Übers weite Land - Niederösterreich

Ausgabe 65
www.niederoesterreich.at
Übers weite Land
NIEDERÖSTERREICH-WERBUNG/
MICHAEL LIEBERT
Niederösterreich – reisen und genießen
1 | 2016
Mit Lust aufs Land! Genuss, Kultur und Wohlbefinden
sind die großen Themen der Saison in Niederösterreich
und in diesem Heft mit vielen guten Tipps.
Mostviertler Mostobstbäume sind
in voller Blüte. Das wird gefeiert:
Ganz besonders stimmungsvoll
am letzten Sonntag im April, dem
Tag des Mostes (heuer 24. 4.).
Tor auf!
In nIederösterreIch unterwegs. dieser Frühling bringt’s
für Kultur- und weingenießer: eine Vielzahl an Veranstaltungen
an der weinstraße niederösterreich bietet die gelegenheit zur
Verkostung des neuen Jahrgangs und vieler anderer raritäten
und an den stätten der Kultur kann sich der Besucher an neuen
Ausstellungen und bemerkenswerten darbietungen erfreuen.
weinfrühling im Kamp-, Kremsund traisental: 200 winzer und
noch viel mehr weine erwarten
sie am 23. und 24. April!
2
Zum wein!
Da möcht’ man gern dabei sein, wenn sich im größten Weinland Österreichs die Kellertüren öffnen,
um den neuen Jahrgang mit kulinarischer Lust und Lebensfreud zu begrüßen. Wann, wenn nicht dann?
gerh A rd h A d erer
w eI n s t r A s se w eIn V I er t eL
2. und 3. April
Weintour Weinviertel
Bodenständiger als beim wachauer gourmetfestival, aber kaum weniger spannend verspricht die weintour weinviertel zu werden.
wer es extremsportlich angehen wollte – was
ausdrücklich nicht empfohlen wird – könnte
bei der tour mehr als 150 weingüter ansteuern und bei jedem die weine des aktuellen
Jahrgangs verkosten.
w eIn s t r A s se K A M P tA L / r O B er t h erB s t
16. März bis 27. November
Jagd und Freizeit zum
100. Todestag Kaiser Franz Josephs
schloss niederweiden ist mit dem thema „Jagd & Freizeit“
standort der großen
sonderausstellung
zu Kaiser Franz
Joseph. An insgesamt vier Plätzen in
wien und niederösterreich wird das
Leben des Langzeitmonarchen in allen
Facetten erstmals
kritisch durchleuchtet (www.
franzjoseph2016.at).
unweit von schloss hof geht das Jagdschloss
mit originalgetreuer wildküche als neuer Ausstellungsort im Marchfeld in Betrieb.
19. März bis 6. November
Die 70er auf der Schallaburg
„wir erwecken die 70er zu neuem Leben“,
versprechen die gestalter der großen Jahresausstellung auf der schallaburg. wer dabei
war, nämlich in den 70ern, kann sich dabei auf
einiges gefasst machen: auf schlaghosen und
Pop-Art beispielsweise, die schrägsten son-
nenbrillen der weltgeschichte, aber auch auf
latente widerstandsbereitschaft einer selbstbewussten Jugend.
2. und 3. April
Jungweinschnuppern
in Göttlesbrunn
Klein, fein und mittlerweile auch traditionsreich ist diese genussträchtige Veranstaltung,
bei der 23 göttlesbrunner winzer ihre weißund rotweine der neuen Jahrgänge zur
Verkostung (und zum Kauf) anbieten.
20. März bis 27. November
Stonehenge im Weinviertel
weltweit erstmalig wird eine Ausstellung über
die faszinierende Kultanlage stonehenge und
die umgebende Landschaft gezeigt, inklusive
der neuesten Forschungsergebnisse zum noch
viel größeren und älteren steinkreis bei durrington walls. In der Ausstellung „stonehenge.
Verborgene Landschaft“ im MAMuZ Museum
Mistelbach werden Originalfunde zu sehen
sein, die die Britischen Inseln zuvor noch nie
verlassen hatten. gigantische steinmodelle in
Originalgröße zum Anfassen, Originalsteine,
wie sie in der Kultanlage zu sehen sind, sowie
digitale Animationen zur umgebenden Landschaft versetzen Besucher in die mystische
welt der Menschen vor mehr als 4000 Jahren.
2. und 3. April
Weinstieg in Gumpoldskirchen
und noch mehr unterhaltsames steht an diesem ersten Aprilwochenende für weinentdecker zur Auswahl. Im traditionsreichen weinort
gumpoldskirchen heißt die Parole „weinstieg“,
was als einstieg in die weinsaison zu verstehen ist und die Verkostung von weinen der
autochthonen rebsorten Zierfandler und
rotgipfler nahelegt. Aber Achtung: die roten
der region sind auch nicht zu verachten.
31. März bis 14. April
Wachau GOURMETfestival
der start ins neue genießerjahr könnte beeindruckender kaum inszeniert werden als beim
wachauer gourmetfestival. Mehr als vierzig
Veranstaltungen umfasst das Programm, und
zwar mit überaus appetitlichen themen –
stichwort hochlandrind und Alpenlachs – und
fallweise höchstkarätiger experten-Besetzung.
so werden weltstars des guten geschmacks
wie August F. winkler und tim raue zum
gelingen des gourmetreigens beitragen und
rare Kreszenzen wie smaragd-rieslinge vom
Kellerberg und haut Brion aus 40 Jahrgängen
in die gläser gluckern.
M useu M sd O rF n I ed er su L Z
Noch bis 20. November
Jubiläumsausstellung im
Karikaturmuseum Krems
15 Jahre und kein bisschen leise! gebührend
gefeiert wird im Jubiläumsjahr u. a. mit der
bislang umfangreichsten schau von gerhard
haderer „think Big!“ die Ausstellung ist Programm und beweist, dass satire weit über
gezeichnete cartoons und Kabarett hinausgeht. neben seinen pointierten cartoons
zu gesellschaftspolitischen, kulturellen und
zwischenmenschlichen themen sowie Kritik
am kirchlichen „Bodenpersonal“ werden erstmals haderers großformatige ölgemälde der
öffentlichkeit präsentiert – satire in malerischer Anmutung und Opulenz, ganz in der
Manier der Alten Meister.
M A M u Z /At eL Ier O L s c h I n sK y
s c h L O s s s c h ö n B ru n n K u Lt u r- u n d
B e t rIeB s ge s . M . B . h . / s A s c h A rI eger
haderer im großformat zum großen Karikaturmuseum-Jubiläum.
15. April bis 1. November
Museumsdorf Niedersulz
eintauchen in eine welt von gestern können
Besucher auch im Museumsdorf niedersulz.
Im größten Freilichtmuseum niederösterreichs zeigen rund 80 historische Bauwerke
samt gärten, wie das Leben früher einmal war.
14. bis 17. April
Literatur & Wein
im Stift Göttweig
die Verbindung von Literatur und wein ist das
inspirierende thema auf stift göttweig. Im
prachtvollen Ambiente wird gelesen, gekostet
und noch weitere Kultur – z. B. in Form von
Weitere Informationen und Termine: www.niederoesterreich.at/tor-auf
3
Selten nur findet man ein vergleichbares Kulturprogramm wie jetzt in Niederösterreich.
Spannend ist es und unglaubliche Spannweite hat es – von der Bronzezeit bis in die 70er Jahre.
23. und 24. April
Weinfrühling im Kamptal,
Kremstal und Traisental
Als Vorspiel für den wonnemonat Mai steht
der weinfrühling in den drei weintälern im
herzen niederösterreichs auf dem Programm.
die winzer von Krems-, traisen- und Kamptal
befolgen das Kommando „tor auf!“ fast ausnahmslos und präsentieren die weine des
30. April und 1. Mai
Tour de Vin
gleichzeitig mit dem wachauer weinfrühling
(siehe oben) steht auch in den nachbarregionen Kremstal, Kamptal, wagram und traisental ein hochkarätiger event auf der Agenda:
die tour de Vin der traditionsweingüter, die
heuer bereits zum 22. Mal bestritten wird
r ö M er s tA dt c A rn u n t u M
25. bis 29. Mai
14. Weinfestival
Thermenregion
Zum guten schluss des weingenuss-Marathons ist in diesem Frühling auch noch das
Festival in der thermenregion zu besuchen.
das bietet heuer so reizvolle Veranstaltungen
wie eine Big Bottle Party im eleganten Ambiente des casineums in Baden, eine Verkostung im Badener Kurpark, bei der ausnahmsweise wein statt wasser die hauptrolle spielt,
und eine umfassende Präsentation der sortensiegerweine aus der thermenregion in
Bad Vöslau.
der renommiertesten winzervereinigungen
der welt, bittet zum Besuch des weinfrühlings, bei dem auch – genussvoller Blick über
die grenzen – die weine von zwanzig winzern
aus der Pfalz zu verkosten sind.
Musik – konsumiert. Mit dabei sind einige der
prominentesten schriftsteller der nationalen
und internationalen szene und eine ganze
reihe der besten weine österreichs.
r O B er t h erB s t
Ph O tO - gr A Ph I c-A r t
Zur Kultur!
Langenlois, ein Ort, an dem der weinfrühling
besonders schöne Blüten treibt.
Barocker Musikgenuss vor dem gartenpavillon
von stift Melk.
spektakel mit historisch profundem hintergrund: gladiatorenspiele in carnuntum.
neuen Jahrgangs. wie viele weine das sind,
lässt sich schwer sagen, wie viele winzer aber
schon: mehr als 200! wer sich da einen Überblick verschaffen will, nimmt sich besser beide
tage Zeit.
und die Verkostung wahrhaft großer weine
ermöglicht.
28./29. Mai und 4./5./11./12. Juni
Römerfestival Carnuntum
geschichte wird wieder lebendig im rahmen
des römerfestivals in carnuntum. Anlässlich
des 20-Jahr-Jubiläums der römerstadt carnuntum ist das Programm besonders vielfältig
und reicht vom spannungsgeladenen gladiatorenkampf und einer aufwendig inszenier ten
Bühnenshow im rekonstruierten römischen
stadtviertel mit dem titel „carnuntum und die
Kaiser roms“ über darbietungen römischer
Musik bis zur Vorführung von historisch passenden Kostümfilmen.
24. April
Tag des Mostes
die Obstwein-winzer des Mostviertels – also
die Mostbarone und Mostbauern – freuen sich
auch über den Frühling und auf gäste und feiern mit dem tag des Mostes eines ihrer kulinarischen Feste.
29. April bis 1. Mai
Frühlingserwachen am Wagram
und auch im weinbaugebiet wagram wird
der Frühling mit frischem wein begrüßt.
reichlich gelegenheit dazu bietet sich in dem
vielfach verzweigten geflecht der wagramer
Kellergassen.
21. und 22.Mai
Museumsfrühling
„Museen und Kulturlandschaften“ lautet das
das thema des Museumsfrühlings niederösterreich, und dazu gibt es wahrlich viel zu
erzählen und zu zeigen. Zum Beispiel in spezialführungen und in workshops für Kinder,
und weil der Frühling auch in den Museen so
manches neu macht, werden auch einige Ausstellungen an diesem wochenende eröffnet.
Über 100 Museen bieten spezialprogramme
und ermäßigte eintritte.
L O I s L A M M erh u B er
30. April und 1. Mai
Wachauer Weinfrühling
Kaum, dass das gourmetfestival vorbei ist,
lockt die wachau mit einem weiteren weinkulturellen highlight: die Vinea wachau, eine
12. bis 16. Mai
Internationale
Barocktage Stift Melk
seit Jahrzehnten sind die Internationalen Barocktage in Melk als renommiertes Fest der Alten Musik bekannt. heuer startet die neue reihe
„Offroad Barock“, womit auch die zeitgenössische Interpretation ins rampenlicht gerückt
wird. hochkarätig besetzt ist das Festival wie
immer. es werden topstars wie Patricia Petibon,
Pablo heras-casado und daniel hope erwartet.
Frühlingsweingenuss à la wachau steht heuer an mehreren wochenenden auf dem Programm.
4
Eröffnung
5. Juni
10 Jahre Art Brut im
museum gugging
das Jahr 2016 ist ein
besonderes Jahr für das
museum gugging: das
Museum begeht sein
zehnjähriges Jubiläum
und feiert dieses Jahr
mit einer umfangreichen retrospektive
zum Ausnahmekünstler
Johann hauser.
seine eigenständige
Formensprache sicherte diesem star unter
den gugginger Künstlern früh seinen Platz in
der Kunstgeschichte.
hauser arbeitete vollkommen unbeeinflusst
und damit ganz im sinne der vom universalkünstler Jean dubuffet definierten Art Brut:
sie sollte ursprünglich, „roh“, direkt und unbeschönigt sein. Kaum ein anderer Künstler
eignet sich also besser für die glanzvolle Ausgestaltung des Jubiläums „10 Jahre museum
gugging“ als Johann hauser.
5. Juni 2016: Art Party und eröffnung von
„johann hauser.! lebenswerk“ – ein Pflichttermin für Freunde der bildenden Kunst.
Weitere Informationen und Termine: www.niederoesterreich.at/tor-auf
Ländlich inspiriert
wirtsleute Veronika und uwe Machreich mit
Manfred List am tisch vor dem wiener Alpen Bett.
PersönLIch. wenn sich kreative gastgeber mit inspirierten Projektentwicklern zusammentun, kann auch für
naturgenießer und feinsinnige reisende wunderbares entstehen. Ausprobieren kann man das in der Buckligen welt.
er ländliche Raum wirkt inspirierend.
Das weiß man von Dichtern und Denkern, Malern und Musikern. Aber von Projektentwicklern und Wirtsleuten? Doch,
ja, auch diesen verhilft das Naturambiente
mitunter zu großartigen Ideen! Ein weiterer Beweis wurde jetzt in der Buckligen
Welt angetreten und hat zwei Familien zur
geistigen Urheberschaft: die Wirtsfamilie
Machreich und die Familie List.
Die Lists sind bei aller Bescheidenheit
national wie international eine ziemlich
große Nummer in der Kreation architektonischer Lösungen. Darum werden sie
gern gebucht, wenn sich wer ein hübsches
Schiff ausbauen lassen will oder eine
Flugzeugeinrichtung braucht oder auch
ambitionierte Hotels wie das Palais Coburg
oder das Park Hyatt Suiten zu gestalten
wünscht, in denen auch Präsidenten nix
abgeht.
Dergleichen planen und bauen Manfred
List mit der List smart results in Thomasberg. Wenn man dem Fluss ein paar Kilometer nach Süden folgt und dann nach
links in die Hügel schwenkt, gelangt man
nach einem Viertelstündchen zu den
Machreichs, die bei Bad Schönau in der
Buckligen Welt das Wirtshaus Triad betreiben.
Machreichs sind äußerst regionsverbunden und lieben ihre Region, die sogenannten Wiener Alpen. Zu der Botschaft
„Paradies der Blicke“ hatten sie im letzten
Sommer die Idee, Betten mit paradiesischem Ausblick anzubieten. Manfred List
wusste gleich, wie man die Betten zu den
Blicken bringt. „Von der ersten Besprechung bis zur ersten Übernachtung hat es
zweieinhalb Monate gebraucht“, berichtet
Uwe Machreich.
Manfred List plante und baute mit der
List smart results modulare Wohnboxen
mit viel Fichte aus der Buckligen Welt.
Veronika und Uwe Machreich sagen dazu:
„Holzwürfel“. Die Würfel kamen auf Tiefladern zum Triad, wurden mittels Kran
auf Erdschrauben gehoben, an Wasser,
Kanal und Strom angeschlossen und auch
schon vermietet. Errichtungszeit: weniger
als 3 Stunden. „Da war von der Dusche bis
zu den Vorhängen schon alles drin“, erinnert sich Uwe Machreich, nur die Betten
mussten reingeschoben werden.
Von diesen, die man nun „Wiener Alpen
Betten“ nennt, hat man tatsächlich wunderbare Blicke. Das hat sich schon herumgesprochen: Wer an Wochenenden vom
Bett und aus dem Gemüsegarten paradiesisch blicken möchte, muss bis ca. August
Geduld haben. Aber „Reservierungen für
Mittwoch auf Donnerstag sind früher
möglich“, sagt der Wirt.
F O tO s: h erB er t L eh M A n n
D
Alles über das aussichtsreiche Bett finden
sie unter www.wieneralpen.at/dasbett
und wenn sie es eine gute Idee finden,
vom triad aus die Bucklige welt zu bereisen,
gibt es die passenden Infos unter
www.niederoesterreich.at/genussreisen
Frühling 2016
5
VeilchenMousse mit
Veilchen-Gelee
nach Art des Markus
Bsteh, der in
Wulzeshofen kocht
Geschmorte
Milchlammschulter
mit Pak Choi
à la Winzerstüberl,
rührsdorf
Tafelspitzsulz mit
Frühlingsgemüse
frisch gekocht vom
stockerwirt in sulz
im Wienerwald
6
Frühling 2016
… und mache die Teller wieder grün
frühlingsküche. Warum die frühlingsküche alle Jahre wieder so verlockend ist? Die frisch gekürten „Top-Wirte“
der Wirtshauskultur zeigen es und bereiten drei gänge voller kraft und köstlicher naturaromen zu.
ehr Wärme, intensiveres Licht, Blütenduft – das alles verheißt Gutes.
„Ich hab heute ein Kochseminar mit tollen
Gästen. Aber eigentlich möchte ich den
ganzen Tag am liebsten in meinem Kräutergarten verbringen und schauen, was
sich da tut.“ Auch Markus Bsteh, Wirtshauskultur-Aufsteiger des Jahres aus dem
Land um Laa – ganz genau aus Wulzeshofen –, zieht’s nach draußen. Kein Wunder: Der Winter war mild im schönen
Weinviertel und die Natur ist drauf und
dran, sich Blatt für Blatt und Blüte für
Blüte zu entfalten. Bsteh ist Küchenchef
im elterlichen Betrieb, ein begeisterter
Koch und ein ganz besonderer Freund der
Kräuter, Sprossen und Blüten. Viele davon
sammelt, hegt oder pflegt er gleich unmittelbar vor der eigenen Haustüre – wie etwa
die duftigen Veilchen, die er zum wunderbaren Dessert des Frühlingsmenüs der
drei Sieger unter den niederösterreichischen Top-Wirten verarbeitet hat.
Aber alles der Reihe nach. Beginnen wir
mit der Vorspeise. Wir sind zu Gast bei
Georg und Katharina Stocker in ihrem
stimmungsvollen Landgasthaus Stockerwirt in Sulz im Wienerwald, einem Familienbetrieb mit langer Tradition. „Frühling
ist bei uns eine Art Gesamtpaket, das betrifft sowohl die Küche als auch die Tatsache, dass die Leute einfach gerne wieder
raus aus der Stadt fahren und eine Landpartie unternehmen“, so der Wirt.
Mit einer Prise Duft des Waldes
Stocker serviert den ersten Gang: Tafelspitzsulz mit Frühlingsgemüse. „Radieschen, Erbsenschoten, ein paar Stangen
grüner Spargel dazu – eine herrliche Kombination.“ Regionalität und Saisonalität
gehen in seinem Betrieb Hand in Hand
mit einer modernen Küche, die sich durchaus auch mediterrane Einschläge gestattet. Streng ist er dagegen bei der Auswahl
der Produkte. „Es gibt Jahre, in denen sich
zum Beispiel der Spargel Zeit lässt.“ Aber
davon, sich Produkte etwa aus dem Ausland zu besorgen, hält der Wirtshauskultur-Einsteiger des Jahres nicht viel. „Dann
warten wir eben – es zahlt sich aus.“
Aus allernächster Nähe bezieht er übrigens das Frühlingsgewächs schlechthin,
den Bärlauch: „Der Mödlingbach fließt
keine 150 Meter von uns entfernt, das ist
ideales Bärlauch-Gebiet“, weiß er. Mutter
f o To s: h erB er T l eh M A n n
M
nach dem kochen ist vor dem essen: georg stocker, der einsteiger des Jahres, Top-Wirt Philipp
essl und Markus Bsteh, der Aufsteiger des Jahres, sind drauf und dran, den frühling zu verkosten.
Rosa Stocker macht sich jedes Jahr persönlich ans Pflücken. „Unser Bärlauch“,
schmunzelt der Top-Wirt, „kommt wirklich taufrisch in die Küche.“
Sanft geschmortes Hauptgericht
Es folgt das Hauptgericht. Geschmorte
Milchlammschulter mit Pak Choi und
Thymiankarotten, made by Top-Wirt des
Jahres 2016, Philipp Essl aus Rührsdorf in
Rossatz. Der junge Wachauer hat sich vor
allem beim Fleisch darauf spezialisiert,
Tiere ganz und gar zu verarbeiten. „Nose
to tail“ wird das im Fachjargon genannt,
ist aber so ursprünglich wie die Wirtshausküche selbst.
„Mir ist das wichtig, und zum Glück
haben wir auch viele Gäste, die das schätzen“, ist der Koch begeistert. Dass dabei
vor allem auch eine junge Klientel den
Weg zu ihm in die Wachau findet, freut
den Juniorchef natürlich besonders.
Lamm und Kitz stehen bei Essl im
Frühling oft auf der Karte. Aber eben nicht
nur die sogenannten „Edelteile“, sondern
sämtliche Fleischstücke. Manches wird
kurz gebraten und rosa serviert, anderes
wandert in den Schmortopf oder wird
klassisch herausgebacken. Und auch beim
Schwein setzt der Top-Wirt auf Tradition:
„Wir beziehen immer wieder ein ganzes
Duroc-Schwein von einem befreundeten
Züchter und Fleischhauer in unserer Nähe,
das dann komplett verarbeitet wird.“
Ein Blütengruß zum guten Schluss
Das Dessert zum Abschluss ist etwas wie
Frühlingsduft pur: Veilchen-Mousse mit
Veilchen-Gelee, Vanillehippe und Blüten.
„Den Veilchen-Sirup, den ich dafür verwende, koche ich selber ein“, erzählt dazu
Küchenchef Markus Bsteh – wie zahlreiche andere hocharomatische Blüten aus
seinem Garten übrigens auch.
„Ganz besonders toll sind die extrem
duftenden Bauerngartenrosen. Sie blühen
nur etwa 14 Tage lang und haben fürchterlich viele Dornen. Aber dann heißt’s
pflücken, pflücken und nochmals pflücken.“ Den unvergleichlichen Duft konserviert Bsteh in Kompotten ebenso wie
Marmeladen und Sirupen.
Und apropos Nase: Auch der Wein zum
Frühlingsgericht will ein leichter, duftiger
sein. Markus Bsteh schöpft da aus dem
Weinviertel. „Mein Bruder ist Winzer –
und unsere pfeffrigen Veltliner und fruchtigen Rieslinge passen wunderbar zu
einem leichten Frühlingsmenü.“ Hoch das
Glas: Auf den Frühling!
Wo man ausgezeichnete Wirte findet?
Der Top-Wirt des Jahres 2016 erfreut seine
gäste in rührsdorf bei rossatz sowie im
internet unter www.winzerstueberl.at und
telefonisch via 02714/63 84. Beim Einsteiger
des Jahres steigt man in sulz im Wienerwald
ab, nämlich beim landgasthaus stockerwirt,
www.stockerwirt.com,
Tel. 02238/825 90. Zum
Aufsteiger geht’s aufwärts
auf der landkarte nach
Wulzeshofen. gasthaus mit
gästehaus Bsteh anvisieren, zur
Vorbereitung am besten auf www.bsteh.at
einloggen oder 02527/203 anrufen.
Und alle, alle, alle Top-Wirte sind auf
www.wirtshauskultur.at zu finden.
Frühling 2016
7
In zahmer Ehe
Kulturmetropole St. Pölten
Was sonst noch Kulturelles läuft in
Niederösterreichs Landeshauptstadt.
KULTUR eRLebeN. Die beziehung von Mensch und Haustier ist rund 12.000
Jahre alt, sie umfasst alle Kontinente, etliche Irrtümer und jetzt auch eine Ausstellung: Mensch und Haustier, Landesmuseum Niederösterreich. Ab 13. März.
10. Juni
En avant, marche! im Festspielhaus
In dieser spektakulären Produktion treffen
TänzerInnen und MusikerInnen der Performancegruppe les ballets C de la b und des
Stadttheaters Gent auf die Stadtkapelle Tulln –
und sie alle versuchen so gut wie möglich dieselbe Marschrichtung einzuhalten. Dass man
dabei manchmal auch scheitert und zu Fall
kommt, ist für den hinreißend komischen und
tief berührenden Festakt zum FestspielhausSaisonfinale keineswegs hinderlich. „Vorwärts
marsch!“ also – mit Pauken und Trompeten!
D
S T ePH A N VA N FL e T eReN
er älteste Hund Öster­
Die gesamte Geschichte
reichs lebte vor rund
der Haustierhaltung ist ab
4500 Jahren und starb in
12. März in der Ausstellung
der Nähe von St. Pölten.
Mensch
und
Haustier
Dort wurde bei Ausgrabun­
(MuH, eine wunderbar brü­
gen jedenfalls sein Skelett
ckenschlagende
Abkür­
freigelegt und in die Jung­
zung) im Landesmuseum
steinzeit datiert, womit der
Niederösterreich zu sehen,
St. Pöltner Hund auch als
ihr Spannungsbogen reicht
ziemlich frühes Haustier
aber nicht nur 12 Jahrtau­
durchgeht: Denn die Bezie­
sende zurück, sondern sie
hung von Mensch und Tier
beschäftigt sich auch mit
währt ungefähr ebenso lan­
den Seitenarmen der Haus­
ge, und warum davor nie­ Der Leiter der Ausstellung,
tierhaltung.
mand an Haustiere dachte, erich Steiner, mit exponaten.
Erich Steiner, Direktor
ist leicht erklärt: Bevor
der Abteilung Naturkunde
Menschen sesshaft wurden, beschränkte
im Landesmuseum und Kurator der Aus­
sich das Zusammentreffen auf die Jagd,
stellung: „Interessant ist auch die Gegen­
die Aufzucht mussten die Menschen ein­
überstellung von Wildtieren und ihren
fach der Natur überlassen.
domestizierten Verwandten. Man sieht in
Mit dem Sesshaftwerden ergab sich ein
der Ausstellung beispielsweise, dass
anderes Zusammenleben von Mensch und
Wildkarpfen schlank und Zuchtkarpfen
Tier. Die Hauskatze war in Afrika und
deutlich höher gewachsen sind. Sie wer­
Vorderasien im 2. Jahrhundert v. Chr. be­
den so gezüchtet, damit sich mehrere
kannt, heute ist sie das beliebteste Haus­
Filetstücke ausgehen.“ Viele Haustiere
tier Österreichs. Die Ziege konnte in Vor­
können als Präparat auch mit jener Tier­
derasien etwa 8000 v. Chr. nachgewiesen
art verglichen werden, aus der sie hervor­
werden, der Hund (und sein Vorfahre, der
gegangen sind. Man erfährt, dass einst
Wolf ) lebten in Eurasien und Nordame­
Schafe in verschiedenen Farben gezüchtet
rika schon 13.000 bis 7000 v. Chr., beide
wurden, weil das Färben der Wolle noch
sind bei uns heute längst heimisch.
nicht gut gelang, darf sich über Kuhste­
Nicht so geschmeidig wie die Herkunft
chen und die ganz und gar nicht fliegen­
ist die Frage zu klären, was Haustiere exakt
den Jochberger Hummeln informieren,
ausmacht. Denn auch sie erfüllen Neben­
über die kultische Vergangenheit von
rollen als Nutztiere, liefern Fleisch, Fell,
Schweinen und die vielen Talente des
Wolle, sind als Wachtiere und Jagdhelfer
Hundes. Natürlich passierten bei der Zäh­
aktiv, oder sie spielen eine wichtige Rolle
mung von Tieren auch Irrtümer. So erwies
im sozialen Leben. Genutzt werden aber
sich das Zebra doch nicht als ideales Reit­
auch Wildtiere, beispielsweise als Nah­
tier für Afrika, weil es dafür eindeutig zu
rungslieferanten. Und manch Tier, das die
schreckhaft und zu bissig war.
Vorsilbe Haus­ im Namen führt, will lieber
Und wem die Zeit in der Ausstellung zu
nicht in Wohnungen gesehen werden, wir
kurz wird, der kann einfach die Publikati­
sagen nur: Hausmaus oder Hausratte.
on zum Thema um 3,50 Euro mitnehmen.
Erich Steiner: „Die Broschüre
ist praktisch die Ausstellung
zum Nachblättern.“
Ab 29. April
Stadtgeschichten im Landestheater
Niederösterreich
Sagen, Mythen, Historisches, Humoriges
und Literarisches über St. Pölten werden
zum 30-Jahre-Hauptstadt-Jubiläum im
Landestheater aufgeführt.
29. April
ABBA! JETZT! Auf der Bühne im Hof
Die Hits der schwedischen erfolgsgruppe
bilden den Drehpunkt einer rasanten Musikrevue, bei der es ziemlich komisch zugeht und
die musikalisch bis zum Hip-Hop reicht.
Das aktuelle Kulturgenuss-Package
für St. Pölten
Wo es so viel zu sehen und zu erleben gibt, will
man gewiss länger als nur ein paar Stunden
bleiben. Und genau auf diesen Wunsch ist
dieses Vorteilspaket zugeschnitten: Sie erhalten wahlweise ein Kulturticket mittlerer
Kategorie für Festspielhaus, Landestheater
Niederösterreich oder bühne im Hof, wohnen
im 4-Sterne-Hotel und erkunden das Stadtoder Landesmuseum. Inbegriffen ist auch ein
Kulinarik-Genussgutschein.
Pro Person im DZ € 146,–, im eZ € 160,–
buchbar ab 2 Personen. Für buchungen und
alle Informationen wenden Sie sich bitte an
St. Pölten Tourismus,
3100 St. Pölten, Rathausplatz 1
Tel. 02742/333-5306
www.stpoeltentourismus.at
8
F oTo S: H eRb eR T L eH M A N N
28. April bis 30. Dezember
Aufbruch und Untergang – St. Pölten 1889
bis 1918. Im Stadtmuseum St. Pölten
Um die Wende zum 20. Jahrhundert war
St. Pölten von einem großen Aufbruch geprägt. Die Stadt wuchs und auch die Kunst
stand in voller blüte – bis zur Katastrophe des
1. Weltkriegs. Dieser spannende Zeitraum
wird in der neuen Ausstellung im Stadtmuseum beleuchtet.
Ausstellung im Landesmuseum
Niederösterreich vom
13. März 2016 bis 12. Februar 2017
täglich außer Mo 9 bis 17 Uhr
www.landesmuseum.net
Alles Haustier im Landesmuseum,
auch solches, das man in unseren
Häusern selten trifft.
F o To S: H eRb eR T L eH M A N N
entspannen und Neues erfahren sind wichtige Faktoren bei der Lebensstiloptimierung.
Auszeit mit gesunder Nebenwirkung
WoHLbeFINDeN. ein paar Kilo abnehmen? Neue – und auch noch gesunde – Geschmäcker ausprobieren? oder einfach
einmal abschalten und richtig entspannen: Im Lebens.Resort ottenschlag geht’s mit neuem Lebensstil in den Frühling.
M
anchmal spüren wir deutlich, dass
das Leben zu schnell oder zu hek­
tisch wird. Dass es gut wäre, das Tempo
zu drosseln und eine neue Richtung ein­
zuschlagen. Aber wie bloß beginnen mit
der Änderung des Lebensstils? Im Lebens.
Resort Ottenschlag im Waldviertel bietet
man dazu Lösungen an. Im Rahmen von
Packages zur Lebensstiloptimierung kön­
nen sich Gäste unter fachkundiger Be­
treuung vor allem mit drei Bereichen des
eigenen Lebens auseinandersetzen: Ernäh­
rung, Bewegung, Psyche.
„Menschen zu einem gesunden Lebens­
stil zu motivieren war von Anfang an ein
Schwerpunkt in der Arbeit unseres Hau­
ses“, erläutert Dr. Sigrid Ruth, stellvertre­
tende ärztliche Leiterin im Lebens.Resort
Ottenschlag. Das Angebot dazu ist eine
Art „Kurzurlaub“ mit gesunden Neben­
wirkungen.
Dem Thema Ernährung wird im Lebens.
Resort Ottenschlag seit jeher besondere
Bedeutung zugemessen. In der Küche des
Hauses kommen vorwiegend biologische
Produkte zum Einsatz, der überwiegende
Teil davon wird in kleinen landwirtschaft­
lichen Betrieben der Region hergestellt.
Ausgewogene, gesunde Gerichte, die auch
einer hohen kulinarischen Anforderung
gerecht werden, stehen dabei auf der Ta­
gesordnung. Dem Restaurant des Lebens.
Resorts wurde dafür die „Grüne Haube“
verliehen, eine Auszeichnung, die nach
ökologischen, gesundheitlichen, kulinari­
schen, sozialen und ethischen Kriterien
an Gastronomen vergeben wird.
Zusammen mit Diätologinnen können
im Zuge der Lebensstiloptimierungs­Auf­
enthalte neue Geschmäcker ausprobiert
und alte Muster hinterfragt werden. „Viele
Aha­Erlebnisse gibt es etwa, wenn unsere
Mitarbeiterinnen aufzeigen, wie viel Zu­
cker handelsübliche Limonaden enthal­
ten“, erzählt Sigrid Ruth. Auch Kochkurse
stehen auf dem Programm, in denen aus­
probiert wird, wie gut Gesundes schme­
cken kann. Ruth weiter: „Manche unserer
Gäste und Patienten leiden unter Unver­
träglichkeiten. Hier können wir Alternati­
ven aufzeigen, damit man sich trotzdem
gesund und ausgewogen ernähren kann.“
Beim Thema Bewegung reicht die Pa­
lette von Heilgymnastik für die Wirbel­
säule über das Training im hauseigenen
Fitnessraum bis zu ausgedehnten Spazier­
gängen durch die Natur rund ums Haus
oder den Ort. Ein großer Wohlfühlbereich
mit Schwimmbad und Sauna steht eben­
falls zur Verfügung. Regelmäßig gibt es
ein Aktiv­Programm, das zusammen mit
Sporttherapeuten entwickelt wurde. Oder
man versucht sich auf dem speziellen
Sensomotorik­Board, einer Art „Wackel­
Brett“, das gleichzeitig das Training von
Gleichgewicht und Muskeln ermöglicht.
„Es ist in jedem Alter wichtig, das zu
üben, dadurch hat man in älteren Jahren
ein geringeres Sturzrisiko“, erläutert dazu
Medizinerin Sigrid Ruth.
Was die mentale Gesundheit betrifft,
setzt man in Ottenschlag ebenfalls auf in­
dividuelle Angebote. Sigrid Ruth: „Unsere
Psychologinnen gehen gezielt auf Lebens­
umstände ein.“ Wird etwas persönlich
noch als leichte oder bereits als schwere
Belastung empfunden, wirkt der berufli­
che Stress motivierend oder droht etwa
schon ein Burn­out­Syndrom? – Fragen
wie diesen wird dabei gezielt auf den
Grund gegangen. Basierend darauf werden
passende Entspannungsmethoden ange­
boten. So lernt man beispielsweise unter
fachlicher Anleitung, wie Stress abzubau­
en ist und wie man in einem hektischen
Leben einfach und ohne Schaden loslas­
sen kann.
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Frühling 2016
9
ri ta N E W m a N
Feste feiern wie Gott in Niederösterreich
Wirtshauskultur. Vom Beherbergungsbetrieb an den reiserouten entwickelte sich das Gasthaus zu einem Ort der
Begegnung und kulinarischen Erbauung – und damit zu einem idealen Platz für die inszenierung privater Feste.
D
ie Geschichte des Wirtshauses be­
gann ganz ohne Haus der Wirte. Im
Rom der Antike – von wo uns ausführliche
Beschreibungen des kulinarischen Lebens
erreichen – wurden die Speisen auf der
Straße zubereitet, verkauft und an der fri­
schen Luft auch verzehrt. Das war immer­
hin schon eine Kochdienstleistung. Zur
Bewirtung wurde es aber erst, als wohl­
habende Bürger die besten Straßenköche
für die kulinarische Begleitung ihrer Fest­
lichkeiten anmieteten. Die Köche rück­
ten dann mit Gerätschaften, Zutaten und
10
Frühling 2016
Sklaven an, um im Haus des Gastgebers
aufzukochen.
Mit gewissen Unterbrechungen – als da
waren Kriege, Seuchen, Hungersnöte –
wurde diese Form des Caterings zu einem
prächtigen Geschäft, zumal an den Fürs­
tenhöfen großer Bedarf an Festlichkeiten
herrschte – zum eigenen Vergnügen, aber
auch zur gesellschaftlichen Repräsenta­
tion und für die Anbahnung von Geschäf­
ten. Diese Festessen wurden häufig in
Dimensionen ausgerichtet, die jeden da­
mals wie heute denkbaren Wirtshausrah­
men gesprengt hätten. Berichtet wird bei­
spielsweise von einer Feier zur Inthroni­
sierung des Erzbischofs von York im Jahr
1466, bei der unter anderem 104 Ochsen,
6 wilde Stiere, 400 Schwäne, 2000 Span­
ferkel, 1000 Silberreiher und 500 Hirsche
wenn schon nicht verzehrt, so zumindest
zubereitet wurden.
Von der Taverne zum Restaurant
Nicht nur von fürstlichen Festen, auch von
privaten Feiern mit kulinarischer Beglei­
tung existieren aus dieser Epoche Zeug­
nisse. Am berühmtesten ist wohl die Dar­
stellung einer Bauernhochzeit durch den
holländischen Maler Pieter Brueghel den
Älteren (um 1568). Zu sehen ist auf dem
Gemälde nicht nur, wie das Bier in reichem
Schwalle von einem großen Krug in klei­
nere gegossen wird – man also durchaus
trinkfreudig war –, sondern auch, dass es
verschiedene Speisen zur Auswahl gab. Das
war in der Gastronomie zu jener Zeit nicht
selbstverständlich, wurde in den Tavernen
doch üblicherweise das gegessen, was ge­
rade im Topf auf dem Herd oder Dreifuß
stand und in aller Regel Eintopf war.
Geändert hat sich die bescheidene Aus­
wahl in den Gaststätten erst mit dem Auf­
treten der „Schildwirtshäuser“ und später
der Restaurants; Restaurant kommt übri­
gens vom Restaurieren, was durch die
kräftigenden Bissen, die man in den ers­
ten Restaurants verabreichte, bewerkstel­
ligt wurde.
Meinungsaustausch von Untertanen ganz
schnell auch eine Verschwörung oder ein
Aufstand werden.
Wo sonst noch fesch gefeiert
wird in Niederösterreich?
Be- und gesteuerte Lustbarkeit
Als Raum für Festlichkeiten war das
Wirtshaus aber notwendig und von Amts
wegen vorbehaltlos akzeptiert. Den be­
scheiden lebenden Menschen mangelte es
für die Bewirtung größerer Gesellschaften
schlicht am Raum in den eigenen Wän­
den, die häufig nicht mehr als die sprich­
wörtlichen vier waren. Und die Obrigkeit
nutzte den Treff punkt Wirtshaus als
sprudelnde Quelle für Steuereinnahmen,
was sich in abgemilderter Form bis heute
erhalten hat.
Grundsätzlich mussten von den Wirts­
häusern auf alkoholische Getränke Ab­
gaben entrichtet werden, wofür ein kom­
plexes System aus Kontrollen, Prüfzetteln
und Verordnungen entwickelt wurde.
Darüber hinaus waren – wie man zum
Beispiel einer Wiener Chronik aus dem
Wo Wirtshauskultur blüht, lässt es sich gut
feiern. und das nicht nur zur Frühlingszeit. in
Niederösterreich stehen ihnen mehr als 230
gastliche stätten für die kulinarisch wertvolle
ausrichtung ihrer Feste zur Verfügung. und
hier sind tipps für besonders empfehlenswerte
Wirtshäuser mit dem passenden ambiente für
kleinere und größere Zusammenkünfte.
Das Schild macht das Wirtshaus
Schild­Wirtshäuser wur­
den vergleichsweise ge­
hobene gastliche Stätten
genannt, weil sie im Un­
terschied zu den stets ne­
benberuflich betriebenen
Einrichtungen für das
„Leutgeben“ (etwas „den
Leuten geben“, den Vor­
läufern unserer Heuri­
gen) mit einem massiven
Schild aus Holz oder
Metall um Gäste warben,
während die einfachen
Schenken lediglich einen
Grünen Buschen zum Zei­ Die berühmte Darstellung einer Bauernhochzeit von Pieter Brueghel
dem Älteren um 1568. links die Darstellung einer zeitgenössischen
chen der Betriebsbereit­
Feier im Gasthaus apfelbauer zu miesenbach, anno 2016.
schaft ausgesteckt hatten.
Die Wirtshäuser mit
Speisenauswahl und alkoholischen Ge­
frühen 19. Jahrhundert entnehmen kann –
tränken – was, je nach Standort, entweder
Festlichkeiten wie „Hochzeiten, Ehr­ und
Bier oder Wein gewesen ist, niemals beides
Kindmahle, Kirchtage, Baumsteigen oder
zur Auswahl – hatten auch eine andere, lu­
Veranstaltungen zu Schnitt­ und Fa­
xuriösere Funktion als die Tavernen frühe­
schingszeiten“ der Behörde anzuzeigen
rer Zeiten. Sie boten dem Reisenden nicht
und darauf im Vorhinein eine Abgabe zu
nur Unterkunft und Nahrung, sondern
entrichten.
auch einen öffentlichen Raum mit gastro­
Damit das Vergnügen nicht gar zu bil­
nomischem Service. Damit wurden sie zu
lig wurde, setzten die Steuerfüchse noch
Orten der Kommunikation und zu Mittel­
weitere Abgaben in Kraft. So wurde eine
punkten des gesellschaftlichen Lebens.
Extra­Steuer fällig, wenn die Musik auf­
Der Obrigkeit war dies einerseits ganz
spielte: 15 Kreuzer für jeden Musiker und
recht, konnte man doch dort, wo sich die
jeden Tag in die Stadtkassa, auf dem Land
Menschen – insbesondere der unteren
zahlte man nur deren sechs in die Scha­
Schichten – trafen, die Spitzbuben und
tulle des Wiener Hofes.
Gauner aus der Menge fassen oder die
Die Lustbarkeitsabgabe vulgo Vergnü­
Wirte zur Denunziation zwielichtiger
gungssteuer hat sich in manchen Ländern
Gestalten anleiten. Andererseits waren
und Gemeinden bis heute erhalten. An­
Versammlungen einfacher Bürger nicht
kündigungspflichtig sind private Feste und
gern gesehen, konnte doch aus jedem
Feiern im Wirtshaus freilich nicht mehr.
im Waldviertel ist der Gasthof Haag in
haitzendorf eine top-adresse. Die internetadresse dazu lautet www.gasthof-haag.at,
02735/22 52.
im Weinviertel ist die Hubertusstube im
stadthotel Eggenburg mehr als nur eine gute
stube für Festgesellschaften. www.oppitz.at,
02984/35 31.
in den Wiener alpen empfiehlt sich das Gasthaus Apfelbauer in miesenbach. links im Bild
ist ein erster optischer Eindruck zu gewinnen
und noch viel mehr impressionen gibt es unter
www.apfelbauer.at, 02632/82 44 (es serviert
im Bild die Wirtin lisa kuchner).
Nahe der Donau können feierlich gestimmte
Gesellschaften Felmayer’s Gastwirtschaft
in schwechat anlaufen,
was im internet unter
www.felmayer.at punktgenau gelingt. Die Gastwirtschaft verfügt sogar
über eine eigene scheune, die
für Feste genutzt werden kann. 01/890 43 52
im Wienerwald ist das Klostergasthaus
Thallern zu Gumpoldskirchen eine ebenso
traditionsreiche wie hochaktuelle adresse
fürs gemütliche Feiern. 02236/533 26,
www.klostergasthaus-thallern.at
im mostviertel läuft man besonders gern die
Gastwirtschaft Kern in langmannersdorf an,
wenn’s was zu feiern gibt. 02784/22 50,
www.gastwirtschaft-kern.at
Gewonnen, gewonnen! Gewonnen
hat auch wer: und zwar einen von
drei Wirtshauskultur-Gutscheinen
à 100 Euro. Nämlich Otto Wiedhofer aus
st. Egyden, irmhild abegg aus Niklasdorf
und Franz tesarek, Brunn/Gebirge. Diese
haben die Frage aus dem letzten heft
richtig beantwortet. Wenn sie das mit der
folgenden Frage tun und die antwort an
die adresse unten senden, sind sie bei der
nächsten Verlosung mit dabei. Die Frage:
Was geben kulturwirte im Frühling besonders gern auf die teller? A) Honigbärchen,
B) Bärenhärchen, C) Bärlauch
Bitte senden sie ihre antwort bis 3. mai
2016 an die Niederösterreich-information,
3100 st. Pölten, Niederösterreich-ring 2
oder an [email protected] (Der
rechtsweg ist ausgeschlossen, Barablöse
ist nicht möglich, Daten werden nicht an
Dritte weitergegeben. automatisierte
Eintragungen werden von der teilnahme
ausgeschlossen und rechtlich verfolgt.)
Frühling 2016
11
Kaisers grüne Freuden
G
R A I N ER M I R Au
ärten sind Oasen der Ruhe und Orte
der beschaulichen Erholung. Sie sind
aber auch unterhaltsam, weil sie Geschichten erzählen. Dabei haben die älteren – die historischen Gärten – mehr zu
erzählen als die jungen.
Zum Beispiel erzählen sie von der Gartenleidenschaft der Fürsten. Die Leidenschaft war dabei nicht immer und nicht
ausschließlich auf das Erlebnis kunstvoll
gestalteter Natur gerichtet. Die Grünanlagen rund um die Schlösser und Herrenhäuser hatten anfangs durchaus profanen
Nutzwert, indem sie als Gelände für militärische Übungen dienten. Auch war die
verschwenderische Parkgestaltung ein Zeichen großer finanzieller Leistungsfähigkeit, also Macht. Man benötigte die bezähmte Pflanzenwelt als verschwiegenes Ambiente für heikle Diplomatie ebenso wie als
Kulisse für prachtvolle Spiele.
Aber einige der hochmögenden Parkbesitzer interessierten sich tatsächlich
auch im wissenschaftlichen und handwerklichen Sinn für die Gewächse vor
ihrer Haustür. Einer dieser Spezies war
Prinz Eugen, der – um seine Gärten rund
Das Rosarium im Badener Kurpark –
betörend duftende Gegenwart und
Ort interessanter Gartengeschichte.
12
Frühling 2016
um das Belvedere und Schloss Hof standesgemäß auszustatten – zahlreiche Diplomaten nötigte, ihm seltene Pflanzen
aufzutreiben und zuzustellen. Dabei soll
der Mann des Schwertes auch einer der
Schaufel und des Rechens gewesen sein,
denn in botanischen Fragen konnten ihm
seine Gärtner nichts vormachen.
Ein andere Persönlichkeit mit ausgeprägter Expertise in Pflanzenfragen war
Graf Johann Ernst Harrach, der im Park
des Schlosses Bruck an der Leitha Anfang
des 19. Jahrhunderts nicht weniger als
6500 Arten attraktiver Gewächse pflegen
ließ. „Der Park ist ohnstreitig einer der
schönsten, die vorhanden sind“,
berichtete dann auch ein in Wien
verlegtes Fachbuch über die hervorragendsten Grünanlagen der Welt.
Und nicht zuletzt tat sich auch „der
gute“ Kaiser Franz gärtnerisch hervor.
Indem er den Schlosspark von Laxenburg
prachtvoll ausgestalten ließ. Der Liebe
wegen – seine aus Neapel gebürtige Gemahlin war botanischen Luxus gewohnt –,
aber auch zum eigenen Vergnügen, da
man in dem weitläufigen Landschaft spark
auch der Reiherbeize frönen konnte.
Mit Kaisern hat auch der Kurpark Baden zu tun, auch wenn dieser – im Gegen-
SH u T T ER S TO c K ,
G G TO u RI SM uS B A D EN
GÄRTEN ERLEBEN. „Aber mein Laxenburg werden s’ mir doch lassen!“, seufzte
Kaiser Franz im Angesicht der herannahenden Streitmacht Napoleons und brachte
damit zum Ausdruck, wie sehr er doch an seinem Schlosspark hing. Eine Leiden­
schaft für kunstvoll gestaltete Natur, die er mit vielen anderen Fürsten teilte.
satz zu den meisten anderen Grünkunstwerken der Habsburger-Monarchie – von
Anfang an für die Erbauung der Bürger
und nicht als Luxus der Fürsten geplant
war. Eine Spende des „guten Kaisers“ finanzierte schließlich den Äskulaptempel,
doch das größte Verdienst erwarb sich ein
Baron und Fabriksbesitzer namens Lang,
der mit der gewaltigen Investition von
35.000 Gulden den oberen Teil der Parkanlage in den Fels sprengen und überaus
romantisch ausbauen ließ.
Der Gartenmanie der habsburger ist
die große Ausstellung im Badener Kaiser­
haus gewidmet. Zu sehen von 23. 4. bis
1. 11. 2016, Infos – auch über das vorteil­
hafte Kombiticket für den Besuch der
Badener Ausstellung sowie Schloss Hof
und Schloss Niederweiden finden Sie
unter www.gartensommer.info
Ein Folder zum Thema Habsburger
Gartenmanie ist ab Anfang April bei der
Niederösterreich­Information erhältlich
(Tel. 02742/9000­9000).
Wirtshaus-Frühling
buchTiPPs
Auf, raus aufs Land!, heißt es in dieser wunderbaren Jahreszeit.
und wohin dort? Zu kulinarischen Erlebnissen im Wirtshauskultur­Wirtshaus.
Wenn die Vöglein zwitschern und die Natur
erwacht, erwacht auch der Appetit! In
einem solchen Fall ist das brunchen eine
wunderbare Idee. Zahlreiche Wirtshaus­
kultur­Wirte haben dazu das passende
Angebot. Hier eine Auswahl:
Nicht zuletzt weist das Stichwort Märzen­
Bier auch darauf hin, dass im Frühling auch
des bieres frische zum Wohlbefinden
des Menschen beitragen kann. Zu folgen­
den Terminen ist dies schmackhaft zu
überprüfen:
• Von 26. bis 28. März gibt’s beim
bauer & Wirt Langthaler in Pömling
Osterbrunch. Jeweils ab 11 uhr, das
Thema lautet „Alles rund um’s „Wach­
auer Strohschwein“ – und vieles mehr!
www.gasthaus­langthaler.at
• Am 23. April ab 17 uhr wird im Gast­
haus Zum goldenen Löwen, Maria
Taferl, ein Tag des Bieres begangen.
www.freyswirtshaus.at
• Am 27. März wird im Drei königshof,
Stockerau, ebenfalls ein Osterbrunch
geboten. www.dreikoenigshof.at
• Am 10. April ab 11.30 uhr bittet das
Gasthaus mit Gästehaus bsteh,
Wulzeshofen zum Frühlingsbrunch.
www.bsteh.at
• Am 17. April ab 11.30 uhr steht das
Gasthaus Weiler in Laa/Thaya ganz
im Zeichen des Frühlingserwachens.
www.weilerlaa.at
Der Frühling ist aber nicht nur eine Zeit
des gehobenen Appetits, sondern auch
eine der Fröhlichkeit, die durch Musik
besonders gut zum Ausdruck gebracht
werden kann. Appetitliche Wirtshaus­
termine mit musikalischer Begleitung sind
zum Beispiel diese:
• Jederzeit nach Vorbestellung bietet
der Gasthof stumpfer in Schönbühel
Bierdegustationen an.
www.stumpfer.com
Der gute rat zur guten Tat:
Zum Muttertag – am 8. Mai – Wirtshauskultur-Gutscheine schenken. Denn diese
sind einlösbar in mehr als 230 gastlichen
Stätten der Wirtshauskultur und die Be­
schenkte kann sich sowohl Ort als auch Zeit
der Feier aussuchen. Gilt übrigens auch für
das Beschenken der Väter und den Vatertag
am 12. Juni! Erhältlich sind die guten
Scheine unter 02742/9000­9000 und
via www.wirtshauskultur.at
Wirtshauskultur-Gutschein
• Am 8. April ab 20 uhr sind im salzstadl krems unter dem Titel Españo­
leta spanische Harfenklänge zu hören.
www.wirtsh ausku
ltur.at
lt
Wirtshausku
• Am 22. April ist ebenfalls im salzstadl
und ebenfalls ab 20 uhr das Bettina
Krenosz Jazz Quartett zu hören.
www.salzstadl.at
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ur-Gutschein
.at
hau sku ltur
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Landschaften, küche
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Mostviertel – aus ver­
schiedenen Blickwin­
keln dar und gibt so
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zahlreiche Fotos. Grubbe Verlag.
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und Wirtshaus­Autor
Klaus Egle legt mit die­
sem Band die aktuelle
Ausgabe des einzigen
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Österreichs vor.
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Eisenstraße. auf den Wegen des
Eisens in niederösterreich
Eine Reise durch ge­
schichtsträchtige Fluß­
täler und zu Bergen, die
für die Wirtschaft und
das Leben einer Region
bestimmend waren.
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kultur Niederösterreich
Tel. 02275/46 60,
www.volkskulturnoe.at
Was sie schon immer über
Wirtshauskultur wissen wollten.
Prof. G. nuss klärt auf.
Schon setzt der Genussexperte Herrn Meier auf die richt’ge Fährte: Lieber Mann
des Appetites, in der Tat ist’s ein beliebtes Spiel in dieser Jahreszeit, dass figurbewusste Leit’ sowie Vitaminverehrer, Diätexperten, Xundheitslehrer im gemüsigen
Gedanken gedenken sichtbar abzuschlanken, um sommers über Schwimmbadsplanken frisch entschlackt einherzuschwanken und vor Lebenskraft zu prangen,
aber dünn wie Bohnenstangen. Dies ist verbreitete Manie, weiter kommt man ohne
sie, falls der Leib vor Hunger grimmt, was die Seele schwer verstimmt, denn merke:
Nur der frohe Mann als solcher lange leben kann, während griesvergrämte Leute
werden oft zur fetten Beute negativer Frohsinnsschwankung, auch genannt Gemütserkrankung. Lange leben ohne Freuden heißt die Lebenskraft vergeuden, also lautet
der Beschluss, dass der Mensch das essen muss, was sein Wesen glücklich macht
(auch wenn der Hosenbund mal kracht). Weise, wer im Wirtshaus speist, wo der Wirt
sehr gern beweist, dass gemüsige Gerichte mit erhöhter Nährwertdichte kochen kann
man ohne Zahl, der Gast hat nur die Wahl der Qual – zu nennen wären Bärlauchnocken,
Buttertopfenkräuterbrocken, Spinatknödel unter Käs’, Spargel in Soß hollaundäs.
USS
JÜ R GEN SK A R WA N
N
PROF
.G
SIE
Einen frühlingsfrischen Gruß, send’ ich Ihnen, Dr. Nuss, eng verbunden mit der
Frage, warum Menschen dieser Tage viel von Frühlingsküche schwätzen und sie offenbar
sehr schätzen? Wo doch Blüten, Blätter, Sprossen niemals füllen einen großen Magen
wie ich einen habe, plus die unbequeme Gabe, stets zu spüren einen Hunger, wie ein
Elefant, ein junger. Schreibt Herr Otto Muskelmeier aus Großschweinsdorf an der Thaya.
.N
FR AG
E
www.wir tshausku ltur.at
Wenn einer was wissen muss, frage er Prof. Nuss: [email protected]
Frühling 2016
13
Wenn guter Geschmack auf Reisen geht
GENuSSREISE DER SAISON. Auf ins Land, wo die Mostbirnbäume blühen! Auf dieser Streiftour lässt sich nicht nur das Land
genießen, sondern es bestehen auch zahlreiche Möglichkeiten, regionale Köstlichkeiten einzukaufen und zu verkosten.
GuTEs EinkaufEn. Wer den Geschmack
des Mostviertels mit nach Hause bringen oder
verschenken will, kann sich bei den folgenden
Adressen damit eindecken: Bei der Mostelleria
in Öhling, wo man auch eine Obstgarten­
führung mitmachen kann, bei Seppelbauers
Mostothek in Pittersberg, wo man die Produk­
tion besichtigen kann, und bei Familie Gebets­
berger in Stephanshart, wo es das berühmte
Bauernhof­Eis gibt, dessen Erzeugung auch
vom Verkaufsraum zu beobachten ist.
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nussreise ins Mostviertel: der Mostbauernhof
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in St. Peter in der Au und das RelaxResort
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ROBERT HERBST
EssEn & TrinkEn. Vielfältig sind die Gele­
genheiten zu kulinarischen Genüssen im
Mostviertel, und diese gastlichen Stätten ken­
nen sich besonders gut damit aus: Der Land­
gasthof Bachlerhof in Kematen/Ybbs, der
einen der besten Schweinsbraten des Landes
in den Ofen und auf die Teller bringt, der Heu­
rige Zur Steinernen Birne in St. Peter in der Au,
der elegant beweist, was an Geschmackskraft
im Most stecken kann, und wo sich – wie in
fast allen Mostheurigen des Viertels – die
MoStviertel
der „Vierkanter Gottes“ genannt wird, das in
jeder Hinsicht geschmackvolle MostBirnHaus
Ardagger und die Rosenfellner Mühle in
St. Peter in der Au, in der Österreichs einzige
Müllermeisterin werkt.
Gelegenheit bietet, den Mostviertler Schofkas
zu verkosten.
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■ ... stück Presshaus XiV, 2015
à € 15,– zuzügl. € 5,40 Versandkosten
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Frühling 2016
15
P.b.b.
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Postaufgabe: 11. März 2016
Gleich neben
der Stadt
DORIS KNeCHT über eine zugfahrt
zu einem honiggelben Fluss, der über
Felsen rollt und einer der besten ist,
die man sich denken kann.
enn ich von Wien ins Waldviertel
fahre, ist ein Umstand immer aufs
Neue ganz unfassbar: Man steigt in Wien
in den Zug, mitten in dicht verbautem
Gebiet; graue Gassen, vielstöckige Häuser, Straßenbahnen und lärmiger Verkehr.
Man schaut schläfrig zum Fenster hinaus
der Donau zu, bis Kritzendorf vielleicht,
lässt dann die Lider zu- und sich selbst
in ein Schläfchen fallen; ein kurzes bloß.
Und erwacht keine halbe Stunde später
nicht in einem vorstädtischen Industriegebiet, wie in anderen Metropolen, nicht
in einem Vorort, nicht in einem Speckgürtel. Sondern: am Land. Am landigsten
Land, im grünsten Grün, in den hügeligsten Hügeln. Felder, Wälder, Auen. Weinberge, Kellergassen, Traktoren. Rehe,
überall. Eben noch war man in der steinernen Großstadt, jetzt ist man inmitten
fetter Natur. Man steigt in Hadersdorf
aus, an seinem äußersten Rand, wo das
Waldviertel noch wie das Weinviertel ausschaut. Im besten Fall wartet dort am
selben Bahnsteig schon ein weiterer Zug,
klein und kurz, ein Wagen nur, mit einem
Schild an der Tür, das „Horn“ verspricht.
Den besteigt man.
Es folgt, im Frühling, im Sommer, im
Herbst, ganz egal: eine der wunderbarsten
Bahnfahrten, die in Österreich denkbar
sind. Es ist gar nicht spektakulär, es ist
nur so schön. Der kleine Zug fährt das
Waldviertel, das ja eher als hantig und etwas zurückhaltend bekannt ist, nämlich
von seiner lieblichen, anschmiegsamen
Seite an: vom Wein her. Durch das südliche Kamptal, wo die Rebstöcke den Wald
noch in Schach und ein wenig fern halten,
wo die Landschaft sich noch gefällig und
von Wein überzogen vor die Reisenden
legt, wie eine willige Geliebte. Weinbauernhöfe und Heurige mit Aussicht. Langenlois
und Zöbing, Schönberg und Stiefern. Und
auf einmal schmiegt sich von rechts der
Kamp an die Bahnstrecke, an den kleinen
Zug, an die Reisenden.
Jetzt ist der Kamp einer der besten Flüsse, die überhaupt denkbar sind, und wer
ihn sieht, wer ihn so sieht, verfällt ihm
gewöhnlich auf der Stelle. So ist das. So
ging es mir: Ich wollte dort sein. Es ist, zu
jeder Jahreszeit, unfassbar, wie schön dieser Fluss ist, wie er, honiggelb vom Eisen,
über Felsen rollt, wie er sich einbremst und
wieder beschleunigt, wie samtig seine Ufer
sind. Wie die Enten von den Brutstätten an
seinen Rändern aufflattern, die Reiher über
ihn hinwegziehen, die blitzblauen Eisvögel
flattern, die Forellen springen. Manchmal
trägt er ein Gummiboot. Und die alten
Holz-Badeanstalten mit ihren Liegewiesen
erinnern daran, dass der Kamp einmal
warm war und man früher gern in ihm
gebadet hat, zur Sommerfrische.
Jetzt ist er kalt, durch die Stauseen
weiter oben, dort wo das Waldviertel so
richtig zu waldvierteln anfängt: Bald nach
Schönberg wird der Wein weniger und bei
Plank hört er auf. Und da wird es ein bisschen rauer. Ein bisschen kantiger. Nicht
weniger schön und idyllisch; ein bisschen
introvertierter und herber und nicht so
anlassig wie unten, beim Wein.
Unnahbarer, etwas schwerer zu erobern. Und wunderschön, wenn man sich
darauf einlässt; gleich dort, neben der
Stadt, nur zwei Schläfchen entfernt.
Doris Knecht ist Schriftstellerin
und Kolumnistin. Ihre Romane
„Gruber geht“, „Besser“ und
„Wald“ sind bei Rowohlt Berlin
erschienen.
Sie lebt mit ihrer Familie in Wien
und im Waldviertel.
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