Kauft die Zeit aus! - Markus

Kauft die Zeit aus – Epheser 5,15-21 – Predigt von Sonja Wendl in der Ev. St.-MarkusGemeinde, Bremen am 26. April 2015
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Kauft die Zeit aus!
Bei uns zu Hause in Portugal haben wir einen neuen Dauergast.
Er hat sich klammheimlich bei uns einquartiert. Mann kann ihn
nicht sehen und doch ist seine Anwesenheit deutlich zu spüren.
Er hat ein sehr einnehmendes Wesen und es ist schwer, sich
seinen Forderungen zu widersetzen. Plötzlich schlägt er zu und
schon ist es zu spät!
Vielleicht kennen Sie ihn ja auch! Da er sich uns nicht vorgestellt hat, haben wir ihm einen Namen gegeben: "Zeitfresser".
Kommt Ihnen das bekannt vor? Ganz unvorhergesehen stiehlt
er uns eine Menge unserer eigentlich so reichlich zur Verfügung
stehenden Zeit.
Irgendetwas kommt plötzlich dazwischen! Herr "Zeitfresser"
meldet sich zu Wort. Unerwartete Schwierigkeiten zwingen uns,
stundenlang in Amtsstuben, Werkstätten oder anderen
Wartesälen zu verbringen. Schon ist unsere Zeit beachtlich
geschrumpft!
Man sagte uns, dieser ungebetene Gast nähme hauptsächlich
bei älteren Menschen, mit Vorliebe bei Rentnern Quartier. Ist
das so? Ich glaube, Herr "Zeitfresser" fühlt sich auch bei
jüngeren Leuten wohl. Stimmt´s?
Wie also damit umgehen?
In Portugal, das haben wir gelernt, gibt es ein einfaches Mittel
der Gegenwehr: "Calma, calma!", und "Paciência!" Immer mit
der Ruhe! Nur Geduld!
Heute jedoch wollen wir uns mit recht genutzter Zeit aus Gottes
Sicht beschäftigen.
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Dazu lese ich aus Epheser 5 die Verse 15 - 21:
15 So seht nun sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht
als Unweise, sondern als Weise,
16 und kauft die Zeit aus; denn es ist böse Zeit.
17 Darum werdet nicht unverständig, sondern versteht, was
der Wille des Herrn ist.
18 Und sauft euch nicht voll Wein, woraus ein unordentliches
Wesen folgt, sondern lasst euch vom Geist erfüllen.
19 Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und
geistlichen Liedern, singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen
20 und sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles, im Namen
unseres Herrn Jesus Christus.
21 Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi.
Meine Predigt mit dem Thema "Kauft die Zeit aus!" ist in
bewährte drei Punkte unterteilt:
1. Der Herr der Zeit
2. Die Zeit auskaufen
3. Erfüllte Zeit
1. Der Herr der Zeit
Unsere Zeit auf dieser Erde ist endlich. Das ist eine Tatsache,
der niemand ausweichen kann. Der Mensch ist ein zeitliches
Wesen! Sosehr sich die Wissenschaft auch um eine Unendlichkeit bemüht, es bleibt unverrückbar: Der Tag hat 24 Stunden
und das Jahr zählt 356 Tage. Auch wenn der Mensch ein hohes
Alter erreicht, steht ihm nur eine bestimmte Lebensspanne zur
Verfügung. Der Mensch und die Zeit, in die er eingebunden ist,
sind vergänglich!
Wie können wir also dieser Zeit etwas an Qualität hinzufügen,
wenn an der Quantität nichts zu rütteln ist?
Die Bibel sagt in Psalm 90,12: "Lehre uns bedenken, dass wir
sterben müssen, auf dass wir klug werden"
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Ich habe eher den Eindruck, dass wir modernen Menschen den
Tod und unsere Endlichkeit gerne verdrängen und unser wissenschaftlicher Verstand uns vorgaukelt, wir seien Herr über
Leben und Tod. Daher klammern wir die Tatsache, dass wir
sterben müssen, gerne aus und tun so, als ob wir ewig lebten.
Das Sterben und der Tod sind nicht mehr gesellschaftsfähig!
Das nennt Gottes Wort schlichtweg unklug!
Es gibt noch eine andere Form dieses unklugen Handelns.
"Lasst uns heute leben, denn morgen sind wir tot!" So wird
dann in dieses Leben alles hineingepackt und mitgenommen,
was nur immer geht: Karriere, Vergnügen, Besitz, Lust und
Konsum!
Schon wenn ich daran denke, steigt mein Stressbarometer! Das
kann´s doch wohl nicht sein! Wo bleibt die Lebensqualität
dabei? Die Frage bleibt: Für wen oder was setze ich meine Zeit
ein und warum?
"So seht nun sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht
als Unweise, sondern als Weise!", empfiehlt Paulus.
In der modernen Übersetzung "Hoffnung für alle" steht für
"Unweise" "Menschen, die von Gott nichts wissen wollen" und
für "Weise" "Menschen, die ihn kennen und lieben".
Ich gehe davon aus, dass heute morgen nur Menschen da sind,
die etwas von Gott hören wollen, denn sonst wären Sie ja nicht
hier! Und ich würde mich freuen, wenn auch alle ihn bereits
kennen- und liebengelernt haben! Wenn nicht: Was nicht ist,
kann ja noch werden! Die Liebe Gottes weiß immer Weg und
Zeit zu den Herzen! Schließlich steht ihm dafür eine Ewigkeit
zur Verfügung!
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Ich kann allerdings nicht behaupten, dass Menschen, die sich
nicht zum christlichen Glauben bekennen, töricht oder gar
schlecht sind. In meinem Leben haben schon viele Nichtchristen
eine wichtige Rolle gespielt, und ich schätze sie sehr! Von
manchen ist mir sogar mehr Interesse und Nächstenliebe
entgegengebracht worden, als von einigen Mitchristen!
Es ist daher schon recht provokativ, wenn der biblische Text
Menschen, die von Gott nichts wissen wollen, als unweise oder
töricht bezeichnet. Aber das Wort Gottes sagt das so, und ich
möchte dem nicht ausweichen. Wie ist das zu verstehen?
Haben wir es hier mal wieder mit einer Diskriminierung Andersgläubiger und Nichtgläubiger zu tun? Ist das mal wieder ein
Beweis für die Intoleranz des Christentums? Nein, so kann man
das nicht sehen! Das Wort Gottes rechtfertigt hier keine
Ausgrenzung oder Beleidigung! Unser Text hat ein ganz
anderes Ziel! Nämlich: die Ermutigung zu einem Leben mit
bleibender Qualität! Dieses Leben steht jedem offen, der seine
Augen vor dem Schöpfer aller Dinge nicht verschließt! Und
dieses Leben hat seinen Ausgang in einem neuen Verhältnis zu
Gott, dem Schöpfer aller Dinge und Herrn der Zeit.
Wie Christen im Alltag ihre Zeit füllen, soll diese Beziehung
bezeugen. Unser Lebenswandel soll natürlicher Ausdruck und
Antwort sein auf das große Liebesgeschenk, das Gott uns in
Jesus Christus gemacht hat. Christen sollen ihre Zeit nutzen,
um weiter zu geben, was sie selbst erhalten haben und immer
wieder neu empfangen: Liebe und Vergebung.
Wer sich von Gott geliebt weiß, wer ihm sein Leben anvertraut,
der weiß auch seine Zeit in Gottes Händen geborgen! Das
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macht ruhig und gelassen! Wer zu Jesus Christus gehört, darf
seine Zeit aus dem Fenster der Ewigkeit betrachten!
Wir haben vor Kurzem Ostern gefeiert. Ostern heißt Leben! Der
Tod ist besiegt! Jesus hat den Tod überwunden. Mit ihm werden
auch wir auferstehen. Wer aber als Ziel die Ewigkeit vor Augen
hat, braucht die Endlichkeit nicht zu fürchten, denn er hat
unendlich viel Zeit!
Daher ist es weise, sagt das Wort Gottes, unsere Augen nicht
auf das Vergängliche auszurichten, sondern auf das, was bleibt!
Dann brauchen wir nicht immer mehr aus unserer irdischen Zeit
herauszuholen, sondern können uns ganz gelassen darauf
konzentrieren, unserer Zeit mehr Inhalt zu geben!
Zunächst ist es jedoch wichtig, zu wissen, dass die Bibel zwei
Zeitbegriffe kennt: "Chronos" und "Kairos". Sie sind nicht
immer so eindeutig voneinander zu unterscheiden. Ich will
dennoch eine Definition versuchen, auch wenn sie im Sinne der
Sprachforschung nicht ausreichend ist.
"Chronos" ist demnach die Zeit, die wir kennen, die zählbaren
Stunden, Tage, Monate, Jahre usw., also die physikalisch messbare Zeit. Unsere Zeitvorstellung wird folglich vom "Chronos"
bestimmt. Unsere Uhren sind Chronometer. Können Sie sich ein
Leben ohne Uhr vorstellen? Schwer, nicht wahr? Ohne Uhrzeit
fühlen wir uns irgendwie hilflos und nackt!
"Kairos" hingegen ist ein Begriff, der in unseren Alltag nur
schwer zu übersetzen ist. Zusammengefasst könnte man ihn als
einen günstigen Zeitpunkt, Augenblick oder Zeitraum bezeichnen, der entsprechende Entscheidungen fordert. Unser
Bibeltext meint diesen "Kairos", eine qualitativ bestimmte Zeit,
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also das Richtige zur rechten Zeit zu tun. Geht das denn?, habe
ich mich gefragt. Und wenn ich den rechten Zeitpunkt
verpasse? Muss ich jetzt Angst davor haben?
Wir alle kennen doch verpasste Gelegenheiten, verpfuschte
Tage und sinnlos verplemperte Zeit!
Nein, muss ich nicht! Nicht, wenn ich den Herrn der Zeit, den
Schöpfer der Zeit kenne. Denn die rechte Zeit wird durch ihn
und von seinem Ziel mit seiner Schöpfung her bestimmt. Sein
Ziel aber mit uns ist nicht das Ende der Zeit, der Tod, sondern
das ewige Leben außerhalb jeder Zeit! Sein Ziel ist nicht Füllen,
Reparieren und Erhalten, bis nichts mehr geht, sondern
komplette Rettung und Wiederherstellung für immer! Und Gott
will, dass jeder hier auf dieser Erde dieses Ziel erreicht! Seine
Retterliebe gilt allen ohne Ausnahme! Dafür ist Jesus, Gottes
Sohn, auf die Welt gekommen und ans Kreuz gegangen! Er hat
den rechten Zeitpunkt für uns bereits erfüllt! Daher brauchen
wir uns nicht mehr vor unserer Mangelhaftigkeit und verpassten
Chancen zu fürchten!
Wer sich an ihm, den Herrn, ausrichtet, bekommt auch von ihm
immer wieder die Kraft, neu zu starten. Er bringt uns ans Ziel mit Sicherheit!
Lied: "Meine Zeit steht in deinen Händen" von Peter Strauch
Wir kommen zu Punkt zwei meiner Predigt:
2. Die Zeit auskaufen
Sollen wir nun doch wieder möglichst viel in unseren Alltag
hineinpacken, wenn auch unter christlichem Vorzeichen? Oder
geht es gar um einen religiösen Schlussverkauf?
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Nein, wir haben nichts zu verkaufen! Gottes Angebote für seine
Menschen gibt es nur geschenkt! Nicht vollfrachten, nicht
vermarkten, sondern unsere Zeit sinnvoll und richtig nutzen ist
damit gemeint. Da beginnt jedoch schon das nächste Problem!
Was ist sinnvoll, was ist richtig?
Hier gibt es mit Sicherheit tausend verschiedene Antworten.
Abermals stehen wir vor der Frage: Wer oder was bestimmt
unseren Maßstab? Worauf oder worin gründen unsere Vorstellungen und Werte?
Das Wort Gottes sagt, die Maßstäbe dieser Welt führen nicht
zum Ziel! Wir wollen also fragen: Was heißt sinnvoll genutzte,
rechte Zeit im Licht Gottes?
Mt 6,33 sagt: "Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach
seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen!" Die Zeit
auszukaufen, das Richtige zum rechten Zeitpunkt zu tun,
bedeutet demnach für Christen, ein Leben zu führen, dass vom
Ziel Gottes her bestimmt ist! Gottes Ziel für uns aber ist die
Ewigkeit!
Gottes Handeln ist durch Liebe, Geduld und Barmherzigkeit
bestimmt. Daher hat mit Jesus Christus eine neue Zeit, ein
neuer "Kairos", begonnen: die "Gnadenzeit".
Schon wieder so ein frommer Begriff, nicht wahr? Was heißt
das denn: Gnadenzeit? Das heißt nichts anderes als: Gott hat
Geduld und verlängert die rechte Zeit so lange, bis auch
wirklich jeder die Möglichkeit ergriffen hat, mit ihm in der
Ewigkeit zu leben, wenn er es denn möchte!
Und diese Zeit in seinem Sinne zu füllen, ist die recht genutzte,
ausgekaufte Zeit und Aufgabe für uns Christen.
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Das ist nicht so einfach, denn es ist "böse Zeit", sagt unser
Text. Was heißt das denn nun schon wieder?
Damals gab es viel Verwirrung und Durcheinander. Ephesus
war ein Schmelztiegel der Religionen und Philosophien. In der
turbulenten, quirligen und bunten Hafenstadt tobte das Leben!
Ablenkung gab es reichlich! Doch bei allzuviel Ablenkung geht
oft auch der Blick für das Wesentliche verloren.
Zuviel Ablenkung führt zu Orientierungslosigkeit. Im Dschungel
verläuft man sich schnell, auch im Dschungel der Möglichkeiten.
Weisheit und Nüchternheit sind daher gefragt, um die rechten
Entscheidungen treffen zu können. Das galt damals und gilt
auch heute.
Paulus stellt Rausch und Ekstase der Nüchternheit und Gotteserkenntnis gegenüber. Nicht Weingeist, sondern Heiliger Geist,
nicht Rausch, sondern Erfüllung, nicht Ekstase, sondern
Nüchternheit sollen das christliche Denken und Handeln
bestimmen.
Im antiken Ephesus stand jedoch u.a. der Dionysos-Kult in
hohem Kurs. Zu Ehren der Weingottheit floss hier der Wein in
Strömen. In der Ekstase des Rausches glaubte man, in besonderer Weise von der Gottheit bestimmt zu sein. Die Trinkgelage
nahmen dabei sehr häufig den Charakter von Orgien ein, denn
die rauschhaften Gottesfeste sollten auch der Fruchtbarkeit
dienen. Zügellosigkeit und Hurerei in Dienste Gottes! So nicht!,
sagt Paulus. Rausch und Ekstase führen nicht zur Gotteserkenntnis! Auf diese Weise vergeudet man kostbare Zeit und
steht in der Gefahr, auf Abwege zu geraten und sich selbst zu
verlieren.
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Ich möchte aber betonen: Nicht die guten Gaben Gottes, wie
z.B. der Wein, sind zu verachten, sondern deren Missbrauch,
selbst wenn es im Namen Gottes geschieht.
Man kann sich ja auch an anderen Dingen berauschen! Sucht
und Abhängigkeit jedoch sind nicht im Sinne Gottes!
Auch heute leben wir in einem Dschungel der Möglichkeiten.
Die Angebotspalette auf religiösem wie säkularem Gebiet ist
sehr vielfältig. Jeder von uns muss sich selbst fragen, wo für
ihn die Gefahr besteht, sich darin zu verlieren und seine Zeit zu
vergeuden. Vieles kann uns entmutigen, die Kräfte rauben oder
auch vom Glaubensweg abbringen! Dabei denke ich nicht nur
an die Einflüsse anderer Religionen und Kulturen. Auch unsere
Konsumgesellschaft und ebenfalls unsere christliche Religion
bieten genügend Ansatzpunkte, die mit Weisheit und Nüchternheit wenig zu tun haben. Gesetzlich erhobener Zeigefinger,
gewürzt mit Moralin und Strenge, gehört ebenso dazu, wie der
Missbrauch charismatischer Gaben wie Prophetie und Zungenrede! Jede Form von Missbrauch und Extremismus gehören in
diese Kategorie, in welcher Weltanschauung und Religion auch
immer!
Wir leben in einer Zeit der Orientierungslosigkeit. Einsamkeit,
Lieblosigkeit und Grausamkeit nehmen erschreckend zu! Krisen,
Kriege und Not! Die Religionen haben Anteil daran! Spott,
Verfolgung und Mord im Namen Gottes ist Tagesordnung
geworden! Angst, Leid und Hoffnungslosigkeit verbreiten sich!
Wie anders lautet die gute Nachricht von Jesus Christus! Wie
kann diese Nachricht von Liebe, Frieden, Rettung und Ewigkeit
hier wieder Licht ins Dunkel bringen?
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Recht genutzte Zeit, die Hoffnung bringt! Verstehen, was
Gottes Wille für mich ist, wie ich meine Zeit weise nutzen kann
- da ist guter Rat teuer! Das ist nicht so einfach! Dafür
brauchen wir eine Übersetzungshilfe, so scheint mir. Weisheit
im biblischen Sinne ist eben mehr als angesammelte Lebenserfahrung! Weisheit ist eine Gottesgabe! Wir brauchen Gottes
Heiligen Geist, um seinen Willen für unser Leben und Handeln
zu erkennen. Eine von Gottes Geist und Willen bestimmte Zeit
aber ist erfüllte und rechte Zeit. Diesem Geist in unserem
Leben Raum zu geben, dazu fordert Paulus auf.
EGB 182, 2,4,8 +Halelujah
Wir sind beim letzen Punkt der Predigt:
3. Erfüllte Zeit
"Lasst Euch vom Geist Gottes erfüllen!" Wie soll das geschehen? Wir haben schon gehört, dass Rausch und Ekstase nicht
dazu führen, vielmehr Nüchternheit gefragt ist. Wir können uns
den Heiligen Geist Gottes nicht selbst zimmern und eintrichtern! Gott selbst ist es, der uns mit seinem Geist füllt, wenn wir
seine Nähe suchen. Dies geschieht, wenn wir:
a) einander ermuntern.
Nicht mittels Alkohol, Drogen und anderen Mitteln oder Handlungen, die das Gemüt auflockern und in einen Zustand der
Schwerelosigkeit oder Bewusstseinserweiterung führen. Nein,
Gottes Geist ist dort zu finden, wo wir von Herzen gemeinsam
Gott loben und preisen. Ermuntern heißt, gemeinsam über die
eigenen Unmöglichkeiten und Begrenzungen hinweg auf die
unendlichen Möglichkeiten Gottes zu sehen! Dann gilt, was der
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Beter in Psalm 18 bezeugt: "Mit meinem Gott kann ich über
Mauern springen."
Einander zu ermuntern heißt: einander zu stärken, zu trösten,
Wegweiser zu sein und zu helfen, an der Hoffnung des Glaubens festzuhalten, bzw. zu helfen, die Hoffnung des Glaubens
zu ergreifen!
"Macht einander Mut, ladet gerne Gäste ein, zeigt es allen, dass
Jesus sie liebt!", heißt es auch in einem Lied von Diethelm
Strauch.
Solche Ermunterung ist Lebens- und Glaubenshilfe und geschieht in der Gemeinschaft mit Gott durch Lobpreis, Gesang,
Bibellese und Gebet. So kann der Geist Gottes die Herzen
erfüllen und Raum in jedem Einzelnen und auch in der christlichen Gemeinde finden.
Paulus erwähnt weiterhin, dass wir mit dem Geist Gottes erfüllt
werden, wenn wir:
b) danken.
Dankbarkeit verändert Herzen! Wer danke sagt, hält nicht alles
für selbstverständlich. Der schätzt Geber und Gabe gleichermaßen. Ein dankbares Herz ist frei von Bitterkeit, Neid und
Selbstsucht. Jemand hat einmal gesagt: "Dankbarkeit ist wie
Brausepulver: Sie bringt unser Leben zum Sprudeln!"
Aber: Danken - allezeit für alles - das ist schon eine echte
Herausforderung, nicht wahr? Dankbar sein auch für Nöte und
Schwierigkeiten im Leben? Ehrlich gesagt, das will mir nicht so
gelingen! Und ich persönlich denke, dass das auch gar nicht
gemeint ist! Natürlich bin ich nicht dankbar, wenn z.B. meinen
Kindern ein Unfall passiert, natürlich bin ich nicht dankbar,
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wenn ich die Diagnose "Krebs" erhalte! Nein, ich bin nicht
dankbar, wenn ein Flugzeug mit 149 Menschen an Bord
abstürzt, weil ein kranker Geist es verursacht. Dafür bin ich
nicht dankbar!
Aber in alledem bin ich durchaus dankbar für die Hilfe, Rettung
und Heilung, für die Geschenke, das Glück und den Reichtum,
die ich in meinem Leben schon erhalten habe! Und ich bin
dankbar dafür, dass ich zu einem Gott gehören darf, der mich
sieht und immer für mich da ist, auch in allen Schwierigkeiten
und Nöten meines Lebens! Das ist meine Erfahrung: Auf meinen Gott ist Verlass, ihm darf ich vertrauen! Er kann auch aus
den übelsten Dingen etwas Gutes wachsen lassen! Allemal ein
Grund zum Dank aus ganzem Herzen!
Als Letztes nennt Paulus noch ein wichtiges Merkmal christlichen Zusammenlebens als Quelle des Heiligen Geistes:
c) die gegenseitige Unterordnung.
Unterordnung hat in unserer Gesellschaft einen negativen
Klang. Wir verbinden mit diesem Begriff gerne Unterdrückung.
Unabhängigkeit und Selbstbestimmung hingegen sind die
obersten Prinzipien unserer Zeit. Unterordnung passt da nicht
hinein.
Was bedeutet Unterordnung aber im biblischen Kontext?
Paulus redet hier nicht von Unterdrückung Einzelner durch eine
Willkürherrschaft anderer! Vielmehr geht es um gegenseitige
Verantwortung. Jeder soll von sich weg sehen, um den anderen
in den Blick zu bekommen. Jeder soll das Gute für den anderen
suchen und tun! Nicht Egoismus, sondern Liebe ist gefragt!
Unterordnung setzt jedoch eine Ordnung voraus. Weil ich sie
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anerkenne und als richtig empfinde, füge ich mich in diese
Ordnung ein. Die gegenseitige Unterordnung ist daher gelebter
Ausdruck dafür, dass ich Gottes persönliche Ordnung für mein
Leben akzeptiere, mit allen Rechten und Pflichten, die damit für
mich verbunden sind.
Unterdrückung und Willkürherrschaft machen das Miteinander
kalt und schwer. Unterordnung aus Liebe und Gehorsam gegenüber Gott jedoch, machen das Leben warm, herzlich und einladend!
Wer sich unterordnet, sieht von sich selbst weg auf Gott. Mit
Gottes liebenden Augen erblickt er seinen Nächsten. So gewinnt
dann auch der Heilige Geist Raum in seinem Leben.
Die Zeit auszukaufen heißt, in der Liebe Gottes und der Kraft
des Heiligen Geistes einander zu dienen:
 in gegenseitiger Unterordnung
 im Gottesdienst
 durch Lebens- und Glaubenshilfe
 durch das Zeugnis unseres Glaubens.
Dazu möchte ich uns allen Mut machen! Lasst uns die Zeit
auskaufen! Amen.
Lied: "Seid fröhlich in der Hoffnung" von Diethelm Strauch
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