Schöne Welt der Steine

Schöne Welt der Steine
Flossenbürger Granit und Holz
prägen die Lobby des Gästehauses
Hohenkammer
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S10 | 2014
Schöne Welt der SteinE
Lobbyarbeit
Naturstein im Hotel
Für die Ausstattung eines
Hotels werden Sterne verliehen. Welche Materialien ver­
baut worden sind, wird nicht bewertet. Dabei sind im In­
nenausbau Materialität und Raumaufteilung entschei­
dend für den Charakter der Räumlichkeiten. Naturstein
in Hotelzimmern, Lobbys oder Wellnessbereichen ist
häufig in gehobenen Häusern zu finden. STEIN zeigt eine
Auswahl an gelungenen Beispielen.
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Von Melanie Seifert
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Schöne Welt der Steine
Archaisches Gestaltungselement:
Krustenplatten im Gästehaus
Hohenkammer
,, Was Qualität angeht,
­ erden die Kunden immer
w
­sensibler. Ich gehe davon aus –
und natürlich wünsche ich mir
das – dass in Hotels noch
mehr Naturstein verbaut wird.
Architekten wie Brückner &
Brückner tragen mit ihren Entwürfen dazu bei,
diesen Qualitätsanspruch zu fördern.
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,,
Karl Fröhlich, Geschäftsführer der Karl Fröhlich GmbH, Flossenbürg
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Klares Konzept: Geschliffener
Granit, Holz und Putz in den Bädern
von Hohenkammer
G
eschäftsreisende, Urlauber, heimliche
Geliebte – sie alle brauchen und nutzen
Hotels. Jeder auf seine Art und mit individuellen Bedürfnissen. Über Letztgenannte
schweigt man besser und auch sonst hält man es
wie der Gentlemen, der schweigt und genießt.
Egal, wer die Hotels nutzt: Die hier gezeigten Beispiele drehen sich vor allem um verbaute Natursteine in Hotels. Vorweg sei gesagt, dass meist nur
die etwas feudaleren Häuser auf dieses Material
zurückgreifen – da ist es zunächst einmal egal, ob
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sie zu einer Kette gehören oder nicht. In Hotels mit
günstigeren Zimmerpreisen wird man wohl selten
Natursteine sehen. Da sind sich die Fachleute
einig.
Klassischerweise findet man Natursteine als Bodenbelag in den Lobbys, auf den Fluren oder – und
hier sind sie besonders häufig anzutreffen – in den
Bädern, meist als Waschtisch oder als Bodenbelag. Das Gästehaus im oberbayerischen Hohenkammer bei München hat sogar richtiges Granitgemäuer vorzuweisen. Wie schon so oft, kommen
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,, Bei hochwer­
tigen Hotels nimmt
die Nachfrage nach
Naturstein eher zu.
In Hotels, bei denen
nicht so sehr auf die Wertigkeit geachtet
wird, findet man eher Fliesen beziehungs­
weise Feinsteinzeug.
,,
diese Entwürfe vom Architekturbüro Brückner &
Brückner, Würzburg/Tirschenreuth, die am heimischen Granit regelrecht einen Narren gefressen
haben. Vorbildlich zeigen sie, wie stilvoll und atmosphärisch spaltrauer Granit besonders in der dritten Dimension wirken kann.
Materialkonzept Gästehaus
Hohenkammer
Das Materialkonzept basiert auf der Verwendung
einiger weniger Materialien – Naturstein, Holz und
Putz. Diese drei Materialien üben in ihrer unterschiedlichen Oberfläche, Bearbeitungsstruktur
und dem Einsatz handwerklicher Möglichkeiten
einen besonderen Reiz aus. Lärchenholz und grob
strukturierter Außenputz – eine Materialverbindung, welche seit Jahrhunderten in der ländlichen
Region Verwendung findet, ist in einer zeitgemäßen, minimalen aber durchaus spannenden
Transformation architektonisch umgesetzt worden. Dies zeigt die eindeutige Zugehörigkeit der
Neubauten zu den Ökonomie- und Nebengebäuden
des Ensembles Schloss Hohenkammer. Die Alleinstellung des Schlosses in seiner solitären Erscheinung wurde dadurch gesteigert. Innen erfahren die
Materialien Naturstein – Flossenbürger Granit –,
Holz und Putz durch unterschiedliche Bearbeitungen und Oberflächentexturen eine konsequente
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Markus Steininger, Steininger Steinmetz, München
Weiterentwicklung des ruhigen Materialkonzepts.
Die Verwendung von Eichenholz (Roteiche) aus
dem eigenen Bestand der Wälder von Hohenkammer für den Innenausbau ermöglichte einen direkten Materialbezug zum Ort und der Verwendung des eigenen Materials teilweise in massiver
Ausführung. Das Materialkonzept vermittelt zwischen Tradition und einer zeitgemäßen Aussage
der reduzierten Architektursprache. Für die Natursteinarbeiten zeichnet die Karl Fröhlich GmbH aus
Flossenbürg verantwortlich. Insgesamt wurden
rund 3.000 Quadratmeter Flossenbürger Granit
verbaut, Bodenbeläge und Wände meist in geschliffener Form. Besonders erwähnenswert sind
die Wände aus natürlich belassenen, teils gestockten Oberflächen: die Krustenplatten. Diese befinden sich vor allem in den Wellnessbereichen des
Hotels. In den insgesamt 70 Gästezimmern erhielten alle Bäder eine Ausstattung mit Granit. Die
Verarbeitung verlief dank der guten Zusammenarbeit mit Architekten und Bauherren nach Plan. Einzig die Zeit stellte sich als große Herausforderung
dar, die aber im Falle Hohenkammer gut bewältigt
worden ist.
Verlegearbeiten im Bayerischen Hof
Ebenfalls ein stimmiges Nebeneinander von Holz
und Naturstein bilden die Materialien im neuen
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Pietra Piasentina, Sellenberger und
Val Verde würden im Frühstücksraum des Bayerischen Hofes
verbaut.
Luxus pur: Nero Assoluto in
den Bädern des Hotels
Bayerischer Hof
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Frühstücksraum des Bayerischen Hofes in München – dem Hotel, in dem die Upper Class absteigt.
Im Frühstücksraum verbaute der Münchner Steinmetz Markus Steininger mit seinem Team sowohl
Sellenberger als auch Pietra Piasentina sowie den
Stein Val Verde. Der verlegte Pietra Piasentina
weist nicht nur ästhetische Qualitäten auf, sondern er ist vor allem strapazierfähig. Das war den
Bauherren und Architekten besonders im Ausgabenbereich sehr wichtig. So fiel die Wahl auf diesen Stein. Die Verlegearbeiten der Massivteile
gestalteten sich hier als sehr aufwändig und kompliziert. Darüber hinaus waren die Montagezeiten
außergewöhnlich kurz. Der zeitliche Rahmen war
auch bei den Verlegearbeiten in den Bädern knapp
bemessen. Manchmal wurde sogar über Nacht gearbeitet. Das bestätigte auch die Bildhauer- und
Steinmetzmeisterin Kerstin Neuhoff vom Neuhoff
Natursteinwerk aus Schwanfeld, die ebenfalls im
letzten Jahr einige Bäder im Bayerischen Hof mit
umgebaut hat. Neuhoff hat im Bayerischen Hof ohnehin schon einige Arbeiten in den letzten 20 Jahren realisiert: Dazu gehören das Blue Spa, Arbeiten
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Grigio Luna und Mocca Creme
wurden in der Turm Suite des
AnnaHotels aufwneid verlegt.
im Garden-Restaurant sowie diverse Treppen im
ganzen Haus. »Die Bedingungen sind oftmals erschwert, da immer während des laufenden Betriebs und meist unter enormen Zeitdruck gearbeitet werden muss«, erklärt Kerstin Neuhoff. Nun
befinden sich in den Bädern die Natursteine Pietra, lory beige, Pietra Brown und Bisazza Glasmosaik. In beiden Fällen jedoch – sowohl in den Bädern als auch im Frühstücksraum – macht sich der
Zeitdruck bei der Fertigung überhaupt nicht bemerkbar.
Naturstein in den GeiselHotels
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Auch sehen lassen können sich die Natursteinarbeiten in den Bädern der Suiten der Münchner GeiselHotels »Annahotel«, »Alpinbäder Excelsior«
sowie die Küchenplatte im »Anna Next Door«. Der
Innenausbau der Objekte erfolgte während des
laufenden Hotelbetriebs und durfte keine Einschränkungen für den Gast hervorrufen. So mussten sämtliche Arbeiten in kürzester Zeit und absolut termingerecht ausgeführt werden, damit die
Suiten die bereits an Gäste vermietet waren, fristgerecht fertiggestellt werden konnten. Die Zusammenarbeit mit allen anderen Gewerken Hand in
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,, Dank seiner Natürlichkeit
und Nachhaltigkeit liegt
­Naturstein, gerade wenn er
aus europäischen Ländern
kommt, unschlagbar weit
vorne – nicht nur im Innen­
ausbau von Hotels. Gerade wenn es sich
um massive und individuelle Arbeiten han­
delt, ist der Naturstein nicht wegzudenken.
Natur liegt im Trend.
,,
Kerstin Neuhoff, Steinmetz- und Bildhauermeisterin, Schwanfeld
Hand ist hier das A und O, damit der Ablauf reibungslos funktionieren kann. Für die Planung und
Überwachung der Objekte zeichnete das Atelier
Dahms, Jochen Dahms aus Tauberbischofsheim
verantwortlich. In der Turmsuite des Annahotels
entschied man sich für die Steine »Grigio Luna«
und »Mocca Creme«. Es sollten Materialien ohne
aufdringliche Struktur mit einer dezenten, neutralen Farbigkeit sein. Schließlich sollten die eliptischen Einleger im Boden besonders zur Geltung
kommen und der mittig im Raum stehenden Wanne
zusätzlich Ausdruck verleihen. Außerdem kann das
Bad durch die Installation einer ausgeklügelten
Lichtanlage komplett in anderes Licht getaucht
werden, was dem Stein und der Umgebung ein völlig neues Erscheinungsbild gibt.
Im Hotel »Alpinbäder Excelsior« war es wichtig,
dass der Stein das alpine Design in Verbindung
mit Holz unterstützt. Verwendet wurde ein robuster, pflegeleichter Stein, der den hohen Hotelbäder-Anforderungen gerecht wird. Im »Anna Next
Door« wurde der Stein »Matrix« – ein brasilianischer Glimmerschiefer – verwendet. Die Oberflächen sind größtenteils geschliffen, in Verbindung mit der extravaganten freistehenden Badewanne aus Alu. n
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Verwendete Natursteine
Gästehaus Hohenkammer: Flossenbürger Granit
(3.000 m²); froehlich-granit.de
Bayerischer Hof, München: In den Bädern: Pietra
Brown (ca. 300 m²), lory beige (ca. 260 m²) und Bisazza Glasmosaik (ca. 40 m²), im Frühstücksraum:
Sellenberger Muschelkalk (ca. 70 m² und Massivteile) sowie Pietra Piasentina (ca. 70 m² und Massivteile) sowie der Stein Val Verde (ca. 130 m²), Waschtische und Badewannenabdeckungen (50 Stück) aus
Nero Assoluto; steininger-steinmetz.de
GeiselHotels, München: Alpinbäder Excelsior:
­»Dorado Gneis« aus Italien, geschliffen, Boden­
beläge in Bahnen, Wandbeläge in Riemchen, Badewannen und Waschtischabdeckung; Gesamtfläche
ca. 8 Bäder mit15m²
Anna Next Door: »Matrix« brasilianischer Glimmerschiefer, geschliffen bzw. gebürstet, als Bodenbelag,
Spiegelumrahmung, Türverkleidung, Küchenabdeckung; Gesamtfläche ca. qm 15 m²
Annahotel – Bad der Turmsuite: Quarzit »Grigio
Luna« und Kalkstein »Mocca Creme« geschliffen, als
Bodenbelag mit eliptischen Einlegearbeiten,
­Gesamtfläche ca. 25 m²; neuhoff.de
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