Brief an die Wohltäter

Abt Emmanuel Rutz osb
Abtei St.Otmarsberg 8730 Uznach
St. Otmarsberg, Dezember 2015
Schliessung der Cella in Osornoe
Liebe WohltäterInnen
Im Jahre 2004 entschieden wir uns als Mönche der Abtei St. Otmarsberg für eine
Neugründung im postkommunistischen Land Kasachstan. Es war der Wunsch des
Diözesanbischofs Tomasz Peta von Astana, dass wir uns im Steppendorf Osornoe im
Nordosten des Landes niederliessen. Osornoe entstand in den 1930er Jahren durch
die von Stalin angeordneten Deportationen, allem voran von polnischen und
deutschen Staatsbürgern. Die grosse Not dieser Jahre beschenkte Osornoe mit dem
Fischwunder am 25. März 1941, welches die Bevölkerung vor einer grossen
Hungersnot bewahrte. Auf dem Hintergrund dieses Wunders entwickelte sich
Osornoe im Laufe der Jahre zu einem Marienwallfahrtsort von nationaler und
überregionaler Bedeutung.
Unsere Mitbrüder, P. Mattias Beer und P. Joseph M. Schnider, durften seit November
2006 mit dem Menschen vor Ort den benediktinischen Alltag teilen. Dazu gehörten
neben dem Gebet und den alltäglichen Arbeiten im Haus die Mitarbeit in der Pfarrei
und die seelsorgerliche Betreuung des Karmels in Osornoe. Darüber hinaus durften
sie in den verschiedenen Vereinigungen und kirchlichen Gremien ihre monastische
Prägung einbringen. Nicht unerwähnt bleiben möchte, dass wir durch Ihre Spenden
weit über unseren Einsatzbereich hinaus verschiedene Projekte begleiten durften.
Dazu gehören sicherlich das interdiözesane Priesterseminar in Karaganda, die
Schule in Korneevka, das Kinderheim in Kopschegai, der Karmel in Osornoe, div.
Projekte für das Dorf und die Pfarrei in Osornoe etc.
Telefon 055 285 81 01 Telefax 055 285 81 00
[email protected]
www.abtei-uznach.ch
Leider hat sich in den vergangenen acht Jahren die Nachwuchssituation für
kirchliche Berufe hier in Europa nochmals verschärft, so dass ich vor beinahe zwei
Jahren gezwungen war, P. Mattias zurückzurufen. Eine Öffnung der Cella für
Mitbrüder aus anderen benediktinischen Gemeinschaften brachte leider nicht das
erhoffte und erbetete Echo. So waren wir gezwungen, die Cella in Osornoe zu
schliessen. P. Joseph M. Schnider wird gegen Ende April 2016 nach Uznach
zurückkehren und sich hier dem Dienst an der Gemeinschaft und der Gesellschaft
zur Verfügung stellen. Die Cella, die im Besitz der Pfarrei Osornoe ist, werden wir
wieder ihr zur Verfügung stellen. Wenn wir auch die Präsenz vor Ort nicht mehr
aufrechterhalten können, so ist es uns doch möglich, die von uns bisher unterstützten
Projekte weiterhin zu begleiten. Über den Lauf der Dinge lesen Sie sicherlich immer
wieder mal in den Missionsblättern.
Es ist mir und der ganzen Gemeinschaft ein aufrichtiges Anliegen, Ihnen für die
Verbundenheit in den vergangenen Jahren ganz herzlich zu danken. Einerseits habe
ich dabei selbstverständlich die finanzielle Hilfe im Blick. Aber ich möchte hier
auch die Verbundenheit mit unseren Mitbrüdern P. Mattias und P. Joseph M. nicht
unerwähnt lassen. Sie haben sie im Gebet und in persönlicher Verbundenheit in
guten wie auch in schwierigen Stunden mitgetragen. Dafür bedanke ich mich von
ganzem Herzen.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen und Ihnen mit diesen Zeilen ein frohes
Weihnachtsfest wünschen, verbunden mit dem Segen Gottes im neuen Jahre. Als
Christen sind wir in der Adventszeit der Spannung zwischen dem ersten und zweiten
Kommen von Jesus Christus ausgesetzt. Christus ist im ersten Kommen mit uns in
unserem Menschsein ganz und gar solidarisch geworden. Ja, er teilt mit uns nicht
nur unseren Alltag, sondern beschenkt uns auch mit dem österlichen Sieg. Im
zweiten Kommen wird sich dieser Sieg an uns vollenden, nämlich dann, wenn er uns
heim zum Vater begleitet. Doch zwischen dem Schon und Noch-Nicht sind wir
immer wieder Aufbrechende, die wissen, dass wir einst ankommen werden, die die
Führung Gottes nicht immer verstehen, aber dennoch erahnen können.
Mit frohen und dankbaren Grüssen!
Ihr Abt Emmanuel Rutz osb