inTervieW miT HPTm marius krüsi, PilOT fl sT 18, PC

Interview mit Hptm Marius Krüsi,
Pilot Fl St 18, PC-7 TEAM
Marius Krüsi ist Hauptmann und Pilot in der Fliegerstaffel 18 (Fl St 18), eine von drei mit dem Kampfflugzeug
Boeing F/A-18 Hornet ausgerüsteten Staffeln der Schweizer Luftwaffe, einem wichtigen Standbein der Schweizer
Luftverteidigung. Ebenso ist er Pilot im PC-7 TEAM, welches an der Jubiläumsveranstaltung «50 Jahre Flugplatz
Sitterdorf» am Samstag, 08.08.2015, das international
vielbeachtete Kunstflug-Programm absolvieren wird.
Hptm Marius Krüsi
Für viele Jugendliche ist es ein
Traum, Pilot zu werden. Leider
verpassen einige davon den Einstieg. Wann haben Sie erstmals
daran gedacht, Pilot zu werden?
Für mich war es auch dieser BubenTraum. Ich durfte zu meinem 7.
Geburtstag zum ersten Mal fliegen.
Zusammen mit meinem Vater flog
ich in einer Boeing 747 der Swissair
von Zürich nach Genf. Danach war
ich vom Aviatikvirus infiziert. Konkret in die Wege geleitet habe ich
aber meinen Einstieg in die Fliegerei mit der Anmeldung bei SPHAIR
im Alter von 17 Jahren.
Haben Sie von Anfang eine Pilotenlaufbahn in der
Schweizer Luftwaffe angestrebt?
Ja, mein Ziel war immer, Militärpilot zu werden.
Wie sind Sie die Pilotenausbildung angegangen, wo haben Sie den ersten Alleinflug gemacht und wie haben Sie
sich dabei gefühlt?
Meine ersten fliegerischen Eindrücke habe ich während
meinem SPHAIR-Kurs in Altenrhein im Jahr 2003 gesammelt. Danach habe ich ebenfalls in Altenrhein die Ausbildung zum Privatpiloten in Angriff genommen und da auch
meinen ersten Alleinflug gemacht. Das Gefühl war natürlich grandios. Als 20-Jähriger allein ein Flugzeug zu fliegen
ist ein echtes Erlebnis. Aber zugegeben, die Nervosität war
an diesem Tag auch recht gross.
Fliegen Sie auch privat, und auf welchen Flugzeugtypen?
Nein, momentan fliege ich nicht privat.
Welche Ausbildungsschritte waren notwendig, bis Sie
zum ersten Mal mit einer F/A 18 Hornet allein als verantwortlicher Pilot abgehoben sind?
Dafür habe ich die momentan aktuelle Militärpilotenausbildung absolviert. Diese umfasst nach der einjährigen
Offiziersausbildung und den verschiedenen Selektionsschritten ein dreijähriges Aviatikstudium an der ZHAW in
Winterthur mit integrierter Linienpilotenausbildung. Nach
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AeCO-Nachrichten
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dem Studium durfte ich während einem Jahr die militärische Grundausbildung auf dem PC-7 in Locarno absolvieren, gefolgt von einem Jahr Weiterausbildung auf dem
PC-21 in Emmen und Sion. Das dritte Ausbildungsjahr im
Militär war dann der Umschulungskurs auf F/A-18, wobei
bereits der vierte Flug alleine stattfand.
Was war ausschlaggebend, dass Sie es geschafft haben,
Pilot eines F/A-18 Hornet zu werden?
Im Selektionsprozess war es mir wichtig, das Ziel immer
vor Augen zu haben, das Beste zu geben aber trotzdem
einen Plan B zu haben, falls ich den Ansprüchen der Selektion nicht genügt hätte. Eine gute Portion Glück war
bestimmt auch dabei. Dann während der Ausbildung war
wichtig, nicht aufzugeben. Die Ausbildung geht zügig voran und es gibt kaum Zeit etwas zu konsolidieren, dadurch
steht man immer mal wieder am Berg. Dinge wollen nicht
gelingen, obwohl man alles gibt, oder man erwischt einfach
mal einen schlechten Tag. Zudem braucht man den Willen,
permanent an sich zu arbeiten um besser zu werden.
Eine Pilotenlaufbahn in der Schweizer Luftwaffe ist ein
begehrter Beruf. Wenn Ihnen dies verwehrt geblieben
wäre, hätten Sie eine Pilotenlaufbahn bei einer Fluggesellschaft als Linienpilot oder auf einem Business-Jet angestrebt?
Ja, ich hätte auf jeden Fall versucht, in der Zivilluftfahrt einen Platz im Cockpit zu ergattern.
Wie muss man sich einen Ablauf als Pilot bei der Luftwaffe während einer Woche oder einem Monat vorstellen?
Wie gross ist in etwa der Anteil Theorie, Flugvorbereitung, Flugsimulator, Flugtraining auf F/A-18, PC-7 oder
allenfalls auch PC-21?
Während der Ausbildung auf PC-7 und PC-21 steht ganz klar
das Fliegen im Vordergrund. Neue Themen werden in Theorieblöcken vorbesprochen. Ein Ausbildungsflug dauert in
der Regel etwa eine Stunde, wobei man vor jedem Flug ein
Briefing von 20 bis 30 Minuten durchführt, in welchem der
detaillierte Ablauf besprochen wird. Nach dem Flug wird
das Geleistete genau analysiert mit dem Ziel, sich beim
nächsten Flug verbessern zu können. So ergibt sich ein Pensum von 2 bis 3 Stunden pro Flug inklusive individueller
Flugvorbereitung, wobei als Schüler meist zwei Flüge pro
Tag absolviert werden. Der Simulator macht in der Ausbildung einen kleinen Teil aus, er wird hauptsächlich für das
Training von Pannen und Notverfahren eingesetzt.
Auf dem F/A-18 wird die Vor- und Nachbereitung eines
Fluges bedeutend intensiver. Einem Staffelpiloten stehen
jährlich rund 120 Stunden Flugzeit für sein Training zur
Verfügung. Da man während dem Flug keine Zeit hat Unklarheiten zu beseitigen, ist es sehr wichtig, den Flug umfassend vorzubereiten und im Briefing alle Eventualitäten
abzudecken. Dank einer detaillierten Aufzeichnung aller
Flugdaten wird im Nachhinein jeder Flug genau analysiert.
In diesem Debriefing hat man die Zeit, welche einem im
Flugzeug fehlt um Fehler zu erkennen und es beim nächsten Flug besser zu machen. Bei komplexen taktischen
Übungen kann das Debriefing durchaus doppelt so lange
dauern wie der Flug selbst. So ist man unter Umständen für
eine Stunde Flugzeit bis zu fünf Stunden beschäftigt. Der Simulator erhält auf dem F/A-18 einen grösseren Stellenwert.
Jeder Pilot muss jährlich eine Anzahl Übungen im Simulator absolvieren. Da uns vier miteinander vernetzte Simulatoren zur Verfügung stehen, können auch gemeinsame
Übungen mit vier Flugzeugen gemacht werden.
Wie viele Flugstunden haben Sie absolviert?
Ich habe bisher rund 1500 Stunden absolviert.
Sie sind auch Pilot im PC-7 TEAM, welches ein international viel beachtetes Kunstflugprogramm auf höchstem
Niveau vorführt und hunderttausende Zuschauer immer
wieder von Neuem begeistert. Welche besonderen Eigenschaften muss man mitbringen, um in ein solches Team
aufgenommen zu werden?
Im PC-7 TEAM werden neue Mitglieder durch das aktuell
fliegende Team gewählt. Man kann sich also nicht dafür bewerben. Da man davon ausgeht, dass jeder Militärpilot das
fliegerische Rüstzeug für den Formationsflug besitzt, wird
nicht nach fliegerischem Können ausgewählt. Es zählt, ob
die Person charakterlich und menschlich ins Team passt.
Sind die PC-7, die im Kunstflug-Team eingesetzt werden,
besonders ausgerüstet?
Seit letztem Jahr gibt es sieben Flugzeuge, die für das PC-7
TEAM mit einer Rauchanlage ausgerüstet sind. Wann immer möglich, nutzen wir diese, um unser Programm zusätzlich aufzuwerten.
Es sind uns aber keine spezifischen Flugzeuge zugeteilt.
Alle, auch jene mit Rauchanlage, sind sonst täglich innerhalb der Luftwaffe als Ausbildungs- oder Verbindungsflugzeuge im Einsatz.
Was ist für Sie das Besondere daran, als Pilot im PC-7
TEAM mitzuwirken?
Mir gefällt es, mit der Teamfliegerei den Zuschauern die
Militäraviatik näher zu bringen. Wir fliegen in der Schweiz
häufig an Veranstaltungen, die nicht direkt mit der Aviatik
zu tun haben, z.B. an Stadtfesten oder Sportveranstaltungen. Dort gibt es häufig Menschen, die noch nie eine solche Vorführung gesehen haben und begeistert sind. Etwas
ganz Besonderes ist auch das Fliegen nahe am Boden. Das
ist für mich immer wieder sehr eindrücklich, da es heute in
der Luftwaffe kaum mehr trainiert wird. Nicht zuletzt ist es
grossartig, Mitglied in einem Team zu sein, in dem alle am
gleichen Strick ziehen, sich gegenseitig unterstützen und
dass eine einmalige Kameradschaft besteht.
An welcher Position innerhalb des PC-7 TEAM fliegen Sie?
Ich fliege als Nummer 7 und befinde mich in den grossen
Formationen auf der linken äusseren Seite des Verbandes.
Sobald sich das Team in mehrere kleine Unterverbände
aufteilt, bin ich als zweiter Solist unterwegs.
Am Samstag, 8. August 2015, wird das PC-7 TEAM über
dem Flugplatz Sitterdorf der Jubiläumsveranstaltung ein
Highlight bieten. Was bedeutet das für Sie als Ostschweizer?
Obwohl ich durch meine berufliche Tätigkeit nicht mehr in
der Ostschweiz wohne, fühle ich mich doch noch sehr mit
der Region verbunden. Es ist also auch für mich ein Highlight, in meiner Heimatregion fliegen zu dürfen.
Hptm Marius Krüsi, ich danke Ihnen für das Interview
und freue mich mit all den vielen Zuschauern auf die
Vorführungen des PC-7 TEAMs über dem Flugplatz Sitterdorf.
Mehr zum PC-7 Team erfahren Sie unter www.pc7-team.ch,
dort finden Sie unter «Display» auch die Broschüre mit al
len Details zum Team.
Kurzporträt:
Marius Krüsi, Hauptmann
Jg. 1985
Aufgewachsen in Balgach
Interessen: Mountainbike, Reisen, Fotografie
Beginn der Pilotenausbildung 2003
Pilot F/A-18 Hornet seit 2012
Pilot PC-7 TEAM seit 2013
Autor: B. Scherrer im Interview mit Hptm Marius Krüsi
Bilder: © VBS
Hptm Marius Krüsi im Cockpit des
Kampfflugzeuges Boeing F/A-18 Hornet
AeCO-Nachrichten 1 | 2015
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