Herren und Diener

Arbeitsblatt 5-01 Lösung
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Herren und Diener
Material
– Schreibutensilien
2. Spielt das Bild in Gruppen nach. Übernehmt die
Rolle des Getragenen oder der Träger. Braucht die
Begriffe in der Tabelle als Anweisung für euer
Verhalten.
3. Erzählt euch gegenseitig: Wie seht ihr aus? Was
macht ihr für ein Gesicht? Welche Körperhaltung
habt ihr? Wie fühlt ihr euren Körper?
© Staatliches Museum für Völkerkunde, München
Das unten stehende Bild zeigt die Beziehungen
zwischen den Weissen und den Einheimischen im
Kolonialismus.
1. Ergänze die Tabelle mit Begriffspaaren. In der
linken Spalte trägst du Begriffe ein, die sich auf den
weissen Mann in der Sänfte beziehen. In die rechte
Spalte schreibst du verwandte Begriffe, die die
Träger beschreiben.
«Palkee and Bearers» (gedeckte ostindische Sänfte und Träger). Foto, Indien, um 1890.
Lösung zu Aufgabe 1:
Weisser Mann
Farbige
Herr
mächtig
stolz
herablassend
unbeweglich
gut gekleidet
bequem
Diener
machtlos
niedergeschlagen, misstrauisch
abwartend
unterwürfig
fast keine Kleider
hart arbeitend
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© 2006 by Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, CH-5033 Buchs
Arbeitsblatt 5-02 Lösung
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Azteken im Zirkus
Material
– Schreibutensilien
Das unten stehende Plakat wirbt für eine Aufführung
von Azteken in einem deutschen Zirkus.
1. Beantworte folgende Fragen zum Bild:
a. Wie wird das Volk der Azteken auf dem Plakat
dargestellt?
b. Welche Rolle hat der weisse Mann auf dem
Plakat?
c. Weshalb interessierten sich die Menschen in
Europa wohl für eine solche Vorführung?
Castan’s Panopticum. Farblithografie von Alex Hoenig, um 1888, Circus-Archiv Wilhelm
Zimmermann, Ellerbek bei Hamburg.
Glossar
Panoptikum das: Sammlung von Sehenswürdigkeiten, meist Kuriositäten.
Lösung zu Aufgabe 1a:
Die Azteken werden als sehr fremd dargestellt. Ihre Gesichter sehen sicher nicht so aus. Sie
werden mit viel zu grossen Nasen und Mundpartien dargestellt.
Lösung zu Aufgabe 1b:
Der weisse Mann ist der Überlegene, der sich schnell zwei Azteken unter den Arm klemmt.
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Arbeitsblatt 5-02 Lösung
Lösung zu Aufgabe 1c:
Fremdes und Exotisches wirkte schon immer interessant und anziehend. Da noch nicht viele
Menschen in ferne Länder reisen konnten, wurden solche Vorführungen gerne besucht. Die
fremden Menschen wurden ähnlich wie Tiere im Zoo betrachtet. Manche fühlten sich vielleicht
auch besser, wenn sie über die «Primitiven» lachen konnten. Das gab ihnen das Gefühl, dass
die europäischen Menschen den anderen Völkern überlegen seien.
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Arbeitsblatt 5-03 Lösung
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Türkischer Tabak
Material
– Schreibutensilien
2. Warum wirbt die Zigarettenfabrik mit dem Namen
Mohamed?
3. Wie stellst du dir den Alltag der auf dem ersten und
auf dem zweiten Bild dargestellten Menschen vor?
© Privatarchiv Wolfgang Krolow, Berlin
Bereits am Ende des 19. Jahrhunderts gab es in
Europa Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter.
1. Beschreibe die beiden Bilder in wenigen Sätzen.
Türkische Arbeiter in der Pera-Zigarettenfabrik L. M. Baxeranides, Berlin,
um 1890.
Zigarettenreklame der Firma Yenidze, Dresden, 1904.
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Arbeitsblatt 5-03 Lösung
Lösung zu Aufgabe 1:
Das erste Bild, eine Fotografie vom Ende des 19. Jahrhunderts, zeigt türkische Arbeiter, die in
einem Fabriksaal an Tischen sitzen und Zigarren drehen. Sie tragen alle ähnliche Kleider, die
meisten haben Schnurrbärte und einige tragen den Fez, den türkischen Hut. Auf dem unteren
Bild sehen wir eine Werbung für Zigaretten aus orientalischem Tabak.
Lösung zu Aufgabe 2:
Die Zigarettenreklame wirbt mit dem Namen Mohamed, weil der Prophet der Mulime aus dem
Orient stammt. Es ist aber auch ein häufiger Vorname von Männern aus dieser Gegend.
Jedenfalls wollte man betonen, dass die Zigaretten aus orientalischem Tabak hergestellt
wurden, der als der beste galt. (Das im pseudoorientalischen Stil erbaute Lager- und
Fabrikationsgebäude der Firma «Yenidze» kann in Dresden immer noch besichtigt werden. Es
beherbergt heute nach detailgetreuer Rekonstruktion Büroräume und ein Restaurant.)
Lösung zu Aufgabe 3:
Die Männer auf dem ersten Bild sinken abends müde in ihr Bett. Sie haben nur die Arbeit. Viel
Freizeit bleibt ihnen sicher nicht nach ihrer eintönigen Arbeit. Der Mann auf dem unteren Bild
sitzt gelassen da und raucht eine Zigarette. Der Säbel auf seinen Knien zeigt wohl, dass er zu
einer höheren Gesellschaftsschicht gehört. Er scheint es nicht so streng zu haben wie die
Fabrikarbeiter auf dem oberen Bild.
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Arbeitsblatt 5-04 Lösung
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Die Eroberung Afrikas
Material
– Textbuch
– Folie
– Bunte Folienstifte
Zeichne eine dynamische Karte von der Eroberung
Afrikas in den Jahren 1830–1914. Benutze dazu die
drei unten stehenden Karten von Afrika um 1830, 1890
und 1914, die sich auch im Buch auf Seite 149 finden.
1. Nimm die Karte von Afrika um 1830 zur Hand. Lege
eine Folie darüber und zeichne die Umrisse des
Kontinents Afrika nach. Trage mit einem gelben
Stift die Gebiete ein, die 1830 unter europäischer
Herrschaft standen.
2. Lege die Folie über die Karte von 1890. Trage mit
einem roten Stift diejenigen Gebiete ein, die seit
1830 von europäischen Staaten erobert wurden.
3. Nimm nun die Karte von 1914. Mit blauer Farbe
markierst du die Gebiete, die seit 1890 dazu
kamen.
Diese von dir selbst erstellte Karte zeigt dir noch
einmal deutlich, wie Afrika erobert wurde. Sie hilft dir,
die auf Seite 149 im Buch gestellte Aufgabe zu lösen.
1830.
1890.
Legende zu den drei Karten:
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1914.
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Arbeitsblatt 5-04 Lösung
Lösung zu den Aufgaben 1 bis 3.
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Arbeitsblatt 5-05 Lösung
Afrika 1914, Afrika 2001
Material
– Folie
– Folienstifte
– Schreibutensilien
1. Lege eine Folie über die Karte von Afrika aus dem
Jahr 1914. Zeichne die Umrisse des Kontinents
nach. Zeichne auch alle Grenzen der Kolonien auf
der Folie ein.
2. Lege die Folie über die zweite, aktuellere Karte
Afrikas auf dem Arbeitsblatt. Trage mit einem
andersfarbigen Stift die neuen Grenzen der
afrikanischen Staaten ein.
3. Welche Staaten sind mit früheren Kolonien
identisch und wie heissen sie heute? Erstelle eine
Liste.
Afrika 1914.
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Arbeitsblatt 5-05 Lösung
Afrika 2001.
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Arbeitsblatt 5-05 Lösung
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Lösung zu den Aufgaben 1 und 2:
Lösung zu Aufgabe 3:
Algerien
Angola
Äquatorialguinea
Botswana
Dschibuti
Eritrea
Gambia
Ghana
Guinea-Bissau
Lesotho
Madagaskar
Malawi
Mosambik
Namibia
Menschen in Zeit und Raum 8: Unterwegs zur Moderne
Sambia
Sierra Leone
Simbabwe
Südafrika
Swasiland
Togo
Tunesien
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Arbeitsblatt 5-06 Lösung
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Die koloniale Aufteilung der Welt
Material
– Textbuch
– Schulatlas
– Schreibutensilien
Betrachte die Karte auf Seite 150 im Textbuch. Sie
zeigt die europäischen Kolonialstaaten um 1914 und
ihre Besitzungen in der Welt.
1. Ergänze die unten stehende Tabelle:
a. Beginne mit dem Staat, der 1914 über den
grössten Kolonialbesitz verfügte. An zweiter
Stelle kommt der Staat mit dem zweitgrössten
Besitz usw.
b. Öffne im Schulatlas eine aktuelle politische
Weltkarte und trage in der zweiten Spalte der
Tabelle die heutigen Länder ein, welche 1914
zum Kolonialbesitz der einzelnen europäischen
Länder gehörten.
Lösung zu Aufgabe 1:
Kolonialmacht
Ehemalige Kolonien
Grossbritannien
Indien, Pakistan, Bangladesch, Nepal, Sri Lanka (Ceylon), Myanmar
(Burma), Malaya, Süden von Papua-Neuguinea, Ägypten, Sudan,
Uganda, Kenia (Britisch-Ostafrika), Burundi, Ruanda, Tansania,
Sambia, Simbabwe, Südafrika, Botswana, Nigeria, Ghana (Goldküste),
Sierra Leone, Britisch-Guayana, Australien, Kanada
Frankreich
Vietnam, Kambodscha, Tunesien, Algerien, Marokko, Mauretanien,
Guinea, Mali, Niger, Senegal, Burkina Faso, Elfenbeinküste,
Zentralafrikanische Republik, Madagaskar, Französisch-Guayana
Portugal
Mosambik, Angola, Cabinda, Guinea-Bissau (Portugiesisch-Guinea),
Macao, Goa, Osttimor, Kapverden
Spanien
Spanisch-Sahara (Rio de Oro), Nordmarokko, Äquatorialguinea (Rio
Muni)
Deutschland
Tansania, Kamerun, Namibia, Norden von Papua-Neuguinea mit
Bismarck-Archipel
Holland
Indonesien, Niederländisch-Guayana
Belgien
Belgisch-Kongo
Dänemark
Grönland, Island
Japan
Korea, Mandschurei, Formosa
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Arbeitsblatt 5-07 Lösung
Der britische Imperialismus
Material
– Roter Stift
– Schreibutensilien
Die beiden unten stehenden Texte stammen von zwei
bedeutenden britischen Politikern. Beide wurden
gegen Ende des 19. Jahrhunderts verfasst und befürworten die imperialistische Politik Grossbritanniens.
Sie argumentieren aber unterschiedlich.
1. Analysiere die beiden Texte.
2. Streiche mit einem roten Stift die wichtigsten Motive
an, die Cecil Rhodes für den Imperialismus
Grossbritanniens anführt.
3. Fasse die Zielsetzungen von Rhodes in drei bis vier
Sätzen zusammen.
4. Überschreibe den Text mit einem geeigneten Titel.
5. Streiche anschliessend mit einem gelben Stift die
wichtigsten Motive an, die Lord Rosebery vorbringt.
6. Fasse die Zielsetzungen von Rosebery in drei bis
vier Sätzen zusammen.
7. Gib auch diesem Text einen passenden Titel.
Lösung zu Aufgabe 2:
Cecil Rhodes
Ich war gestern Abend im Ostende von London und besuchte eine Arbeiterversammlung. Als ich nach
den dort gehörten wilden Reden, die nur ein Schrei nach Brot waren, nach Hause ging, da war ich von
der Wichtigkeit des Imperialismus mehr denn je überzeugt. Meine grosse Idee ist die Lösung des
sozialen Problems, das heisst um die 40 Millionen Einwohner des Vereinigten Königreiches vor einem
mörderischen Bürgerkrieg zu schützen, müssen wir Kolonialpolitiker neue Ländereien erschliessen, um
den Überschuss der Bevölkerung aufzunehmen, und neue Absatzgebiete zu schaffen für Waren, die sie
in ihren Fabriken und Minen erzeugen. Das Empire, das habe ich stets gesagt, ist eine Magenfrage.
Wenn Sie den Bürgerkrieg nicht wollen, müssen Sie Imperialisten werden.
Cecil Rhodes, 1884 britischer Finanzminister und 1890–1896 Premierminister der südafrikanischen Kapkolonie, in
einem Brief 1895.
Lösung zu Aufgabe 5:
Lord Rosebery
Seit 1868 ist das Empire gewaltig schnell gewachsen. Das ist ein Vorgang, den vielleicht nicht jedermann mit ungeteilter Genugtuung beobachtet hat. [...] Wir dürfen behaupten, dass jeder Landstrich, den
wir zivilisiert haben, [...] zu Recht ein Teil unseres Empire geworden ist. Wir dürfen behaupten, dass wir
das Empire aufgrund eines unbestreitbaren Rechtstitels besitzen. Aber die Ausdehnung unseres Empire
wird noch aus einem anderen Grund heftig angegriffen, und diese Angriffe kommen nicht von jenseits
unserer Grenzen. Es wird gesagt, dass unser Empire bereits gross genug sei und keiner weiteren
Ausdehnung mehr bedürfe. Dies wäre in der Tat richtig, wenn die Welt unbegrenzt ausdehnungsfähig
wäre; doch unglücklicherweise ist sie es nicht. Wir sind im Augenblick beschäftigt, «Schürfrechte für die
Zukunft abzustecken», wie es in der Sprache der Bergleute heisst. [...]
Wir müssen die Blicke [...] auf die Zukunft des Volkes richten, dessen Treuhänder wir gegenwärtig
sind, und meiner Meinung nach würden wir bei der Erfüllung der Aufgabe, die uns auferlegt worden ist,
völlig versagen, wenn wir vor der Verantwortung zurückschrecken und den Anteil nicht annehmen
sollten, der uns im Zuge der Aufteilung der Welt zufällt, eines Prozesses, den wir nicht unsererseits in
Gang gesetzt haben, sondern der uns aufoktroyiert worden ist.
Rede von Lord Rosebery, 1894–1895 britischer Premierminister, am 1. März 1893 im Royal Colonial Institute.
Glossar
aufoktroyieren: aufzwingen, aufdrängen.
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Arbeitsblatt 5-07 Lösung
Lösung zu Aufgabe 3:
Cecil Rhodes sah eine Notwendigkeit darin, die eigene Bevölkerung zu ernähren. Die Arbeiter
sollten mehr verdienen in den Fabriken, die ihre Waren in die Kolonien lieferten. Andere
sollten auswandern können, um in den Kolonien zu siedeln.
Lösung zu Aufgabe 4:
Der Titel zum ersten Text könnte heissen «Die Notwendigkeit des Imperialismus».
Lösung zu Aufgabe 6:
Rosebery sah die Notwendigkeit im Besitz von möglichst viel Land, das zivilisiert werden sollte.
Es sollte in Zukunft vor allem als Rohstoffquelle für die britische Industrie dienen.
Lösung zu Aufgabe 7:
Der Titel zum zweiten Text könnte heissen «Das Imperium als Rohstoffquelle».
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Arbeitsblatt 5-08 Lösung
Europäischer Segen?
Material
– Schreibutensilien
– Schreibpapier
1. Betrachte die beiden Bilder auf dem Arbeitsblatt.
Was wollen der Maler und der Zeichner mit ihren
Bildern ausdrücken?
2. Beschreibe die Unterschiede.
© Bildarchiv Preussischer Kulturbesitz, Berlin
In vielen kolonisierten Gebieten entstanden Missionsschulen. Die einheimische Bevölkerung sollte den
christlichen Glauben und die christlichen Werte kennen
lernen und annehmen. Von vielen Europäern wurde
diese Tätigkeit positiv bewertet. Es gab aber auch
kritische Stimmen.
Missionsschule in Afrika. Unterricht in einer deutschen Missionsschule in der Kolonie
Deutsch-Südwestafrika. Lithografie nach einer Zeichnung von Bernhard Mühlig, 1897.
Der «Zivilisationsauftrag» der Weissen. Karikatur in einer Amsterdamer Zeitung, 1897.
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Arbeitsblatt 5-08 Lösung
Lösung zu Aufgabe 1:
Das erste Bild zeigt eine idyllische Szene in schönen Farben. In einem gut eingerichteten
Schulzimmer lehrt eine weisse Missionarin die schwarzen Mädchen. Alles wirkt sauber und
geordnet.
Die Karikatur zeigt, wie zwei weisse Männer einem schwarzen Paar die Zivilisation beibringen
wollen. Sie wollen sie wohl davon überzeugen, Kleider wie die Europäer zu tragen. Sie bringen
ihnen die Bibel, aber auch Alkohol und ein Gewehr.
Lösung zu Aufgabe 2:
Schon im äusseren Erscheinungsbild sind die Bilder verschieden. Das obere Bild zeigt in einem
farbigen Gemälde die schönste Seite einer Missionsschule. Das untere Bild ist eine SchwarzWeiss-Karikatur, die absichtlich übertrieben negativ gezeichnet ist.
Das obere Bild will zeigen, wie die friedlichen Weissen der schwarzen Bevölkerung die
Zivilisation bringen. Es soll die Wichtigkeit der Zivilisierung unterstreichen. Das untere Bild
zeigt die Kehrseite der Beeinflussung durch die Europäer. Die beiden Männer wollen vor allem
ihre Produkte wie Waffen, Kleider, Alkohol usw. verkaufen. Es geht ihnen nicht um die Kultur
und das Wohlsein der Menschen. Sie wollen sie vor allem ausbeuten.
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Arbeitsblatt 5-09 Lösung
Weisse Männer, schwarze Frauen
Material
– Schreibutensilien
In den Kolonien gab es viel mehr weisse Männer als
Frauen. Auf eine weisse Frau kamen häufig sieben bis
acht weisse Männer. Weisse Männer suchten deshalb
häufig einheimische Frauen auf, um sich mit ihnen zu
vergnügen und oft auch sexuelle Beziehungen zu
pflegen. Zur Heirat hingegen kam es nur selten.
1. Betrachte das unten stehende Bild und beantworte
dazu folgende Fragen:
a. Wie verhalten sich die weissen Männer
gegenüber den dunkelhäutigen Frauen?
b. Suche Merkmale, die das Verhältnis zwischen
Kolonisatoren und Kolonisierten beschreiben.
c. Weshalb liessen sich die Personen auf dem Bild
wohl auf diese Weise fotografieren?
Kolonisten mit Bakossi-Mädchen, bei Nyasosso, Kamerun. Fotografie von Carl Hohl, 1903.
Lösung zu Aufgabe 1a:
Die Männer verhalten sich besitzergreifend. Sie halten die Frauen auf ihren Knien wie Kinder
und halten sie teilweise auch noch fest.
Lösung zu Aufgabe 1b:
Es ist deutlich zu sehen, wer die Kolonisatoren sind. Die Frauen sind nur wenig bekleidet,
während die Kolonisatoren vollständig bekleidet dasitzen. Sie sitzen bequem in ihren Stühlen,
während die Frauen ihnen auf den Knien sitzen müssen. Die Männer schauen zufrieden und
sogar stolz in die Kamera, während die Frauen eher traurige und abweisende Blicke haben.
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Arbeitsblatt 5-09 Lösung
Lösung zu Aufgabe 1c:
Die Frauen müssen sich wohl das Fotografieren gefallen lassen. Die Männer können damit
prahlen, wie sie diese Frauen erobert (oder gekauft?) haben und so ihre Männlichkeit und
Überlegenheit zur Schau stellen.
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Arbeitsblatt 5-10 Lösung
Das britische Weltreich
Material
– Schulatlas
– Schreibutensilien
1. Suche mit Hilfe des Schulatlas die auf der Karte
abgebildeten Länder.
2. Trage in die erste Spalte der Tabelle die zur
Kolonie gehörende Nummer ein.
Britische Besitzungen bis 1914.
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Arbeitsblatt 5-10 Lösung
Lösung zu Aufgabe 2:
Nr.
26
32
14
8
12
35
22
4
34
1
25
31
21
30
9
19
28
29
5
11
18
36
41
17
3
24
27
7
10
20
6
38
42
33
37
13
23
15
40
16
39
2
Kolonie
Aden (Südjemen)
Ägypten
Australien
Bahamas
Bangladesch (Teil von Britisch-Indien)
Betschuanaland
Britisch-Guayana
Britisch-Honduras
Britisch-Somaliland
Carolina
Falkland-Inseln
Fidschi-Inseln
Gambia
Ghana (Goldküste)
Gibraltar
Helgoland
Hongkong
Indien (brit. Vizekönigreich)
Jamaika
Kanada
Kapprovinz
Kenia (Britisch-Ostafrika)
Kuwait
Malta
Maryland
Myanmar (Burma)
Natal
Neuenglandstaaten
Neufundland
Neuseeland
New York
Nigeria
Pakistan (Teil von Britisch-Indien)
Papua/Neuguinea
Rhodesien
Sierra Leone
Singapur
Sri Lanka (Ceylon)
Sudan
Trinidad
Uganda
Virginia
Menschen in Zeit und Raum 8: Unterwegs zur Moderne
Gründung
1839
1882
1788 (bis 1829)
1670
1784 (Beginn der planmässigen Eroberung)
1885
1817
1638 (bis 1862)
1884
1584 (bis 1776)
1833
1874
1816
1873
1713
1807
1841
1885
1655
1763
1806 (bis 1872)
1886
1899
1800
1632 (bis 1776)
1826
1843
17. Jahrhundert (bis 1776)
1713
1814 (bis 1840)
1664 (bis 1776)
1890
1907
1883
1889
1787
1819
1796
1899
1797
1895
1607 (bis 1776)
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Arbeitsblatt 5-11 Lösung
Die Engländer – eine neue Kaste?
Material
– Schreibutensilien
2. Beschreibe die einzelnen Personen: Welche
Tätigkeiten üben sie aus?
3. Welche Unterschiede findest du zwischen den
englischen und den indischen Personen?
Aus: The Last Empire. Photography in British India 1855–1911. Aperture, New York, 1990.
Britinnen und Briten bildeten in Indien quasi eine neue
Kaste, die den Kasten der einheimischen Bevölkerung
übergeordnet war.
1. Wie zeigte sich dieses Herrschaftsverhältnis im
Alltag? Analysiere dazu das unten stehende Bild.
Nachmittagstee. Fotografie, Bombay (Mumbai), 1910.
Glossar
Kaste die: Gruppe in der hinduistischen Gesellschaftsordnung. Man unterscheidet von oben nach unten: Brahmane
(Priester, Gelehrter), Kshatriya (König, Prinz, Krieger, höherer Beamter), Vaishya (Landwirt, Kaufmann, Händler)
und Shudra (Knecht, Dienstleistender).
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Arbeitsblatt 5-11 Lösung
Lösung zu Aufgabe 1:
Die Briten sitzen mit einer Ausnahme im Vordergrund. Sie gruppieren sich in einem Halbkreis
zum Gespräch. Die indischen Bediensteten stehen dahinter, deutlich getrennt vom Kreis im
Vordergrund. Sie tragen Uniformen.
Lösung zu Aufgabe 2:
Die Briten sitzen um das kleine Tischchen, trinken Tee (Kuchen steht auch bereit) und scheinen
zu plaudern. Die Inder stehen in korrekter, aufrechter Haltung dahinter. Einer trägt ein Tablett,
wohl um Geschirr abzuräumen. Links steht ein älterer Inder in einer Fantasieuniform. Er
könnte eine Art Butler, Chef des Personals sein. Der Engländer, der steht, ist gerade
angekommen oder im Begriff zu gehen.
Lösung zu Aufgabe 3:
Die englischen Personen sitzen im Vordergrund um den Tisch platziert. Sie sitzen recht locker
da und scheinen das Leben zu geniessen. Die indischen Angestellten müssen zudienen, sie
warten auf die nächsten Befehle. Die Engländer und Engländerinnen tragen europäische
Kleidung, die Inder ihre eigenen Gewänder und Kopfbedeckungen; der Inder links ist barfuss.
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Arbeitsblatt 5-12 Lösung
Zwei Stimmen zu Belgisch-Kongo
Material
– Lexikon
– Schreibutensilien
– Schreibpapier
– Textbuch
1. Lies die beiden Texte aufmerksam durch.
2. Unterstreiche die Begriffe, die du nicht kennst und
schlage sie in einem Lexikon nach.
3. Vergleiche die beiden Texte anhand der Anleitung
auf den Seiten 40/41 im Textbuch. Gehe gemäss
den dort aufgeführten Schritten vor.
1) Chester A. Arthur: Internationale Afrikanische Gesellschaft
Das reiche und dicht bevölkerte Tal des Kongo wird von einer Gesellschaft namens Internationale
Afrikanische Gesellschaft erschlossen, deren Präsident der König der Belgier ist. [ ] Grosse Landstriche wurden der Gesellschaft von Eingeborenenhäuptlingen überlassen, Strassen wurden gebaut,
Dampfschiffe auf dem Fluss stationiert und der Anfang mit der Bildung von Staaten gemacht [ ] unter
einer Flagge, die Handelsfreiheit bietet und den Sklavenhandel unterbindet. Die Absichten der
Gesellschaft sind philanthropischer Natur. Sie zielt nicht auf dauerhafte politische Herrschaft, sondern
bemüht sich um Neutralität für das Tal.
Der amerikanische Präsident Chester A. Arthur in seiner Jahresbotschaft an den amerikanischen Kongress,
4. Dezember 1883.
2) Edmond Picard: Träger
Ununterbrochen stiessen wir auf diese Träger [ ] schwarz, elend, mit nichts als einem schrecklich
schmutzigen Lendenschurz am Leib, kraushaarig und barhäuptig trugen sie die Lasten – Kisten, Ballen,
Elfenbeinzähne, [ ] Fässer; die meisten von ihnen schwächlich, ermattet unter einer Last, die durch
Müdigkeit und unzureichende Kost – eine Handvoll Reis und ein bisschen stinkender Trockenfisch –
noch beschwerlicher wurde. [ ] die Augen starr und weit geöffnet, teils, weil sie angestrengt das
Gleichgewicht zu halten suchen, teils, weil sie vor Erschöpfung wie benommen sind. Wie diese hier
torkeln Tausende vorüber [ ], requiriert vom Freistaat, der über die Waffe einer allmächtigen Miliz
verfügt, oder ausgeliefert von den Häuptlingen, deren Sklaven sie sind und die sich mit ihren Löhnen
aus dem Staub machen; so trotten sie dahin mit gekrümmten Knien, vorgestrecktem Bauch, einen Arm
in der Luft, um die Last zu sichern, den anderen auf einen langen Wanderstab gestützt, staubbedeckt
und verschwitzt, [ ] die längs des Wegs krepieren oder nach dem Marsch in ihre Dörfer zurückkehren
und dort vor Entkräftung sterben.
Der belgische Senator Edmond Picard über eine Trägerkarawane, die er 1896 auf seiner Route durch den Kongo
sah. Edmond Picard: En Congolie. Brüssel, 1896.
Lösung zu Aufgabe 3:
2. Wichtigste Argumente notieren:
1) Der amerikanische Präsident ist überzeugt, dass der belgische König das Beste für seine
Kolonie will und aus Menschlichkeit Strassen baut, Schulung bringt und die Sklaverei
unterbindet.
2) Der belgische Beobachter sieht mit eigenen Augen das Elend, das durch die Ausbeutung der
Rohstoffe in der Kolonie entsteht. Er sieht die ausgehungerten Gestalten, die für den belgischen
König die Rohstoffe schleppen müssen.
3. Hintergrundinformationen zur Autorin, zum Autor:
1) Amerikanischer Präsident Chester A. Arthur. Wir wissen nicht, in welcher Beziehung er zum
belgischen König steht. Vielleicht hat er ihn kennen gelernt und schätzt ihn hoch.
b) Belgischer Senator Edmond Picard, der zum Augenzeugen wird.
Publikationsdatum:
1) 1883.
2) 1896.
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Arbeitsblatt 5-12 Lösung
Form der Veröffentlichung:
1) Als Rede vor dem amerikanischen Kongress.
2) Als Bericht in einem Buch.
4. Zusammenfassung der Schlussfolgerungen:
1) Der amerikanische Präsident verteidigt eindeutig die Kolonialherrschaft des belgischen
Königs. Vermutlich haben Abgeordnete ihn angegriffen und verlangt, dass die Amerikaner
etwas gegen die Zustände im Kongo unternehmen müssten. Er stellt die Tätigkeit der Belgier
sehr positiv dar. Weiss er es wohl nicht besser?
2) Ganz anders beurteilt der belgische Senator die Sache. Er ist Augenzeuge geworden und
lässt sich nicht mehr durch falsche Berichte blenden. Er schildert die Einzelheiten so genau,
dass sein Bericht vermutlich auch stimmt. Die Zustände müssen schlimm sein, und er fühlt sich
als Belgier vielleicht mitschuldig.
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© 2006 by Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, CH-5033 Buchs
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Arbeitsblatt 5-13 Lösung
Ilanga erzählt
Material
– Bunte Stifte
– Lexikon
Um 1900 erzählte die Afrikanerin Ilanga dem
Amerikaner Edgar Canisius über die Gräueltaten
belgischer Soldaten. Canisius verstand die SuaheliSprache. Später begegnete er dem Offizier und den
Soldaten, die Ilanga verschleppt hatten. Canisius kam
zum Schluss, dass Ilanga die Wahrheit gesagt hatte.
1. Lies den Text aufmerksam durch.
2. Unterstreiche die Begriffe schwarz, die du nicht
kennst. Schlage sie in einem Lexikon nach.
3. Unterstreiche mit einem grünen Stift alle
Lebensmittel, die im Bericht vorkommen.
4. Unterstreiche alle Stellen gelb, wo du etwas über
das Zusammenleben im Dorf Waniendo erfährst.
5. Unterstreiche die Stellen rot, an denen Ilanga von
Gräueltaten der belgischen Soldaten berichtet.
Lösung zu den Aufgaben 3 bis 5:
Ilanga erzählt
Unser Dorf wird Waniendo genannt, nach unserem Häuptling Niendo. [...] Es ist ein grosses Dorf in der
Nähe eines kleinen Flusses, um das Dorf herum liegen grosse Felder von mohago (Maniok) und
muhindu (Mais) und anderen Nahrungsmitteln, denn wir alle leisteten schwere Arbeit auf unseren
Anpflanzungen und hatten immer viel zu essen. [...] Wir hatten nie Krieg in unserem Land, und ausser
Messern hatten die Männer kaum Waffen. [...]
Wir waren alle auf den Feldern und hackten auf unseren Pflanzungen, denn es war Regenzeit, und
das Unkraut schoss rasch in die Höhe, als ein Läufer ins Dorf kam und berichtete, dass sich eine grosse
Gruppe Männer nähere, dass sie alle rote Käppis und blaue Tracht trügen und Gewehre und lange
Messer mit sich führten und dass viele weisse Männer dabei seien, deren Häuptling Kibalanga* sei.
Niendo rief sofort alle wichtigen Männer in sein Haus, während die Trommeln geschlagen wurden, um
die Leute ins Dorf zurückzurufen. Es wurde lange Beratung gehalten, und am Ende wurde uns allen
gesagt, wir sollten ganz ruhig auf die Felder gehen und von dort Erdnüsse, Kochbananen und Maniok
für die bald eintreffenden Krieger herbeiholen sowie Ziegen und Geflügel für die weissen Männer. Alle
Frauen nahmen Körbe und füllten sie und stellten sie an die Strasse. [...] Niendo dachte, dass er durch
so viele Essensgeschenke die Fremden dazu bringen könne, weiter zu ziehen und uns in Frieden zu
lassen. Und so sollte es dann auch sein. [...]
Als die weissen Männer und ihre Krieger abgezogen waren, gingen wir wieder an die Arbeit und
hofften, dass sie nicht zurückkehren würden; aber dies taten sie nach ganz kurzer Zeit. Wieder brachten
wir ihnen grosse Mengen Nahrung; aber diesmal zog Kibalanga nicht gleich ab, sondern schlug sein
Lager in der Nähe unseres Dorfes auf, und seine Soldaten kamen und nahmen uns all unser Federvieh
und unsere Ziegen und rissen unseren Maniok aus der Erde; wir machten uns aber nichts daraus,
solange sie uns selbst nichts taten. Am nächsten Morgen [...], gleich nachdem die Sonne über dem
Hügel aufgegangen war, kam ein grosser Trupp von Soldaten ins Dorf, und wir gingen alle in unsere
Häuser und setzten uns hin. Wir sassen noch nicht lange, da kamen Soldaten hereingestürzt und
brüllten und bedrohten Niendo mit ihren Gewehren. Sie rannten in die Häuser und zerrten die Leute
heraus. Drei oder vier kamen zu unserem Haus und ergriffen mich, ebenso meinen Mann Oleka und
meine Schwester Katinga. Wir wurden auf die Strasse geschleppt, und wir wurden mit Stricken an
unseren Hälsen aneinandergebunden, so dass wir nicht fliehen konnten. Wir weinten alle, denn wir
wussten, dass wir jetzt in die Sklaverei gebracht werden sollten. Die Soldaten schlugen uns mit den
Eisenstäben ihrer Gewehre und zwangen uns, zum Lager von Kibalanga zu marschieren; der befahl,
dass die Frauen getrennt angebunden werden sollten, zehn an jedem Strick, und genauso die Männer.
Als man uns alle versammelt hatte – und da waren viele aus anderen Dörfern, die wir jetzt sahen, und
viele aus Waniendo –, brachten die Soldaten uns Essenskörbe, die wir tragen sollten, in einigen war
geräuchertes Menschenfleisch. [...]
Wir marschierten dann sehr schnell los. Meine Schwester Katinga hatte ihr Baby auf dem Arm und
war nicht gezwungen, einen Korb zu tragen; aber mein Mann Oleka musste eine Ziege tragen. Wir
marschierten bis zum Nachmittag und lagerten dann in der Nähe eines grossen Flusses, da waren wir
froh, trinken zu können, denn wir waren sehr durstig. Wir hatten nichts zu essen, denn die Soldaten
wollten uns nichts geben. [...] Am nächsten Tag ging der Marsch weiter, und als wir gegen Mittag
lagerten, gab man uns etwas Mais und Kochbananen, die man in der Nähe eines Dorfes gesammelt
hatte, dessen Bewohner davongelaufen waren. So ging es jeden Tag weiter, bis zum fünften Tag, als
die Soldaten meiner Schwester das Baby wegnahmen und es ins Gras warfen; dort liessen sie es zum
Sterben liegen und zwangen meine Schwester, ein paar Kochtöpfe zu tragen, die sie in dem
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Arbeitsblatt 5-13 Lösung
verlassenen Dorf gefunden hatten. Am sechsten Tag wurden wir sehr schwach, weil wir keine Nahrung
bekamen und weil wir immer marschieren und im feuchten Gras schlafen mussten, und mein Mann, der
mit der Ziege hinter uns marschierte, konnte nicht länger aufrecht stehen, und so setzte er sich neben
den Pfad und wollte nicht weitergehen. Die Soldaten schlugen ihn, aber er weigerte sich immer noch,
sich von der Stelle zu rühren. Dann schlug ihm einer mit dem Gewehr-Ende auf den Kopf, und er fiel auf
den Boden. Einer der Soldaten nahm die Ziege, während zwei oder drei andere mit den langen
Messern, die sie auf das Ende der Gewehre steckten, auf meinen Mann einstachen. Ich sah das Blut
herausströmen, und dann sah ich ihn nie wieder, weil wir um den Rand eines Hügels gingen und er
dadurch ausser Sicht war. Viele junge Männer wurden auf die gleiche Weise getötet und viele Babys ins
Gras geworfen, um sie sterben zu lassen. [...] Nach zehn Tagesmärschen kamen wir an das grosse
Wasser [...] und wurden mit Kanus hinüber zu der Stadt der weissen Männer bei Nyangwe gebracht.
Edgar Canisius: A Campaign Amongst Cannibals. London, 1903. Übersetzung aus: Adam Hochschild: Schatten
über dem Kongo. Die Geschichte eines grossen, fast vergessenen Menschheitsverbrechens. Klett-Cotta, Stuttgart,
2000.
*Kibalanga war der afrikanische Name für Oskar Michaux, einen Offizier der belgischen Truppen im Kongo.
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Arbeitsblatt 5-14 Lösung
Die Produktion von freier Arbeit
Material
– Schreibutensilien
1. Betrachte die Karikatur, in der die Gräueltaten des
belgischen Königs im Kongo dargestellt werden.
2. Beantworte folgende Fragen:
a. Welche Personen sind abgebildet und welche
Tätigkeiten üben sie aus?
b. Was wollte der Zeichner mit diesem Bild über
die Situation im Kongo sagen?
Die Produktion von freier Arbeit. Karikatur, ca. 1905.
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Arbeitsblatt 5-14 Lösung
Lösung zu Aufgabe 2a:
Es sind schwarze Arbeiter abgebildet, die Geld heranschleppen. Ein weisser Soldat schlägt auf
eine schwarze Frau ein. Unterhalb des Trichters sammelt der belgische König die Erträge der
Ausbeutung ein. Ein schwarzer Arbeiter am linken Bildrand liegt im Sterben.
Lösung zu Aufgabe 2b:
Das Bild zeigt, wie unzählige schwarze Menschen unter grossen Strapazen die Rohstoffe heranschleppen (auf dem Bild in Form von Geld dargestellt), damit der alte belgische König noch
mehr Reichtümer anhäufen kann.
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Arbeitsblatt 5-15 Lösung
Französische Herrschaft in Algerien
Material
– Blauer und roter Stift
1. Lies den Text aufmerksam durch.
2. Streiche mit einem blauen Stift die Stellen an, die
die Vorteile der Kolonien für Frankreich herausheben.
3. Unterstreiche mit einem roten Stift die Stellen,
welche die Nachteile der Kolonialpolitik für
Frankreich betonen.
Lösung zu den Aufgaben 2 und 3:
Vorteile und Nachteile der Kolonien
Die Anhänger der Kolonialpolitik haben sich manchmal auf die Einnahmen, die das Mutterland aus ihr
erzielen kann, berufen, um die Bedeutung, die sie den Kolonien zumessen, zu rechtfertigen. Häufiger
haben die Verächter der Kolonialpolitik die beträchtlichen Ausgaben hervorgehoben, die Kolonien dem
Mutterland verursachen, um ihre Landsleute davon abzuhalten, welche zu gründen, oder sie dazu zu
bringen, diejenigen aufzugeben, die bereits gegründet waren.
Es ist wichtig, sich bei beiden Gesichtspunkten vor Übertreibung zu hüten: Es wäre in der Tat
ebenso unvernünftig, Kolonien mit der Absicht gründen zu wollen, um aus ihnen Gewinne zu erzielen,
wie bereits voll entwickelte und fortgeschrittene Kolonien deshalb aufzugeben, weil sie momentan dem
Mutterland Kosten aufbürden.
Es ist äusserst selten, dass eine Kolonie einen Nettogewinn für das Mutterland abwirft; im
Kindeszustand kann sie es nicht, im Erwachsenenzustand will sie es nicht. Jeder Versuch, Ressourcen
von ihr abzuziehen, würde, wenn sie jung ist und wächst, darauf hinauslaufen, ihre Entwicklung zu
hemmen und ihre Loslösung zu provozieren, wenn sie gross und stark ist. Solange eine Kolonie von
Beamten des Mutterlandes verwaltet, von Soldaten und Seeleuten des Mutterlandes verteidigt werden
muss, liegt es auf der Hand, dass daraus für das Mutterland erhebliche Kosten entstehen. [...]
Heisst das jedoch, dass eine Kolonie dem Mutterland nicht mehr Vorteile bietet, als eine blühende
fremde Gegend es könnte? [...] Eine grosses Industrieland, das dicht besiedelt ist und wo das Kapital
sich häuft, handelt mit Klugheit und Voraussicht, wenn es von günstig gelegenen und herrenlosen
Gebieten Besitz ergreift und dort einen Teil seiner Kinder und seiner Produktionsmittel hinschickt. [...]
Die Rohstoffe nämlich, die ein Industrieland vom Agrarland bezieht, erlauben es ihm, seine
Industrieproduktion ins Unendliche zu entwickeln; gleichzeitig ermöglichen die gewerblichen Produkte,
die das Agrarland erhält, die Instrumente und Werkzeuge, die es sich aus dem Industrieland holt,
diesem mehr und mehr, seine Kultur zu verbreiten. Daraus ergibt sich, dass dieser doppelte Fortschritt,
sofern die beiden Länder sparsam und arbeitsam sind, auf gleichem Fuss geht und dass man die
Grenzen einer Handelsausweitung nicht voraussehen kann. Wenn also das Mutterland einem Teil
seines Kapitals entsagt, um Kolonien zu gründen, legt es das Kapital nur zu einem hohen Zinssatz an.
Auf einem neuen und fruchtbaren Boden angelegt, produziert es unendlich mehr, als es das im
Mutterland gekonnt hätte. Und die Gewinne, die aus dieser Vermehrung von Produktivität entstehen,
bringen allen Nutzen: Weit davon entfernt, ein verlorenes Kapital zu sein, ist es ein sehr nützlich
angewandtes Kapital, das sich mit einer Schnelligkeit vervielfacht, wie es in der Alten Welt ohne Beispiel
ist. Darum sind die Siedler im Allgemeinen so grosse Verbraucher der Waren des Mutterlandes. Sie
produzieren viel und sie verkaufen viel, und sie haben deshalb auch die Möglichkeiten, selbst zu kaufen;
und sie haben einen grossen Bedarf, den sie leichter dadurch befriedigen können, dass sie sich ans
Mutterland wenden, als dass sie ihn durch eigene Arbeit decken.
Ein anderer Vorteil der Kolonien besteht darin, dass die Handelsbeziehungen mit ihnen viel sicherer
sind als solche mit ausländischen Nationen. [...]
Paul Leroy-Beaulieu, französischer Historiker: De la colonisation chez les peuples modernes (Die Kolonisation bei
modernen Völkern). Paris, 1874.
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Arbeitsblatt 5-16 Lösung
Zu den Seiten 170/171
Chinesischer Blick auf Europa
Material
– Bunter Stift
– Schreibutensilien
– Textbuch
Der unten stehende Bericht zeigt, welche Vorstellungen die chinesische Bevölkerung von Europa hatte.
1. Lies den Text aufmerksam durch, bevor du die
folgenden Aufgaben löst.
2. Unterstreiche alle Wörter, die sich auf die
europäische Kultur beziehen.
3. Formuliere in eigenen Worten, wie der chinesische
Blick auf Europa war.
4. Vergleiche ihn mit dem Bild, das sich Europäerinnen und Europäer von aussereuropäischen Völkern
machten (siehe Seiten 146/147 im Textbuch).
Welche Gemeinsamkeiten oder Unterschiede stellst
du fest?
Lösung zu Aufgabe 2:
Für die Chinesen sind die Europäer Barbaren
Die Chinesen nennen gewöhnlich die Europäer «Barbaren» und halten sie für solche; mit dem Ausdruck
meinen sie «Völker in einem rohen, unzivilisierten Zustand, moralisch und geistig unkultiviert» [...]
Diejenigen Chinesen, die unmittelbare Gelegenheit hatten, etwas von unseren Sitten und von unserer
Kultur zu erfahren – sie mögen, in allen fünf Vertragshäfen zusammen, fünf- oder sechstausend zählen
gegenüber 360 Millionen –, halten uns meist in Moral und in geistiger Kultur tiefer stehend als ihr Volk.
Was die anlangt, die keine solche Gelegenheit hatten, so kann ich mich nicht auf das Gespräch mit
einem einzigen besinnen – und ich habe mit vielen gesprochen –, dessen Vorstellungen von uns nicht
analog zu denen gewesen wären, die wir von Wilden haben. Die Chinesen sind stets überrascht – um
nicht zu sagen erstaunt – zu hören, dass wir Familiennamen haben und in der Familie die Unterscheidung von Vater, Bruder, Frau, Schwester usw. verstehen; kurz gesagt, dass wir anders als eine
Viehherde leben. [...]
Bericht des britischen Übersetzers Thomas Taylor Meadows aus dem Jahr 1852.
Lösung zu Aufgabe 3:
Viele Chinesen sahen die Europäer so wie die Europäer etwa die Bewohner von Afrika: als
unzivilisierte Barbaren ohne Kultur, wie eine Viehherde lebend.
Lösung zu Aufgabe 4:
In beiden Fällen werden die fremden Völker schlecht gemacht. Man betrachtet sich selbst als
die einzige Region der Erde, in der es Kultur und Errungenschaften der Zivilisation gibt. Man
hält sein eigenes Volk für moralisch und geistig höher stehend als andere Völker.
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Arbeitsblatt 5-17 Lösung
Zu den Seiten 172/173
Sklaverei und Menschenrechte
Material
– Schreibutensilien
– Textbuch
Wichtig für die Gründung von Liberia als Republik
ehemaliger Sklaven war die Debatte über die
Abschaffung der Sklaverei. 1787 wurde in England ein
Komitee für die Abschaffung der Sklaverei gegründet.
Es löste eine Massenbewegung aus und trug dazu bei,
dass nach 1800 der Sklavenhandel in immer mehr
Ländern verboten wurde. Der Sklavenhandel hörte
aber nicht überall auf. An seine Stelle trat oft der
Schmuggel.
1. Lies den Text auf dem Arbeitsblatt und betrachte
das abgebildete Signet des Komitees zur
Abschaffung der Sklaverei. Beschreibe deren
Aussagen in drei Sätzen.
2. Stelle einen Zusammenhang her mit der Erklärung
der Menschenrechte (vergleiche dazu Seiten 95 bis
97 im Textbuch). Schreibe deine Überlegungen auf.
Sklavengesetz
28. Wir erklären hierdurch, dass die Sklaven nichts besitzen können und dass alles, was sie durch
ihren Fleiss oder die Freigebigkeit anderer erlangt haben, ihren Herren als Eigentum gehören soll.
38. Einem entflohenen Sklaven, welcher einen Monat abwesend geblieben ist, sollen die Ohren
abgeschnitten und er soll auf einer Schulter gebrandmarkt werden. Bei einer erneuten Flucht sollen
ihm die Kniekehlen zerschnitten und die andere Schulter gebrandmarkt werden. Das dritte Mal wird
er mit dem Tode bestraft.
42. Es soll den Eigentümern von Sklaven erlaubt sein, sie in Ketten zu legen und mit Ruten oder
Stricken schlagen zu lassen, wenn sie die Züchtigung verdient haben.
44. Wir erklären, dass die Sklaven als Mobiliar betrachtet werden und als solches ins gemeinschaftliche Erbe gehören.
© Library of Congress, Washington D. C.
Auszug aus dem «Code noir», dem französischen Sklavengesetz von 1685.
«Am I not a Man and a Brother?» (Bin ich nicht ein Mensch und ein Bruder?).
Signet des 1787 gegründeten Komitees für die Abschaffung des Sklavenhandels.
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Zu den Seiten 172/173
Arbeitsblatt 5-17 Lösung
Lösung zu Aufgabe 1:
Der Text zeigt, dass die Sklaven ausdrücklich nicht als Menschen betrachtet wurden. Sie waren
eine Ware („Mobiliar“). Der Besitzer konnte mit ihnen anstellen, was er wollte und sie hart
bestrafen. Das Bild spricht auf die Menschenrechte an und auf die Lage der Sklaven als
Gefesselte.
Lösung zu Aufgabe 2:
Wenn man die Menschenrechte ernst nimmt, ist Sklaverei unmöglich. Alle Menschen sind von
Natur aus frei geboren und alle sollen gleich sein. Aus diesem Grund darf kein Unterschied
zwischen verschiedenen Menschen gemacht werden, egal von welchem Kontinent sie stammen
und welche Hautfarbe sie haben.
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