Drehung noch im Mutterleib Frauenklinik bietet Alternative zum

URL: http://www.uni-jena.de/Mitteilungen/PM160211_Drehung.pdf
Drehung noch im Mutterleib
Frauenklinik bietet Alternative zum Kaiserschnitt bei Beckenendlage
Eine Handfläche liegt oben auf dem kugelrunden Bauch, die andere unten. Mit sanftem Druck
versucht Privatdozentin Dr. Tanja Groten das Kind im Bauch der Schwangeren dazu zu bewegen,
sich mit dem Kopf nach unten zu drehen. Die meisten Ungeborenen befinden sich spätestens vier
Wochen vor der Geburt in dieser Lage. Rund fünf Prozent aller Kinder hingegen liegen
andersherum im Mutterleib, in der sogenannten Beckenendlage. Von ihnen erblicken in
Deutschland mehr als 90 Prozent per Kaiserschnitt das Licht der Welt.
"Dabei gibt es eine Alternative", so die Oberärztin in der Geburtshilfe am Universitätsklinikum Jena
(UKJ): die Drehung der Kinder noch im Mutterleib. Allen betroffenen Frauen bietet die Jenaer Klinik
für Frauenheilkunde und Geburtshilfe den Wendungsversuch und die Möglichkeit der
Spontangeburt aus Beckenendlage an. Nur selten spricht aus medizinischen Gründen etwas
dagegen - wenn beispielsweise der Bauchumfang des Kindes deutlich kleiner ist als der des
Kopfes oder die Füße und nicht der Po zuerst zum Ausgang streben. Dann kann der
vorangehende Teil den Geburtskanal nicht ausreichend weiten für den nachfolgenden Kopf. Für
den Versuch, das Kind im Mutterleib zu drehen, nehmen einige Frauen weite Anfahrtswege nach
Jena in Kauf. "Für manche ist es einfach sehr wichtig zu wissen, dass sie alles getan haben, um
einen Kaiserschnitt zu verhindern", so Groten.
Wendungsversuch in die Geburtsplanung bei einer Beckenendlage integrieren
Die Medizinerin hat die Daten von mehr als 400 Schwangeren analysiert, die sich zwischen 2011
und 2014 mit einem Ungeborenen in Beckenendlage in der Jenaer Frauenklinik vorgestellt haben.
Bei 30 Prozent der Versuche gelang die Wendung im Mutterleib. Doch auch, wenn sich das Kind
nicht hat drehen lassen, gebären Frauen nach einem Wendungsversuch häufiger auf normalem
Wege. Während nur 17 Prozent aller Kinder ohne Wendungsversuch spontan geboren wurden,
waren es nach einem Wendungsversuch 49 Prozent, 31 Prozent davon aus Beckenendlage. "Das
ist für uns eine Bestätigung, den Wendungsversuch immer in die Geburtsplanung bei einer
Beckenendlage zu integrieren", sagt Dr. Groten.
Zwar ist eine Spontangeburt aus der Beckenendlage für die Kinder mit zusätzlichem Stress
verbunden. Weil der Kopf erst nach der Nabelschnur geboren wird, kann diese für einen kurzen
Moment stark zusammengedrückt werden und so die Sauerstoffversorgung reduziert sein. "Es ist
so, als würden wir im Schwimmbecken 25 Meter tauchen", beschreibt Groten. Stimmen die
Voraussetzungen und werden die Frauen von erfahrenen Geburtshelfern begleitet, sei dies jedoch
kein Hindernis.
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Der Wendungsversuch findet meistens in der 37. Schwangerschaftswoche statt, damit es auch im
unwahrscheinlichen Fall, dass der Wendungsversuch die Geburt erzwingt, nicht zu einer
Frühgeburt kommen kann. Die Frauen erhalten eine Viertelstunde vor der Wendung ein
wehenhemmendes Medikament, damit die Gebärmutter entspannt. Dann widmet sich Oberärztin
Groten mit gezielten Handbewegungen dem Ungeborenen. "Wichtig ist, dass es nicht wehtun darf."
Kontakt:
PD Dr. Tanja Groten
Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am UKJ
Bachstraße 18
07743 Jena
E-Mail: [email protected]
Meldung vom: 11.02.2016 12:10 Uhr
Frauenklinik bietet Alternative zum Kaiserschnitt bei Beckenendlage
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