Schlachten bei Sempach und Näfels www.mittelschulvorbereitung.ch/hist CH13s Der folgende Text über den Kampf der Eidgenossen gegen die Habsburger bei Sempach (1386) und bei Näfels (1388) enthält 18 Sätze mit Unwahrheiten. Streiche sie! Ein erster unrichtiger Satz ist als Beispiel bereits durchgestrichen. Die Habsburger wollten den Kampf gegen die Eidgenossen nicht aufgeben. Die habsburgischen Adeligen waren nämlich begeisterte Alpinisten, welche die Schönheit der Schweizer Bergwelt zu schätzen wussten. Und natürlich waren sie am Land entlang der wichtigen Nord-Süd Verbindungen interessiert. Schliesslich waren sie es, die meist den Kaiser des Deutschen Reiches stellten. Und dieses „Heilige Römische Reich deutscher Nation“ umfasste nicht nur Deutschland und Österreich, sondern auch Italien. Heldentod Arnolds von Winkelried in der Schlacht bei Sempach im Jahr 1386. Heroisierende Darstellung aus dem 19. Jh. Der Neffe des am Morgarten geschlagenen Herzogs Leopold war ein glänzender Ritter ohne Furcht und Tadel und in vielen Turnieren erprobt. Er hatte an der berühmten Militärakademie von West Point bei New York studiert. Dieser Leopold III. organisierte einen neuen Versuch, die Eidgenossenschaft zu vernichten. Aus ganz Süddeutschland strömte im Sommer 1386 der Adel mit Eigenleuten und Söldnern zum Feldzug gegen die Eidgenossenschaft. Bei Brugg im Aargau sammelte der Herzog sein Heer. Der erste Angriff galt diesmal den Luzernern, die 1332 in den Bund der Eidgenossen eingetreten waren und damit den Ring um den Vierwaldstättersee geschlossen hatten. In einem jahrelangen Kleinkrieg hatten die Luzerner die habsburgische Herrschaft im Umkreis ihrer Stadt empfindlich geschmälert, Sempach und das Entlebuch erobert und mehrere Burgen zerstört. Die darauf erfolgten Vermittlungsversuche des Generalsekretärs der Vereinigten Nationen scheiterten. Während eine kleine Abteilung der Habsburger einen Scheinangriff auf Zürich (seit 1351 im Bund der Eidgenossen) ausführte, zog Herzog Leopold III. mit seinem grossen Aufgebot von Rittern und Kriegsknechten gegen Luzern - über Zofingen und Willisau, das in Flammen aufging. Darauf traten die Kriegsknechte in einen Streik, der erst nach zähen Verhandlungen zwischen dem habsburgischen Hof und der Landsknechtgewerkschaft beigelegt werden konnte. Nun zogen die Heereskolonnen Sempach zu. Die Der Text ist mit etlichen Erweiterungen, Anpassungen Habsburger hatten das Städtchen gegründet, weil es und Änderungen aus dem Kapitel „Sempach und Näfels“ eines Geschichtsbuches entnommen, das in auf dem Weg von Basel nach Italien an der den 1950er-Jahren obligatorisches Lehrmittel an Gotthardroute lag, welche sich die Habsburger seit Schweizer Sekundarschulen war. Der Bearbeiter dieses Textes hat aber noch achtzehn Sätze zweihundert Jahren sichern wollten. Dann hatten es hineingeschmuggelt, die klar ersichtlich Unwahres ihnen die Luzerner weggenommen. oder Anachronismen enthalten. Es war Erntezeit und vor allem sehr heiss. Das Summen und Brummen der Mähdrescher übertönte das Hufgeklapper der österreichischen Heereskolonne. Weil die Eidgenossen den 1 feindlichen Hauptstoss in Zürich erwarteten, hatten sie dort ein starkes Heer versammelt. Als sie ihren Irrtum bemerkten, verschoben sie ihre Truppen in Eilmärschen Richtung Luzern. Unweit von Sempach, beim habsburgischen Städtchen Sursee, bezog Leopolds Heer ein letztes Nachtlager. Bei Tagesanbruch des 9. Juli brach es in Richtung Sempach auf, wo in der Morgenfrühe die Vorhuten der beiden Heere aufeinandertrafen. Der Hauptharst der Eidgenossen wartete auf der Anhöhe, vom Wald gedeckt. Es war ein eher kleiner Haufe von tausendfünfhundert Mann. Der Frauenhilfsdienst (FHD) jedoch umfasste 500 für den Nachschub besorgte Helferinnen, die an diesem heissen Tag vor allem für Getränke besorgt sein mussten. Die siegesgewissen Ritter wollten den Kampf mit den Eidgenossen allein bestehen und liessen ihr Fussvolk - die schwäbischen Landsknechte - hinter sich. Die Sonne brannte fürchterlich auf die Eisenrüstungen. Dass die Ritter unter der Rüstung dicke Wollkleider gegen das Scheuern trugen, machte die Situation keinesfalls besser. Nur der Herzog und sein näheres Gefolge genossen die Annehmlichkeit einer klimatisierten Kutsche. Leopold liess die Ritter absteigen und eine breite, mehrere Mann tiefe, von Spiessen starrende Front bilden. Den Rat seines Hofes, die Schlacht nur aus der Ferne zu lenken, wies er zurück. „Mit euch will ich siegen oder sterben!“ Auf der Habsburger Fahne steht ja „Wir werden’s schon schaffen“ als Devise. Die Eidgenossen knieten nieder zum Gebet. Dann rannten sie in Keilform mit lautem Geschrei an den Feind heran. Aber es war unmöglich, in den mörderischen Speerwall einzubrechen. Sechzig Eidgenossen verbluteten - umsonst. Der Sanitätsdienst hatte alle Hände voll zu tun. Die unheimliche Mauer vor den Eidgenossen begann sich zur Sichel zu krümmen und drohte, sie zu umklammern und zu erdrücken. Reporter der Sensationspresse waren wie immer dabei und berichteten dann in Extrablättern von der sensationellen Wende der Schlacht. In der höchsten Not trat nämlich der Unterwaldner Arnold von Winkelried hervor und rief: „Eidgenossen, ich will euch eine Gasse bahnen! Sorget für mein Weib und meine Kinder!“ Mit kräftigen Armen umschlang er mehrere Spiesse zugleich, grub sie in seine Brust und drückte sie fallend zu Boden. Rasch drangen die Eidgenossen über seinen Leichnam hinweg durch die entstandene Lücke vor, und unter den Hieben ihrer Streitäxte sanken die gepanzerten Ritter nieder. Die langen Speere waren den Rittern jetzt nur hinderlich. Eine Weile hielt Herzog Leopold selber das Habsburger Banner über die kämpfenden Ritter hoch. Es zeigte einen schwarzen Bären, der ein gelbes Band auf roten Grund hochschreitet. Dann traf auch den Herzog ein tödlicher Streich. Die Überlebenden flohen entsetzt. Aber nur wenige entkamen, denn inzwischen waren die treulosen Reitknechte auf den Hengsten ihrer Herren mit dem flüchtenden Fussvolk davongeritten. Während die Eidgenossen zweihundert Mann verloren hatten, liess der Feind mehr als zweitausend Gefallene auf dem Schlachtfeld zurück, darunter über 600 hohe Adelige. Per Telegraf wurde das Resultat der Schlacht sofort alle europäischen Hauptstädte übermittelt, worauf die Börsenkurse zusammenbrachen. Der Sieg des Bauern- und Bürgerheeres bei Sempach über das kampfgeübte Ritterheer, sozusagen Amateure gegen Profis, erregte im ganzen Deutschen Reich, von Rom bis an die Nordseeküste, Schrecken oder Bewunderung - je nach Gesinnung. Die Pazifisten boykottierten noch jahrelang eidgenössische Handelsware, während die Rechtspopulisten das Land mit Stacheldraht entlang der schweizerischösterreichischen Grenze abschotten wollten. Der Held Winkelried wurde in vielen Liedern 2 besungen und blieb unvergessen. Noch heute sind Lieder über Arnold von Winkelried regelmässig ganz oben in den Charts. Das Tal der Linth zwischen dem eisbedeckten Tödi und dem rauen Walensee war fünfhundert Jahre lang im Besitz des Klosters Säckingen am Rhein gewesen, weshalb der Schutzheilige dieses Stiftes, Fridolin, noch heute im Glarnerwappen steht. Im Laufe der Zeit hatten die Habsburger die gesamte Landesverwaltung und auch die Gerichtsbarkeit in ihre Hände gebracht und die Gotteshausleute allmählich in habsburgische Untertanen verwandelt. Die Einkünfte der Seilbahnen und des Wintertourismus flossen in habsburgische Taschen. Im Jahr 1351 aber führten die Zürcher Krieg mit Habsburg und fielen deshalb mit ihren Verbündeten im Glarnerland ein. Sie zerstörten die habsburgische Zwingburg und nahmen die Glarner in den Bund der Eidgenossen auf. Zwei Jahre nach der Schlacht bei Sempach, im Frühling 1388, sammelten die Habsburger in der Ostschweiz und jenseits des Bodensees, im Elsass und im Schwarzwalt ein neues Heer. Damit wollten sie Glarus zurückgewinnen. Die Pässe waren noch tief verschneit und eidgenössische Hilfe fast unmöglich, als das habsburgische Heer die nur schwach besetzte Letzi durchbrach. Letzi nannte man die tobleroneähnlichen Panzerhindernisse, die sich übers offene Feld zogen, um die Taleingänge zu schützen. Die Habsburger ergossen sich sengend und plündernd übers Land, während ein kleiner Haufen von Glarnern sich an einer Geröllhalde oberhalb Näfels sammelte. Da liessen die Habsburger vom Plündern ab und zogen mit Fussvolk und Reiterei den Glarnern entgegen. Diese empfingen sie mit Wasserwerfern, Gummigeschossen und Tränengas. Ein Chronist berichtet: „Die Glarner wurfen mit handvölligen Steinen grausenlich in die Herren und in die Ross. Also wurden die Gaul von dem Werfen tobig und schellig, dass etlich die Herren abwurfen und sich nicht wollten lassen wenden noch weisen; und ward ein Gedränge und Gestreckung der Rossen ineinander, dass sich die Herren nicht geruhen noch gewehren mochten.“ Schlacht bei Näfels von 1388. Zeitgenössische Illustration (Chronik Diebold Schilling) Ein wilder Kampf begann. Die Pistolen-, Gewehr- und Kanonenschüsse hallten gewaltig den Felswänden entlang. Die sich aufbäumenden Pferde überrannten das eigene Fussvolk. Und in diesem Augenblick höchster Verwirrung stürmten dreissig Schweizer vom Berg her und stimmten ein Kriegsgeschrei an, als ob ein ganzes Heer im Anzug wäre. Da floh der Feind, und die Eidgenossen jagten hinter ihm her. Der Chronist berichtet weiter: „Und als sie an die Bruck gen Wesen kamen, da war ihr Gedränge so gross, dass die Bruck einbrach, und ertrank viel Volks. Denn ihrer war so noth zu fliehen, dass niemand des andern achtet und zog einer den andern hinunter.“ Nach der Schlacht bei Näfels musste Habsburg seine Herrschaftsansprüche in Glarus aufgeben. Die Glarner blieben als freie Landgemeinde im Bund der Eidgenossen. 3
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