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Wort _ Z o n e
1.0
Jahrgang 2015
Anfänge
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eratur
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i
L
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neu
Autoren Wolfgang Brenneisen |
Markus Bundi | Jacqueline Crevoisier |
Thomas Glatz | Peter Frömmig |
Hermann Kinder | Ana Lang | Adrian
Naef | Walter Neumann | Inga
Pohlmann | Peter Salomon | Rainer
Stöckli | Hansjörg Straub | Brigitte
Tobler | Werner Weimar-Mazur u. a.
Themen Die Verlorenen radeln
nach Amsterdam | Gelöste Welträtsel |
Verhinderte Künstler | Ist Goethe
geil? | Erfüllte Wünsche |
Impressum
Wort_Zone
1.0 | 2015
Magazin für neue Literatur
Herausgegeben von Klaus Isele Editor, Eggingen
Erscheint in unregelmäßiger Folge
Die hier publizierten Texte sind, wenn keine
Quellenangabe vermerkt ist, Originalbeiträge.
Die Rechtschreibung richtet sich nach den
jeweiligen Vorgaben der Autorin, des Autors.
Über unverlangt eingesandte Manuskripte kann nicht in
jedem Fall Korrespondenz geführt werden. Keine Gewähr.
Copyright: Bei den Autorinnen und Autoren
Redaktion & Kontakt: [email protected]
www.ArsLittera.de
Dank an: Heinrich Thomas (Freiburg), Hansjörg Straub (Überlingen),
Marianne Ganzenmüller (Augsburg)
Um inhaltlich unabhängig und kritisch bleiben zu können,
bemühen wir uns nicht um staatliche Subventionen.
Demzufolge können keine Autorenhonorare gezahlt werden.
Spenden an den gemeinnützigen Verein Ars Littera sind willkommen.
Alle Rechte vorbehalten © 2015
Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand, Norderstedt
ISBN 978-3-7347-6600-8
Editorial
Eigentlich sollte die erste Ausgabe von »Wort_Zone« schon vor
rund zehn Jahren unter dem Titel »B 314« erscheinen. Aber zwischen Absicht und Realisierung lagen mehr als zweihundert verlegerisch von mir betreute Buchveröffentlichungen sowie die Gründung der Kulturinitiative ARS LITTERA , unter deren Dach die­ses
Magazin nun erscheint. Manchmal müssen Pläne auch liegenbleiben, reifen und sich weiterentwickeln …
»Wort_Zone« möchte Literatur aus den Regionen BadenWürttemberg, Deutschschweiz, Vorarlberg, Bayerisch-Schwaben,
Elsaß und Liechtenstein präsentieren – einem Sprachraum, den
man als »Alemannien« bezeichnen könnte, obwohl dieser Begriff
historisch so gut wie nie verwendet wurde. Ist es ein Zufall, daß
sich die Zeitschrift »Allmende«, die 30 Jahre lang das literarischpublizistische Sprachrohr dieser alemannischen Internationale war,
kürzlich von unserer Region losgesagt hat, nunmehr ins Bundesweite tendiert und Gefahr läuft, unter all den anderen Literaturzeitschriften unterzugehen?
Eine Tür schließt sich, eine andere öffnet sich …
In literarischer Hinsicht gibt es keine gattungsspezifischen Ein­
schränkungen bei »Wort_Zone«. Neben den klassischen Formen
Lyrik und Kurzprosa sollen auch Auszüge aus unveröffentlichten
Romanen abgedruckt werden, Tagebuchnotizen, Sentenzen, experimentelle Versuche, essayistische Zuspitzungen, Polemiken, literaturwissenschaftliche Porträts, Buchbesprechungen etc. Wie sich
die Zeitschrift in Zukunft entwickelt, wird vom Engagement der
beteiligten Autoren und von der Zahl der literaturbegierigen Leser abhängen.
Sture Programmatik soll es bei der redaktionellen Arbeit nicht
geben, auch keine volltönenden Absichtserklärungen, sondern stattdessen ein kontinuierliches Schöp­fen aus der bunten Vielfalt unserer literarisch so ergiebigen Region. Beständig Neuland entdecken,
könnte als Motto und Credo für die inhaltliche Ausrichtung von
»Wort_Zone« stehen. Neue Texte und wenig bekannte Autorinnen und Autoren vorzustellen, die selbst sogenannte Insider nicht
kennen, ist Anspruch und Anreiz für die neue »Wort_Zone«.
Es gibt nämlich ein überaus spannendes literarisches Leben
jenseits des bereits Etablierten. Während das Etablierte die Spitze
des Eisbergs bildet, spielt sich viel mehr und Entscheidendes un3
terhalb der Sichtlinie des Literaturbetriebs ab. Diesem bislang wenig Sichtbaren und auch dem geflissentlich Übersehenen möchte
»Wort_Zone« ein Forum sein.
Um möglichst effektiv arbeiten zu können, werden Herstellung und Vertrieb dieser Publikation in die Hände des Dienstleisters BoD gelegt. Es wird auf die Einrichtung von klassischen
Abonnements verzichtet. Wir bitten deshalb darum, sich »Wort_
Zone« in Ihrer Lieblingsbuchhandlung zu be­sorgen. Um zu erfahren, wann ein neues Magazin erschienen ist, können Sie sich mit
Ihrer E-Mail-Adresse bei »Wort_Zone« für die Eintragung in
eine entsprechende Liste von Interessentinnen und Interessenten
anmelden.
Beim Stöbern, Lesen und Sich-Verweilen in der ersten Ausgabe von »Wort_Zone« wünsche ich Ihnen viel Vergnügen.
Klaus Isele (Editor)
4
Inhalt
Lyrik und Prosa
Hermann Kinder . Die Verlorenen radelten nach Amsterdam
6
Markus Bundi . Little Joe
12
Bert Siegfried . Der erfüllte Wunsch (Gedichte)
16
Walter Neumann . Die Welträtsel lösen
19
Jacqueline Crevoisier . Aufruf der einen Landsleute an die
andern oder der andern an die einen (Gedichte)
25
Peter Salomon . Der verhinderte Künstler (Gedichte)
32
Thomas Glatz . Grüß Gott in …
35
Brigitta Klaas Meilier . Im Gegenwind (Gedichte)
44
Peter Frömmig . Entwurf eines Helden
46
Ruth Werfel . Vergessen (Gedichte)
52
Thomas Meier . Genauso 54
Albrecht Rasche . Hungrige Hunde (Gedichte)
56
.
Björn Schroth Das Stufentreffen
59
Anne-Marie Kenessey . mandelsplitter (Gedichte)
65
Sylvia Keyserling . Spiel der Erinnerung
67
Gabriele Markus . Anderswo, jetzt (Gedichte)
73
Ana Lang . Hörweite
75
Brigitte Tobler . dazwischen
82
Mona Sauter Peer . Projektionen (Gedichte)
85
Alrun Moll . Abschied (Gedichte)
87
Adrian Naef . Campo de Fiori (Gedichte)
90
Verena Lang . Zwei Gedichte
96
Werner Weimar-Mazur . undulation (Gedichte)
98
Leonor Gnos . Geteilte Wege
101
Esther Ferrier . le grand bleu
102
Essay
Wolfgang Brenneisen . Ist Goethe geil? Oder wenigstens cool? 104
Inga Pohlmann . Heinrich Ernst Kromers Briefwechsel
111
Kritik
Rainer Stöckli . Über die neue Rhetorik im Gedicht
114
Hansjörg Straub . B 314 (Ein Skizzenbuch)
25 Fragen: beantwortet von Peter Salomon
Lieblingssätze aus empfehlenswerten Büchern
Buchbesprechungen
117
129
131
133
5
Hermann Kinder
Die Verlorenen radelten nach Amsterdam (1960)
Die Verlorenen radelten nach Amsterdam, um sich ein wenig ganz
zu verlieren. Henning sagte Spinoza, Otto von vorne Koffie, Peter
De Stijl, E Javaanse Jongens, Otto von hinten sagte Oho, die
Grachten. Bis kurz vor Emmerich ging es halbwegs gut, wenn
auch nicht schön. Die Sonne war mal ein gleißender Teller im
Dunst, dann wieder ganz im Dunst, der den Himmel weißlich und
das Grün giftiger machte, verschwunden. Das änderte sich nicht,
das steigerte sich, je höher die Sonne stieg. In der Ebene kamen sie
gut voran. Sie verfuhren sich [keine Radwege, keine Radkarten] –
Otto von vorne hatte von seinem Onkel eine Karte bekommen,
Deutschland-Nord, die vom Harz in der SBZ bis Nimwegen
reichte und die sie nur ein einziges Mal zu Rate zogen – , verfuhren sich nochmal, und nachdem sie lange, die Radstangen wacklig
zwischen den Beinen, gestanden und gestritten hatten, wo lang es
gehen solle, wollten sie einem Bauern hinterher, der mit seinem
Trecker Furchen durch ein abgeerntetes Kornfeld zog, aus dem
die gelben Stoppel standen. Hinter dem Trecker fielen Möwen in
die Furchen ein, Krähen, die sich mit den Möwen und den anderen Krähen zankten. Sobald der Bauer die Verlorenen gesehen
hatte, schaute er, schräg auf dem blechernen Treckersessel sitzend,
nur hinter sich, wendete ohne Halt und bemerkte sie nicht. Der
6