Marie Sindermann

Erfahrungsbericht DAAD RISE weltweit
Programm 2015 im Lab Bangor
Marie Sindermann
Universität Osnabrück
Supervisor: Dr. Emily Cross
Praktikumszeitraum
1. August - 24. Oktober 2015
Contents
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Allgemeiner Teil
1.1 Vor dem Praktikum . . . . . . . . . . . .
1.1.1 DAAD/Erster Kontakt/Universität
1.1.2 Anreise . . . . . . . . . . . . . . .
1.1.3 Finanzielles . . . . . . . . . . . . .
1.1.4 Unterkunft . . . . . . . . . . . . .
1.2 Während des Praktikums . . . . . . . . .
1.2.1 Bangor . . . . . . . . . . . . . . .
1.2.2 Sightseeing + Attraktionen . . . .
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Fachlicher Teil
2.1 Fortsetzung des Praktikums . . . . . . . . . .
2.2 Brigantia, Emily, Alltag . . . . . . . . . . . .
2.3 Mein Projekt . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.4 Journal Club . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2.5 andere universitäre Veranstaltungen + Kurse
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Fazit
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1 Allgemeiner Teil
In den Monaten August bis Oktober diesen Jahres (2015) habe ich im Rahmen des
RISE weltweit Programms des DAAD ein Praktikum im psychologischen Instutit an der
Universität Bangor in Nord Wales absolvieren können, genau gesagt im Social Brain in
Action Lab unter Dr. Emily Cross.
Das ursprünglich ausgeschriebene Projekt hieß ’Social Neuroscience of Action Learning: How Learning the Guitar Shapes the Brain’, allerdings teilte Emily mir schon bei
unserem ersten Kontakt im März, nachdem wir einander zugeteilt worden waren, mit,
dass dieses Projekt bereits beendet war. Dies führte dazu, dass ich ein komplett eigenes
Projekt erarbeitet und in den vergangenen drei Monaten vorbereitet habe. Außerdem
habe ich entschieden weitere 5 Monate in Bangor zu bleiben, um das Projekt zuende zu
führen, aber darüber später mehr.
Im allgemeinen Teil möchte ich zuerst einmal genauer auf nötige Vorbereitungen für das
Praktikum und Erlebnisse und Erfahrungen währenddessen eingehen. Gleichzeitig mit
mir, aber nur für drei Monate, waren vier andere deutsche Studenten hier, ebenfalls im
Rahmen des RISE weltweit Programms, alle unter der Supervisorin Kami Koldewyn in
einem anderen Lab als ich. (Soweit ich weiß hat die Universität das für kommende Jahre
aber eingeschränkt.)
1.1 Vor dem Praktikum
Ich hatte schon in meiner Bewerbung für das Praktikum in Bangor angedeutet, dass
ich gerne länger als die vom DAAD durch ein Stipendium unterstützten 3 Monate an
der Universität bleiben wollte. Dies bot sich für mich an, da ich für ein Praktikum in
Großbritannien den Erasmus-Mobilitätszuschuss beantragen konnte (natürlich nur für
die Monate nach Rise) und ich sichergehen wollte, nicht nur Einblicke in ein Projekt zu
kriegen, sondern es bis zum Ende mitverfolgen zu können.
Als dann pünktlich in der zweiten Märzwoche die Zusagen zu den Stipendien ankamen
und ich Kontakt mit Emily aufnehmen konnte, hat sich schnell herausgestellt, dass sie
diese Entscheidung stark unterstützen würde. Sie hat mir ebenfalls zugesichert, dass ich
freie Auswahl bei der Wahl des Projekts kriegen würde, an dem ich gerne arbeiten würde
(da das ausgeschriebene ja wie gesagt bereits abgelaufen war) und war insgesamt sehr
sympathisch und euphorisch, auch dass ich überlegt habe, meine Bachelorarbeit über
die Arbeit während des Praktikums zu schreiben.
Ich bin also sehr positiv gestimmt und mit großen Plänen in die Praktikumsvorbereitungen gestartet.
1.1.1
DAAD/Erster Kontakt/Universität
Das DAAD Onlineportal, über das noch eine separate Bewerbung (nachdem man die
Stipendiumszusage bereits hat) geregelt werden muss und worüber wichtige Dokumente
geschickt werden, ist leider etwas unübersichtlich und schwierig zu bedienen. Dafür sind
aber die Mitarbeiterinnen von RISE weltweit (für mich war die Hauptkorrespondentin
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Frau Brid Schenkl) immer sehr gut über Mail und Telefon zu erreichen und konnten
meistens sehr schnell Antwort zu allen Fragen geben.
Zusätzlich gibt es noch eine Facebook-Gruppe für RISE-Stipendiaten, auf die man per
Mail aufmerksam gemacht wird. Auch hier lassen sich organisatorische Fragen klären,
genauso wie Kontakt zu anderen Stipendiaten an derselben Universität oder in der Nähe
finden. Ich muss allerdings sagen, dass diese Gruppe sehr schnell mit Fragen zu diversen
Visa und Impfungen, etc. überschwemmt wurde, was für Großbritannien alles nicht
erforderlich war.
An meiner Uni zählt das Praktikum außerdem als (Pflicht-) Auslandssemester und um
die ECTS-Punkte zu kriegen musste ich es nocheinmal in meinem Fachbereich anmelden.
Außerdem habe ich ein Urlaubssemester beantragt, da ich das komplette kommende
Wintersemester ebenfalls in Bangor war. Dies ging nach einigen Komplikationen im
Studierensekretariat der Universität (ich brauchte eine Bestätigung des Praktikums und
eine Bescheinigung meines Studiengangs, dass es als Pflichtaufenthalt zählt).
1.1.2
Anreise
Ich habe meinen Flug mit Germanwings von Köln nach Manchester gebucht und bin
dann von dort mit dem Bus (Nationalexpress) nach Bangor gefahren. Köln war vor
allem deswegen meine Wahl, weil meine Eltern mich zu einem Flughafen in der Nähe
fahren wollten. Inzwischen habe ich festgestellt (ich benutze diese Seite von Google
für Flugvergleiche), dass es ähnlich billige Flüge auch von Düsseldorf, Dortmund und
Bremen aus gibt (Eurowings oder Ryanair), der Flughafen in Manchester bietet sich
aber am ehesten an. Von dort sind es nämlich entweder eine dreistündige Zugfahrt (mit
1 bis 2 Umstiegen, weswegen ich den längeren Weg mit Bus gewählt hab) oder eine etwa
sechsstündige Busfahrt (der fährt aber direkt vom Flughafen durch). Von den Preisen
her tut sich bei beiden nicht viel, man kann Busfahrten für £7 nach London bekommen,
aber da hab es keine so billigen Flüge von mir in der Nähe hin. Von Manchester aus
kostet der Zug £16 und ein Bus £19. Mir war vor allem wichtig mit meinen zwei
schweren Koffern nicht Umsteigen zu müssen, die Busfahrt war aber schon anstrengend
und Wlan gibt es in Bussen von Nationalexpress auf dieser Strecke auch nicht. Zum
Vergleichen von Preisen kann ich auf jeden Fall die Website gopili.co.uk empfehlen, die
Flüge, Züge und Busse vergleicht. Für einzelne Zugfahrten kann man sonst auch gut auf
thetrainline.com schauen und vergleichen.
1.1.3
Finanzielles
So, jetzt hab ich mal ganz dreist angefangen einfach in Pfund zu schreiben. Der Wechselkurs von Euro in britische Pfund liegt ungefähr bei 1,40e für einen Pfund, aber man
gewöhnt sich das Umrechnen schnell ab. Die Preise sind hier etwa die gleichen in Pfund
wie in Deutschland in Euro, d.h. für uns sehr viel teurer. Das sähe natürlich anders
aus wenn man ein Einkommen in Pfund hätte, aber wenn man von seinem Konto in
Euro aus zahlt, ist das schon eine Menge, die man da draufzahlt. Gerade die Lebenshaltungskosten, also Unterkunft und Essen, sind wirklich um einiges teurer als in Deutsch4
land.
Das Stipendium von DAAD umfasst monatlich 728e (welche auch wirklich monatlich
ausgeschüttet werden) und einmalig Reisekosten von 125e (kamen bei mir mit der ersten
Monatsüberweisung). Damit wäre ich nur hingekommen, wenn ich aktiv gespart hätte.
Aber wenn man sich, was im Ausland ja auch irgendwie sinnvoll ist, etwas Komfort
gönnen möchte, sollte man finanziell entweder Reserven oder zusätzliche Unterstützung
haben.
1.1.4
Unterkunft
Zur Zimmersuche hab ich vor allem bei spareroom und varcity living geschaut. Letztere
bieten sehr luxeriöse Zimmer und Appartments an, die aber auch sehr teuer sind. Letztendlich hätte ich mir das durch die großzügige Unterstützung von meinen Eltern sogar
leisten können (das gesamte Stipendium wäre aber nur für die Miete draufgegangen),
ich hab mich aber trotzdem für ein WG Zimmer entschieden, dass ich über spareroom
gefunden habe. Hier kann man einmal Angebote sehen und Vermieter anschreiben,
ich empfehle aber SEHR, ein eigenes kostenloses Profil anzulegen. Dadurch haben mich
sehr viele Vermieter von sich aus angeschrieben, um mich auf ihre Angebote aufmerksam
zu machen und ich habe ein schönes Zimmer in Upper Bangor (20 Ffriddoedd Road)
gefunden. Das viel mir auf jeden Fall viel einfacher, nachdem klar war, dass ich das
ganze Semester bleiben würde. Die Zeit bis Oktober ist für die meisten Vermieter leider
problematisch, weil Ende September hier das neue Semester losgeht und sie damit die
Studenten in Bangor als potentielle Mieter verlieren. An sich fehlt es in Bangor aber
nicht an Unterkunftsmöglichkeiten (es ist in dem Sinne eindeutig Studentenstadt), und
für die Sommermonate davor kann es sogar sein, dass man eine Summer Concession
(halber Preis) bekommen kann, da die Stadt da buchstäblich komplett ausgestorben ist
und die meisten Studenten weg sind. Man sollte beachten, dass viele Mieten in Wochenpreisen angegeben werden, selbst wenn pro Monat bezahlt wird.
Das Zimmer, das ich für knapp £400 also etwa 550e im Monat miete, ist sehr groß
(locker 18qm) und liegt nur 10min Fußweg von der Universität entfernt. Ein (etwas
teurerer) Supermarkt, Morrisons, ist nur 5min Fußweg entfernt und der Lidl in Nähe des
Bahnhofs ist auch vergleichsweise nah.
”Upper Bangor” bedeutet, dass die High Street, wo die meisten Einkaufsmöglichkeiten
und die ”Innenstadt” liegen, alle etwa 20min entfernt sind und man dafür (sehr steil)
bergab, und nach Hause natürlich auch wieder hoch laufen muss. Dafür ist man auf
Höhe der meisten Gebäude der Uni und vieler Restaurants.
1.2 Während des Praktikums
1.2.1
Bangor
Während der ersten zwei Monate in Bangor war die Stadt wie gesagt komplett ausgestorben. Die Studenten hatten Semesterferien und die meisten haben diese Zeit woanders
verbracht, was auch daran liegt, dass man in der 13.000 Einwohner großen Stadt nicht
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wirklich was unternehmen kann. Vor allem wenn von denen über die Hälfte Studenten und nicht da ist. Man merkt den Unterschied mit Start des Semesters wirklich
unglaublich stark. Ich hatte mich gerade an die Ruhe und Leere in der Natur gewöhnt,
als plötzlich wieder alles voller Menschen war und zwar zu jedem Zeitpunkt. Was auch
nicht schlecht war, nur der Unterschied ist wirklich krass!
Natur ist hierbei ein wichtiger Punkt, weil Bangor sowohl sehr nah an den Bergen als
auch direkt am Meer liegt, die Stadt insgesamt sehr grün ist und man beim Wandern
im Umfeld oft einfach komplett Wiese/Weide um sich herum hat.
Die High Street ist die Einkaufsstraße von Bangor und man findet hier alles, was halt
nötig ist. Klamottenläden wie H&M, Topshop, Peacocks und Accessorize, Schreibwarenund Buchläden (WHSmith) und viele kleine Charityshops mit Second Hand Sachen.
Abgesehen davon auch noch eine Menge Fast Food Restaurants, die dem ganzen einen
Touristenstadt-Charme geben, den ich persönlich nicht sehr einladend finde, aber ich
bin auch nicht zum Shoppen hier.
1.2.2
Sightseeing + Attraktionen
Einmal ist die Uni selbst ziemlich sehenswert, gerade das Main Arts Building ist sehr
hübsch und erinnert an eine kleinere Version von Hogwarts. Nicht weit davon entfernt
liegt das Roman Camp, von wo aus man einen wunderschönen Blick über ganz Bangor
und das Meer hat. Der Hafenpier, der selbst auch sehenswert ist, ist von dort auch zu
sehen.
Unterwegs war ich bisher wenig, aber die Insel Anglesey hat einige sehr schöne Orte, die
es zu erkunden lohnt, und die anderen Praktikanten waren auch sonst in der Umgebung
viel unterwegs. Für mich hatten Touristenattraktionen nie die größte Anziehungskraft,
aber eine Erkunding Angleseys auf eigene Faust (ich hab einen Geocaching-Ausflug mit
einem der anderen Praktikanten gemacht), hat sich sehr gelohnt und wir haben wirklich
Natur pur auf den echt schönen Wanderwegen hier genossen!
Feiern gehen funktioniert hier etwas anders als in Deutschland. Um drei Uhr wird
überall geschlossen, auf der Straße Alkohol zu trinken wird mit hohen Straßen belegt
und ohne Personalausweis kann man nichteinmal Nagellack-Entferner kaufen (weil der
ja so viel bösen Alkohol enthält!). Wer auf die verschiedenen Ales steht wird hier auf
seinen Geschmack kommen, in Pubs ist auch unter der Woche viel los (zumindest wenn
die Studenten da sind) und es gibt den peep club, wo man etwas schicker feiern gehen
kann und auch viele Studentenpartys veranstaltet werden.
2 Fachlicher Teil
2.1 Fortsetzung des Praktikums
Ich habe mich schon sehr früh entschieden, mein Praktikum nach den 3 Monaten, die
vom DAAD unterstützt wurden, fortzusetzen. Dadurch hab ich auch mehr Einblick in
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den Uni-Alltag bekommen und konnte zB Kurse hier an der Uni belegen. Für die weiteren fünf Monate habe ich Unterstützung durch den ERASMUS Mobilitätszuschuss für
Praktika bekommen, was aber nur zusammen mit weiter Unterstützung durch meine
Eltern und Gespartem vom RISE Stipendium für die Lebenshaltungskosten in Bangor
reicht.
Da ich eine sehr elaborierte und komplexe Pilotstudie machen möchte und muss, werde
ich diese in den kommenden Monaten (Dezember bis März) durchführen und im Sommer nächsten Jahres nocheinmal auf komplett eigene Faust zurückkommen, um mein
eigentliches Ziel zu erreichen, eine fMRI Studie durchzuführen. Das Ganze werde ich
auch zum Thema meiner Bachelorarbeit machen, deswegen bin ich sehr froh, von Emily
dabei so stark unterstützt zu werden und diese Möglichkeit nutzen zu können (da ich
an meiner Heimatuni gar keine fMRI Studie hätte machen können). Auch, dass ich die
Studie komplett selbstständig erarbeitet habe, hat mir sehr interessante und wichtige
Einblicke in den bürokratischen Ablauf sowie auch den Schaffungsprozess gegeben, wer
allerdings vorhat nur die drei Monate zu bleiben, dem ist gut geraten, sich einem PhD
oder Masterstudenten anzuschließen und (falls es noch läuft) im ausgeschriebenen Projekt mitzuarbeiten, da man sonst genau während der Semesterferien da ist und erst
ab Oktober wichtige Dinge erledigt werden können/ die entsprechenen Personen auch
tatsächlich durchgängig anwesend und in der Uni sind. Natürlich hilft da auch immer,
Eigeninitiative zu zeigen und sich selbst Aufgaben zu suchen.
2.2 Brigantia, Emily, Alltag
Brigantia ist der Name des Psychologiegebäudes der Uni. Es befindet sich direkt neben
dem (sehr schönen) Main Arts/ Hauptgebäude an der Collage Road in Upper Bangor.
In diesem Gebäude (oder zumindest durch dieses Gebäude erreichbar) habe ich auch
mein Büro, das ich mir anfangs mit einem anderen RISE Intern geteilt hatte. Auch in
der Zeit stand ein dritter, unbenutzter Schreibtisch mit drin, der aber überhaupt nicht
geschadet hat- es ist sehr groß und hell (zumindest im Sommer). Direkt nebenan haben
sich die anderen drei RISE Praktikanten ein Büro geteilt (ebenso groß, aber nicht mit so
schöner Aussicht aufs Meer wie ich). Es ist zwar etwas schwierig/anstrengend zu erreichen (durch den Haupteingang rein, Treppe hoch, durch einen Korridor durch, in einen
anderen Abschnitt des Gebäudes und dort nochmal zwei Treppen hoch), aber inzwischen
hab ich mich gut dran gewöhnt. Wir haben alle auch jeweils einen Mac zum Arbeiten zur
Verfügung gestellt bekommen, auch Macbooks können vom Labor zur Verfügung gestellt
werden, wenn man das bevorzugt (ich arbeite die meiste Zeit von meinem eigenen Laptop aus, aber falls an den mal was drankommt bin ich ganz froh über die Möglichkeit,
da Ersatz bekommen zu können leihweise.)
Emilys Büro ist ebenfalls in Brigantia, aber etwas zentraler im tatsächlichen Hauptgebäude und deswegen nicht unbedingt nebenan. Das ist aber auch kein Problem, man
hat keine festen Zeiten zu denen man sich dort ”sehen lassen” muss oder ähnliches, es sei
denn man hat ein Treffen zur Besprechung abgemacht. Auch ansonsten kann man in die
Uni kommen und gehen wann man will, das wird nicht kontrolliert und fällt auch nicht
weiter auf- manchmal ist es einfach praktischer, von Zuhause zu arbeiten. Andererseits
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hat man im Büro etwas mehr Arbeitsatmosphäre, sodass ich trotzdem gerne hingegangen bin.
Emily selbst war in den ersten zwei Monaten meines Praktikums (also August und
September) viel unterwegs, auf Konferenzen und zu Kongressen und sonstigen Veranstaltungen und natürlich auch im Urlaub, da dort zu der Zeit Semesterferien sind. Sie ist
trotzdem immer sehr gut per Mail erreichbar gewesen und ich habe in der Zeit sowieso
selbstständig das Grundgerüst meiner Studie entwickelt und mich in die Materie eingelesen. Zu den anderen Personen im Lab kann ich für den Zeitraum leider auch nicht
viel sagen, da ich sie erst zu Semesterbeginn besser kennengelernt und öfter gesehen
habe, was aber auch ein bisschen dafür spricht, dass sie in dieser Zeit nicht unbedingt
durchgängig an der Uni sind. Da ist dann Eigeninitiative und Engagement gefragt, wenn
man produktiv arbeiten möchte. Oder man nutzt die wenigen Sonnentage lieber um die
wirklich unglaublich schöne Landschaft und Umgebung zu erkunden, was natürlich auch
sehr legitim ist und wogegen die Praktikumsbetreuer niemals etwas sagen würden.
Mit Semesterbeginn merkt man dann, wie die ganze Stadt zum Leben erwacht und
sich von jetzt auf gleich mit Menschen füllt, parallel dazu gibt es auch mehr zu tun.
Studierende sind natürlich super Testsubjekte, sodass Studien schneller, vermehrt und
im größeren Rahmen durchgeführt werden können. Außerdem beginnt der ganze Universitätsalltag wieder, den ich unter Veranstaltungen nochmal ausführlicher erkläre. Der
Oktober ist also in jedem Fall am besten zum Arbeiten geeignet.
2.3 Mein Projekt
Die Studie, die ich gerne durchführen möchte und an der ich gerade arbeite, beschäftigt
sich mit dem Thema ”How familarization with non-humanoid artificial agents shapes perception of their animacy”. Grob gesagt geht es darum, inwiefern unterschiedliche Arten
des ”Kennenlernens” eines Artificial Agents (in diesem Fall ein animierter Videospielcharakter) einen Einfluss darauf haben, wie wir diesen Agent wahrnehmen. Dabei testen wir
drei unterschiedliche Konditionen, bei denen die Probanden entweder 1) Videos gucken,
2) über Textauswahl kommunizieren oder 3) eine Kombination von Textauswahl mit
Videos vorgesetzt bekommen.
Einfach formuliert habe ich Videosequenzen von dem Charakter animiert, die ihn bei
sozialen Gesten zeigen. Das sind kurze Abschnitte (6-15 Sekunden), in denen der Agent
zum Beispiel lacht, ein Kunststück vorführt, oder mit den Schultern zuckt. Diese Videos
kriegt Gruppe 1 zu sehen.
Gruppe 2 hat von den Videos keine Ahnung. Für diese Gruppe habe ich ein InteraktionsInterface programmiert und einen Dialog geschrieben, sodass die Probanden wie in einem
Videospiel eine von drei Textmöglichkeiten auswählen können und darauf (ebenfalls in
einem Textfeld) eine Antwort von dem Agent zu bekommen, der durch ein stillstehendes Bild dargestellt wird. Die drei Möglichkeiten lassen sich dabei jedes Mal einteilen
in neutral, zuvorkommend oder herausfordernd und bestimmen den Grad der sozialen
Interaktion- entweder der Agent wird als sozial hingenommen und freundlich behandelt, oder seine Intelligenz und Lebendigkeit können infrage gestellt werden. Gruppe 3
bekommt dasselbe Interaktions-Interface wie die zweite Gruppe, dieses Mal ist der Agent
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aber durch ein Video dargestellt, in dem er entweder umherschaut, oder zum Kontext
des Dialogs passend die bereits beschriebenen sozialen Gesten zeigt.
Vor und nach dieser Phase des Kennenlernes werden Probanden einen Automatic Imitation Task durchführen. Dabei müssen sie entweder mit dem Mittel- oder dem Zeigefinger
einen Knopf drücken, was ihnen durch einen Cue am Bildschirm vorgegeben wird. Gleichzeitig mit dem Cue wird dabei noch ein Bild-Stimulus gezeigt von einer (robotischen)
Hand, die entweder eine kongruente (gleicher Finger wie Cue) oder inkongruente (anderer Finger als Cue) Bewegung ausführt. Dabei haben vorhergegangene Studien (Emily
hat das zB auch schon benutzt) gezeigt, dass bei höherem sozialen Engagement mit dem
Stimulus (also mehr Identifikation/ Wahrnehmung als lebendig/menschlich/ähnlich) sich
die Reaktionszeiten bei kongruenten Stimuli verbessern, gleichzeitig aber auch der Einfluss inkongruenten Stimuli stärker wird und somit in diesen Fällen die Reaktionszeiten
sich nochmals mehr erhöhen. Außerdem werden mittels Fragebögen die expliziten Bewertungen von Intelligenz, Sympathie, etc. dem Agenten gegenüber ermittelt und miteinander verglichen.
Ziel der Pilotstudie soll sein, herauszufinden, ob Probanden tatsächlich eine Variabilität
bei den Dialogsmöglichkeiten zeigen und (im besten Fall) jeder Proband einen anderen Dialogweg wählt. Außerdem wollen wir sichergehen, dass wir tatsächlich signifikante Änderungen beim Imitation Task bekommen, bevor wir die Studie im fMRI
Scanner wiederholen. Außerdem kann die Pilotstudie natürlich Anregungen geben, inwiefern Änderungen vorgenommen werden müssten, damit wir die gewünschte Variabilität bekommen und um mögliche Verständnis- oder Komplexitätsprobleme aus dem
Weg zu schaffen.
2.4 Journal Club
Journal Club ist etwas, was mir persönlich sehr am Herzen liegt. Einmal die Woche
haben wir RISE Praktikanten uns mit Kami (und manchmal auch PhDs und Mastern
aus den Labs, die bei Interesse dazugekommen sind) zusammengesetzt, und haben ein
Paper besprochen, das wir vorher jeder für sich vorbereitet hatten. Einer von uns hat
eine kurze Einführung in das Paper gegeben, damit nocheinmal allen bewusst war, wie
es aufgebaut war und was in einzelnen Teilen erklärt wurde. Dann konnten wir Kami
Löcher in den Bauch fragen zu allen Terminologien, die uns unverständlich waren oder
Verfahren, die wir noch nicht kannten und Bedeutung von Tabellen, Werten, etc. Außerdem haben wir Schwächen der Paper besprochen, also Dinge, die uns lückenhaft oder
undeutlich vorkamen und zu denen Kami uns besseren Einblick geben konnte.
Sachen wie ”dass hier die Signifikanzwerte der ANOVA Analyse nicht aufgelistet werden, sondern nur t-test Ergebnisse spricht stark dafür, dass dort einfach gar keine Signifikanz gefunden wurde und die t-tests nur darüber hinwegtäuschen sollen”, fallen dem
ungeübten Auge halt absolut nicht auf, konnte Kami uns aber erklären. Auch die Auseinandersetzung mit den quälenden Tabellen voller Ergebnisse hat mir persönlich in
jedem Fall einen ganz anderen Umgang mit Papern eröffnet und ich lerne wirklich jedes
Mal etwas neues dazu, worauf ich beim nächsten Lesen achten kann. Außerdem haben
wir uns natürlich nur Paper vorgenommen, die wirklich genau in unserem Interessenge9
biet lagen, was eine sehr willkommene Abwechslung zum Uni-Paper-lesen war.
Der Journal Club soll demnächst auch mit einigen Masterstudenten von Kami fortgeführt
werden und da bin ich sehr froh drum!
2.5 andere universitäre Veranstaltungen + Kurse
Wie schon mehrmals erwähnt ging im Oktober das Semester in Bangor wieder los und
damit auch viele andere universitäre Veranstaltungen, die vorher aufgrund von Urlauben
und allgemeiner Abwesenheit vorher nicht stattgefunden haben. Dazu gehören sowohl
die PsychSeminars jeden Freitag Nachmittag (15:30), als auch die SNaC (Jede zweite
Woche Mittwoch 13:30) und Imaging Group Meetings (freitags 12:00). Ersteres ist dabei
ein Kolloquium, bei dem Sprecher/Dozenten/interessante Leute aus dem Umland und
von befreundeten Universitäten eingeladen werden, einen etwa 45 minütigen Vortrag
über ihre aktuelle Forschung zu halten. Im Anschluss gibt es eine offene Fragerunde,
in der oft sehr angeregt diskutiert wird und insgesamt waren die PsychSeminars immer
einen Besuch wert. Die anderen Meetings sind Treffen von Menschen aus bestimmten
Labs von der Universität. SNaC steht für ”Social Neuroscience and Cognition” und
die Imaging Group besteht aus allen Leuten der Psychologie, die den fMRI Scanner
oder andere bildgebende Methoden benutzen. Hier stellen Leute von der Uni intern ihre
Studien vor und holen sich Feedback und Kritik dazu, ob das Design durchführbar ist
und was für Perspektiven/Kleinigkeiten man bei der Durchführung noch beachten kann
und muss. Insgesamt würde ich sagen sind diese Meetings auch ohne eigene Beteiligung
sehr interessant und spannend mitzuverfolgen. Man bekommt stärkeren Einblick in die
universitären Abläufe, die Labs und kriegt außerdem eine große Bandbreite an aktuellen
Studien präsentiert, was sowieso immer sehr spannend ist.
Die Kurse, die ich belegt habe sind einmal Brain Development & Degeneration und
Intro to Neuroimaging. Letzterer wurde mir von Emily empfohlen, um mich auf die
fMRI Studie vorzubereiten, ersteren habe ich aus Interesse belegt und weil er von Kami
gehalten wurde, zu der ich sowieso viel Kontakt hatte.
3 Fazit
Insgesamt bin ich sehr glücklich und froh um die Chancen und Möglichkeiten, die mir an
der Universität in Bangor geboten wurden und werden. Dass Großbritannien so teuer ist,
wird von RISE nicht wirklich mit in Betracht gezogen (zumindest nicht im Vergleich zu
sehr viel billigeren Ländern wie Brasilien oder Malaysia), das Stipendium reicht aber für
die Basis-Lebenshaltungskosten (und ich war ja auch besonders sparsam für die ExtraMonate). Die Stadt und ihre Umgebung sind in Teilen wirklich sehr schön, zum Wandern
findet man wirklich alles, was man haben will und auch historische Gebäude und Burgen
lassen sich erkunden. Große kulturelle Unterschiede findet man in GB erwartungsgemäß
nicht, einzig der Linksverkehr ist etwas gewöhnungsbedürftig. Leider ist die Zeit, zu der
die RISE Praktika laufen müssen, sehr unpassend, da direkt während der Semesterferien
an der Uni nicht viel gearbeitet wird. Ansonsten würde ich aber sagen, dass es die
10
Erfahrung auf jeden Fall wert war und meine Entscheidung, noch 7 weitere Monate hier
zu sein, sollten der beste Beweis dafür sein. Emily ist eine super sympathische und
engagierte Betreuerin, die leider selbst manchmal in ihrer Arbeit untergeht, sich aber
gern an ausstehendes Feedback erinnern lässt und immer für Fragen erreichbar ist.
Genauso würde ich auch immer für Fragen zur Verfügung stehen, schreibt mir einfach
an [email protected] - auch weil ich nächsten Sommer wieder da sein werde und
wir vielleicht zusammen Dinge organisieren können! Viel Erfolg beim Bewerben und
hoffentlich bis nächstes Jahr!
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