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Forum.
ARNO DEL CURTO, CHEFTRAINER DES HC DAVOS
«Ball angreifen
und die ganze
Kraft reinhauen
statt sauber zu schwingen.»
Arno de Curto, 5-facher Meistercoach und Schweizer Sportler des Jahres über sportliche
Leidenschaften, Selbstüberschätzung, Golffreunde und vielleicht eine neue Karriere?
Sie haben heute hier im GC Davos im 9. GOFUS
Sie schleppten schon im Kindesalter die Golf­
Charity-Turnier gespielt. Wie ist es gelaufen?
taschen der Reichen und Schönen als Caddie
Schlecht. Eigentlich sogar sehr schlecht. Aber das ist
über den Platz in St. Moritz?
bei mir meistens so, wenn nur zwei Resultate zählen.
Das war in der Lenzerheide. Aber es stimmt, ich habe
(Anmerkung der Redaktion: Im GOFUS
das 4 bis 5 Jahre gemacht, um Geld
«Für mich ist Golfen
Cup zählen jeweils nur die zwei besten
zu verdienen. Als Caddie war es
auch
eine
Gelegenheit,
Resultate der einzelnen Vierer-Teams).
natür­lich verboten, selber zu spielen.
mit Kollegen zu reden.
Die Regeln waren damals extrem
Der gesellschaftliche Aspekt
Was ist Ihr aktuelles HCP?
streng, da wäre man sonst wohl direkt
ist für mich wichtiger
Was ist Ihr Ziel im Golf? Wohin
im Gefängnis gelandet.
als
der
rein
sportliche.»
möchten Sie noch kommen?
Wann aber tauschten Sie zum
Mein aktuelles Handicap liegt bei 15,
ersten Mal den Hockeystock gegen Golfschläger?
aber ich spiele keine Turniere mehr. Dieses Jahr habe
ich viel zu spät wieder mit Spielen begonnen – erst
Vor 15 Jahren.
im Juli. Nächstes Jahr will ich nochmals versuchen,
früher in die Golfsaison zu starten, öfters zu spielen
Als 5-facher Meistercoach und Schweizer
und dann eine Stil­änderung vorzunehmen. Typisch
Sportler des Jahres «Bester Trainer» 2007 und
für Golfer, die vom Eishockey kommen, spiele ich zu
2011 – wer trainiert Sie im Golf?
oft mit Kraft und immer mit dem Ziel, möglichst weit
Ich schaue vor allem bei anderen ab – bei Kollegen
zu schlagen. Die Weite habe ich aufgrund meines
und meinen Partnern in den Flights. Früher war es
­Alters ohnehin verloren. Deshalb will ich nochmals
Michi Bucher der mich gecoacht und mir gezeigt hat,
am Schwung feilen für eine bessere Technik und
wo der «Bartli dä Moscht holt» – von ihm habe ich am
­weniger Krafteinsatz.
meisten gelernt. Ein grosser Fehler war es aber ➔
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schon, dass ich mir ganz zu Beginn keinen Pro
­genommen und das Golfen selber beigebracht habe.
Anfänglich ging es mir mehr darum, möglichst weit
zu schlagen. Es war vor allem
­Hockey-Golf: Ball angreifen und die
«Die Darstellung in
ganze Kraft reinhauen statt sauber
den Medien von mir
zu schwingen. Die Golftechnik richist oftmals auch
tig zu lernen war für mich sekundär.
falsch oder zumindest Wir haben kaum auf die anderen
übertrieben, da ich
Golfspieler gehört. Heute bereue ich
eigentlich ein
das und trage die Konsequenzen,
Gemütsmensch bin.»
das sieht man schon an meinem
Spielstil.
Sound ist ein wesentliches Element in Ihrem
Hockeytraining – trainieren Sie auch Golf mit
Musik?
Das darf man ja nicht. Aber ich würde es auch nicht
wollen. Für mich ist Golfen auch eine Gelegenheit,
mit Kollegen zu reden. Der gesellschaftliche Aspekt
ist für mich wichtiger als der rein sportliche.
2015 endet Ihr Vertrag als Trainer mit dem
HC Davos. Den Job als Nationalcoach haben
Sie schweren Herzens abgelehnt. Könnten Sie
sich vorstellen einmal einen Job als Motivator
im Schweizer Golfsport zu übernehmen?
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Nein …! Obwohl – interessant wäre es schon. Dann
aber eher als Mentaltrainer. Aber ich glaube das wäre
nichts für mich. Ausser ich wäre sicher, dass ich die
absolute Nummer 1 in diesem Job werden würde und
100 Millionen verdienen könnte (lacht).
Beeinflusst Golf die Art Ihres Hockeytrainings?
Es gibt durchaus Parallelen zwischen den beiden
Sportarten. Beim Golf spielen ist mir zum Beispiel
aufgefallen wie wichtig die richtige Technik beim
Abschlag ist. Im Eishockey entspricht das dem
­
­Abschuss. Diese Erkenntnis hat dazu geführt, dass
unser Schuss­training intensiver und vor allem spe­
zifischer wurde.
Die meisten Hockey-Spieler spielen links?
Sie auch?
Da treffen Eishockeyspieler oftmals die falsche Entscheidung. Ich spiele Eishockey links, Golf aber
rechts.
In der Hockey-Sommerpause spielen Sie fast täglich Golf. Wie passt ein so stark reglementierter
Sport zu einem «Querkopf» ihres Temperaments?
In Davos ist die Reglementierung zum Glück nicht so
rigide. Die Kappe, die ich heute verkehrt trage, wäre
ja beispielsweise auf anderen Golfplätzen verbo- ➔
Forum.
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Arno del Curto
Arno del Curto, geboren am 23. Juli 1956 in ­
St. Moritz, wuchs als Sohn des Schanzenchefs
Odilo del Curto inmitten einer sportbegeisterten
Dorfgemeinschaft auf. Ski, Langlauf, Fussball, Golf –
beim Hockey blieb der kaufmännische Banklehrling
hängen. Bereits als 16-Jähriger spielte er in der
1. Liga beim EHC St. Moritz. Mit 18 zog er ins
Unterland, um mit Eishockey Geld zu verdienen –
­zuerst in der NLB bei GC, dann bei ZSC. Ein kom­
plizierter Bruch des Fussgelenks beendete seine
Spielerkarriere schon mit 21 Jahren. Nachdem er
wieder auf die Beine kam übernahm er eine Mannschaft in Wallisellen und entdeckte sein Talent als
Motivator. Es folgten seine ersten Stellen als Trainer
in Buochs und Reinach. In den 6 Jahren in Küsnacht
bei Zürich begann er sich intensiver mit dem Eis­
hockeysport auseinanderzusetzen. Weitere Stationen
als Trainer waren Herisau, ZSC, Bülach und Luzern.
Seit 1996 ist Arno del Curto Trainer des HC Davos
– mit 5 Meistertiteln in den letzten 10 Jahren ist er
der erfolgreichste Hockeytrainer der Schweiz. Seit
8 Jahren unterstützt ihn dabei Assistenztrainer Remo
Gross. 2005 wurde er zum besten Cheftrainer der
Nationalliga A gewählt, 2007 und 2011 «Bester
Trainer» im Rahmen des Sportler des Jahres und
2009 «best hockey coach» in Europe. 2014 hätte
man sich ihn für den Posten des Trainers der
Schweizer Nationalmannschaft gewünscht. Nach
kurzer Bedenkzeit lehnte er ab – er hätte für seinen
HC Davos nicht mehr genug Zeit gehabt. Bis 2015
will er den auf alle Fälle noch «richtig» betreuen.
Arno del Curto lebt in Davos, ist verheiratet und hat
zwei erwachsene Kinder.
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FEEL THE POWER
ten. Hier darf man auch mit Jeans spielen. Und beim
Golfen fluche ich sowieso praktisch nie. Die Darstellung in den Medien von mir ist oftmals auch falsch
oder zumindest übertrieben, da ich eigentlich ein
­Gemütsmensch bin.
Mit wem spielen Sie am liebsten?
Am liebsten und meisten spiele ich mit meinem
Freund Remo Gross. Früher haben wir sogar noch
­jedes Jahr zusammen Golfferien gemacht.
In meiner Familie spielte mein Sohn
«Als Caddie war es
­extrem gut Golf. Er hatte Handicap 6.
natürlich verboten,
Irgendwann musste er sich dann aber
­
selber zu spielen.
zwischen Fussball, Eishockey und Golf
Die Regeln waren
entscheiden. Zuerst war es E
­ishockey
damals extrem
und jetzt Fussball. Golf ist ­deshalb in den
streng, da wäre
Hintergrund gerückt, was schade ist,
man sonst wohl
denn er hatte grosses Talent und wäre
direkt im Gefängnis
sicher ein sehr guter Golfer g
­ eworden.
gelandet.»
Aber ich akzeptiere seinen Entscheid.
Mit wem hätten Sie schon immer gerne einmal
eine Runde Golf gespielt?
Mit Tiger Woods – das wäre natürlich spannend.
Was ist der GOFUS Suisse Cup?
GOFUS (Golf und Fussball) ist eine Vereinigung aktiver und ehemaliger Fussballer. Sie organisieren regelmässig
Charity-Turniere für Kinder und Jugendliche, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Unterstützung erhalten
sie dabei von namhaften Sportlern wie Roger Federer, Denise Bielmann, Bernhard Russi, Othmar Hitzfeld oder
eben Arno del Curto.
Der 9. GOFUS Suisse Cup in Davos brachte 60 000 Franken, die dem Verein Golfen mit Herz und der Ronald McDonald
Kinderstiftung zugute kommen. Am Turnier nahm Prominenz aus Sport, Wirtschaft und Unterhaltung teil.
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Forum.
Was er beim Golfspielen mag:
Der Sport ist interessant, vielfältig und erfordert viel
Gefühl. Zudem ist man in der Natur unterwegs mit
Freunden und anderen Leuten.
Was er beim Golfspielen nicht mag:
Eigentlich nichts, ausser dass ich nicht besser bin …
(schmunzelt).
Was ist Ihre liebste Spielform?
Two Ball Best Ball – da kann man im Spiel auch etwas
riskieren.
Als Heavy Metal Fan sind wohl die Eisen Ihre
Lieblingsschläger?
Nein, der Driver ist mein Lieblingsschläger, einfach
wegen der Weite, die man damit erreicht.
Ihr Lieblingsplatz?
Da gibt es ein paar sehr schöne Plätze, aber Davos ist
schon mein Lieblingsplatz. Auch weil ich rasch hier
bin und meist sofort spielen kann.
Wo hätten Sie schon lange gerne einmal gespielt?
Ich habe schon auf vielen guten und schönen Plätzen
gespielt. Aber Augusta, den legendären Platz der USMasters in Georgia, würde ich sehr gerne einmal
spielen.
Ihnen ist zweimal im Leben ein Hole in One
geglückt. Wir nehmen an Sie haben die obligate
Runde spendiert?
Beide Holes in One habe ich auf einer privaten Runde
gemacht. Das erste abends in der Dämmerung, deshalb haben wir es nicht so richtig gesehen. Beim
zweiten Ass ging der Ball an die Fahne und von dort
direkt ins Loch; das habe ich gesehen! Die Runde für
den Flight war natürlich Ehrensache. Wobei ich mich
erinnere, dass ich beim ersten Hole in One eine Runde
zahlen wollte, Remo dies aber partout nicht wollte
und ich so jene Runde nie spendieren durfte.
Wir wünschen Ihnen noch viele Gelegenheiten das
nachzuholen!
Interview Claudio Looser
anlässlich des GOFUS Cup 2014 in Davos
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