AZ Badener Tagblatt, vom: Samstag, 5. September 2015

BADEN-WETTINGEN 31
AARGAUER ZEITUNG
SAMSTAG, 5. SEPTEMBER 2015
ANALYSE zu den Leitsätzen für die nächsten 15 Jahre, die der Wettinger Gemeinderat präsentiert
BRIEFE AN DIE AZ
Ich gratuliere Erich Obrist
Den Zielen fehlen die Visionen
S
portstadt, Gartenstadt, Generationenstadt, diese drei als Leuchttürme bezeichneten Themenkreise
sollen die nächsten 10 bis 15 Jahre
das Bild des Dorfes Wettingen prägen,
den «Stern an der Limmat» sein. Wie genau der Gemeinderat sich das vorstellt,
hat er in seinen Leitsätzen und Leitzielen
definiert. Der Sport geniesst in Wettingen
unbestrittenermassen einen hohen Stellenwert. Erfolgreiche Vereine wie der Hockeyclub Rotweiss Wettingen dominieren
seit Jahrzehnten die nationale Spitze. Deshalb will der Gemeinderat die rund 60
Vereine weiterhin mit einer guten Infrastruktur unterstützen. Die Bezeichnung
Gartenstadt charakterisiert das Erscheinungsbild und damit den Lebensraum
der Gemeinde wie kaum ein anderes Prädikat.
Sie zu erhalten ist auch eine wichtige Voraussetzung, um den dritten Leuchtturm
erstrahlen zu lassen, die Generationenstadt. Die Leitsätze und Leitziele, aufgeteilt in mehrere Abschnitte, werden in einer übersichtlichen Broschüre publiziert.
Der Bürger erhält ein sehr übersichtliches
Werk, in dem er sich gut orientieren
kann. Aber wahrscheinlich unter dem
Spardruck fällt die Broschüre, verglichen
mit anderen Informationen drucktechnisch doch etwas vom gewohnten Standard ab.
Lässt sich Gemeinderat von
Finanzdiskussion beeinflussen?
Fortschreiben des heutigen Wettingen.
Das ist nicht grundsätzlich negativ, aber
vielleicht doch etwas zu dürftig für das
Ergebnis von Gedanken, die sich Leitziele
nennen. Stellt sich die Frage, ob der Gemeinderat keine Visionen hat oder ob er
sich von der herrschenden Finanzdiskussion zu stark beeinflussen liess. Sparen ist
momentan das Einzige, was die Gemeindepolitik prägt. Nur mit Sparen, also mit
einem sparsamen Umgang der vorhandenen Mittel, hat das aktuelle Verhalten einiger Politiker wenig zu tun. Die sich öffnende Schere zwischen Einnahmen und
Ausgaben scheint eine Hektik ausgelöst
zu haben, die eher in die Richtung einer
Hysterie geht, nach dem Motto «Geiz ist
geil».
Die zu den Finanzen formulierten zwei
Leitsätze und vier Leitziele weisen deutlich in eine solche Richtung hin. Unbestritten gilt: «Wettingen strebt über eine
haushälterische Finanzpolitik einen ausgeglichenen Finanzhaushalt an». Und «Wettingen bewahrt in finanzieller Hinsicht den
Handlungsspielraum unter Beibehaltung eines attraktiven Steuerfusses». Beides sind
ebenso Selbstverständlichkeiten, wie die
vier Leitziele. Doch man scheint vergessen
zu haben, dass zu einem ökonomisch sinnvollen Verhalten nicht nur Sparen, sondern
auch Investieren gehört. Investieren in eine
Zukunft, die Wettingen und die nächste Generation in der Generationenstadt verdient
haben. Doch die Voraussetzung dafür, es
bracht Ziele.
Wer die Broschüre liest, wird feststellen,
dass das Wort Leitsätze mag noch angehen, das Wort «Leitziele» für den Inhalt
etwas hoch gegriffen ist. Denn Ziele impliziert, dass die Vorstellung zumindest etwas über «weiter im bisherigen Stil» hinaus geht. Doch Visionäres enthalten die
Leitsätze nicht. Sie sind weitgehend ein
Mehrmals kommt das Wort Steuerfuss
vor. Gerade dies verrät, dass die Wettinger Finanzpolitiker, wie schon seit Jahren
auch in Zukunft nur einen Richtwert kennen wollen, den Steuerfuss. Ein günstiger
Steuerfuss ist unabdingbar und ein Mittel,
um Ziele zu erreichen. Er kann aber nicht
Dieter Minder
«Visionäres
enthalten die
Leitsätze nicht.
Sie sind weitgehend ein
Fortschreiben
des heutigen
Wettingen.»
Diverse Artikel in der az zu den Stadtratswahlen in Baden am 15. Oktober
das Ziel sein, das Ziel muss eine Gemeinde sein, die ihren Einwohnern einen optimalen Lebensraum bietet, ihre Einwohner aber auch zu Eigeninitiativen anregt.
Die Verantwortung nimmt
Gemeinde erfolgreich wahr
Eher dürftig sind die Aussagen zum Verhalten von Wettingen in der Region. Dabei ist Wettingen ein unverzichtbarer Bestandteil der wirtschaftlich und gesellschaftlich prosperierendsten Region im
Kanton Aargau. In kleinen Schritten hat
die Gemeinde in den letzten Jahren Zentrumsaufgaben übernommen. Eine Funktion, die ihr schon aufgrund ihrer Grösse
zukommt. Dies bringt aber auch eine gewisse Verantwortung gegenüber den
Nachbarn, insbesondere den kleineren,
mit sich. Diese Verantwortung nimmt die
Gemeinde erfolgreich wahr. Doch wie so
oft scheint bei der Zusammenarbeit mit
den Nachbarn das typische Wettinger Verhalten vorzuherrschen: «Wir machen es,
aber hoffentlich merkt es niemand.» Wobei unter Niemand vor allem die Miesepeter in den eigenen Reihen zu verstehen
sind: Leute, die jegliche Aktivität abmurksen wollen, aus lauter Angst, ein anderer
könnte allenfalls ein wenig profitieren.
Dabei darf Wettingen stolz auf das Erreichte sein, ob dies nun die Entwicklung
der Gemeinde oder die Regionalpolitik
ist. Deshalb wäre es ehrlicher, in Leitsätzen die Marschrichtung zu skizzieren. Ob
sie erfüllt werden, wird sich zeigen.
Das, was der Gemeinderat mit seinen
Leitsätzen und Leitzielen präsentiert, ist
eine gute Analyse des heutigen Wettingen
und seiner Entwicklungsrichtung, mehr
aber nicht: schade.
@ [email protected]
Eintauchen in sonderbare Traumwelten
Der sechsjährige Gabriel dirigiert
zwei Steinzeitmänner im Computerspiel «The Revenge of the Cavemen».
Den leichten Höhlenmensch Ugh lässt
er auf Felsen klettern. Dem dicken Bobo überlässt er das Zertrümmern von
Steinen. Gespannt schaut er dabei auf
die virtuelle Steinzeitwelt. Dank einer
Ich wähle Jürg Caflisch
Natürlich jemanden, der eine Grundvoraussetzung erfüllt: dass ihm soziale Gerechtigkeit wichtig ist. Und der dies
schon bisher in seiner politischen Tätigkeit bewiesen hat, im Einwohnerrat und
im Grossen Rat. Der zudem praktische
Berufserfahrung hat in der Jugendarbeit
und als Kinder- und Jugendbeauftragter
im Erziehungsdepartement des Kantons
Basel-Stadt. Dem von da klar ist, wie
entscheidend eine gute, bezahlbare ausserschulische Betreuung ist. Sie ist ja zugleich Voraussetzung dafür, dass Mütter
ihre Ausbildung im Arbeitsmarkt einbringen können. Und die Wirtschaft ist
darauf angewiesen, dass auch sie Lücken schliessen helfen, die wegen der
Masseneinwanderungsinitiative entstehen. Aus diesen und vielen weiteren
Gründen wähle ich Jürg Caflisch in den
Stadtrat. Tun Sie es auch! Er bringt Baden weiter.
MEHMET KÜÇÜK, BADEN-DÄTTWIL
KORRIGENDUM
Assunta Seiler unterstützt
Mario Delvecchio (FDP)
Weil FDP-Einwohnerrätin Assunta
Seiler Cuccu dabei war, als Erich Obrist
(SP) vor dem Löwenbrunnen seine
Stadtraskandidatur bekannt gab, ging
die Redaktion davon aus, auch sie stehe hinter seiner Kandidatur. Das ist
aber falsch. Vielmehr wirkt sie im Wahlteam von FDP-Kandidat Mario Delvecchio mit und unterstütze diesen zu 100
Prozent, wie die FDP mitteilt. (AZ)
VON STEFANIE SUTER
Höhlenmenschen in der Lava
ORLANDO MÜLLER, EHEMALIGER SP-EINWOHNERRAT
NACHRICHTEN
Baden Das «Fantoche» spielt
auch ausserhalb der Kinosäle:
In der Stanzerei etwa begegnen die Besucher animierten,
galoppierenden Wildschweinen oder Computerspielen mit
Aliens und Höhlenmenschen.
Es regnet heftig in der Stanzerei in Baden. Der Wind heult durch nackte Bäume, Wildschweine galoppieren im
Schnee an den Häusern vorbei und verschwinden im grauen Wald. «Ich hatte
wirklich das Gefühl, der Regen prasselt
herunter auf meinen Kopf», sagt die
junge Frau, die aus der weissen Kuppel
hervortritt. Der ab Lautsprecher eingespielte Wind übertönt fast ihre Stimme.
Die Kuppel ist eine 360-Grad-Leinwand, die darauf projizierte Animation
«Februar» hat der Holländer Maarten
Isaäk de Heer von Hand gezeichnet.
«Den Film müsste ich mir drei oder
vier Mal anschauen», sagt sie. «Sonst
kann ich gar nicht alle Details sehen. Es
passiert so vieles gleichzeitig.» Dafür
fehle ihr aber die Zeit. «Ich möchte
auch noch den Rest der Ausstellung sehen», sagt sie und geht weiter zu einem
der neun Computer, setzt sich die Kopfhörer auf und probiert eines der Abenteuer-Games aus. 14 Studenten der Zürcher Hochschule für Künste haben diese Computerspiele entwickelt. An der
Ausstellung in Baden stellen sie ihre Semesterarbeiten vor.
Ich gratuliere Erich Obrist ganz herzlich
zu diesem mutigen, für die Wähler von
Baden aber unabdingbaren Entscheid,
trotz Nichtnomination durch die SP zur
Wahl als Stadtrat anzutreten. Obrist hat
sich in der Vergangenheit durch seine Tätigkeit als Einwohnerrat und Mitglied verschiedenster Kommissionen als äusserst
engagiert, zielgerichtet und kooperativ gezeigt. Er ist ein Kämpfer für die Sache,
nicht für fundamentalistische Überzeugungen, die manchmal den gesunden
Menschenverstand in den Hintergrund
rücken lassen. Seine Kandidatur gibt uns
die Möglichkeit, den in seinem Ansehen
angeschlagenen Stadtrat nachhaltig zu
stärken und ihm neue Impulse zu verleihen. Mit ihm wählen wir einen weltoffenen, äusserst engagierten und über die
Parteigrenzen hinaus denkenden Stadtrat, der sich für das Wohl (und den guten
Ruf) der Stadt und seiner BewohnerInnen
voll und ganz einsetzen wird.
FISLISBACH
Personalwechsel bei der
Feuerwehrkommission
Ende 2015 wird Roman Belloli aus beruflichen Gründen seine Posten bei
der Feuerwehr Fislisbach abgeben. Er
war in den letzten Jahren sowohl Mitglied der Feuerwehrkommission als
auch Vizekommandant und Ausbildungschef. Für den Rest der Amtsperiode (bis 2017) wird Pascal Friedli seine Ämter übernehmen. (AZ)
INSERAT
Unter der 360-Grad-Kuppel-Leinwand wähnt man sich in einer regnerischen Winterlandschaft.
schwarzen Kiste ist Gabriel gross genug, um den Bildschirm sehen zu können. Den Game-Controller hält er mit
beiden Händen fest umklammert.
Plötzlich stehen die beiden Höhlenmenschen vor einem verschlossenen
Steintor. «Und jetzt?», fragt Gabriel den
Studenten, der ihm über die Schulter
blickt. «Du musst drei Schalter auf drei
Felsen umlegen, um das Tor zu öffnen», sagt ihm Student Michael Müller.
Zusammen mit David Krummenacher hat er das Spiel entwickelt. Zuerst
war da die Idee, verschiedene Aufgaben zu lösen, um den nächsten Level
zu erreichen. Dann kam die Geschichte
dazu: Aliens haben die Menschen der
Steinzeit versklavt. Der kleine, blonde
Ugh und der grosse, dicke Bobo sollen
sie befreien. Gabriel spielt weiter – da
stürzen Ugh und Bobo über einen Felsen in die Lavasuppe. «Oh, jetzt bist du
runtergefallen», sagt Michael Müller.
«Soll ich für dich den Anfang nochmals
spielen?» Gabriel nickt. Gemeinsam erreichen sie das Ende des ersten Levels.
Gabriel beginnt das Spiel wieder von
vorne. Doch bevor er mit seinen Spielfiguren wieder in der Lava untergeht,
holt ihn seine Mutter ab.
Weitere Fotos unter
www.badenertagblatt.ch
✴
▼
▼
▼
▼
●
●
●
●
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
DANIEL VIZENTINI
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
●
●
●
●
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
●
●
●
●
●
●
●
●
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
AUSSTELLUNG IN DER STANZEREI
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
▼
✲
●
●
●
●
●
●
❒
●
❒
●
❒
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
❒
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
●
Animierte Computerspiele
zu sehen am «Fantoche»
Von Stop-Motion-Games über unfreiwillige Abenteuer im Untergrund bis hin zu
Reisen in fantastische neue Welten: Die
Zürcher Hochschule der Künste stellt in
der Stanzerei aktuelle Projekte von Studierenden des Fachbereichs Game Design aus. Im Zentrum stehen dabei Adventure-Spiele mit Fokus auf interaktive
Erzählung und Rätsel in aufregenden
Welten. Die Gratis-Ausstellung ist noch
morgen Samstag von 12 bis 22 Uhr und
Sonntag von 12 bis 19 Uhr zu sehen. (AZ)