Univ.-Prof. Dr. Brigitta Schütt, Vizepräsidentin der Freien Universität Berlin (Hrsg.) grOW – Frauen gründen (in) Ost und West 25 Jahre Wiedervereinigung – Frauengründungen in Ost- und Westdeutschland auf dem Prüfstand. Rückblick – Status – Ausblick Abschlussdokumentation Autoren in alphabetischer Reihenfolge: Christine Acker Kerstin Ettl Traudel Gemmer Cornelia Klaus Romy Oleynik-Weber Nicole Steffens Steffen Terberl Friederike Welter mit einem Vorwort von Prof. Dr. Johanna Wanka Diese Broschüre ist ein Produkt des Verbundprojektes „grOW – Frauen gründen (in) Ost und West“ der Freien Universität Berlin und der Universität Siegen in Zusammenarbeit mit dem Institut für Mittelstandsforschung Bonn (IfM Bonn). Das Vorhaben wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01FP1314 und 01FP1315. Stand: November 2015 Weitere Informationen zum Projekt unter www.fu-berlin.de/grow Layout: Ralf Morling Redaktionelle Unterstützung: Ilka Bickmann Fotos: Sharon Adler sowie Freie Universität Berlin und bundesweite gründerinnenagentur (bga) INHALT Vorwort Prof. Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung ................................................................ 4 I. Einleitung Steffen Terberl, Freie Universität Berlin, Profund Innovation Prof. Dr. Friederike Welter, Universität Siegen und Institut für Mittelstandsforschung Bonn: Das Projekt „Frauen gründen (in) Ost und West“ (grOW) – Zentrale Ergebnisse und Handlungsempfehlungen .......................................................................................... 6- 13 II. Ergebnisse der Themen-Initiativen Dr. Kerstin Ettl, Universität Siegen Prof. Dr. Friederike Welter, Universität Siegen und Institut für Mittelstandsforschung Bonn: Das Unternehmerinnenbild in den deutschen Medien .................................................................................... 14 - 23 Cornelia Klaus, bundesweite gründerinnenagentur (bga), Regionalverantwortliche – Niedersachsen: Rahmenbedingungen und Standortfaktoren für junge Gründerinnen ......................................................... 24 - 29 Nicole Steffens, bundesweite gründerinnenagentur (bga), Regionalverantwortliche – Thüringen: Stadt, Land, Zwischenräume – Erfolgsfaktoren für Unternehmerinnen in Metropolregionen und ländlichem Raum .................................................................................................... 30 - 35 Romy Oleynik-Weber, Freie Universität Berlin, Profund Innovation: Von der Wissenschaft in die Wirtschaft – Welche Unterstützungsangebote an Hochschulen fördern weibliche Gründungen? ..................................................................................................................... 36 - 41 Christine Acker, bundesweite gründerinnenagentur (bga), Regionalverantwortliche – Hessen: Chefin gesucht – Chancen und Erfolgsfaktoren für eine Unternehmensnachfolge durch Frauen ............... 42 - 47 Traudel Gemmer, bundesweite gründerinnenagentur (bga), Regionalverantwortliche – Sachsen-Anhalt: Zukunft in Magdeburg! – Für Frauen möglich! – HighTech und HighHeels ................................................... 48 - 53 III. Fazit und Ausblick Ein Vierteljahrhundert nach der Wende: „Frauen gründen (in) Ost und West“ (grOW) ................................................................................................... 54 - 56 3 Vorwort PROF. DR. JOHANNA WANKA, BUNDESMINISTERIN FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG 4 Prof. Dr. Johanna Wanka Bundesministerin für Bildung und Forschung In Deutschland gibt es immer mehr Unternehmensgründerinnen. Aktuell sind in 43 Prozent aller Fälle Frauen die treibenden Kräfte von Existenzgründungen. Das ist ein neuer Höchstwert. Trotzdem müssen wir Strategien entwickeln, um noch mehr Frauen zur Selbständigkeit zu ermutigen. Dazu müssen wir auch überlegen, welche Aspekte die Entscheidungen von Frauen beeinflussen. Werden Verhaltensmuster generationenübergreifend weitergegeben? Prägen die unterschiedlichen Erfahrungen in der Zeit des geteilten Deutschlands die Einstellungen von Frauen noch heute? Diese und andere Fragen sollen in der weiteren Forschung adressiert werden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert seit vielen Jahren Projekte, die die Gründungsmotivation und -qualifikation von Frauen untersuchen. Auf der Grundlage dieser Ergebnisse werden passgenaue Informations- und Beratungsangebote für interessierte Frauen entwickelt. Mit diesem Engagement des Bundes werden Impulse für die Genderforschung gegeben. Damit wird auch gesellschaftlichen Veränderungen der Weg bereitet. Das vom BMBF geförderte Verbundprojekt „grOW! Frauen gründen (in) Ost und West“ der Freien Universität Berlin und der Universität Siegen ist hierfür ein wichtiges Beispiel. Der Blick auf Erfolgsfaktoren und Herausforderungen bei Unternehmensgründungen in Ost- und Westdeutschland in den vergangenen 25 Jahren zeigt, an welchen Stellen Gründerinnen ansetzen können und wo es Veränderungsbedarf gibt. Ich bin überzeugt, dass die Ergebnisse des Projektes Frauen hilfreiche Hinweise für ihren Weg in die Selbständigkeit geben und Unternehmerinnen zum Erfolg verhelfen können. Die vorliegende Dokumentation ist dabei eine große Unterstützung. Sie führt die Sicht von Expertinnen und Experten sowie Unternehmerinnen zusammen. Ich danke allen Beteiligten für ihre Mitarbeit an diesem besonderen Projekt, das Frauen Mut zur Selbständigkeit machen kann. 5 Einleitung »FRAUEN GRÜNDEN (IN) OST UND WEST« (grOW) STEFFEN TERBERL, FREIE UNIVERSITÄT BERLIN, PROFUND INNOVATION PROF. DR. FRIEDERIKE WELTER, UNIVERSITÄT SIEGEN UND INSTITUT FÜR MITTELSTANDSFORSCHUNG BONN (IFM BONN) 6 25 Jahre nach der Wiedervereinigung werden Frauen als Unternehmerinnen immer wichtiger für den Innovationsund Wirtschaftsstandort Deutschland. Das Verbundprojekt der Freien Universität Berlin und der Universität Siegen „Frauen gründen (in) Ost und West“ (grOW), gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, hat dabei den Blick auf ein Vierteljahrhundert weiblichen Unternehmertums in Ost- und Westdeutschland gelenkt. Bei der Auftaktkonferenz im November 2014 und in den darauf aufbauenden, regional verankerten Folgeworkshops wurden Erfolgsstrategien, Förderkonzepte und Perspektiven des weiblichen Unternehmertums von heute analysiert und erarbeitet. In der Abschlussveranstaltung im Oktober 2015 wurden die Ergebnisse der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt und Handlungsempfehlungen für eine zukünftige Gründungsförderung für Frauen gegeben. Das Projekt „grOW“ richtete sich an Unternehmerinnen ebenso wie an Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Medien. Projektidee und Relevanz für Forschung und Praxis: demografischer Wandel – Zukunftspotenziale weiblicher Gründungen entdecken und entwickeln Die aktuelle Diskussion über den nach wie vor geringen Frauenanteil in Führungspositionen zeigt einmal mehr, dass die Herausforderungen für beruflich engagierte Frauen nicht zu unterschätzen sind. Im Hinblick auf den demografischen Wandel zeichnet sich eine volkswirtschaftlich brisante Entwicklung ab. Wurde bisher der Bevölkerungsrückgang und die damit einhergehende sinkende Zahl potentieller Arbeitskräfte unter anderem durch eine steigende Erwerbsbeteiligung von Frauen kompensiert, werden die Herausforderungen in den kommenden Jahren weiter wachsen. Die Kombination aus Geburtenrückgang und Alterung der Bevölkerung könnte nach Angaben des Statistischen Bundesamtes dazu führen, dass bis 2060 in Deutschland 27 Prozent weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen als heute 1. Da die Frauen-Erwerbstätigenquote in Deutschland mit 71 Prozent noch zehn Prozentpunkte unter der von Männern liegt2, könnten Lücken – neben der gezielten Integration von Einwanderern – v.a. auch durch eine stärkere Mobilisierung der Frauen geschlossen werden – und dies bestenfalls nicht allein durch einen Ausbau der Angestelltenverhältnisse. Die demografische Entwicklung, aber auch die wachsenden Ansprüche gut qualifizierter Frauen an die Rahmenbedingungen ihrer Berufstätigkeit haben in den vergangenen Jahren die unternehmerische Selbstständigkeit als Karrieremodell für Frauen stärker in den Fokus gerückt. 1 Vgl. Kolodziej, Daniela (2011): Fachkräftemangel in Deutschland. Statistiken, Studien und Strategien. Wissenschaftliche Dienste Deutscher Bundestag, Infobrief WD 6 – 3010-189/11, PDF verfügbar unter http://www.bundes tag.de/dokumente/analysen/2012/Fachkraeftemangel_in_Deutschland.pdf. 2 Vgl. Statistisches Bundesamt (2012): Männer verbringen EU-weit deutlich mehr Zeit im Beruf als Frauen. Pressemitteilung Nr. 380 vom 02.11.2012, verfügbar unter https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2012/11/PD12_380_132.html. 7 Einleitung Ein Vierteljahrhundert nach der Wende: „Frauen gründen (in) Ost und West“ (grOW) Rückblick – Status – Ausblick Aus historischem Anlass – ein Vierteljahrhundert Deutsche Einheit – wurde die Initiative „grOW“ mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ins Leben gerufen. Im Mittelpunkt der Untersuchung stand die Würdigung des Engagements der Gründerinnen und Unternehmerinnen seit der Wiedervereinigung sowie die Betrachtung der Entwicklung und des Status Quo der Gründungen von Frauen in beiden Teilen Deutschlands: Wie stellte und stellt sich die Situation im Vergleich von Ost- mit Westdeutschland, in einzelnen Bundesländern und innerhalb einzelner Regionen dar? Welchen Einfluss haben unterschiedliche Standort- und Rahmenbedingungen auf Gründungen von Frauen? Aus diesen Erkenntnissen wurden Handlungsempfehlungen für die künftige Förderung von Gründungen durch Frauen abgeleitet – damit möchte das Projekt Impulse für eine (weitere) positive Entwicklung des künftigen Unternehmerinnentums geben. Die zentrale, übergreifende Forschungsfrage des Projektes „grOW“ lautete wie folgt: „Welche Faktoren und Rahmenbedingungen ermöglichen die Erhöhung bzw. Verbesserung von Anzahl, Wachstum und Nachhaltigkeit von Unternehmensgründungen durch Frauen?“ 8 Begleitende Medienanalyse: Das Unternehmerinnenbild in der deutschen Presse Parallel wurde der Einfluss der Medien auf das Unternehmerinnenbild in den deutschen Printmedien untersucht. Medien sind deshalb so wichtig, weil sie das Potential haben, Vorbilder zu erschaffen und dadurch die Fremd- und Selbstwahrnehmung von Unternehmerinnen beeinflussen können. Hierzu wurde im Teilprojekt mit dem Titel „Untersuchung des Unternehmerinnen- und Gründerinnenbildes in der west- und ostdeutschen Presse 1995-2012. Eine diskursanalytische Betrachtung“ eine Analyse der Berichterstattung von sechs ausgewählten überregionalen deutschen Tageszeitungen durchgeführt. Zentrale Fragen, die in diesem Teilprojekt der Universität Siegen im Vordergrund standen, waren folgende: Welches Bild zeichnen die untersuchten Printmedien von Unternehmerinnen(tum)? Hat sich die Berichterstattung mit der steigenden Anzahl von Unternehmensgründungen durch Frauen in den letzten Jahren qualitativ und/oder quantitativ verändert? Was bedeutet das für Frauen in Deutschland und für das Unternehmerinnenbild innerhalb der Gesellschaft? Sechs Themenfelder im Wissenschafts-Praxis-Dialog Ausgehend von der o.g. übergeordneten Forschungsfrage wurden neben dem Teilprojekt zum Unternehmerinnenbild fünf weitere Themenfelder definiert und im Rahmen von Workshops bearbeitet. Dabei koordinierte Profund Innovation, die Servicestelle für Wissens- und Technologietransfer an der Freien Universität Berlin, den Wissenschafts-Praxis-Dialog zwischen regionalen Initiativen der bundesweiten gründerinnenagentur (bga), der science2public – Gesellschaft für Wissenschaftskommunikation e.V., der Universität Siegen und zahlreichen ExpertInnen, UnternehmerInnen und GründerInnen. In der folgenden Tabelle werden die Themen, der Veranstaltungsort/das Veranstaltungsdatum des jeweiligen Workshops und die erreichte TeilnehmerInnenzahl als Übersicht dargestellt: Netzwerken im Rahmen der Zukunftskonferenz am 8.11.2014 in Berlin Abbildung 1: Übersicht der Folgeworkshops in den ausgewählten Regionen (Quelle: eigene Darstellung) Ort Thema Datum Hannover Strukturelle Rahmenbedingungen für Gründungen durch Frauen 18.02.2015 16 TN-Anzahl Siegen Das Unternehmerinnenbild in den deutschen Medien 13.03.2015 15 Schmalkalden Gründungsperspektiven für Frauen in Metropolregionen und ländlichem Raum 07.05.2015 26 Berlin Gründungen aus der Hochschule durch Frauen 21.05.2015 23 Frankfurt am Main Unternehmensnachfolge durch Frauen 23.06.2015 16 Magdeburg Gründerinnen in Naturwissenschaft und Technik 10.07.2015 35 9 Einleitung Drei-Stufen-Programm: Auftaktkonferenz, Folgeworkshops und Abschlussveranstaltung Den Auftakt und damit Stufe 1 bildete am 8. und 9. November 2014 – „25 Jahre Mauerfall“ – eine zweitägige Konferenz in Berlin unter dem übergeordneten Thema „Frauen gründen (in) Ost und West“. In einer ersten Phase erfolgte hierbei eine Wissensvermittlung durch Impulse von Expertinnen und Experten sowie ausgewählter Gründerinnen und Unternehmerinnen. Es wurde sowohl die Entwicklung ost- und westdeutscher Gründungen durch Frauen im Rückblick betrachtet als auch eine aktuelle Bestandsaufnahme vorgenommen. Zudem wurden zukünftige Perspektiven diskutiert und im weiteren Verlauf relevante Erfahrungen, förderliche Faktoren und Rahmenbedingungen, aber auch Hemmnisse und Hindernisse für weibliche Gründungen in Vorbereitung der o.g. Workshops analysiert und dokumentiert. Abbildung 2: „grOW“-Initiative als Drei-Stufen-Programm (Quelle: eigene Darstellung) 10 Erste Ergebnisse der Auftaktkonferenz flossen in Stufe 2 in die sechs regional verankerten Folgeworkshops ein. Zielsetzung dieser Arbeitsphase war es, die im Rahmen der Konferenz erzielten Ergebnisse auszuwerten, zu vertiefen und daraus Empfehlungen in Bezug auf die zentrale Forschungsfrage des Projektvorhabens abzuleiten. Die Diskussionsergebnisse und Handlungsempfehlungen wurden anschließend dokumentiert sowie für eine öffentlichkeitswirksame Präsentation und die zukünftige Implementierung aufbereitet. Stufe 3 der Initiative bildete die Abschlussveranstaltung am 2.10.2015: „25 Jahre Deutsche Einheit“. In diesem Rahmen wurden VertreterInnen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Politik erstmalig die entwickelten Handlungsempfehlungen für eine künftige Gründungsförderung von Frauen vorgestellt. Ergebnisse der Auftaktkonferenz: Ost-West „gefühlt“ kein Thema mehr, Gender Gap in Ostdeutschland jedoch fast verdoppelt Ein erster Blick zurück auf die Entwicklung von Unternehmensgründungen durch Frauen zu Beginn des Projektes im Rahmen der Auftaktkonferenz zeichnete zunächst ein positives Bild, denn die Zahl von Frauengründungen in Deutschland steigt kontinuierlich: Laut Mikrozensus zwischen 1996 und 2009 von 33,3 auf 41,6 Prozent3. Der KfW-Gründungsmonitor bescheinigt sogar, dass im Jahr 2014 bereits 43 Prozent der Gründungen durch Frauen realisiert wurden 4. Rückmeldungen seitens der Unternehmerinnen und Gründerinnen selbst ergaben, dass diese 25 Jahre nach dem Fall der Mauer die Unterschiede zwischen Ost- oder Westdeutschland gar nicht mehr als so bedeutend empfänden, wie die Diskussionen der mehr als 120 TeilnehmerInnen im Rahmen der Auftaktkonferenz zeigten. Mikrozensus-Auswertungen des Mittelstandsforschers und Gründungsexperten Dr. René Leicht vom Institut für Mittelstandsforschung an der Universität Mannheim (ifm) stützen diese subjektive Wahrnehmung der KonferenzteilnehmerInnen allerdings nur zum Teil. Zwischen 1991 und 2012 haben sich die Selbständigenquoten zwischen Ost- und Westdeutschland im Verlauf zwar stark angenähert – sowohl die Quoten bei Männern als auch bei Frauen sind insgesamt deutlich angestiegen – in Ostdeutschland wachsen die Selbständigenquoten bei Frauen jedoch deutlich langsamer als bei Männern. Lag der Unterschied 1991 zwischen Frauen und Männern noch bei 3,2 Prozentpunkten, so ist der Gender Gap 2012 in Ostdeutschland fast doppelt so groß, d.h. 5,9 Prozentpunkte. Hier zeige sich insgesamt ein unzureichend ausgeschöpftes Gründungspotenzial, denn bei gleicher Gründungsneigung der Frauen wie bei den Männern, gäbe es im Osten Deutschlands knapp 20.000 Frauen und im Westen 173.000 Frauen mehr, die jährlich gründen. In Berlin würde dies 14.000 zusätzlichen Gründerinnen pro Jahr entsprechen, so Leicht. Geschlechtsspezifische Rollenmuster auch nach 25 Jahren präsent Die Ursachen dafür, dass Frauen bei Gründungen nach wie vor hinter den Männern zurück liegen, sind u.a. auf ihr Berufswahlverhalten zurückzuführen, das immer noch geschlechtsspezifischen Mustern folgt – sowohl in Ost- wie auch in Westdeutschland. Typische Frauenberufe bieten nur wenige Möglichkeiten, sich selbständig zu machen. Die Chancen sind den Mikrozensus-Analysen von Leicht zufolge dort nur ein Drittel so hoch wie in einem Männerberuf. „Die Stellschrauben für eine stärkere unternehmerische Präsenz von Frauen liegen in Ost- und Westdeutschland bei Fragen der Sozialisation und der Auflösung von geschlechtsspezifischen Rollenmustern“, so das Fazit von Dr. René Leicht im Rahmen der „grOW“-Auftaktkonferenz am 8. November 2014. Constanze Buchheim, Geschäftsführerin und Gründerin i-potentials GmbH 3 4 Vgl. „Frauen machen Sachsen-Anhalt. Neue Gründerzeit – zielstrebig, selbstbewusst, … weiblich!“, Magdeburg, S. 7. Vgl. KfW-Gründungsmonitor 2014. 11 Einleitung Selbständigkeit als berufliche Alternative: im Westen gefragter als in Ostdeutschland Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland in Bezug auf die berufliche Selbständigkeit liefert auch eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung5. Im Osten Deutschlands gründen deutlich mehr Frauen aus Mangel an Alternativen ein Unternehmen als dies bei Frauen in Westdeutschland der Fall ist. 43 Prozent der ostdeutschen Gründerinnen, aber lediglich 23 Prozent der westdeutschen Gründerinnen würden sich eher für eine abhängige Beschäftigung entscheiden. Unterschiede im Gründungsverhalten sind auch auf die Siedlungsstrukturen zurückzuführen. Tendenziell gilt, dass in ländlichen Regionen weniger Gründungen entstehen als in (hoch-)verdichteten Räumen. Frauen gründen in peripheren Räumen dabei weniger häufig als Männer. Im Westen Deutschlands gelten 28 Prozent aller Regionen als hochverdichtet, dies gilt allerdings nur für 14 Prozent der ostdeutschen Regionen. Im Gegensatz dazu sind 30 Prozent der westdeutschen, aber 68 Prozent der ostdeutschen Regionen ländlich. Die schwächere Gründungsaktivität aufgrund der geringeren Bevölkerungsdichte in Ostdeutschland wird teilweise durch die in Ballungsräumen höhere Gründungsneigung kompensiert. Langsame Annäherung der Rahmenbedingungen in Ost- und Westdeutschland Deutliche wirtschaftliche Unterschiede im Allgemeinen bestätigt auch Prof. Dr. Klaus Schroeder, Leiter des Forschungsverbundes SED-Staat an der Freien Universität Berlin. In seinem Impulsvortrag im Rahmen der Auftaktkonferenz beleuchtete er das Thema „Wirtschaft und Unternehmertum in Ost- und Westdeutschland vor und nach der Wiedervereinigung“ vor allem aus historischer Sicht. Die von ihm dargelegten Daten und Zahlen zeigen einen großen Angleichungsprozess beider Teile Deutschlands, gleichzeitig aber auch anhaltende Differenzen bis ins Jahr 2015. So lag die Wirtschaftskraft der DDR 1989/90 laut Prof. Schroeder bei 40-45 Prozent und die Produktivität pro Erwerbstätigem bei einem Drittel des westdeutschen Niveaus. Zum jetzigen Zeitpunkt sind die ostdeutsche Wirtschaft (inkl. Berlin) bei ca. 70 Prozent und die Produktivität bei 80 Prozent angelangt. Eine ähnliche Anpassung fand auch bei der Entwicklung der Geldvermögen statt – aufgrund der Relevanz des Startkapitals ein ebenfalls wichtiger Faktor für die Gründungsbedingungen. Dieses entsprach in Ostdeutschland im Juli 1990 nur 19 Prozent 5 12 des durchschnittlichen Vermögens Westdeutscher; bis heute ist dieser Wert auf etwa 60 Prozent angestiegen. Bezogen auf das Einkommen entsprach die Situation ostdeutscher Haushalte 1989 der der bundesdeutschen Haushalte im Jahr 1959. Heute liegen die Haushaltseinkommen unter Einbeziehung kaufkraftbedingter Unterschiede im Osten Deutschlands bei ungefähr 85-90 Prozent des Niveaus in Westdeutschland6. Hier besteht zwar noch ein Unterschied, diesen gibt es aber auch zwischen westdeutschen Regionen. Prof. Schroeder vergleicht hierzu die Stadt Hamburg mit dem Bundesland Niedersachsen, hier sind die Einkommensunterschiede sogar größer als zwischen Ost- und Westdeutschland. Als Zwischenfazit der Konferenz lässt sich entsprechend festhalten, dass zwischen ost- und westdeutschen Unternehmerinnentum grundsätzlich eine Annäherung der Rahmenbedingungen stattgefunden hat, aufgrund des großen Aufholbedarfs und der unterschiedlichen Siedlungsstrukturen jedoch auch in den nächsten Jahren vermutlich nur eine langsame Angleichung der Verhältnisse stattfinden wird. Somit spielt die Herkunft, 25 Jahre nach der Wiedervereinigung, eine größere Rolle, als von den Gründerinnen und Unternehmerinnen selbst wahrgenommen wird. Dennoch wird die „Einheit in den Köpfen“, die sich auch in den Diskussionen und Ergebnissen der Folgeworkshops widerspiegelte, als positiv und als Schritt in die richtige Richtung bewertet. Ergebnisse der Folgeworkshops: Sensibilisierung, Beratung, Vernetzung relevanter Themen- und Handlungsfelder Im Rahmen der Folgeworkshops – „Gründerinnen in Naturwissenschaft und Technik“, „Gründungsperspektiven für Frauen in Metropolregionen und ländlichem Raum“, „Strukturelle Rahmenbedingungen für Frauengründungen“, „Unternehmensnachfolge durch Frauen“, „Das Unternehmerinnenbild in den deutschen Medien“ und „Gründungen aus der Hochschule durch Frauen“ – diskutierten und arbeiteten die TeilnehmerInnen in Kleingruppen nach der „World Café Methode“7. Zu den insgesamt 131 TeilnehmerInnen zählten u.a. Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft, Verbänden, Gründungsförderungen sowie GründerInnen, Unternehmerinnen und WissenschaftlerInnen. Die folgende Abbildung fasst als Auszug einer ausführlichen Evaluation zusammen, welchen Themengebieten über sämtliche Workshops hinweg die größte Relevanz in Bezug auf die Förderung von Frauengründungen zukam. Brixy, U.; Sternberg, R.; Vorderwülbecke, A. (2015) „Selbstständigkeit in Ost- und Westdeutschland. Gründungen sind selten Frauensache“. Aktuelle Analysen aus dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Seite 6. Finden von MitgründerInnen Gewinnung von Fachkräften Vereinbarkeit mit Familie Soziale Absicherung Gründungsinfrastruktur Abbau von administrativen Hürden Weiterbildungsmöglichkeiten Lobbyarbeit Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten Kontakt zu Wirtschaftsvertreterinnen UnternehmensnachfoIge Kontakt zu anderen Gründerinnen Mentoring Gründungsberatung Sensibilisierung von Frauen Unternehmerinnentum in den Medien 0 10 20 30 40 50 60 70 Abbildung 3: Themenbereiche der entwickelten Maßnahmen (Angaben in % derjenigen, die den Themenbereich als „relevant“ angegeben haben) Quelle: eigene Darstellung (Evaluation der deutschlandweiten Folgeworkshops im Rahmen des Projekts „Frauen gründen (in) Ost und West” 2015 der Freien Universität Berlin) Die Grafik zeigt, dass vor allem den Bereichen Sensibilisierung, Unternehmerinnentum in den Medien, Gründungsberatung und Vernetzung (mit MentorInnen, anderen GründerInnen und WirtschaftsvertreterInnen) eine hohe Bedeutung beigemessen wird. Diese Themen spiegelten sich in fast allen Workshops gleichermaßen wieder, d.h. entsprechende Bedarfe scheinen unabhängig von spezifischen regionalen Gegebenheiten, Zielgruppen und Rahmenbedingungen zu bestehen. Dementsprechend überrascht es auch nicht, dass in den Workshops konkrete Handlungsempfehlungen vor allem in diesen als sehr relevant eingestuften Themenfeldern entwickelt wurden. Die sechs einzelnen Folgeworkshops, ihre Ergebnisse und die daraus resultierenden Handlungsempfehlungen werden im Teil „Ergebnisse der Themen-Initiativen“ vorgestellt. In diesem Zusammenhang möchten wir uns für die gute Zusammenarbeit mit unseren Kooperationspartnern bedanken, wünschen allen Leserinnen und Lesern viel Spaß bei der Lektüre der einzelnen Beiträge und hoffen, dass sie die Ergebnisse unseres Projektes für die Weiterentwicklung der Rahmenbedingungen von Gründungen durch Frauen nutzen. 6 Vgl. Schroeder, K. (2015): Angleichung und Distanz – Deutschland 25 Jahre nach der Wiedervereinigung. In: Wirtschaftsdienst, Heft 6/Juni 2015, S. 388 ff. 7 Die Idee des World Cafés ist es, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen. Dabei soll es um Gespräche über Fragestellungen gehen, die für die Teilnehmenden wirklich von Bedeutung und Interesse sind. Intensive Diskurse in kleinen Kreisen, ganz so wie im normalen Straßen-Café und in der früheren Salon-Kultur, das ist die Idee. Um den Diskurs zu vertiefen, wechseln die Teilnehmer mehrmals die Tische und die Gruppen werden durchmischt. Am Ende steht eine Abschlussrunde im Plenum, bei der die Teilnehmer ihre Ergebnisse präsentieren. http://www.kas.de/wf/ de/71.9278/, 15.10.2015. 13 Ergebnisse der Themen-Initiativen »DAS UNTERNEHMERINNENBILD IN DER DEUTSCHEN PRESSE« DR. KERSTIN ETTL, UNIVERSITÄT SIEGEN PROF. DR. FRIEDERIKE WELTER, UNIVERSITÄT SIEGEN UND INSTITUT FÜR MITTELSTANDSFORSCHUNG BONN (IFM BONN) 14 Die Presseberichterstattung über Unternehmerinnen und Gründerinnen wurde an der Universität Siegen in einem eigenständigen Teilprojekt des Verbundprojektes „grOW“ analysiert. Der Titel des Teilprojekts lautete „Untersuchung des Unternehmerinnen- und Gründerinnenbildes in der west- und ostdeutschen Presse 1995 bis 2012. Eine diskursanalytische Betrachtung“. 1. Ausgangssituation – Zur Bedeutung von (Rollen-) bildern und Stereotypen Trotz des langsamen, wenn auch kontinuierlichen Anstiegs des Frauenanteils an allen Selbstständigen (30,1 Prozent im Jahr 2005, 32,2 Prozent im Jahr 2013),8 stellen sich Akteurinnen und Akteure aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft nach wie vor die Frage, wie mehr Frauen zu einer unternehmerischen Selbstständigkeit motiviert werden können. Vorhaben, wie bspw. die Initiative „FRAUEN unternehmen“ des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie verfolgen das Ziel, erfolgreiche Unternehmerinnen als Vorbilder einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, Frauen zu beruflicher Selbstständigkeit zu ermutigen, Mädchen für das Berufsbild „Unternehmerin“ zu begeistern und die Präsenz und Sichtbarkeit von Unternehmerinnen in der Öffentlichkeit zu erhöhen.9 Rollenbilder und Stereotype bestimmen dabei sowohl die Selbst- wie auch die Fremdwahrnehmung von Individuen. Gerade weil Medien Vorbilder schaffen (oder auch nicht), nehmen sie auf die Selbst- und Fremdwahrnehmung von (potenziellen) Unternehmerinnen Einfluss. Es ist wissen- 8 9 Vgl. Berechnungen des IfM Bonn auf Basis des Mikrozensus. Vgl. bundesweite gründerinnenagentur (2015). 15 »Das Unternehmerinnenbild in der deutschen Presse« schaftlich belegt, dass Rollenvorbilder die Gründungsintention beeinflussen können.10 Defizite in der Identifikation als UnternehmerIn üben einen negativen Einfluss auf die Gründungsneigung aus.11 In der Folge tragen Medien daher – als ein Faktor unter vielen – langfristig zur Anzahl und Qualität realisierter Gründungen bei. Vor dem Hintergrund der Leitfrage „Welche Faktoren und Rahmenbedingungen ermöglichen die Erhöhung bzw. Verbesserung von Anzahl, Wachstum und Nachhaltigkeit von Unternehmensgründungen durch Frauen?“, die über dem Gesamtprojektvorhaben „grOW“ steht, zielte das zweite Teilprojekt darauf ab, das Bild von Unternehmerinnen und Gründerinnen in der deutschen Presse zu untersuchen und mit ihnen sowie Medienvertreterinnen und Wissenschaftlerinnen zu diskutieren, um daraus Handlungsempfehlungen für die Unternehmerinnenforschung, -förderung und -beratung abzuleiten. Die Untersuchung basierte auf den nachfolgend dargestellten, eng miteinander verzahnten drei Säulen: Im Rahmen der Pressediskursanalyse wurde die Presseberichterstattung über Unternehmerinnen und Existenzgründerinnen in exemplarisch ausgewählten überregionalen Tageszeitungen im Zeitraum 2004-2013 ausgewertet. Die Analyse knüpfte dabei an frühere Studien an, in denen bereits das Pressebild in ost- und westdeutschen überregionalen Zeitungen zwischen 1995 und 2004 analysiert worden war.12 Im Einzelnen wurde untersucht, wie oft und in welcher Art über Unternehmerinnen und Gründerinnen berichtet wurde und inwieweit sich Veränderungen in der Berichterstattung im Zeitablauf zeigen: Ist die Berichterstattung parallel zur gestiegenen Anzahl von Unternehmensgründungen durch Frauen umfassender geworden? Welches Unternehmerinnenbild verbirgt sich hinter der heutigen Presseberichterstattung – und wie ist dieses zu bewerten? Welche Themen werden aufgegriffen? Spiegelt die Presseberichterstattung die Vielfalt weiblichen Unternehmertums wieder? Welche Bedeutung haben die Ergebnisse für die Rahmenbedingungen von Unternehmerinnentum in Deutschland und für das Unternehmerinnenbild in der Gesellschaft?13 © IfM Bonn 2015 Abbildung 4: Bausteine der Untersuchung des Unternehmerinnenbildes in den deutschen Medien (Quelle: Eigene Darstellung) 10 Vgl. Lafuente et al. (2007), S. 792. Vgl. Werner et al. (2005). 12 Vgl. Achtenhagen/Welter (2003), (2007), (2008), (2011), Welter/Achtenhagen (2006), Welter et al. (2006). 13 Die wissenschaftlich aufbereiteten Studienergebnisse finden sich in der Publikation Ettl, Kerstin; Welter, Friederike & Leona Achtenhagen (2015, im Erscheinen): „Das 21. Jahrhundert ist weiblich“ – Unternehmerinnen in der deutschen Presse“, IfM Bonn: IfM-Materialien, Bonn. 11 16 Die ersten Ergebnisse dieser Auswertung dienten als Diskussionsgrundlage für den Themenworkshop mit Unternehmerinnen, Medienvertreterinnen und Wissenschaftlerinnen an der Freien Universität Berlin am 08./09.11.2014 (II.) und dem Folgeworkshop an der Universität Siegen am 13.03.2015 (III.). Die Ergebnisse der Workshops flossen wiederum in die laufende Auswertung des Pressediskurses ein. Die Artikelrecherche fand unter Rückgriff auf die teils frei zugänglichen, teils kostenpflichtigen Online-Archive der jeweiligen Zeitung statt. Die Trefferlisten wurden um inhaltlich „fremde“ Begriffe (z.B. „Unternehmerinstitut“) bereinigt, die zutreffenden Artikel mit Hilfe einer Software für Qualitative Datenanalyse (NVivo 10) ausgewertet. Unter Einbezug der früheren Studie lassen sich nun Entwicklungstendenzen über einen Zeitraum von 20 Jahren aufzeigen.14 2. Das Unternehmerinnenbild in der deutschen Presse Quantitative Facetten der Berichterstattung: Anzahl der Berichte über Gründerinnen und Unternehmerinnen gestiegen 2.1 Ergebnisse der Pressediskursanalyse Im Rahmen der in Säule I dargestellten Diskursanalyse wurden alle Presseberichte aus den Jahren 2004 -2013 in den sechs überregionalen Tageszeitungen Berliner Zeitung (BZ), Die Welt (Welt), Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ), Neues Deutschland (ND), Süddeutsche Zeitung (SZ) und der taz. die tageszeitung (taz) untersucht, in denen das Stichwort Unternehmerin* und/oder Gründerin* vorkam. Insgesamt ergab die Recherche für den Untersuchungszeitraum 2004-2013 eine Trefferquote von 4.514 Artikeln mit dem Stichwort Unternehmerin* und 4.307 Artikeln mit dem Stichwort Gründerin*. Verglichen mit der früheren Studie ist dieses Ergebnis durchaus positiv: So waren in den sechs untersuchten Zeitungen im Jahr 1995 nur insgesamt 175 Berichte mit dem Stichwort „Unternehmerin*“ und 145 Berichte zum Stichwort „Gründerin*“ erschienen.15 © IfM Bonn 2015 Abbildung 5: Gesamtzahl gefilterter Zeitungsartikel mit den beiden Suchbegriffen Unternehmerin* und Gründerin*, Zeitraum 2004 -2013 (Quelle: Eigene Darstellung) 14 Einschränkend muss angemerkt werden, dass sich die Anzahl der Treffer sowie die zur Verfügung stehenden Angaben über Rubriken, in denen die Artikel erschienen sind, zeitungsübergreifend und im Laufe der Zeit auch innerhalb einzelner Zeitungen seit der Durchführung der Vorgänger-Recherche geändert haben, wodurch eine exakte Fortschreibung der Daten aus der ersten Diskursanalyse nicht möglich war. Hinweise auf langfristige Trends im Zeitraum 1995 -2013 konnten nichtsdestotrotz abgeleitet werden. 15 Vgl. Welter et al. (2006). 17 »Das Unternehmerinnenbild in der deutschen Presse« Die Entwicklung der Anzahl der untersuchten Artikel mit den Stichwörtern Unternehmerin* und Gründerin* differenziert nach Zeitungen im Zeitablauf ist in den nachfolgenden Grafiken dargestellt. Stichwort Unternehmerin* © IfM Bonn 2015 Abbildung 6: Anzahl der untersuchten Artikel mit dem Stichwort Unternehmerin* (2004 -2013) (Quelle: Eigene Darstellung) Stichwort Gründerin* © IfM Bonn 2015 Abbildung 7: Anzahl der untersuchten Artikel mit dem Stichwort Gründerin* (2004 -2013) (Quelle: Eigene Darstellung). 18 Im Untersuchungszeitraum 2004-2013 hat die Anzahl der Berichte mit den Stichworten Unternehmerin* und Gründerin* deutlich zugenommen: Beim Suchbegriff Unternehmerin* stieg die Gesamtzahl der Berichte um 33,7 Prozent, beim Suchbegriff Gründerin* um 33,3 Prozent. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Berichte mit dem Stichwort Unternehmer* 16 nur um 2 Prozent, die Anzahl der Berichte mit dem Stichwort Gründer* 17 um 6,4 Prozent. Allerdings ist die Gesamtzahl an Berichten mit dem Stichwort Unternehmer* oder Gründer* immer noch weitaus umfangreicher – allein in 2013 wurden in den untersuchten Zeitungen insgesamt 10.294 Berichte mit dem Stichwort Unternehmer* und 10.394 Berichte mit dem Stichwort Gründer* veröffentlicht. Anders formuliert: Die Anzahl der Berichte mit dem Stichwort Unternehmer* ist damit über 20 Mal höher als die Anzahl der Berichte mit dem Stichwort Unternehmerin*. Selbst wenn berücksichtigt wird, dass in vielen Artikeln mit dem Stichwort Unternehmer* oder Gründer* geschlechtsneutral weibliche und männliche Unternehmer- und Gründerpersonen gemeint sind, entspricht das mengenmäßige Verhältnis in der Berichterstattung nicht dem Frauenanteil an allen Selbstständigen (32,2 Prozent im Jahr 2013).18 Als Fazit der quantitativen Auswertung lässt sich festhalten: Die Zahl der veröffentlichten Berichte mit den Stichwörtern „Unternehmerin*“ und „Gründerin*“ stieg in den untersuchten Tageszeitungen im Untersuchungszeitraum kontinuierlich an. Im Verhältnis zur Zahl an selbstständig tätigen Frauen ist die Gesamtzahl der Berichte jedoch immer noch auf vergleichsweise niedrigem Niveau – rein quantitativ betrachtet, sind Unternehmerinnen und Gründerinnen in der Presse damit immer noch „unsichtbarer“ als Unternehmer und Gründer. Qualitative Facetten der Berichterstattung: Unternehmerinnentum wird selbstverständlicher Ein Blick auf die Inhalte der untersuchten Zeitungsartikel zeigt mittlerweile ein vielschichtigeres Bild der Berichterstattung als in früheren Studien. Mehr und mehr Artikel befassen sich auf rein sachlicher Ebene mit Gründerinnen oder Unternehmerinnen und ihren Betrieben. Auch bestätigt sich, dass das „Exotische“ an Unternehmerinnen im Laufe der Jahre immer seltener als Aufhänger für die Berichterstattung genutzt wird. Unternehmerinnentum ist also auch in der Presseberichterstattung angekommen und etwas Selbstverständliches geworden. Nichtsdestotrotz wird weiterhin die häusliche Verantwortung sowie die Vereinbarkeit von Familie/Beruf gerne thematisiert – besonders in Unternehmerinnenporträts. Allerdings ist dies auch tatsächlich ein großes Thema im Alltag vieler Unternehmerinnen und Gründerinnen. Und noch immer finden sich Artikel, in denen althergebrachte Stereotype und traditionelle Rollenbilder – auch indirekt durch Klischees und Metaphern – transportiert werden. Besonders deutlich wird das bei der Wahl der Überschriften, z. B. „Herrin des guten Geschmacks“19 oder „Die Prinzessin mag Computer“20 und auch in der Formulierung der Einleitungssätze, z.B. „Aus der Küche ertönt geschäftiges Klappern[…]“21. Zwar sind im Laufe der Jahre diejenigen Berichte weniger geworden, in denen sich die stereotype Darstellung selbstständig tätiger Frauen als eine Art roter Faden durch die Berichterstattung zieht. Kleine Hinweise auf gesellschaftlich zugeschriebene Rollen finden sich jedoch weiterhin. So heißt es bspw. in einem insgesamt sachlich formulierten Bericht über eine lettische Seifenfabrik „Chefin statt Praktikantin – Leva Eglite ist 25 Jahre alt und Miteigentümerin des Unternehmens“22, als wäre einer jungen Frau nur der Job als Aushilfe, nicht aber Führung zuzutrauen. Insbesondere in Unternehmerinnenporträts in der Rubrik „Feuilleton“ finden sich derartige Bilder wieder, wobei hier auch der Feuilletoncharakter eine Rolle spielen dürfte. Als Fazit der qualitativen Auswertung lässt sich festhalten: Die Berichterstattung über Unternehmerinnen in den untersuchten Tageszeitungen ist sehr vielschichtig – und immer noch werden teilweise tradierte Rollenbilder durch die Berichterstattung (absichtlich oder unabsichtlich) verstärkt und verfestigt. Zugleich wird jedoch auch in zunehmendem Maße ein sachliches Bild von Unternehmerinnen reflektiert. Im Vergleich zu den Jahren 1995-2003 wird das Unternehmerinnen-Dasein in der Presse als selbstverständlicher dargestellt – in vorsichtiger Bewertung scheint sich hier doch langsam ein moderneres Unternehmerinnen- und Gründerinnenbild abzuzeichnen. 16 Zahl bereinigt um die Zahl der Berichte zu Unternehmerin*. bereinigt um die Zahl der Berichte zu Gründerin*. 18 Vgl. Berechnungen des IfM Bonn (2015) auf Basis des Mikrozensus. 19 Die Welt, 06.06.2004. 20 Die Welt, 04.01.2005. 21 taz Köln, 03.01.2004. 22 Berliner Zeitung, 27.12.2004. 17 Zahl 19 »Das Unternehmerinnenbild in der deutschen Presse« 2.2 Einschätzungen von Unternehmerinnen und Medienvertreterinnen Gemeinsam Perspektiven schaffen: Unternehmerinnen und Journalistinnen im Gespräch Die regionalen Workshops (Bausteine II und III) standen im Zeichen der Reflektion eigener Erfahrungen und Einschätzungen der Teilnehmerinnen aus ihrer jeweiligen Perspektive/Rolle. Eingeladen waren Unternehmerinnen, Wissenschaftlerinnen und Medienvertreterinnen. Ein zentraler Aspekt des gemeinsamen Erfahrungsaustausches war die generelle Sensibilisierung der Teilnehmerinnen für das Thema der Stereotype und Rollenbilder in der Debatte um Unternehmerinnentum. Ein weiterer wichtiger Aspekt war, unter den verschiedenen Teilnehmerinnen gegenseitig Verständnis für die unterschiedlichen Perspektiven zu schaffen. Zudem wurden in der offenen Diskussion sowohl Handlungsempfehlungen für Unternehmerinnen, als auch für Medienvertreterinnen und Wissenschaftlerinnen erarbeitet. Im Berliner Workshop standen der thematische Austausch und die Formulierung zentraler Themen für die weitere Untersuchung des Unternehmerinnenbildes in der Presse bzw. den Medien im Vordergrund. Anschließend wurde die angestoßene Diskussion im regional verankerten Folgeworkshop in Siegen in gemischten Kleingruppen konkretisiert: Im ersten Block ging es um das Selbstbild der Unternehmerinnen und die Fragen „Wie empfinden Unternehmerinnen die Medienberichterstattung über Unternehmerinnen?“ und „Identifizieren sie sich mit dem Unternehmerinnenbild?“. Die zweite Diskussionsrunde thematisierte die Rolle der Medienvertreterinnen: „Wie empfinden MedienvertreterInnen die generelle Medienberichterstattung über Unternehmerinnen?“ und „Wie berichten sie selbst /ihre Medien über Unternehmerinnen?“ Weiterhin wurden regionale Besonderheiten hinsichtlich der Presseberichterstattung über Unternehmerinnen thematisiert. Zentrale Ergebnisse der beiden Workshops werden im Folgenden dargestellt. 23 Vgl. 20 Welter et al. (2015). Das Selbst- und Fremdbild von Unternehmerinnen divergiert Viele Unternehmerinnen scheuen davor, sich selbst als Unternehmerin zu bezeichnen: „Wenn ich danach gefragt werde, was ich mache, sage ich immer ich bin selbstständig.“ Für diese Haltung traten in der Diskussion verschiedene Ursachen zutage: Einige Unternehmerinnen nehmen sich nicht als „Unternehmerin“ wahr, da sie ihre Unternehmen als zu klein oder sich selbst als nicht professionalisiert genug betrachten. Andere Unternehmerinnen wollen sich bewusst vom Unternehmerbegriff abgrenzen um zu signalisieren, dass das, was scheinbar landläufig mit „Unternehmer“ und „Unternehmertum“ verknüpft wird, nicht mit ihrem Selbstbild in Einklang zu bringen ist. Sie sehen sich als „anders“ und sind stolz darauf. Da sich viele Unternehmerinnen nicht mit der Bezeichnung „Unternehmerin“ identifizieren, fühlen sie sich auch nicht von dem angesprochen, was über Unternehmerinnen in den Medien berichtet wird. Gleichzeitig fühlen sie sich von ihrer Umwelt als selbstständig tätige Frau oftmals nicht ernst genommen bzw. nicht genügend anerkannt. In den Diskussionen zeigte sich, dass Unternehmerinnen teilweise selbst nicht klar reflektieren, was sie selbst als Person und was sie in ihrer Tätigkeit als Unternehmerin ausmacht und welchen Teil ihrer Persönlichkeit sie in den Medien dargestellt wissen möchten – Unternehmerin zu sein ist letztendlich nur eine von zahlreichen Rollen im Leben selbstständiger Frauen. Aktuelle wissenschaftliche Studien zeigen, dass es in erster Linie ein Gefühl ist, ob sich Unternehmen bzw. Unternehmerpersonen dem Mittelstand zuordnen, oder nicht.23 Ähnlich scheint es sich offenkundig mit dem Dasein als Unternehmerin zu verhalten: Auch „Unternehmerin sein“ ist ein Gefühl – für viele Unternehmerinnen aus den beiden Workshops mit negativen Assoziationen behaftet, wenngleich sie sich als stolze, unabhängige, (beruflich) selbstständige Frauen präsentieren und auch selbst so wahrnehmen. Das in der Presse/den Medien vermittelte Bild – gute Geschichten sind gefragt Sowohl Unternehmerinnen wie auch Medienvertreterinnen nehmen immer noch häufig eine klischeehafte Berichterstattung über Unternehmerinnen wahr, gerade wenn es um Solo-Selbstständige geht. Die Medienvertreterinnen äußerten in den Workshops selbstkritisch, vorhandene Klischees und Rollenbilder bislang an manchen Stellen zu wenig hinterfragt zu haben. Nach Ansicht der Workshop-Teilnehmerinnen spiegelt die Berichterstattung über Unternehmerinnen die generell geringe Wahrnehmung von Frauen als „Expertinnen“ wider. (Zu) oft fokussieren sich Berichte über Unternehmerinnen ihren Einschätzungen nach auf Themen wie „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, anstatt auf sachliche, fachbezogene Themen. Die Medienvertreterinnen in den Workshops betonten, dass Medien immer gute Geschichten brauchen, die sie erzählen können. Nur wenn JournalistInnen einen guten Aufhänger für einen Bericht haben, wird dieser Bericht auch letztendlich in den Zeitungen platziert. Eine Wirtschaftszeitung legt dabei stärkeren Wert auf Zahlen, Daten, Fakten als beispielsweise ein Lifestyle Magazin. Da die Medien darauf angewiesen sind, Material und Geschichten von außen zugetragen zu bekommen, seien sie daher dankbar für Ideen und Vorschläge seitens der Unternehmerinnen. Mit Blick auf eine ideale Berichterstattung über Unternehmerinnen wurde geäußert, dass Unternehmerinnen stärker mit Fokus auf ihre tatsächliche unternehmerische Tätigkeit wahrgenommen werden wollen und Wert auf eine auf Inhalte und Kompetenzen fokussierte Berichterstattung legen. Gerade jüngere Unternehmerinnen wünschen sich, seriös und kompetent dargestellt zu werden. Gleichzeitig sollte die Berichterstattung die eigene „Begeisterung“ der Unternehmerinnen für ihre beruflich selbstständige Tätigkeit vermitteln und damit Begeisterung bei anderen Frauen (potenziellen Unternehmerinnen) wecken können. Regionale Besonderheiten in der Berichterstattung – Das Gründungsklima einer Region ist bedeutsamer als Ost/West-Unterschiede Der Einfluss regionaler Faktoren auf die Gründungsmotivation ist in wissenschaftlichen Studien bereits hinlänglich nachgewiesen worden.24 Auch 25 Jahre nach der Wiedervereinigung werden die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland als Erklärungsmöglichkeiten für regional unterschiedliches Gründungsgeschehen gesehen. Quellen wie der KfW-Gründungsmonitor25, der Mikrozensus26 die Gewerbeanzeigenstatistik27 etc. lassen dabei allerdings nur wenige Rückschlüsse auf qualitative Einflussfaktoren des Gründungsgeschehens von Frauen in Ost- und Westdeutschland zu. Überraschender- und zugleich erfreulicherweise waren in den Workshops im Hinblick auf regionale Besonderheiten in der Berichterstattung „Ost-West Unterschiede“ weder für die Unternehmerinnen, noch für die MedienvertreterInnen ein zentrales Thema. Das deckt sich mit Ergebnissen aus anderen Forschungsprojekten, nach denen institutionelle Rahmenbedingungen von Frauen meist einfach als gegeben hingenommen werden und innerhalb der vorgegebenen Rahmenbedingungen bestmöglich agiert wird. Regionale Unterschiede werden stattdessen eher in Abhängigkeit vom Gründungsklima einer Region gesehen, beispielsweise differenziert zwischen dienstleistungsorientierten, städtischen Regionen und eher traditionell geprägten, ländlichen Regionen. Die „geistige Offenheit“ einer Region hat sich in den Diskussionen als ebenso bedeutsam herausgestellt, wie der dortige generelle Bildungsstand. 24 Vgl. Lafuente (2007). Metzger (2015). 26 Vgl. Statistisches Bundesamt (2015a). 27 Vgl. Statistisches Bundesamt (2015b). 28 Vgl. Ettl & Welter (2010a), (2010b). 25 Vgl. 21 »Das Unternehmerinnenbild in der deutschen Presse« 3. Ausblick: Es braucht eine proaktive und gendergerechte Medienkommunikation Um nachhaltig zu einem positiver besetzten Bild von Unternehmer- und Unternehmerinnentum beizutragen, mit dem sich mehr Frauen identifizieren können, und um dadurch möglicherweise mehr Frauen für eine eigene berufliche Selbstständigkeit sensibilisieren zu können, ist es wichtig, alle Beteiligten zu einem bewussteren Medienumgang zu sensibilisieren – Unternehmerinnen, MedienvertreterInnen, WissenschaftlerInnen und auch politische Akteure. Jede Einzelne, jeder Einzelne ist selbst verantwortlich für den eigenen Beitrag zur Darstellung von Unternehmerinnen in der Öffentlichkeit: Jede Unternehmerin kann selbst Vorbild sein (oder auch nicht). Jeder Medienvertreter, jede Medienvertreterin kann bewusst reflektieren, welches Unternehmerinnenbild durch die eigene Art der Berichterstattung vermitteln werden soll (oder auch nicht). Jede Wissenschaftlerin, jeder Wissenschaftler, der sich mit Unternehmerinnen und Gründerinnen beschäftigt, kann durch Wissenschaftskommunikation gendergerechte Ergebnisse der Forschung für die Öffentlichkeit aufbereiten (oder auch nicht). Unternehmerinnen können ihre eigene Darstellung in den Medien und so auch die generelle Medienberichterstattung dadurch beeinflussen, dass sie eine proaktive, bewusste und gezielte Medienkommunikation betreiben. Dabei hilft ein klares Konzept, was sie wie und an wen kommunizieren möchten. JournalistInnen und MedienverterInnen können durch eine Berichterstattung, die keine (bewussten oder unbewussten) Wertungen enthält, zu einer zukünftig noch stärker gendergerechten Berichterstattung beitragen und so neue und andere Rollenbilder für zukünftige Unternehmerinnen schaffen. WissenschaftlerInnen können durch eine bessere Wissenschaftskommunikation einen Beitrag zur Veränderung von Stereotypen und Rollenbildern leisten, wenn sie ihre Wissenschaft so transparent machen, dass sie für alle zugänglich ist, und gezielter mit denjenigen kommunizieren, die ihre Ergebnisse betreffen – im Fall des Pressediskurses sind dies sowohl MedienvertreterInnen wie auch UnternehmerInnen. Die im Rahmen dieser Studie untersuchte Berichterstattung über Unternehmerinnen in der Tagespresse bildet nur eine Facette der vielfältigen Medienlandschaft in Deutschland ab. Der Einfluss von Online-Medien, Sozialen Medien etc. wird zunehmend größer, gerade bei der jüngeren Generation. Hier ist weitergehender zukünftiger Forschungsbedarf. Stereotype und Rollenbilder zu ändern, ist eine generationenübergreifende Aufgabe. Unsere Untersuchung zeigt: Im vergangenen Jahrzehnt hat sich hier in der einiges bewegt – Unternehmerinnentum ist in der Presseberichterstattung (wie auch der Gesellschaft) selbstverständlicher geworden. Zwar gibt es noch immer Presseberichte, in denen veraltete Rollenbilder vermittelt werden, aber sie werden weniger – die Vielfalt der Unternehmerinnen findet sich immer mehr auch in der Vielfalt der Berichterstattung wieder. 22 Quellen Achtenhagen, L.; Welter, F. (2003): Female Entrepreneurship in Germany. Context, Development and its Reflection in German Media, in: J. E. Butler (Hrsg.): New Perspectives on Women entrepreneurs, Greenwich, Conn., 71-100. Achtenhagen, L.; Welter, F. (2007): Media Discourse in Entrepreneurship Research, in: H. Neergard & J. P. Ulhoi (Hrsg.): Handbook of Qualitative Methods in Entrepreneurship Research, Cheltenham, 193-215. Achtenhagen, L.; Welter, F. (2008): Le discours entrepreneurial dans les journaux allemands: «Esprit entrepreneurial, montre-toi», Revue internationale PME: Économie et gestion de la petite et moyenne entreprise, 21 (3-4), 67-89. Achtenhagen, L.; Welter, F. (2011): ’Surfing on the Ironing Board’ – The Representation of Women‘s Entrepreneurship in German Newspapers, Entrepreneurship & Regional Development, 23 (9-10), 763-786. bundesweite gründerinnenagentur (2015): FRAUEN unternehmen, verfügbar unter http://www. existenzgruenderinnen.de/DE/Vernetzung/Frauen-unternehmen/frauen-unternehmen_node.html, Abruf am 18.08.2015. Ettl, K. & Welter, F. (2010): How female entrepreneurs learn and acquire (business relevant) knowledge, International Journal Entrepreneurship and Small Business, 10 (1), 65-82. Ettl, K. & Welter, F. (2010): Gender, Context and Entrepreneurial Learning, International Journal of Gender and Entrepreneurship 2 (2), 108-129. Konrad Adenauer Stiftung e.V. (o.J.): Methodeneinsatz – World Café, verfügbar unter http://www.kas.de/wf/ de/71.9278/, Abruf am 18.08.2015. Lafuente, E.; Vaillant, Y.; Rialp, J. (2007): Regional Differences in the Influence of Role Models: Comparing the Entrepreneurial Process of Rural Catalonia, Regional Studies, 41 (6), 779-796. Metzger, G. (2015): KfW-Gründungsmonitor 2015. Gründungstätigkeit nimmt zu – Freiberufliche Tätigkeitsfelder dominieren, verfügbar unter https://www.kfw.de/PDF/Download-Center/Konzernthemen/Research/PDF-DokumenteGr%C3%BCndungsmonitor/Gr%C3%BCndungsmonitor-2015.pdf, Abruf am 18.08.2015. Statistisches Bundesamt (2015a): Der Mikrozensus stellt sich vor, verfügbar unter https://www.destatis.de/DE/ ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/Mikrozensus.html, Abruf am 18.08.2015. Statistisches Bundesamt (2015b): Erläuterungen zur Gewerbeanzeigenstatistik, verfügbar unter https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/UnternehmenHandwerk/ Gewerbemeldungen/Methodisches.html, Abruf am 18.08.2015. Welter, F.; Achtenhagen L. (2006): „Unternehmerinnenbild und Unternehmerinnenidentität“, in: A. D. Bührmann; K. Hansen; M. Schmeink & A. Schöttelndreier (Hrsg.): Das Unternehmerinnenbild in Deutschland, Münster, 73-100. Welter, F.; Achtenhagen, L.; Kolb, S.; Ettl, K. (2006): „Süßes Leben mit bitteren Noten“ – Unternehmerinnen und Gründerinnen in der deutschen Presse – eine diskursanalytische Betrachtung, Endbericht für das Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf. Welter, F.; May-Strobl, E.; Holz, M.; Pahnke, A.; Schlepphorst, S.; Wolter, H.-J.; unter Mitarbeit von Kranzusch, P. (2015): Mittelstand zwischen Fakten und Gefühl, in: IfM Bonn, IfM-Materialien Nr. 234, Bonn. Werner, A.; Kranzusch, P.; Kay, R. (2005): Unternehmerbild und Gründungsentscheidung – Genderspezifische Analyse, in: Institut für Mittelstandsforschung Bonn (Hrsg.): Schriften zur Mittelstandsforschung Nr. 109 NF, Wiesbaden. 23 Ergebnisse der Themen-Initiativen »RAHMENBEDINGUNGEN UND STANDORTFAKTOREN FÜR JUNGE GRÜNDERINNEN« CORNELIA KLAUS, HANNOVERIMPULS GMBH, GRÜNDERINNEN-CONSULT, BUNDESWEITE GRÜNDERINNENAGENTUR (BGA), REGIONALVERANTWORTLICHE – NIEDERSACHSEN 24 „Frauen gründen anders“ war der Titel des regionalen Workshops im Februar 2015 in Hannover. Die während der „grOW“-Zukunftskonferenz aufgeworfene Frage nach den „Rahmenbedingungen und Standortfaktoren für Gründerinnen“ wurde in dem Treffen um konkrete Fragestellungen und Perspektiven junger Gründerinnen als besondere Zielgruppe erweitert. Ausgangssituation: Welche Rahmenbedingungen brauchen (junge) Frauen für Gründung? Die Zahlen sind bekannt: Es gibt einen immer noch deutlichen Unterschied in der Gründungsquote von Frauen und Männern in Deutschland. Laut GEM-Länderbericht 2014 liegt die Gründungsquote bei 1,65 Männern zu 1 Frau. Der KfW-Gründungsmonitor 2014 gibt den Frauenanteil an Gründungen in Deutschland für 2013 mit 43 Prozent an. Außerdem liegt der Anteil der Frauen bei den Nebenerwerbsgründungen deutlich höher als bei den Vollerwerbsgründungen. Laut IAB-Zahlen ist Selbstständigkeit noch immer eine Männer-Domäne. Auch 2014 betrug die Gründungsquote von Frauen zwischen 18 bis 64 Jahren „nur“ vier Prozent im Vergleich zu Männern, bei denen die Quote bei 6,4 Prozent lag. Fakt ist folglich, dass Frauen nach wie vor seltener gründen als Männer. Potenzialanalyse: Wie können Gründerinnen mobilisiert werden? In dem Workshop „Frauen gründen anders – Welche Faktoren und Rahmenbedingungen ermöglichen die Erhöhung bzw. Verbesserung von Anzahl, Wachstum und Nachhaltigkeit von Unternehmensgründungen durch Frauen?“ auf der „grOW“-Zukunftskonferenz am 8. und 9. November 2014 wurden mit den Teilnehmerinnen, meist erfahrene und länger am Markt tätige Unternehmerinnen, zunächst Überlegungen zur Weiterentwicklung der Förderung von Gründerinnen im Allgemeinen angestellt. Dabei wurden folgende Feststellungen und Handlungsempfehlungen festgehalten: – Gründerinnen sollen im Vergleich zu männlichen Gründern sichtbarer werden. – Eine größere Wertschätzung der volkswirtschaftlichen Leistungen von Unternehmerinnen dient der Gründungsmobilisierung. – Gründerinnen sind häufig Trendsetterinnen in der nachhaltigen Unternehmensführung (Social Entrepreneurship) und haben daher eine hohe gesellschaftliche Relevanz. – Gründerinnen sollen in die Fortentwicklung von Beratungsansätzen und -methoden („Societing“) einbezogen werden. 25 »Rahmenbedingungen und Standortfaktoren für junge Gründerinnen« Standortanalyse: Junge Gründerinnen werden bisher kaum erreicht Im Rahmen einer Standortanalyse für die Region Hannover wurde die Themenstellung im Folgenden fokussiert auf die Zielgruppe der jungen Gründerinnen. Positive Veränderungen im Gründerinnengeschehen können herbeigeführt werden, wenn sich zukünftig stärker den Bedürfnissen der „jungen Gründerinnengeneration“ gewidmet werden wird, lautete die These. Ausgangspunkte für die Konzeption des Folgeworkshops waren im Zusammenhang mit dieser These daher u.a. die folgenden Fragen: – – – – Gibt es einen neuen Feminismus bei jungen Frauen? Wie denken junge Frauen? Was fehlt ihnen? Was brauchen diese? Die Relevanz der Beschäftigung mit neuen Zugängen und Formaten für junge Gründerinnen belegt zudem eine Statistik von hannoverimpuls, der von Stadt und Region Hannover initiierten Wirtschaftsfördergesellschaft. Sie zeigt, dass junge Frauen bei Gründerinnen-Consult (GC), hannoverimpuls, mit vergleichbar geringen Zahlen von jungen Gründerinnen auch in den niedersächsischen Gründerinnenprojekten, unterpräsentiert sind: nur 16,1 Prozent der Teilnehmerinnen von GC an Beratungen und Qualifizierungsmaßnahmen im Jahr 2014 waren unter 30 Jahre alt (vgl. Abb. 9). Altersklasse Anzahl In Prozent Bis 30 Jahre 263 16,1 Bis 45 Jahre 853 52,2 Bis 60 Jahre 487 30,0 60+ 29 1,7 Gesamt 1.632 100 Abbildung 9: Altersverteilung der aktiven Kontakte (Beratungen und Qualifizierungsmaßnahmen) von GründerinnenConsult im Jahr 2014 bis 19.2.2015 (Quelle: eigene Darstellung) 29 Das Es gibt folglich eine starke Diskrepanz zwischen der Wichtigkeit der Zielgruppe der jungen Gründerinnen für das zukünftige Gründerinnengeschehen und der Wahrnehmung von frauenspezifischen Angeboten durch diese Zielgruppe. Auf dieser Grundlage wurde in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung sowie dem Niedersächsischen Netzwerk „Gründerinnen kompetent beraten“29 entschieden, sich der Zielgruppe „Junge Gründerinnen“ zu widmen. Gründerinnen-Consult hatte in diesem Zusammenhang bereits im Mai 2014 spezifische Formate wie eine WomenWebNight veranstaltet und Trends wie „Coworking Spaces“ und „Digitalisierung“ berücksichtigt. Zusätzlich werden neue Formate entwickelt und angeboten, um auch junge Gründerinnen für das Beratungs- und Qualifizierungsangebot zu gewinnen (beispielsweise Fashion Camp, After Work Dinner, Green Marketing). Über Social Media (Facebook, Twitter, XING) werden zudem Informationen und Veranstaltungen veröffentlicht. Niedersächsische Netzwerk „Gründerinnen kompetent beraten“ ist ein Zusammenschluss aus niedersächsischen ESF und EFREgeförderten Gründerinnenberatungsstellen und verfügt über langjährige Erfahrung in der Begleitung von Frauen in die Selbstständigkeit. Es besteht seit Juni 2010 und wird vom Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung begleitet. 26 Im Fokus: Nachwuchs. Was brauchen junge Gründerinnen? Wie erreicht man junge Gründerinnen? Ein Fakten-Check Zur Vorbereitung auf den regionalen Workshop wurde zunächst ein Faktencheck erstellt. Gefragt wurde, was junge Gründerinnen im Alter von bis zu 34 Jahren benötigen und was zur Gründungsentscheidung fehlt bzw. welche besonderen Präferenzen sie im Vergleich zu älteren Zielgruppen haben: – Junge Gründerinnen brauchen generell höhere Sichtbarkeit und mehr Vorbilder. Dazu zählen neben mehr Referentinnen ganz einfach auch mehr junge Frauen auf Werbe- und Informationsmaterialien wie z.B. Flyern. Eine intensivere Werbung beispielsweise in Schulen, Hochschulen, Universitäten und auf Zukunftstagen kann entsprechend zur Wirkung beitragen. Junge Gründerinnen bevorzugen besondere Locations und lassen sich im Zeitalter des Smartphones und der Digitalisierung am besten über die Social Media-Kanäle erreichen. Facebook, Twitter, WhatsApp, Google+, etc. sind daher wichtige Kommunikationsmedien für junge Gründerinnen. – Zugänge zu Fremdkapital sind ihnen oft erschwert; hier sollte es vermehrt einfachere Lösungen wie beispielsweise den so genannten MikroSTARTer geben. – Junge Frauen nutzen häufig neuartige Methoden zur Lösung von Herausforderungen oder Entwicklung neuer Ideen wie bspw. „Design Thinking“ und verwenden Begriffe aus der Startup-Szene. – Probleme rund um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erschweren es nach wie vor jungen Gründerinnen, zu starten. – Sie verfügen häufig über geringere Praxis-, Fach- und Lebenserfahrung, die für die berufliche Selbstständigkeit wichtig sind. Dies kann bei der Gründung ein höheres Risiko bedeuten. Aus den Erfahrungen junger Gründerinnen lernen Gemeinsam mit dem Niedersächsischen Netzwerk „Gründerinnen kompetent beraten“ wurden Fragestellungen für eine Diskussionsrunde mit jungen Gründerinnen festgelegt. Diese waren zum einen Basis für den Workshop und zum anderen Ausgangspunkte für die nachfolgenden realistischen Einschätzungen und daraus abzuleitenden Handlungsempfehlungen. Die jungen Gründerinnen wurden zunächst aus den Kontakten der Datenbank von Gründerinnen-Consult (GC), hannoverimpuls GmbH ermittelt. Anschließend wurden alle Beraterinnen vom Niedersächsischen Netzwerk „Gründerinnen kompetent beraten“ mit einbezogen, um eine persönliche Einschätzung des Status Quo abzuleiten und um sicherzustellen, dass auch eine aussagekräftige Diskussion in einer möglichst heterogenen Gruppe zustande kommt. Auf eine anschließende Einladung hin nahmen insgesamt fünf junge Gründerinnen aus der Region Hannover teil. Die Frauen waren zwischen 27 und 35 Jahren alt. Sie hatten unterschiedlich lange Erfahrungen in der beruflichen Selbstständigkeit. Diese reichte von der gegenwärtigen Testphase bis zur dreijährigen Tätigkeit. Die Branchen waren Marketing, E-Commerce, Online & Digitalisierung, Eventdienstleistungen, Floristik und Fotografie. Nach einer Kennenlernphase und Einführung in den Workshop wurden verschiedene Fragestellungen zum Zeitpunkt vor/während und nach der Gründung zur Diskussion gestellt: – Was war Beweggrund und die Motivation zur Gründung? – Was oder wer hat bei der Gründung geholfen? – Welche Voraussetzungen, Unterstützungs- und Umfeldfaktoren, Rahmenbedingungen waren wichtig oder wären wünschenswert gewesen? – Welche Unterschiede werden in der Gründungsphase bei Gründern und Gründerinnen wahrgenommen? – Wie sind die Gründerinnen auf Unterstützungsangebote aufmerksam geworden? – Haben sie gezielt gründerinnenspezifische Beratung genutzt? – Welches Beratungsangebot fanden sie besonders gut/ effektiv? – Welches Beratungsangebot erschien ihnen überflüssig/ zu viel/methodisch nicht gut genug? 27 »Rahmenbedingungen und Standortfaktoren für junge Gründerinnen« Die neunzigminütige Diskussion brachte interessante Ergebnisse hervor: Ausblick: Was braucht eine zukünftige Gründungsförderung für (junge) Frauen? → Gegründet wird vor allem, um Monotonie zu vermeiden, flexibel und selbstbestimmt zu sein und eigene Ideen selbst umzusetzen. Erste Anlaufstellen bei einer Beratung sind ausgewiesene Facheinrichtungen, aber auch die Einschätzungen aus dem Familien- und Bekanntenkreis sind von Bedeutung. Insbesondere zu den Themen Finanzierungsmöglichkeiten, Austausch mit Gleichgesinnten, Beratung zum Thema Preisgestaltung und Marketing besteht aus Sicht der Jung-Gründerinnen hoher Beratungsbedarf. Somit ergaben sich aus dem gegenseitigen Erfahrungsund Wissenstransfer konkrete und realistische Handlungsfelder zur Verbesserung von Rahmenstrukturen und Standortfaktoren für Gründerinnen: Mentoring und damit einhergehend die Qualifizierung von Gründerinnen in Landkreisen sowie der Aufbau eines (lokalen) Netzwerkes sind von hoher Bedeutung. Zudem sollen der Umgang mit Rollenbildern, Stereotype sowie die Herausforderung einer Selbstständigkeit auch mit Kind(ern) im Fokus der Beratungen stehen. → Auch Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen GründerInnen wurden deutlich: Die Gründerinnen sehen – immer noch – Verantwortung für die Familienplanung vor allem bei sich. Eine große Frage ist daher nach wie vor, wie sie Kinderbetreuung und berufliche Selbstständigkeit miteinander vereinbaren können. Fragen, wie sie vor allem in einer ausschließlichen Beratung von und für Frauen offen gestellt werden können, durch eine offene Gesprächshaltung und gleiche Gesprächsebene bei gleichzeitig geringeren Hemmungen – all das sind Aspekte, die bei Gründerinnen für eine genderspezifische Beratung sprechen. → Eine anschließende Betrachtung der Standpunkte und Vorschläge der Diskussionsrunde, wie man eine bestimmte Sache bestmöglich umsetzen kann, ergab ein konkretes Ranking der wichtigsten Themen aus Sicht der Gründerinnen. Diese Themen wurden abschließend auf eine realistische Übertragbarkeit hin diskutiert. Netzwerken und der Kontakt zu Gleichgesinnten sind ebenfalls wichtige Punkte. Denkbar wären hier Coworking-SpaceModelle, also die Schaffung gemeinsamer Arbeitsräume für Freiberuflerinnen, oder auch der Aufbau von Foren zum Austausch mit anderen Gründerinnen und Unternehmerinnen, die etwa in Beratungsstellen und Veranstaltungen langfristig thematisch stärker integriert werden. Deutlich wird auch, dass das bereits bestehende Beratungsangebot von Interesse ist, aber nicht vollständig zu den Jung-Gründerinnen durchdringt. Langfristiges Ziel muss es sein, eine neue Art der Ansprache und des Marketings zu entwickeln, indem zum Beispiel die Sozialen Medien stärker bedient werden, mit der die nachwachsende jüngere Klientel erreicht werden kann ohne dabei die anderen Altersklassen aus dem Auge zu verlieren. Das Thema Selbständigkeit und Kind sollte in den Beratungen intensiver platziert und aktiver auf die jeweilige Lebenssituation der Ratsuchenden eingegangen werden. So könnte beispielsweise bereits während der Beratung auf die Fördermöglichkeiten während und nach der Schwangerschaft eingegangen werden. Die Bemessungsgrundlagen von Elterngeld während der Selbstständigkeit könnten benannt werden. In Veranstaltungen sollte auf die Herausforderungen und Chancen eingegangen werden. Themen wie Zeitmanagement und die Angst vorm Scheitern sowie entsprechende Strategien sollten eine größere Rolle spielen. Dies kann zum einen eine Ausweitung bestehender Netzwerke sein (beispielsweise Integration in Foren von Gründungsinteressierten mit Gastbeiträgen) oder zum anderen die Entwicklung und Erweiterung einer eigenen Plattform zum Austausch. 28 Folgeworkshop am 18. Februar 2015 in Hannover 29 Ergebnisse der Themen-Initiativen »STADT, LAND, ZWISCHENRÄUME – ERFOLGSFAKTOREN FÜR UNTERNEHMERINNEN IN METROPOLREGIONEN UND IM LÄNDLICHEN RAUM« NICOLE STEFFENS, BILDUNGSWERK DER THÜRINGER WIRTSCHAFT E.V., BUNDESWEITE GRÜNDERINNENAGENTUR (BGA), REGIONALVERANTWORTLICHE – THÜRINGEN 30 Um Erfolgsfaktoren für Unternehmerinnen im ländlichen Raum ging es im Rahmen der „grOW“-Zukunftskonferenz beim Themenworkshop sowie dem darauf aufbauenden Folgeworkshop des Bildungswerks der Thüringer Wirtschaft, welcher im Mai 2015 in Schmalkalden stattfand. Ziel war es, Empfehlungen für die Förderung des Unternehmerinnentums im Speziellen für ländliche Regionen abzuleiten. Was fördert das Unternehmerinnentum und was hindert Frauen, sich beruflich selbstständig zu machen? Das waren zentrale Fragen bei der Zukunftskonferenz an der Freien Universität Berlin sowie in dem Folgeworkshop „Stadt, Land, Zwischenräume – Erfolgsfaktoren für Unternehmerinnen im ländlichen Raum“ in Schmalkalden. Der Workshop im Rahmen der Zukunftskonferenz hatte gezeigt, dass die Unterschiede zwischen Gründerinnen in der Stadt und auf dem Land wesentlich größer sind als die Unterschiede zwischen Gründerinnen in den alten und neuen Bundesländern. Dies und die Tatsache, dass der Freistaat Thüringen ein Flächenland ist, in dem fast 80 Prozent der Bevölkerung im ländlichen Raum leben, war Anlass, den Fokus des Folgeworkshops auf die Gründerinnen und Unternehmerinnen im ländlichen Raum zu legen. Ziel war es, bestehende Verhältnisse darzustellen und Probleme und Hürden unternehmerisch tätiger „Landfrauen“ zu definieren sowie entsprechende Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Angelika Scheuch, Katrin Fiedler und Nicole Steffens (v.l.n.r.) Vertreterinnen des Themenraums „Stadt, Land, Zwischenräume“ 31 »Stadt, Land, Zwischenräume – Erfolgsfaktoren für Unternehmerinnen in Metropolregionen und im ländlichen Raum« Ausgangssituation: Demografischer Wandel auf dem Land ist Herausforderung und Chance zugleich lag im Erhebungszeitraum (2003) nur halb so hoch wie die der Männer. In den ländlichen Regionen Deutschlands zeigen sich zunehmend die Auswirkungen des demografischen Wandels. Junge und gut ausgebildete Menschen wandern ab, die rückläufigen Bevölkerungszahlen wirken sich nachteilig auf die Lebensbedingungen und Wachstumsperspektiven vor Ort aus. Die Aufrechterhaltung einer angemessenen Daseinsvorsorge stellt die ländlichen Regionen zunehmend vor eine große Herausforderung. Diesen wirtschaftlichen und demografischen Herausforderungen begegnen gerade Frauen als Existenzgründerinnen mit neuen Ideen. Gründerinnen machen oftmals aus der Not eine Tugend, gründen in Marktnischen und schließen Lücken in den vorhandenen Infrastrukturen, etwa im Bereich der haushaltsnahen und familienunterstützenden Dienstleistungen. Die Frauen, die gut ausgebildet aus anderen Bundesländern zurück in die „alte Heimat“ kommen, stellen eine Chance für die peripheren Regionen dar. Wie die Studie zum Kongress „Frauen machen Sachsen-Anhalt. Ich will gründen, jetzt und hier.“ zeigt, sehen die Rückkehrerinnen in der Selbstständigkeit, auch in den ländlichen Regionen, für sich eine berufliche Option. Es gilt, durch kreative Ideen und lokale Akteure den Unternehmergeist von Frauen in ländlichen Gebieten zu fördern und zu entwickeln. Laut Thüringer Gründerreport 2014 lag die weibliche Gründungsquote im August 2014 bei 36,4 Prozent. Hierbei dominierten, wie im gesamten Bundesgebiet, die Nebenerwerbsgründungen. Erfreulich zu beobachten ist die Zunahme der Existenzgründungen, die bewusst als Chance verstanden werden (48 Prozent der Gründungen sind Chancen-Gründungen, laut KfW-Gründungsmonitor 2015) und nicht aus der Not heraus entstehen. Eine Aussage zur Gründerinnenquote in den ländlichen Regionen Thüringens kann anhand der Erhebung leider nicht getroffen werden. Aktuelle Veröffentlichungen zum Thema Frauengründungen in ländlichen Räumen aus den Jahren 2014 und 2015 zeigen wenig Veränderung. Der Beitrag „Unabhängigkeit ist das Hauptmotiv“ in LandInForm 02/2014 belegt, dass „die Gründungsneigung in sogenannten Agglomerationsräumen deutlich stärker ausgeprägt ist als in den ländlichen Räumen.“ 30 Die Datenlage zu Existenzgründungen durch Frauen im ländlichen Raum ist jedoch unzureichend und erschwert daher die Ursachenanalyse. Es gibt wenig verwertbare Daten und Forschungsliteratur, eine Differenzierung nach Geschlechterverhältnissen ist in den vorliegenden Auswertungen in den meisten Fällen nicht vorhanden. Die aktuellsten Publikationen zum Unternehmerinnentum im ländlichen Raum, die auf wissenschaftlich erhobenen und ausgewerteten Daten basieren, wurden bereits 2008 veröffentlicht. Beispielsweise untersuchte das Forschungsvorhaben der Agrarsozialen Gesellschaft e.V. „Erfolgsfaktoren eines positiven Existenzgründungsklimas für Frauen in ländlichen Räumen“. Diese Untersuchung bezieht sich auf die vier Landkreise Cloppenburg in Niedersachsen, Odenwaldkreis in Hessen, den Landkreis Halberstadt in Sachsen-Anhalt und den Ilm-Kreis in Thüringen. Im Rahmen dieser Arbeit wurde der Anteil der Gewerbeanmeldungen durch Frauen in den Jahren 2003 bis 2005 erhoben. Die Untersuchung zeigt eine Gründungsbeteiligung von Frauen bei knapp über 30 Prozent und damit auch hier eine Unterrepräsentanz im Vergleich zu Männern im Gründungsgeschehen im ländlichen Raum. Damit ähnelte es zum damaligen Zeitpunkt zahlenmäßig dem gesamten Gründungsgeschehen in Deutschland. Die Selbstständigen-Quote der Frauen 30 32 Die Begleitforschung des Modellvorhabens „LandZukunft“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft untersuchte in diesem Zusammenhang von 2012 bis 2014 unter anderem auch unternehmerisches Engagement von Frauen in ländlichen Regionen. Zusammenfassend erklärt die Studie eine sehr geringe Beteiligung von Frauen am ländlichen Unternehmertum, welches sie darauf zurückführt, dass vorwiegend mittlere und größere Unternehmen in die Studie einbezogen wurden, in denen Frauen im Management immer noch Ausnahmen sind. Weiterhin heißt es: „Zudem könnte man ihre geringe Beteiligung auch durch das Fehlen notwendiger materieller und immaterieller Voraussetzungen erklären.“ Darauf, welche Voraussetzungen konkret gemeint sind, wurde nicht genauer eingegangen. Das Modellvorhaben „LandZukunft“ kommt zu dem Schluss, dass strukturelle Probleme wie fehlende Kinderbetreuungseinrichtungen, diskriminierende Praktiken im Personalwesen und gesellschaftlich verzerrte Wahrnehmungen von Geschlechtereigenschaften negativen Einfluss auf das unternehmerische Handeln von Frauen haben könnten. Das Projektbüro Ländliche Räume (proLR) definiert als weitere Hemmnisse für Unternehmerinnen in ländlichen Räumen unter anderem weite Wege (beispielsweise zur nächsten Gründungsberatung) und fehlende Unternehmerinnen im Umkreis und damit fehlende Netzwerke. Aber auch geringe Anerkennung für den gewählten Lebensentwurf, die Frauen zwingt, neben der Vereinbarkeit von Beruf und Familie zusätzlich Energie zur Integration der unternehmerischen Pläne in das soziale Umfeld aufbringen zu müssen, hemmen weibliches Unternehmertum im ländlichen Raum. Dr. Kay, Rosemarie, 2014, „Unabhängigkeit ist das Hauptmotiv“ in LandInForm 04/2014 Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume. Mehr ostdeutsche Gründungen von Frauen: Mangel an Alternative oder neue Potenziale für die regionale Wirtschaftsförderung? Der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) 2014 führt die geringeren Gründungsaktivitäten von Frauen unter anderem auf strukturelle Rahmenbedingungen zurück, Männer gründen beispielsweise häufiger aufgrund klassischer Motive wie Gewinnstreben, Selbstverwirklichung, Unabhängigkeitswunsch. Frauen hingegen gründen häufig dann, wenn sie keine passende Stelle finden. Ostdeutsche Frauen gründen in diesem Fall sogar erheblich häufiger aus einem Mangel an Alternativen (43 Prozent) als westdeutsche Frauen (23 Prozent). Hinzu kommt, dass in städtischem Umfeld mit besserer Infrastruktur, höherer Bevölkerungsdichte, besserer Altersund Qualifikationsstruktur und sogenannten Spill-OverEffekten generell häufiger Unternehmen gegründet werden als in ländlichen Gebieten. In den neuen Bundesländern ist der Anteil ländlich-peripherer Regionen hoch. In den alten Bundesländern leben 51 Prozent in hochverdichteten (ländlichen) Regionen, im Osten nur 35 Prozent. Kleine und mittlere Unternehmen im Dienstleistungsbereich, dem Tourismus, im Handwerk sowie land- und forstwirtschaftliche Betriebe und Kleinstunternehmer dominieren den ländlichen Raum. Frauen gründen am häufigsten im Bereich der persönlichen und wissensintensiven Dienstleistungen, etwa in den Bereichen Bildung, Gesundheitswesen oder Unterhaltung. Aufgrund des demografischen Wandels werden die Branchen zukünftig verstärkt nachgefragt werden. Dies bietet Potenziale für die wirtschaftliche Entwicklung der ländlichen Regionen, wenn es gelingt, Frauen mit Unternehmergeist und kreativen Ideen zu mobilisieren. Mehr Gründerinnen braucht das Land! Hemmnisse und Handlungsempfehlungen Durch den hohen Anteil ländlicher Gebiete in den neuen Bundesländern gilt es hier im besonderen Maße, Ideen zu entwickeln, um die berufliche Selbstständigkeit von Frauen quantitativ und qualitativ zu erhöhen. In den Diskussionen der Workshops wurde deutlich, dass die Unternehmerinnen aus ländlichen Regionen das Fehlen von Netzwerken und direkten Geschäftspartnern sowie die mangelhafte Infrastruktur als Hindernis für ihren Weg in die Selbstständigkeit empfanden. Um Frauen im ländlichen Raum zur Gründung von Unternehmen anzuregen, bedarf es vor allem entsprechender Vorbilder, allerdings sind Unternehmerinnen in ländlichen Regionen kaum sichtbar. Traditionelle Rollenmuster bremsen zudem den Enthusiasmus vieler Frauen. Im Rahmen der Wissenschafts-Praxis-Dialoge während der Zukunftskonferenz in Berlin und des Folgeworkshops in Schmalkalden wurde deutlich, dass sich die Anforderungen vieler „Landfrauen“ an ein gründungsfreundliches Umfeld in ländlichen Regionen ähneln: Sowohl die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Wohnortnähe als auch der Einsatz der von den Frauen erworbenen Qualifikationen nach ihrer eigenen Definition von Erfolg und Nachhaltigkeit stellen für die Frauen wichtige Erfolgsfaktoren für eine Unternehmensgründung dar. Der Thüringer Workshop hat die bestehende Situation aufgegriffen, um Ideen zur zielgruppengerechten Gründungsförderung zu entwickeln. Die anwesenden Unternehmerinnen bewerteten die verschiedenen Angebote im Bereich Gründungsförderung grundsätzlich als positiv. Angeregt durch die Erfahrungen der Unternehmerinnen und den Impuls „Mehr Gründerinnen braucht das Land!“ – Ihre Ideen sind gefragt! von Dr. Kareen Schlangen vom Referat für Forschung und Wissenstransfer an der Hochschule Nordhausen, diskutierten die Anwesenden über die Gründerinnen der Zukunft sowie die Anforderungen an die regionale Wirtschaftsförderung. 33 »Stadt, Land, Zwischenräume – Erfolgsfaktoren für Unternehmerinnen in Metropolregionen und im ländlichen Raum« Die Teilnehmenden des Folgeworkshops einigten sich bei der Betrachtung wichtiger Grundlagen zur Stärkung der Gründerinnenlandschaft auf die Themen Wissen und Vorbilder, Berichterstattung, die Entwicklung von regionalen Verdichtungsansätzen sowie die Förderung der Gründerinnen entsprechend ihren Bedürfnissen. Wissen und Vorbilder: Dies wurde als Grundlage für Gründungsbereitschaft und Gründungsfähigkeit hervorgehoben. Bereits im Kindergarten und in der Schule wäre es hilfreich, den Kindern und Jugendlichen spielerisch und durch Wissensvermittlung wirtschaftliches Verständnis zu vermitteln. Es gelte dabei, den Gründungsbegriff zu „entängstigen“ (Gründungen schaffen Lösungen statt Probleme) und Aufgeschlossenheit gegenüber Gründungsideen zu vermitteln. Inhaltlich sollte der Unterricht im Schulfach „Berufskunde“ auch die Option einer späteren Selbständigkeit als Berufschance einbeziehen. In einer zweiten Stufe der „wirtschaftlichen Bildung“ sind die Universitäten, die angewandten Hochschulen und Akademien gefragt, junge Menschen auf das Arbeitsleben vorzubereiten und unternehmerisches Denken fächerübergreifend als Teil des ganzheitlichen beruflichen Denkens zu vermitteln. Die Vorbildwirkung durch Unternehmerinnen, die ihren Beruf mit Leidenschaft ausüben, kann impulsgebend für Gründerinnen sein. Diese sollten stärker in der Öffentlichkeit und in Begegnungen mit jungen Menschen zu Wort kommen. Berichterstattung: Um kurz- und mittelfristig das Problem der fehlenden Vorbilder zu lösen, könnte eine gemeinsame Berichterstattung und Pressearbeit mit allen Wirtschaftsfördereinrichtungen angestrebt werden. So könnten regelmäßige Portraits und Berichte über lokale Gründerinnen und Unternehmerinnen in Tageszeitungen, Newslettern sowie auf den entsprechenden Homepages das Berufsbild „Unternehmerin“ transportieren. Zudem sollten Anreiz orientierte Instrumente, wie Ehrungen für Gründungskonzepte oder Unternehmen, gezielt Gründerinnen und Unternehmerinnen in den Fokus nehmen. Lokale und regionale Verdichtungsansätze: tragen sichtbar zur Förderung der Gründungsdynamik bei. Um Austausch, Kooperationen und Wachstum in der Gründungslandschaft zu fördern, sind die bereits erprobten Coworking-Spaces sehr gute Orte für vernetztes, branchenübergreifendes Arbeiten. Mittelfristig könnten leer stehende Räume kostengünstig zur Etablierung von Unternehmen im ländlichen Raum erschlossen und 34 zur Verfügung gestellt werden. Ausschlaggebend ist hierbei allerdings, dass Rahmenbedingungen wie gute Erreichbarkeit und schneller Internetzugang gegeben sind. Hierfür braucht die Gründungslandschaft die kooperierende Bereitschaft der privaten und öffentlichen Immobilieninhaber und der fördernden Institutionen. Gemeinschaftliche Unternehmensorte bieten Raum zum Probieren, um Erfahrungen zu sammeln und sich auszutauschen. Branchenunabhängige Gründungszentren sind insbesondere für Frauen, die oftmals soloselbstständig sind, attraktiv. Bedürfnisgerechte Förderung: Langfristig kann die Gründungsdynamik von Frauen befördert werden, indem man die Zielgruppe bedürfnisgerecht fördert. Hierzu zählt unter anderem, dass Wirtschaftsfördermaßnahmen Branchen und Gründungsformen einbeziehen, in denen vermehrt Frauen gründen. So sollten beispielsweise geförderte Kredite auch für Gründungen im Gesundheitswesen und im Nebenerwerb zugänglich sein. Des Weiteren sind Beratungs- und Weiterbildungsangebote auf die Bedürfnisse von gründungsinteressierten Frauen auszurichten. Zum einen durch eine geschlechtergerechte Kommunikation der Angebote, zum anderen durch die Berücksichtigung des spezifischen Informationsbedarfes von Gründerinnen (zum Beispiel Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Stärkung der Persönlichkeit, Entwicklung von tragfähigen Gründungskonzepten, Zugang zu Fremdkapital) und der individuellen Lebenssituation der Frauen. Auch eine vernetzte Arbeitsweise der lokalen Wirtschaftsfördereinrichtungen, die zur Verdichtung von Unterstützungsstrukturen führen, auch in der Nachgründungsphase, ist ein oft geäußerter Wunsch der Gründerinnen. Folgeworkshop am 7. Mai 2015 in Schmalkalden Quellen Bauer, U.; Dähner S. (Hrsg.) (2012): Neue Gründerzeit – zielstrebig, selbstbewusst, ... weiblich!“ Studie zum Kongress „Frauen machen Sachsen-Anhalt. Ich will gründen, jetzt und hier!“, Bundesministerium des Innern Brixy, U.; Sternberg, R.; Vorderwülbecke, A. (2015): Global Entrepreneurship Monitor (GEM), Länderbericht Deutschland 2014 Deutscher LandFrauenverband (Hrsg.) (2014): Fraueneinkommen in ländlichen Regionen: Weibliche Lebensverläufe zwischen tradierten Rollenbildern und veränderten Lebenswirklichkeiten. Margarian, A. (Hrsg.) (2014): „Frauen auf dem Land – weniger engagiert oder ausgebremst?“ in LandInForm 04/2014 Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume. Metzger, G. (Hrsg.) (2015): KfW-Gründungsmonitor 2015, KfW Bankengruppe Kay, R. (Hrsg.) (2014): „Unabhängigkeit ist das Hauptmotiv“ in LandInForm 04/2014 Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume Kohn, K.; Ullrich, K. (Hrsg.) (2011): Gründerinnen – Frauen als eigene Chefs, KfW Bankengruppe BMEL (Hrsg.) (2014): Ländliche Regionen verstehen. Lauxen-Ulbrich, M; Fehrenbach, S. (2004) „Gründungen von Frauen in Deutschland“ Beitrag zur Tagung „Frauen, Gründung, Förderung“ (bundesweite gründerinnenagentur bga) 28./29.6.2004 35 Ergebnisse der Themen-Initiativen »VON DER WISSENSCHAFT IN DIE WIRTSCHAFT – WELCHE UNTERSTÜTZUNGSANGEBOTE AN HOCHSCHULEN FÖRDERN GRÜNDUNGEN VON FRAUEN?« ROMY OLEYNIK-WEBER, FREIE UNIVERSITÄT BERLIN, PROFUND INNOVATION 36 Wie können kurz- bis mittelfristig Gründungen durch Frauen aus Hochschulen gefördert werden? Dieser Frage widmeten sich zwei Workshops der „grOW“-Initiative direkt an der Freien Universität Berlin. Im Rahmen der Zukunftskonferenz wurden in einer Diskussionsrunde mit einer Gründerin relevante Themenfelder definiert. Diese und die Frage nach möglichen Unterstützungsangeboten für Gründungen von Frauen aus der Wissenschaft wurden im darauf aufbauenden Folgeworkshop vertieft und daraus entsprechende Handlungsempfehlungen entwickelt. Ausgangssituation: Studienwahl beeinflusst Gründungen Den aktuell 43 Prozent der Unternehmensgründungen durch Frauen im Allgemeinen (KfW Gründungsmonitor 2014) steht mittlerweile ein Frauenanteil in Gründungsteams aus Hochschulen von 45 Prozent für das Jahr 2013 gegenüber. Dieser vergleichsweise hohe Anteil gilt allerdings noch nicht für den Bereich der technologieorientierten Gründungen aus Hochschulen. Betrachtet man die auf technologie- und wissensbasierte Gründungen von HochschulabsolventInnen ausgerichteten Förderprogramme EXIST SEED und EXIST-Gründerstipendium von 2000 bis 2012, lässt sich feststellen, dass der Frauenanteil unter den Geförderten im genannten Zeitraum gerade einmal bei 13,9 Prozent lag. Auch im Bereich Startups , darunter vor allem IT-basierte Gründungen, sind nur rund 10,7 Prozent der Gründer weiblich. Laut „Fokus Volkswirtschaft“ der KfW machen sich nach wie vor die meisten HochschulabsolventInnen in den freien Berufen selbstständig und gründen ihr Unternehmen als ÄrztInnen, AnwältInnen oder ArchitektInnen. In entsprechenden Studiengängen – Medizin, Jura und Architektur – ist der Frauenanteil gleichzeitig deutlich höher als in den naturwissenschaftlichen und technischen Studiengängen. Zum Beispiel lag der Anteil weiblicher Studierender in den Geisteswissenschaften und Künsten im Jahr 2011 bei 66 Prozent und in den Bereichen Sozial-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften bei 51 Prozent. Im Vergleich dazu waren Frauen im Jahr 2011 in Studiengängen wie Ingenieurwesen, verarbeitendes Gewerbe und Baugewerbe mit einem Anteil von lediglich 18 Prozent vertreten, in den sogenannten MINT-Fächern insgesamt zu 36 Prozent. 37 »Von der Wissenschaft in die Wirtschaft – Welche Unterstützungsangebote an Hochschulen fördern Gründungen von Frauen?« Dementsprechend ist davon auszugehen, dass die Studienwahl die zentrale Einflussgröße auf die Art und Anzahl von Gründungen durch Frauen aus der Hochschule ist und sich der niedrige Anteil technologieorientierter und IT-basierter Gründungen durch Frauen aus Hochschulen auf die geringe Anzahl von Studentinnen in diesen Bereichen zurückführen lässt. Ergebnisse der beiden Gründungsumfragen „Patent verwertet – Gründungsumfrage 2012 der TU Berlin“ und „Gründungsumfrage – Wissenschaft befördert Wirtschaft: eine Analyse des Gründungsgeschehens im Umfeld von zehn Hochschulen in Berlin-Brandenburg“ stützen diese Annahme. Während die ausschließlich an der TU Berlin durchgeführte Studie „Patent verwertet – Gründungsumfrage 2012 der TU Berlin“ einen Anteil von 30 Prozent der Gründungen mit weiblicher Beteiligung ausweist, kommt die mit insgesamt zehn verschiedenen Hochschulen aus Berlin und Brandenburg durchgeführte und im Jahr 2014 veröffentlichte Gründungsumfrage auf einen Frauenanteil von 41 Prozent. Auch hier wird deutlich: Die Zusammensetzung der Studierendenschaft an der TU Berlin spiegelt den niedrigeren Anteil an Gründungsteams mit weiblicher Beteiligung wider. Der Anteil weiblicher Studierender an der TU Berlin lag im Sommersemester 2012 bei 32 Prozent. Da Hochschulen mit kreativem oder wirtschaftswissenschaftlichem Schwerpunkt wie die Universität der Künste Berlin oder die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin, beide beteiligt an der Gründungsumfrage 2014, einen vergleichsweise hohen Anteil weiblicher Studierender verzeichnen, ergibt sich aus der genannten Umfrage entsprechend auch ein höherer Anteil an Gründungen mit weiblicher Beteiligung. Als Zwischenfazit lässt sich also festhalten, dass der Gender Gap bei Gründungen aus Hochschulen insgesamt eher gering, jedoch der Unterschied bei technologieorientierten beziehungsweise IT-basierten Gründungen, bedingt vor allem durch die geringere Anzahl weiblicher Studierender in MINT-Fächern, sehr groß ist. Ursachen für die insgesamt etwas geringere Gründungsaktivität von Frauen in Hochschulen liegen vermutlich jedoch nicht nur in der Sozialisation und der dadurch bedingten Wahl des Studiengangs. Zahlreiche Studien zum Gründungsverhalten von Frauen38 beschreiben, dass Frauen ihre Fähigkeiten in Bezug auf Unternehmertum sehr viel schlechter einschätzen als Männer. Selbiges gilt für die Angst vorm Scheitern, die bei Frauen weitaus ausgeprägter ist als bei ihren männlichen Kollegen. 39 Darüber hinaus scheint auch die Wahrnehmung der Grün- Folgeworkshop am 21. Mai 2015 in Berlin 38 u.a. Mueller et al. 2004, Josten et al. 2008 a; 2008 b, Koellinger et al. 2011. Kulicke, 2013, S. 34 f. 40 Vgl. Brixy, U. et al, 2015, S. 16. 41 Vgl. Metzger, G., 2015, S. 4. 39 Vgl. 38 Folgeworkshop am 21. Mai 2015 in Berlin dungschancen in Deutschland eine Rolle zu spielen. Denn nur 33 Prozent der Frauen, im Gegensatz zu 42 Prozent der Männer, empfinden diese als positiv.40 Besonders das Thema „Verantwortung“ spielt bei der Wahrnehmung der Gründungshemmnisse bei Frauen eine große Rolle. Für 44 Prozent der Frauen birgt die Unternehmensgründung eine zu hohe Verantwortung, besonders in Bezug auf eine große Belastung für die Familie, dies nehmen aber nur 26 Prozent der Männer so wahr.41 Fehlende Vorbilder, wenig Möglichkeiten zum Ausprobieren, Scheu vor Finanzierungsvolumina – Ergebnisse des Wissenschafts-Praxis-Dialogs Speziell für Hochschulausgründungen scheinen sich unter anderem auch fehlende Vorbilder, zu schwach ausgeprägte Netzwerke, die Scheu vor Gründungen mit hohem Finanzierungsbedarf und unzureichende Möglichkeiten des Ausprobierens in vielen Studiengängen negativ auf die Gründungsaktivitäten von Frauen auszuwirken, wie der praxisorientierte Dialog zum Thema „Von der Wissenschaft in die Wirtschaft – Gründungen von Frauen aus der Hochschule“ im Rahmen der „grOW“-Zukunftskonferenz im November zeigte. Zudem könnte das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie für Gründerinnen aus der Hochschule von Relevanz sein, so die These. Der Zeit- punkt der Ausgründung fällt häufig in die Familienphase, und die Gründerinnen können oft nicht auf die von den Hochschulen angebotenen Kinderbetreuungsangebote zugreifen, da sie im Gründungsprozess nicht mehr den Status „Hochschulangehörige“ aufweisen. Ein möglicher Lösungsansatz: stärkere curriculare Verankerung des Themas – Entrepreneurship an Hochschulen Ziel des Folgeworkshops im Mai 2015 war es, neben dem Ideen- und Erfahrungsaustausch vor allem die Ergebnisse der zuvor erfolgten Situationsanalyse aufzugreifen, bestehende Gründungsangebote an Hochschulen zu beleuchten und zu bewerten und im Anschluss Strategien für die Implementierung neuer beziehungsweise zielgruppengerechter Förderangebote zu erarbeiten. Neben der sich erst langfristig auswirkenden Wahl des Studienfaches sollte die Frage beantwortet werden, wie sich auch kurz- bis mittelfristig sowohl qualitativ als auch quantitativ Erfolge bei der Förderung von Gründungen durch Frauen aus Hochschulen erzielen lassen. Mögliche Lösungswege und entsprechende Handlungsempfehlungen wurden im Rahmen des Folgeworkshops in Berlin intensiv diskutiert. 39 »Von der Wissenschaft in die Wirtschaft – Welche Unterstützungsangebote an Hochschulen fördern Gründungen von Frauen?« Aus Sicht der Gründerinnen selbst, die im Rahmen des Workshops von ihren Erfahrungen berichteten, sind für den Schritt in die Selbständigkeit Angebote der Gründungsförderungen der Hochschulen entscheidend, da ohne deren Unterstützung Ideen mitunter nicht weiter verfolgt worden wären. Als wichtig und hilfreich definierten die Unternehmerinnen themenspezifische Netzwerke, in denen sie sich mit Gleichgesinnten austauschen können – unabhängig vom Geschlecht. Das heißt insbesondere zu den Themen „branchenspezifische Netzwerke“, „Weiterentwicklung der Geschäftsidee“, aber auch im Bereich „Hard Skills“ (Buchhaltung, Marketing, Finanzen) besteht besonderer Beratungs- beziehungsweise Vernetzungsbedarf. Kontakte zu Unternehmen entsprechender, für die Gründung relevanter Branchen gelten ebenfalls als wichtiges Unterstützungsangebot. Frauenspezifische Beratungs- oder Förderangebote wurden dagegen nicht explizit als Bedarf definiert. Förderungen müssen entsprechend nicht zwangsläufig geschlechtsspezifisch ausgerichtet sein, sondern sollten vielmehr auf die Orientierung und Motivation der GründerInnen angepasst werden, denn Männer und Frauen gründen zum Teil aus unterschiedlicher Motivation und mit unterschiedlichen Zielsetzungen. Weibliche Gründungsmotive sind unter anderem Vereinbarkeit von Familie und Beruf42 und Unabhängigkeit und Verwirklichung der eigenen Geschäftsidee.43 Finanzieller Erfolg ist dagegen einer der unwichtigsten Aspekte für Frauen, wenn es um eine Unternehmensgründung geht.44 Darüber hinaus führen bei 35 Prozent der Gründerinnen fehlende Erwerbsalternativen zum Schritt in die Gründung, während dies nur bei 26 Prozent der Gründer der Fall ist45. Nicht nur durch die Erfahrungsberichte der Gründerinnen und Unternehmerinnen, sondern insbesondere durch die intensive Arbeit in den vier Themengruppen „Gründungsberatungsangebote an Hochschulen“, „Sensibilisierungs- und Qualifizierungsangebote an Hochschulen“, „Netzwerke und Mentoring“ und „Individuelle Kinderbetreuungsmöglichkeiten als Angebote der Hochschule“ konnten relevante Handlungsfelder zur Erhöhung von Anzahl, Wachstum und Nachhaltigkeit von Hochschulgründungen durch Frauen definiert werden. Eine frühzeitige Sensibilisierung kann etwa durch die curriculare Verankerung von Entrepreneurship-Kursen in allen Fachbereichen erreicht werden. Wichtig ist dies vor allem vor dem Hintergrund, dass Risikobereitschaft nach wie vor eher Männern zugesprochen wird. Bestehende Ängste können bei Frauen beispielsweise durch entsprechende „Möglichkeiten des Ausprobierens“ aufgelöst 42 Vgl. Abel-Koch, 2014, S. 2. Brink, S. et al, 2014, S. 28. 44 Vgl. Brink, S. et al, 2014, S. 28. 45 Vgl. Abel-Koch, 2014, S. 2. 43 Vgl. 40 werden, was wiederum dazu beiträgt, entsprechendes Selbstvertrauen bei potentiellen Gründerinnen aus der Hochschule zu schaffen und den Weg in die Gründung damit zu erleichtern. Da Frauen zudem häufiger Schwierigkeiten mit selbstsicherem Auftreten haben als ihre männlichen Kollegen und entsprechende Vorbilder eine bedeutende Rolle spielen, können weiterhin konkrete Maßnahmen wie eine auf die Motivation und Orientierung der Gründerinnen angepasste Förderung und Beratung sowie die Darstellung von „role models“ und der Einsatz gründungserfahrener Mentorinnen dazu beitragen, vorerst Gründungsinteresse zu wecken und dieses im zweiten Schritt in tatsächliche Gründungen umzuwandeln. Bezüglich der „role models“ ist vor allem wichtig, nicht ausschließlich die an Umsatzund Mitarbeiterzahlen gemessenen „Top-Gründerinnen“ als Vorbilder darzustellen, sondern auch Personen mit „normalen“, langfristig erfolgreichen Gründungs- und Unternehmensentwicklungen. So gelingt es, eine stärkere Identifikation mit dem Thema Gründung bei Frauen zu erreichen. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, die entsprechenden „role models“ ebenfalls als Mentorinnen und Referentinnen einzusetzen, um bereits frühzeitig eine Vernetzung zwischen (potentiellen) Gründerinnen und Unternehmerinnen herzustellen. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die stärkere Verankerung einer Gründungskultur an Hochschulen einen zentralen Einfluss auf die Förderung von technologie- und wissensbasierten Frauengründungen hätte. Zudem wird an politische Entscheidungsträger appelliert, eine gründungsbezogene Ausbildung bereits an Schulen einzuführen sowie die dortige Förderung des Interesses am Thema „MINT“ bei Mädchen auszubauen. Quellen Abel-Koch, J. (2015) „Gründungsfreudige Akademiker setzen auf Geschäftsideen aus der Berufspraxis“ in KfW Economic Research, Fokus Volkswirtschaft, Nr. 80. Abel-Koch, J. (2014) „Gründerinnen holen auf – Selbstständigkeit als Weg in die Erwerbstätigkeit“ in KfW Economic Research, Fokus Volkswirtschaft, Nr. 71. Brink, S.; Kriwoluzky, S.; Bijedic, T.; Ettl, K.; Welter, F. (2014) „Gender, Innovation und Unternehmensentwicklung“, Institut für Mittelstandsforschung Bonn (IfM). Brixy, U.; Sternberg, R.; Vorderwülbecke, A. (2015) Global Entrepreneurship Monitor (GEM), Länderbericht Deutschland 2014. Brixy, U.; Sternberg, R.; Vorderwülbecke, A. (2015) „Selbstständigkeit in Ost- und Westdeutschland. Gründungen sind selten Frauensache“. Aktuelle Analysen aus dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Dautzenberg, K.; Steinbrück, A. (2013) „Wachstumspotenziale inhaberinnengeführter Unternehmen – wo steht Deutschland im EU-Vergleich?“: Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie. Deutscher Startup Monitor (DSM) (Hrsg.) (2014): KPMG in Deutschland Gründungsumfrage – Wissenschaft befördert Wirtschaft: eine Analyse des Gründungsgeschehens im Umfeld von zehn Hochschulen in BerlinBrandenburg, 2014. Josten, M.; Laux, J.; Thomm M. (2008b): Gründungsquell Campus (II). Neue akademische Gründungspotenziale in wissensintensiven Dienstleistungen bei Wissenschaftlichen Mitarbeitern. Trierer Arbeitspapiere zur Mittelstandsökonomie Nr. 13. Trier: Institut für Mittelstandsökonomie an der Universität Trier e.V. (Inmit). Josten, M.; van Elkan, M.; Laux, J.; Thomm M. (2008a): Gründungsquell Campus (I). Neue akademische Gründungspotenziale in wissensintensiven Dienstleistungen bei Studierenden. Trierer Arbeitspapiere zur Mittelstandsökonomie Nr. 12. Trier: Institut für Mittelstandsökonomie an der Universität Trier e.V. (Inmit). Koellinger, P.; Minniti M.; Schade C. (2011): Gender Differences in Entrepreneurial Propensity. In: Oxford Bulletin of Economics and Statistics, Vol. 75, S. 213-234. Kulicke, M.; Kripp, K.; Berghäuser, H. (2013) „Ergebnisse und Wirkungen der Förderprogramme EXISTGründerstipendium und EXIST SEED Realisierungs- und Überlebensquoten, Gründe für die Aufgabe von Gründungsvorhaben.“ Metzger, G. (2015) „Wo ein Wille, da ein Weg? Hürden beim Gang in die Selbstständigkeit“ in KfW Economic Research, Fokus Volkswirtschaft, Nr. 82. Metzger, G. (2014) KfW-Gründungsmonitor 2014, KfW Bankengruppe (Hrsg.). Mueller, S. (2004): Gender gaps in potential for entrepreneurship across countries and cultures, In: Journal of Developmental Entrepreneurship, Vol. 9, S. 199-220. Patent verwertet – Gründungsumfrage 2012 der TU Berlin, 2012. 41 Ergebnisse der Themen-Initiativen »CHEFIN GESUCHT – CHANCEN UND ERFOLGSFAKTOREN FÜR EINE UNTERNEHMENSNACHFOLGE DURCH FRAUEN« CHRISTINE ACKER, JUMPP – IHR SPRUNGBRETT IN DIE SELBSTÄNDIGKEIT – FRAUENBETRIEBE E.V., BUNDESWEITE GRÜNDERINNENAGENTUR (BGA), REGIONALVERANTWORTLICHE – HESSEN 42 Übernahmegründungen durch Frauen stellen ein bedeutendes, noch nicht ausgeschöpftes Wirtschaftspotenzial dar. Sowohl im Rahmen der Zukunftskonferenz „grOW“ als auch im Folgeworkshop im Juni 2015 in Frankfurt am Main wurden Chancen und Erfolgsfaktoren für eine Unternehmensnachfolge durch Frauen analysiert. Darüber hinaus haben nur 29 Prozent der Senior-UnternehmerInnen für die reibungslose Fortführung des Betriebs durch den sogenannten „Notfallkoffer“ gesorgt, d.h. die wichtigsten Unterlagen griffbereit für eine Vertrauensperson zusammengestellt. Insgesamt 31 Prozent der Senior-UnternehmerInnen suchen eine IHK-Beratung erst sechs bis zu 12 Monate vor der Übergabe auf. Ausgangssituation: Demografischer Wandel und Übernahmestau Der Bedarf an qualifizierten NachfolgerInnen wird laut der Schätzung des IfM Bonn in den kommenden Jahren kontinuierlich zunehmen, wenn die heutigen UnternehmerInnen aus Altersgründen eine Nachfolgeregelung anstreben 47. Laut IfM Bonn 48 suchen im Zeitraum 2014 bis 2018 jedes Jahr 27.000 Unternehmen und 400.000 Beschäftigte in Deutschland eine neue Chefin oder einen neuen Chef. In Hessen sind es im Schnitt jährlich 2.120 Betriebe mit 30.800 MitarbeiterInnen. Aufgrund des demografischen Wandels verengt sich auch der Markt für Unternehmensnachfolgen und damit drohen Verluste der gewachsenen Unternehmenskultur: Heute finden laut aktuellem DIHK-Nachfolgereport bereits 41 Prozent der Klein- und Mittelständischen Unternehmen (KMU) nicht die passende neue Chefin oder den passenden neuen Chef46 . Waren 2010 auf jedes von der IHK beratene Senior-Unternehmen noch 1,6 Nachfolgeinteressierte gekommen, hat sich dieses Verhältnis im Jahre 2013 nahezu umgekehrt: den 5.555 von der IHK beratenen übergabewilligen Unternehmen standen lediglich 4.700 potenzielle NachfolgekandidatInnen gegenüber. Fazit: Ein drohender Übernahmestau bei den Klein- und Mittelständischen Unternehmen kann daher unter anderem durch Erhöhung des Anteils von Frauen bei der Unternehmensnachfolge entschärft werden. 46 Vgl. http://www.dihk.de/, zum DIHK-Report zur Unternehmensnachfolge 2014. Infolge der Schätzung des IfM Bonn werden rund 80 Prozent der Unternehmen aus Altersgründen abgegeben. Diese Übergaben können mit dem entsprechenden zeitlichen Vorlauf geplant und vorbereitet werden. Die restlichen 20 Prozent der Unternehmensübergaben erfolgen ungeplant aufgrund einer Notsituation wie Krankheit oder Tod (vgl. IfM Bonn (2010), IfM-Materialien Nr.198 zur Unternehmensnachfolge). 48 Vgl. IfM Bonn, 2014. 47 43 für eine Unternehmensnachfolge durch Frauen« Nachfolge ist noch lange nicht weiblich Ursachenanalyse: Alles eine Frage von Ressourcen? Hinsichtlich des Frauenanteils bei den Unternehmerinnen bzw. Nachfolgegründerinnen findet sich in den wenigen vorliegenden genderspezifischen Studien eine große Spannbreite: Der von der KfW ermittelte Frauenanteil an sogenannten Übernahmegründungen liegt bei rund 37 Prozent, während eine Studie der Universität Siegen und des IfM Bonn den Anteil der Betriebsübernahmen durch Frauen mit 26 Prozent beziffert.49 Obwohl 25 Prozent der Gründerinnen eine Übernahmegründung einer Neugründung vorziehen würden, sind sie am Nachfolgegeschehen noch unterproportional beteiligt. In den vorliegenden Untersuchungen wird diese Aussage mit vier primären Erklärungen begründet:52 Ebenso hat gut die Hälfte der Unternehmer, die eine familieninterne Übergabe favorisieren, den Sohn im Blick (57,6 Prozent). Knapp ein Drittel plant die Übergabe an eine Tochter und 26 Prozent streben eine gemeinschaftliche Übergabe an mehrere Kinder an.50 Dies gilt auch im Handwerk, in der in den nächsten Jahren ein Generationswechsel bevorsteht: Es zeigt sich, dass nur jeder fünfte Betrieb sich eine Tochter dafür vorstellen könnte. In der Realität rücken die Töchter als Nachfolgerinnen nach, aber erst, wenn die „erste Wahl“, der Sohn, gescheitert ist.51 Eine Erkenntnis ist allen Aussagen gemein: Die Frauen holen auf in Bezug auf die berufliche Selbständigkeit. Und: Jede vierte Gründerin möchte lieber übernehmen, statt neu zu gründen. Anders als bei Neugründung bietet die Gründungsform der Übernahme ein „fertiges Unternehmen“ mit bewährten Strukturen. Diese Gründungsalternative wird hinsichtlich der höheren Überlebenswahrscheinlichkeit als weniger risikoreich angesehen. Fazit: Um eine höhere Beteiligung der Frauen an der Gestaltung der Wirtschaft zu erreichen und vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, sollte es das u. A. das Ziel sein, einen höheren Anteil Nachfolgerinnen bei der Übernahme von Betrieben anzustreben. Fazit: Um die vorrangigen Argumente aus Unternehmenssicht gegen Frauen als Nachfolgerinnen zu entkräften, gilt es, spezielle Zugänge für Frauen zur Unternehmensnachfolge zu schaffen, einhergehend mit der erforderlichen Qualifizierung für den Übernahmeprozess55. 49 Vgl. 52 50 Vgl. 53 51 44 – Geringere verfügbare Zeitressourcen für eine Erwerbsoder Unternehmerinnentätigkeit aufgrund der tradierten Rollenverteilung: Frauen übernehmen nach wie vor häufiger die Familienarbeit wie Haushalt, Kindererziehung und Pflege von Angehörigen. Die mögliche Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein entscheidender Aspekt, ob die Übernahme eines Unternehmens für Frauen überhaupt eine Option darstellt.53 – Geringere Finanzressourcen: Frauen sind zum großen Teil nur unzureichend mit Eigenkapital ausgestattet. – Persönliche Einstellungen: Frauen haben bei der Berufswahl seltener das Karriereziel „Unternehmerin“ im Blick. Trotz des von ihnen erworbenen Humankapitals wie branchenbezogene Berufsausbildung oder Führungsund Unternehmenserfahrung und Risikobereitschaft haben Frauen eher eine defensive Einstellung zur Unternehmensübernahme. – Das tradierte Entscheidungsverhalten des Alt-Eigentümers bei der Auswahl des Nachfolgers. Hier belegt eine Vielzahl von Studien54, dass männliche Unternehmer bei der familieninternen Nachfolge dazu neigen, dem Sohn anstelle der Tochter die Verantwortung für die Weiterführung des Unternehmens zu übertragen. z.B. Ullrich et al. (2013). IfM Bonn (2014). Vgl. Fachhochschule des Mittelstands (FHM) (2009). Vgl. Vgl. 54 Vgl. 55 Vgl. z.B. Schlömer-Laufen et al. (2013). Isfan, 2002. z.B. Schlömer-Laufen et al. (2013). bga Daten und Fakten III Nr. 32/2013, Seite 21. Wichtige Handlungsfelder und Ergebnisse: Öffentliches Bewusstsein, Prozessbegleitung, Qualifizierung, Vernetzung Anlässlich der „grOW“-Zukunftskonferenz am 08.11.2014 in Berlin widmeten sich die Workshop-Teilnehmerinnen der übergeordneten Forschungsfrage: „Welche Faktoren und Rahmenbedingungen ermöglichen die Erhöhung bzw. Verbesserung von Anzahl, Wachstum und Nachhaltigkeit von Unternehmensnachfolgen durch Frauen?“ Daraus resultierte die Formulierung der Problemstellung im Plenum: Unternehmensnachfolge ist ein komplexes Thema, denn es betrifft ‚harte‘ Fakten wie Unternehmensbewertung, Kaufpreisfindung, Finanzierung und Erhalt bzw. Schaffung von Arbeitsplätzen. Ebenso wichtig sind die ‚weichen‘ Faktoren wie Emotion, loslassen können, Selbstvertrauen, Risikobereitschaft und Visionen. Der Nachfolgeprozess umfasst viele wesentliche Etappen für die beiden beteiligten Seiten ÜbergeberIn und ÜbernehmerIn und kann sich über einen Zeitraum von bis zu 5 Jahren erstrecken. Ein Leitfaden mit Zeit- und Umsetzungsplan sowie eine professionelle Prozessbegleitung können maßgeblich zum gewünschten Erfolg beitragen. Grundsätzlich ist es wichtig, das Nachfolge-Thema weiter stark in den Fokus des öffentlichen Bewusstseins zu rücken und sichtbar zu machen. Dazu müssen auch die korrespondierenden Grundlagen und Rahmenbedingungen geschaffen werden, denn es gibt gerade im Zusammenhang mit der Unternehmensnachfolge durch Frauen bisher nur wenig Studien und auswertbare Daten. Auf Übergabeseite gilt es, die Senior-UnternehmerInnen zu erreichen, entweder z. B. über direkte Ansprache oder durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit und Fachvorträge. Die zur Übergabe anstehenden Betriebe müssen darüber hinaus eine attraktive Perspektive zur Schaffung des eigenen Arbeitsplatzes und zum Erhalt von bestehenden Stellen darstellen. Auf Seiten der potenziellen NachfolgerInnen muss die Übernahmegründung als lohnenswerte Alternative zur Neugründung wahrgenommen werden. Die Stärkung des Selbstvertrauens gerade von weiblichen Gründern in der Nachfolge und die entsprechende Qualifizierung der unternehmerischen Kompetenz spielen hier eine große Rolle. Positiv-Beispiele sind daher für beide Seiten eine gute Möglichkeit, erfolgreiche Unternehmensübergaben zu kommunizieren und damit auch den Frauen Mut zu machen, diesen Schritt in die Selbständigkeit zu gehen. Die im Plenum formulierten Themencluster bildeten die Ausgangsbasis für den anschließenden Regional-Workshop am 23.06.2015 in Frankfurt am Main: → Grundlagen – Datenbasis, Studien → Bewusstsein – Sensibilisierung, Geschichten-Erzählen (Best Practice) → Nachfolgeprozess – Leitfaden, Prozessbegleitung → Qualifizierung – unternehmerische Kompetenz, Mentoring → Vernetzung – Matching, Netzwerk, Unternehmensbörsen Der Folgeworkshop „Chefin gesucht – Chancen und Erfolgsfaktoren für eine Unternehmensnachfolge durch Frauen“ war eingebettet in den nationalen Aktionstag „Nachfolge ist weiblich“ der bundesweiten Gründerinnenagentur (bga). Gemeinsam mit Multiplikatoren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik wurden Ideen und Maßnahmen für die Zukunft entwickelt, die der neuen Gründerinnengeneration Y zugutekommen und die Unternehmensnachfolge durch Frauen weiter fördert. Folgende Bereiche und Fragestellungen standen dabei im Fokus: → Qualifizieren & Trainieren: Was macht eine erfolgreiche Unternehmerin aus? → Schnittstellen & Netzwerke finden: Wo sind die potenziellen NachfolgerInnen? → Erfolgreiches Matching: Wie kommt der Deckel zum Topf? → Nachfolgeprozesse fördern: Wer soll das bezahlen? Ein Impulsvortrag von Sabrina Schell von der Universität Siegen zur Lage der Familiennachfolge im Allgemeinen und zum Aufruf „Chefin gesucht“ im Besonderen bildete den Auftakt zur Veranstaltung. Darin skizzierte sie wesentliche Ergebnisse wie: Weibliche Nachfolgerinnen werden zukünftig an Bedeutung gewinnen, es wird sich jedoch kein automatischer Wandel vollziehen. Die Prägung der übergebenden Generation ist ein entscheidender Faktor für die Auswahl des Nachfolgers. Der aktuelle Status ist eine Akzeptanz der Erwerbstätigkeit von Frauen – Unternehmerinnen sind noch nicht die Norm. Gesellschaftliche Rahmenbedingungen müssen weiter aktiv angepasst werden an den Bedarf an weiblichen Führungskräften und Nachfolgerinnen. Potenzielle Nachfolgerinnen müssen ihre Sichtbarkeit erhöhen – die Ausbildung haben sie bereits. Das anschließende World Café zu den Clusterthemen 45 »Chefin gesucht – Chancen und Erfolgsfaktoren für eine Unternehmensnachfolge durch Frauen« Folgeworkshop am 23. Juni 2015 in Frankfurt am Main „Sensibilisierung“ – „Finanzierung“ – „Matching“ bot den TeilnehmerInnen die Möglichkeit zu einem intensiven Austausch zu dem komplexen Themenspektrum der Unternehmensnachfolge durch Frauen. Die Ergebnisse der „Murmelgruppen“ wurden im Plenum präsentiert und führten zu weiteren regen Diskussionen. Eine wesentliche Erkenntnis für alle TeilnehmerInnen des Workshops ist, dass der Begriff „Übernahmegründung“ eine besondere Betrachtung verdient und eine spezielle Herangehensweise erfordert – und deshalb als solcher „mit Leben gefüllt“ werden sollte. Allen ist klar, dass eine Übernahmegründung sich von einer Neugründung zwar differenziert, zugleich aber auch für NeugründerInnen eine denkbare Alternative darstellen kann: Eine Übernahme ist auch eine Gründung – und kann auch der Tochter angeboten werden! Dieses neue Bewusstsein wird künftig in der Begleitung von Nachfolgen eine immer bedeutendere Rolle spielen. 56 Vgl. 46 bga Daten und Fakten III Nr. 32/2013, Seite 21. Eine weitere Handlungsempfehlung gilt dem Thema „Netzwerk“. Bei der Auseinandersetzung mit den letzten drei Schwerpunkten kam die besonders positive Wirkung des interdisziplinären Austauschs zwischen verschiedenen Ebenen von Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zutage. Solche Plattformen werden in Zukunft weitergeführt. Ein konkretes Ergebnis des „grOW“-Folgeworkshops in Hessen ist die Erstellung einer Broschüre durch die hessenweite Koordinierungsstelle „Frauen & Wirtschaft“ im Auftrag des hessischen Wirtschaftsministeriums. In dieser Publikation werden sowohl Gründerinnen als auch Unternehmerinnen als Best Practice-Beispiele porträtiert, unter anderem mit dem Schwerpunkt Unternehmensnachfolge. In Zukunft empfiehlt es sich, spezielle Zugänge für Frauen in die Unternehmensleitung zu schaffen und für eine für den Übernahmeprozess ausreichende Qualifizierung zu sorgen.56 Quellen bundesweite gründerinnenagentur (bga) (2013): Unternehmensnachfolge durch Frauen in Deutschland – Daten und Fakten III. Nr. 32. Stuttgart. bundesweite gründerinnenagentur (bga) (2015): Heft Nr. 38/2015 Unternehmensnachfolge durch Frauen in Deutschland – Daten und Fakten IV. Stuttgart. Deutscher Bundestag (Hrsg.) (2012): Fachkräftemangel in Deutschland. Statistiken, Studien und Strategien. In: Wissenschaftliche Dienste Infobrief WD 6 – 3010-189/11, S. 12. Berlin. http://www.bundestag.de/blob/192372/ e82c8527320c780e9c8f92589bd07489/fachkraeftemangel_in_deutschland-data.pdf Deutscher Industrie- und Handelstag DIHK (2014): DIHK-Report zur Unternehmensnachfolge 2014. Berlin. Fachhochschule des Mittelstands (FHM) (Hrsg.) (2009): Gründerinnen im Handwerk. Analyse von Strukturen und Potenzialen von Existenzgründungen durch Frauen im Handwerk. Bielefeld. IfM-Bonn (2014): Unternehmensnachfolgen in Deutschland von 2014 bis 2018. Bonn. Isfan, Katrin (2002): Unternehmensübernahmen durch Frauen. Zur Sicherung des familieninternen Generationenwechsels. In: Institut für Mittelstandsforschung Bonn (Hrsg.): Schriften zur Mittelstandsforschung. Nr. 93 NF. S. 1–107. Wiesbaden. KfW Bankengruppe (Hrsg.) (2014): Gründungsmonitor 2014. Frankfurt am Main. Schlömer-Laufen, Nadine und Kay, Rosemarie (2013): Zum Einfluss des Geschlechts des Übergebers auf die Wahl des familieninternen Nachfolgers. Eine theoretische und empirische Analyse in deutschen Familienunternehmen. Working Paper des IfM Bonn. Bonn. Statistisches Bundesamt (2011): Pressemitteilung Nr. 380 vom 02.11.2012: Männer verbringen EU-weit deutlich mehr Zeit im Beruf als Frauen. Wiesbaden. https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2012/11/PD12_380_132.html Ullrich, Katrin und Werner, Arndt (2013): Alt oder Neu? Übernahmegründer und Neugründer im Vergleich. In: KfW Bankengruppe (Hrsg.): KfW Economic Research, Studien und Materialien. Frankfurt am Main. 47 Ergebnisse der Themen-Initiativen »HIGH TECH AUF HIGH HEELS? FRAUEN GRÜNDEN IN NATURWISSENSCHAFT UND TECHNIK« TRAUDEL GEMMER, BPC – DIE UNTERNEHMERINNEN AKADEMIE, BUNDESWEITE GRÜNDERINNENAGENTUR (BGA), REGIONALVERANTWORTLICHE – SACHSEN-ANHALT 48 „High Tech auf High Heels? Frauen gründen in Naturwissenschaft und Technik“ hieß der Themenworkshop im Rahmen der „grOW“-Zukunftskonferenz in Berlin. In Magdeburg schloss sich im Juli 2015 der gleichnamige Folgeworkshop an. Unter dem Motto: „Wo ein Gründungswille ist, ist auch ein Weg“ haben die Teilnehmerinnen in thematischen Gruppen neue Unterstützungsaktivitäten und Begleitformen für die Gründerinnen von morgen formuliert. Ausgangssituation: Nach wie vor kaum Frauen im High Tech-Bereich Nach letzten Erhebungen der Zahl von High Tech-Gründungen sind Frauen deutlich unterrepräsentiert. Der Anteil an weiblichen Gründungen im High Tech-Bereich liegt nach dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) bei durchschnittlich gerade mal acht Prozent. Dabei bezieht sich der High Tech-Bereich auf die forschungsintensive Industrie. Hiermit sind Wirtschaftszweige gemeint, die durchschnittlich 3,5 Prozent ihrer kumulierten Umsätze für Forschung und Entwicklung (F&E) ausgeben (insbesondere die Sektoren der Spitzentechnologie sowie der hochwertigen Technologie) sowie technologische und daran orientierte Dienstleistungen und Fernmelde- und Datenverarbeitungsdienstleistungen. Betrachtet man das Gründungsverhalten von Frauen differenziert für jeden Bereich, so ergibt sich folgendes Paradigma: In den High Tech-Sektoren finden Frauengründungen vor allem im Bereich der Dienstleistungen statt. Hier liegt der Anteil einer ZEW Befragung aus dem Jahr 2007 bei 9,7 Prozent.57 Dagegen liegt der Anteil in der forschungsintensiven Industrie für den Sektor der Spitzentechnologie bei lediglich 5,4 Prozent und für den Sektor „hochwertige Technik“ bei 6,0 Prozent.58 Die Gründungen durch Frauen in High Tech-Bereichen zeichnen sich im Allgemeinen durch ein moderates Wachstum und eine stabile Unternehmensentwicklung aus. Dabei gründen die Frauen häufiger alleine, und ihr Anteil an Teamgründungen ist im Gegensatz zu den Männern sehr gering.59 Die Ausgangslage orientiert sich bei den Gründungen im High Tech-Bereich durch Frauen eher auf kaufmännischen und weniger auf technischen Kenntnissen als bei den Männern. 46 Außer im Bereich der Softwareentwicklung. Hier liegt der Anteil bei 6,2 Prozent. Alle prozentuale Anteile aus der Befragung des ZEW aus dem Jahr 2007. 48 High-Tech-Gründungen in Deutschland (2008)- Trends, Strukturen, Potenziale. 47 49 »High Tech auf High Heels? Frauen gründen in Naturwissenschaft und Technik« Positive Standortfaktoren für forschungsintensive Industrie in Sachsen-Anhalt Beim Magdeburger „grOW“-Folgeworkshop wurde parallel zu der Problematik von Frauengründungen im High Tech-Bereich die allgemein niedrige Gründungsintensität auf diesem Gebiet für Sachsen-Anhalt diskutiert. Insgesamt entwickelt sich die Situation der Gründungen im High Tech-Bereich für die forschungsintensive Industrie positiv für Sachsen-Anhalt, hingegen hat sich die Gründungsintensität im Bereich der technologieorientierten Dienstleistung deutlich verringert. 60 Diese Entwicklung der Gründungsintensitäten wird durch den eher ländlichen Raum Sachsen-Anhalts geprägt, da die Kapitalkosten für Unternehmen in städtischen Gebieten im Mittel höher sind als in ländlichen.61 Betrachtet man in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass deutschlandweit die Frauengründungen in der forschungsintensiven Industrie, im Vergleich zu den technologieorientierten Dienstleistungen, eher unterrepräsentiert sind, sollte sich Sachsen-Anhalt zukünftig darauf konzentrieren, Frauen für die forschungsintensive Industrie zu mobilisieren. Herauszufinden, wie hier Potenzial aktiviert werden kann und welche Rahmenbedingungen dazu geschaffen werden müssen, war Aufgabe des Workshops in Magdeburg. Ergebnisse aus den Themenkreisen des Workshops: Frühzeitige Sozialisation für technische Arbeitsfelder, Investoren- und Branchennetzwerke während der Gründung und des Wachstums, Sichtbarkeit und „role models“ befördern Beim Magdeburger Arbeitstreffen wurden mehrere Themenkreise diskutiert. „Berufswege im Fokus“ war einer von ihnen. Wie können Frauen in der Schulzeit und in der beruflichen Orientierungsphase für Existenzgründungen und Technik motiviert werden? Eine solche Sensibilisierung sollte bereits im Kindergarten beginnen und in der Schulzeit intensiviert werden. Die natürliche Neugier von Kindern kann für technische experimentelle Angebote entsprechend geschulter ErzieherInnen und PädagogInnen genutzt werden. In der Schule sollte das Fächerangebot im Rahmen der Lehrpläne auch an Entreprenieurial Education angepasst und überarbeitet werden. Dabei muss über die Einführung von Schulfächern wie Management, Ökonomie und Bankwesen mit entsprechender Expertise z.B. über Wirtschafts- und Wissenschaftskooperationen nachgedacht werden. Erfahrungsberichte zeigen, dass junge Frauen besonders motiviert werden, im High Tech-Bereich zu gründen, sofern sie ein konkretes Frauenvorbild aus dem wissenschaftlichen, unternehmerischen oder politischen Bereich haben. Sichtbarkeit solcher „role models“ und geeigneter Mentorinnen müssen daher ebenfalls ausgebaut werden. Folgeworkshop am 10. Juli 2015 in Magdeburg 50 Folgeworkshop am 10. Juli 2015 in Magdeburg Auch die handwerkliche Tätigkeit an Schulen sollte deutlich verstärkt werden, um entsprechende Talente hier frühzeitig zu erkennen, so ein weiteres Ergebnis des Workshops. In diesem Kontext steht auch die Forderung nach deutlich praxisorientierter Lehre, mehr Betriebsbesuchen, Offenheit für dauerhafte Projekte mit Wissenschaft und Wirtschaft. Das Potenzial der offenen Kinder- und Jugendeinrichtungen sollte auch für die außerschulische Freizeit angesprochen werden, in ihren freien Angeboten das Handwerk praktisch und ebenfalls als möglichen Ausbildungsberuf einzubeziehen. assoziieren Schüler oft mit Mehraufwand und wählen sie daher schneller ab. Die Tatsache, dass man diese Fächer auch abwählen kann, kräftigt die derzeitig stagnierende Entwicklung. Entsprechend sollten MINT-Fächer im Rahmen der schulischen Ausbildung als obligatorische Fächer in Lehrpläne aufgenommen werden. Die zentrale Frage dieses Themenkreises befasste sich vor allem mit der gesellschaftlichen Ursache und der Frage: „Warum gehen Mädchen so wenig in technische Unternehmen?“ Hier muss sich etwas ändern, um das klassische Bild von Mann und Frau neu zu definieren und somit die allgemeine Scheu von Frau vor technischen Berufen zu verringern. „Von der Idee zur Umsetzung“: Durch welche Ansätze kann die aktive Gründungsphase im High Tech-Bereich gefördert werden? So lautete eine weitere Fragestellung. Dabei arbeiteten die TeilnehmerInnen heraus, wie relevant Netzwerke sind, um erste Ideen für konkrete Gründungsvorhaben weiter zu entwickeln. Der High Tech-Bereich ist charakterisiert durch einen zu Beginn sehr hohen Bedarf an Finanzierungsmitteln. Ein seriöses Netzwerk aus InvestorInnen, InkubatorInnen und MentorInnen kann hier konkret unterstützen. Zudem sollten MentorInnen vor allem mit Branchenkompetenz beratend zur Seite stehen. Eine generelle Stärkung des MINT-Bereiches gerade in Schulen sowie in der Berufsberatung durch die Agentur für Arbeit war ebenfalls Gegenstand der Diskussion. MINT-Fächer 60 Vgl. 61 High-Tech-Gründungen in Deutschland – Von Tabellenführern, Auf- und Absteigern: Regionale Entwicklung der Gründungstätigkeit (2011), Seite 14 -17. Vgl. Kärting, (2001). 51 »High Tech auf High Heels? Frauen gründen in Naturwissenschaft und Technik« „Jungunternehmerinnen auf Wachstumskurs“: Welche Faktoren begünstigen das Wachstum eines jungen HighTech-Unternehmens? Diese Fragestellung griff bereits skizzierte Punkte wie Sozialisation und Vernetzung auf und wies auch noch einmal als Basis auf den hohen Bildungsabschluss von Frauen und ihrer entsprechenden Kompetenzen hin. „Den Staffelstab übernehmen“: Wie kann die Nachfolge durch Frauen verbessert werden? Auch dies gehörte zu den in Magdeburg diskutierten Themenkreisen. Alle TeilnehmerInnen waren sich einig, dass das Thema Nachfolge im High Tech-Bereich kaum öffentlichkeitswirksame Wahrnehmung erzeugt, dem es entgegenzuwirken gilt. Darüber hinaus wurde die Wichtigkeit betont, Nachfolge im High Tech-Bereich effektiv und effizient zu gestalten. Dazu wurden zwei Möglichkeiten in der Diskussionsrunde erarbeitet. Zum einen wäre eine Börse für Unternehmen, die speziell NachfolgerInnen suchen, wünschenswert. Zum anderen sollte Übernahmeoptionen durch eine frühere oder aktuelle Mitarbeiterin gestärkt werden, um deren bereits vorhandene Kenntnisse und Expertise in die – neue – Führung zu übernehmen. (Regionale) Netzwerke, Patenschaften, Mentoring als relevante Erfolgsfaktoren High Tech auf High Heels? Gründen Frauen in Naturwissenschaft und Technik? Die Analyse der gegenwärtigen Situation zeigt, dass die Gründungsintensität der Frauen in High Tech-Bereichen noch gering ist, insbesondere in der forschungsintensiven Industrie (Spitzentechnologie). Frauen gründen, wie in allen Bereichen, auch im High Tech-Bereich häufiger alleine, verzeichnen moderate Wachstumszahlen sowie gut geführte und solide Unternehmensstrukturen und einen differenzierten Wissensstand als Motiv der Gründung. Eine wichtige Voraussetzung für Frauen bei der Gründung eines High Tech-Unternehmens sind Vorkenntnisse im Kaufmännischen. Dies wurde auch als mögliche Erklärung für die Unterrepräsentanz der Gründungen von Frauen im High Tech- Bereich herangezogen (Risikoaversität). Im Zuge der Veranstaltung „High Tech und High Heels?“ in Magdeburg wurde der Fokus auf die regionale Entwicklung im Gesamten gelegt, um Gemeinsamkeiten sowie Parallelen zwischen der gesamtwirtschaftlichen und frauenspezifischen Entwicklung im Gründungsgeschehen zu ermitteln. Dabei zeigte sich, dass Sachsen-Anhalt gerade für die forschungsintensive Industrie sehr gute Rahmenbedingungen aufweist. Diese Erkenntnis soll in Zukunft in Sachsen-Anhalt dazu beitragen, das Potenzial der Frauen für Gründungen in den Sektoren Spitzentechnologie und hochwertiger Technologie zu aktivieren und frühzeitig zu fördern. Es hat sich gezeigt, dass Netzwerke für Gründerinnen im High Tech-Bereich sehr relevant sind. Die Netzwerke erfüllen zweierlei Aufgaben beziehungsweise Funktionen. Zum einen besteht zu Beginn der Gründung ein hoher Finanzierungsbedarf. Ein breites Netzwerk kann „Türen öffnen“ und die Verbindung zu potenziellen Investoren herstellen. Zum anderen kann das Netzwerk PatInnen und/ oder MentorInnen vermitteln. Diese können der Gründerin (im besten Fall mit Branchenkenntnis) beratend zur Seite stehen. Verbunden werden könnte dies wiederum mit dem Aufbau einer Vorbildfigur. Heidi Werner, RKW Kompetenzzentrum – Impulsreferat im Rahmen des Magdeburger Folgeworkshops 52 Quellen Heger, Diana; Höwer, Daniel; Müller, Bettina; Licht, Georg (Hrsg.) (2011): High-Tech-Gründungen in Deutschland – Von Tabellenführern, Auf- und Absteigern: Regionale Entwicklung der Gründungstätigkeit. Mannheim. Metzger, Georg; Niefert, Michaela; Licht, Georg (Hrsg.) (2008): High-Tech-Gründungen in Deutschland – Trends, Strukturen, Potenziale. Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit der High-Tech-Gründerinitiative „unternimm was.“ und Microsoft Deutschland angefertigt. Körting, T. (2001), Bankbeziehungen kleiner und mittlerer Unternehmen in Deutschland – Eine Zusammenfassung empirischer Ergebnisse, in: Szczesny, A. (Hrsg): Kreditrisikomessung und Kreditrisikomanagement, ZEW Wirtschaftsanalysen. Baden-Baden. 53 Fazit und Ausblick EIN VIERTELJAHRHUNDERT NACH DER WENDE: »FRAUEN GRÜNDEN (IN) OST UND WEST« (GROW) 54 Weniger Ost-West, sondern das Gründungsklima in Regionen im Blickpunkt Handlungsfelder für die Gründungsförderung: Von Sensibilisierung bis Mentoring-Programm Im Erfahrungsaustausch und in den Diskussionsrunden mit den TeilnehmerInnen auf der Zukunftskonferenz sowie in allen darauffolgenden Workshops in West- und Ostdeutschland wurde deutlich, dass die Entscheidung zu einer Unternehmensgründung und Unternehmerinnentum 25 Jahre nach der Wende nicht (mehr) entscheidend von Unterschieden zwischen Ost- und Westdeutschland beeinflusst wird. Ost-West-Unterschiede spielen in der Wahrnehmung von Gründerinnen und Unternehmerinnen keine zentrale Rolle für die Aufnahme einer unternehmerischen Tätigkeit und werden auch nicht als ausschlaggebend für die Qualität oder Nachhaltigkeit der von Frauen gegründeten Unternehmen angesehen. Unterschiede in den Gründungszahlen in Ost- und Westdeutschland scheinen eher in strukturellen Unterschieden begründet zu sein, die bei der Entwicklung zukünftiger gründungsfördernder Maßnahmen regionenübergreifend berücksichtigt werden müssen. Bei der Zusammenführung der Ergebnisse der sechs einzelnen Themen-Initiativen wird deutlich, dass es neben themenabhängigen Faktoren und regional unterschiedlichen Rahmenbedingungen einige wiederkehrende, themenübergreifende Schnittpunkte gibt. Allen voran sind hier eine frühe Sensibilisierung für das Thema Gründung, und die Bedeutung von gesellschaftlichen Rollenbildern, Netzwerken, Vorbildern und MentorInnen zu nennen. Eine frühzeitige Sensibilisierung wurde in allen sechs Themen-Initiativen als wichtiges Instrument für die Förderung von Gründungen durch Frauen definiert. Diese könnte z.B. durch eine curriculare Verankerung von Entrepreneurship-Kursen in der schulischen und später vor allem in der Hochschulausbildung in allen Fachbereichen erreicht werden. Auch schon davor, bereits in der frühkindlichen Pädagogik, im Kindergarten und in der Schule, können Kindern und Jugendlichen spielerisch und durch Wissensvermittlung sowie Planspiele wirtschaftliches Verständnis vermittelt werden. Es gilt, dabei dem Gründungsbegriff, insbesondere für Mädchen und junge Frauen, Attraktivität zu verleihen und die Aufgeschlossenheit für kreative Gründungsideen zu wecken. Eine frühzeitige Auseinandersetzung mit dem Thema Gründung könnte dann die spätere Berufswahl mit beeinflussen. Die Erfahrungen der Unternehmerinnen zeigen, dass es noch zu wenige Vorbilder und damit entsprechend positive Impulse für angehende Gründerinnen gibt. Eine höhere öffentliche Präsenz von Unternehmerinnen könnte die Zahl der möglichen Vorbilder positiv beeinflussen. Dabei ist wichtig, nicht ausschließlich „Top-Unternehmerinnen“ als Vorbilder darzustellen, sondern Unternehmerinnen, mit denen sich gründungsinteressierte Frauen auf Augenhöhe identifizieren können. Wichtig in diesem Zusammenhang ist, diese „Vorbilder auf Augenhöhe“ auch als MentorInnen und ReferentInnen einzusetzen, um eine frühzeitige Vernetzung zwischen (potentiellen) Gründerinnen und Unternehmerinnen herzustellen. 55 Fazit und Ausblick Mit der Entwicklung neuer bzw. der Ausweitung bestehender Netzwerke ist themenübergreifend eine besonders positive Wirkung des interdisziplinären Austauschs zwischen verschiedenen Ebenen von Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft verbunden. So gilt es, insbesondere für ländliche Regionen, lokale Verdichtungsansätze zu entwickeln, z.B. durch die Schaffung von Coworking-Spaces, um den Austausch, die Kooperation und das Wachstum vor allem in der peripheren Gründungslandschaft für Gründerinnen und Unternehmerinnen weiter zu stärken. Über alle Bereiche hinweg gilt der Aufbau von branchenspezifischen Foren als hilfreiche Maßnahme, in denen Gleichgesinnte Erfahrungen austauschen können, um eine Vernetzung von erfahrenen und angehenden Gründerinnen und Unternehmerinnen zu erreichen. Verankerung einer Gründungskultur in Deutschland Die „grOW“-Initiative hat themen- und regionenübergreifend gezeigt, dass die weitere Verbesserung der Gründungskultur in Deutschland einen positiven Einfluss auf die Förderung von Frauengründungen hätte. Wesentliche Maßnahmen dazu sind der Ausbau der Gründerausbildung an Schulen, der Aufbau von Netzwerkmöglichkeiten insbesondere für Gründerinnen aus Naturwissenschaft und Technik, Gründerinnen in ländlichen Regionen und Gründerinnen aus dem Bereich Social Media. Auch das Thema Unternehmensübernahme bzw. Unternehmensnachfolge durch Frauen wird in Zukunft an Bedeutung zunehmen. Laut KfW liegt der Frauenanteil an sogenannten Übernahmegründungen aktuell bei nur 37 Prozent.62 In Zukunft empfiehlt es sich, spezielle Zugänge für Frauen in die Unternehmensleitung zu schaffen und für ausreichende Qualifizierung zu sorgen. Grundsätzlich gilt: Unternehmensgründungen durch Frauen werden vor dem Hintergrund des demografischen Wandels immer wichtiger. Nach Einschätzung des Statistischen Bundesamtes werden in Deutschland bis 2060 circa 27 Prozent weniger Arbeitskräfte zur Verfügung stehen als heute.63 Da die Frauen-Erwerbstätigenquote in Deutschland mit 71 Prozent noch zehn Prozentpunkte unter der von Männern liegt, kann eine stärkere Mobilisierung von Frauen für das Thema Unternehmensgründung und Unternehmensnachfolge zur Schließung der genannten Lücke beitragen. 62 Vgl. 63 Vgl. 56 z.B. Ullrich et al. (2013). Deutscher Bundestag, Infobrief WD 6, S. 12 (2012). Notizen
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