Schwäne auf den Schweizer Seen

schaftlich nicht mehr tragbar ist. Dann aber besteht
immer noch die Möglichkeit, Abhilfe zu schaffen.
Lassen wir den schönen, stolzen Schwan auf dem
Bodensee leben. Freuen wir uns, daß auch er dem
Schwan bleibende Heimat geworden ist.» So lautet
gewiß
die Ansicht der Bodenseefischerei. Diese
sehr interessante und lehrreiche Erklärung des PräsiMannes,
Welti,
Bodensee
am
der
eines
Paul
denten
geboren und
als Sohn einer alten Fischerfamilie
aufgewachsen ist und der als Berufsfischer den See
hervorragend
kennt,
und sein Wasservolk ganz
dürfte unsern zu Unrecht verdächtigten Schwänen
allgemein zustatten kommen und auch die Vorarlberger Landesregierung veranlassen, ihren staatlich
bewilligten Schwanenmord einzustellen.
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Dr. Bernhard Kobler
Champagnerpfropfen
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knallen
dürfen nich
Schwäne auf den Schweizer Seen
Die herrliche Schwanenkolonie auf dem Genferund der Rhone gehört zu den besondern Schönheiten Genfs. Ebenso unterhält die Stadt Luzern auf
See und Reuß seit vielen Jahren eine ansehnliche
see
Schar von Schwänen. Um auch den großen Bodensee
zu verschönern, setzten wir im Frühling 1920 ein Luzerner Schwanenpaar im alten
Rheinbett beim Städtlein Rheineck ein. Das mit
Schilf und Binsen gut bewachsene Flußbett gefiel
den beiden Vögeln derart, daß sie sofort nisteten,
brüteten und nach sechs Wochen mit sieben Jungen
mit Schwänen
im alten Rhein auf und abschwammen. Gegen den
Herbst zu, als die Jungschwäne flügge geworden
waren, reiste die ganze Familie zu Wasser und zu
Luft in den offenen See hinaus, überall von jedermann freudig begrüßt, wo sie sich blicken ließ.
Aber schon im Winter verjagten die beiden Altschwäne ihre selbständig gewordenen Kinder und
bereiteten sich auf eine zweite Brut vor. Jäger und
Fischer wurden wiederholt darauf aufmerksam gemacht, daß der Schwan ein durch das kantonale
l
Jagdgesetz geschützter Voge
sei, wobei die eidgenössischen Grenzwächter so gut wie Private fortsorgten,
daß die Schwäne nicht bewährend dafür
lästigt oder gar abgeschossen wurden.
Die «weite Brut brachte im kommenden Mai
wiederum ein halbes Dutzend Jungachwäne, und so
ging es bis zur achten Brut immer weiter, bis die
brave Schwänin, auf einem Nest voll Eier sitzend,
von einem Deutschen Schäferhund zu Fetzen zerrissen wurde. Die mit dem dritten Lebensjahr reif
gewordenen Jungschwäne paarten sich dann und
schwammen nach Wochen ebenfalls mit Nachkommen- im alten Rhein umher, dessen Sand- und Kiesinseln ihnen herrliche Brutplätze boten.
Im weitem schenkte die Firma Bally, Schönenwerd, dem Bodensee verschiedene Schwanenpaare
aus ihrer Kolonie in der Aare. So kam es dann,
daß die Schweizer Schwanenkolonie auf dem BodenGroßvögeln
see mit der Zeit zu einigen hundert
heranwuchs, die den Seeufern bei Bregenz, Lindau,
sogar bis nach Konstanz und dem Untersee und
rheinabwärts bis Stein am Rhein überall gern gesehene Besuche abstatteten.
Das ist die kurze Entstehungsgeschichte der
Schwanenkolonie am Bodensee. Die schon in der
Literatur verewigte Behauptung des schweizerischen
Ornithologen Dr. Noll-Tobler, die Kolonie sei aus
verwilderten Uferschwänen von selbst entstanden,
entspricht den Tatsachen nicht.
Nach zuverlässiger Schatzung der staatlichen
Fischereiaufseher beträgt heute die Zahl der auf
Bodensee und Rhein vom Bündnerland bis nach
Basel hinab lebenden Großschwäne über tausend
Stück. Den Winter über bildet der Untersee
seiner vielen Wasserpflanzen wegen ihren Lieblingsaufenthalt, so daß dort rund fünfhundert Großvögel
kurzerhand in den See schmeißen und dadurch die
Schwäne mit dieser Seuche infizieren.
Neuestens ist am Bodensee ein böser Schwanenkrieg ausgebrochen. Die ursprüngliche Befürchtung
der Bodenseefischer, der Schwan fresse sehr viele
Fische, war unbegründet. Wenn nämlich die Fischerboote im herbstlichen Felchenlaich mit Fischen angefüllt dem Ufer zufahren und die Fischer die Eingeweide der Blaufelchen in den See hinaus werfen,
schnappen die dem Boot folgenden Möwen die «Feirhenkutteln>; als Leckerbiesen weg, während der
Schwan sie nicht anrührt. Trotzdem gibt es immer
wieder Leute, die den Schwan unbedingt als Fischereischädling zu verdächtigen suchen, weil er angeblich Fischlaich fresse. In letzter Zeit erschienen in
der Presse größere Einsendungen mit dem Titel
«Von der Belchcnschlacht zum Schwanenmord».
Darin wurde der Schwan als gefährlicher Konkurrent der Fischerei verdächtigt, die ihm den Kampf
bis aufs Messer ansagen wolle. Bereits haben die
österreichischen Fischer in der Bregenzer Bucht
sämtliche Gelege mit Schwaneneiern vernichtet und
jede Vermehrung dieser Vögel unterbunden.
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dami
«Die Fischer», fährt die erwähnte Einsendung
fort, «lieben eis, die weißen Schwäne möglichst
«cnwarz zu malen. Sie behaupten, daß jeder Schwan
die Fischerei jährlich um 1500 bis KiOO Fr. Mäklige»
weil er Fischlaich fresse. Die Fanfarenstöße vom
Schwäbischen Meer her hätten bei uns Schweizer
Fischern bereits ein williges Ohr gefunden, so daß
tausend Schwäne eingefangen und getötet werden
sollen, obschon die Fischer im letzten Jahr dem
See eine Fischbeute von über einer Million Franken
entnommen und dabei so viele Fische aus dem See
gezogen hätten, daß man sie nicht mehr verkaufen
konnte.>; Das «Vorarlberger Volksblatt» vom 8. September 1958 enthält folgende fast unglaubliche Meldung:
«Gemäß 5 35 der Bodenseefischereiverordnung
LGB 1, Nr. 30/1936, wurden die Schwäne in erheblicher Weise als schädlich erklärt. Die Fischer und
die Organe der Fischereiaufsicht dürfen Schwäne in
den Laichgebieten während der Laichzeit der Fische
auf beliebige Art, jedoch ohne Anwendung von
Schußwaffen oder Giftstoffen, fangen und töten. So
wurden denn viele Schwäne mit Rudern und Stangen erschlagen oder ihnen mit Sicheln die Köpfe
abgehackt. Da sich die Jugend in diesem Sport beLandesgesetz gesonders hervortut, ist das zitierte
eignet, unter Anweisung der Erziehungsberechtigten
einen verrohenden Einfluß auf die Jugend auszuüben.»
Wer den Bodensee näher kennt, ärgert sich das
Jahr hindurch genügend an den vielen Freveltaten,
Seevogelwelt ausgesetzt ist,
denen unsere prächtige
ganz abgesehen von der berüchtigten Belchen-
'
schlacht, die man nicht ganz abschaffen, aber doch
in eine geordnete Jagd bringen kann. Daß aber die
Vorarlbergische Landesregierung den Schwanenmord
sogar durch eine gesetzliche Bestimmung fördert,
ruft einem allgemeinen Protest aller Schwanenfreunde am ganzen Bodensee.
Anderseits hat das Institut für Seenforschung in
Langenargen erklärt, daß die Schwäne wohl den
Laich mit Pflanzen fressen, wohl kaum viele frei
schwimmende kleine Fische erwischen, daß aber der
durch die Schwäne angerichtete Schaden auf dem
Bodensee unwesentlich ist.
Erfreulicherweise nehmen auch die staatlichen
Fischereiaufseher eine ablehnende Stellung ein zu
der berüchtigten Anschwärzerei der Bodenseefischer. Höchst interessant aber ist die Erklärung
von Paul Welti (Rheineck), dem Präsidenten des
Schweizerischen Berufsfischerverbandes am Bodensee. 'Sie lautet : «Mit Erstaunen haben wir vom Inder Beichenschlacht zum
halt der Einsendung
Schwanenmord", der anfangs September in führenden Zeitungen der Schweiz erschienen ist, Kenntnis
genommen. Die Berufsfischer am Bodensee fragen
sich, wie kann man solche faustdicken Lügen der
'
Presse zur Veröffentlichung übergeben? Geradezu
lächerlich ist die Berechnung, daß jeder Schwan
-jährlich
Schaden
1600
1500
bis
Fr.
dem -Fischbestand
zufüge. Wir können die öffentliche Erklärung abgeben», fährt der Präsident des Schweizerischen
Berufsfischerverbandes am Bodensee weiter (was
auch ich als Gründer der Schwanenkolonie und
jahrzehntelanges Vorstandsmitglied des Internationalen Bodenseefischerei- Verbandes aller Berufs- und
Sportfischer der Länder Baden, Württemberg,
Bayern, Oesterrcich und 'der Schweiz bestätige),
«daß an keiner einzigen Versammlung jemals die
Frage der Reduzierung des Schwanenbestandes am
Bodensee besprochen wurde. Sollten österreichische
Fischer in der Bregenzer Bucht absichtlich Schwanengelege vernichtet haben, so wäre dies sehr zu
bedauern.»
«AU Vegetarier ist der Schwan reiner Pflanzenfresser», fährt der Präsident des Schweizerischen
Berufsfischerverbandes weiter. «Man hat jedoch beobachtet, daß Schwäne die dem Schilf anhaftenden
Fischeier abstreifen und fressen. Dabei handelt es
sich in der Hauptsache um Laich der Ruchfische,
wie Brachsmen, Schleien und anderen, "die heute
volkswirtschaftlich nahezu wertlos sind, weil sie niemand mehr kauft. Dadurch besteht die Gefahr der
Uebervölkerung des Sees mit Ruchfischen und der
Verdrängung der Edelfische.»
«Wie tot und leer», erklärt Präsident Paul Welti,
«wäre unser Bodensee ohne die vielen Wasservögel
aller Arten. Natürlich kann auch auf diesem Gebiet
eine Uebervölkerung eintreten, die fischereiwirtAufnahmen Undroos
überwintern. Schon verschiedene Male tauchte der
Gedanke auf, es seien ihrer zu viele, man müsse
einen Abschuß vornehmen; bis jetzt unterblieb dies
aber. An einem Frühlingstag verbrachte man ein
Schwanenpaar in den malerischen Gübsen-Stausee
oberhalb St. Gallen, das im Laufe des Sommers mit
neun gesunden Jungschwänen den See verschönerte.
Weil der Stausee den Winter über vollständig zufriert, wurden die neun Jungtiere im Jahre 1932 versetzt. Fünf von ihnen kamen in den Walensee und
die Linth bei Weesen, die restlichen vier wurden
auf Wunsch von Dr. Eberle, Einsiedeln, in den neuen
gondelten alle
Sihlsee eingesetzt. Eines Morgens aber
neun Schwäne auf dem Zürcher Obersee umher.
Bald zogen sie seeabwärts und erfreuten plötzlich
die Zürcher Bevölkerung als erste wilde Schwäne
lediglich
in der Limmat am Limmatquai. Daß sie
entwichene Rapperswiler Parkschwäne waren, ist die
Behauptung
eines Ornithoaus der Luft gegriffene
logen. Eine Ehrenrettung in der <;NZZ>; genügte, um
die zu Tode erschrockenen Zürichseefischer zu beruhigen, daß die Schwäne als harmlose Pflanzenunmöglich liquidieren.
fresser den Fischbestand
Mit der Zeit wurden verschiedene Schwanenpaare
vom Bodensee in den Luganersee versetzt. Von dort
aus flogen sie ohne Pässe in den italienischen Comergeschützte
see hinüber, wo sie die Behörden bald als
Vögel erklärten. Heute bemüht sich die Stadt Luino
um die Ansiedlung von Bodenseeschwänen im Langensee. Im allgemeinen leben die Schwäne in den
italienischen Seen leider nicht lange, weil die ItalieGeflügel
an Geflügelcholera eingegangene
ner
«Der Champagner ist der einzige Wein, der die
Frau auch schön sein läßt, nachdem sie von ihm
getrunken hat», sagte die Marquise von Pompadour
als eine Kennerin feinen Lebensgenusses, und nicht
zuletzt deswegen ist der Champagner immer da anzutreffen, wo es hoch und festlich zugeht. Ab im
Jahre 1680 der brave Kellermeister der Benediktinerabtei von Hautvillers bei Epernay, Dom Pcrignon (1638 1715), auf den Gedanken kam, den in
der Champagne gewachsenen Wein erst im -F r ü h
ling
also nach der ersten Garung im Faß
in
Flaschen abzuziehen, und hinter das Geheimnis der
Flaschengärung kam, da ahnte er freilich noch nicht,
gemacht hatte.
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welch epochale Entdeckung er dami
Der gute klösterliche Kellermeister würde sich im
jetzt
umdrehen,
wieder zur Neuwenn er
Grabe
jahrs- und der bald darauf folgenden Fastnachtszeit
auf dem ganzen Erdenrund die Pfropfen aus den
Flaschen von Epernay, Reims, Ay knallen hörte.
Denn der Erfinder der Flaschengärung mit dem
perlenden Moussieren wußte nur zu genau, wie
schädlich der knallende Zapfen für den Gehalt de«
Champagners ist. Nur dem Unerfahrenen darf der
Zapfen zur Decke springen, der Gourmand und
e
Kenner aber weiß, daß damit das verborgen
Geheimnis, das jahrelang in der Flasche schlummerte,
verraucht und verloren geht.
Champagner, dieses goldhelle und lichte Getränk,
taucht immer da auf, wo man das Leben in vollen
Zügen genießen möchte, auf Ballen, an Galadiner«
der Diplomatie, bei Hochzeiten und an Neujahr
und der Fastnachtszeit, aber manchmal auch in
stillen Liebesstunden, denn er wandelt Trübsal in
Heiterkeit, nimmt dem Leben seine Schwere und
Herbe und krönt die kleinen Feste des Alltags. Es
ist ein so feiner Wein, daß man eigentlich selten
jemand mit einem Champagnerschwips, geschweige
denn mit einem Rausch antrifft, und er läßt eben,
was die Pompadour, schon erkannt hatte, die Frauen
auch nach dem Genuß des herrlichen Tropfens in
unverdorbener Schönheit strahlen. Nicht umsonst
ist der schäumende Wein das Lieblingsgetränk des
großen Frauenfreundes Louis XIV gewesen.
Die Damen der galanten Epoche sprachen gleichfalls dem «vin Perignon» zu, der erst später seinen
heutigen Namen nach der Gegend, wo er wächst,
bekam. Man hat in Hautvillers das Verfahren der
Herstellung lange geheimgehalten, aber schon 1736
ist in Reims in größerem Umfang Champagner hergestellt worden. Er war damals eine kostspielige
Angelegenheit, denn 1746 platzten von 6000
Flaschen
deren 5880. Aber trotz anfänglichen Schwierigkeiten
begann der Champagner seinen Siegeszug
um die
ganze Welt anzutreten und ist auch von den amerikanischen Drinks nicht geschlagen worden. Die
Champagners
hängt
Qualität des
von vielerlei Imponderabilien und genau zu befolgenden Traditionen der Behandlung ab, und besonders begabte
Küfer hüten die Geheimnisse der verschiedenen
Kellereien. Schon die Pressung der Reben darf nicht
so wie bei billigen Weinen forciert und nicht alle
d ü r f e abgepreßt werden. Eines der GeRückstände n
heimnisse liegt schon in der Pflege der Weinberge,
dem Schnitt der Reben und dem Aufbinden, und
etwas von den frohen Gesängen der Weinleserinnen
scheint sogar in die Früchte und den Wein überzugehen. In Fässer abgefüllt, beginnen die
Fermente
zu arbeiten, das Gesetz der rN a t u geht seinen Gang,
und erst wenn die Hefe etwas erschlafft und durch
die Kälte des Winters an Wirksamkeit verliert,
wird der Wein durchsichtig klar. Jetzt werden die
Ernten durch Kenner probiert, die Weine entsprechend gemischt und der Cuveewein in Flaschen abgezogen, die schnellstens verschlossen und in die
Keller gebracht werden. Kilometerlang ziehen sich
diese unterirdischen, oft 'zweistöckigen Gewölbe hin,
wo in einem einzigen Unternehmen bis zu 20 Millionen Flaschen auf den Pulten stehen und von Zeit
spezielle
zu Zeit durch die Rüttler
Kellermeister
bewegt werden müssen. Nach oft jahrelanger
Lagerung kommen die Flaschen zum Versand,
werden zuerst degoriert, das heißt man entzieht ihnen
die Hefe und verkorkt sie dann endgültig. Würde
man die Flaschen einer einzigen Ernte zu einem
Turm aufschichten, so würde er eine Höhe von
90 Metern erreichen, die Lagerbestände aber erreichen die halbe Höhe eines Eiffelturms, und der
Versand beträgt jährlich etwa 30 Millionen Flaschen
aus der Champagne, wozu noch der Sekt aus den
Rheinlanden hinzukommt. Der Druck in einer guten
Champagnerflasche hat ungefähr 3 bis
4 Atmosphären
in einem Autoreifen haben wir ungefähr
, und wenn man dann schlag
2 Atmosphären
12 Uhr in der Silvesternacht die Flasche entkorkt,
dann darf wie gesagt der Zapfen nicht zur Decke
gejagt werden
so schön das auch knallen mag
,
sonst geht etwas vom Köstlichsten des Getränkes
verloren. Eine weitere Champagnersünde ist es, den
Champagnerkelch hinzustellen und dann wieder
am
Glas zu nippen; man behält das Glas in der Hand,
bis es geleert ist. Nicht umsonst haben sich die
galanten Lebenskünstler früher Champagnergläser
sogenannte Pomponnette
in Form von Hörnchen
machen lassen, die gar keinen Fuß zum Abstellen
besaßen,
alle*
Neue Zürcher Zeitung vom 20.12.1958
Hatts Heini Baseler