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Die Faust als Argument
1. Kapitel: Gewalt begegnet uns überall …
Das ist Lukas. Er ist schlecht in der Schule aber Lukas bekommt, was er
will. Das ist ein Vorfahre von Lukas. Auch er war nicht helle, aber – du
ahnst es schon – er bekam, was er wollte.
Dass Konflikte mit Gewalt entschieden werden, begegnet uns überall
auf der Welt und in unserer Gesellschaft. Oft geht es gegen Schwächere
oder Randgruppen. Gewalt hat eine hässliche Fratze.
Viele Jugendliche haben aber auch bereits Gewalterfahrungen in ihrem
engsten sozialen Umfeld wie in der Familie, in der Schule oder auf der
Straße gemacht. Das ist aber nur die eine Seite.
Dies ist die andere Seite von Gewalt: wir verharmlosen und verherrlichen
Gewalt. Gewaltfilme und Spiele machen aus Mördern Helden und
zeigen Brutalität als Vorbild. Letztlich vermitteln sie: Gewalt ist cool!
Doch ist Gewalt wirklich cool?
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2. Kapitel: Gewalt hat viele Gesichter
Manche finden Lukas ganz toll. Er selbst fühlt sich als Gangstar-Boss.
Kleinere müssen ihm Kohle abdrücken. Andere bekommen einfach so
aufs Maul. Hehy – Suuuuper Lukas!
Der Begriff Gewalt hat seinen Ursprung im Althochdeutschen und
bedeutet soviel wie stark sein – beherrschen.
Mit Gewalt übt man immer Macht auf einen oder mehrere andere aus.
Es gibt unterschiedliche Formen von Gewalt. Man unterscheidet in:
• Personale Gewalt, also ein situatives ungleiches Machtverhältnis
unter Menschen.
• Und in strukturelle Gewalt, also ungleiche Herrschafts- oder
Machtverhältnisse im gesellschaftlichen System.
Zudem unterscheidet man in
• Physische Gewalt, also beispielsweise körperliche oder sexuelle
Gewalt.
• Und in psychische Gewalt, also jemanden unter Druck zu setzen
oder ihm Rollen zuzuweisen.
Die Folgen von Gewalt durch ihre Täter sind immer die Schädigung und
das Leiden von deren Opfern.
Welche Formen von Gewalt kennen wir aus unserem näheren oder
ferneren Umfeld? Heftiges Schubsen, Schlagen und Verprügeln sind
Formen physischer Gewalt. Der Einsatz von Waffen ist dabei eine sehr
schwere Form der körperlichen Gewalt. Auch Jugendliche können dafür
in Jugendarrest kommen. Schon der Besitz oder das Mitführen mancher
Waffen ist strafbar. Wer sich nicht an die Verbote hält, bekommt mit der
Polizei und den Gerichten Ärger.
Häufiger sind die Fälle psychischer Gewaltanwendung.
Jemanden systematisch schlecht oder fertig zu machen, also zu
mobben, zählt dazu. Einschüchtern, drohen und erpressen sind Formen
dieser seelischen Gewalt.
Auch hier können die Jugendstrafen erheblich sein. Gerade bei
Erpressungen sind die Verantwortlichen an Schulen sowie Polizei und
Gerichte konsequent mit Strafen.
Streng gesehen ist es strafrechtlich schon eine so genannte Nötigung,
wenn man jemanden mit Absicht nicht vorbeilässt – und die Täter
können dafür verfolgt und bestraft werden.
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3. Kapitel: Als Stärkerer bist du wer!?
Lukas ist der Stärkste. Viel mehr als drohen und zuschlagen kann er nicht.
Zuhause gibt’s auch immer auf die Fresse. Ganz schön Scheiße – so ein
Leben als Gangstar!
Gewalt ist ungerecht, schadet oder verletzt Menschen und sie ist
strafbar – fett Ärger ist also vorprogrammiert!
Objektiv betrachtet ist Gewalt nicht anziehend, sondern abstoßend.
Dennoch hat Gewalt oder das Gehabe drum herum eine
Anziehungskraft auf einige junge Menschen. Warum ist das so?
Jeder Mensch braucht Bestätigung. Manche sind gut in der Schule,
manche haben Erfolg im Sport oder haben ein ehrgeiziges Berufsziel.
Andere freuen sich an der Natur, ihrem Körper, können gut tanzen,
helfen im Sanitätsdienst oder haben ein anderes Hobby, sind in einem
Verein aktiv oder machen einfach so regelmäßig etwas mit Freunden.
Man kann sich seine Bestätigung und Selbstbewusstsein auch holen,
indem man durch Stärke oder Brutalität Macht über andere ausübt.
Oft sind gewalttätige Jugendliche mit ihrem Leben nicht zufrieden oder
frustriert.
Viele sind auch selbst Opfer von Gewalt und kennen keine anderen
Wege, um Konflikte zu lösen. Gewalt hat aber auch mit dem Verhalten
in einer Gruppe zu tun.
Eine Täterschaft aus der Gruppe fällt oft leichter, als allein anderen
Unrecht zu tun. Man sagt, die Hemmschwelle zur Gewalt ist in der
Gruppe geringer und hört als Rechtfertigung oft „es haben andere ja
auch mitgemacht“. Die eigene Verantwortung wird so an eine Gruppe
oder einen Anführer abgegeben.
Es kommt niemand als Schläger auf die Welt. Ein gewaltbereites
Auftreten hat oft auch mit einem Männerbild zu tun, demzufolge der
Stärkste und Mutigste der Chef ist.
Ok. Er ist der Stärkste und hat hier das Sagen, aber cool – ist er noch
lange nicht!
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4. Kapitel: Wege aus der Gewalt
Lukas kann nicht sagen, was er will. Seine Gefühle versteckt er hinter der
Gewalt. Die Faust ist sein einziges Argument. Eigentlich hat er sich in
Svenja verguckt. Nur: die kann prügelnde Idioten nicht leiden.
Viele Kinder und Jugendliche, die zuschlagen, kommen auch nur mit
ihren Aggressionen nicht klar. Das Wort aggressiv kommt aus dem
Lateinischen: aggredi – herangehen, angreifen.
Aggressives Verhalten kann sich sowohl gegen Personen als auch
gegen Sachen richten. Auch wenn sich aggressive oder gewalttätige
Menschen oft stark, selbstbewusst und unnahbar geben, ist Aggression
und Gewalt immer eine Form von Ohnmacht.
Die Faust als Argument ist nie ein Ausdruck von Stärke, sondern immer
von Schwäche. Ein „Halt die Fresse, sonst hau ich dir Eine rein“, zeigt,
dass der Drohende sachlich und mit Argumenten nicht mehr
weiterkommt oder unterlegen ist.
Doch man kann trainieren, seine Aggressionen in den Griff zu
bekommen. Dazu gibt es eine Reihe von Interaktions- oder
Rollenspielen. Wichtig ist, dass Konflikte nicht eskalieren, sondern gelöst
werden.
Eine auch in vielen Schulen praktizierte Maßnahme dazu ist die
Streitschlichtung. Wissenschaftler haben diesem verständlichen Wort
auch den Namen >Mediation< gegeben. Wir bleiben bei
Streitschlichtung.
Mittels eines neutralen Schlichters stellen beide Konfliktparteien den
Sachverhalt aus ihrer Sicht dar. Vielleicht kannst du dadurch den
anderen besser verstehen oder ihr findet einen Kompromiss, mit dem
beide Seiten leben können.
Du lernst so, Konflikte selbst konstruktiv zu regeln. Dies kann eine wichtige
Erfahrung sein und einen Veränderungsprozess einleiten. Ziel muss es
sein, dass Argumente und Kompromisse Konflikte lösen und die Faust als
Argument keinen Platz mehr hat.
Solche Aktivitäten dienen zur Gewaltprävention, also sollen vorbeugen,
so dass es erst gar nicht zur Gewalt kommt.
Es gibt natürlich aber auch immer Jungs und Mädels, denen all das am
Arsch vorbeigeht. Für die bleiben immer noch die repressiven
Maßnahmen. Wir erklären es gleich …
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5. Kapitel: Nichts gefallen lassen – Recht haben!
Der kleine Maximilian hat Lukas angezeigt. Jetzt hat er Ärger in der
Schule. Und mit der Polizei. Lukas steht alleine da. Und wenn er nicht in
den Knast will, haut der Lukas nur noch den …
Hallo, da sind wir wieder.
Repression heißt soviel wie Unterdrückung im Sinne von Zurückdrängen
und meint in diesem Fall in erster Linie, der Gewalt durch Strafe zu
begegnen. Regeln aufzustellen, diese durchzusetzen und diejenigen zu
bestrafen, die sich nicht an diese Regeln halten, ist im modernen
Rechtsstaat einzig dem Staat selbst überlassen. Man nennt dies das
Gewaltmonopol des Staates.
Der Staat erlässt Gesetze und setzt diese durch. Gewaltdelikte regelt das
Strafgesetzbuch, indem beispielsweise Körperverletzung, Nötigung oder
Erpressung mit entsprechendem Strafmaß geahndet werden.
Über Körperverletzung heißt es in § 223
„Wer eine andere Person körperlich misshandelt oder an der Gesundheit
schädigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe
bestraft.“
Und weiter: „Der Versuch ist strafbar.“
Zwar gelten in der Jugendgerichtsbarkeit altersgerechte Strafformen,
aber wer mindestens 14 Jahre alt ist und beispielsweise einem anderen
eine reinhaut, wird von Polizei und Staatsanwaltschaft strafrechtlich
verfolgt und kann von Gerichten verurteilt werden.
Diesen rechtsstaatlichen Schutz sollten Opfer für sich unbedingt in
Anspruch nehmen. Beantworte Gewalt nicht mit Gegengewalt, sondern
versuche Gewalt zu vermeiden oder ihr aus dem Weg zu gehen.
Wer bedroht, erpresst oder misshandelt wird, sollte sich daher unbedingt
den Eltern, dem Beratungslehrer, einer anderen Person seines
Vertrauens, einer Beratungsstelle oder direkt der Polizei anvertrauen.
Gewalttäter dürfen keine Macht über dich gewinnen, weil sie keine
Macht haben.
Je nach Problem kannst du mit einer Schlichtung oder einer Anzeige
den Kreislauf der Gewalt durchbrechen und du wirst vom Opfer zur
handelnden Person.
Ganz gleich wo dir Gewalt angetan wird: Auf der Straße, in der Schule
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oder in der Familie: Nur wer die Angst besiegt, wird frei und unbeschwert
leben können.
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6.Kapitel: Zusammenfassung
Gewalt kann uns überall begegnen
• In den Nachrichten
• In der Gesellschaft
• In der Schule
• In der Familie
• Und in Form von Gewaltfilmen und Spielen
Man unterscheidet Formen der Gewalt in
• Physische, also körperliche Gewalt wie Schläge oder Quälen.
• Und psychische, also seelische Gewalt durch Bedrohen,
Beherrschen, Mobben oder das Zuschreiben von Rollen.
Ursachen von Gewalt können sein
• Aggressionen und Frust
• Sprachlosigkeit und Ohnmacht
• Imponiergehabe
• Gruppenverhalten
• Fehlendes Selbstbewusstsein
• oder selbst Opfer von Gewalt zu sein.
Lösungen von Konflikten können sein
• Schlichtung, auch Mediation genannt
• Abbau von Aggressionen, beispielsweise durch
Antiaggressionstraining
• Sich jemanden anvertrauen oder die Täter anzeigen.
Gewaltdelikte sind Straftaten und werden von
• Polizei
• Staatsanwaltschaft
• Und Gerichten verfolgt.
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