Leider verunstaltet ein sehr schlampig angebrachter Blitzableiter die Kirchturmbekrönung. Knopf, Kreuz und Hahn als Kirchturmbekrönung Meist sieht man auf der Spitze eines Kirchturms ein Kreuz über dem Knopf (auch Knauf genannt). Anders ist das bei der Pfarrkirche in St. Peter am Hart. Hier zieren ein Kreuz und darüber ein Hahn die Spitze. Warum? Bestimmt ist der sich im Wind drehende Hahn auf der Spitze des Kirchturms ein Wetterhahn, der anzeigt, aus welcher Richtung der Wind weht. Der größere Teil des Hahns, der Schwanz, steht immer gegen den Wind. Aber: Die Windrichtung merkt man doch wohl auch ohne einen Wetterhahn. Da muss noch etwas anderes dahinter sein. Warum ist zusätzlich zum Kreuz ein Hahn auf der „Petruskirche“? Ein Hahn kräht am Morgen, wenn die Sonne aufgeht, „den Tag an“. Als es noch kein elektrisches Licht und keinen Wecker gab, da war es der Hahn, auf den man sich verlassen konnte, wann es Zeit zum Aufstehen war. Kurz bevor Jesus festgenommen wurde, hat sein Freund Petrus ihm versprochen: „Ich lasse dich nie im Stich und werde immer zu dir halten!“ Jesus antwortete darauf: „Noch bevor der Hahn kräht (gemeint ist: Ehe ein neuer Tag beginnt), wirst du behaupten, dass du mich nicht kennst.“ Und obwohl Petrus sein Versprechen erneuerte, kam es so, wie Jesus es vorhergesagt hatte. Als Jesus ins Haus des Statthalters Pontius Pilatus gebracht wurde, fürchtete Petrus, selber verhaftet zu werden. Als ihn drei Leute fragten, ob er ein Freund von Jesus sei, log Petrus: „Nein, ich kenne diesen Menschen nicht.“ Da begann der Hahn zu krähen. Petrus schämte sich und weinte wegen seiner Untreue. Zusammenstellung: Karl Glaser 1 Erinnerung an Petrus Der Hahn auf der Kirchturmspitze soll uns also alle daran erinnern. Er mahnt uns, zu unseren Freunden zu halten, wenn wir es versprochen haben. Kirchen sind nach Osten ausgerichtet Unsere Pfarrkirche ist wie die meisten Kirchen aus dem Altertum und dem Mittelalter bis herauf in die Neuzeit so gebaut worden, dass sie nach Osten hin ausgerichtet ist. Die aufgehende Sonne wäre ein Symbol für Christus, der unser Licht ist. So wird die Osterkerze in der Osternacht in die dunkle Kirche mit dem Ruf hereingetragen: „Lumen Christi = Das Licht Christi!“ Diese Nacht ist auch die Nacht der Taufe. Beim Apostel Paulus findet sich ein Zitat aus einem urchristlichen Taufhymnus: „Wach auf, du Schläfer, und steh auf von den Toten, und Christus wird dein Licht sein“ (Eph 5,4). Der Hahn, dem Licht zugewendet, wird zum Symbol dafür, dass wir in der Taufe mit Christus auferweckt worden sind. Man soll sich erinnern, dass man nicht schlafen soll, sondern als wache Christen in der Zeit leben, wachsam und nüchtern. Wachsam müssen wir sein und nüchtern genug, um das Böse rechtzeitig zu erkennen und ihm zu widerstehen, wie Petrus meint: „Seid nüchtern und wachsam! Euer Widersacher, der Teufel, geht wie ein brüllender Löwe umher und sucht, wen er verschlingen kann. Leistet ihm Widerstand in der Kraft des Glaubens!“ (1 Petr 5,8-9a). Unser Blick muss sich also auf Christus richten. Er soll uns für das Leben Orientierung geben. Übrigens: Vom Wortlaut her bedeutet Orientierung, sich nach Osten ausrichten, der aufgehenden Sonne (sol oriens) zu. Im Altertum und Mittelalter war die im Osten aufgehende Sonne das Symbol für die Überwindung der Finsternis. Während im Westen, wo die Sonne versinkt, die Dunkelheit aufsteigt. Und darum war der Westen Symbol für die aus dem Dunkeln hervorkriechenden Mächte der Finsternis. Die uralte Symbolik der Ausrichtung der Kirchen findet sich auch in der Feier der Taufe. Im Altertum haben die Katechumenen vor der Taufe das Glaubensbekenntnis so abgelegt, dass nach Westen gewandt sie auf die Fragen, dem Bösen abzusagen, mit „Ich widersage“ geantwortet, anschließend nach Osten gewandt das Bekenntnis zu den Fragen nach ihrem Glauben mit „Ich glaube“ kundgetan haben. Später haben bei der Kindertaufe die Paten stellvertretend diese Antworten übernommen. Mit der Einzeltaufe von Kindern ist diese Form des Bekenntnisses verschwunden. Aber noch heute werden in der orthodoxen Kirche die Antworten nach den Fragen zur Absage an das Böse nach Westen hin gesprochen, die Fragen des Glaubens nach Osten hin. Das Kreuz auf der Kirchturmspitze ist stabil nord-süd ausgerichtet. Zusammenstellung: Karl Glaser 2
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