B re n n p u n k t Corporate Trading Alte Ware schafft neue Werte! Misslungene Produkteinführungen, Überproduktionen oder Retouren – spätestens am Jahresende drohen Spielwarenherstellern und Großhändlern oft schmerzhafte Wertberichtigungen. Wie man Abschreibungen vermeidet und das Betriebsergebnis signifikant verbessert, zeigt Corporate Trading. So werden beispielsweise neue Marketingkampag- Brennpunkt nen mit problematischer Altware „bezahlt“. 8 Der Spielwarenmarkt ist mit tiefgreifenden Veränderungen konfrontiert. Sinkende Geburtenraten, die demografische Entwicklung, die Veränderung im Kauf- und Spielverhalten, Konkurrenzdruck durch andere Branchen, nicht zuletzt die Kostenexplosion in China stellen täglich neue Aufgaben. Wer am Markt erfolgreich sein will, braucht eine gut gefüllte Innovationspipeline, um jedes Jahr noch spannendere, clevere, lustigere und herausfordernde Spiele anbieten zu können. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Das Spielwarenangebot in Deutschland ist extrem vielfältig. Nach Expertenangaben sind rund 680.000 verschiedene Artikel erhältlich. Tendenz: steigend. Treibende Kraft sind Produktneuheiten: Nach Angaben der NPD Group wird knapp ein Drittel (29 Prozent) des Umsatzes mit Spielzeuginnovationen erwirtschaftet – und das ist eine sehr vorsichtige Schätzung! Die im Verhältnis beispielsweise zu Konsumgütern kurzen Lebenszyklen sind charakteristisch für die Spielwarenindustrie. Die hohe Anzahl der Produkte ist zudem Beleg für die Wettbewerbsintensität. Weiterer Innovationstreiber sind Licensing-Produkte, deren Bedeutung in den vergangenen Jahren stark gestiegen ist: Rund um Hollywood-Blockbuster und LeinwandHelden wie Harry Potter, Indiana Jones, Herr der Ringe oder Star Wars hat sich die Palette der Merchandising-Artikel und Spielwaren erheblich verbreitert. Spielwarenproduzenten und Großhändler wollen auf der möglichen Erfolgswelle mitschwimmen und schnell und sicher neue Umsätze generieren. Dafür sind sie bereit, oftmals beträchtliche Summen für den Erwerb von Lizenzrechten zu investieren – wohl wissend, dass der Zeithorizont zur Amortisation oftmals nur kurz ist. Fachhändler schätzen, dass unter zehn Prozent aller Spielwarenlizenzprodukte wirklich erfolgreich sind. Diese kuscheligen Freunde haben ein neues Zuhause gefunden. Doch was geschieht, wenn Spielwaren im Regal liegen bleiben? Hersteller und Großhändler können dann mit Corporate Trading Abschreibungsverluste vermeiden TOYS Ausgabe 10/2010 B re n n p u n k t „Spielwarenindustrie ist Kernbranche“ Christian Kirschbaum ist Senior Sales Director bei Active International, einem der weltweit führenden Corporate Trading-Dienstleister Herr Kirschbaum, wer nutzt Corporate Trading? In Deutschland zählen wir über 100 Unternehmen aus verschiedenen Branchen wie Kosmetik, Nahrungsmittel & Getränke, Elektrogeräte, Textil oder Haushaltsprodukten zu unseren Kunden. Die Spielwarenindustrie gehört übrigens zu unseren Kernbranchen. weisen unsere Kunden einen Jahresumsatz von 50 bis 800 Millionen Euro aus. Corporate Trading kann aber auch bereits für Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 30 Millionen Euro interessant sein. Active International Mit einem Jahresumsatz von rund 1,5 Milliarden US Dollar ist Active International der weltweit führende Anbieter für Corporate Trading-Lösungen. Seit der Gründung 1984 in den USA hat sich AI zu einem global vernetzten, multifunktionalen Handelshaus entwickelt: Jährlich vermeidet AI für seine Kunden Verluste in dreistelliger Millionenhöhe und erzielt Cashflow-Verbesserungen in entsprechender Höhe. Für das Re-Marketing abschreibungsbedrohter Ware arbeitet Active mit weltweit über 300 Partnern zusammen. Ihre Handelsgutschrift können Kunden im globalen Netzwerk mit rund 1.500 Servicepartnern einlösen. Schwerpunkte bilden die Bereiche Media (TV, Print, Radio, Plakate), Druck (Kataloge, POS-Material, etc.) sowie Event & Travel/Services (Hotelbuchungen, Konferenzen, Fracht/Logistik, etc.) www.activeinternational.de Ist eine bestimmte „Mindestgröße“ der Unternehmen ein wichtiges Kriterium? Nein, wir betreuen eine große Bandbreite, vom klassischen Mittelständler bis zum börsennotierten Konzern. Typischerweise Für wen ist Ihre Dienstleistung vor allem interessant? Corporate Trading ist in der Tat nicht für alle Unternehmen geeignet. Die Finanzlösung ist vor allem für jene Unternehmen interessant, die im Verhältnis zum Umsatz viel Geld für Werbung, Druck und Verpackung sowie für Veranstaltungen, Events und Hotels ausgeben. Erfolgsdruck bei Neueinführungen Sicherung des Betriebsergebnisses Step 1: die Corporate TradingTransaktion Innovationen sind also Trumpf. Doch was geschieht, wenn das aufwendig und teuer neu kreierte Produkt nicht wie erhofft angenommen wird? Was geschieht, wenn sich der Markt in eine andere Richtung weiterentwickelt, die Präferenzen der Verbraucher verschieben und auch bislang etablierte Produkte nicht mehr wie erwartet verkauft werden? Die Antworten auf diese Fragen sind für Hersteller und Großhändler eindeutig und schmerzvoll: Die angepeilten Absatzzahlen bleiben aus, der Marktwert sinkt drastisch, die Umsatzerlöse lassen sich nicht realisieren. Bereits produzierte Waren lassen sich nicht mehr zu den kalkulierten Preisen absetzen, stattdessen drohen Wertberichtigungen und Abschreibungen auf überschüssige Warenbestände im Lager. Das wiederum belastet die Bilanz und das Jahresergebnis. Um aus diesem Teufelskreis auszubrechen, nutzen immer mehr Unternehmen eine Standard-Finanzlösung: Corporate Trading. Damit wandeln Hersteller und Großhändler abschreibungsbedrohte Ware in Serviceleistungen für ihr Unternehmen um und schaffen sich neuen finanziellen Spielraum. Durch die Kopplung zweier Geschäftsvorgänge, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, entsteht neuer Mehrwert: Alte Ware schafft neue Werte und wird produktiv gemacht. Unternehmen mit abschreibungsbedrohter Ware wenden sich an einen Corporate Trading-Dienstleister, der die Produkte zum vollen Buchwert abnimmt und weiterverkauft. Dieser Dienstleister agiert wie eine Drehscheibe zwischen mehreren Parteien und ist doch wesentlich mehr als ein „Vermittler“. Er handelt auf eigene Rechnung und Risiko – nur so werden die Kundenvorteile realisiert. Der Corporate Trading-Dienstleister bildet das Scharnier zwischen den Beteiligten. Er erwirbt auf eigenes Risiko Dienstleistungen bei den Fulfillment-Partnern. Kundenbeziehungen im Corporate Trading sind langfristig angelegt, können mehrere Transaktionen umfassen und je nach Bedarf unterschiedlich ausgestaltet werden. Der Hersteller verkauft seine Vermögensgegenstände mit Abschreibungsbedarf an einen Corporate Trading-Dienstleister und stellt eine Rechnung über den vollen Buchwert aus. So vermeidet das Unternehmen Abschreibungsverluste für diese Waren, deren Marktwert zwischenzeitlich deutlich unter den Buchwert gefallen ist. Bei den Waren kann es sich zum Beispiel um Überbestände und stornierte Aufträge handeln. Der Corporate Trading-Dienstleister bezahlt die problematischen Waren in Form einer Handelsgutschrift. Die Ware verkauft der Corporate TradingDienstleister über Handelspartner im In- und TOYS Ausgabe 10/2010 9 B re n n p u n k t Ausland. Langjährige Partner bilden ein internationales Netzwerk über das auch große Volumina an Beständen schnell und professionell vermarktet werden. führt wurden, ist diese Übersicht für die Maßnahmen- und Ausgabenplanung des Kunden sehr wichtig: Es herrscht ständig Transparenz über die verfügbaren und bereits eingesetzten Handelsgutschriften. Step 2: Fulfillment Die Handelsgutschrift führt zu Cashflow-Verbesserung Nach Abschluss der Transaktion löst das Unternehmen seine Handelsgutschrift ein, indem es Leistungen aus den Bereichen Media, Druck, Event oder Reisen über den Corporate Trading-Dienstleister bezieht. Dabei geht es um Dienstleistungen, die das Unternehmen fortlaufend benötigt. Der Kunde kann bei der sukzessiven Einlösung sei- Bei der Einlösung der Handelsgutschrift wird darauf geachtet, dass der Corporate Trading-Kunde Dienstleistungen, zum Beispiel Druckleistungen, zu seinen gewohnten Konditionen erhält. Der Kunde zahlt diese Dienstleistungen anteilig jedoch mit der zuvor ausgestellten Handelsgutschrift: Die Liquidität des Kunden wird geschont: Wer die dukte überraschend als Ladenhüter. Um Abschreibungsverluste zu vermeiden, setzte das Unternehmen auf Corporate Trading: Verkauf der Bestände: Der Corporate Trading-Dienstleister übernahm überschüssige Merchandising-Artikel zum vollen Buchwert und stellte eine Handelsgutschrift über 600.000 Euro aus. Anschließend verkaufte der Dienstleister die Ware an ein kooperierendes Einzelhandelsunternehmen weiter und erlöste dafür rund 150.000 Euro. Einlösung der Handelsgutschrift: Die Verlagsgruppe entschied sich dafür, seine Handelsgutschrift gegen Druckleistungen einzulösen und konnte dadurch im Gegenzug seine eigenen Baraufwendungen senken: Von insgesamt rund sechs Millionen Die Beteiligten am Corporate Trading Die Kunden – zum Beispiel Spielwarenhersteller oder Großhändler – geben abschreibungsbedrohte Ware ab, erhalten dafür eine Handelsgutschrift und können im Gegenzug Services wie Druckleistungen oder Anzeigenwerbung abrufen. Die Remarketing-Partner übernehmen die Ware und vermarkten sie über verschiedenste Absatzkanäle im In- und Ausland. Die Fulfillment-Partner schließen Verträge mit dem Corporate TradingDienstleister und stellen Kontingente mit diversen Services zur Verfügung. Zum Beispiel Werbezeiten in Zeitschriften oder Fernsehen, Druckdienstleistungen, Logistik- und Transportservices oder Hotelzimmer. ner Handelsgutschrift stets aus dem gesamten Leistungsportfolio des Corporate TradingDienstleisters auswählen – er ist nicht an eine Dienstleistungsart oder einen Serviceanbieter gebunden. Dies ist ein wesentlicher Unterschied zum einfachen Tauschhandel beziehungsweise Bartering. Der Kunde begleicht die Dienstleistungen beispielsweise zu rund 80 Prozent bar, für 20 Prozent wird die Handelsgutschrift eingesetzt. Vereinfacht ausgedrückt bezahlt das Unternehmen 20 Prozent seiner Werbekampagnen mit Altware. Die Handelsgutschrift wird in der Regel über einen Zeitraum von drei Jahren in Einkaufswert umgewandelt. Das Unternehmen wird regelmäßig darüber informiert, welchen Stand sein Handelsgutschriften-Konto aufweist. Gerade bei Kundenbeziehungen, in denen bereits mehrere Corporate Trading-Transaktionen durchge- 14 Handelsgutschrift für die Bezahlung von Dienstleistungen einsetzt, reduziert seine Cash-Aufwendungen. Die Marketingverantwortlichen gewinnen also neue Handlungsspielräume, ohne zusätzliche Ausgaben oder negativen Cashflow zu produzieren. Das Praxisbeispiel: Druckleistung „bezahlt“ mit überschüssigen Merchandising-Produkten: Der Kinderbuchverlag einer Verlagsgruppe vertreibt auch die Merchandising-Produktlinie zu einer beliebten Filmund Jugendbuchserie. Mehrere Dutzend verschiedener Spiele und Fan-Artikel lassen Kinderherzen höher schlagen. Hierzu gehören, PC-Games, Puzzles, Sammelfiguren, Schlüsselanhänger, Taschen und Geldbörsen oder Uhren und Fahrräder. Aus diesem umfangreichen Sortiment erwiesen sich mehrere Pro- Euro Druckkosten in zwei Jahren wurden zehn Prozent, sprich 600.000 Euro über die Handelsgutschrift verrechnet, die Differenz von 5,4 Millionen Euro weiter in bar bezahlt. Ergebnis und Nutzen Die Verlagsgruppe konnte Abschreibungen in Höhe von 600.000 Euro vermeiden sowie Lagerkosten und Kapitalbindung reduzieren. Der Problembestand war beseitigt, der Vertrieb konnte sich auf den Absatz des aktuellen Sortiments konzentrieren. Zwar hätte der Verlag den Marktwert von zirka 150.000 Euro gegebenenfalls auch allein erlösen können – hätte dann aber gleichzeitig in zwei Jahren 600.000 Euro mehr Cash für Druckkosten aufwenden müssen. ❏ TOYS Ausgabe 10/2010
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