Abgeordnetenhaus Berlin Enquete-Kommission „Neue Energie für Berlin“ zum Thema „Institutionen“ Stellungnahme Alliander Alliander AG 26. Mai 2015 Alliander – Ergebnis der Entscheidung von Ländern und Kommunen Alliander ist der größte Betreiber von Strom- und Gasversorgungsnetzen in den Niederlanden. Mit seinen ca. 7.000 Mitarbeitern sichert die Gesellschaft die energiewirtschaftliche Infrastruktur in 182 Städten und Gemeinden mit einer Bevölkerungsanzahl von insgesamt ca. 6,5 Mio. Das entspricht einem Marktanteil von 39% bzw. 31% gemessen am Anteil der niederländischen Gesamtnetzlänge. In Deutschland ist die Alliander AG seit 2002 Netzbetreiber. Die Alliander N.V. verfügt über eine stabile Gesellschafterstruktur mit ausschließlich öffentlichen Gesellschaftern. Größte Gesellschafter sind dabei die niederländische Provinz Gelderland (45%), die Provinzen Friesland (13%) und Nord-Holland (9%) sowie die Stadt Amsterdam (9,0%). Darüber hinaus sind viele weitere niederländische Kommunen mit 24% beteiligt. Insofern ist Alliander zu 100% in der Hand der Länder und Kommunen. In der Historie kann auf eine seit über 100 Jahren ununterbrochene Kontinuität im Betrieb von Strom- und Gasnetzen verwiesen werden. Die Energieerzeugung und der Energiehandel, die Wasser- und Fernwärmewirtschaft waren bis 2009 mit dem Energienetzbetrieb im gemeinsamen Konzern Nuon vertreten, bevor die Alliander N.V. abgespalten wurde. Dabei hatte die Unternehmung der öffentlichen Gesellschafter bis 2009 innerhalb von 20 Jahren eine sehr erfolgreiche Wertentwicklung von 80 Mio. € auf ca. 17 Mrd. € vorzuweisen. Eine Erfolgsbedingung war dabei, dass die öffentlichen Gesellschafter wie private Gesellschafter Zielvorgaben definierten und die operative Tätigkeit ausschließlich von einem professionellen Management ausgeübt wurde. Im Zuge strategischer Entscheidungen haben sich die öffentlichen Gesellschafter entschieden, nur noch die Netze und den Netzbetrieb als Teil der technischen kommunalen Infrastruktur in Form der Alliander N.V. im Besitz zu halten und die Wertschöpfungsstufen Erzeugung und Vertrieb für 9,6 Mrd. € zu verkaufen. Heute ist Alliander ein reiner Netzbetreiber mit eigenen Netzen und nicht aktiv in den Wertschöpfungsbereichen Produktion, Handel und Vertrieb von Energie. Die Gesellschafter von Alliander standen seinerzeit wie heute das Land Berlin vor zukunftsweisenden Entscheidungen für die Entwicklung der technischen Infrastruktur und des unternehmerischen Engagements. Entscheidungsgründe dafür waren seinerzeit u.a.: - Gewährleistung der Energiewende durch Modernisierung der Verteilernetze mittels hoher Investitionen in die Verteilernetze (Investitionen größer als Abschreibungen) - diskriminierungsfreier Netzzugang für alle dezentralen Erzeuger unabhängig von Einzelinteressen - Trennung von reguliertem Monopol und wettbewerbsorientierter Marktwirtschaft (Vermeidung von Transfers aus dem Netzbetrieb in andere Wettbewerbssektoren von Unternehmen) Seite 2 von 12 - Durchsetzung der örtlichen Energie- und Umweltpolitik mittels gesellschaftl. Zielvorgaben - Preiswerte Netzentgelte als Standortfaktor für alle Energiebezieher mittels Gestaltung effizienter Strukturen unter Nutzung von Synergien (Querverbund im Netzbetrieb Strom und Gas) - Gesicherte Renditen mit regulierten Netzentgelten; niedrige Unternehmensrisiken - Gesetzliche Vorgaben zum Unbundling Die Erwartungen der Gesellschafter auf eine zuverlässige und sichere Energieversorgung mit Umweltfreundlichkeit, Nachhaltigkeit und Sozialkompetenz, mit einer leistungsstarken und standortfördernden Infrastruktur, mit attraktiven und preiswerten Netzentgelten, und natürlich auch einer zuverlässigen Erwirtschaftung von Gewinnen in einem regulierten Markt mit seinen reduzierten Unternehmensrisiken wurden erfüllt. So konnte Alliander in den letzten 5 Jahren kontinuierlich bei einem Umsatz von 1,4 bis 1,7 Mrd. € zuverlässig einen stetigen Gewinn von über 200 bzw. 300 Mio. € erzielen. Alliander verfügt über eine sehr hohe Solvenz und wird von den internationalen Ratingagenturen für den Kapitalmarkt mit einem erstklassigen Unternehmensrating bewertet. Laut einem französischen Benchmarking-Report (Capgemini Consulting 2011) hat Alliander unter den europäischen Verteilnetzbetreibern das beste Kostenmanagement (geringste Opex). Der Global Competitiveness Report 2012-2013 des World Economic Forums stehen die niederländischen Elektrizitätsnetze auf Platz 1 im internationalen Vergleich. Dieses Qualitätssiegel ist nicht zuletzt zu einem großen Teil auf die Kompetenz des größten niederländischen Netzbetreibers – der Alliander N.V. – zurückzuführen. Aus der ausschließlichen Konzentration auf das Netzgeschäft erwächst eine hohe Expertise und Motivation: Der Alliander Konzern beweist, dass es Netze auch unter strengen Regulierungsbedingungen über einen langen Zeitraum hinweg wirtschaftlich betreiben und die Vermögenswerte durch eine kluge Investitionsstrategie sichern kann. Quersubventionierungen aus dem Netz in andere Wertschöpfungsstufen (wie Handel, Vertrieb oder Erzeugung) – wie sie in Teilen der deutschen Energiewirtschaft zu beobachten sind – sind weder möglich noch gewünscht. Bei einem reinen Netzbetreiber konkurriert das Netz nicht um Investitionsmittel mit den Wertschöpfungsstufen Erzeugung und Vertrieb. Insofern besteht bei Investitionen in die Versorgungssicherheit kein Interessenkonflikt mit kommunalen Infrastrukturinteressen. Das auf den Netzbetrieb fokussierten Unternehmen Alliander tätigt seit 2009 Investitionen in Höhe von ca. 370 bis 580 Mio. €, die mit über 150% bis ca. 190% die jährlichen Abschreibungen deutlich übersteigen. Damit sollen u.a. in einer Investitionsstrategie 2020 die netztechnischen Voraussetzungen für die Umsetzung der „Energiewende“ mit ihrer Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit bei optimaler Integration von verwandten Anliegen (Wohnen, Verkehr, Wirtschaft, Verwaltung, …) geschaffen werden. Zur Sicherung Seite 3 von 12 der Zukunftsfähigkeit der Netze in einem von technologischen Neuerungen geprägten Umfeld sind diese verstärkten Investitionen in die kommunale technische Infrastruktur zwingend erforderlich. Alliander zeigt in seinen Ergebnissen, dass sich die Zielstellungen preiswerte und attraktive Netznutzung der Kunden und kontinuierliche Gewinne der kommunalen Gesellschafter auch unter den Bedingungen hoher Investitionen und hoher Zuverlässigkeit bzw. Sicherheit nicht ausschließen. Alliander betreibt in 117 Netzgebieten das Strom- und Gasnetz gemeinsam im Verbund und nutzt damit natürlich die vorhandenen Synergien zum Wohle der Kunden und der Gesellschafter kosteneffizient. Durch den Tausch von Netzgebieten mit anderen Netzbetreibern soll der Verbund weiter ausgebaut werden. Durch die Unternehmensstruktur mit einem gemeinsamen Betrieb der Strom- und Gasnetze im regulierten Markt werden die auftretenden Synergien im Overhead, in der Kundenbetreuung, im Einkauf und der Logistik, im Investitions- und Baumanagement, im Last- und Störungsmanagement, der EDV etc. pp. mittels der Aufbau- und Ablauforganisation umgesetzt. Für die Kunden bzw. Netznutzer werden die Nutzung der Synergien u.a. durch preiswerte Netznutzungsgebühren, eine koordinierte Netzleitstelle, eine koordinierte Kundenbetreuung und mittels der koordinierten Leitungsverlegung durch eine Reduzierung der Straßenbauarbeiten sichtbar. Wie sich die Entscheidungen der niederländischen Länder und Kommunen, die öffentlichen Strom- und Gasnetze in einem eigenen Unternehmen „Alliander N.V.“ betreiben zu lassen, seit 2009 bis heute für die Gesellschafter, die Netznutzer bzw. Kunden, die Mitarbeiter und die technische Infrastruktur der Kommunen ausgewirkt haben, ist durch eigene Inaugenscheinnahme jederzeit ersichtlich. Berichtet werden kann auch durch die Gesellschafter darüber, wie der Stand der Umsetzung der standortbezogenen energie-, umwelt- und wirtschaftspolitischen Ziele der Länder und Kommunen durch die Alliander N.V. insbesondere vor dem Hintergrund der Herausforderungen durch die „neue Energiewirtschaft“ ist. Denn deutsche und niederländische Länder und Kommunen stehen vor den gleichen Herausforderungen und haben ersichtlich identische energie-, umwelt- und wirtschaftspolitische Ziele. Insofern sind das Land Berlin und die Enquete- Kommission im Abgeordnetenhaus eingeladen, Alliander zu besuchen und sich selbst ein Bild vor Ort zu machen. Eine Zusammenarbeit in Europa ist für alle Länder und Kommunen hilfreich und förderlich. Strukturvorschlag für einen großen Netzbetrieb in Berlin Angesichts der rundum positiven Erfahrungen von Alliander mit einem kombinierten alleinigen Netzbetrieb in den Niederlanden und den o.a. Ausführungen empfiehlt Alliander dem Land Berlin, im Rahmen einer erfolgreichen Konzessionsausschreibung die Strom- und Gasnetze zu übernehmen und von einer eigenen Netzgesellschaft betreiben zu lassen. Seite 4 von 12 Der Betrieb der Strom- und Gasnetze erfolgt in einem vom Staat regulierten Markt und mittels der Netze liegt naturgemäß ein örtliches Monopol vor. Das operative unternehmerische Risiko ist im Vergleich mit anderen Sektoren, wie dem Energiehandel oder die Energieerzeugung gering. Die wirtschaftliche Betätigung der Länder und Kommunen im Bereich der leitungsgebundenen Infrastruktur ist im Vergleich mithin risikoarm. Soweit die Synergien leitungsgebundener Infrastruktur optimal genutzt werden sollen empfiehlt es sich zu prüfen, auch den Betrieb der Wassernetze in einer gemeinsamen Netzgesellschaft durchzuführen. Der Nutzen des gemeinsamen Betriebes von Gas- und Wassernetzen ist bereits historisch vielfach belegt und in den meisten Kommunen Deutschlands üblich. Die Berufsausbildung von Gas- und Wassermonteuren ist in Deutschland schon seit über 100 Jahren üblich. In einer Studie von A.T. Kearney ist belegt, dass heute unter den Top 50 Großstädten in Deutschland lediglich Berlin und Hamburg (noch) nicht von den Vorteilen eines spartenübergreifenden Querverbunds aus Gas, Strom und/oder Wasser profitieren. So verfügen 38 Städte über einen 3-Spartenverbund und 10 Städte über einen 2-Spartenverbund. Nicht betrachtet wurde in der Studie die Fernwärmeversorgung, da diese ohnehin in der Regel kommunal ist. Bei der quantitativen Betrachtung der Netznutzungsentgelte wird entsprechend insbesondere für Berlin ein deutlicher Kostennachteil – d.h. deutlich erhöhte Netznutzungsentgelte für die Berliner Bürger – deutlich. Ein überraschendes Ergebnis der Studie ist, dass Berlin heute trotz seiner Größenvorteile noch nicht über ein angemessenes Niveau bei den Netznutzungsentgelten verfügt. Im Rahmen dieser Studie basierend auf öffentlichen Informationen zu Netznutzungsentgelten deutscher Großstädte bestätigt die Unternehmensberatung A.T. Kearney die Erfahrungen der Alliander N.V., dass die Realisierung eines spartenübergreifenden Querverbunds Synergien schafft und damit Kostensenkungspotentiale bei den von den Bürgern zu tragenden Netznutzungsentgelten auch in Berlin ermöglicht. Im Wärmemarkt ist zur Aufwandsoptimierung im Sinne einer sicheren und bezahlbaren Versorgung ein Zusammenwirken von Gas-, Nah- und Fernwärmenetzen territorial geboten. Doppelstrukturen sollten im Sinne der Kunden vermieden werden. Im Zuge des Wandels der Energiewirtschaft zur verstärkten dezentralen Energieerzeugung und -speicherung findet technisch bedingt die Tendenz eines stärkeren Zusammenwirkens der Strom-, Gas- und Fernwärmenetze statt. Vor diesem Hintergrund ist auch die Einbeziehung der Fernwärmenetze in einen Netzbetrieb für die leitungsgebundene Infrastruktur Strom, Gas, Wasser, Fernwärme nachvollziehbar. Allerdings sind die Fernwärmenetze traditionell im Zusammenhang mit zentralen Erzeugern stehend. Vertragliche Abnahmen und Einspeisungen zwischen Erzeugern und Netzbetreibern sind allerdings nicht ungewöhnlich. Insofern ist ein Betrieb der Leitungen nicht zugleich verpflichtend mit der unternehmerischen Entscheidung zum Betrieb von Energieerzeugungsanlagen. Seite 5 von 12 Der Aufbau eines digitalen Informationsnetzes mit hoher Leistungsfähigkeit ist mit einer gemeinsamen Nutzung für die Anlagen der Strom- und Gasnetze, für die Beherrschung dezentraler Einspeisungen oder Speicher bzw. der Gestaltung flexibler Erzeugungs- und Bedarfsstrukturen für technisch intelligente Netze erforderlich und gestaltbar. Auch andere Bereiche wie Wohnen, Verkehr, Wirtschaft und Verwaltung können und sollten in diese Infrastruktur integriert werden. Fazit: Vor dem Hintergrund der Erfahrungen der Länder und Kommunen in den Niederlanden wird dem Land Berlin die Übernahme des Eigentums der Netze Strom, Gas und Fernwärme (abhängig von Entscheidungen zu Wärmeerzeugungsanlagen) empfohlen. Ein im Eigentum des Landes Berlin stehendes Querverbundunternehmen mit der Aufgabe des ausschließlichen Betriebes der Netze Strom, Gas, Wasser, Fernwärme sollte gebildet werden. Angesichts der Bedeutung der smarten technischen Infrastruktur für die energie-, umwelt- und wirtschaftspolitische Standortentwicklung, die enormen Synergiepotentiale für die Preiswürdigkeit der Infrastruktur und die risikoarme wirtschaftliche Betätigung der Kommune mit einer sicheren regulierungskonformen Gewinnerwartung wäre diese Entscheidung folgerichtig. Die Anteilseigner sollten öffentlich-rechtlich sein. Eine gemeinsame Aufbau- und Ablauforganisation ist kosteneffizient, hochqualitativ und gestattet ein netzübergreifendes Zusammenwirken in der energiewirtschaftlichen Gestaltung und Steuerung. Ein gemeinsames Informationsnetz für alle Medien ist die Voraussetzung zur Schaffung der technisch intelligenten Netze der Zukunft. Im Rahmen der „alten Energiewirtschaft“ waren die Sektoren Handel/Vertrieb, Erzeugung und Netze gemeinsam in einem Unternehmen gebündelt, soweit kein Ownership-Unbundling stattfand. Der Handel/ Vertrieb und die Energieerzeugung sind im Wettbewerbsmarkt stehend und kurzfristigen Zielen verpflichtet, während die Netze einem natürlichen Monopol (reguliert Strom und Gas) entsprechen und Netzbetreiber für die kommunale Infrastruktur für längerfristige Zeiträume zu handeln haben. In der Energiewirtschaft ist eine strukturelle und unternehmerische Trennung des Netzbetriebes von den anderen Sektoren ein Erfolgsfaktor der Zukunft und allein aus Risikoerwägungen, dem Kapitalbedarf und der Langfristigkeit unternehmerischen Handelns notwendig. Die wirtschaftliche Betätigung im Wettbewerbsmarkt ist insofern mit höheren unternehmerischen Risiken verbunden. Handel und Vertrieb von Energie werden aufgrund der unternehmerischen Zielstellungen kommerziell erfolgreich durch privatwirtschaftlich aufgestellte Unternehmen erfüllt. Soweit eine wirtschaftliche Betätigung von Kommunen in diesem Bereich erfolgt, sollte u.E.n. immer eine unternehmerische Partnerschaft angestrebt werden. Eine Empfehlung können wir in dieser Sache nicht abgeben. Seite 6 von 12 Wärmemarkt in Berlin Im Zuge der technologischen Entwicklung ist die Anwendung der Kraft-Wärme- Kopplung mit den hohen energetischen Wirkungsgraden bei der Umwandlung von Rohenergie (Erdgas, Biogas, Pellets u.a.) in Wärme und Strom nicht nur in zentralen Heizkraftwerken sondern zunehmend wirtschaftlich auch in dezentralen Wärmeerzeugungsanlagen (BHKW, Mikro KWK u.a.) möglich. Entsprechend des benötigten Wärme- oder Kältebedarfs bietet die Industrie Anlagen für alle Anwendungsfälle an, auch für Mehr- und Einfamilienhäuser. Die Anlagen werden in der Regel wärmegeführt gefahren, können aber auch in den Kondensationsbetrieb zur kurzzeitigen Spitzenlastabdeckung gehen. Eine Zusammenschaltung der Anlagen mit Hilfe der Steuer- und Übertragungstechnik ist z.B. für eine zeitgleiche Einspeisung in Stromnetze möglich und damit ein Kraftwerkseinsatz. Insofern sind die dezentralen KWK- Anlagen ein Beispiel für das stärkere Zusammenspiel der Gas-, Strom- und Wärmenetze im Zuge der „Energiewende“. Die Gasnetze als Transportmittel für Rohenergie (auch nachhaltige Biogase, Erdgas, Stadtgas) und Speichermedium; die Wärmenetze mit ihren Energiespeichermöglichkeiten und die natürlich die unverzichtbaren Stromnetze in Ihrer Funktion der Energieaufnahme, des Transportes, der Stabilität und Energieabgabe. Insofern kann die Wärme mit einer umweltfreundlich höheren Nutzung der Rohenergie hergestellt werden und das Wärmepotential (besonders im Winter) für die Stromerzeugung (insbesondere wenn im Winter keine Sonne scheint) eingesetzt werden. Entsprechend der uns zugänglichen Daten und unter Hinzuziehung der Studie „Energiekonzept 2020 – Energie für Berlin“ vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung Berliner Energieagentur haben wir den Berliner Wärmemarkt im nachfolgenden Bild ausgewertet und kommen zu dem Ergebnis, dass ca. 2/3 der in Berlin erzeugten Wärme nicht in der energieeffizienten Kraft- Wärme- Kopplung erzeugt bzw. an der umweltfreundlichen Fernwärmeversorgung angeschlossen ist. Das Versorgungsgebiet von Berlin ist mit einer abwechselnden Siedlungsstruktur von konzentrierter bis lockerer Bebauung charakterisiert. Die bestehenden Fernwärmegebiete mit einer hohen Energieabsatzdichte sollten aufgrund der hohen Umweltfreundlichkeit dieser Versorgungsart als Fernwärmevorranggebiete gewidmet werden und soweit möglich einer weiteren Verdichtung unterworfen werden. Zentrale Seite 7 von 12 Heizkraftwerke in Kraft-Wärme-Kopplung haben eine hohe Energieeffizienz und niedrige Emissionen, insbesondere soweit die eingesetzte Rohenergie Erdgas ist. Die Versorgungsgebiete von Berlin mit mittlerer bzw. niedriger Energieabsatzdichte sollten über flächendeckende Gasnetze mit dem Rohenergieträger Gas (Erdgas mit Beimischung Biogas) versorgt werden, da die Erschließungskosten von Fernwärmenetzen bei geringer Energieabsatzdichte nicht wirtschaftlich sind. Bei Inseln hoher Bebauungsdichte können Nahwärmenetze zum Einsatz kommen. Die Erzeugung von Wärme sollte je Wärmebedarf abgestuft von üblichen BHKW bis Mini- und Mikro- BHKW (Hausanlagen) in Kraft-Wärme-Kopplung vorgenommen werden. Eine Substitution nicht umweltfreundlicher und ineffizienter Ölheizungen und Gasthermen sollte zusammen mit der Nutzung erneuerbarer Energien (Solarthermie, Erdwärme) und der Wärmeisolierungen zur Reduzierung des Wärmeverbrauches in Korrespondenz mit den Bundesmaßnahmen gefördert werden. Zielführend ist in jedem Fall eine Landesenergiekonzeption mit verbindlichen Umsetzungs- und Zielvorgaben, ggf. in gesetzlicher Form. Ein im Eigentum des Landes stehender, spartenübergreifender Netzbetrieb kann die energiepolitischen Zielstellungen diskriminierungsfrei für alle Marktteilnehmer, ob auf der beziehenden oder liefernden Seite Seite 8 von 12 von Energie stehend, mit einem professionellen und operativ autark handelndem Management zielführend umsetzen. Für Berlin hat Alliander das Potential zum Ausbau von dezentraler BHKW in verschiedenen Leistungsklassen bei einem Limit von ca. 4.000 neuen Anlagen mit einem Investitionsbedarf von ca. 900 Mio. € bewertet. Die installierte elektrische Leistung dieser Anlagen beträgt insgesamt ca. 300 MW und erreicht damit die Größenordnung des HKW Mitte in Berlin mit seinen 444 MWel. Das Land Berlin sollte durch den Ausweis von Vorranggebieten und fachlicher Investorenbetreuung Voraussetzungen für Investitionssicherheiten schaffen. Investitionen in KWKAnlagen sind rentierliche Investitionen. Bei entsprechenden Rahmenbedingungen und Anreizen sind privatwirtschaftliche Finanzierungen durch Wirtschaft und Bürger möglich. Die Ansteuerung der dezentralen Erzeugungsstätten und Nutzung der el. Leistung zur Stromversorgung soll zentral erfolgen und im Rahmen der Umsetzung einer ganzheitlichen Strategie vollzogen werden. Eine wirtschaftliche Betätigung der öffentlichen Hand an zentralen und dezentralen Wärmeerzeugungsanlagen mit Kraft-Wärme- Kopplung kann in geschlossenen Systemen einer Kommune wirtschaftlich sinnvoll sein und überschaubare Unternehmensrisiken beinhalten. Eine entsprechende Erzeugergesellschaft sollte jedoch unbedingt von einer Netzgesellschaft (in öffentlicher Hand) unternehmerisch getrennt sein. Überschaubare Partnerschaften an zentralen Erzeugungsanlagen sind unter dem Aspekt der Kapitalbeschaffung und der Risikoteilung hilfreich, soweit die Erzeugungsanlagen im Wettbewerb wie unter Dritten geführt werden. Ein privates Investment an Erzeugungsanlagen mit abgegrenzten Leistungsverträgen zum Netzbetreiber bzw. Bezugs- und Lieferverträgen zum Handel/ Vertrieb bzw. einem Direktabnehmer sind u. E. n. hilfreich zur Erfüllung der Daseinsaufgabe. Seite 9 von 12 Zu den uns zugegangenen Fragestellungen haben wir aufgrund des Umfanges des Fach- und Sachgebietes nur eingeschränkt Stellung nehmen können. Gleichwohl hoffen wir, zur angesprochenen Thematik einen ausreichenden Beitrag geleistet zu haben. Energie ist der Sauerstoff, der unsere Gesellschaft am Leben erhält. Sie ist die Grundlage für unser Wohlbefinden und unseren Wohlstand. Ohne Energie können wir unsere Häuser nicht heizen, nicht kochen, nicht unterrichten, nicht kommunizieren, läuft unser Verkehr nicht reibungslos und unser Finanzsystem würde zusammenbrechen. Alliander steht für eine Energieversorgung, die jedem unter gleichen Bedingungen Zugang zu verlässlicher, bezahlbarer und nachhaltiger Energie ermöglicht. Daran arbeiten wir Tag für Tag. Gern ist Alliander bereit, mit seiner Expertise dem Land Berlin bei Entscheidungen oder dem Aufbau von Strukturen und Gesellschaften behilflich zu sein. Wir würden uns freuen, Sie bei Alliander in den Niederlanden begrüßen zu können. Berlin, den 26. Mai 2015 gez. Zeeb gez. Dinger Vorstand Alliander AG Beilage: Das intelligente Strom- und Gasnetz Seite 10 von 12 Seite 11 von 12 Seite 12 von 12
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