schwere last auf der neuen seidenstrasse

MARKETS & INNOVATIONS
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SCHWERE LAST AUF DER
NEUEN SEIDENSTRASSE
für welche die TEL das wirtschaftliche Auslastungsrisiko als Operator übernimmt – mit europäischen und
asiatischen Netzwerken innerhalb von Transportkorridoren zu einem neuen Netzwerk verknüpft, in dem
Ganzzüge und Einzelwagenverkehre mit hoher Regelmäßigkeit nach Plan laufen. Die Traktion in Mittel- und
Westeuropa übernimmt die DB Schenker Rail. Über
ihre Partner bindet die TEL existierende Verbindungen
zu den wichtigen Wirtschaftsmetropolen in Europa in
das transeurasische Netzwerk ein. „Damit knüpfen wir
in Europa ein Netzwerk mit über 30 ausgewählten Destinationen von Skandinavien bis nach Italien, Spanien oder Frankreich. In China wiederum sind aktuell
24 Metropolen über Partner an unser Netz angebunden
– das sich bis nach Japan erstreckt“, erläutert Hempel.
Die Züge fahren auf zwei Routen: im Norden auf
der klassischen transsibirischen Strecke zwischen
Malaszewicze/Brest und Sabaikalsk/Manjur (engl.
Manzhouli). Im Süden via Kasachstan über Dostyk/
Alashankou. Weil China über den Ausbau der Infrastruktur die innerchinesischen Regionen stärken will,
gewinnt diese südliche Route, die sogenannte neue
Seidenstraße („New Silk Road“), politisch und wirtschaftlich immer mehr an Bedeutung.
Mit regelmäßigen Zugverbindungen
zwischen China und Europa
bietet die Trans-Eurasia Logistics
Kunden die perfekte Ergänzung
zum Seeschiff und zur Luftfracht.
D
ie Trans-Eurasia Logistics (TEL) baut die Zugverbindungen zwischen Europa und China kontinuierlich aus. „Mit diesen Zügen positionieren wir uns
nicht in Konkurrenz zur Seefracht, sondern sehen uns
als sinnvolle Alternative zum Flugzeug“, sagt Andre
Hempel, Geschäftsführer der TEL. „Unser Angebot
ist sehr attraktiv für Kunden, die auf schnelle Transporte von hochwertigen Gütern setzen.“ Vor allem
Zulieferer für die Auto- und die Elektronik­industrie
setzen mittlerweile darauf, hochwertige Produkte
zügig und günstig zu transportieren. Im Vergleich
zum Schiff benötigt der Zug weniger als die Hälfte der
bis zu sechswöchigen Laufzeit, im Vergleich zum Flugzeug wiederum ist Schienengüterverkehr auf dieser
interkontinentalen Verbindung viel preiswerter.
Die TEL – ein Joint Venture der Deutschen Bahn
AG und der russischen RZD mit Sitz in Berlin, Moskau
und Shijiazhuang – hat diesen Markt seit 2008
als P
­ ionier mitentwickelt. Dabei werden aktuell
Ganzzugleis­tungen zwischen den Hubs Duisburg und
Hamburg und der polnisch-weißrussischen Grenze –
WAREN IM WERT VON ACHT MILLIARDEN USD
Die TEL ist seit 2008 vom Pionier zum erfolgreichen
Operator geworden. Aus den 4.000 TEU-Containern,
die 2012 auf der Bahn nach China bzw. Europa gelangten, sind heute 28.000 TEU-Container geworden.
„2014 haben wir Waren im Wert von acht Milliarden
US-Dollar befördert“, sagt Hempel. Statt zwei bis drei
NETZWERKE ZWISCHEN
DEN KONTINENTEN
September 2008:
erster TEL-Testzug von China nach Europa auf der Nordroute
für den Kunden Fujitsu Siemens
März 2011:
erster TEL-Testzug auf der Südroute von Chongqing (China)
nach Europa (Duisburg)für den Kunden HP
Juni 2011:
Ausbau der Testzüge zu Regelzügen auf der Südroute für die
Kunden HP/YXO
Juli 2014:
Start der TEL-Regelzüge von Duisburg nach Chongqing mit
Fokus auf der Autoindustrie
März 2015:
Start der TEL-Regelzüge von Wuhan(China)nach Hamburg
April 2015:
Start der TEL-Regelzüge von Hamburg nach Wuhan (China)
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RAILWAYS 03 | 15
Sie transportieren häufig hochwertige Ware und senken so die Kapitalbindungskosten Ihrer Kunden. Wie
sieht das mit der Sicherheit der Güter aus?
Die Sicherheit der transportierten Ware liegt uns sehr am
Herzen. Natürlich sind alle Terminals und Züge bewacht.
Hinzu kommt, dass wir und die Kunden die Züge via GPS
live verfolgen können.
INTERKONTINENTAL:
Die beiden Routen
durch Russland verknüpfen die Netzwerke
in Asien und Europa.
Hamburg
Duisburg
Wie hat sich das Interesse bestehender und potenzieller Kunden entwickelt?
In den vergangenen Monaten hat die Zahl der Interessenten und der Anfragen zugenommen. Wir haben ja schon
ganz schöne Erfolge: Immer mehr Kunden binden diese
­außergewöhnliche Schienenverbindung in ihre Lieferketten
ein. Heute fahren wir sogar hochwertige Fertigautos, die
in Duisburg in einen Container geladen werden und 14 bis
16 Tage später in China auf die Straße rollen! Allerdings benötigt die Planung für solche regelmäßigen Verkehre zwischen Asien und Europa schon Zeit. Die dafür notwendigen
Prozesse haben die Kunden bis zu zwei Jahre lang mit begleitet und ihre Lieferketten entsprechend umgestellt. GIGANTISCHES
NETZWERK:
Die TEL ist ein Joint
Venture der DB
AG und der
russischen RZD.
Das Unternehmen
hat ein großes
Netzwerk in
Europa und Asien
aufgebaut.
Kontakt | Nicolai Noeckler
Telefon:+49 (0)30 297-54805
[email protected]
Andre Hempel, Geschäftsführer der
Trans-Eurasia Logistics (TEL).
Fotos: trans-eurasia-logistics
ERFOLGREICHER PIONIER
Herr Hempel, was ist das Besondere an der TEL und
den Zügen nach China?
Wir verbinden Asien und Europa durch die Transportkorridore über Russland/Kasachstan. Mit unseren Partnern – hier vor allem Kombiverkehr in Europa und
Beijing Trans Eurasia International Logistics in China –
können wir ein Netzwerk aufspannen, das in seiner
Dichte aktuell einzigartig ist. Allein in China umfasst es
gegenwärtig die Anbindung von 24 Metropolen an die
Zugsysteme – und Metropolen sind in China tatsächlich
große Millionenstädte! Mit unseren zuverlässigen und
regelmäßigen Zugverbindungen sind wir die perfekte Ergänzung zum Flugzeug und zum Schiff!
Unser Erfolg begründet sich darauf, dass wir als Operator
das Bindeglied zwischen den Logistikunternehmen und
den Bahnen sind, das Auslastungsrisiko der Züge übernehmen und damit die Transportmöglichkeiten in den
transeurasischen Korridoren allen Kunden zur Verfügung
stellen.
Dadurch war eine Entwicklung vom Company-Train zum
Public-Train möglich.
Züge die Woche starten heute jede Woche bis zu fünf
Züge – in der Hochsaison im Weihnachtsgeschäft auch
mehr – mit exakten Fahrplänen in beide Richtungen.
In den Netzwerken fährt TEL die Waggons ab China
bis zur russischen und kasachischen Grenze, bündelt
sie dort erneut und fährt durch bis Europa. Über
Weißrussland und Polen bedient die TEL über die
beiden Hubs Duisburg und Hamburg das mittel- und
westeuropäische Schienennetz.
Dabei hat die TEL etwas geschafft, was Fachleuten
fast unmöglich erschien: zwischen West und Ost eine
Paarigkeit der Züge herzustellen. Durch die intelligente Verknüpfung der Netzwerke ist die Zahl der
Leerwagen beschränkt, die über Tausende Kilometer
heimwärts rollen müssen. Außerdem können die
unterschiedlichen Zuglängen in China, Russland und
Europa nahtlos aufgelöst werden. Perfekt abgestimmte Systeme beherrschen die Übergänge: Kein
Container muss an der Grenze warten, weil die Züge
in Europa kürzer sind als in Russland. „Wir sind in
der Lage von paarigen Verkehren zu sprechen – das
kann kein anderer auf dieser Strecke!“, sagt Hempel.
TEL setzt auf den Ausbau der bestehenden Verkehre. Nicht nur, weil China massiv in die Infrastruktur investiert. Sondern auch, weil der Markt wächst.
Immer mehr Regionen und Städte in China fragen bei
der TEL an, um über die Schiene neue Märkte und
effizientere Lieferketten aufzubauen.
an
Sabaikalsk
Malaszewicze
Dostyk
Kumul
Peking
Schanghai
Chongqing
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