Das Sterben zulassen - St. Elisabeth

marburg
Samstag, 9. Mai 2015
„Das Sterben zulassen“
Franz Müntefering sprach über die Begleitung von Menschen kurz vor dem Tod
„Das letzte Stück des Lebens begleiten – und dabei menschlich bleiben.“
Franz Müntefering skizzierte bei einem Vortrag
anlässlich der 20-JahrFeier des Marburger
Hospizes die Bedeutung
von Sterbebegleitung.
20 jahre hospiz
Zum 20-jährigen Bestehen
des Hospizes finden in diesem Jahr noch weitere Veranstaltungen statt. Es wird
Konzerte an jedem letzten
Freitag des Monats sowie weitere Vorträge und einen Filmabend geben. Das detaillierte Programm kann auf www.
hospiz-marburg.de
eingesehen werden.
Franz Müntefering sprach vor rund 150 Gästen über Sterbebegleitung und die Bedeutung der
Hospize.
Foto: Thorsten Richter
den, welche Herausforderung
uns noch bevorsteht.“
So führte Müntefering den demografischen Wandel an, verwies aber auch darauf, dass
„sich die Leistungsfähigkeit
der Medizin verändert hat. Wir
können heute viel länger leben
als jemals eine Generation zuvor.“ Dies sei positiv, führe aber
auch dazu, dass Menschen häufiger in einen körperlichen Zustand gerieten, wo das Sterben
mit viel Leid verbunden ist. Die
Hospizidee sei daher von großer
Bedeutung. „Die Menschen gehen nicht dort hinein, damit sie
sterben – sondern weil sie sterben“, hob er hervor. Es gehe darum, den Tod als einen Teil des
Lebens zu respektieren und ihn
zu begleiten. Früher, so Müntefering, seien Familien „eng beisammen“ gewesen und hätten
die letzten Tage von Angehörigen hautnah miterlebt. Heute
hingegen sei das Sterben „von
der Mitte der Gesellschaft an
den Rand der Gesellschaft gerückt“. Dies könne man nicht
kritisieren, doch die Frage sei:
„Wie gehen wir damit um?“.
„Schön, das letzte Stück
als solches zu erleben“
Mitarbeiter in Krankenhäusern, Altenheimen oder anderen Pflegeeinrichtungen „haben
ein offensichtliches Problem: zu
wenig Zeit“, sagte Müntefering.
Er plädierte für eine bessere Finanzierung dieser Einrichtungen, denn „dabeisitzen und begleiten, auch mal eine halbe
Stunde Zeit haben – das ist wichtiger als alles andere.“ Zudem
forderte er eine stärkere Berücksichtigung von psychologischer
Hilfe, sowohl für die Patienten,
als auch für Behandelnde. Gerade in Kliniken stelle sich häufig
die Frage: Intensivstation oder
Palliativstation? An dieser Stelle sei dann der Wille des Patienten entscheidend, der dem ärztlichen Berufsbild jedoch widerstreben könne. „Man muss das
Sterben aber auch zulassen“, so
Müntefering, der aus eigener Er-
fahrung spricht. 2008 war seine
zweite Ehefrau an Krebs gestorben. „Diese Zeit kurz vor dem
Tod ist noch einmal besonders
intensiv“, berichtete er. Früher
habe er selbst gedacht, er wolle
am liebsten vom einen auf den
anderen Moment tot umfallen.
Heute sehe er dies anders. „Es
ist schön, wenn man das letzte
Stück Leben als solches erleben
kann“, sagte er.
Ein Gesetz zur Sterbehilfe halte er für schwierig, da man die
Situationen von Menschen
schlecht in Kategorien einteilen könne. Daher müsse es
vielmehr um die „eigentliche
Herausforderung“ gehen, denjenigen zu helfen, die sich nutzlos und nicht mehr gebraucht
fühlten.
Das Hospiz erhielt eine Spende von 2 800 Euro
für ein neues Pflegebett vom Hessischen Finanzministerium, die Minister Dr. Thomas Schäfer (CDU) bei der Veranstaltung überreichte.
Mehr Fotos finden Sie unter
www.op-marburg.de
Schüler-Parlament beginnt mit Arbeit
Verabschiedung des langjährigen KiJuPa-Mitglieds und Vorsitzenden Jona Hartmann
Die 43 Abgeordneten des
neu gewählten Kinderund Jugendparlaments
trafen sich zu ihrer ersten
Sitzung. Erste Amtshandlung: die Konstituierung.
Neuer Vorsitzender ist
Manuel Greim.
von Nadja Schwarzwäller
Marburg. 3630 Schülerinnen
und Schüler aus Marburg haben
gewählt: 43 Abgeordnete und
ebenso viele Stellvertreter aus
22 Schulen werden in den kommenden zwei Jahren die Interessen von Kindern und Jugendlichen in einem eigenen Parlament vertreten. Seit 1997 gibt
es diese Institution inzwischen
bereits in Marburg – und regelmäßig informieren sich Delegationen aus anderen Städten
über die erfolgreiche Arbeit des
Kinder- und Jugendparlaments
(KiJuPa) in der Universitätsstadt. Am Donnerstag traf sich
das zehnte KiJuPa in der Aula
der Kaufmännischen Schulen
zu seiner konstituierenden Sitzung.
Mehr als Spielerei: Jugend
hat ein Antragsrecht
Nur 14 der nun gewählten Delegierten waren bereits zuvor
im KiJuPa aktiv, für die meisten ist ihr politisches Engagement Neuland. „Manche Dinge seht ihr Kinder und Jugendlichen viel besser als wir Großen“, sagte Oberbürgermeister
Egon Vaupel (SPD). Stadtverordnetenvorsteher Heinrich Löwer (SPD) – der gemeinsam mit
Bürgermeister Dr. Franz Kahle
(Grüne) bei allen Sitzungen des
KiJuPa anwesend ist – erklärte, er freue sich auf die Zusammenarbeit. In Marburg hat das
Parlament nicht nur Projektcharakter, sondern ein Antragsrecht. Was die Kinder und Jugendlichen beschließen, damit muss sich die Stadtverordnetenversammlung auch auseinandersetzen.
Wie konkret die Arbeit aussieht, berichteten Mitglieder
des bisherigen Vorstands: vom
„Alltagsgeschäft“ der Sitzungen
und AG-Treffen über Ausflüge
und Fahrten bis hin zur Öffentlichkeitsarbeit. 2014 stand für
das KiJuPa beispielsweise gemeinsam mit dem Kreisjugendparlament die Organisation des
ersten Hessischen Kinder- und
Jugendkongresses auf dem Plan.
Außerdem werden auch Kontakte zu anderen Parlamenten gepflegt – zum Beispiel dem „Conseil des Jeunes“ in Poitiers. Alljährlich veranstaltet das KiJuPa
außerdem das „Politicut“-Festival mit verschiedenen Bands,
das im Jahr der Neuwahl auch
gleichzeitig eine Willkommensparty für die alten und neuen
Delegierten ist.
Jona Hartmann, der sich nach
elf Jahren im KiJuPa und zuletzt
als Vorsitzender verabschiedete, gab den „Neuen“ mit auf den
Weg, sie sollen immer daran
denken, dass sie die Vertretung
aller Schüler ihrer Schule seien.
„Ich habe das nie als Arbeit gesehen, es hat immer viel Spaß
gemacht – sonst wäre ich auch
nicht so lange dabei geblieben“,
sagte der 18-Jährige.
Kijupa-vorstand
Manuel Greim (Philippinum),
Jolanda Schirnding (Richtsberg-Gesamtschule), Liv Perle
(Elisabethschule), Smilla Westenberger
(Elisabethschule), Katja Kirmis (Sophie-vonBrabant-Schule).
Beisitzer:
Josephina von Bargen (MLS),
Naghman Ahmed (Philippinum), Anouk Elgen (BrüderGrimm-Schule), Albert Meier
(Elisabethschule) und Mahmoud Alrifai (MLS).
Der neue Vorstand des Kinder- und Jugendparlaments, flankiert von Stadtverordnetenvorsteher
Heinrich Löwer (links) und Bürgermeister Dr. Franz Kahle.
Foto: Nadja Schwarzwäller
I 5
Randalierer
zerstören Bäume
Stadtverwaltung sucht Zeugen
Marburg. Zu einer massiven
Sachbeschädigung ist es Anfang
der Woche in einer Grünanlage
am Afföller, Zugang zur Rosenparkbrücke, gekommen.
Wie die Stadtverwaltung mitteilte, sind durch mutwilliges
Ziehen zwei neu gepflanzte
Schwarzpappelbäume irreparabel geschädigt worden. Der
Schadenswert liegt bei rund
1300 Euro. Die Stadt sucht nun
die Verantwortlichen, hofft auf
Mithilfe der Bürger.
Die
Schwarzpappel
wurde 2006 deutschlandweit
zum Baum des Jahres gewählt.
Da die Bäume neben der Verschönerung des Stadtbilds vor
allem verschiedenen Tieren als
Lebensraum dienen, wird das
Grünflächenamt nach eigenen
von Peter Gassner
Marburg. Alle Menschen sind
einmal hilfsbedürftig. So lautete
eine der Botschaften von Franz
Müntefering, dem ehemaligen
Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland und früheren SPD-Parteivorsitzenden, bei
seinem Festvortrag zum 20-jährigen Bestehen des Marburger
Hospizes in der Kirche St. Peter und Paul. „Hilfsbedürftigkeit ist kein Ausreißer – sie beginnt schon bei der Geburt“, so
Müntefering vor den rund 150
Zuhörern. Durch die Einrichtung des Hospizes sei „eine gute Grundlage“ geschaffen worden, um sich jenen zu widmen,
die diese Hilfsbedürftigkeit unmittelbar vor ihrem Tod erfahren. „Vielen Menschen ist damit
in den vergangenen Jahren geholfen worden“, so der ehemalige Spitzenpolitiker. „Wir müssen uns aber auch bewusst wer-
Oberhessische Presse
Angaben die Bäume ersetzen.
Hinweise zur Sachbeschädigung erbittet die Stadtverwaltung unter Telefonnummer
06421 / 2011759 oder per E-Mail
an
[email protected].
Eine der zerstörten Schwarzpappeln.
Foto: Grünflächenamt