander.» Ebenfalls durchwühlen sie laut Kern den Kompost
oder klauen Schuhe und Spielzeug.
Fabian Kern ist seit Juli dieses
Jahres Wildhüter und unter anderem
zuständig für das Quartier Hottingen.
Er hat Verständnis für die Sorgen
und Anliegen der Stadtbewohner,
und zwar für die der zwei- wie auch
der vierbeinigen. «Wildtiere sind niemals ‹herzig›», gibt er jedoch zu bedenken. Er plädiert für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Tieren: Füchse sollten auf keinen Fall
gefüttert werden. Eine Fähe, die einmal an einem Ort gefüttert wurde,
wird ihre Jungtiere umgehend wieder an diese Stelle führen. Besser ist
es, Füchse durch Lärm und Duftmarken, zum Beispiel mittels in Essig getränkten Lappen in einer alten PETFlasche, zu vertreiben.
Foto: zvg.
Richtiger Umgang
mit dem Fuchs
• Füchse keinesfalls füttern.
• Füchse aus dem Garten verscheuchen, die Anzeichen von
Zahmheit zeigen.
• Wildtiere wie Füchse gehören
nicht in menschliche Wohnungen.
• Lebt ein Fuchs im Garten, sollte
der Wildhüter gerufen werden.
Die Zürcher müssen sich wohl
oder übel mit dem Fuchs arrangieren. Man braucht jedoch keine Angst
vor ihnen zu haben, denn, so Fabian
Kern: «Sie greifen Menschen nur an,
wenn sie sich extrem bedroht fühlen.» Dies sei aber praktisch nie der
Fall. Und: «Auch gefährliche Krankheiten wie Tollwut oder Räude übertragen Füchse derzeit in unserer Region nicht.» (pd.)
Pro Velo ist unglücklich
Fokus Gewerbeverkehr
Nach wie vor gilt, dass das Übergangsziel von plus 10 Prozentpunkten von öV, Fuss- und Veloverkehr
am Gesamtverkehr bis 2025 äusserst
ehrgeizig sei, findet die Stadt. Zudem
bedinge die Umsetzung einiger Projekte ein abgestimmtes Vorgehen
zwischen Bund, Kanton und Stadt,
sowohl in politischer als auch finanzieller Hinsicht. Diese Aussagen sind
mit dem Hintergrund der 2011 in der
Gemeindeordnung
verankerten
«Städteinitiative» wohl vor allem politisch bedingt. Kein Wunder, reagiert
Pro Velo mit gemischten Gefühlen auf
den städtischen Aktionsplan. Der Bericht zeige erfreulicherweise eine
deutliche Zunahme des Veloverkehrs
und gebe deshalb Grund zur Freude.
Doch der Lobbyverband für Velos
ortet auch Defizite: Die Aufteilung
des Platzes unter den Verkehrsteilnehmern sei nicht gottgewollt, sondern einzig und allein eine Frage der
Priorisierung. Und solange sich bei
dieser Priorisierung nichts bewege,
bleibe die Veloförderung Flickwerk,
obwohl das Zürcher Stimmvolk klar
gesagt habe, was für eine Priorisierung es sich wünsche. Nämlich eine
andere als bisher. (pd./ls.)
Neu als Schwerpunkt in den Aktionsplan aufgenommen wurde der Gewerbeverkehr. Die Massnahmen hier-
Der Bericht 2014 zum Stadtverkehr 2025
steht im Internet zum Herunterladen bereit.
Zum dritten Mal legt der Stadtrat einen Jahresbericht zur Umsetzung
des Programms «Stadtverkehr 2025»
vor. Rund die Hälfte der Indikatoren
im Bericht ist mit neuen Zahlen unterlegt. Der Indikator für Strassenlärmsanierung stagniert: Hier sind
fast
alle
Tempo-30-Verfügungen
durch Einsprachen blockiert. In anderen Bereichen wurden Fortschritte
erzielt, beispielsweise bei der Qualität des öffentlichen Raumes (Sechseläutenplatz) oder dem Angebot und
der Attraktivität des Fuss-, Velo- und
öffentlichen Verkehrs. Um 14 Prozent
gegenüber dem Vorjahr haben die
Velofrequenzen zugenommen. Diese
Steigerung steht vor allem im Zusammenhang mit mehr Schönwettertagen. Aber auch an Tagen mit schlechtem Wetter wurde mehr Velo gefahren. Leider stiegen auch die Unfallzahlen bei den Velofahrerinnen und
Velofahrern, wie die Stadt in einer
Mitteilung schreibt.
ANZEIGEN
KLEINANZEIGEN
Wohnungen
4- bis 5-Zi.-Wohnung gesucht, Enge/Wollishofen, von symp. Familie. 079 562 77 34
Wohnungen
Küsnacht. Gesucht von älterem Ehepaar
3½-Zimmer-Wohnung, Parterre oder 1. Stock.
Zins bis max. Fr. 1800.–
Telefon 044 910 45 08
KLEINANZEIGEN
Diverses/Wohnungen
Parkett, Eiche lackveredelt, Nutzschicht
4 mm, verlegt für nur Fr. 44.– per m².
10 Jahre Garantie.
Adriano Zeller, 079 215 25 77
Kleinanzeigen kosten pro Doppelzeile Fr. 20.-. Chiffrezuschlag Fr.
5.- Bargeld beilegen und mit dem Coupon einsenden an: Lokalinfo
AG, «Kleinanzeigen», Buckhauserstr. 11, 8048 Zürich. Diese Inserate
sind nur für private Anbieter. Aufträge, die bis Freitag, 10.00 Uhr,
bei uns eintreffen, erscheinen in der nächsten Ausgabe. Den Text
bitte in Blockschrift ausfüllen (pro Feld 1 Buchstabe, Satzzeichen oder
Wortzwischenraum).
❏ Freizeit/Ferien
❏ Unterricht/Kurse
❏ Fitness/Gesundheit
❏ Musik/Unterhaltung
❏ Diverses
❏ Fahrzeuge
Name/Vorname:
Strasse:
PLZ/Ort:
Telefon:
❏ Wohnungen
❏ Möbel/Antiquitäten
Stadt Zürich
Nr. 41
8. Oktober 2015
9
ZÜRICH INSIDE
Ursula Litmanowitsch
E-Mail: [email protected]
Gemeinsam mit Karl Spoerri leitet Nadja Schildknecht das Zurich Film Festival bereits im elften Jahr.
Foto: zvg.
Festlich gekleidet trat Anastasia Kiefer auf den grünen Teppich des ZFF.
Züri-VIPs wie Hollywoodstars
auf dem grünen Teppich
Beim glanzvollen Abschluss des Zurich Film Festival im Opernhaus war
auch für die geladene Zürcher Prominenz grosses Kino angesagt. Auf
dem grünen Teppich defilierten Stars
aus Wirtschaft, Politik und Kultur.
Während zweier Wochen stand
die Limmatstadt ganz im Zeichen
Hollywoods. Kreischalarm gabs unter anderem für Teenieschwarm Liam Hemsworths oder Filmbösewicht
und
Oscarpreisträger
Christoph
Waltz, der in Zürich am Schauspielhaus 1982 die Rolle des« Amadeus»
spielte. Sein Bruder Martin Waltz
wohnt in Zürich. Bezaubernd auch
die in Zürich Wipkingen lebende
hochtalentierte Jeanne Werner. Erst
gerade an der ZHdK ausgebildet,
spielt sie im Sekten-Thriller «Colonia» eine Rolle mit starker Ausstrahlung.
Im internationalen Wettbewerb
begeisterte der atemberaubende und
spannende Plot von «Nichts passiert» des Zürchers Micha Lewinsky,
der leider nicht mit einem «Golden
Eye» honoriert wurde. Eigentlich
nicht nachvollziehbar.
Begeistert haben auch der authentische Auftritt von Arnold
ANZEIGEN
Schwarzenegger oder des Regisseurs Anton Corbijin, der im Streifen «Life» die Geschichte über die
Freundschaft zwischen James Dean
und dem Fotografen Dennis Stock
feinsinnig nacherzählt.
Anton Corbijin war Gast an der
Party von Nespresso, einem neuen
Partner des ZFF. Die Nespresso-Direktoren Patrick Th. Onken und
Philippe Rime luden dazu mit den
Spitzenköchen Christian Nickel und
Patrick Mahler vom Park Hotel Vitznau (1 Michelin-Stern, 16 Gault-Millau-Punkte) ins «Flux Laboratory»
ein. Dies war gleichzeitig auch als
Auftakt zu den Nespresso-GourmetWochen (ab 25. Oktober) gedacht.
Eine nette Geste kam auch vom
Hotel «Opera Ambassador». Dort
wurden zu Beginn des ZFF auf der
Dachterrasse an Geladene kulinarische Köstlichkeiten gereicht.
Ein gesellschaftlicher Höhepunkt
im Rahmen des Zurich Film Festivals
waren indes zweifelsohne die exklusiven Anlässe der Uhrenmanufaktur
IWC mit der Vergabe eines Preises
an den Zürcher Filmer Michael Steiner oder die rauschende Party von
Tommy Hilfiger im «Razzia».
Musiker, Schauspieler und Werbeikone Carlos Leal trägt Bart.
Rechtsanwalt und Nightlife-König Marc Blickenstorfer zusammen mit
Katja Weber (Frau Gerolds Garten).
Assortierte Schuhe: Gastro–Unternehmer Rolf Hiltl, Gattin Marielle.
Eric Tveter, CEO Cablecom, Gattin
Terry Anne und Sohn Ryan.
Opernhaus-Chef Andreas Homoki, Gattin Aurelia, Sohn Alexander.
Förderpreisträger Michael Steiner
mit Gattin Minerva.
Alberto Venzago und Julia Fokina.
10
Küsnachter
Nr. 41
KULTUR / AKTUELL
8. Oktober 2015
«Wie zwei enge Freundinnen»
Im Rahmen der Vortragsreihe «Küsnachterinnen und
Küsnachter, die etwas zu sagen haben» gestalteten die
Literaturwissenschaftlerin
Gunhild Kübler und das Küsnachter Bibliotheksteam einen hoch interessanten Leseabend im Höchhus.
blikum nahe zu bringen? Dass dazu
niemand berufener ist als Gunhild
Kübler, die in Küsnacht ansässige
Literaturwissenschaftlerin,
zeigte
schon der Aufmarsch interessierter
Lyrikliebhaber(innen): Die Bibliothek
war an einem ganz gewöhnlichen
Mittwochabend gerammelt voll.
«Eine Schwester im Geiste …»
Annemarie Schmidt-Pfister
Wie gestaltet man einen Abend um
Emily Dickinson, diese «grosse Einsame», zu deren Leben Verzicht und
Verstecktsein unabdingbar gehörten,
wie Literaturkritikerin Iris Radisch es
einst ausdrückte?
Dickinson stammt aus Amherst,
Massachusetts, USA – aus dem bigottesten, puritanisch geprägten Osten
Amerikas, wo Mitte des 19. Jahrhunderts Charles Darwin die «Entstehung der Arten» veröffentlichte und
mit dieser «Beleidigung des göttlichen Schöpfergedankens» weithin
auf Empörung und Ablehnung stiess.
Die 1830 geborene Tochter aus angesehener Anwaltsfamilie wuchs in einem wohlsituierten, streng religiös
geprägten Elternhaus auf, dem sie
schon bald rebellierend mit Spott und
Trotz begegnete, dem sie gleichzeitig
aber nicht nur eine erstklassige Schulung und Bildung verdankte, sondern
auch Zugang zu Büchern, zu einer
täglichen Fülle von Journalen, Magazinen und literarischen Essays und
zu einem ebenso gebildeten wie anregenden Gäste- und Freundeskreis.
Kurz: Zugang zur grossen Welt.
Schon bald entstanden erste tagebuch- und briefartige Gedichte, die
sie auf Einkaufs- und Notizzettel
schrieb und in Schubladen und Schatullen versteckte. Dort blieben sie für
lange Zeit, nicht nur den Augen des
APROPOS . . .
Gunhild Kübler brachte dem Publikum Emily Dickinson näher.
Vaters verborgen, dessen Häme und
Ablehnung Emily fürchtete, sondern
auch einer weiteren Öffentlichkeit
unzugänglich.
Über 1700 Gedichte
Dass die Dichterin dennoch schon in
jungen Jahren mit der Veröffentlichung liebäugelte, ist anzunehmen:
«Leben meine Verse?» wollte sie vom
bekannten Publizisten und Frauenrechtler Thomas Wentworth Higginson wissen, dem sie einige ihrer Poeme vorlegte.
Als dieser mit Skepsis und Kritik
reagierte, muss Dickinson den Gedanken an Veröffentlichung endgültig
von sich geschoben haben. Zwar
sandte sie etwa vierhundert Verse in
Briefform an Bekannte und Freunde,
Foto: asp.
doch publiziert wurden zu ihren Lebzeiten nicht mehr als zehn Gedichte.
Was für ein Aufsehen daher, als
Schwester Vinnie nach Emilys Tod in
einer Truhe auf vierzig Notizbücher
stiess, eng beschrieben mit über
1700 Gedichten – ein literarischer
Schatz! Es war der Beginn des weltweiten Ruhms: Heute ist Emily Dickinson eine der angesehensten und
einflussreichsten Lyrikerinnen nicht
nur in Amerika, sondern auch in vielen andern Ländern mit Übersetzungen von Italien bis Japan und von
Frankreich bis China.
Womit wir zurück wären bei der
Eingangsfrage, wie man einen Dickinson-Abend gestaltet bzw. wie
man es zustande bringt, Emily Dickinson dem deutschsprachigen Pu-
«Dass wir uns trafen, war eher zufällig», erzählt Kübler. «Als ich vor fünfzehn Jahren in einer Lesegruppe mit
Dickinson in Berührung kam, ahnte
ich noch nicht, dass ich mich nicht so
schnell wieder von ihr trennen würde.» Auch ob sie es denn überhaupt
noch «mit der Lyrik habe», war Gunhild Kübler am Anfang nicht klar –
seit dem Studium hatte sie sich nämlich kaum noch damit befasst. Sie
«hatte es» aber durchaus noch mit
ihr, wie sich schnell zeigen sollte –
und wie! Als Resultat dieser Liaison
liegt der soeben im Hanser-Verlag erschienene, sorgfältig edierte zweisprachige Band «Emily Dickinson –
Sämtliche Gedichte» vor.
1789 Gedichte sind es, um genau
zu sein. Gunhild Kübler übertrug sie
nicht nur ins Deutsche, sie hat sie
vielmehr kongenial «nachgedichtet».
«Eine Schwester im Geiste» nannte
der Kritiker des Deutschlandfunks
die Übersetzerin, die den Gedankenraum der Dichterin scheinbar mühelos erfasse und in die eigene Sprache
verwandle: «Dichterin und Übersetzerin wirken wie zwei enge Freundinnen.» In diesem Falle ist die
Freundschaft aufs Schönste für die
Lyrikliebhaber und Dickinson-Fans
fruchtbar geworden – der Abend
weckte Lust aufs Lesen!
Emily Dickinson: Sämtliche Gedichte.
Zweisprachig, Carl Hanser Verlag. 1403
Seiten im Dünndruck. ISBN 978-3-44624730-7. Übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Gunhild Kübler.
Philippa Schmidt
Regensburg oder Regensberg? Ein
Tippfehler auf zwei Informationstafeln – eine beim Coop und eine gegenüber der Post – hat in Küsnacht
für Aufregung gesorgt. Ein Fehler,
der den Küsnachter Heinz Eggimann dazu motiviert hat, einen Leserbrief («Küsnachter», 17. September 2015) zu schreiben, in dem
er fragt: «War es etwa Regensberg?» Dass das Geschlecht der Regensberger im Hochmittelalter sei-
Eine Mittelalterposse
nen Sitz auf der Wulp hatte, lernen
Küsnachter Kinder bereits in der
Primarschule. Bis in die Ostschweiz
ist dies aber noch nicht vorgedrungen. Nach Information der Gemeinde Küsnacht wurden die Tafeln
nämlich von der Firma Historika
AG aus Oberuzwil erstellt, die diese
durch Werbung finanziert. Auch
die mehrmalige Nachfrage bei der
Historika AG brachte leider kein
Licht ins Dunkel. Geschäftsleiter
Daniel Harzenmoser war telefonisch nicht erreichbar, liess aber
per E-Mail ausrichten, dass die Angelegenheit für ihn erledigt sei.
Aussagen einer Mitarbeiterin wurden nicht autorisiert. Erneuert werden soll die Tafel aus Kostengründen übrigens erst in vier Jahren.
Angesichts der Tatsache, dass
Journalisten Falschmeldungen laut
«Pflichten und Rechte» des Journalistenverbands richtigstellen müssen, erstaunt es dann doch, dass
dies bei Informationstafeln nicht
der Fall ist. Einen Fehler zu machen ist menschlich. Nicht dazu
stehen zu können hinterlässt jedoch einen fahlen Nachgeschmack.
Von hoch aufgehängten Eutern und breiten Becken
Sie heissen Zora, Pamela
oder Bettina: Dabei handelt
es sich nicht um menschliche
Models, sondern um vierbeinige Schönheiten. Bei der
Viehschau im Küsnachterberg
wurden die Milchkühe von
zwei Richtern ganz genau
unter die Lupe genommen.
Hoch aufgehängt müssen sie sein, die
Euter, aber auch das Becken und die
Winkelung im Bein spielten für die
Richter Fritz Stocker aus Hirzel und
Ueli Küpfer aus Herrliberg eine wichtige Rolle. Zum letzten Mal richteten
die beiden an der vom Viehzuchtverein Küsnacht organisierten Schau auf
der Forch und hatten nur lobende
Worte übrig. «Liebe Küsnachter, führt
das weiter», mahnte etwa Küpfer.
Nicht alle Küsnachter Kühe liessen
sich aber widerstandslos begutachten.
So machte sich Selva im wahrsten
Sinn des Wortes vom Acker, als es um
die Wahl der Championkuh ging. Es
brauchte einige starke Männer, um die
Ausreisserin wieder einzufangen. Gewonnen hat den von den Fachrichtern
vergebenen Championtitel denn auch
Bettina von Roger Müller.
Die einzige Kuh mit eigenem Kopf
war Selva indes nicht, manch ein
Rindvieh stemmte alle vier Beine in
den Boden, wenn es keine Lust mehr
hatte. Eher verfressen ist dagegen Publikumsliebling und Miss Forch Québec, wie Besitzer Chrigel Mathys ver-
Nach 16 Jahren als Richter hört Ueli
Küpfer – hier mit Ursula Krebs – auf.
Gute Laune herrschte bei Mensch und Tier auf der Viehschau im Küsnachterberg.
riet. Er habe schlicht vergessen sie zu
enthornen, erklärte Mathys Québecs
Hornpracht. Übrigens wachsen die
Hörner nicht automatisch schön: Dafür gibt es sogenannte Hornrichter.
Diese seien wie eine Zahnspange, so
der Landwirt schmunzelnd.
Ob gewonnen oder nicht, die
Stimmung war bei strahlend schönem Wetter sowohl bei den 144 Kühen als auch bei den menschlichen
Besuchern gut. Und wem die ausgewachsenen Tiere zu gross waren, der
konnte den Streichelzoo mit Ziegen
und Kälbchen besuchen. Die Eltern
gönnten sich derweil eine Wurst oder
einen der feinen
Kuchen, die die
Bauersfrauen gebacken hatten.
GoldküstenChic suchte man
hier oben vergebens, dafür gab
es viele Küsnachterinnen
und Küsnachter
mit
Bodenhaftung – egal ob
mit zwei oder
vier Beinen …
(phs.)
Fotos: Philippa Schmidt
Küsnachter Kühe haben oft ihren eigenen Kopf.
Freundinnen oder Konkurrentinnen? Auf jeden Fall wird die Nähe
der anderen gesucht.
N AT I O N A L - U N D S T Ä N D E R ATS WA H L
Nr. 41
8. Oktober 2015
11
12
Nr. 41
S T Ä N D E R ATS WA H L
8. Oktober 2015
Acht Kandidierende
für den Ständerat
stehen Red & Antwort
Der Wahlgang für die zwei
Zürcher Sitze im Ständerat
verspricht spannend zu werden. Zwei Frauen und sechs
Männer aus acht Parteien
kämpfen um die Gunst der
Wählerschaft. Wer vertritt
den Stand Zürich am besten
in Bern? Machen Sie sich
selbst ein Bild.
Daniel Jositsch, SP.
Maja Ingold, EVP.
Bastien Girod, Grüne.
David Herzog, Piratenpartei.
Finanzausgleich:
Ist es fair, dass immer weniger Kantone eine immer grössere Last tragen
müssen, um wirtschaftlich weniger
erfolgreichen Kantonen finanziell unter die Arme zu greifen? Hat dieses
Finanzausgleichssystem noch Zukunft? Wird Leistung bestraft?
Es ist klar, dass die Lasten und Finanzen innerhalb eines Staats verteilt
werden müssen. Deshalb ist der Finanzausgleich nötig. Der Kanton Zürich gehört zu den finanzstarken
Kantonen. Ich bin aber nicht einverstanden, dass Zürich mehr zahlt, als
das nach dem Gesetz vorgesehen wäre. Deshalb habe ich im Parlament
für einen tieferen Beitrag gestimmt.
Einen Finanzausgleich zwischen ärmeren und wohlhabenden Kantonen
braucht es in der Schweiz, weil die
wirtschaftliche Schwäche nicht selber
verschuldet ist. Aber in unserem System ist noch Korrekturbedarf, wenn
sich Kantone durch Steuersenkungen
zu Nehmern machen können, um ihre Einwohner und Firmen zu begünstigen und nicht «geben» zu müssen.
Es braucht einen gewissen Finanzausgleich, aber die Zentrumslast von
Zürich muss stärker abgegolten werden, denn davon profitieren viele
umliegende Kantone. Auch kann es
nicht sein, dass Kantone von Zürich
einen Ausgleich erhalten und gleichzeitig Steuerdumping betreiben.
Der Finanzausgleich ist notwendig,
damit die Schweiz nicht auseinanderdriftet. Ich will keine ArmenhausKantone – Graubünden soll kein Griechenland werden. Das würde niemandem nützen. Deshalb ist der Finanzausgleich keine Frage der Fairness, sondern des Zusammenhalts,
und somit auch ein wirtschaftlicher
Erfolgsfaktor.
Sonntagsarbeit:
Muss der Sonntag als traditioneller
Familien- und Ruhetag aufgegeben
werden, um in der globalisierten Welt
auch in Zukunft wirtschaftlich bestehen zu können? Oder gibt es andere
Möglichkeiten resp. Lösungen?
Der Sonntag ist als persönlicher Ausgleich und für das Familienleben
wichtig und muss als Ruhetag erhalten bleiben. Ausnahmen sind heute
schon möglich und können je nachdem auch ausgeweitet werden. Entsprechende Regelungen können weiterhin im Rahmen der Sozialpartnerschaft ausgehandelt werden.
Es besteht überhaupt keine Notwendigkeit, mit Rund-um-die-Uhr-Ladenöffnungszeiten den Sonntag auch
noch zum Werktag zu machen, weil
die Einkaufsmöglichkeiten schon jetzt
mehr als genug sind. Die öde Gleichschaltung mit sieben Shoppingtagen
die Woche ist weder für Arbeitende
noch Konsumierende ein Gewinn.
Grundsätzlich soll der Sonntag Familien- und Ruhetag bleiben. Das Ziel
der Wirtschaft darf nicht blinder
Konsum sein, es muss die Lebensqualität sein. Erholte Mitarbeiter sind
auch leistungsfähiger. Bei einer Entschädigung für die Sonntagsarbeit
kann eine Lockerung bei kleinen Lebensmittelläden Sinn machen.
Er muss nicht. Aber kann. Wirtschaftlich bestehen kann die Schweiz
genauso gut auch mit dem Sonntag
als Ruhetag. Aber ich fände es praktischer, wenn ich am Sonntag Einkäufe
und andere Dinge erledigen könnte,
für die unter der Woche selten Zeit
bleibt. Wer sonntags ruhen will, soll
aber ruhen dürfen.
Armee:
Wären Sie bereit, das Militär abzuschaffen, um Mittel für andere Aufgaben wie Infrastrukturbau, Soziales,
Fördergelder für Forschung oder die
Energiewende freizubekommen?
Ich stehe zur Armee und habe selber
Militärdienst geleistet. Die Aufgabe
der Landesverteidigung ist aber eine
unter vielen. Wir müssen daher im
Rahmen einer Gesamtsicht entscheiden, wo wir die Prioritäten setzen
und wie viele Mittel wir der Armee
zur Verfügung stellen können.
Ich konnte das Vertrauen nie aufbringen, dass die Schweiz keine Landesverteidigung mehr braucht. Die neue
Instabilität am Rand von Europa und
moderne Bedrohungsszenarien wie
Terrorismus und Cyberwar machen
deutlich, dass nichts für die Abschaffung der Armee spricht, leider.
Die jährlich 5 Milliarden für das Militär liessen sich für die Sicherheit der
Bevölkerung effizienter ausgeben.
Zum Beispiel, indem wir endlich die
ältesten AKW der Welt abstellen. Ein
funktionierender Katastrophenschutz
und eine wirksame Terrorbekämpfung müssen aber sichergestellt werden.
Nicht ganz abschaffen, aber stark reduzieren. Eine Rumpfarmee zum
Wissenserhalt, für Friedenssicherungseinsätze und den Luftpolizeidienst kann bestehen bleiben. Die
Wehrpflicht hingegen ist eine nicht
mehr gerechtfertigte Freiheitseinschränkung und gehört abgeschafft.
Sozialhilfe:
Muss die Sozialhilfe auf Bundesebene
geregelt werden, um den «Kantönligeist» und den Wildwuchs in den einzelnen Gemeinden auszumerzen?
In unserem föderalistischen Staatsgebilde soll eine Aufgabe möglichst
kantonal gelöst werden und nur auf
Bundesebene geregelt werden, wenn
das notwendig ist. Die Kantone kennen die lokalen Verhältnisse und sind
in der Lage, die Sozialhilfe zu regeln.
Wo es Absprachen braucht, geschieht
das bereits.
Solange die Kantone die gesetzliche
Kompetenz haben, ist es besser,
wenn die Sozialhilfe auf dieser Ebene
mindestens diskutiert wird, um Sozialtourismus zu unterbinden. Eine Debatte ist aber auch auf Bundesebene
nötig, schliesslich ist die Sozialhilfe
die Visitenkarte des Sozialstaats
Schweiz.
Die Sozialhilfe ist das Auffangnetz
unserer Gesellschaft und sollte ein
würdiges Existenzminimum sichern.
Eigentlich sollten sich hier die Kantone endlich auf verbindlichere und
einheitlichere Richtlinien einigen. Eine gewisse Harmonisierung auf Bundesebene kann Sinn machen.
Das ist eher nicht nötig. Der Kanton
Zürich sollte die Sozialhilfe aber kantonalisieren, um die unterschiedlichen Belastungen der Gemeinden
auszugleichen, sodass die Gemeinden
keinen Anreiz haben, Sozialhilfeempfänger aus der Gemeinde zu drängen.
Verkehr:
Der Verkehr verursacht jährliche Kosten von 95 Milliarden Franken, rund
12 000 Franken pro Einwohner. Soll
man hier sparen oder mehr ausgeben? In welchem Bereich: Beim Strassen- oder beim Schienenverkehr?
Ich bin dagegen, Strasse und Schiene
gegeneinander auszuspielen – es
braucht beide. Wir müssen uns aber
Gedanken machen, wie das gesamte
Transportvolumen
eingeschränkt
werden kann. Die moderne Kommunikation (Internet etc.) erlaubt Arbeitsformen wie Homeoffice, wodurch weniger Pendlervolumen entsteht.
Beide Verkehrsträger sind wichtig
und müssen für ihre Leistungsfähigkeit mit Fonds ausgestattet werden.
Da die Mobilität aber viel kostet, wird
eine mehr verursachergerechte Finanzierung als Sparanreiz sowohl
des Individualverkehrs wie des öV
nicht zu umgehen sein.
Der Verkehr sollte sich stärker selber
finanzieren, zum Beispiel dank Mobility Pricing. Strasse und Schiene dürfen aber nicht gegeneinander ausgespielt werden. Es fehlt in der Schweiz
der Platz, um die Strassen weiter
auszubauen. Deshalb muss der
Mehrverkehr vom flächeneffizienteren öV getragen werden.
Es ist gut, dass die Investitionen in
den Schienenverkehr durch FABI gesichert sind. Die Strassen sollen
durch die Verkehrsteilnehmer selber
finanziert werden. Ich befürworte zusätzliche Investitionen in einen bequemen und familientauglichen Veloverkehr, insbesondere in den Städten. Das entlastet auch die Strasse.
Steuern:
Wegen der bald in den eidgenössischen Räten diskutierten Unternehmenssteuerreform III befürchtet der
Stadtrat von Zürich Steuerausfälle
von jährlich 300 Millionen Franken.
Wie stellen Sie sich zur besagten
Steuerreform für Unternehmen?
Die USR III ist notwendig, da kantonale Steuerprivilegien für Holding-,
Domizil- und gemischte Gesellschaften international nicht mehr haltbar
sind. Deshalb unterstütze ich sie. Die
Reform muss aber steuerneutral erfolgen. Sonst müssten die Steuerzahlerinnen und -zahler die Verluste tragen, was ich ablehne.
Die Unternehmenssteuerreform III ist
für Bund und Kantone von hoher Bedeutung. Je nach Ausgestaltung leiden die einen oder die andern. Was
aber ganz vergessen geht, ist die
Auswirkung auf die 3. Staatsebene,
die Städte. Mit Recht fordert der
Städteverband, mit einbezogen zu
werden; ihnen drohen hohe Lasten.
Die Schweiz hat es nicht nötig, auf
unfaires Steuerdumping zu setzen.
Damit werden nur die falschen Unternehmen angelockt: Jene, die wieder weg sind, wenn ein anderes Land
noch weniger bietet. Wichtiger sind
Bildung und Forschung, die durch
unnötige Steuergeschenke nicht gefährdet werden dürfen.
Das scheint mir nicht sehr sinnvoll,
denn dadurch werden sich zwangsläufig die Steuern für alle anderen erhöhen. Es ist kaum eine langfristig
nachhaltige Strategie, mit Steuererleichterungen sehr mobile Firmen
zu subventionieren. Der Standort
Schweiz hat genügend andere Qualitäten.
Daniel Jositsch
Maja Ingold
Bastien Girod
David Herzog
Daniel Jositsch (50) ist geschieden und hat einen Sohn. Er arbeitet als selbstständiger Rechtsanwalt und ist Strafrechtsprofessor an der Universität Zürich.
Der SP-Politiker sitzt seit 2007
im Nationalrat und ist sowohl
Mitglied der Rechts- als auch der
Finanzkommission.
Maja Ingold (67) ist verheiratet,
dreifache Mutter und siebenfache
Grossmutter. Die EVP-Politikerin
arbeitete früher als Lehrerin sowie als Legasthenietherapeutin.
Ingold sitzt seit 2010 im Nationalrat und ist seit 2011 Mitglied der
Kommission für soziale Sicherheit
und Gesundheit.
Bastien Girod (34) ist verheiratet
und Vater einer Tochter. Er arbeitet als Umweltforscher an der
ETH Zürich. Girod sitzt seit 2007
im Nationalrat und ist Mitglied
der Kommission für Umwelt,
Raumplanung und Energie. Zudem ist er Vize-Präsident der
Grünen Partei Schweiz.
David Herzog (34) ist ledig, wohnt
in der Stadt Winterthur und arbeitet als Interaktionsdesigner.
Herzog vertritt die Piratenpartei
und gehört als Aktuar dem Vorstand der Piratenpartei Zürich an.
Politisch ist er ein unbeschriebenes Blatt: Herzog bekleidete bisher keine politischen Ämter.
Hinweis:
Die Reihenfolge der Kandidierenden
auf dieser Seite wurde gemäss dem
Eingang ihres Antwortmails vollzogen. Wer ganz links auf dieser Doppelseite steht, hat zuerst geantwortet.
Die Redaktion
S T Ä N D E R ATS WA H L
Nr. 41
8. Oktober 2015
13
Acht Kandidierende
für den Ständerat
stehen Red & Antwort
Der Wahlgang für die zwei
Zürcher Sitze im Ständerat
verspricht spannend zu werden. Zwei Frauen und sechs
Männer aus acht Parteien
kämpfen um die Gunst der
Wählerschaft. Wer vertritt
den Stand Zürich am besten
in Bern? Machen Sie sich
selbst ein Bild.
Barbara Schmid-Federer, CVP.
Ruedi Noser, FDP.
Martin Bäumle, GLP.
Hans-Ueli Vogt, SVP.
Die NFA ist ein umfassendes und
sorgfältig austariertes Werk, das erst
seit sechs Jahren in Kraft ist. Die Stabilität steht deshalb im Vordergrund
und darf nicht durch übereilte Änderungen gefährdet werden. Trotzdem
sind störende Effekte möglichst rasch
zu korrigieren, auch gerade im Interesse des Kantons Zürich.
Der Finanzausgleich ist für die
Schweiz wichtig, ohne ihn gäbe es
keine föderale Eigenständigkeit der
Kantone. Als Vertreter eines Geberkantons erwarte ich aber, dass man
die Lasten umfassend anschaut. Zürich ist finanzstark, trägt aber als
Zentrum sozio-demografische Lasten,
die mit einzubeziehen sind.
Ich stehe hinter dem Ressourcenund Lastenausgleich zwischen den
Kantonen und Regionen. Die Interessen der Geberkantone wie Zürich
sind im Interesse aller stärker zu gewichten. Deshalb habe ich die jüngste Reduktion des Finanzausgleichs
zugunsten der Geberkantone klar unterstützt.
Ein solcher Finanzausgleich ist ungerecht. Er diszipliniert die Nehmerkantone zu wenig und bestraft die
Geberkantone, und er untergräbt den
Steuerwettbewerb. Die Zürcher Standesvertretung muss sich mit Taktgefühl (Anti-Zürich-Reflex!), aber doch
deutlich gegen die Umverteilung zwischen haushälterischen und ausgabefreudigen Kantonen wehren.
Finanzausgleich:
Ist es fair, dass immer weniger Kantone eine immer grössere Last tragen
müssen, um wirtschaftlich weniger
erfolgreichen Kantonen finanziell unter die Arme zu greifen? Hat dieses
Finanzausgleichssystem noch Zukunft? Wird Leistung bestraft?
Zürich kennt bereits sehr liberale Öffnungszeiten, und auch die von der
Wirtschaft beantragten Sonntagsarbeitszeiten werden erfahrungsgemäss schnell und unbürokratisch gewährt. Weitere Lockerungen scheinen mir nicht angezeigt. Ich bin eher
skeptisch, was die 7/24-Gesellschaft
und ihre Folgen angeht.
Meines Erachtens ist ein Ruhetag
sinnvoll. Die Familien sollten aber die
Freiheit haben, sich individuell zu organisieren. Für manche Eltern ist es
praktischer, wenn jemand am Wochenende arbeitet und unter der Woche zu Hause ist. Das muss möglich
sein.
Ein Familien- und Ruhetag pro Woche ist zweifellos wichtig. Die Gesellschaft hat sich aber weiterentwickelt,
und dieser Tag kann und muss nicht
mehr zwingend für alle der Sonntag
sein.
Das sollen die Kantone und die Gemeinden entscheiden. So kann man
auf die jeweiligen Traditionen und
Befindlichkeiten Rücksicht nehmen
und beispielsweise in urbanen Regionen die Ladenöffnungszeiten liberalisieren, in ländlicheren dagegen an
den Ruhetagen festhalten.
Sonntagsarbeit:
Muss der Sonntag als traditioneller
Familien- und Ruhetag aufgegeben
werden, um in der globalisierten Welt
auch in Zukunft wirtschaftlich bestehen zu können? Oder gibt es andere
Möglichkeiten resp. Lösungen?
Nein.
Nein. Sicherheit ist eine der Voraussetzungen für Freiheit und Wohlstand, ihre Bedeutung nimmt eher
wieder zu. Die Armee ist und bleibt
ein wichtiger Pfeiler unserer Sicherheitspolitik. Wir brauchen eine starke
Armee, die aber effektiv eine Antwort
auf die heutigen Herausforderungen
geben muss.
Ich anerkenne die Notwendigkeit einer Landesverteidigung in Form einer schlanken und kosteneffizienten
Milizarmee. Ich bin also offen für
Sparmassnahmen bei der Armee,
nicht aber für eine Abschaffung.
Nein. Es sollte im Gegenteil vor allem
beim Sozialstaat gespart werden, damit die frei werdenden Mittel für das
Militär eingesetzt werden können.
Wir brauchen eine starke Armee, die
ihren verfassungsmässigen Auftrag
erfüllen kann, mit einem genügend
grossen Bestand und mit modernem
Material.
Armee:
Wären Sie bereit, das Militär abzuschaffen, um Mittel für andere Aufgaben wie Infrastrukturbau, Soziales,
Fördergelder für Forschung oder die
Energiewende freizubekommen?
Eher nicht. Mit der Skos gibt es eine
Institution, die eine gewisse Koordination sicherstellt und verhindert,
dass es zu einem Schwarzpeterspiel
mit Sozialhilfebeziehenden kommt.
Das ist unmenschlich und unökonomisch. Über die spezifischen Regeln
kann und muss man sich immer wieder verständigen.
Nein, die Rolle der Gemeinden und
Kantone sollte eher gestärkt werden:
Sie kennen die Situation vor Ort. Entscheidend ist, dass die Sozialhilfe
darauf ausgerichtet ist, dass Sozialhilfebezüger so schnell wie möglich
wieder selbstständig für ihren Lebensunterhalt sorgen können.
Nein. Bei der Sozialhilfe gibt es aber
Reformbedarf. Richtlinien, wie sie die
Skos vorgibt, sollen als Richtschnur
dienen. Primär sind bestehende Fehlanreize zu beseitigen und Anreize für
eine Wiederintegration zu erhöhen.
Zudem muss der Spielraum der Behörden erhöht werden.
Nein. Die Kantone und Gemeinden,
die einen grossen Teil der Leistungen
selber erbringen, müssen als unmittelbar Betroffene mitreden können.
Nur so kann ein weiterer Anstieg der
Sozialhilfebudgets gestoppt werden.
Eine Vereinheitlichung auf Bundesebene würde das Leistungsniveau
weiter erhöhen.
Sozialhilfe:
Muss die Sozialhilfe auf Bundesebene
geregelt werden, um den «Kantönligeist» und den Wildwuchs in den einzelnen Gemeinden auszumerzen?
Es geht nicht in erster Linie um Sparen oder darum, mehr auszugeben.
Es geht darum, die Mittel möglichst
effizient am richtigen Ort einzusetzen. Für den Kanton Zürich sind hier
etwa Stichworte: Bahnhof Stadelhofen, Brüttenertunnel, Limmattalbahn,
Gubrist und Oberlandautobahn.
Das Problem sind nicht die Kosten,
sondern dass heute nach regionalpolitischen Kriterien investiert wird
statt nach dem Bedarf. In Zürich ist
die Nachfrage gross, hier brauchen
wir sowohl auf der Strasse als auch
im öffentlichen Verkehr einen Ausbau.
Die Kosten für die Mobilität werden
heute nur ungenügend durch die Verursachenden getragen. Gerade bei
Umweltemissionen wie Lärm, C02
oder Abgasen herrscht keine Verursachergerechtigkeit. Ein umfassendes
Mobility Pricing muss deshalb ein
zentrales Element der künftigen Verkehrspolitik sein.
Die Verkehrsinfrastruktur muss der
wachsenden Bevölkerung angepasst
werden. Dafür muss man die Lücken
im Strassennetz schliessen und die
Eisenbahninfrastruktur ausbauen. Im
Strassen- wie im Schienenverkehr ist
Kostenwahrheit anzustreben; die Allgemeinheit bezahlt heute für den öffentlichen Verkehr zu viel.
Verkehr:
Der Verkehr verursacht jährliche Kosten von 95 Milliarden Franken, rund
12 000 Franken pro Einwohner. Soll
man hier sparen oder mehr ausgeben? In welchem Bereich: Beim Strassen- oder beim Schienenverkehr?
Ich bin für die USR III. Eine Kompensation zwischen Bund und Kantonen
ist nötig, eine vollständige Kompensation der Steuerausfälle scheint mir
allerdings nicht realistisch. Ziel muss
sein, dank den neuen Modellen auf
mittlere Frist dank Attraktivität die
anfänglichen Ausfälle zu kompensieren.
Wenn die Unternehmenssteuerreform III nicht umgesetzt wird, sind
die Ausfälle noch viel höher. Es ist
deshalb entscheidend, dass wir die
Reform schnell umsetzen. So bleibt
die Schweiz ein attraktiver Unternehmensstandort und wir können vermeiden, dass auf breiter Front Firmen abwandern.
Ich unterstütze eine schlanke Unternehmenssteuerreform III, die die Attraktivität und Akzeptanz des Unternehmensstandorts Schweiz sichert.
Die Einführung einer Patentbox auf
kantonaler Ebene stärkt zudem Forschung und Innovation in unserem
Land, was uns wiederum Steuereinnahmen bringt.
Damit die Kantone – nach Abschaffung der attraktiven Steuermodelle –
im internationalen Wettbewerb bestehen können, werden sie die Steuern senken müssen. Die Steuerausfälle treffen vor allem die Städte hart,
sie zwingen aber zur Beschränkung
auf das Wesentliche, was positiv ist.
Steuern:
Wegen der bald in den eidgenössischen Räten diskutierten Unternehmenssteuerreform III befürchtet der
Stadtrat von Zürich Steuerausfälle
von jährlich 300 Millionen Franken.
Wie stellen Sie sich zur besagten
Steuerreform für Unternehmen?
Barbara
Schmid-Federer
Ruedi Noser
Martin Bäumle
Hans-Ueli Vogt
Ruedi Noser (54) ist verheiratet
und Vater von vier Kindern. Der
Unternehmer ist sowohl Inhaber
als auch Verwaltungsrats-Präsident der Noser Gruppe. Seit 2003
sitzt der FDP-Politiker im Nationalrat und präsidiert seit zwei
Jahren die Kommission für Wirtschaft und Abgaben.
Martin Bäumle (51) ist verheiratet
und arbeitet als Atmosphärenwissenschaftler. Er ist Gründungsmitglied und Präsident der GLP
Schweiz. Bäumle sitzt seit 2003
im Nationalrat und ist Mitglied
der Staatspolitischen Kommission
und der Kommission für Umwelt,
Raumplanung und Energie.
Hans-Ueli Vogt (46) ist ledig und
outete sich im Februar als homosexuell. Er arbeitet als Rechtsanwalt und lehrt Privat- und Wirtschaftsrecht an der Universität
Zürich. Vogt sitzt seit 2011 im
Zürcher Kantonsrat und ist Mitglied des Zentralvorstands der
SVP Schweiz.
Barbara Schmid-Federer (49) ist
verheiratet, zweifache Mutter und
Unternehmerin. Die CVP-Frau
sitzt seit 2007 im Nationalrat und
ist Mitglied der Gerichtskommission und der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit.
Hinweis:
Die Reihenfolge der Kandidierenden
auf dieser Seite wurde gemäss dem
Eingang ihres Antwortmails vollzogen. Wer ganz links auf dieser Doppelseite steht, hat zuerst geantwortet.
Die Redaktion
14
Nr. 41
8. Oktober 2015
N AT I O N A L R ATS WA H L E N
Mit ein bisschen Zauberei zur perfekten Wahlliste
Kumulieren? Panaschieren?
Das tönt kompliziert, aber es
ist keine Hexerei. Und es tönt
ausländisch, aber es ist eine
schweizerische Zauberei.
Damit wählt man exakt
jene Personen, die man
im Parlament haben will.
Fehler vermeiden
Damit man bei den National- und
Ständeratswahlen die Wahlzettel
richtig ausfüllt, hat der Kanton
Tipps zusammengestellt. Ganz
wichtig bei der brieflichen Stimmabgabe: Stimmrechtsausweis unterschreiben und beilegen – sonst
sind die Wahlzettel ungültig.
Nationalratswahl
Thomas Hoffmann
• Gewählt werden können nur
Alle vier Jahre wieder: Am 18. Oktober können die Schweizerinnen und
Schweizer ihr nationales Parlament
wählen, also den Nationalrat und den
Ständerat. Wenn man brieflich wählt,
ist das Wichtigste, den Stimmrechtsausweis zu unterschrieben, sonst war
die ganze Mühe vergebens. Letztes
Jahr waren in der Stadt Zürich 20
Prozent der Wahlzettel ungültig!
2 respektive 35 Sitze
In die kleine Kammer, wie der Ständerat auch genannt wird, schickt jeder Kanton zwei Personen: das kleine
Uri ebenso wie das grosse Zürich.
Dabei kann man auf den Wahlzettel
die Namen von zwei Personen setzen. Dazu sollte man zuerst wissen,
wer kandidiert, und dann entscheiden, wen man wählen will. Hier hilft
unsere Wahlbeilage. In dieser Ausgabe stehen die Kandidatinnen und
Kandidaten für den Ständerat Red
und Antwort.
In der grossen Kammer, dem Nationalrat, sitzen 200 Personen, der
Kanton Zürich erhält 35 Sitze, Uri einen. Wer ganz klar eine Partei bevorzugt, legt am besten die Liste dieser
Partei in die Wahlurne, sie entspricht
dem Wunsch der Partei. So, das
wars. Nicht vergessen, den Stimm-
Wie unterstützt man seine Lieblingspolitiker optimal? Dieser Artikel hilft dabei.
rechtsausweis zu unterschreiben und
beide Wahlzettel dazuzulegen.
Namen streichen oder verdoppeln
Wer sich von den Parteien nicht vorschreiben lässt, wen er in den Nationalrat wählen soll, ändert einen vorgedruckten Wahlzettel ab. Wer das
macht, der – Simsalabim – kumuliert
und panaschiert. Das lateinische
Wort «cumulus» bedeutet Anhäufung. Daher nennt die Migros ihre
Kundenkarte, mit der man Punkte
sammelt, Cumulus-Karte. Bei den
Nationalratswahlen häuft man Stimmen an: Man streicht einen (oder
mehrere) Namen auf der Liste und
wiederholt stattdessen einen anderen
vorgedruckten Namen. Diese Person
erhält dann zwei Stimmen. Hat ein
Wähler zudem eine gute Kollegin aus
einer anderen Partei, darf er auf keinen Fall beide Listen einwerfen,
dann wären beide ungültig. Er nimmt
die bisherige Liste, streicht weitere
Namen durch und schreibt stattdessen den Namen der guten Kollegin
aus der anderen Partei auf. Ebenfalls
maximal zweimal. Diese Stimmen
kommen dann ihr und ihrer Partei
zugute. Das nennt sich Panaschieren.
Das französische «panacher» bedeu-
Kanton bietet SMS-Service für Wahlergebnisse
Der Kanton Zürich hatte aufgrund
seiner Bevölkerungszahl beim letzten
Wahlgang für den Nationalrat im
Jahr 2011 lediglich 34 Sitze der insgesamt 200 Mandate im Nationalrat
zugute.
Da sich jedoch der Zuwachs der
kantonalzürcherischen Bevölkerung
in dieser Zeit markant erhöht hat,
können die Wählerinnen und Wähler
nun einen Sitz mehr im Bundeshaus
besetzen. Der Sitzzuwachs geht auf
Kosten jener Kantone, die zwar ebenfalls höhere Bevölkerungszahlen aufweisen, deren Wachstum aber deutlich unter jenem im Kanton Zürich
geblieben ist (zum Beispiel Kanton
Waadt). Spannend wird am Wahlsonntag, 18. Oktober, sein, wer sich
den neuen, zusätzlichen Zürcher Sitz
sichern kann. (zb.)
Der Kanton Zürich hält seine Bürger
auf Wunsch per SMS auf dem Laufenden über die eidgenössischen Wahlen
2015. Die Abonnentinnen und Abonnenten des Dienstes erhalten bei kantonalen und eidgenössischen Urnengängen die Zürcher Abstimmungsresultate kostenlos aufs Mobiltelefon
übermittelt. Interessierte bekommen
jeweils im Verlauf des Abstimmungssonntags zwei Kurznachrichten.
ANZEIGEN
tet «farbig machen, mischen»: Beim
Panaschee mischt man Bier mit Citro,
beim Wählen die Kandidaten unterschiedlicher Wahllisten.
Auf den Geschmack gekommen?
Vielleicht gibt es noch den einen Kandidaten oder die andere Kandidatin,
die sich wegzaubern und durch eine
bessere ersetzen lässt … Wer nun
beim Kumulieren und Panaschieren
nicht mehr zu bremsen ist, benützt
mit Vorteil die leere Liste und
schreibt hier die gewünschten Namen auf. Aber Vorsicht: Unleserliche
Namen sind wie unleserliche Zaubersprüche: Sie bewirken nichts.
ANZEIGEN
35 statt 34 Sitze
Erstes SMS nach 12 Uhr
Beim ersten SMS kurz nach 12 Uhr
mittags gibt es eine Hochrechnung
für den Kanton Zürich mit den ersten
Trends der Wahlergebnisse frei Haus.
Die kurz nach Urnenschluss vorliegenden Gemeinderesultate bilden
die Datenbasis für eine Schätzung
der Resultate im noch unausgezähl-
ten Rest des Kantons und damit für
eine Hochrechnung. In der Mehrzahl
der Fälle stimmt die Prognose um 12
Uhr bereits sehr gut.
Provisorisches Schlussresultat
Das zweite SMS kommt gegen Abend.
Es enthält die Schlussresultate für
den Kanton Zürich. Dieses SMS nach
Abschluss der Auszählungen enthält
die provisorischen Schlussresultate
für den Kanton Zürich, bei eidgenössischen Vorlagen wenn möglich auch
das gesamtschweizerische Resultat.
Wem das zu viel des Guten ist,
kann auch nur das erste oder nur das
zweite SMS abonnieren. (zb.)
Der SMS-Wahl-Service kann abonniert
werden unter http://www.statistik.zh.ch.
Stichwort SMS-Anmeldung.
Foto: A. J.Minor
Personen, die auf einer Liste auf
dem Nationalratswahlzettel des
Kantons Zürich aufgeführt sind.
• Der Wahlzettel muss mindestens den Namen enthalten, um
gültig zu sein.
• Namen darf man streichen.
• Namen aus der gewählten Liste
darf man wiederholen. Aber kein
Name darf mehr als zweimal auf
dem Wahlzettel stehen.
• Auf der gewählten Liste dürfen
Sie auch Namen aus anderen Listen des Nationalratswahlzettels
des Kantons Zürich einsetzen und
diese allenfalls zweifach nennen.
• Alle Änderungen haben eigenhändig und handschriftlich zu erfolgen und müssen eindeutig sein.
Ständeratswahl
• Die Stimme kann jeder stimmberechtigten Person im Kanton
Zürich gegeben werden.
• Jede Person muss mit Namen,
Vornamen und Zusätzen wie
Wohnort bestimmbar sein.
• Jede Person darf nur einmal genannt werden.
• Jeder Wahlzettel muss handschriftlich ausgefüllt werden.
www.wahlen.zh.ch
Nr. 41
N AT I O N A L R ATS WA H L E N
8. Oktober 2015
15
Wird der Aufwärtstrend der GLP und BDP gebremst?
Bei den Nationalratswahlen
2011 gewannen die beiden
neuen Parteien GLP und
BDP Sitze. SVP, FDP, CVP,
SP und GPS hingegen
verloren. Dieser Trend soll
gemäss Umfragen im 2015
gebremst werden. Gewinne
werden für SVP und FDP
prognostiziert. Der wählerstarke Kanton Zürich spielt
eine wichtige Rolle.
Pia Meier
Bei den Nationalratswahlen 2011 gab
es zwei deutliche Siegerinnen: die
beiden neuen Parteien Grünliberale
Partei GLP und Bürgerlich-demokratische Partei BDP. Beide erreichten je
eine Parteistärke von 5,4 Prozent.
Die GLP, welche bereits 2007 drei
Mandate erhalten hatte, kam damit
auf 12 Mandate und wurde im Nationalrat zur sechsstärksten Partei. Die
erst 2008 gegründete BDP stellt heute
mit 9 Mandaten die siebtstärkste Partei im Nationalrat dar. Das regionale
Verankerungsmuster der beiden neuen Parteien BDP und GLP ist noch etwas einseitig. So ist die BDP vor allem in ihren Gründerkantonen Bern
und Graubünden sowie im Kanton
Glarus stark. Die GLP hingegen ist
am stärksten in Zürich.
Wählerstarker Kanton Zürich
Zu den Verlierern der Wahlen 2011
gehörten die CVP, FDP und die Grünen. Erstmals seit 1983 büssten sowohl die SP wie die GPS an Wählerstimmen-Prozenten ein. Nach ihren
deutlichen Stimmenverlusten bei den
Wahlen 2007 verlor die SP 2011
nochmals 0,8 Prozentpunkte und erreichte mit 18,7 Prozent einen Tiefpunkt in ihrer Geschichte. Das nationale Verankerungsmuster der SP hat
sich im Vergleich zu den letzten Wahlen kaum verändert. Am meisten zur
nationalen Parteistärke der SP tragen
die Kantonalparteien in Zürich, Bern
und Waadt bei.
Einen Rückschlag musste die im
letzten Jahrzehnt erfolgsverwöhnte
GPS hinnehmen. Der Grund für den
Rückgang der nationalen Parteistärke
der Grünen liegt unter anderem an
den Verlusten in Zürich (–2 Prozent).
Trotzdem, das nationale Verankerungsmuster stellen die Grünen weiterhin in Zürich, Bern, Waadt und
Genf.
Erstmals seit über zwanzig Jahren ging die SVP 2011 als Verliererin
ANZEIGEN
Im Jahr 2011 gingen die beiden Parteien GLP und BDP als Sieger hervor.
aus den Nationalratswahlen hervor.
Das nationale Verankerungsmuster
der SVP hat sich jedoch wenig verändert. Die beiden Hochburgen der SVP
sind weiterhin Zürich und Bern. Sie
steuerten 18,9 Prozent beziehungsweise 16 Prozent der Wählerstimmen
zum nationalen SVP-Ergebnis bei.
Der Verlust von über einem Drittel der Parteistärke gegenüber 1979,
als die FDP ihr bestes Wahlergebnis
der letzten vierzig Jahre verzeichnete, ist auf Stimmeneinbussen in sämtlichen Kantonen zurückzuführen. Besonders stark auf das nationale
Wahlergebnis wirkten auch die Verluste in den wählenerstarken Kantonen Zürich (–10,7 Prozent) und Bern
(–9,3 Prozent). Am meisten zur nationalen Parteistärke der FDP trägt weiterhin die FDP Zürich bei.
Mit den Wahlen 2011 hat die Entwicklung des Parteiensystems der
letzten Jahrzehnte eine Änderung erfahren, so das Bundesamt für Statistik in seiner Analyse. «Zwar hielt der
Prozess, wonach die traditionellen
bürgerlichen Parteien FDP und CVP
an Parteistärke verlieren, weiter an.
Doch profitierte von diesen Verlusten
erstmals seit langem nicht mehr die
SVP, sondern die neuen Parteien GLP
und BDP.»
Der Kanton Zürich spielt als wählerstarker Kanton eine wichtige Rolle
bei den Nationalratswahlen. Er stellt
neu 35 der insgesamt 200 Nationalräte. Die SVP verzeichnet im Kanton Zürich seit 1999 einen Rückwärtstrend
von 13 auf 11 Sitze. Die FDP verlor in
der gleichen Zeitspanne zwei Mandate
auf heute 4 und die SP von 10 auf
heute 7. Die Grüne Partei schwankt
Die Grünliberale Partei GLP ist stark im Kanton Zürich.
FDP, CVP, SP, SVP und GPS büssten seit 2003 beziehungsweise 2007 Sitze ein.
zwischen 3 Sitzen im Jahr 2003, 4 im
2007 und wieder 3 im 2011. Im Jahr
2007 trat die GLP Kanton Zürich erstmals bei den Nationalratswahlen an
und gewann auf Anhieb 3 Mandate.
Im Jahr 2011 bekam sie noch eines
dazu. Die BDP erreichte im Jahr 2011
2 Sitze. Somit gewannen die beiden
neuen Parteien auf Kosten der traditionellen.
Starke FDP
Allgemein wird erwartet, dass die
beiden neuen Parteien ihren Aufwärtstrend bei den Nationalratswah-
len 2015 nicht mehr halten können
und eventuell sogar wieder Sitze an
die grossen Parteien SP, SVP und
FDP verlieren. Verschiedene Umfragen zeigen ähnliche Tendenzen wie
der SRG-Wahlbarometer des Instituts
gfs.bern: Gewinne für SVP (28%),
FDP (16,9%) und SP (19,3%) sowie
Verluste für CVP (11,1%), Grüne
(7,4%), GLP (4,3%) und BDP (4,2%).
Unterstützt von verschiedenen
Umfragen wird angenommen, dass
die FDP zu den Gewinnern der Nationalratswahlen 2015 gehört. Ein Zuwachs bei der FDP wäre der erste
Grafiken: AZ Medien
seit 1983. Auch bei verschiedenen
Wahlen auf Gemeindeebene wie zum
Beispiel in der Stadt Zürich verzeichnete die FDP in den letzten Jahren einen klaren Aufwärtstrend.
Für die SVP stehen die Zeichen
ebenfalls gut. Wie weit die aktuelle
Flüchtlingspolitik, welche andere
Themen verdrängt, das Wahlergebnis
beeinflusst, ist offen.
Bezüglich SP gehen die Erwartungen je nach Umfrage auseinander.
Bei den Grünen und bei der CVP
wird ein weiterer Verlust vorausgesagt.
16
Nr. 41
A K TU E L L / WA H L E N
8. Oktober 2015
Lions Joggathlon:
110 000 Franken
kamen zusammen
LESERBRIEF
Nur eine Perspektive
Zu «Grosses Befremden über Bundesrat» im «Küsnachter» vom 24.9.15
Wie Herr Jaggi richtig schreibt, hat der
Kantonsrat im vergangenen März tatsächlich den Ausbau der Piste 28 (Ostpiste) aus dem Richtplan gestrichen.
Genau diese Streichung ist aber, Zitat,
«undemokratisch, diktatorisch und
staatspolitisch fragwürdig». Mit dieser
Streichung ist dem Stimmvolk das Abstimmungsrecht für einen Ausbau der
Piste 28 genommen worden. Das Handeln des Kantonsrats ist klar gegen
den Willen eines grossen Teils der Zürcher Bevölkerung. Der Entscheid des
Bundesrats, die Verlängerung der Pisten 28 und 32 zu ermöglichen, ist deshalb richtig. Entgegen der allgemein
herrschenden Meinung bewirkt der
Ausbau der Piste 28 keine Kapazitätssteigerung, sondern ist ein «Muss». Die
Flugzeuge werden immer grösser und
es wird immer unmöglicher, auf der
kurzen Piste 28 zu landen. Die ständigen Wechsel des Anflugregimes, bedingt durch Wind und Wetter, einmal
von Ost, eine Stunde später über den
Süden, bedeuten ein Sicherheitsrisiko.
Als Alternative wird immer öfter über
den Süden gelandet. Dies ist ganz im
Sinn des Schutzverbands, der ausschliesslich die Ostgemeinden vertritt.
Dieser Schutzverband hat vergessen,
dass sich das Zürcher Stimmvolk bei
diversen Abstimmungen klar für eine
Kanalisations des Fluglärms und damit
für die Belästigung möglichst weniger
Menschen und gegen eine «faire» Verteilung desselben ausgesprochen hat.
Ursula Hofstetter, Forch
Lars Bäger, Matthias v. Bausznern, Christopher Linter (o.v. l.); Martin Machytka, Madeleine Linter, Daniele Pauli (u.v.l.).
Publireportage
Exklusiv: The Golden Team
Madeleine Linter, Ökonomin
und Rechtsanwältin, hat in
Zollikon ihren Start-up «The
Golden Team» angesiedelt.
Nach einer erfolgreichen Karriere in
der Wirtschaft widmet sie sich nun neu
ganz der Erhaltung und Verbesserung
der Lebensqualität ihres gesetzten
Kundenkreises. Ob einfach oder anspruchsvoll, The Golden Team nimmt
seinen Kunden auf Wunsch sämtliche
Arbeiten ab, welche diesen selbst weniger Freude bereiten. Im Fokus steht
dabei vor allem die Befreiung von der
Administration und Organisation des
täglichen Lebens. Dem Kunden sollen
jedoch nicht nur mehr Freiraum, sondern auch Sicherheit, Autonomie, Mobilität und kultureller Genuss durch
ANZEIGEN
Hans-Ulrich Bigler – liberale Persönlichkeit nach Bern
Publireportage
Der Wirtschaftsstandort Zürich mit seinen 800 000 Mitarbeitenden,
50 000 Lernenden und über 70 000 Betrieben braucht eine starke Vertretung in Bundesbern. Mit Hans-Ulrich Bigler kandidiert eine liberale
Persönlichkeit für die FDP Kanton Zürich, die sich mit grossem Engagement für einen starken Denk-, Werk- und Finanzplatz einsetzt. Als Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands (sgv) kämpft er mit vollem Einsatz für den zwingend notwendigen unternehmerischen Handlungsspielraum, der die Schweizer Wirtschaft so erfolgreich macht. Die
Sicherheit von Arbeitsplätzen und Lehrstellen sowie die Anerkennung
und Positionierung der Frauen in Wirtschaft und Gesellschaft sind für
ihn zentral. Dafür setzt er sich unermüdlich ein. Durch seine Wahl erhalten das Gewerbe, die Hauseigentümer, der Finanzplatz und alle Liberalen einen starken und motivierten Vertreter im Nationalrat. Hans-Ulrich Bigler ist Spitzenkandidat des Hauseigentümerverbands Kanton Zürich und des Kantonalen Gewerbeverbands Zürich. Daher am 18. Oktober: 2x
Hans-Ulrich Bigler auf Ihre Liste.
Hans-Ulrich Bigler, FDP, Affoltern am Albis
Grüne Wirtschaft –
Utopie oder Chance?
Eine «Grüne Wirtschaft», so hat der
Bundesrat in einer Botschaft 2014 festgehalten, ist nicht nur eine «umweltpolitische, sondern auch eine wirtschaftspolitische Notwendigkeit». Angesichts
des begrenzten Vorrats an Boden und
natürlichen Rohstoffen trage der effizientere Umgang mit den Ressourcen zur
Nachhaltigkeit und zum künftigen
Wohlergehen unserer Wirtschaft bei.
Marschplan und Mittel zu diesem
Ziel sind politisch jedoch umstritten.
Die Bürgerlichen wollen das Ziel an der
jeweiligen Wirtschaftslage ausrichten
und setzen auf die Selbstregulierung
der Märkte, die Grünen erachten zeitlich festgelegte Zielvereinbarungen für
sinnvoll und verlangen Fördermittel
und Lenkungssteuern.
Mit den beiden Ständeratskandidaten Ruedi Noser (FDP) und Bastien Girod (Gründe) haben die Grünen und die
FDP Erlenbach zwei wichtige Vertreter
in dieser Debatte zu einem Podium eingeladen: Die Politiker diskutieren unter
der Leitung von NZZ-Bundehausredaktor Jan Flückiger über Bedarf und Umsetzung einer «Grünen Wirtschaft» (e.)
Montag, 12. Oktober, ab 20 Uhr, Erlengut,
Erlengutstrasse 1, Erlenbach.
Hohe Sachkompetenz
Publireportage
Julia Gerber Rüegg verfügt
über einen Leistungsausweis und eine Sachkompetenz, wie sie bei Neukandidierenden nur selten anzutreffen sind. Sie ist eine
profilierte und erfahrene
Politikerin, die auf 20 Jahre erfolgreiche Tätigkeit im
Zürcher Kantonsrat zurückblicken kann. Beruflich ist
sie als Regionenleiterin Zürich und Ostschweiz der Mediengewerkschaft syndicom tätig und mit der nationalen
Politik bestens vertraut.
Ihr ist es zu verdanken, dass der Kanton Zürich einen Berufsbildungsfonds hat. Sie hat erreicht, dass alle
Eltern im Kanton Zürich Anspruch auf einen familienergänzenden Kinderbetreuungs- oder Tagesschulplatz für
ihr Kind haben.
Als Präsidentin der SP-Frauen der Schweiz kämpfte
sie jahrelang an vorderster Front für die Lohngleichheit
von Frauen in der Arbeitswelt. Als Präsidentin des Gewerkschaftsbunds des Kantons Zürich hat sie es zusammen mit Stadtrat Leupi geschafft, dass der 1. Mai nach
langen Jahren der Krawalle wieder zur friedlichen Demonstration geworden ist. Wichtige Anliegen stehen auf
der politischen Agenda der nächsten Jahre. So das Verhältnis zur EU, das die Situation auf dem Schweizer Arbeitsmarkt entscheidend prägt. So die Rentenreform
2020, die für die soziale Sicherheit in der Schweiz von
zentraler Bedeutung ist. Die Wahl einer bewährten Vertreterin der Arbeitnehmenden ins nationale Parlament
ist deshalb wichtig.
Julia Gerber Rüegg, SP
weitergehende Unterstützung gewährleistet werden. Stichworte dazu sind
etwa die Pflege von Vermögenswerten,
Liebhabereien und Fuhrpark, die Organisation von Besuchen kultureller
Ereignisse und Reisen, die Förderung
von Wohlbefinden und Fitness sowie
diskreter Begleitschutz bei Bedarf.
Alles zu erfahren auf
www.thegoldenteam.ch
der
Website
Am Sonntag, 4. Oktober, rannten und
walkten am 8. Lions Joggathlon rund
400 Läuferinnen und Walker zugunsten der MS-Forschung um den Platzspitz. Dank gutem Wetter und engagierten Teilnehmenden brachte der
Spendenlauf 110 000 Franken für die
Schweizerische Multiple Sklerose Gesellschaft ein.
Rund 400 Läuferinnen und Läufer
engagierten sich dieses Mal beim Lauf
auf dem Platzspitz. Die beachtliche
Teilnehmerzahl ist auch den vielen Firmenteams zu verdanken, darunter
UBS, Renault, Genzyme a Sanofi Company, Zürich Tourismus oder SBB. Alleine für die UBS starteten 190 Jogger
und Walkerinnen. Unter den Teilnehmenden befanden sich ambitionierte
Läufer, gemütliche Spaziergänger,
MS-Betroffene und Rollstuhlfahrer. Mit
dabei war auch Jasmin Nunige, Spitzenläuferin, sechsfache Swiss-AlpineGewinnerin und MS-Betroffene. Der
Anlass bot den Teilnehmenden und
Besuchenden einiges: Im Pavillon fand
alle 30 Minuten ein Aufwärmen mit
Musik statt, fürs Kulinarische war
dank Risotto und Braten sowie einem
Kuchenbuffet gesorgt. Kinder durften
Buttons ausmalen und beim RenaultZelt gab’s kostenlos Zuckerwatte.
Der Lions Joggathlon und Walkathlon, ein Spendenlauf zugunsten
Menschen mit MS, wird alle zwei Jahre von den Zürcher Lions Clubs organisiert. Ziel ist es, möglichst viele Läufer zu gewinnen, die ihrerseits Sponsoren suchen. Der gesamte Erlös
kommt der Schweizerischen MS-Gesellschaft zugute. (pd.)
Nr. 41
WA H L E N
8. Oktober 2015
17
Hitparadenstürmer, Fussballtreter, Pouletschenkel
Mit welchen Strategien
bestreiten die Parteien
ihren Wahlkampf? Ob
Online-Marketing, ein
eingängiger HitparadenSong, volksnahe Brätlete
oder die visuelle Anlehnung
an die Welt des Fussballs,
die Parteien versuchen
durchaus, neue Wege zu gehen. Eine Auslegeordnung.
Lorenz Steinmann
Die Medien. Sie müssen in diesen Tagen wieder einmal herhalten dafür,
dass der Wahlkampf so lau sei. So
oberflächlich. Dass nicht Sachthemen
wie der hohe Frankenkurs, die Arbeitslosigkeit, die Einwanderung, die
Krankenkassenprämien und die AHV
im Fokus stünden, sondern nur Emotionen und der verbale Schlagabtausch ohne Tiefe. Zugegeben. Die
«Arena» vom letzten Freitag auf
SRF 1 war ein Flop. Die einstudierten
Statements der Parteipräsidenten
zum Gähnen. Doch wer Tele Züri
«Live von der Züspa» gesehen hat,
weiss: die Mehrheit der dort aufgetretenen Kandidaten eierte nur herum, um ja keinen potenziellen Wähler zu vergraulen. Ja nicht konkret,
möglichst für jeden etwas. Oder frei
nach dem Asterix-Band «Tour de
France»: Vielleicht, vielleicht aber
auch nicht. So sind wohl nicht die
Medien alleine schuld, wenn Politiker
doch nicht so pointiert herüberkommen.
Die SVP punktet vor allem mit zwei SVP-Wahlsongs und verfügt, wenn
man die gebuchten Flächen anschaut, über das grösste Budget.
Die FDP setzt auf sportliche Analogien: Fussball und Team-Gedanke –
und verzichtet bewusst auf Listenverbindungen.
Fotos/ Bilder: ls./ zvg.
Die SP lädt neben Telefonaktionen zu «Treffen am Küchentisch», hier
mit Chantal Galladé und gebratenen Pouletschenkeln.
Foto: pm.
Die Grünen haben wenig Geld und hoffen auf Erfolg dank Online-Marketing. Dabei hilft auch Walter Andreas Müller (als Christoph Blocher) mit.
60-Jährige gehen doppelt so oft
Dazu passt, dass die klassische Wahlwerbung immer noch lautet «Kopf» –
«Name» – «Partei». Beispiele: die
CVP oder die EVP. Die FDP hatte mit
den Fussballtretern inkl. High Heels
für Doris Fiala einen zumindest gestalterisch originellen Einfall. Die SVP
klotzt bei den Plakaten, holt aber mit
dem handwerklich professionell gemachten «Welcome to SVP»-Film
auch viele Punkte bei den jüngeren
Wählern, wie es laut Fachleuten
heisst. Das mag sexy erscheinen wie
etwa die Online-Kampagne des Ständeratskandidaten Bastien Girod (Grüne), doch Politologen zweifeln an der
Wirksamkeit punkto gemachte Stimmen. Denn «Ältere gehen doppelt so
oft abstimmen wie Junge», wie der
Politologe Georg Lutz kürzlich gegenüber Radio SRF News ausführte.
Auf die Frage, ob vor allem Ältere
abstimmen gehen würden, sagte
Lutz: «Ja, das ist etwas, das wir weltweit beobachten. Dort, wo es Unterschiede bei der Wahlbeteiligung gibt,
ANZEIGEN
Viele Tabellen und Statistiken. Das ist typisch GLP.
Die BDP hat ein Symbol: die fleissigen Bienen.
Geschmackssache: die Wahlwerbung der Piraten.
Die AL mit krass-klarer Aussage.
gehen die jungen Leute gegenüber
den älteren Personen immer weniger
an die Urne. Das ist auch in der
Schweiz so. Bei den letzten Wahlen
2011 lag die Beteiligung der unter
30-Jährigen knapp über 30 Prozent,
bei den 60-Jährigen waren es über
60 Prozent, die wählen gingen.» Die
Wahlbeteiligung der Älteren ist also
doppelt so hoch wie jene der Jungen.
Das sei schon ein massiver Unterschied. Indirekt meint Lutz also, dass
«neue Medien» wie Facebook, Twitter und WhatsApp zwar beliebt sind,
von den relevanten Wählergruppen
aber wenig genutzt und somit auch
EVP: Christliche Werte und klassisch-verlässliche Bildsprache.
Die CVP versuchts mit überraschender Gestaltung.
beachtet werden. Dass die Bevölkerung zumindest gesamtschweizerisch
älter wird, gewichtet diese Tendenz
noch mehr. Somit wird klarer, warum
zumindest die grossen Parteien mit
finanzieller Potenz an den klassischen Werbemethoden wie Plakaten
und Inseraten festhalten. Denn diese
werden von den älteren Wählenden
einfach mehr beachtet, obwohl Online-Werbung günstiger wäre. Immerhin: Laut dem Politologen Georg
Lutz wird die Politik nur wegen der
älter werdenden Bevölkerung nicht
grundsätzlich anders. Am 18. Oktober wissen wir mehr.
18
Küsnachter
Nr. 41
8. Oktober 2015
Veranstaltungen & Freizeit
BUCHTIPP
Die Bibliothek Küsnacht empfiehlt:
Leben im
Strukturwandel
Kristine Bilkau
erzählt in ihrem
Romandebüt
«Die
Glücklichen» von der
Angst der Generation 30 plus
vor
Strukturwandel und sozialem Abstieg. Für die junge Familie scheint alles perfekt mit attraktiven Berufen, sie ist Cellistin in
einem Musicalorchester und er ist
Journalist bei der lokalen Tageszeitung. Gewohnt wird geschmackvoll
in guter Lage. Selbstverständlich
wird nur in Bioläden eingekauft,
und Brötchen holt man in der Brötchenmanufaktur. Nach der Babypause ist die Doppelbelastung von
Familie und Beruf jedoch für die
Mutter zu gross; ihre Hände zittern
beim Cellospielen und sie verliert
ihre Stelle. Die Zeitung muss sparen und er wird entlassen. Damit
stellen sich plötzlich Fragen wie:
Können wir uns die Wohnung noch
leisten? Kann man glücklich sein
mit Supermarkt, wenn man sich
durch Bioprodukte definiert hat?
Wie harmoniert man im Urlaub,
wenn es nur noch Ferienwohnung
statt Hotel gibt? Die Autorin zeigt
viel Empathie für ihre Figuren, und
ihr ist ein eindrücklicher Roman
über die Lebenswelten der Generation 30 plus gelungen.
Kristine Bilkau: «Die Glücklichen». Luchterhand Literaturverlag, 2015. 300 Seiten.
Thomas Hürlimanns
Ausflug in die
Philosophie
Der Schweizer
Autor Thomas
Hürlimann hat
einen Satz aufgenommen, der
scheinbar zusammenhangslos
in
den
Schriften Nietzsches auftaucht: «Ich habe meinen
roten Regenschirm vergessen».
Um diesen roten Regenschirm hat
Hürlimann ein Essay komponiert,
das uns mitnimmt auf eine Wanderung Nietzsches im Sommer
1881 von Sils Maria zum Stein von
Surlej am Silvaplanersee. Dort
kommt dem grossen deutschen
Philosophen die Erkenntnis, dass
er «wahrhaft ein Individuum, ein
ungeteiltes Wesen» sei und nicht
wie bisher gedacht in Leib und
Seele geteilt. Gott war von da an
für den Pfarrerssohn Nietzsche tot.
Der rote Regenschirm war auch
mit dabei, als der grosse Denker
am Jahreswechsel 1988/89 in Turin ein Pferd umarmte und zusammenbrach. Dieser Moment gilt als
der Beginn seines Wahnsinns.
Hürlimanns Text ist ein witziger Ausflug in die Philosophie und
durch autobiographische Elemente aufgelockert. Auch erfährt man
einiges über die Geschichte des
Regenschirms.
Thomas Hürlimann: «Nietzsches Regenschirm». S. Fischer Verlag, 2015. 43 Seiten.
Was, wann, wo – Tipps für Anlässe in der Region
Donnerstag, 8. Oktober
15.00–16.00 Konzert für Violine und Klavier: Mit
dem Duo Appassionata. Tertianum, Sennhofweg
23, Zollikerberg.
19.30 Lesung mit Eveline Hasler: «Stürmische Jahre. Die Manns, die Riesers, die Schwarzenbachs».
Mit anschliessendem Apéro. Buchhandlung Wolf,
Zürichstrasse 149, Küsnacht.
Samstag, 10. Oktober
15.00–17.00 Live Pianomusik: Mit Evelyne Kunz.
Restaurant Rondo, Sennhofweg 23, Zollikerberg.
Samstag, 10. Oktober.
09.45 Wanderung: Die Naturfreunde Erlenbach
Küsnacht wandern mit Bewohnern der Martin
Stiftung. Leichte, gemütliche Tour ab Mühlehölzli
(oberhalb Stäfa) via Lützelsee nach Hombrechtikon, ca. 2½ Std. Wurst zum Bräteln und Getränke
mitnehmen. Abfahrt ab Zürich HB mit S7 9.42
Uhr, ab Küsnacht mit S6 9.42 Uhr / Erlenbach
9.45 Uhr und Meilen umsteigen. Billett nach Stäfa
lösen, retour ab Hombrechtikon. Anmeldung bis
Do, 8. Oktober, bei Lisbeth Uster, Tel. 044 915 35
35. Auskunft über Durchführung am Freitag ab
10 Uhr. Bei schlechtem Wetter Verschiebung auf
Sonntag, 11. Oktober.
Sonntag, 11. Oktober
15.30 Fussballmeisterschaft 2. Liga: Der FC Küsnacht empfängt auf dem Heslibach den SV
Schaffhausen.
Montag, 12. Oktober
20.00–21.30 Podiumsdiskussion: Grüne Wirtschaft
– Utopie oder Wachstumschance? Mit den Stän-
deratskandidaten Bastien Girod (Grüne), Ruedi
Noser (FDP). Moderation: Jan Flückiger, Bundeshausredaktor NZZ. Anschliessend kleiner Apéro.
Im Erlengut, Erlengutstr. 1, Erlenbach
Dienstag, 13. Oktober
20.30 Handball-Regionalcup: Der HC Küsnacht (4.
Liga) spielt gegen den SC Volketswil (2. Liga) um
den Einzug in die nächste Cup-Runde. Turnhalle
«Im Allmendli», Erlenbach.
Mittwoch, 14. Oktober
19.30 Piano Konzert: Vassilis Varvaresos, 1983 geborener Pianist aus Thessaloniki, macht auf seiner Autumn Tour Halt in Zürich. Im «Gepäck» für
sein Debüt in der Limmatstadt hat Varvaresos eine Komposition seines Musikerkollegen Simos
Papanas aus Thessaloniki, seine «Danse Macédonienne» aus der Suite für Klavier. Ausserdem: W.
A. Mozart: Sonate KV 332 in F-Dur, Sergej Rachmaninow, Sonate Nr. 2 op. 36 in b-Moll, Sergej
Prokofjew, Sonate Nr. 6 op. 82 in A-Dur. Tonhalle
Zürich, kleiner Saal. Tickets bei: Tonhalle-Gesellschaft Billettkasse, Claridenstrasse 7, Zürich, Tel.
044 206 34 34, www.tonhalle-orchester.ch
Donnerstag, 15. Oktober
19.00–20.30 Vortrag: Vortragstrilogie: Zwei Drittel
verletztes Gehirn – Verletzte Arbeitswelt. Zurück
in den beruflichen Alltag mit einer Hirnverletzung. Gemeinschaftszentrum Riesbach, Seefeldstr. 93, Zürich.
17.00 Vernissage: Bilder und Zeichnungen von Felix Thyes. Ausstellung bis 1. November. Öffnungszeiten Fr 17 bis 19 Uhr, Sa und So 14 bis 17 Uhr.
Galerie im Höchhuus, Seestr. 123, Küsnacht.
Jürgen-Kantorei: Barock und
Schweizer Volkslieder
Am Sonntag, 18. Oktober,
entführt die Jürgen-Kantorei ihre Zuhörer in die Welt
des Barock und der Schweizer Volksmusik. Das Konzert
findet in der reformierten
Kirche Küsnacht statt.
Aus dem grossen Schatz des Schweizer Volksliedguts präsentiert das Vokalensemble einige eher unbekannte
Lieder sowie drei Liebeslieder. Das
bekannteste davon ist sicher das
«Guggisbärglied». Anschliessend entführen die Instrumentalisten mit einer Suite von Georg Friedrich Händel
die Zuhörerinnen und Zuhörer in die
Welt der Barockmusik. Das Vokalensemble erfreut darauf die Besucher
und Besucherinnen mit der Motette
«Jesu, meine Freude» BWV 227 von
Johann Sebastian Bach. Die elf Sätze
sind für drei-, vier- und fünfstimmigen Chor gesetzt. (e)
18. Oktober, 17 Uhr. Leitung: Martin Huggel, Eintritt frei, Kollekte. Das Orchester
spielt auf historischen Instrumenten. Reformierte Kirche Küsnacht.
Freitag, 16. Oktober
13.30–17.00 Herbstausstellung: Geschenke aller
Art und spezielle Glückwunschkarten. Im Kafistübli bietet Rosmarie Herger hausgemachte Kuchen
und verschiedene Getränke an. Gerenhaus,
Chramschopf , Zollikerberg.
15.00–16.00 Klavierrezital: Mit Caroline Oltmanns.
Tertianum, Sennhofweg 23, Zollikerberg.
Samstag, 17. Oktober
13.30–17.00 Herbstausstellung: Geschenke aller
Art und spezielle Glückwunschkarten. Im Kafistübli bietet Rosmarie Herger hausgemachte Kuchen
und verschiedene Getränke an. Gerenhaus,
Chramschopf , Zollikerberg.
16.15 Verein Frauenstadtrundgang Zürich: «Nun
muss ich Sie doch ansprechen». Ein Frauenstadtrundgang mit Monika Stocker. Kreuzgang Fraumünster (Eingang Limmatseite), Kämbelgasse 2,
Zürich.
Sonntag, 18. Oktober
13.30–16.00 Herbstausstellung: Geschenke aller
Art und spezielle Glückwunschkarten. Im Kafistübli bietet Rosmarie Herger hausgemachte Kuchen
und verschiedene Getränke an. Gerenhaus,
Chramschopf , Zollikerberg.
Donnerstag, 22. Oktober
15.00–16.30 Vortrag: «Das Parkinson-Syndrom:
Diagnose und Behandlung». Ein Vortrag aus der
Vortragsreihe Gesundheitsförderung in Zusammenarbeit mit der Klinik Hirslanden. Eine Anmeldung ist erforderlich, Zel. 044 396 12 12. Tertianum, Sennhofweg 23, Zollikerberg.
KIRCHEN
Katholisches Pfarramt
Küsnacht-Erlenbach
Küsnacht, St. Georg
Samstag, 10. Oktober
17.00 Eucharistiefeier
28. Sonntag im Jahreskreis
Sonntag, 11. Oktober
10.30 Eucharistiefeier
Itschnach
Friedhofkapelle Hinterriet
Sonntag, 11. Oktober
9.00 Eucharistiefeier
Erlenbach
Kirchenzentrum St. Agnes
Samstag, 10. Oktober
18.30 Eucharistiefeier
Reformierte Kirchgemeinde
Küsnacht
Sonntag, 11. Oktober
10.00 Kirche: Gottesdienst
Pfr. Brigitte Crummenerl
Anschliessend Kirchenkaffee
10.15 Pflegeresident Bethesda
Heimgottesdienst
Pfr. Jürg Bösch
Erscheint 1-mal wöchentlich, am Donnerstag
Auflage: 12’327 (Wemf beglaubigt)
Jahresabonnement: Fr. 90.–
Inserate: Fr. 1.07/mm-Spalte
Anzeigenschluss:
Freitagmorgen, 10 Uhr
Geschäftsleitung/Verlag:
Liliane Müggenburg
Redaktion: Philippa Schmidt (phs.),
Annina Just (aj.),
E-Mail: [email protected]
Redaktionelle Sonderthemen:
Pia Meier (pm.), Lisa Maire (mai.)
Ständige Mitarbeiter:
Willy Neubauer (wn.), Nicole Isele (is.),
Annemarie Schmidt-Pfister (asp.)
Sport: Hanspeter Rathgeb (hr.)
Anzeigenverwaltung: Andrea Kehl,
Mayjoy Föhn, Tel. 044 913 53 33
Anzeigenverkauf:
Heidi Haltiner, Tel. 044 910 88 26,
[email protected]
Produktion: AZ Verlagsservice AG, 5001 Aarau
Abonnementsdienst: Tel. 044 913 53 33,
[email protected]
Redaktion/Verlag, Vertrieb: Lokalinfo AG,
Buckhauserstrasse 11, 8048 Zürich, Tel. 044
913 53 33, Fax 044 910 87 72
E-Mail: [email protected],
www.lokalinfo.ch
Druck: St. Galler Tagblatt AG, St. Gallen-Winkeln
Küsnachter
Veranstaltungen & Freizeit
Werden im Seehof auftreten: Bettina und Karim vom Eidgenössischen Improvisationstheater (EIT).
Fotos: zvg.
60 Jahre Kulturelle Vereinigung Küsnacht
Die Kulturelle Vereinigung
Küsnacht feiert mit einem
Auftritt des Eidgenössischen
Improvisationstheaters am
Sonntag, 25. Oktober, im
Seehof ihr 60-jähriges Bestehen.
Die Veränderungen von Küsnacht zu
dokumentieren und somit für die
nachfolgenden Generationen sichtbar
zu machen war schon früh ein Anliegen der Gemeinde. Bereits 1924 ernannte der Gemeinderat eine Chronikkommission mit dem Zweck, eine
Küsnachter Gemeindegeschichte zu
schreiben. Als Franz Schoch 1951
«Die Geschichte der Gemeinde Küsnacht» veröffentlichte, war diese Aufgabe erfüllt.
Einige Mitglieder der Chronikkommission wollten sich jedoch weiter für die Küsnachter Kultur einsetzen und gründeten 1955 die Kulturelle Vereinigung. Ihre Zielsetzung lautete «das Verständnis für dörfliche
Geschichte und Überlieferung sowie
die Erforschung, Erhaltung und Weiterentwicklung geschichtlichen, insbesondere kulturgeschichtlichen Gutes zu fördern». Die KVK setzt sich
bis heute für diese Ziele ein und fördert das kulturelle Leben in Küsnacht. Sie freut sich, in diesem Jahr
ihr 60-jähriges Bestehen zu feiern.
Höhepunkt der Jubiläumsfeier ist der
Auftritt des Eidgenössischen Improvisationstheaters EIT mit dem Thema
«Fundsachen». Das EIT verwebt Ereignisse und Themen der Kulturellen
Vereinigung zu neuen Geschichten,
lässt Gegenstände des Ortsmuseum
Küsnacht sprechen und nimmt Ideen
des Publikums auf.
Abgerundet wird die Jubiläumsfeier mit einem Apéro. Der Anlass ist
öffentlich und der Eintritt ist frei. (e.)
Jubiläumsfeier 60 Jahre Kulturelle Vereinigung Küsnacht. Sonntag, 25. Oktober, 17
Uhr, Seehof, Hornweg 28, Küsnacht. Eintritt frei. Programm: www.kulturelle-vereinigung-kuesnacht.ch
Ob mit oder ohne Maske: Clown Pic hat viele Gesichter – das Publikum darf gespannt sein.
Fotos: Franziska Rast
«Komische Knochen» – Erlebnisse eines Clowns
Der Kulturtreff Erlenbach
holt den international
bekannten Clown «Pic» auf
die Bühne: Am 23. Oktober
wird er im Gutskeller Erlengut mit einer szenischen
Lesung als Schriftsteller
auftreten.
In «Komische Knochen» schildert Pic,
alias Richard Hirzel, Erlebnisse und
Erfahrungen aus über vierzig Jahren
als Clown. Mit witzigen, melancholischen und philanthropischen Geschichten rührt er die Zuhörer, stimmt
mal heiter, mal nachdenklich. Pic ist
bekannt für seine aufs Wesentliche re-
duzierten Gesten, für seine nachdenkliche Art und natürlich für seine Seifenblasen. Seine überdimensionalen
Seifenblasen sind legendär, mit ihnen
weiss er wie kein Zweiter zu verzaubern.
Ein Clown, der nachdenkt
Seit 1968 ist der mit vielen Kulturpreisen ausgezeichnete Clown mit sinnierend-pantomimischen Darbietungen
und fast philosophisch anmutenden
Clownnummern unterwegs. Er kommt
in seiner Kunst wie auch als Schriftsteller ganz ohne Klamauk und Effekthascherei aus. Mit auf das Wesentliche reduzierten Gesten bietet er ergreifende Kleinkunst. Über Jahre war
er am Circus Roncalli zu sehen, tourte
durch die Kleintheater des Landes
und zweimal war er mit dem Zirkus
Knie auf Tour. Dabei erlangte er nicht
nur internationale Bekanntheit und
verhalf dem Circus Roncalli zu neuen
Erfolgen, sondern erlebte über die
Jahre auch viel Erzählenswertes. Mit
diversen Masken, denen er dezent Leben einhaucht, zeigt Pic die Wandelbarkeit des Menschen in seiner Mimik. Seine Alltagsbeobachtungen sind
zugleich poetisch wie auch heiter.
Das Buch «Komische Knochen» ist
im Buchhandel erhältlich. (e)
«Komische Knochen». Freitag, 23. Oktober, 20 Uhr, Erlengut, Erlenbach. Vorverkauf bei der Einwohnerkontrolle Erlenbach, Telefon 044 913 88 00, oder per EMail: [email protected].
Nr. 41
8. Oktober 2015
19
20
Küsnachter
Nr. 41
8. Oktober 2015
H I N TE R G R U N D
Planungsgruppe: An den Ufern tut sich was ...
Letzte Woche Mittwoch
kamen die Delegierten der
«Zürcher Planungsgruppe
Pfannenstil» (ZPP) zusammen. Nebst der Referate zur
Gewässerrevitalisierung und
zum Uferzonenplan fand
auch ein tierisches Thema
seinen Platz: Das schweizweit einzige Eselheim
braucht mehr Platz für
professionelle Betreuung.
Nadine Golinelli
Nach kurzer Ansprache durch ZPPPräsident Ernst Sperandio tritt Gerhard Stutz bei der Delegiertenversammlung im Meilemer Löwen ans
Rednerpult. Der Leiter der Abteilung
Wasserbau des Amtes für Abfall,
Wasser, Energie und Luft (AWEL) erläutert den Anwesenden anschaulich
die Konsequenzen des revidierten
Gewässerschutzgesetzes des Bundes
für die Region Pfannenstiel.
Insgesamt sollen in den nächsten
80 Jahren in der Schweiz rund 4000
der 15 000 Kilometer, die sich in einem schlechten Zustand befinden, revitalisiert werden: «Dies entspricht
400 Kilometern für den Kanton Zürich.» Revitalisierung sei ausserdem
nicht gleichzustellen mit Renaturierung: «Die Funktion einer Revitalisierung ist lediglich die Wiederherstellung der natürlichen Funktionen eines verbauten oder durch Menschenhand korrigierten Gewässers», definiert Stutz. Die Nutzen seien weitläufig: Neben einem verbesserten Landschaftsbild und einer erhöhten Artenvielfalt sorgten die Aufwertungen
meist auch für einen Hochwasserschutz.
Aus den Machbarkeitsanalysen
hätte sich nun gezeigt, dass «sich sowohl im Hornbach als auch im Küsnachter und Meilemer Dorfbach ReviANZEIGEN
Der Küsnachter Dorfbach wurde bereits durch zahlreiche Fischtreppen erschlossen, doch
Fotos: Christian Wiskemann
hier findet sich noch ein Wanderhindernis für die Seeforellen.
talisierungen lohnen würden», erklärt Stutz. Ausserdem sollen in Teilen dieser Gewässer die Hindernisse
für die Fischwanderung weiter aus
dem Weg geräumt werden: «Die teilweise steilen Abstürze, die durch die
Verbauung entstanden sind, sollen
saniert werden», betont Stutz.
Küsnacht auf gutem Weg
Doch nicht bei allen Abstürzen sind
solche Fischtreppen machbar, deshalb sei bereits erarbeitet worden,
wo es sich lohne, eine solche Treppe
zu bauen. Küsnacht habe sich bereits in der Vergangenheit darum
bemüht, Fischtreppen zu erstellen,
nun sollen weitere Passagen folgen.
Andere Gemeinden hätten ebenfalls Priorität, jedoch meist in kleinerem Ausmass: Herrliberg und Erlenbach lediglich in einem halben bzw.
einem Viertelkilometer. Ausserdem
seien die Gemeinden nicht an Programme oder Zeitpläne gebunden,
sondern dürften selbst darüber entscheiden. Stutz verspricht: «Bis zu
80 Prozent der Kosten werden durch
den Kanton und den Bund subventioniert werden.»
Nachfolgend erläutert Balthasar
Thalmann des kantonalen Amtes für
Raumentwicklung die Neuerungen
bezüglich eines Uferzonenplans. Da
die gesetzliche Grundlage einige Lücken aufweise betreffend der Bebauung des Zürichseeufers, müsse eine
neue «Uferbereichsplanung» erstellt
werden. «Schliesslich ist das Zürichseeufer Teil der urbanen Wohnlandschaft», betont Thalmann. Das Bauen am Ufer müsse somit aus dem
Bestand entwickelt werden und den
Öffentlichkeitsgrad erhöhen.
Anhand einer Typisierung der
Seestrasse wird ersichtlich, was der
Referent damit meint. «Strassenteile, die mit ihrer üppigen Bewachsung einer Parkstrasse gleichen, sollen nicht oder lediglich locker be-
Der Schmitteneichbach in Herrliberg.
baut werden. Die kurzzeitigen
Durchblicke auf den See müssen bestehen bleiben. Auch beim Typ Uferstrasse soll der direkte Bezug zum
See möglich bleiben. In diesem Gebiet dürfen Gebäude eine Breite von
höchstens 15 Meter aufweisen», legt
Thalmann die bestehenden Definitionen dar. Nun soll eine neue richtund nutzungsplanerische Grundlage
entstehen: «Es soll ein möglichst
schlankes, aber wirksames kantonales Regulierungsregime entwickelt
werden», so Thalmann abschliessend.
Mehr Platz für Esel
Zu guter Letzt erläutert Gaudenz
Schwitter (Vizepräsident der ZPP)
das Geschäft zum einzigartigen
«Eselhof Aline» in Hombrechtikon.
Bauliche und gestalterische Massnahmen sind seit mehreren Jahren
geplant, denn die ehemalige Gärtnerei beherbergt bereits knapp 30 Tie-
re. Eine Erweiterung auf bis zu 60
Tiere ist geplant. Speziell wird dies
auch vom Tierspital der Universität
Zürich gewünscht, denn kranke Esel
bräuchten eine professionelle Betreuung, die auf dem Eselhof in
Hombrechtikon gegeben sei.
Die Anhörung und öffentliche
Auflage wurde von den Delegierten
einstimmig freigegeben. Während
der nächsten 60 Tage liegen die Akten nun in allen Regionsgemeinden
zur Einsicht auf. Die Verabschiedung der Teilrevision Regionaler
Richtplan ist im Frühjahr 2016 geplant, anschliessend folgt die Festsetzung durch den Regierungsrat.
Damit ist eine wichtige gesetzliche
Grundlage als Voraussetzung zur
baurechtlichen Bewilligung geschaffen.
Dies würde bestimmt nicht nur
die Inhaber des Eselhofs und die
Stiftung Eselhilfe erfreuen, sondern
auch die Esel selbst.