Alliander Stellungnahme Final Enquete

Abgeordnetenhaus Berlin
Enquete-Kommission „Neue Energie für Berlin“
zum Thema „Institutionen“
Stellungnahme Alliander
Alliander AG
26. Mai 2015
Alliander – Ergebnis der Entscheidung von Ländern und Kommunen
Alliander ist der größte Betreiber von Strom- und Gasversorgungsnetzen in den Niederlanden. Mit seinen
ca. 7.000 Mitarbeitern sichert die Gesellschaft die energiewirtschaftliche Infrastruktur in 182 Städten und
Gemeinden mit einer Bevölkerungsanzahl von insgesamt ca. 6,5 Mio. Das entspricht einem Marktanteil
von 39% bzw. 31% gemessen am Anteil der niederländischen Gesamtnetzlänge. In Deutschland ist die
Alliander AG seit 2002 Netzbetreiber.
Die Alliander N.V. verfügt über eine stabile Gesellschafterstruktur mit ausschließlich öffentlichen Gesellschaftern. Größte Gesellschafter sind dabei die niederländische Provinz Gelderland (45%), die Provinzen
Friesland (13%) und Nord-Holland (9%) sowie die Stadt Amsterdam (9,0%). Darüber hinaus sind viele
weitere niederländische Kommunen mit 24% beteiligt. Insofern ist Alliander zu 100% in der Hand der
Länder und Kommunen.
In der Historie kann auf eine seit über 100 Jahren ununterbrochene Kontinuität im Betrieb von Strom- und
Gasnetzen verwiesen werden. Die Energieerzeugung und der Energiehandel, die Wasser- und Fernwärmewirtschaft waren bis 2009 mit dem Energienetzbetrieb im gemeinsamen Konzern Nuon vertreten, bevor die Alliander N.V. abgespalten wurde. Dabei hatte die Unternehmung der öffentlichen Gesellschafter
bis 2009 innerhalb von 20 Jahren eine sehr erfolgreiche Wertentwicklung von 80 Mio. € auf ca. 17 Mrd. €
vorzuweisen. Eine Erfolgsbedingung war dabei, dass die öffentlichen Gesellschafter wie private Gesellschafter Zielvorgaben definierten und die operative Tätigkeit ausschließlich von einem professionellen
Management ausgeübt wurde.
Im Zuge strategischer Entscheidungen haben sich die öffentlichen Gesellschafter entschieden, nur noch
die Netze und den Netzbetrieb als Teil der technischen kommunalen Infrastruktur in Form der Alliander
N.V. im Besitz zu halten und die Wertschöpfungsstufen Erzeugung und Vertrieb für 9,6 Mrd. € zu verkaufen. Heute ist Alliander ein reiner Netzbetreiber mit eigenen Netzen und nicht aktiv in den Wertschöpfungsbereichen Produktion, Handel und Vertrieb von Energie.
Die Gesellschafter von Alliander standen seinerzeit wie heute das Land Berlin vor zukunftsweisenden
Entscheidungen für die Entwicklung der technischen Infrastruktur und des unternehmerischen Engagements. Entscheidungsgründe dafür waren seinerzeit u.a.:
-
Gewährleistung der Energiewende durch Modernisierung der Verteilernetze mittels hoher Investitionen in die Verteilernetze (Investitionen größer als Abschreibungen)
-
diskriminierungsfreier Netzzugang für alle dezentralen Erzeuger unabhängig von Einzelinteressen
-
Trennung von reguliertem Monopol und wettbewerbsorientierter Marktwirtschaft (Vermeidung von
Transfers aus dem Netzbetrieb in andere Wettbewerbssektoren von Unternehmen)
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-
Durchsetzung der örtlichen Energie- und Umweltpolitik mittels gesellschaftl. Zielvorgaben
-
Preiswerte Netzentgelte als Standortfaktor für alle Energiebezieher mittels Gestaltung effizienter
Strukturen unter Nutzung von Synergien (Querverbund im Netzbetrieb Strom und Gas)
-
Gesicherte Renditen mit regulierten Netzentgelten; niedrige Unternehmensrisiken
-
Gesetzliche Vorgaben zum Unbundling
Die Erwartungen der Gesellschafter auf eine zuverlässige und sichere Energieversorgung mit Umweltfreundlichkeit, Nachhaltigkeit und Sozialkompetenz, mit einer leistungsstarken und standortfördernden
Infrastruktur, mit attraktiven und preiswerten Netzentgelten, und natürlich auch einer zuverlässigen Erwirtschaftung von Gewinnen in einem regulierten Markt mit seinen reduzierten Unternehmensrisiken wurden erfüllt.
So konnte Alliander in den letzten 5 Jahren kontinuierlich bei einem Umsatz von 1,4 bis 1,7 Mrd. € zuverlässig einen stetigen Gewinn von über 200 bzw. 300 Mio. € erzielen.
Alliander verfügt über eine sehr hohe Solvenz und wird von den internationalen Ratingagenturen für den
Kapitalmarkt mit einem erstklassigen Unternehmensrating bewertet.
Laut einem französischen Benchmarking-Report (Capgemini Consulting 2011) hat Alliander unter den
europäischen Verteilnetzbetreibern das beste Kostenmanagement (geringste Opex).
Der Global Competitiveness Report 2012-2013 des World Economic Forums stehen die niederländischen
Elektrizitätsnetze auf Platz 1 im internationalen Vergleich. Dieses Qualitätssiegel ist nicht zuletzt zu einem großen Teil auf die Kompetenz des größten niederländischen Netzbetreibers – der Alliander N.V. –
zurückzuführen.
Aus der ausschließlichen Konzentration auf das Netzgeschäft erwächst eine hohe Expertise und Motivation: Der Alliander Konzern beweist, dass es Netze auch unter strengen Regulierungsbedingungen über
einen langen Zeitraum hinweg wirtschaftlich betreiben und die Vermögenswerte durch eine kluge Investitionsstrategie sichern kann. Quersubventionierungen aus dem Netz in andere Wertschöpfungsstufen (wie
Handel, Vertrieb oder Erzeugung) – wie sie in Teilen der deutschen Energiewirtschaft zu beobachten sind
– sind weder möglich noch gewünscht. Bei einem reinen Netzbetreiber konkurriert das Netz nicht um
Investitionsmittel mit den Wertschöpfungsstufen Erzeugung und Vertrieb. Insofern besteht bei Investitionen in die Versorgungssicherheit kein Interessenkonflikt mit kommunalen Infrastrukturinteressen.
Das auf den Netzbetrieb fokussierten Unternehmen Alliander tätigt seit 2009 Investitionen in Höhe von
ca. 370 bis 580 Mio. €, die mit über 150% bis ca. 190% die jährlichen Abschreibungen deutlich übersteigen.
Damit sollen u.a. in einer Investitionsstrategie 2020 die netztechnischen Voraussetzungen für die Umsetzung der „Energiewende“ mit ihrer Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit bei optimaler Integration von
verwandten Anliegen (Wohnen, Verkehr, Wirtschaft, Verwaltung, …) geschaffen werden. Zur Sicherung
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der Zukunftsfähigkeit der Netze in einem von technologischen Neuerungen geprägten Umfeld sind diese
verstärkten Investitionen in die kommunale technische Infrastruktur zwingend erforderlich.
Alliander zeigt in seinen Ergebnissen, dass sich die Zielstellungen preiswerte und attraktive Netznutzung
der Kunden und kontinuierliche Gewinne der kommunalen Gesellschafter auch unter den Bedingungen
hoher Investitionen und hoher Zuverlässigkeit bzw. Sicherheit nicht ausschließen.
Alliander betreibt in 117 Netzgebieten das Strom- und Gasnetz gemeinsam im Verbund und nutzt damit
natürlich die vorhandenen Synergien zum Wohle der Kunden und der Gesellschafter kosteneffizient.
Durch den Tausch von Netzgebieten mit anderen Netzbetreibern soll der Verbund weiter ausgebaut werden. Durch die Unternehmensstruktur mit einem gemeinsamen Betrieb der Strom- und Gasnetze im regulierten Markt werden die auftretenden Synergien im Overhead, in der Kundenbetreuung, im Einkauf und
der Logistik, im Investitions- und Baumanagement, im Last- und Störungsmanagement, der EDV etc. pp.
mittels der Aufbau- und Ablauforganisation umgesetzt. Für die Kunden bzw. Netznutzer werden die Nutzung der Synergien u.a. durch preiswerte Netznutzungsgebühren, eine koordinierte Netzleitstelle, eine
koordinierte Kundenbetreuung und mittels der koordinierten Leitungsverlegung durch eine Reduzierung
der Straßenbauarbeiten sichtbar.
Wie sich die Entscheidungen der niederländischen Länder und Kommunen, die öffentlichen Strom- und
Gasnetze in einem eigenen Unternehmen „Alliander N.V.“ betreiben zu lassen, seit 2009 bis heute für die
Gesellschafter, die Netznutzer bzw. Kunden, die Mitarbeiter und die technische Infrastruktur der Kommunen ausgewirkt haben, ist durch eigene Inaugenscheinnahme jederzeit ersichtlich. Berichtet werden kann
auch durch die Gesellschafter darüber, wie der Stand der Umsetzung der standortbezogenen energie-,
umwelt- und wirtschaftspolitischen Ziele der Länder und Kommunen durch die Alliander N.V. insbesondere vor dem Hintergrund der Herausforderungen durch die „neue Energiewirtschaft“ ist. Denn deutsche
und niederländische Länder und Kommunen stehen vor den gleichen Herausforderungen und haben
ersichtlich identische energie-, umwelt- und wirtschaftspolitische Ziele.
Insofern sind das Land Berlin und die Enquete- Kommission im Abgeordnetenhaus eingeladen, Alliander
zu besuchen und sich selbst ein Bild vor Ort zu machen. Eine Zusammenarbeit in Europa ist für alle Länder und Kommunen hilfreich und förderlich.
Strukturvorschlag für einen großen Netzbetrieb in Berlin
Angesichts der rundum positiven Erfahrungen von Alliander mit einem kombinierten alleinigen Netzbetrieb in den Niederlanden und den o.a. Ausführungen empfiehlt Alliander dem Land Berlin, im Rahmen
einer erfolgreichen Konzessionsausschreibung die Strom- und Gasnetze zu übernehmen und von einer
eigenen Netzgesellschaft betreiben zu lassen.
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Der Betrieb der Strom- und Gasnetze erfolgt in einem vom Staat regulierten Markt und mittels der Netze
liegt naturgemäß ein örtliches Monopol vor. Das operative unternehmerische Risiko ist im Vergleich mit
anderen Sektoren, wie dem Energiehandel oder die Energieerzeugung gering. Die wirtschaftliche Betätigung der Länder und Kommunen im Bereich der leitungsgebundenen Infrastruktur ist im Vergleich mithin
risikoarm.
Soweit die Synergien leitungsgebundener Infrastruktur optimal genutzt werden sollen empfiehlt es sich zu
prüfen, auch den Betrieb der Wassernetze in einer gemeinsamen Netzgesellschaft durchzuführen. Der
Nutzen des gemeinsamen Betriebes von Gas- und Wassernetzen ist bereits historisch vielfach belegt und
in den meisten Kommunen Deutschlands üblich. Die Berufsausbildung von Gas- und Wassermonteuren
ist in Deutschland schon seit über 100 Jahren üblich.
In einer Studie von A.T. Kearney ist belegt, dass heute unter den Top 50 Großstädten in Deutschland
lediglich Berlin und Hamburg (noch) nicht von den Vorteilen eines spartenübergreifenden Querverbunds
aus Gas, Strom und/oder Wasser profitieren. So verfügen 38 Städte über einen 3-Spartenverbund und 10
Städte über einen 2-Spartenverbund. Nicht betrachtet wurde in der Studie die Fernwärmeversorgung, da
diese ohnehin in der Regel kommunal ist.
Bei der quantitativen Betrachtung der Netznutzungsentgelte wird entsprechend insbesondere für Berlin
ein deutlicher Kostennachteil – d.h. deutlich erhöhte Netznutzungsentgelte für die Berliner Bürger – deutlich. Ein überraschendes Ergebnis der Studie ist, dass Berlin heute trotz seiner Größenvorteile noch nicht
über ein angemessenes Niveau bei den Netznutzungsentgelten verfügt.
Im Rahmen dieser Studie basierend auf öffentlichen Informationen zu Netznutzungsentgelten deutscher
Großstädte bestätigt die Unternehmensberatung A.T. Kearney die Erfahrungen der Alliander N.V., dass
die Realisierung eines spartenübergreifenden Querverbunds Synergien schafft und damit Kostensenkungspotentiale bei den von den Bürgern zu tragenden Netznutzungsentgelten auch in Berlin ermöglicht.
Im Wärmemarkt ist zur Aufwandsoptimierung im Sinne einer sicheren und bezahlbaren Versorgung ein
Zusammenwirken von Gas-, Nah- und Fernwärmenetzen territorial geboten. Doppelstrukturen sollten im
Sinne der Kunden vermieden werden. Im Zuge des Wandels der Energiewirtschaft zur verstärkten dezentralen Energieerzeugung und -speicherung findet technisch bedingt die Tendenz eines stärkeren Zusammenwirkens der Strom-, Gas- und Fernwärmenetze statt.
Vor diesem Hintergrund ist auch die Einbeziehung der Fernwärmenetze in einen Netzbetrieb für die leitungsgebundene Infrastruktur Strom, Gas, Wasser, Fernwärme nachvollziehbar. Allerdings sind die
Fernwärmenetze traditionell im Zusammenhang mit zentralen Erzeugern stehend. Vertragliche Abnahmen und Einspeisungen zwischen Erzeugern und Netzbetreibern sind allerdings nicht ungewöhnlich.
Insofern ist ein Betrieb der Leitungen nicht zugleich verpflichtend mit der unternehmerischen Entscheidung zum Betrieb von Energieerzeugungsanlagen.
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Der Aufbau eines digitalen Informationsnetzes mit hoher Leistungsfähigkeit ist mit einer gemeinsamen
Nutzung für die Anlagen der Strom- und Gasnetze, für die Beherrschung dezentraler Einspeisungen oder
Speicher bzw. der Gestaltung flexibler Erzeugungs- und Bedarfsstrukturen für technisch intelligente Netze erforderlich und gestaltbar. Auch andere Bereiche wie Wohnen, Verkehr, Wirtschaft und Verwaltung
können und sollten in diese Infrastruktur integriert werden.
Fazit:
Vor dem Hintergrund der Erfahrungen der Länder und Kommunen in den Niederlanden wird dem Land
Berlin die Übernahme des Eigentums der Netze Strom, Gas und Fernwärme (abhängig von Entscheidungen zu Wärmeerzeugungsanlagen) empfohlen. Ein im Eigentum des Landes Berlin stehendes Querverbundunternehmen mit der Aufgabe des ausschließlichen Betriebes der Netze Strom, Gas, Wasser, Fernwärme sollte gebildet werden. Angesichts der Bedeutung der smarten technischen Infrastruktur für die
energie-, umwelt- und wirtschaftspolitische Standortentwicklung, die enormen Synergiepotentiale für die
Preiswürdigkeit der Infrastruktur und die risikoarme wirtschaftliche Betätigung der Kommune mit einer
sicheren regulierungskonformen Gewinnerwartung wäre diese Entscheidung folgerichtig. Die Anteilseigner sollten öffentlich-rechtlich sein.
Eine gemeinsame Aufbau- und Ablauforganisation ist kosteneffizient, hochqualitativ und gestattet ein
netzübergreifendes Zusammenwirken in der energiewirtschaftlichen Gestaltung und Steuerung. Ein gemeinsames Informationsnetz für alle Medien ist die Voraussetzung zur Schaffung der technisch intelligenten Netze der Zukunft.
Im Rahmen der „alten Energiewirtschaft“ waren die Sektoren Handel/Vertrieb, Erzeugung und Netze gemeinsam in einem Unternehmen gebündelt, soweit kein Ownership-Unbundling stattfand. Der Handel/
Vertrieb und die Energieerzeugung sind im Wettbewerbsmarkt stehend und kurzfristigen Zielen verpflichtet, während die Netze einem natürlichen Monopol (reguliert Strom und Gas) entsprechen und Netzbetreiber für die kommunale Infrastruktur für längerfristige Zeiträume zu handeln haben.
In der Energiewirtschaft ist eine strukturelle und unternehmerische Trennung des Netzbetriebes von den
anderen Sektoren ein Erfolgsfaktor der Zukunft und allein aus Risikoerwägungen, dem Kapitalbedarf und
der Langfristigkeit unternehmerischen Handelns notwendig.
Die wirtschaftliche Betätigung im Wettbewerbsmarkt ist insofern mit höheren unternehmerischen Risiken
verbunden. Handel und Vertrieb von Energie werden aufgrund der unternehmerischen Zielstellungen
kommerziell erfolgreich durch privatwirtschaftlich aufgestellte Unternehmen erfüllt. Soweit eine wirtschaftliche Betätigung von Kommunen in diesem Bereich erfolgt, sollte u.E.n. immer eine unternehmerische
Partnerschaft angestrebt werden. Eine Empfehlung können wir in dieser Sache nicht abgeben.
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Wärmemarkt in Berlin
Im Zuge der technologischen Entwicklung ist die Anwendung der Kraft-Wärme- Kopplung mit den hohen
energetischen Wirkungsgraden bei der Umwandlung von Rohenergie (Erdgas, Biogas, Pellets u.a.) in
Wärme und Strom nicht nur in zentralen Heizkraftwerken sondern zunehmend wirtschaftlich auch in dezentralen Wärmeerzeugungsanlagen (BHKW, Mikro KWK u.a.) möglich. Entsprechend des benötigten
Wärme- oder Kältebedarfs bietet die Industrie Anlagen für alle Anwendungsfälle an, auch für Mehr- und
Einfamilienhäuser.
Die Anlagen werden in der Regel wärmegeführt gefahren, können aber auch in den Kondensationsbetrieb zur kurzzeitigen Spitzenlastabdeckung gehen. Eine Zusammenschaltung der Anlagen mit Hilfe der
Steuer- und Übertragungstechnik ist z.B. für eine zeitgleiche Einspeisung in Stromnetze möglich und
damit ein Kraftwerkseinsatz.
Insofern sind die dezentralen KWK- Anlagen
ein Beispiel für das stärkere Zusammenspiel
der Gas-, Strom- und Wärmenetze im Zuge der
„Energiewende“. Die Gasnetze als Transportmittel für Rohenergie (auch nachhaltige Biogase, Erdgas, Stadtgas) und Speichermedium;
die Wärmenetze mit ihren Energiespeichermöglichkeiten und die natürlich die unverzichtbaren Stromnetze in Ihrer Funktion der Energieaufnahme,
des Transportes, der Stabilität und Energieabgabe. Insofern kann die Wärme mit einer umweltfreundlich
höheren Nutzung der Rohenergie hergestellt werden und das Wärmepotential (besonders im Winter) für
die Stromerzeugung (insbesondere wenn im Winter keine Sonne scheint) eingesetzt werden.
Entsprechend der uns zugänglichen Daten und unter Hinzuziehung der Studie „Energiekonzept 2020 –
Energie für Berlin“ vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung Berliner Energieagentur haben wir
den Berliner Wärmemarkt im nachfolgenden Bild ausgewertet und kommen zu dem Ergebnis, dass ca.
2/3 der in Berlin erzeugten Wärme nicht in der energieeffizienten Kraft- Wärme- Kopplung erzeugt bzw.
an der umweltfreundlichen Fernwärmeversorgung angeschlossen ist.
Das Versorgungsgebiet von Berlin ist mit einer abwechselnden Siedlungsstruktur von konzentrierter bis
lockerer Bebauung charakterisiert. Die bestehenden Fernwärmegebiete mit einer hohen Energieabsatzdichte sollten aufgrund der hohen Umweltfreundlichkeit dieser Versorgungsart als Fernwärmevorranggebiete gewidmet werden und soweit möglich einer weiteren Verdichtung unterworfen werden. Zentrale
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Heizkraftwerke in Kraft-Wärme-Kopplung haben eine hohe Energieeffizienz und niedrige Emissionen,
insbesondere soweit die eingesetzte Rohenergie Erdgas ist.
Die Versorgungsgebiete von Berlin mit mittlerer bzw. niedriger Energieabsatzdichte sollten über flächendeckende Gasnetze mit dem Rohenergieträger Gas (Erdgas mit Beimischung Biogas) versorgt werden,
da die Erschließungskosten von Fernwärmenetzen bei geringer Energieabsatzdichte nicht wirtschaftlich
sind. Bei Inseln hoher Bebauungsdichte können Nahwärmenetze zum Einsatz kommen. Die Erzeugung
von Wärme sollte je Wärmebedarf abgestuft von üblichen BHKW bis Mini- und Mikro- BHKW (Hausanlagen) in Kraft-Wärme-Kopplung vorgenommen werden.
Eine Substitution nicht umweltfreundlicher und ineffizienter Ölheizungen und Gasthermen sollte zusammen mit der Nutzung erneuerbarer Energien (Solarthermie, Erdwärme) und der Wärmeisolierungen zur
Reduzierung des Wärmeverbrauches in Korrespondenz mit den Bundesmaßnahmen gefördert werden.
Zielführend ist in jedem Fall eine Landesenergiekonzeption mit verbindlichen Umsetzungs- und Zielvorgaben, ggf. in gesetzlicher Form.
Ein im Eigentum des Landes stehender, spartenübergreifender Netzbetrieb kann die energiepolitischen
Zielstellungen diskriminierungsfrei für alle Marktteilnehmer, ob auf der beziehenden oder liefernden Seite
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von Energie stehend, mit einem professionellen und operativ autark handelndem Management zielführend umsetzen.
Für Berlin hat Alliander das Potential zum Ausbau von dezentraler BHKW in verschiedenen
Leistungsklassen bei einem Limit von ca. 4.000
neuen Anlagen mit einem Investitionsbedarf
von ca. 900 Mio. € bewertet. Die installierte
elektrische Leistung dieser Anlagen beträgt
insgesamt ca. 300 MW und erreicht damit die
Größenordnung des HKW Mitte in Berlin mit
seinen 444 MWel.
Das Land Berlin sollte durch den Ausweis von
Vorranggebieten und fachlicher Investorenbetreuung Voraussetzungen für Investitionssicherheiten schaffen. Investitionen in KWKAnlagen sind rentierliche Investitionen. Bei
entsprechenden
Rahmenbedingungen
und
Anreizen sind privatwirtschaftliche Finanzierungen durch Wirtschaft und Bürger möglich.
Die Ansteuerung der dezentralen Erzeugungsstätten und Nutzung der el. Leistung zur Stromversorgung
soll zentral erfolgen und im Rahmen der Umsetzung einer ganzheitlichen Strategie vollzogen werden.
Eine wirtschaftliche Betätigung der öffentlichen Hand an zentralen und dezentralen Wärmeerzeugungsanlagen mit Kraft-Wärme- Kopplung kann in geschlossenen Systemen einer Kommune wirtschaftlich
sinnvoll sein und überschaubare Unternehmensrisiken beinhalten. Eine entsprechende Erzeugergesellschaft sollte jedoch unbedingt von einer Netzgesellschaft (in öffentlicher Hand) unternehmerisch getrennt
sein.
Überschaubare Partnerschaften an zentralen Erzeugungsanlagen sind unter dem Aspekt der Kapitalbeschaffung und der Risikoteilung hilfreich, soweit die Erzeugungsanlagen im Wettbewerb wie unter Dritten
geführt werden. Ein privates Investment an Erzeugungsanlagen mit abgegrenzten Leistungsverträgen
zum Netzbetreiber bzw. Bezugs- und Lieferverträgen zum Handel/ Vertrieb bzw. einem Direktabnehmer
sind u. E. n. hilfreich zur Erfüllung der Daseinsaufgabe.
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Zu den uns zugegangenen Fragestellungen haben wir aufgrund des Umfanges des Fach- und Sachgebietes nur eingeschränkt Stellung nehmen können. Gleichwohl hoffen wir, zur angesprochenen Thematik
einen ausreichenden Beitrag geleistet zu haben.
Energie ist der Sauerstoff, der unsere Gesellschaft am Leben erhält. Sie ist die Grundlage für unser
Wohlbefinden und unseren Wohlstand. Ohne Energie können wir unsere Häuser nicht heizen, nicht kochen, nicht unterrichten, nicht kommunizieren, läuft unser Verkehr nicht reibungslos und unser Finanzsystem würde zusammenbrechen.
Alliander steht für eine Energieversorgung, die jedem unter gleichen Bedingungen Zugang zu verlässlicher, bezahlbarer und nachhaltiger Energie ermöglicht. Daran arbeiten wir Tag für Tag.
Gern ist Alliander bereit, mit seiner Expertise dem Land Berlin bei Entscheidungen oder dem Aufbau von
Strukturen und Gesellschaften behilflich zu sein. Wir würden uns freuen, Sie bei Alliander in den Niederlanden begrüßen zu können.
Berlin, den 26. Mai 2015
gez. Zeeb
gez. Dinger
Vorstand
Alliander AG
Beilage: Das intelligente Strom- und Gasnetz
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