Ich bin nicht bange, weil ich noch neugierig bin«

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»Meine Buchhandlung«
Kommst Du nach Köln,
landest Du im Paradies
Hanna Mittelstädt über die Buchhandlung Klaus Bittner
I
che ich dann auch noch bis 2025 weiter“,
lacht der Buchhändler, der seit mehr als
vier Jahrzehnten als Sortimenter arbeitet.
Im deutschen Buchhandel ist die Buchhandlung Klaus Bittner eine Institution. Als
literarisches Sortiment vor 35 Jahren gegründet, hat sich an der Ausrichtung im
Laufe der Jahre wenig geändert. An der
Buchbranche allerdings schon. Seine Sicht
auf die Dinge schildert Bittner im Interview.
HANDEL Verleger wollen, dass der Buchhandel auf hohem Niveau erhalten bleibt.
Die buchreport-Serie »Meine Buchhandlung« zeigt beispielhafte Konzepte.
Edition-Nautilus-Verlegerin Hanna Mittelstädt schätzt die Buchhandlung Bittner.
»Ich bin nicht bange,
weil ich noch neugierig bin«
Jede Buchhandlung ist anders, manche weniger, manche mehr, wie die Kölner Buchhandlung Klaus Bittner schon auf den ersten Blick zeigt. Durch die großen Fenster
und die Glastür fallen sofort die schwarzen
Buchregale im Inneren auf. Dort reihen
sich in bunter Mischung Hardcover und
Taschenbücher literarischer Ausrichtung
bis unter die Decke. Eine überdurchschnittlich große Anzahl internationaler
Titel sind dabei, darüber hinaus hat Bittner
die Depot-Tradition wiederbelebt und vielen Programmen kleinerer Verlage eine
Präsentationsfläche geschaffen. Eine „Oase der Buchkultur“, wie Verlegerin Hanna
Mittelstädt schreibt (s. rechte Seite).
In dieser Oase steht Klaus Bittner, ein gut
aufgelegter, selbstironischer Intellektueller,
der sich über seine (zu niedrige) Rente mokiert und gleich nach vorn schaut: Der
66-Jährige will noch mindestens vier Jahre
dranhängen, „und wie ich mich kenne, ma-
Fotos: buchreport/CR; Privat
Klaus Bittner (66) hat
1973 seine Lehre in der
Buchhandlung Walther
König gemacht und anschließend dort gearbeitet. Nach einer Auszeit
hat er 1980 seine eigene
Buchhandlung eröffnet,
die er auf jeden Fall bis
2020 weiterführen will.
I
hre Buchhandlung gilt als eines der literarischen Vorzeigesortimente Deutschlands. Nach welchen Kriterien wählen Sie
Ihre Bücher aus?
Nach welchen Kriterien suchen Buchhändler Bücher aus?
Zum Beispiel nach Geschmack oder Wirtschaftlichkeit.
Aber den Geschmack der Kunden kennt
man ja nicht. Jetzt kommen wieder die Vertreter und ich muss mich für Bücher entscheiden. Ist es die Erfahrung? Überzeugungskraft des Vertreters? Näschen? Persönliche Neigung? Interessante Story? Werbemittelüberzeugung? Diese Mischung aus
allem macht es.
ch hatte gedacht, ich würde Kölns Innenstadt
kennen und marschierte vom Bahnhof selbstsicher und zielgerichtet los. Mit Rollgepäck. Ziel:
Buchhandlung Klaus Bittner. Am Abend war eine
Veranstaltung mit unserer Autorin Etel Adnan angesetzt, deren Bücher sich so zögerlich verkaufen,
dass auch der mutige Buchhändler, der die Malerin
und Dichterin zu einem Gespräch eingeladen hatte,
sich täuschte: Die bezogenen Bücher waren schon
fast alle weg, und die Reservierungen hatten im
Vorfeld die Erwartungen gesprengt, so dass ich mit
buchbeladenem Rollgepäck aus Hamburg anreiste und die Kolleginnen und Kollegen Buchhändler den Laden ziemlich weitgehend ausräumen mussten, um die knapp 80 Zuhörer unterbringen zu können.
Ich machte einen großen Bogen, landete am äußeren Ende
der Innenstadt und fragte mich bei den Passanten durch, bis ich
endlich jemanden fand, der mich auf den richtigen Weg zurückbringen konnte. Ich war am falschen Ende gelandet, ganz falsch
in Sachen Buch. Denn am richtigen Ende, bzw. im richtigen
Zentrum, biegt man bei der internationalen Kunstbuchhandlung Walther König (in der Klaus Bittner gelernt hat) ab und
sieht da schon das verschmitzte Zeichen, das einen ins literarische Buchparadies lockt.
Was macht die Buchhandlung für Anreisende zu einem Paradies? Das Design ist klassisch schwarz und bringt die Bücher
(Rücken und Titelseiten) zum Leuchten. Man findet sich unverzüglich in einer Oase der Buchkultur: Es stellt sich schon beim
Blick durch die großen Schaufenster ein Gefühl von Luxus ein,
ein Überquellen des Geistes, die echte Schönheit der Bücher in
ihrer ganzen Vielseitigkeit. So geht Verlockung. Die Basis ist natürlich ein professionelles Handwerk, das der Gründer Klaus
Bittner seit 35 Jahren zusammen mit seinen Kolleginnen und
Kollegen weiterentwickelt, auch ein Zusammenschluss mit anderen Buchhandlungen zu den sogenannten 5plus, was Austausch und Kompetenzerweiterung bewirkt. Aus den speziellen
Vorlieben des Buchhandelsgründers, Lyrik und Theater, wurde
ein volles Sortiment, mit Kinderbüchern im neuen Bereich nach
hinten raus, nach einem Durchbruch liegen die 125 qm Buchverkaufsfläche nun an zwei Straßen.
Alles wirkt offen. Luxus für alle, Veranstaltungen am laufenden Meter, Verführung zur Poesie und zum Eigensinn. Sag alles
ab und fang alles an: wenn in Köln, dann hier!
Und die Veranstaltung mit Etel Adnan war dann ein Leuchtfeuer der Poesie, wie wahrscheinlich viele Lesungen in diesen
Räumen! Dank des gesamten Buchhandlungsteams!
Hanna Mittelstädt ist Inhaberin der Edition Nautilus.
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Buchhandlung Klaus Bittner
Albertusstr. 6, 50667 Köln
Tel. 0221/2574870 | www.bittner-buch.de
Inhaber
Klaus Bittner
Schwerpunkte
Literatur, Lyrik, Theater
Verkaufsfläche
125 qm
Mitarbeiter
4 Buchhändler, 1 Auszubildender,
1 Aushilfe
Wenn man Autoren kennt und viel von ihnen gelesen hat, ist die Einschätzung relativ leicht. Aber was
machen wir mit den ganzen Neuerscheinungen, von
denen wir nie etwas gehört haben? Das ist ein bisschen Tappen im Dunkeln und wir tasten uns heran.
Und trotz unserer Erfahrung tippen wir immer noch
daneben und haben Remittenden. Umgekehrt gibt es
aber auch Überraschungshits. „Altes Land“, das Lieblingsbuch des deutschen Buchhandels, hatte ich gelesen und zunächst nicht eingekauft. Und dann wurde
die Nachfrage immer größer. Ich bin ja nicht der Maßstab, also habe ich testweise zehn Stück bestellt, die
nach drei Tagen weg waren. In solchen Fällen muss
man sich revidieren. Es gibt Kollegen, die das überhaupt nicht tun. Das kann man sich aber heute nicht
mehr leisten. Ich beharre nicht auf meiner Meinung.
Wenn ein Buch den Lesern gefällt, ist das doch super.
Aber eine Bestseller-Ecke haben Sie nicht.
Nein. Wir haben sowohl von der Belletristik- als auch
von der Sachbuchliste nicht viel hier. Das sind nicht
die Bücher unserer Kunden. Natürlich gibt es auch einige Titel, die für uns interessant sind. Das soll nicht
sophisticated klingen, aber wir haben ein sehr spezielles Publikum. Diesen Spagat müssen wir hinbekommen.
Sie führen etwa die Krimis von Jussi Adler-Olsen, einem typischen Bestseller-Autor.
Davon verkaufen wir zwei, drei. Das ist nicht unser
Bestseller. Wenn jemand danach fragt, verkaufen wir
ihn eben. Das ist doch unser Job und auch eine Frage
des Service.
Auch die Nonbook-Welle haben Sie nicht mitgemacht.
Was wollen Sie denn haben? Wein? Butter? Schokolade? Marmelade? In eine Buchhandlung gehören Bücher, da bin ich ganz alt und konservativ. Es gibt keinen
Kaffee, keine Kuchen, keine Radiergummis, keine Tassen.
Zu dem Thema gibt es eine witzige Geschichte: Einer meiner Lehrlinge war Dino-Fan und hat als Abschlussarbeit ein Dino-Fenster gemacht mit Urwaldlandschaft, mehreren Figuren und fünf Büchern über
Dinosaurier. Dafür sind wir heftig angegriffen worden,
ob wir jetzt auch schon dem Kommerz verfallen seien,
und ich musste jedes Mal erklären: Das ist die Abschlussarbeit meines Lehrlings, das ist sein Lieblingsgebiet und diese fünf Taschenbücher … Machen wir damit Geld? Selbst wenn wir jedes dreimal verkaufen, haben wir vielleicht 70 Euro Umsatz gemacht. Das war eines der eklatantesten Beispiele, das zeigt, was von uns
erwartet wird. Man darf noch nicht einmal etwas Verrücktes ausprobieren.
Würden Sie gern mal etwas Verrücktes ausprobieren?
Ich habe vor vier, fünf Jahren angefangen, eine Graphic-Novel-Abteilung aufzubauen. Das macht mir
sehr viel Spaß und das wird akzeptiert. Das hat damit
zu tun, dass dieses Naserümpfen gegenüber dem Co-
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Literatur, Lyrik und Theater
Die Buchhandlung Klaus Bittner wurde im August 1980 gegründet und besteht seit 35 Jahren am Rand der Kölner Innenstadt. 1990 wurde die Fläche um 60 qm auf 125 qm verdoppelt. An der literarischen Ausrichtung hat sich allerdings nichts geändert: Im vorderen Teil sind die Bücher
nach Alphabet sortiert. Ausgegliedert sind die romanischen
Sprachen mit Abteilungen für italienische, spanische, portugiesische und französische Literatur in deutscher Übersetzung sowie eine kleine Abteilung original englischer und
französischer Bücher. Darüber hinaus gibt es Depots, sodass die Programme von Verlagen wie Manesse, der Bibliothek Suhrkamp und des Deutschen Klassiker Verlags weitestgehend vollständig vorrätig sind.
Im hinteren Teil finden sich die Spezialgebiete, darunter eine große Lyrikabteilung (17 Regalmeter) und Theater, aber
auch eine kleine Kinderbuchecke, weil die Kunden danach
gefragt haben. Bittner: „Wir hatten am Anfang keine Kinderbücher, sind jetzt aber sehr erfolgreich mit dieser kleinen
Ecke, weil meine beiden Kolleginnen das wirklich großartig
machen. Die ist gar nicht so groß, aber sie beweist: Wenn
mic gewichen ist. Graphic Novels stammen von anspruchsvollen Zeichnern mit
zum Teil sehr anspruchsvollen Texten.
Kafka, Melville, Don Quichotte, das alles
gibt es ja zum Teil als großartige Graphic
Novels und deswegen passt das Genre
schon hier rein.
Welchen Einf luss haben Ihre Mitarbeiter?
Wir haben eine gute Mannschaft zusammen, die alle sehr unterschiedlich sind
und verschiedene Interessensgebiete haben. Die eine Kollegin interessiert sich
sehr für Theater, ich bin der Lyriker. Ein
Kollege hat die Welt des Zen und Buddhismus entdeckt und zum Teil große Mengen
davon verkauft. Jeder Mitarbeiter hat mittlerweile seine eigene Klientel. Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft gehören zum
Standard der Serviceleistungen.
Zum Beispiel?
Ich bin kürzlich von einer Kundin angerufen worden, die sich bei uns mit ihren gedruckten Büchern versorgt, aber bei Thalia
einen Tolino gekauft hat, der aber kaputt
gegangen ist und eingeschickt werden sollte. Sie hat mich gefragt, was jetzt mit ihren
Büchern passiert. Ich habe mich dann erkundigt und sie war beruhigt, dass die Bücher mit dem Kundenkonto verknüpft
sind. Damit habe ich natürlich keine müde
Mark verdient, aber so etwas gehört zu einer modernen Buchhandlung dazu, vor al-
man eine kleinere gut führt, funktioniert sie auch.“ Daran
schließen sich kleine Abteilungen asiatischer und afrikanischer Literatur an sowie eine relativ große lateinamerikanische. Unter diese Bücher werden auch viele antiquarische
Titel gemischt.
Die Website ist sehr individuell gestaltet und „soll das, was
diese Buchhandlung darstellt, ins Internet übertragen.“ Dahinter steckt bewusst kein Barsortiment. Aktuell können Bücher per Mail bestellt werden, doch der Buchhändler überlegt, einen Shop anzubinden. Allerdings sind ihm auch hier
die Barsortimentslösungen „nicht so richtig sympathisch“.
Der Newsletter mit dem „Buch des Monats“, einem Lyriktipp des Inhabers und Kinderbuchempfehlungen kommt
laut Bittner bei den Kunden gut an.
Zu den weiteren Aktivitäten gehört die Mitgliedschaft in der
Buchhandelskooperation 5plus, in der sich literarische
Buchhandlungen zusammengeschlossen haben und bei
der Bittner zu den Gründungsmitgliedern gehört. Außerdem betreibt er einen kleinen Verlag, in dem jedes Jahr ungefähr drei, vier Bücher erscheinen.
lem in dieser Welt, in der sie um ihren
Platz ringen muss.
Wir besorgen auch antiquarisch ein Taschenbuch, das für 1 Euro angeboten wird,
mit Porto 1,50 Euro kostet und wir nehmen 2 Euro dafür. Was soll man daran verdienen? Wenn man es betriebswirtschaftlich rechnet, haben wir vielleicht sogar
noch einen Verlust von 8 Euro gemacht.
Aber das machen wir trotzdem, das ist
Kundenbindung. Es gibt ganz viele Leute,
die einfach nicht wissen, wo solche Bücher
Anzeige
vereint
www.hard-serie.de
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Alle auf einen Blick: Mit
Depots – Kommissionsware ohne Einkaufsrisiko – bietet Klaus Bittner
kleineren Verlagen die
Möglichkeit, ihr gesamtes Programm im Handel zu platzieren.
im Internet angeboten werden oder dort
nicht bestellen können.
Umgekehrt sage ich jungen Menschen,
wo sie bestellen und einige Euro sparen
können. Dass man mit diesen Möglichkeiten offensiv und offen umgeht, wird von
uns verlangt.
Und wenn hier jemand reinkommt und einen Reader haben möchte?
Dann kann ich sie über die Barsortimente
bestellen, aber es hat noch nie jemand einen Reader verlangt.
Sie bieten sie auch nicht offensiv an?
Nein. Auf meiner Website steht nur, dass
wir E-Books bestellen. Wir sind damit zwar
nicht gigantisch erfolgreich, aber ein paar
im Monat verkaufen wir. Es gibt Leute, die
kommen bewusst hierher, weil sie verstanden haben, dass auch wir daran verdienen,
und wollen, dass wir daran verdienen. Die
können sich die Bücher auch selbst aus
dem Netz runterladen, tun es aber bewusst
nicht.
Die Mayersche ist in Köln mit einer Großf läche vertreten, dazu gibt es zahlreiche
kleinere Buchhandlungen. Wie schätzen Sie
die Konkurrenz ein?
Konkurrenz würde ich nicht sagen. Zum
Glück ist Köln super aufgestellt. Die Stadtteilbuchhandlungen sind alle großartig.
Ich höre auch von Kunden, dass alle sehr
eigen und zufriedenstellend sind. Ich habe
keine Sorgen, was die Mayersche oder andere Filialisten – Thalia ist ja nicht mehr
hier – betrifft. Ich habe keine Probleme damit, sondern denke, dass sich alles belebt.
Zu mir kommen Kunden, die von der Mayerschen geschickt werden. Wenn jemand
aber eine Bibel haben möchte, schicke ich
ihn in die Köselsche Buchhandlung am
Dom. Das ist selbstverständlich, so sind
wir groß geworden. Auch als es noch wirklich große Buchhandlungen in Köln gab,
hat man sich immer geholfen.
Haben Sie mehr Stammkunden oder mehr
Lauf kunden?
Früher waren es mehr Stammkunden,
aber inzwischen hat sich das geändert. Es
gibt einen Buchhandelstourismus, der
auch durch den Zusammenschluss der
5plus entstanden ist. Das hat sehr dazu beigetragen, dass wir bekannter geworden
sind. Viele Kunden kommen aus Holland,
Belgien, Frankreich, aus ganz NordrheinWestfalen. Bestellungen haben wir aus
ganz Deutschland.
Was hat 5plus gebracht?
Als Marketinginstrument ist es einzigartig,
auch wenn es nicht ganz einfach ist. Wir
sind acht Buchhändler und acht individuelle Personen. Die alle unter einen Hut zu
bekommen, ist manchmal schwierig. Aber
die Idee eint und das, was man erreichen
möchte.
Das Magazin mit einer Auflage von
30 000 Exemplaren, die in acht Buchhandlungen kostenlos verteilt werden, ist ein
wahnsinnig gutes Werbeinstrument. Dadurch haben wir Feedback und einen Umsatzbringer.
Sie machen auch viele außergewöhnliche
Lesungen. Welche Bedeutung haben die
Veranstaltungen?
Sie festigen das Image. Und je besser und
individueller sie sind, desto interessanter
ist das natürlich. Zu Beginn wollte ich damit bekannter werden, da gab es das Veranstaltungsformat und die große Anzahl
anderer Veranstalter noch nicht. Heute
machen wir es, um im Bewusstsein und
im Gespräch zu bleiben.
Die Veranstaltungen kommen manchmal kurios zustande. Im vergangenen Jahr
habe ich mich mit einem Kunden, der einen Verlag in Paris hat, über ein Buch ausgetauscht. Dabei hat sich herausgestellt,
dass die Autorin Etel Adnan, eine 90-jährige libanesische Künstlerin, bei ihm um die
Ecke wohnt und er mit ihr befreundet ist.
Dadurch ist der Kontakt entstanden. Sie ist
tatsächlich nach Köln gekommen und es
war ein großartiger Abend.
Auch die ungarische Philosophin Agnes
Heller habe ich über einen Verleger kennengelernt. Wir haben sie eingeladen und
sie hat hier einen Abend gemacht. 84 Jahre,
ganz klein, aber voller Energie, wie ich es
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noch nie erlebt habe. Irgendwann hat sie es
auf der Bühne nicht mehr ausgehalten, hat
sich das Mikrofon genommen, ist durch
den ganzen Saal gelaufen und hat mit den
Leuten geredet. Das sind wirklich großartige Begegnungen und etwas anderes, als
wenn ein Verlag anruft und sagt, Herr Müller hat ein neues Buch und er reist vom 17.
bis 21. und wir fänden es schön, wenn sie
das machen würden. Dafür müssen sie
aber 800 Euro bezahlen. Das ist der Klassiker heute, aber wir gehen teilweise andere
Wege, und das macht es aus.
Wie sehen Sie die Zukunft des Buchhandels?
Ich bin nicht bange, weil ich immer noch
neugierig bin. Ich kann auch diese Untergangsgespräche nicht verstehen. Die
kenne ich, seit ich Buchhändler bin. In den
vergangenen 40 Jahren ist der Buchhandel
zum fünften, sechsten Mal kaputt gegangen, weil es erst Kassetten gab, dann CDs
und jetzt E-Books. Wir erleben aber häufig,
dass die Leute zum Papier zurückkommen.
Sie lesen so viel digital, dass es sie entspannt und beruhigt, auf Papier zu lesen.
Man muss neugierig sein, die technische Entwicklung im Blick haben und servicefähig bleiben. Das haben die meisten
Kollegen verstanden und ich habe den Eindruck, dem kleinen Mittelstand geht es
gut. Die Situation war schon einmal
schlechter.
Wie sieht es bei Ihnen aus?
Wir haben seit Jahren positive Zahlen und
da kommt immer noch ein kleines Plus
drauf.
Woran liegt das?
Unsere Spezialisierung hilft uns, auch das
Gesamtpaket. Wir haben viele Institutionen, die wir betreuen. Kürzlich habe ich eine E-Mail bekommen von einem Germanisten der Uni Kopenhagen. Der war hier
an der Uni, hat die Buchhandlung kennengelernt, war begeistert und will, dass wir
ihn beliefern. So etwas passiert relativ häufig. Die Summe dieser kleinen Teile und
die Serviceleistungen, über die wir gesprochen haben, machen alles aus.
Text | Interview Christina Reinke
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